Maria Magdalena Wer war Maria Magdalena? Maria Magdalena gehörte zu den Jüngerinnen um Jesus von Nazareth. Dieser Jüngerkreis setzte sich nicht nur aus den bekannten zwölf Aposteln zusammen, sondern aus einer ganzen Gruppe von Männern und auch Frauen. Ihren Beinamen, so lassen historische Quellen vermuten, trug Maria nach ihrem Heimatort Magdala, dem heutigen Migdal in Israel. Die Theorie, dass Maria Magdalena nicht nur eine Jüngerin, sondern sogar die Gefährtin von Jesus war, ist nicht erst seit dem Film „Sakrileg“ bekannt, sondern schon sehr alt. Verschiedene Bibelstellen verdeutlichen diese Schlussfolgerung: o Die berühmte Szene aus dem Neuen Testament, in der Maria Magdalena die Füße Jesu wäscht und mit ihrem langen Haar trocknet, führte bereits viele moderne Forscher zu der Vermutung, dass sie seine Geliebte oder Frau gewesen ist. o Es wird vermutet, dass die in der Bibel geschilderte Hochzeit von Kanaan eigentlich die Vermählung von Maria Magdalena und Jesus darstellt. Warum sonst sollte Jesus Mutter, Maria von Nazareth, ihn damit beauftragen – für mehr Wein zu sorgen – wenn er nicht der Gastgeber, also der Bräutigam war? o Bei der grausamen Kreuzigung von Jesus Christus bleibt Maria Magdalena während seines qualvollen Todes treu an seiner Seite, während die anderen Jünger flüchten. Nur in Begleitung der Mutter Jesu, Maria von Nazareth und Josef von Arimathia, der das Blut Christi der Legende nach in einem Krug auffing (dem heiligen Gral?), harrt Maria Magdalena bei dem sterbenden Jesus aus. Würde so nicht nur eine Geliebte handeln? o Nach der Grablegung Jesu durch Joseph von Arimathia geht Maria Magdalena mit zwei anderen Frauen zum Grab, um seinen Leichnam einzubalsamieren. (Dieses Vorrecht genoss zu damaliger Zeit eigentlich nur eine Ehefrau!) Dabei entdecken sie voller Schrecken, dass das Grab leer ist und sie erhalten die Botschaft eines Engels: „Fürchtet Euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten sucht. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat. … geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist, von den Toten….“ (Matthäus 28; 5 - 7) o Maria Magdalena empfing somit als Erste und noch dazu als Frau (!) die Botschaft von der Auferstehung Jesu. Sie verbreitete diese Botschaft, was letztendlich zur Entstehung des Christentums geführt hat. 2 Maria Magdalena - Herrin des Lichts oder reuige Sünderin? Nur wenige wissen, dass die großen Notre-Dame-Kathedralen in Frankreich ursprünglich nicht der Gottesmutter Maria geweiht waren, sondern eigentlich Maria Magdalena, der Gefährtin Jesus von Nazareth. So besitzt z. B. die Kathedrale von Chartre ein berühmtes „Magdalena-Fenster“, welches die Salbungsszene von Bethanien zeigt. Maria Magdalena versinnbildlichte demnach das weibliche Prinzip der Weisheit und der Erleuchtung, weshalb sie im mittelalterlichen Frankreich und in Flandern im Volksmund „Notre Dame de Lumiere“ (Unsere Herrin des Lichts) genannt wurde. Das Licht (frz. Lumiere) symbolisierte die höchste Weisheit, die bereits von den Griechen als Göttin Sophia verehrt wurde. Doch von den römisch-katholischen Kirchenvätern wurde Maria Magdalena böswillig mit der namenlosen Ehebrecherin und Sünderin des Neuen Testaments gleichgesetzt. Möglicherweise hat dies seine Ursache in der römischen Zeit. Denn die Römer verleumdeten einst die griechische Göttin Sophia als eine „Porne“ was soviel wie Hure bedeutet. Da man also in Maria Magdalena die Herrin des Lichts und der Weisheit sah, so betrachtete man sie möglicherweise als eine weitere Verkörperung der Göttin Sophia – und machte auch sie zur Porne bzw. Hure. Die lange Zeit vermittelte Ansicht, Maria Magdalena sei eine reumütige Prostituierte gewesen, ist schlichtweg falsch. Im 6. Jahrhundert verfasste Papst Gregor I. eine Proklamation, in der Maria Magdalena als sündige Frau und reumütige Prostituierte dargestellt wurde. Dabei kam es jedoch vermutlich zu einer Verschmelzung dreier Frauen sowie zu einer Fehlinterpretation von Lukas 7, 8. Die Kirche griff freilich nicht ein, sondern betrachtete Maria Magdalena fortan als gefallene Frau. Erst 1969 veröffentlichte der Vatikan in aller Stille eine Richtigstellung. Maria Magdalena von königlichem Blut? Sehr alte Quellen berichten davon, dass Maria Magdalena seitens ihrer Mutter Eucharia dem Königsgeschlecht der Makkabäer entstammte. Die Makkabäer waren die letzten Herrscher in Palästina gewesen, bevor Jerusalem an die Römer fiel. Doch Maria Magdalena war nicht nur adlig, sondern eine geweihte Priesterin der Essener. Denn die Essener vergaben den Titel einer „Maria“ an ausgewählte Mädchen, die zu Priesterinnen und künftigen Gemahlinnen priesterlicher Ehen erzogen werden sollten. 