Geistesfrucht

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"Das volle Programm" – Geistesfrucht – Gal 5
Teil 4
4. Thema: "Freundlichkeit"…
Gliederung
I.
II.
III.
Worum es geht: Jesus ähnlicher werden
Wie es nicht geht: 3 wichtige Unterschiede
Wie sich das praktisch auswirken wird: Freundlichkeit in Aktion
Einleitung (Titelfolie)
Ob Ihrs glaubt oder nicht: Aber ich war einmal ein Teenager . Und als
Teenager musste ich, wie viele meiner Altersgenossen ebenfalls, in den
Konfirmanden-Unterricht. Von 13 – 16. Und viele von Euch kennen ja meine
Geschichte, und so erstaunt Euch sicherlich nicht, dass ich ganz viel anderes
im Kopf hatte, als jede Woche 1 ½ Stunden mit unserem Pfarrer zu verbringen,
der sein Bestes versucht hat, um uns den Glauben lieb zu machen.
Und – um ehrlich zu sein: Ich kann mich nicht mehr an Vieles erinnern von
dem, was uns da im Konfirmanden-Unterricht weitergegeben wurde. Bei dem
meisten habe ich nicht wirklich zugehört, und von dem wenigen, was ich gehört
habe, scheine ich das meiste wieder vergessen zu haben. Aber an einen
Sache kann ich mich sehr gut erinnern. Nämlich daran, dass der Pfarrer uns
erklärt hat, woher der Ausdruck "Christen" kommt. Er sagte uns damals
nämlich, dass wir uns als Christen deshalb "Christen" nennen, weil wir alle
kleine Christusse sein sollen.
Ich erinnere mich deshalb an diese Sache, weil ich damals dachte: "Das klingt
doch ziemlich schräg. Wir sind doch Menschen – und nicht kleine MiniJesusse!?" – Und einer von uns Konfirmanden hat dann das dem Pfarrer auch
gesagt: "Wir sind doch nicht Jesus…" – Und der Pfarrer hat geantwortet: "Nein
– das sind wir nicht. Wir sind nicht Jesus. Aber wir sollen immer mehr wie
Jesus werden…!"
Und auch, wenn ich vieles nicht verstanden habe, so ist mir doch damals klar
geworden, was unser Pfarrer damit gemeint hat. Nämlich, dass sich im Leben
und im Charakter eines Christen Christus verwirklichen möchte. Dass ER sich
in mir entfalten und durch mich durchscheinen möchte!"
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Genau darum geht es auch Paulus im Galaterbrief. Und in besonderer Weise
in Gal 5, wo er die "Frucht des Geistes" anspricht. Seht Ihr: Der Heilige Geist
ist "Jesus in uns". Und dieser Jesus möchte mehr und mehr "durchkommen".
Nun: Ihr seht, dass wir uns heute (nach Liebe, Freude, Friede und Geduld) mit
der 5. Frucht des Heiligen Geites, mit "Freundlichkeit" auseinandersetzen.
Aber ich denke, Ihr alle wisst, wie Freundlichkeit in der Praxis aussieht – das
muss ich Euch nicht mit 100 Beispielen erklären. Deshalb möchte ich heute
lieber nochmal mit Euch darüber nachdenken, wie der Heilige Geist diese
Frucht in uns wirken möchte.
I.
Worum es geht: Jesus ähnlicher werden
Und seht Ihr: Wenn man in irgend einer Form über den Heiligen Geist predigt
oder über etwas, das mit IHM zusammenhängt, dann löst das bei manchen
Zuhörern ambivalente Gefühle aus. Und ich verstehe das. Manche haben
Angst vor dem Heiligen Geist. Denn "Geist" – das klingt nach etwas
"Komischen". Das hört sich nach Übersinnlichem an, nach etwas
"Gespenstischem". Aber seht Ihr: Der Heilige Geist, das ist nichts anderes als
"Christus in uns". Und er will nicht irgendwelche komischen, kruden,
gespenstischen Dinge in Deinem Leben tun. Sondern ER will vor allem eines:
Dass Christus in Dir verwirklicht wird.
