Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. med Dr. med. dent. Andreas Bremerich Dienstort: Klinikum Bremen Mitte Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen und Spezielle Schmerztherapie Zahnärztliche Implantologie: Wie ist der Informationsstand der Patienten Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Till Herffs aus Bremerhaven 2005 1 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. A. Bremerich Koreferent: Prof. Dr. med. K.-D. Wolff Tag der mündlichen Prüfung: 29.11.2005 2 Meinen Eltern in Dankbarkeit für Ihre Unterstützung meiner Ausbildung gewidmet 3 INHALTSVERZEICHNIS Verzeichnis der Abkürzungen I. EINLEITUNG .............................................................................................................8 I.1 Ätiologie des Zahnverlustes.................................................................................. 10 I.1.1 Ursachen für Zahnverlust.................................................................................. 10 I.1.2 Folgen des Zahnverlustes.................................................................................. 11 I.1.3 Epidemiologie des Zahnverlustes ..................................................................... 12 I.2 Dentale Implantate ................................................................................................ 14 I.2.1 Geschichte und Entwicklung ............................................................................ 14 I.2.2 Makro- und Mikrodesign / Material ................................................................. 15 I.2.3 Chirurgische Techniken und Belastungsmodi .................................................. 16 I.2.4 Knochenqualität und -quantität ......................................................................... 19 I.2.5 Risikofaktoren und Kontraindikationen............................................................ 20 I.3 Nachfrageentwicklung ........................................................................................... 21 I.4 Problemstellung und Ziel der Arbeit ................................................................... 22 II. MATERIAL UND METHODE...............................................................................25 II.1 Patienten................................................................................................................ 25 II.1.1 Rekrutierung .................................................................................................... 25 II.1.2 Alter und Geschlecht ....................................................................................... 26 II.1.3 Beschreibung des Kollektives ......................................................................... 27 II.2 Befragungsinstrument und Datenstruktur........................................................ 30 II.3 Studiendesign........................................................................................................ 31 II.3.1 Aufnahme und Ausschluss .............................................................................. 31 II.3.2 Primäre Zielkriterien und Studienhypothesen................................................. 31 II.3.3 Weitere Fragestellungen.................................................................................. 32 II.4 Statistische Methodik ........................................................................................... 33 III. ERGEBNISSE.......................................................................................................34 4 III.1 Primä re Fragestellungen.................................................................................... 34 III.1.1 Einschätzung zur Pflegebedürftigkeit von Implantaten................................. 34 III.1.2 Dauerhaftigkeit von Implantaten.................................................................... 