Was der Muslim NICHT ist | Fragen an den islam

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Was der Muslim NICHT ist
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Jan 18, 2016
In jüngster Zeit wird die Welt leider
allzu oft von schlechten Nachrichten heimgesucht. Sein es Terror-Anschläge,
Flüchtlingskriesen, tote angespülte Kinder, gesellschaftliche Kommentare mit
rassistischem Unterton oder sich anbahnende Feindseligkeiten zwischen
einzelnen Gruppen der Gesellschaft. Es wird viel über den Islam und den
Muslim diskutiert. Dabei wird von Muslimen vielerorts oft so etwas gesagt,
wie „der Islam ist Frieden“, „Muslime sind keine Terroristen“ oder „Der Islam
ist tolerant und nicht gewalttätig“. Und das sagen sie auch zurecht denn diese
Aussagen stimmen. Dann kann man sich aber auch zurecht fragen, was denn
den Islam und den Muslim tatsächlich ausmacht und was eben nicht. Denn es
gibt auch viele Stimmen die sagen, der Islam ist gewalttätig und Muslime
gefährlich und sie haben auch für sich legitime Beweise dafür. Wen soll man
glauben? Dazu wollen wir uns hier äußern.
Aus Qurʾān und Sunna heraus kann man mehr als genug Belege dafür finden,
was den Islam und den Muslim ausmachen soll:
Ein Muslim ist eine vertrauenswürdige und vertrauenserweckende Person. Es
ist untersagt dass er für seinen eigenen Vorteil oder seine Gelüste und sein
Vergnügen seinen Glaubensbruder opfert und zu seinem Nachteil handelt.
Diese beiden Überlieferungen unterstreichen dies;
Ein Muslim ist der von dessen Hand und Zunge die anderen
Muslime keinen Schaden tragen. (Buhârî, Îmân 4,5)
Wer das was er für sich selbst erwünscht nicht auch für seinen
Glaubensbruder erwünscht, der kann kein wahrhaftiger Gläubiger
sein. (Buhârî, Îmân 7)
O Gesandter Allahs! Wer lebt den Islam am besten?“ Er
antwortete: „Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die anderen
Muslime sicher sind. (Ṣaḥīḥ al-Buḫārī)
Die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde.
Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche,
verrichten das Gebet und entrichten die Abgabe und gehorchen
Gott und seinem Gesandten. Siehe, Gott wird sich ihrer erbarmen.
Gott ist mächtig und weise. (Sura at-Tawba 71)
Der Muslim soll also in erster Linie eine friedfertige Person sein, der
insbesondere durch seine vorbildhafte Tugend auffallen sollte und in Sachen
Moral und Ethik tadellos ist. Er ist hilfsbereit und voller Barmherzigkeit. Er ist
fromm und verrichtet seine Gottesdienste, ohne dabei jemanden zu belästigen.
Ist es denkbar, dass solch ein Muslim gleichwohl auch Gewalt zum Programm
machen kann, obwohl er doch im Grunde genommen friedfertig, barmherzig
und vertrauenswürdig sein soll? Dazu gibt es auch diverse Passagen:
Vermeidet Unfrieden! Den zu Zeiten des Unfriedens ist die Zunge
wie der Schlag des Schwertes. (Ibn-i Mace, Fiten 24)
Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord
(begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als
ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so
ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. Unsere Gesandten
sind bereits mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Danach
aber sind viele von ihnen wahrlich maßlos auf der Erde
geblieben. (Sura al-Māʾida 32)
Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist die
Hölle; darin wird er ewig weilen. Und Gott zürnt ihm und
verflucht ihn und bereitet ihm eine gewaltige Pein. (Sura an-Nisāʾ 93)
Für diejenigen, die die gläubigen Männer und die gläubigen
Frauen foltern und danach nicht umkehren, ist die Pein der Hölle
bestimmt, ja, für sie ist die Pein des Feuerbrandes bestimmt. (Sura
al-Burūǧ 10)
Terror, Mord, Folter, Vandalismus und Tyrannei sind dem Muslim seitens
seiner Religion also verboten. Für den Muslim gibt es seitens seiner Religion
also keine Erlaubnis für solch ein Verhalten. Es würde zwar ohnehin nicht