Als Jesus in Joh 14 seinen Jüngern den Heiligen Geist verheisst, sagt er in
V18: "Ich werde Euch nicht verwaist zurücklassen – ICH komme zu
Euch!" Nun: Der Heilige Geist ist nicht Jesus. Jesus und der Heilige Geist sind
zwei verschiedene Personen. Genauso, wie der Vater und der Sohn zwei
verschiedene Personen sind. Der Heilige Geist ist nicht Jesus. Aber der Heilige
Geist ist JESUS IN UNS.
Deshalb sagt Paulus in Gal 2.20: "Christus lebt in mir!". Nun: Eigentlich
müsste man sagen: "Paulus – Jesus lebt nicht in Dir. Sondern seit der
Himmelfahrt sitzt Jesus zur Rechten des Vaters. Der, der in Dir lebt, ist der
Heilige Geist". – Aber seht Ihr: Durch den Heiligen Geist ist es eben doch
Jesus, der in Dir lebt.
Und wenn dieser Heilige Geist, der in dir lebt, wenn ER "Christus in uns ist",
dann muss das, was ER hervorbringt, auch Christus ähneln. Dann muss die
Frucht, die heranwächst, Jesus ähnlich sein. Das ist der Grund, weshalb
Paulus in Gal 4.19 sagt: "Ich ringe darum, dass Christus in Euch Gestalt
gewinnt!" Deshalb bitte ich Dich: Hab' keine Angst vor dem Heiligen Geist. Es
ist niemand anderer als Jesus selber, der in Dir lebt. Und der mehr und mehr
in Deinem Charakter gross werden möchte.
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Jeder Teil der "Frucht des Heiligen Geistes", die Paulus in Gal 5 aufzählt, könnt
Ihr direkt mit Jesus verbinden. Liebe? – Die Bibel sagt: "Gott ist Liebe!" (1Joh
4.16). Freude? – Die Bibel sagt: "In Deiner Gegenwart ist Fülle der Freude"
(Ps 16.11). Friede? – Paulus sagt: "Christus ist unser Friede!" (Eph 2.14).
Geduld? – Paulus sagt in Röm 2.4, dass Christus "…reich an Geduld und
Langmut" ist. Freundlichkeit? Güte? Treue? Sanftmut? Selbstbeherrschung?
– All das ist Jesus in Person. Und Leute: Wenn dieser Jesus in uns lebt, dann
werden früher oder später diese Dinge in unserem Leben zum Vorschein
treten.
Aber (und hier ist der Punkt): WENN. WENN! Wenn dieser Jesus in uns LEBT.
Das passiert nicht einfach "automatisch". Ich habe Euch schon in der ersten
Predigt gesagt, dass wir Frucht nicht produzieren können. Frucht ist etwas,
das lebt und das wachsümlich entsteht. Aber Frucht entsteht auch nicht
einfach so. Sondern jeder, der einen Garten hat, weiss, dass auch, wenn ein
Bauer Frucht nicht produzieren kann, er doch einiges an Arbeit investiert,
damit sie entstehen kann.
Genauso ist es im geistlichen Leben auch: Du kannst nicht Liebe produzieren.
Du kannst nicht Freude produzieren. Manchmal beissen wir die Zähne
zusammen und versuchen es ganz fest, und mitunter ähnelt es dann Freude
(vormachen), aber wir alle wissen: Das ist nicht wirklich Freude. Das ist nicht
wirklich Liebe. Das ist nicht wirklich "Freundlichkeit". Das sind wir selber, die
uns bemühen, die Zähne fletschen und versuchen, dabei möglichst christlich
auszusehen. Aber es ist nicht "Jesus in uns".
Nun: Sich zu Bemühen – das ist nicht falsch. Im Gegenteil: Die Bibel fordert
uns an vielen Stellen auf, dass wir Jesus "mit Fleiss" nachfolgen sollen. Aber
es ist entscheidend, dass wir mit dem Fleissam richtigen Ort ansetzen.
Ein Bauer bemüht sich ja auch. Aber er setzt nicht bei der Frucht an. Er
konzentriert seine Bemühungen nicht auf die Frucht. Er nimmt keine
Giesskanne und bewässert die Apfelblüten. Sondern er pflegt den Baum. Er
pflegt den Boden, in dem der Baum wächst. Er begiesst den Boden, in dem
der Baum verwurzelt ist. Denn ein Bauer weiss: Auch, wenn ich keine Frucht
wachsen lassen kann, kann ich doch die Voraussetzungen dafür schaffen,
dass der Baum gute Frucht hervorbringt.