35 III.1.3 Erfahrungen im Bekanntenkreis ..................................................................... 36 III.1.4 Medieneinfluß auf die Wünsche bezüglich der Prothetik .............................. 38 III.1.5 Bereitschaft zur Finanzierung ........................................................................ 39 III.2 Sekundäre Fragestellung ................................................................................... 41 III.2.1 Zahnverlust ..................................................................................................... 42 III.2.2 Zahnersatz und die subjektive Bewertung ..................................................... 44 III.2.3 Zahnpflege und Zahnarztbesuch .................................................................... 48 III.2.4 Prothetikwünsche und Vorstellungen............................................................. 50 III.2.5 Quellen der Information über Implantate ....................................................... 54 III.2.6 Geschlechtsspezifische Unterschiede............................................................. 57 III.2.7 Die Gruppe der unbeschränkt zahlungswilligen Patienten ............................ 60 IV. DISKUSSION ........................................................................................................62 IV.1 Diskussion der Methode ..................................................................................... 62 IV.2 Diskussion der Primären Fragestellungen ....................................................... 63 IV.2.1 Einschätzung der Pflegebedürftigkeit ............................................................ 63 IV.2.2 Dauerhaftigkeit von Implantaten ................................................................... 66 IV.2.3 Erfahrungen im Bekanntenkreis ..................................................................... 68 IV.2.4 Medieneinfluß auf den Wunsch nach der Art der Suprakonstruktion ........... 69 IV.2.5 Bereitschaft zur Finanzierung ........................................................................ 71 IV.3 Diskussion der sekundären Fragestellungen.................................................... 74 IV.3.1 Zahnmedizinischer Status quo des Kollektivs ............................................... 74 IV.3.2 Prophylaxegewohnheiten............................................................................... 78 IV.3.3 Wünsche und Vorstellungen der Patienten.................................................... 80 IV.3.4. Informationsquellen...................................................................................... 81 IV.3.5 Geschlechtsspezifische Unterschiede ............................................................ 82 IV.5 Fazit ...................................................................................................................... 84 V. SCHLUßFOLGERUNG........................................................................................85 5 VI. ZUSAMMENFASSUNG......................................................................................86 LITERATURVERZEICHNIS .....................................................................................88 Anhang Danksagung Lebenslauf 6 Verzeichnis der Abkürzungen BDIZ Bundesverband der niedergelassenen implantologisch tätigen Zahnärzte in Deutschland e. V. BEL Bundeseinheitliches Verzeichnis der abrechnungsfähigen zahntechnischen Leistungen DGI Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e. V. DGZMK Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde GOÄ Gebührenordnung für Ärzte GOZ Gebührenordnung für Zahnärzte 7 I. Einleitung In der Wohlstandsgesellschaft der westlichen Industrienationen hat sich in den letzten Jahrzehnten ein starker Trend zur Erhaltung eines möglichst jugendlichen Exterieurs etabliert, mit der Folge eines gesteigerten Interesses an dem Angebot der entsprechenden medizinischen Fachdisziplinen sowie an