zum oben beschriebenen Profil des barmherzigen, vertrauenswürdigen und
friedfertigen Muslims passen, aber das Verbot ist trotzdem explizit und
unmissverständlich ausgesprochen. Das macht sehr deutlich, dass der Muslim
sich davon zu distanzieren hat und solche Gewalttaten bzw. solch eine
Tyrannei nicht zum Islam gehört. Aber im Weltgeschehen ist die Tatsache,
dass Tag für Tag solche Schreckenstaten geschehen, nicht zu leugnen. Ist es
dann eigentlich dem Muslim gestattet alle Tugend und Frömmigkeit über
Bord zu werden und zum Schwert zu greifen, um im Exzess das Blut aller
willkürlich zu vergießen? Hierzu gibt es diverse Textbelege:
(Es gibt auch) diejenigen, die sich eine (eigene) Moschee
genommen haben aus Schadenslust und Unglauben, zum
Anstiften von Zwietracht zwischen den Gläubigen und als
Beobachtungsort für den, der zuvor gegen Gott und seinen
Gesandten Krieg geführt hat. Sie werden sicher schwören: »Wir
haben nur das Beste gewollt.« Aber Gott bezeugt, daß sie ja nur
Lügner sind (Sura at-Tawba 107)
Zur Zeit der "Ahirzaman" (wortwörtlich: Ende der Zeit) werden,
klein im Alter, beschränkt im Geiste, eine Gruppe junger
Menschen auftauchen. Sie werden den ehrwürdigsten aller
Geschöpfe, den Propheten Muḥammad (S.A.S) und den Qurʾān
rezitieren, jedoch werden sie so, wie der Pfeil aus dem Bogen
fliegt, aus der Religion austreten. Ihr Glauben verbleibt einzig in
ihren Kehlköpfen. (Buhari, Menakıb, 25)
Es steht also fest, dass vermeintlich im Namen des Islams, Menschen und
Gruppierungen auftauchen werden, die jenem Titel nicht würdig sind und
skrupellos den Namen des Islam für ihre eigenen Zwecke missbrauchen
werden. Gewalt, Korruption, Tyrannei und illegale Aktivitäten jeglicher Art
sind ihr Programm. Sie mögen äußerlich wie Muslime aussehen und benutzen
symbolische und rhetorische Mittel, um sich als Verfechter des Islams
ausgeben zu können, aber das ist höchstens nur eine raffinierte Täuschung.
Wenn dem so ist und das alles mit dem Islam und den Muslimen nichts zu tun
hat, wie hat dann der Muslim sich eigentlich in solchen Situationen zu
verhalten und was wäre gemäß seiner Religion richtig? Im Text steht
folgendes:
Es steht fest das ein Unfriede, ein Uneinigkeit ein Streit kommen
wird. Wenn dies eintritt geh mit deinem Schwert zum Berg Uhud!
(Berg aus Vulkanischem Gestein nördlich von Medina)
Schlage das Schwert gegen den Berg, bis es zerbricht. Dann gehe
zurück in dein Heim, bis dich ein sündige Hand (Jemand der
kommt um dich zu töten) oder der Tod dich ereilt. (Ibn-i Mace, Fiten
24)
Kurz vor dem Jüngsten Tag gibt es so viel Zwietracht wie dunklen
Teile der Nacht. Der Mensch erreicht innerhalb dieser Zwietracht
den Morgen als Gläubiger, des Abends wird er Ungläubig sein;
Abends wird er gläubig sein des Morgen ein Ungläubiger. Solche
die bei dieser Zwietracht sitzen bleiben sind besser als Solche die
stehen, Solche die gehen sind besser als die Laufenden. Sodann
zerbrecht eure Bögen, zerreißt eure Bogensehnen und schlagt eure
Schwerte auf Stein. Wenn Sie eure Häuser betreten sollten seid
der bessere der zwei Söhne Adams. (Seid wie Abel der stirbt, nicht
wie Kain der tötet) (Ebu Davut, Fiten 2, Tirmizi, Fiten 33)
Und haltet allesamt am Seil Gottes fest und spaltet euch nicht.
Und gedenket der Gnade Gottes zu euch, als ihr Feinde waret und
Er Vertrautheit zwischen euren Herzen stiftete, so daß ihr durch
seine Gnade Brüder wurdet; und als ihr euch am Rande einer
Feuergrube befandet und Er euch davor rettete. So macht euch
Gott seine Zeichen deutlich, auf daß ihr der Rechtleitung
folgt. (Sura al-Āl-i ʿImrān 103)
Ob er Unterdrückter oder Unterdrücker ist, der Gläubige muss
seinen Bruder helfen! Wie man jemanden hilft der etwas
Schlechtes tut erklärt der Prophet (s.a.s) folgendermaßen: Du
bringst ihn dazu dass er keine schlechten Taten mehr vollbringt.