Und geistlich ist es genau gleich. Konzentrier Dich auf den Baum. Konzentriere
Dich auf DEN, von dem die Frucht ausgeht: Konzentriere Dich auf "Christus in
Dir". Und ich garantiere Dir, dass das Auswirkungen haben wird.
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In Gal 5 nennt das Paulus "Wandelt im Geist". Konzentriere Dich auf den
Baum. Fang an bei "Jesus in Dir".
II.
Wie es geht: Gib Jesus Raum
Paulus klagt die Galater ja in Gal 3.3 an und sagt: "Was Ihr im Geist
angefangen habt, wollt Ihr jetzt im Fleisch vollenden?" Und das Wort, das
Paulus hier verwendet, ist das Wort " evpitele,w,"1. Es bedeutet so viel wie "zum
Ziel führen". Wir haben den Geist aus Gnade bekommen. Aber wenn dieser
Geist etwas "zum Ziel führen will", dann heisst das eben auch, dass das
Bekommen des Geistes nicht das Endziel ist. Den Heiligen Geist einfach "zu
haben" ist nicht das, was Gott sich als Ziel gedacht hat. Sondern das Ziel ist
Frucht. Das ist nicht das gleiche. Und wer meint, einfach 1x zu Jesus Ja zu
sagen genüge, dass Freundlichkeit, Liebe, Geduld etc. in unserem Leben
sichtbar werden, der befindet sich auf dem Holzweg.
Unterschied Nr. 1: Familien-Mitglied oder Untermieter?
Denn seht Ihr: Es ist ein Unterschied, Jesus zu haben oder mit Jesus zu leben.
Das ist nicht das Gleiche. Es ist etwas anderes, ob Jesus einfach "da" ist, oder
ob er bei Dir "leben" darf. Wenn jemand in Deiner Wohnung leben darf, dann
darf er sich ausbreiten. Dann wird er langsam aber sicher "Land einnehmen".
Dann wird er selbstverständlich über den Kühlschrank gehen. Er wird – wenn
Du nach Hause kommst – auf dem Sofa sitzen und sich etwas im Fernsehen
anschauen. Und langsam aber sicher wird sich sein "Gschmäckli" in der
Familie ausbreiten und Teil des Ganzen werden.
Ein Gast aber ist etwas anderes. Der ist zwar da. Aber eigentlich er ist ein
bisschen ein "Störfaktor". Seine Zahnbürste wird er nicht in's Zahnputzglas
stellen im Bad – sondern in seinem Zimmer aufbewahren. Ab und zu
unternimmt man etwas mit ihm. Aber eigentlich – wenn man ehrlich ist – tut
man das mehr aus Gefälligkeit, weil man sich dazu verpflichtet fühlt. Und
"abfärben" auf die Familie wird ein Gast nicht. Nicht wirklich. Sondern ein Gast,
der bleibt – obwohl er da ist – doch irgendwie ein Fremder. Er wird sich nicht
aus dem Kühlschrank bedienen. Und er wird vor allem in seinem Zimmer sein.
Er ist geduldet, und man freut sich gerne an ihm. Aber immer nur im Rahmen
dessen, wo man ihm eien Platz zuweist.
Und seht Ihr: Ich treffe immer wieder auf Christen, die haben Jesus
angenommen als Erlöser, aber damit hat es sich. Sie weisen Jesus seinen
Platz zu in irgend einem Ort in ihrem Leben – zB. am Sonntag von 09.30 –
11.00 Uhr – aber ER darf nicht bei ihnen leben. Er darf nicht bei ihnen "zu
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Deutsch "epiteleo"
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Hause sein". Und wer das tut, der braucht sich nicht zu wundern, wenn ER
nicht abfärbt auf die Familie. Wenn sich seine Freundlichkeit, seine Liebe,
seine Freude, sein Friede, seine Geduld nicht wirklich im Leben entfalten und
Teil des "Familien-Gschmäcklis" werden können.
