HIMMELSERSCHEINUNGEN IM APRIL Im Zentrum von Messier 87 rumort ein aktives Schwarzes Loch Im April treten die typischen Konstellationen des Winterhimmels von der Himmelsbühne ab. Stier und Orion ragen in der frühen Nacht nur noch teilweise über den Westhorizont, und auch der Fuhrmann begibt sich bereits in Richtung Nordwesten. Die Zwillinge und der Krebs mit dem offenen Sternhaufen Praesepe (Krippe) stehen hingegen noch gut sichtbar im Südwesten. Im Süden zieht auf der Ekliptik der Löwe hinterdrein, ihm folgt die Jungfrau. Über ihr stehen die eher unscheinbaren Konstellationen Haar der Berenike und die Jagdhunde. Gen Osten treffen wir auf den Bärenhüter Bootes mit dem hellen Arktur und schliesslich auf Herkules. Tief im Nordosten kommt bereits die Sommerkonstellation Leier über dem Horizont hervor. Am Frühlingshimmel halten sich einige Galaxienschätze verborgen. Einige davon tummeln sich am nördlichen Rand des Sternbilds Jungfrau. Dort treffen wir auf den Virgo-Haufen. Er ist Teil des noch viel weitläufigeren Virgo Superclusters. Letzterer umfasst auch die Lokale Gruppe, zu der die Milchstrasse gehört. Zentrales Objekt des Virgohaufens ist eine elliptische Riesengalaxie mit der Bezeichnung Messier 87. Sie lässt sich mit einem guten Feldstecher auffinden, wirkt aber darin recht unscheinbar. Als Nebelfleckchen entdeckt hat sie der französische Astronom Pierre M´echain Ende des 18. Jahrhunderts. Sein Freund und Kollege Charles Messier nahm es in seinen Katalog der Himmelsnebel auf. Damals ahnten die Astronomen noch nicht, dass es sich um eine Sterneninsel ausserhalb unserer eigenen Galaxis handelt. Selbst Edwin Hubble, der Mitte der 1920er Jahre die Klassifizierung von Galaxien in Spiralen und Ellipsen sowie deren Untergruppen einführte, hielt M87 zunächst noch für einen Kugelsternhaufen. Denn M87 zeigt keinerlei auffällige Spiralstruktur und ist auch in ihrer rundlichen Form kaum abgeplattet. Und mit den damals verfügbaren Teleskopen liessen sich tatsächlich bereits einzelne Sterne ausmachen. Eine Besonderheit an M87 fiel aber dem amerikanischen Astronomen Heber Curtis vom Lick Observatory bereits 1918 auf. Er beobachtete eine linienartige Struktur, die vom Zentrum des Objekts in den Aussenbereich ragte. Heute schätzen Astronomen die Gesamtmasse der 54 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie auf 2 bis 3 Billionen Sonnenmassen bei einer Ausdehnung von 100 000 Lichtjahren. Ausserdem soll die Galaxie 12 000 Kugelsternhaufen besitzen; die Milchstrasse zählt dagegen nur etwa 200. In ihrem Zentrum rumort vermutlich ein extrem massereiches Schwarzes Loch von 6,6 Milliarden Sonnenmassen. Im Vergleich dazu besitzt das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse nur 4,3 Millionen Sonnenmassen. Doch während sich das Schwerkraftmonsterin unserer Galaxis ruhig verhält, fungiert jenes in M87 als Motor und treibt einen Materiejet an, der mindestens 5000 Lichtjahre in den Raum reicht. Zudem erstrahlt das Innere von M87 intensiv im Radio- und Röntgenbereich des elektromagnetischen Spektrums. Ein solches Verhalten weisen viele sogenannte aktive Galaxienkerne im Kosmos auf. Die Strahlung rührt wahrscheinlich von der aufgeheizten Materie in der Umgebung des Schwarzen Lochs her. Als eine der stärksten Radioquellen am Himmel ist M87 besonders für Radioastronomen interessant. Noch rätseln die Astrophysiker aber vor allem über den genauen Mechanismus, der den Jets solcher aktiven Galaxien zugrunde liegt. Neue Erkenntnisse dazu erhoffen sie sich von dem Event Horizon Telescope, mit dem sie im April den Rand des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstrasse, Sagittarius A*, und das Zentrum von M87 ablichten wollen. Um eine ausreichend gute Auflösung zu bekommen, schalten sie dazu acht über den Erdball verteilte Radioobservatorien zusammen. Aufgrund der grossen Masse erstreckt sich dabei das Schwarze Loch von M87 trotz der grossen Entfernung über den gleichen Winkelbereich wie Sagittarius A*. Mit ihren Beobachtungen wollen die Forscher unter anderem die Frage klären, ob die Jets in aktiven Galaxien aus der Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs heraus entstehen oder ob sie vielleicht noch viel näher am Ereignishorizont des Schwarzen Lochs entspringen. Ob dieses ehrgeizige Projekt tatsächlich gelingt, ist noch nicht sicher Ähnlich herausfordernd ist es für den Amateurastronomen, den Jet von M87 selbst aufzufinden. Mit der richtigen Ausrüstung und beste Sichtbedingungen vorausgesetzt kann dies aber gelingen. Lauf des Mondes: Am 3. April steht der zunehmende Halbmond in den Zwillingen. Der Vollmond befindet sich am 11. April in der Jungfrau. Am 19. des Monats hält sich der wieder abnehmende Halbmond zwischen Schütze und Steinbock auf. Zu Neumond zieht der Erdtrabant am 26. April in die Fische ein. Lauf der Planeten: Merkur ist im ersten Monatsdrittel am Abendhimmel über dem Westhorizont zu sehen. Venus hingegen taucht etwa ab der zweiten Aprilwoche im Osten als «Morgenstern» auf. Der rötliche Mars hält sich noch am Abendhimmel im Westen auf. Der Gasriese Jupiter erstrahlt die ganze Nacht. Saturn ist ein Objekt der zweiten Nachthälfte. Kometen: Komet 41P wandert vom Kleinen Bären durch den Drachen in Richtung Herkules. In diesem Sternbild hält sich den ganzen Monat über auch Komet C/2015 V2 auf. Beidessind dankbare Objekte für den Feldstecher. Meteorströme: Um den 22. April erreichen die Lyriden ihr Maximum.