3 Maria Magdalena – die Gefährtin Jesu? Im Evangelium des Philippus (63,33 – 36) einem der so genannten gnostischen Evangelien, die 1945 im ägyptischen Nag Hammadi gefunden wurden, wird die Möglichkeit einer engeren Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena angedeutet. In diesem Text wird berichtet, dass Jesus sie mehr liebte als alle Jünger und sie häufig auf den Mund küsste, was die männlichen Jünger wohl zum Teil erzürnte. Obwohl es hier keinen Hinweis auf eine tatsächliche Ehe oder ein Zusammenleben gibt, wird Maria in den auf koptisch verfassten Texten mit dem Terminus koinonos bezeichnet, der mit Gefährtin oder Partnerin übersetzt werden kann. Einer der Texte von Nag Hammadi trägt den Titel Evangelium der Maria. Darin wird erwähnt, dass sie die Offenbarung empfing – sehr zur Verärgerung der männlichen Apostel. In Kapitel 17, Vers 10 – 18 dieses Evangeliums bezweifelt Andreas, dass Maria den auferstandenen Christus tatsächlich gesehen hatte und auch Petrus fragt: „Sollte er tatsächlich mit einer Frau allein gesprochen und uns ausgeschlossen haben?“ Er fährt fort: „Hat er sie uns vorgezogen?“ Im Verlauf dieses Textes wird Petrus von Levi scharf zurechtgewiesen: „Wenn aber der Retter sie für wert genug hielt – wer bist dann du, dass du sie verwürfest? Sicherlich kennt der Retter sie ganz genau, und deshalb hat er sie auch mehr als uns geliebt.“ Maria Magdalena – eine Verkörperung des göttlich Weiblichen? In seinem Buch „Sakrileg“ stellt Dan Brown die Theorie einer göttlichen Abstammungslinie zwischen Jesus und Maria Magdalena auf. Er behauptet, Maria Magdalena war von Jesus schwanger und hätte ihm eine Tochter geboren, namens Sarah. Der Autor macht uns glaubhaft, dass diese Abstammungslinie durch das Geschlecht der französischen Merowingerkönige fortbestand, deren Erben durch den Geheimbund der Prieure´ de Sion über die Jahrhunderte bewacht und geschützt worden sind. Dan Brown liefert bezüglich der Suche nach dem Heiligen Gral noch eine weitere faszinierende Erklärung, indem er diese Abstammungslinie als Blutlinie bezeichnet. Der Heilige Gral, so Brown, sei also nicht das Gefäß gewesen, in dem das Blut Christi aufgefangen wurde, sondern vielmehr Maria Magdalena selbst und ihr zur Zeit der Kreuzigung noch ungeborenes Kind. Diese Theorie vertraten vor Dan Browns Roman „Sakrileg“ schon die Autoren Michael Baigent, Henry Lincoln und Richard Leigh in ihrem Buch „Der Heilige Gral und seine Erben“, welches 1982 erschien. Ein gänzlich anderer Umgang mit dieser Abstammungstheorie wird heute vor allem in der (feministisch) esoterischen Bewegung betrieben. Hier wird Maria Magdalena als eine Verkörperung des göttlich Weiblichen angesehen, die somit den Geist der göttlichen Urmutter repräsentiert. Anhand von Metaphern und Symbolen assoziiert man den Geist der Maria Magdalena mit der Großen Mutter, mit der Urgöttin, die bereits vor Jahrtausenden im Nahen Osten und in Europa verehrt wurde. (siehe Rubrik – Pfad der Großen Göttin) 4 Fazit: Maria Magdalena war eine ganz außergewöhnliche Frau. Verunglimpft durch die Kirchenväter wurde sie Jahrhunderte lang als Prostituierte und reuige Sünderin dargestellt. Jedoch verfügte sie vermutlich über eine priesterliche Ausbildung und war noch dazu von königlichem Geblüt. Anhand der 1945 in Ägypten gefundenen koptischen Schriftrollen aus Nag Hammadi wird die Theorie untermauert, dass sie tatsächlich die Gefährtin, wenn nicht gar die Ehefrau Jesu war. Doch ob sie wirklich mit Jesus von Nazareth verheiratet war und ihm ein Kind geboren hat, ist nach dem heutigen Stand der historischen Forschung leider nicht nachweisbar. Diese Geschichte wird somit weiterhin ein Geheimnis bleiben. Quelle: Benjamin Seiler – zeitenschrift.com/magazin/50-mariamythos.htm Simon Cox - Sakrileg entschlüsselt (Dan Browns Bestseller von A bis Z)