Unterschied Nr. 2: Mit Jesus leben oder für ihn arbeiten
Zweiter Unterschied: Es ist ein Unterschied, ob Jesus bei Dir lebt, oder ob Du
für ihn arbeitest. Seht Ihr: Es gibt Christen, die arbeiten wie wild für Jesus. Die
sind für ihn unterwegs – mitunter sogar vollzeitlich. Sie dienen ihm. Sie wollen
es ihm recht machen. Wenn sie erkennen, dass etwas getan werden sollte und
es richtig ist, dann tun sie es sofort. Sie sind aufopfernd, hilfsbereit, oft bis zur
Erschöpfung. Und tragischerweise ist es leider so, dass wir das in unseren
Kirchen und Gemeinden oftmals sogar fördern – denn das sind ja die Christen,
die in jeder Gemeinde gern gesehen werden.
Aber vor lauter Beschäftigung vergessen sie, worum es eigentlich geht.
Nämlich dass wir nicht in erster Linie FÜR JESUS leben sollen, sondern MIT
IHM. Jesus will nicht in erster Linie "bedient" werden, sondern geliebt. Manche
Christen sagen mir: "Jesus ist ein ganz wichtiger Teil meines Lebens". Aber
seht Ihr: Paulus sagt "Christus IST mein Leben!" – Versteht Ihr den
Unterschied?
Und wisst Ihr: Ich habe Christen kennengelernt, die aufrichtig und ehrlichen
Herzens Jesus dienen wollten – aber in deren Leben ist letztlich nur ganz
wenig Frucht sichtbar geworden – zumindest für mich. Und nicht zuletzt ich
selber weiss aus meinem eigenen Leben als "Berufs-Christ", wie schnell man
dahin kommt, dass man Jesus zwar dient, dass man ackert für ihn, noch eine
Predigt mehr schreibt und noch ein Seminar zusätzlich einschiebt, dabei selber
aber innerlich vollkommen leer zurückbleibt… fruchtleer.
Unterschied Nr. 3: Selber erfahren oder nur vom Hörensagen
Es ist ein Unterschied, ob Jesus bei mir lebt, oder ob ich mit Menschen
zusammen bin, bei denen Jesus lebt. Seht Ihr - Manch einer meint: "Wenn ich
mich mit Menschen umgebe, bei denen Jesus lebt, dann wird das auf mich
abfärben. Dann wird auch in meinem Leben das sichtbar werden, wonach ich
mich sehne. Wenn ich in dieser Gemeinde dort und dort bin, dann kann ich mir
dort einen besonderen Segen abholen. Oder wenn ich die Bücher von dem
und dem Autor lese und mir sein Wissen aneigne, dann passiert etwas. Aber
seht Ihr: Das funktioniert nicht.
Als ich als kleiner Junge zum ersten Mal am Jahrmarkt war und die TütschiBahn gesehen habe, habe ich mich auch in so ein Chäreli gesetzt und wie
verrückt aufs Pedal gedrückt. Aber mein Auto lief einfach nicht. Obwohl ich
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allen anderen zugeschaut habe. Die Theorie war klar. Aber in der Praxis habe
ich meinen Jeton nicht in den Schlitz gesteckt. Und wisst Ihr: Man kann im
Karren sitzen und den anderen zuschauen – aber wenn du den Jeton nicht in
den Schlitz steckst, dann läuft nichts.
Sondern Jesus muss in Dir selber leben dürfen. Und vielleicht sitzt Du heute
hier und auch schon die letzten Sonntage, wo wir über diese "Frucht des
Geistes" gesprochen haben, und Du merkst: "Ich sehne mich danach,
liebevoller zu werden. Ich möchte, dass von mir "Freude" ausgeht. Ich möchte
einer sein, der Frieden erlebt und in dessen Umfeld Friede herrscht. Ich
möchte geduldiger werden. Und freundlicher… Nun: Was ist es, dass Du
brauchst? – Lasst es mich ganz einfach sagen: Du brauchst Jesus selber!
Seine Gegenwart in Deinem Alltag. Seine Kraft in Deinen Herausforderungen.
Ihn als Person an Deiner Seite in Deinen Kämpfen.
Und wenn Du IHN an Dein Herz lässt, wenn Du den Baum pflegst, nährst,
wenn Du Jesus in Dir Raum gibst, indem Du immer wieder zerbrichst vor IHM
und IHN an Dich heranlässt, dann wird das Auswirkungen haben.
III.
