Bibelstunde 5. Woche 2004 1 Kor 5,1-7,16 Die geschenkte Freiheit in Jesus Christus richtig leben Der Gemeinde in Korinth ging es so gut, dass Paulus ihnen Arroganz nachsagen muss. Die Botschaft der Sündenvergebung und die daraus resultierende Freiheit war ihnen zu Kopf gestiegen. Soweit, dass diese geschenkte Freiheit nun falsch verstanden zu einem offenen Tor für nicht erkannte und geduldete Sünde wurde, so dass die Gemeinde im Begriff war, ihre geistliche Kraft zu verlieren und zugrunde zu gehen. Um den Text 1. Kor 5,1-5 (besonders V.5) nicht falsch zu verstehen, kommt hier nochmals eine Tabelle von verschiedenen Begriffen, die oft falsch verstanden werden, weil sie trotz griechisch vorliegendem Grundtext vom Hebräischen her verstanden werden müssen. hebräisch näfäsch/Kehle der bedürftige Mensch basar/Fleisch der hinfällige, ohnmächtige Mensch ruach/Wind, Atem der ermächtigte Mensch leb/Herz der vernünftige Mensch Das biblische Menschenbild anthropologisch griechisch deutsch psyche Seele sarx (soma) Fleisch (Körper) pneuma Geist kardia Herz theologisch zu verstehen als: psychischer = für Sünde anfälliger Mensch, unfähig für Gott fleischlicher = vor Gott ohnmächtiger, sündiger und daher sterblicher Mensch geistlicher = von Gottes Geist durchdrungener Mensch Der Mensch vor Gott, in seinem Erkennen und Tun, »Gewissen«, »Mitte« (Norbert Baumert, Frau und Mann bei Paulus, S. 238) 1.) 1.Kor 5,1-5 Tödliche Freiheit Alle, aber auch alle zeigten entrüstet mit dem Finger auf die Gemeinde in Korinth. Das kann ja nichts Gutes sein, wenn solche Dinge bei denen geduldet werden. – Ehemänner verbieten ihren Frauen: „Da gehst du mir auf keinen Fall mehr hin! So was schamloses! Entsetzlich!“ Und wenn das Leute aus dem St. Pauli Griechenlands sagen, dann hat das schon was zu sagen. – So könnte es gewesen sein. Alle, – nicht alle. Einige aus der korinthischen Gemeinde scheinen das ganz anders zu beurteilen: „In Christus haben wir doch alle Freiheit!“ „Uns ist alles erlaubt!“ (1. Kor 6,12a) Als Paulus das erfährt, schrillen bei ihm alle Alarmglocken: Die christliche Gemeinde wird zum Gespött – und das weit über Korinth hinaus. Gemeinde Christi soll Licht für die Welt sein und nicht etwas, über das sich die Leute empören. Deshalb soll die Gemeinde sofort! ihr versäumtes Handeln nachholen: So soll der Mann dem Satan ausgeliefert werden. D.h. er wird aus der Gemeinde ausgeschlossen und so dem Schutz der Gemeinde entzogen – damit sein falsches Tun aus falscher Überzeugung nicht seinen Glauben zerstört. „Die infolge der Sünde hinfällige Existenz [Fleisch] (griechisch »in Leib und Seele«) soll Bedrängnis und Lebenseinbuße erfahren, damit der „Geist“ gerettet wird, d. h. seine neue Existenz in Christus nicht zugrunde geht.“ a.a.O. S. 143 2.) 1.Kor 5,6-13 Heiligung Warum handelt Paulus hier so hart? 1 Die Sache war öffentlich und bedrohte nicht nur die christliche Mission und Gemeindearbeit in Korinth, sondern auch darüber hinaus. auch das geistliche Leben der Gemeinde selbst war in Gefahr, zerstört zu werden, wenn falsch verstandene Freiheit zu einem zerstörerischen Lebensstil verführte und so Kreise zog. Sünde wirkt ansteckend und zerstört. Deshalb bezieht Paulus auch andere Fehlverhalten mit ein, von dem sich die Korinther distanzieren sollen (1. Kor 5,11ff). Wichtig: es geht um ein fürsorgliches Handeln, nicht um Rechthaberei. 