Das ist die Unterstützung die du ihm leistest. (Buhârî, Mezalim, 4;
Müslim, birr, 62)
Es gibt keinen Zwang in der Religion. (Sura al-Baqara 256)
Der Muslim ist also in Zeiten der Aufruhr und der Zwietracht zunächst
besonnen. Er ist nicht übermütig und kindisch emotional. Im Gegenteil
erinnert er sich gerade dann, an die Gebote seiner Religion und an seinen
Händen klebt nicht das Blut unschuldiger Menschen. Er tut sein Bestes seine
Mitmenschen von ihren Fehlern abzubringen, aber dabei begeht er nicht
dieselben Fehler. Er bekämpft also Feuer nicht mit Feuer. Seine Frömmigkeit
und Tugend bleibt auf gleichem Niveau, ob nun Frieden herrscht oder Krieg.
Aber wie kommt es dann, dass anscheinend an vielen Orten der Welt Muslime
negativ aufzufallen scheinen? Es wäre nämlich töricht zu denken, alle
Muslime entsprechen auch exakt dieser Erklärung und es gibt keinerlei
Probleme in der Welt des Islams. In der Tat ist der Mensch nicht frei von
Makeln und der Muslim ist dabei keine Ausnahme. Der Muslim ist also nicht
perfekt, er ist nicht geschützt von Fehlern, Begierden und Gelüsten.
Entsprechend wäre es auch nicht fair zu erwarten, dass der Muslim immer
und zu jedem Moment die moralisch einwandfreie Instanz ist. Aber trotzdem
tragen wir solche Erwartungshaltungen öfters an unsere Mitmenschen heran.
Denn wir haben ein Bild von ihnen oder wir haben ihren Aussagen Glauben
geschenkt und es stört uns dann wenn wir sehen, dass etwas anderes getan
wird. Es ist schwierig den Leuten verständlich zu machen, dass der Islam
Frieden ist, wenn die Muslime selbst untereinander so verstritten sein
können. Der Gelehrte „Bediüzzaman“ Said Nursi hat hierzu wichtige Worte:
Bekanntlich ist die Verderbnis bei Gütern von hoher Qualität weit
schlimmer als bei ganz gewöhnlichen Dingen. So könnte man z.B.
Yoghurt oder Milch, die sauer geworden ist, durchaus noch essen,
während man ranzig gewordene Butter nicht mehr essen dürfte:
sie schmeckt wie Gift. So wird auch das ehrenwerteste, ja in der
Tat edelste aller Geschöpfe, der Mensch, wenn er verdorben wird,
noch missratener als ein missratenes Tier. Gleich Würmern, die
sich am Gestank verfaulender und verwesender Dinge delektieren,
und Schlangen, die es lieben, zu beißen und zu vergiften, finden
sie ihren Stolz und ihr Vergnügen im Sumpf der Irrwege und der
schlechten Sitten, genießen die Verletzungen und die Verbrechen
in der Finsternis ihrer Bösen Taten und nehmen so die Natur und
die Gewohnheiten des Satans an. (dreizehnter Blitz, zehnter Hinweis)
Dementsprechend ist es umso schlimmer wenn ein Mensch der aufgeklärt ist
über Moral und Ethik, über Gott und das Jenseits und über gut und schlecht,
von selbigen abkehrt. Für ihn gibt es nichts Heiliges mehr und keine
Schamzone oder Tabu. Es ist noch möglich Leute zu unterweisen, die das
Wort Gottes noch nicht kennengelernt haben, auch wenn sie derweil in
abwegigen Pfaden wandeln. Wenn aber jene die Gottes Wort erhalten und
noch dazu verstanden haben, davon unbeeindruckt bleiben, bedeutet es dass
ihre Herzen ausgetrocknet sind und sie den Pfad der Tugend wohl nicht mehr
begehen können. Man darf sich aber fragen, ob solche Leute denn tatsächlich
auch Die Weisheit und die Barmherzigkeit der göttlichen Gebote und Verbote
verstanden und verinnerlicht haben. „Bediüzzaman“ sagt hierzu:
Wohingegen ein Zweifel oder ein Ablehnen gegenüber einen der
Säulen des Glaubens vielfach verheerender und schädlicher ist als
die Unachtsamkeiten in den Detailfragen der Religion. Daher
kommt es: die wichtigste Angelegenheit ist es durch das