Wie sich das praktisch auswirken wird: Freundlichkeit in Aktion
Und ich glaube, dass sich das nirgends besser zeigt als gerade beim Thema
"Freundlichkeit". Kürzlich war ja Frauenfrühstück, und eine der Frauen, die
kamen, hat zu meiner Frau gesagt: "Weisst Du – in der FEG, da sind die Leute
einfach anders. Ich weiss nicht, was es ist, aber etwas ist anders. Hier sind die
Leute fröhlich. Und freundlich!" Und als Claudi mir das erzählt hat, dachte ich:
Ich weiss genau, was das ist: Das ist Jesus!
Denn Jesus ist freundlich. Wenn wir das "Freundlichkeit" hören, dann denken
die wenigsten von uns dabei an "Gott". Wir denken eher an Menschen, die uns
zuvorkommend und nett begegnen. Vielleicht denkt Ihr an die aufmunternden
Blicke Eurer Eltern oder von Lehrern, wenn Ihr vor Herausforderungen standet
und sie Euch ermutigen wollten. Vielleicht denkt Ihr an ein liebevolles "Hallo",
das Euch jemand zuruft, dem Ihr begegnet. Oder Ihr denkt an jemanden, der
Euch – einfach so – geholfen hat, als Ihr in Not gewesen seid. Freundlichkeit
hat viele Gesichter – aber keines davon verbinden wir in der Regel mit "Gott".
Aber interessanterweise beschreibt die Bibel Gott immer wieder als
"freundlich". In Ps 27.4 schreibt David: "Eins habe ich vom Herr erbeten,
danach trachte ich: Zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines
Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des HERRN und
nachzudenken in seinem Tempel". Mose schreibt in Ps 90: "Die
Freundlichkeit des Herrn, unseres Gottes, sei über uns!" Immer wieder in
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der Bibel findet Ihr diese Satz "Danket dem Herrn, denn er ist freundlich,
und seine Gnade währet ewiglich" (1Chr 16.34).
Freundlichkeit ist DER Wesenszug Gottes. Es entspricht Gottes Art, mit uns
freundlich umzugehen. Und alles, was wir mit "Freundlichkeit" verbinden
(Respekt / Wohlwollen / Ermutigung / den aufmunternden Blick etc.), ist im
letzten Grund nichts anders als ein Abbild davon, wie Gott mit uns als
Menschen umgeht.
Im aaronitischen Segen in 4Mo 6, der oft am Ende des Gottesdienstes gelesen
und unzählige Male vertont worden ist, heisst es: "Der Herr segne Dich und
behüte Dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir sei Dir
gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden".
Gottes Angesicht soll leuchten über uns. Das heisst nichts anderes als: "Gott
schaue Dich freundlich an". Die englische New Living Translation übersetzt
deshalb diesen Vers auch ganz bewusst mit: "May the Lord smile on you!"
Von allen Eigenschaften Gottes wie Allmacht, Allgegenwart, Souveränität,
Ewigkeit etc. ist wahrscheinlich seine Freundlichkeit diejenige, über die am
seltensten gesprochen wird. Es ist die Eigenschaft, mit der wir Gott am
wenigsten charakterisieren würden. Aber es ist der Wesenszug Gottes, von
dem wir eigentlich am meisten profitieren.
Das Gottesbild, dass Gott uns gegenüber "freundlich gestimmt" ist, ist uns –
obwohl es in der Bibel so oft erwähnt wird – irgendwie "fremd". Es mutet uns
irgendwie seltsam an, dass Gott freundlich sein soll. Aber dennoch ist es so.
Seht Ihr: "Freundlichkeit" bedeutet, dass Gott uns mit Wohlwollen begegnet.
Dass er uns wohlgesonnen ist, es gut mit uns meint. Sich über uns freut.
Gottes Freundlichkeit uns gegenüber äussert sich in seiner Grosszügigkeit. In
seiner Güte an uns. Dass Gott uns freundlich gesonnen ist kommt in all der
Ermutigung zum Ausdruck, die ER in unser Leben hinein legt. Darin, dass ER
uns etwas zutraut. Darin, dass ER Dich gebrauchen will. Dich leiten und Dir
den Weg zeigen möchte, den Du gehen sollst. Gottes Freundlichkeit offenbart
sich in den Menschen, die ER uns zur Seite stellt. In Türen, die sich uns öffnen.
Und Gottes Freundlichkeit gipfelt in der Erlösung, die Jesus uns erwirbt und
schenkt. Paulus schreibt an Titus in Tit 3.4-5: "Als aber die Freundlichkeit
und Menschenliebe unseres Heiland-Gottes offenbar wurde, errettete er
uns. Nicht nach Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, WIR getan
hätten. Sondern nach seiner Barmherzigkeit!"
