Galaktischer Teilchenbeschleuniger lokalisiert ETH Life » News-Archiv » Galaktischer Teilchenbeschleuniger lokalisiert Home Rubriken Alle Artikel Science Campus Kolumnen Globetrotter Surprise ETH-intern Dossiers Agenda ETH Life-Archiv Kontakt Galaktischer Teilchenbeschleuniger lokalisiert In einer so noch nie da gewesenen Messkampagne ist es gelungen, den exakten Herkunftsort hochenergetischer Gammastrahlung in der Galaxie Messier 87 zu bestimmen. Diese Strahlung wird nur durch die hohe Beschleunigung von Elementarteilchen in gewaltigen kosmischen Objekten erzeugt. Nun können die zugrunde liegenden physikalischen Extrembedingungen besser erforscht werden. Alexandra von Ascheraden Nanotechnologie FlaggschiffProgramm der EU NEWSLETTER Der ETH Life Newsletter hält Sie täglich aktuell auf dem Laufenden. 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Dass M87 Elementarteilchen beschleunigt, war bekannt, weil bei einer solchen Beschleunigung auch sehr hochenergetische Photonen, so genannte GammaTeilchen, erzeugt werden, die von den Magnetfeldern nicht abgelenkt werden und deshalb auf direktem Weg zu uns kommen. Mit Cherenkov-Teleskopen kann diese Strahlung nachgewiesen werden (siehe Kasten). Allerdings haben diese Teleskope eine Winkelauflösung von nur etwa 0.1 Grad, so dass es nicht möglich ist, zu unterscheiden, wo genau in M87 die Beschleunigung stattfindet. Teleskope auf drei Kontinenten In einer aussergewöhnlichen Messkampagne konnte dies jetzt beantwortet werden. Während mehr als 120 Stunden beobachteten die weltweit modernsten Cherenkov Teleskope MAGIC auf La Palma, VERITAS in Arizona und H.E.S.S. in Namibia die Galaxie M87 während einer besonders aktiven Phase. Gleichzeitig wurde M87 aber auch mit dem VLBA (Very Long Baseline Array), einem Zusammenschluss mehrerer über die ganze USA verteilter Radioteleskope mit sehr hoher Ortsauflösung, beobachtet. Normalerweise erlauben Radio-Beobachtungen keinen Rückschluss auf die Beschleunigung von Elementarteilchen, da starke Emissionen im Radio-Bereich auch viele andere Ursachen haben können. Wie die spontan entstandene Forschungskollaboration aber in der renommierten Fachzeitschrift Science berichteten, gelang durch Kombination beider Messungen ein Durchbruch. Zeitgleich mit den stärksten Gammastrahlungs-Ausbrüchen wurde eine extrem hohe Aktivität im Bereich der Radiostrahlung gemessen, und dies ausschliesslich in der Nähe des Schwarzen Lochs. Das deutet darauf hin, dass die Ausbrüche der Gammastrahlung und der Radiostrahlung durch denselben Prozess erzeugt wurden und folglich beide in der Nähe des Schwarzen Lochs entstanden sind. Teilchenphysiker Adrian Biland, Koordinator der ETH-Gruppe, die bei MAGIC mitarbeitet, erläutert: «Wir haben nun zum allerersten Mal einen deutlichen Hinweis darauf, wo genau ein Teil der extragalaktischen kosmischen Strahlung entsteht, über deren Ursprung seit fast hundert Jahren gerätselt wird.» Die Messkampagne kam zustande, nachdem MAGIC einen gewaltigen Ausbruch im Bereich der Gammastrahlung beobachtete. Biland erzählt: «Zuvor haben wir M87 immer mal wieder angeschaut, ohne dabei etwas besonderes zu sehen.» Als sich dann der Ausbruch ereignete, alarmierten die Wissenschaftler sofort die Forscher der andern Teleskope, die daraufhin ihre Geräte ebenfalls auf M87 richteten. Allein an den drei beteiligten Cherenkov-Teleskopen arbeiten insgesamt etwa 400 Wissenschafter, ein Grossteil aller Gammastrahlungs-Astrophysiker der Welt. Neben Radio- und Gamma-Strahlung wurde während des Ausbruchs von Satelliten auch die Röntgenstrahlung von M87 beobachtet. Dass in drei verschiedenen Energiebereichen ein Strahlungsausbruch gemessen wurde, ist http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/090817_magic_ava/index[30.10.2011 21:20:17] Sitemap SCIENCE Astrophysik DOSSIERS Jahr der Chemie | English | Drucken | Seite versenden | Veröffentlicht: 17.08.09 Wissensvermittlung auf allen Ebenen Chemie als Chance zur nachhaltigen Nutzung der Natur weitere Artikel aus Science CAMPUS Brillanter Mathematiker ausgezeichnet Das Haus