dem prosperierenden „Wellness-Markt“. Auch in der Zahnmedizin ist dieser Trend spürbar. Gerade ein gesundes oder gesunderscheinendes Gebiß, seit jeher ein Zeichen für Stärke und Schönheit, spielt im Bewußtsein der Menschen in Bezug auf die Ästhetik eine immer größere Rolle. Das Interesse am Erhalt der eigenen Zähne bzw. an ästhetisch einwandfreiem und möglichst natürlich wirkendem Ersatz ist gewachsen. In der konservierenden Zahnheilkunde konnten daher im Rahmen der Individualprophylaxe große Erfolge durch Vermittlung adäquater Mundhygiene und zahngesunder Ernährung sowie Anwendung von Fluoriden verzeichnet und somit ein deutlicher Rückgang des Kariesbefalls bei Kindern und Jugendlichen beobachtet werden (PIEPER 1997a). Amalgam ist, obwohl günstig und relativ einfach zu dauerhaften Restaurationen zu verarbeiten, als Füllungswerkstoff nicht nur wegen der Quecksilberdiskussion, sondern auch wegen der mangelnden Ästhetik aus der Mode gekommen. Die Nachfrage nach zahnfarbenen Restaurationen ist trotz problematischer Verarbeitungsparameter und schwierig zu erreichender Langzeithaltbarkeit im Falle der Composites bzw. hoher Eigenkosten und hohen Aufwandes im Falle der Keramikrestaurationen stark gestiegen. In der Prothetik macht sich diese Entwicklung in dem steigenden Anspruchsdenken der Patienten Auswirkungen bemerkbar. des In der Zahnverlustes Vergangenheit kaum wurden berücksichtigt die (bzw. psychologischen brauchten nicht berücksichtigt werden), und die Patienten akzeptierten üblicherweise herausnehmbaren Zahnersatz. Diese Einstellung hat sich verändert, und eine immer größere Zahl von Patienten empfindet eine solche Prothetik aus funktionellen, ästhetischen oder psychologischen Gründen inakzeptabel (GROGONO et al. 1997). Die Therapiemöglichkeiten im Rahmen der zahnärztlichen Implantologie sind einer immer breiter werdenden Schar von Patienten mit kritischer Einstellung zum herausnehmbaren Zahnersatz ein Begriff und durch eine steigende Nachfrage charakterisiert (KOECK und WAGNER 1996). Dentale Implantate sind heute ohne Frage 8 eine anerkannte und bewährte Behandlungsmethode, die in vielen Fällen eine vorzuziehende Alternative zu den konventionellen zahnärztlich-prothetischen Maßnahmen darstellt (MERZ und SUTTER 1997). Die erzielten Fortschritte und die rasante Entwicklung im Bereich der Behandlungstechniken „schwieriger Fälle“ durch rekonstruktive Knochenchirurgie Stichworte: Sinuslifting, Knochen-Augmentation, Knochenersatzmaterialien, Guided Tissue Regeneration oder Einsatz von Knochenwachstumsfaktoren (KLOSS und NEUKAMP 1999) - können allerdings gerade in der heutigen Medienwelt, die längst das Feld der Gesundheitsthemen für ihre Berichterstattung entdeckt hat, suggerieren, daß keine limitierenden Faktoren für die Behandlungskonzepte der Implantologie mehr existieren. Die verbesserten Techniken schaffen Erweiterungen im Indikationsbereich sowie neue Möglichkeiten zur prothetischen Versorgung, steigern allerdings auch die Erwartungshaltung der Patienten, die zudem oft falsche Vorstellungen haben was Implantate sind und leisten können (BUCH et al. 2002, KÖHLER 2001, THILL 2001). Zu unrealistischen Erwartungen können vereinzelt auch Publikationen aus der Fachwelt führen, z. B. das von SPAHN (2000) herausgegebene Buch Kieferschwund... und doch sind festsitzende Zähne möglich. Der Autor äußert sich hier in dem Sinne, daß grundsätzlich herausnehmbarer Zahnersatz nicht mehr zeitgemäß und als „Zumutung“ zu betrachten sei. Überzogene oder falsche Erwartungen von Seiten der Patienten aber stellen eine gefährliche Basis für die aufwendige, zeit- und kostenintensive Behandlung im Rahmen einer Therapie mit dentalen Implantaten dar (STRUB et al. 1999). Ausgehend von diesen Überlegungen ist die Idee entstanden, in einer Umfrage Patienten, die prothetischer Rehabilitation bedürfen und bei denen eine Implantatstützung oder -retinierung des neuen Ersatzes eine sinnvolle Option wäre, mittels eines Fragebogens nach ihrer Einstellung, ihrem Informationsstand und ihren Informationsquellen zur dentalen Implantologie zu befragen, bevor ein umfangreiches Aufklärungsgespräch zu diesem Thema mit dem Fachmann (Hauszahnarzt, Oral- oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen) stattgefunden hat. Die Ergebnisse sollten dabei vor allem Aufschluß über die Meinungen der Patienten bezüglich Pflegebedürftigkeit und Dauerhaftigkeit von, bzw. finanzieller Eigenbeteiligung an Implantatversorgungen geben, sowie Einfluß von Medien und „Mundpropaganda“ auf die Entscheidungs- und Meinungsbildung der Patienten beleuchten. 9 I.1 Ätiologie des Zahnverlustes I.1.1 Ursachen für Zahnverlust Die häufigsten Ursachen für Zahnverlust sind Kariesbefall und Parodontitis. Durch Karies werden die Zahnhartsubstanzen zunächst demineralisiert und schließlich auch die organischen Bestandteile abgebaut, so daß bei ausbleibender Therapie die Karies ein fortschreitendes Krankheitsbild darstellt, das schließlich zum Zahnverlust führen kann. Die Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung der Gewebe des Zahnhalteapparates. In ihrem Verlauf kann es zu einer qualitativen und quantitativen Reduzierung des Parodontiums kommen, die zu Zahnlockerung und Zahnverlust führen kann. Die Entstehung von Karies erklärt die folgende, allgemein anerkannte Theorie. Durch mangelnde Mundhygiene entsteht ein zäher Zahnbelag aus Speichelbestandteilen, Nahrungsresten Laktobazillen, und kariogenen Aktinomycesarten), Mikroorganismen die sogenannte (Streptokokkus Plaque. Bei mutans, Zufuhr von niedermolekularen Kohlenhydraten bei der Nahrungsaufnahme produzieren diese Plaquebakterien im Zuge ihres Stoffwechsels organische Säuren, die bei entsprechend langer Einwirkzeit die Zahnhartsubstanzen demineralisieren. Neben diesen drei Hauptfaktoren – Plaqueansammlung, Substratzufuhr und Vorhandensein eines Wirts (Zahn) – nehmen zahlreiche Nebenfaktoren nicht unerheblich Einfluß auf die Ausbildung und Entwicklung eines kariösen Defektes. Wichtige Co-Faktoren sind Ernährungsgewohnheiten (Dauer und Häufigkeit der Substratzufuhr), Speichelquantität und –qualität (pH-Wert, Mineraliengehalt, Pufferkapazität) sowie Zahnfehlbildungen und Zahnfehlstellungen. (HELLWIG et al. 1995) Zahnhartsubstanzdefekte durch Karies führen nicht unweigerlich zum Zahnverlust. Profunde Zerstörung oder wiederholter Kariesbefall (Kariesrezidiv/Sekundärkaries) können aber die Entfernung betroffener Zähne notwendig machen. Ähnlich wie bei der Karies sind auch bei der Parodontitis die Mikroorganismen der Plaque verantwortlich für die Krankheitsentstehung. Zu den vermuteten Pathogenen zählen hier u. a. Actinobazillus actinomycetem commitans, Bacteroides forsythus, Porphyromonas gingivalis, Eikenella corrodens, Prevotella intermedia und Spirochäten. Durch die Produktion von Enzymen wie Kollagenasen, Hyaluronidasen oder Chondroitinsulfatasen, greifen diese parodontopathogenen Keime die Interzellularsubstanz und das kollagene Stützgewebe durch Stoffwechselprodukte wie Ammoniak oder Schwefelwasserstoff das Gewebe des Zahnhalteapparates an. 10 Verschiedene Bakterien entwickeln Antigene, die sogenannten Exotoxine, die die polymorphkernigen Granulozyten der Zellwandbestandteile gramnegativer Bakterien, gesteigerte Abwehrreaktion. Die zellulären die Mechanismen Abwehr zerstören Endotoxine, der können. verursachen eine Abwehrreaktion des Wirtsorganismus leisten dabei z. B. durch Freisetzung enzymatischer Substanzen (Kollagenasen) oder Aktivierung von Osteoklasten ebenfalls einen Beitrag zur Zerstörung des Parodonts (HELLWIG et al. 1995). Wird also durch unzureichende Mundhygiene einer ständigen Plaqueablagerung im Sulkus- und Interdentalbereich und damit einer Zahnstein- und Konkrementbildung Vorschub geleistet, schafft man