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"Freundlichkeit" wird oftmals nicht erkannt. Sie geht oft im Trubel all dessen,
was im Alltag um uns herum passiert, unter. Von allen Tugenden ist sie
diejenige, die oft schnell wieder vergessen wird. Auch im Blick auf Gott ist das
so. Aber letztlich ist Gottes Freundlichkeit uns und dieser Welt gegenüber die
Quelle, in der alles andere entspringt. Sogar unsere Erlösung!
Freundlichkeit ist Gottes Art, mit uns umzugehen. Und wenn Du Jesus Raum
gibst, wenn Du diese Freundlichkeit, die ER Dir gegenüber zeigt, spürst und
erlebst und verinnerlichst, dann wird sie aus Dir herausfliessen. Und Du wirst
merken, dass Du freundlich mit anderen umgehen kannst. Dass Du
unvoreingenommen auf andere zugehen und ihnen freundlich hallo sagen
kannst. Dass Du aufmerksam und sensibel wirst und spürst, was in anderen
vorgeht.
Wer Gottes Freundlichkeit erlebt, wird zum Ermutiger. Christen, die von Gottes
Freundlichkeit ihnen gegenüber überzeugt sind, die sind Ermutiger. Christen,
die unter Gottes gutem Segen leben, die davon überzeugt sind, dass Gott sie
"freundlich anlächelt", die können anderen mit einem fröhlichen Lächeln
begegnen. Christen, die erleben, wie Gott ihnen mit Wertschätzung begegnet
(und was für ein Zeichen RIESENGROSSER Wertschätzung ist das Kreuz!!?),
die können anderen mit Wertschätzung begegnen.
Schluss
In Ps 34.9 sagt David: "Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist!"
Gott möchte entdeckt werden als der Freundliche. Und die Frage ist: Wie
können Menschen die Freundlichkeit Gottes "schmecken", "sehen",
entdecken? – Sie können das durch Dich. Weil Gott in Dir seine Freundlichkeit
mehr und mehr zur Entfaltung kommen lassen möchte. Wenn Du IHN lässt.
Und je mehr Menschen in Dir drin Liebe, Freude, Friede, Geduld und
Freundlichkeit entdecken, desto mehr werden sie sich fragen, woher das
kommt – und glaub mir: Früher oder später werden sie bei DEM landen, der
das in Dir wirkt: Bei "Christus in uns!"
Wie hat es mein Pfarrer damals gesagt: "Christen heissen deshalb Christen,
weil sie kleine Christusse werden sollen!" Nicht in dem Sinn, dass wir meinen,
wir wären wie Jesus. Aber in dem Sinn, dass wir selber Jesus ähnlich werden
in unserem Wesen. Dass mehr und mehr ER in uns gross wird – und nicht wir
in uns.
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Call to Action
Der Weg dorthin heisst: Lass Jesus bei Dir zu Hause sein. Nicht einfach nur
als "Gast". Nicht einfach, indem Du ständig für ihn unterwegs bist, für ihn
arbeitest und Ihn bedienst. Nicht, indem Du hier in die Gemeinde kommst, weil
Du hier auf Menschen zu treffen hoffst, bei denen Jesus zu Hause ist. Sondern
indem Du selber Dein Herz öffnest. Vielleicht zum ersten Mal – vielleicht aber
auch ganz neu!
Und vielleicht musst Du etwas in Ordnung bringen. Zwischenmenschlich. Oder
aber in der Beziehung zu Gott etwas auf den Tisch legen, Busse tun und vor
IHM bekennen weil Du merkst: "Das ist Sünde – das ist nicht richtig!" Wenn
das so ist, dann wisst Du das jetzt ganz genau, weil Gottes Geist Dir das auch
sagt. Dann bring das in Ordnung.
Sprich das still in Deinem Herzen vor Jesus aus und bitte um Vergebung.
Vergiss nicht: Jesus ist freundlich. Er vergibt gern! Und je mehr Du von seiner
Freundlichkeit und Vergebung lebst, desto mehr wird seine Freundlichkeit
auch aus Deinem Leben ausgehen.
Lasst uns still werden – ich möchte gerne beten…
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