Umwandelns des nachahmenden Glaubens, hin zum
bestätigenden Glaubens, den Glauben zu stärken, den Glauben zu
festigen, den Glauben zu retten. Sich mit den Ecksteinen des
Glaubens mehr als alles andere zu beschäftigen ist zu einem
eindeutigen und unausweichlichem Bedürfnis, sogar zu einer
Pflicht geworden. So wie dies in der Türkei ist: So ist dies auch in
dem Rest der islamischen Welt. (übersetzt aus: Sözler, Konferans)
Dies ist genau der Wert, der uns heute mehr und mehr zu fehlen scheint. Wir
müssen es nämlich schaffen unsere Lobpreisungen und Behauptungen von
Tugend und Frömmigkeit mit unseren Handlungen zu bestätigen und zu
untermauern. Dafür müssen wir aber unsere Religion richtig kennenlernen
und uns mit Herz und Verstand mit ihr auseinandersetzen. Wir müssen Gott
mit seinen Eigenschaften und in seinem Wirken besser verstehen und die
Anleitungen für unsere Lebensgestaltung von unserem ehrenwerten
Propheten (s.a.s.) entnehmen. Dafür müssen wir unseren Propheten (s.a.s.)
näher kennenlernen und sein Eifer, seine Tugend, seine Frömmigkeit und
seine Leidenschaft verstehen. Denn nichts war unserem Propheten (s.a.s.)
wichtiger als die Schönheit Gottes in Wort, aber vor allem in Tat zu
verkündigen. Wenn er über den Wert des Gebets predigte, so gab es
niemanden der mehr betete als er selbst, frei von Sünde tat er gemäß
Überlieferung täglich über 70 Mal Buße um den Wert der Buße aufzuzeigen
und wenn es um Werte wie Großzügigkeit und Gerechtigkeit ging, war der
ehrenwerte Prophet (s.a.s.) stets die Spitze und Maxime. Dies müssen wir als
Muslime wieder beherzigen und unsere Werte und die Schönheit unserer
Religion in Wort und Tat vermitteln. Denn wir können nicht verlangen oder
erwarten, dass die anderen immer mit guten und reinen Blick auf uns schauen
und uns alle Fehler verzeihen. Es ist unwahrscheinlich dass sie allem zu trotz
immer tolerant, wohlwollend und sensibel sind. Denn wir geben ihnen immer
wieder das Versprechen, dass unsere Religion schön und richtig ist und wir
selbst auch danach leben. Aber wir scheinen uns oft nicht daran zu halten.
Jüngste Ausschreitungen und Gewaltakte säen innergesellschaftlich
Zwietracht. Diesbezüglich müssen wir Muslime uns zunächst selber
überprüfen und uns selber reinigen, ehe wir versuchen dies bei anderen
vorzunehmen. Denn nichts ist so effektiv wie die beobachtbare Aufrichtigkeit
im Eifer des Menschen. So hat es auch der ehrenwerte Prophet (s.a.s.)
geschafft in einer kurzen Zeit, aus den unreinsten Barbaren die zivilisiertesten
und ansehnlichsten Menschen zu machen. An dieses Erbe müssen wir uns
wieder erinnern und diesen Geist aufleben lassen. Solange wir dies beherzigen
und danach streben, werden wir unseren Mitmenschen auch zunehmend
positiv auffallen und in ihren Herzen Sympathien gegenüber dem
Gottesglauben erwecken. Und das ist mitunter unsere größte Pflicht im Leben.
Denn der wahre Muslim ist vielleicht nicht sehr belesen, vielleicht ist er auch
nicht sehr aufgeweckt und achtsam, möglicherweise ist er nicht mal sehr aktiv
in der Gesellschaft und religiös sehr praktizierend. Aber er ist auch nicht
gewissenslos, anteilslos oder herzlos. Früher oder später im Leben wird er dies
auch auf eine schöne Art und Weise zeigen oder es zumindest wollen. Dass er
dies früh im Leben erkennt und beherzigt ist wertvoll. Denn ein „zu früh“ gibt
es für die Tugend und die Frömmigkeit nicht, sehr wohl aber ein „zu spät“.
Selam & Dua
Fragenandenislam - Team
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