parodontopathogenen Mikroorganismen eine Retentionsmöglichkeit und Kolonisationsbasis. Auf Dauer kann so ein bezüglich seiner Hartsubstanz möglicherweise vollkommen gesunder Zahn durch den fortschreitenden Abbau seines Halteapparates gelockert und schließlich seine Entfernung notwendig werden. Der Großteil des Zahnverlustes geht auf das Konto von Karies und Parodontitis. Eine Studie von 1993 gibt als Ursache für Zahnverlust für die alten Bundesländer folgende Daten an: Karies ca. 21%, Parodontopathien ca. 27,5%, sowie Kombination aus Karies und Parodontopathien ca. 18%. Mithin sind laut der genannten Studie Karies und Erkrankungen des Parodonts also für ca. 66,5% der Zahnextraktionen in den alten Bundesländern verantwortlich (REICH 1993). Eine ähnliche Studie für die neuen Bundesländer aus dem Jahre 1998 gibt folgende Werte an: Zahnverlust durch Karies 31,5 %, Parodontopathien 27,4%, Kombination aus Karies und Parodontopathien 9,4% (Karies und Parodontopathien also gesamt 68,3 / GLOCKMANN und KÖHLER 1998). Andere Gründe für Zahnverlust wie Trauma und Tumorerkrankungen spielen genauso wie Nichtanlagen (die Hypodontie-Morbidität im bleibenden Gebiß liegt laut PIEPER 1997b bei 2-10%) eine deutlich untergeordnete Rolle oder stellen bei den Kategorien „Entfernung im Zuge kieferorthopädischer Therapieplanung“ und „Weißheitszahnentfernung“ keine Fälle für eine prothetische Rehabilitation dar. I.1.2 Folgen des Zahnverlustes Die Zähne stellen nur einen Teil des orofazialen Systems dar, weitere beteiligte Strukturen sind das Parodontium, Maxilla und Mandibula mit den Kiefergelenkstrukturen und die die Unterkieferlage und –bewegung beeinflußende 11 Muskulatur. Das orofaziale System beeinflußt wichtige Funktionen wie Phonetik, Mastikation und Okklusion, sowie Ästhetik und Physiognomie. Nimmt ein Element des orofazialen Systems Schaden, kommt es also z. B. zum Zahnverlust, sind Dysfunktionen und Störungen in den genannten Funktionsbereichen die Folge. Folgeerscheinungen von Zahnverlust für das Restgebiß können Zahnkippungen, drehungen und –wanderungen, sowie Elogationen sein, die okklusale Traumen bzw. ein erhöhtes Karies- und Parodontitisrisiko bewirken können. Zahnverlust führt direkt zu Kieferatrophie, verstärkt durch Weichteileinlagerung. Bei umfangreichem Zahnverlust bewirken die entgegengesetzten Atrophierichtungen von Oberkiefer und Unterkiefer (zentripetal-zentrifugal) eine Veränderung der interalveolären Lagebeziehung. Da die Zähne die Stellung der Kiefergelenke beeinflußen, bedeutet fortgeschrittener Zahnverlust auch eine Veränderung der Kieferrelation und der Kiefergelenkstrukturen. In gleicher Weise hat die Okklusion Einfluß auf die Kaumuskulatur. Nicht kompensierter Zahnverlust führt so zu Veränderungen des Kontraktionsschemas und kann mitverantwortlich sein für das Auftreten von funktionellen Problemen im Kiefergelenks- und Kaumuskulaturbereich (REIBER 1995). Für den Patienten werden allerdings vor allem die äußerlichen, morphologischen Veränderungen auffällig, die ein umfangreicher Zahnverlust mit sich bringt und der zu einer Verkleinerung der vertikalen Dimension des gesamten unteren Gesichtsbereichs führt: Lippenverschmälerung, Nasolabialfaltenvertiefung, Verlust Abnahme des des Labiomental-Winkels, horizontalen Lippenwinkels und Vergrößerung des Winkels zwischen Nasensteg und Lippenphiltrum (ZARB 1985). I.1.3 Epidemiologie des Zahnverlustes Die Zahngesundheit Individualprophylaxe hat stetig sich in Deutschland verbessert. Das dank Jahrbuch der der Maßnahmen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) von 2002 weist einen Rückgang von Zahnextraktionen von 51% in den Jahren 1970 bis 2001 aus. Die Inanspruchnahme der Individualprophylaxe (IP) durch die IP-Berechtigten stieg jeweils im ersten Halbjahr von 1991 bis 2001 von 8,7% auf 38,0% in den alten und von 2,3% auf 37,7% in den neuen Bundesländern (KASSENZAHNÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG 2002). Üblich bei Kariesprävalenzstudien ist die Verwendung des DMF-T-Indexes, der die durchschnittliche Summe von kariösen (decayed), fehlenden (missing) und gefüllten 12 (filled), also nicht mehr naturgesunden Zähnen (teeth) pro Gebiß angibt. Galt für die Zwölfjährigen 1980 noch ein DMF-T-Wert von 6,2, so zählte man bei den Zwölfjährigen in den alten Bundesländern im Jahre 2000 sogar nur 1,2 kariöse, fehlende oder gefüllte Zähne (KASSENZAHNÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG 2002). 