3.) 1. Kor 6,1-11 Was ist Ungerechtigkeit? Wie muss es Paulus gehen, wenn er Nachrichten aus Korinth bekommt. Und er weiß: Wo christliche Freiheit falsch verstanden wird und man sich etwas auf sich einbildet, da ist auch der Streit in den eigenen Reihen vorprogrammiert. Satt füreinander einzustehen geht es so handgreiflich um Rechthaberei, dass man sich gegenseitig vor die sogar ungläubigen Richter zieht, die gerade nicht im Sinne Jesu entscheiden werden. Damit seid ihr auch nicht besser, nur weil ihr meint, Recht zu haben, will Paulus ihnen sagen. Was für eine Schande für das Evangelium. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun, als dem Evangelium zu schaden? Habt ihr denn vergessen, wozu Jesus euch berufen und befreit hat? Ihr seid befreit, euer altes Leben mit seinen Stolperfallen abzulegen und einen guten Lebensstil einzuüben. Ungerechtigkeit vergisst, wozu uns Jesus am Kreuz freigekauft und berufen hat (Mt 6,19-34). Ungerechtigkeit ist Denken und Handeln ohne Vertrauen zu Gott. 4.) 1. Kor 6,12-20 Teuer erkauft Erinnern tut auch uns immer wieder Not, wenn die Geschäftigkeiten des Alltags uns vergessen lassen, welche Werte und Maßstäbe uns letztendlich weiterbringen und gut tun. „Wisst ihr nicht?“ fragt Paulus. Woran sollten wir uns neu erinnern, um noch mehr zu vertrauen und dankbar zu werden? 5.) 1. Kor 7,1-9 Keine geistliche Überforderung in der Ehe Durch diese Beantwortung der Fragen aus Korinth will Paulus die Eheleute auch in geistlichen Belangen füreinander sensibel machen. So sagt er ihnen: Hängt Enthaltsamkeit aus geistlichen Gründen nicht zu hoch – und dabei geht ihr dann unverantwortlich miteinander um. Das passt nicht zusammen. In V.8 sind ältere unverheiratete Männer gemeint, keine jüngeren. Es sind also lediggebliebene und Witwer und Witwen, die hier angesprochen sind. Und für sie gilt, ehrlich und verantwortlich mit sich selbst umzugehen und so dann entscheiden, ob sie allein bleiben oder (wieder) heiraten. 6.) 1. Kor 7,10-16 Ehescheidung aus religiösen Gründen Nach N.Baumert kann dies hier keine prinzipielle Anordnung zur Scheidungsfrage sein. Was Jesus dazu gesagt hat, das müsste die Gemeinde kennen (1. Kor 1,5). Vom Textzusammenhang her scheint hier eine Verschärfung von 1. Kor 7,1-5 vorzuliegen, wo Eheleute sich um der Enthaltsamkeit für Gott willen nicht nur Enthaltsam in der Ehe leben wollen, sondern meinen, dass es besser sei, sich ganz zu trennen. Dazu sagt Paulus im Namen Gottes ein deutliches Nein. Wo aber einer der Ehepartner ungläubig ist, da ist die Sache wieder anders zu beurteilen. Denen, die zusammenbleiben wollen – aber Angst vor geistlicher Unreinheit wegen des ungläubigen Partners haben, sagt Paulus zu, dass sie getrost zusammenbleiben können. Wo das Zusammenleben schwierig wird, da betont Paulus die Wichtigkeit des Friedens. Paulus zeigt sich realistisch: Denen, die die christliche Freiheit falsch verstanden haben, sagt er ein sehr deutliches Wort und veranlasst notwendiges Handeln. Sie sollen sich nicht überschätzen. Diejenigen, die es geistlich ganz richtig machen wollen, sagt Paulus, dass auch sie sich nicht überschätzen sollen. Sie sollen auf sich selbst und den anderen fürsorglich acht haben. Geistliches Leben im Sinne Jesu fördert – aber überfordert uns also nicht. Gehen wir so mit einander um? LKG Verden, Helmut Hofmann, 26.01.2004 2