als nachhaltige Maschine weitere Artikel aus Campus KOLUMNEN Willkommen an der ETH weitere Artikel aus Kolumnen GLOBETROTTER China, ich komme... weitere Artikel aus Globetrotter ETH-INTERN «Nur mit der Forschung erfüllen wir unseren Auftrag nicht» weitere Artikel aus ETH-intern Galaktischer Teilchenbeschleuniger lokalisiert bisher einmalig. Dies Messkampagne erlaubt es, die verschiedenen Modelle zur Beschreibung solcher Ausbrüche sehr genau zu überprüfen und manche Modelle auszuschliessen. Charakteristische physikalische Parameter wie Magnetfeldstärke oder Dopplerfaktor der Emissionsregion können dadurch wesentlich genauer bestimmt werden.Die Galaxie Messier 87 M87 ist eine gigantische elliptische so genannte Radiogalaxie, also eine Galaxie, die besonders im Bereich der Radiofrequenzen strahlt. Sie hat etwa 3 Billionen mal die Masse unserer Sonne und liegt im Sternbild Jungfrau etwa 50 Millionen Lichtjahre weit von uns entfernt, ist für kosmische Verhältnisse also sehr nahe. Im Zentrum befindet sich ein supermassives schwarzes Loch, das rund 6 Milliarden mal schwerer ist als unsere Sonne und gewaltige Energieausbrüche verursacht. Galaxien dieser Art bezeichnet man als aktive galaktische Kerne. Das MAGIC-Teleskop Das MAGIC-Teleskop, an dem die ETH Zürich massgeblich beteiligt ist, steht auf einem Berg auf der kanarischen Insel La Palma und ist mit einem Spiegel von 17 Metern Durchmesser das grösste Cherenkov-Teleskop der Welt. Es kann Gammastrahlen nachweisen, die in der Erdatmosphäre absorbiert werden und deshalb nicht direkt registrierbar sind. Das geht so: Ein hochenergetisches Gamma-Teilchen, das in die oberen Schichten der Atmosphäre eindringt, wechselwirkt mit den Atomen der Atmosphäre und wird dabei in ein Elektron und dessen Antiteilchen, ein Positron, umgewandelt. Die geladenen Elektronen und Positronen wiederum erzeugen mittels des so genannten BremsstrahlungsProzesses weitere Gammas, die ihrerseits wieder in Elektron-Positron Paare zerfallen. Dies führt zu einer Art Schneeballsystem, in dem immer mehr Teilchen erzeugen werden. Es entsteht ein so genannter Luftschauer. Die fast mit Lichtgeschwindigkeit fliegenden geladenen Teilchen in diesem Luftschauer senden so genanntes Cherenkov-Licht aus, das für wenige Milliardstel Sekunden eine Fläche von etwa hundert Metern Durchmesser beleuchtet. Einen Teil dieses Lichts sammelt MAGIC mit seinen 934 Alu-Spiegeln ein und kann so die extrem schwachen Spuren der Cherenkov-Lichtblitze nachweisen. In der Brennebene des Teleskops werden die gesammelten Photonen auf eine elektronische Kamera fokussiert, die eine Belichtungszeit von weniger als eine Milliardstel Sekunde hat. Ultraschnelle optische Glasfasern sorgen für eine beinahe verlustfreie Übertragung der in der Kamera erzeugten Impulse zu den Computern der Forscher. Zur Zeit wird ein fast baugleiches MAGIC-II Teleskop auf La Palma in Betrieb genommen. Durch die schon in wenigen Wochen möglichen StereoBeobachtungen wird die Empfindlichkeit des Systems nochmals deutlich verbessert werden. Das Fernziel ist aber der Bau des Cherenkov-Telescope-Arrays (CTA), ein gesamteuropäisches Projekt zum Bau eines Gammastrahlungs-Observatoriums das mindestens zehn mal empfindlicher als die heutigen Geräte sein und einen deutlich erweiterten Energiebereich abdecken soll. Literaturhinweis Acciari VA et al. (The VERITAS, H.E.S.S., MAGIC Collaborations and the VLBA 43 GHz M87 Monitoring Team). Radio Imaging of the Very-High-Energy Gamma-Ray Emission Region in the Central Engine of a Radio Galaxy. Science. 24 July 2009; 325 (5939), 444-448. doi:10.1126/science.1175406 Kommentar zu den Forschungsergebnissen: Begelman M. Astronomy: A Flare for Acceleration. Science. 24. July 2009; 325 (5939), 399-400. doi:10.1126/science.1176908 Leserkommentare: Wir sind an Ihrer Meinung interessiert. Bitte schreiben Sie uns: kommentieren © 2011 ETH Zürich | Impressum | powered by Zope and Silva http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/090817_magic_ava/index[30.10.2011 21:20:17] Top | English | Drucken | Seite versenden |