41,8% der Gebisse in dieser Altersklasse sind naturgesund (KERSCHBAUM 2001). Dennoch verweisen BIFFAR und KÖRBER (1999) auf eine Studie der World Health Organization, in der die Prävalenzdaten für Parodontopathien und Karies mit 100% bzw. 99% angegeben werden, und bei der Betrachtung der Bevölkerungsgruppen der über 34-Jährigen wird deutlich, daß hier keine vergleichbaren Erfolge zu verzeichnen waren, da Erwachsene von den Anfang der 80er Jahre beginnenden gruppenprophylaktischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche nicht profitieren konnten. Dies bestätigt die Statistik der KZBV. Ihr zur Folge entwickelt sich der durchschnittliche Zahnverlust pro Kiefer annährend linear von ca. einem Zahn im Alter von 36 bis zum vollständigen Zahnverlust, sprich 14 Zähne pro Kiefer im Alter von 62 Jahren (KASSENZAHNÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG 2002). Die Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie (SCHIFFNER und REICH 1999b) gibt folgende Daten zum Zahnverlust an: Der Altersgruppe der 35-44-Jährigen in den alten Bundesländern fehlt im Durchschnitt 3,6 Zähne. Für die neuen Länder weist die Statistik 4,9 fehlende Zähne für diese Altersgruppe aus, so daß sich ein Gesamtwert von durchschnittlich 3,9 fehlenden Zähnen ergibt. In der Altersgruppe 65-74 Jahre sind 24,9% gänzlich zahnlos. Im Durchschnitt fehlen den Senioren 17,6 Zähne (alte Bundesländer 17,0, neue Bundesländer 19,8 / SCHIFFNER und REICH 1999c). Ähnliche Werte nennt eine 1995 veröffentlichte Studie für das Jahr 1989. Hier werden für die 35-44-Jährigen 3,4 bzw. für die über 65-Jährigen 16,2 fehlende Zähne gezählt. 22,9% bzw. 0,9% sind hier noch vollbezahnt. Ein Vergleich mit früheren Studien dieser Reihe zeigt wenig Veränderungen bei den Erwachsenen für den untersuchten Zeitraum von 1978 bis 1989 (DÜNNINGER et al. 1995). Im Zuge einer Vorausberechnung für den zukünftigen Prothetikbedarf im Jahre 2020 wurde festgestellt, daß es auch trotz deutlicher Erfolge auf dem Gebiet der Zahnerhaltung und der Prophylaxe zu keinem wesentlichen Rückgang des prothetischen Behandlungsbedarfs bis zum Jahre 2020 kommen wird. Die steigende Lebenserwartung sorgt lediglich für eine Verschiebung des Zahnverlustes ins höhere Alter (KERSCHBAUM 2001). 13 I.2 Dentale Implantate I.2.1 Geschichte und Entwicklung Dentale Implantate sind künstliche Pfeiler aus alloplastischem Material, die im Bereich der Schleimhaut-Periost-Decke bzw. des Kieferknochens in die Mundhöhle eingebracht werden und der Verankerung von Zahnersatz dienen. Sie nehmen im Vergleich zu den Implantaten der allgemeinen Chirurgie wie z. B. Endoprothesen, künstlichen Herzklappen etc. eine Sonderstellung ein, da sie auch nach Einheilung ständig mit der kontaminierten Mundhöhle in Verbindung stehen, also nicht in toto von lebendem Gewebe umgeben sind (STRUB et al. 1999). In der ersten Hälfe des 20. Jahrhunderts hat es mehrere Versuche und Ansätze gegeben, durch Einpflanzung künstlicher Verankerungselemente Befestigungsmöglichkeiten für Zahnersatz zu schaffen. Viele Verfahren beruhten dabei auf reiner Empirie. (KOECK und WAGNER 1996) Überwiegend wurden zwei Arten von Implantaten angewendet bzw. erprobt. Bei den subperiostalen Gerüsten handelt es sich um Metallnetze, die der Knochenkontur entsprechend angefertigt und unter das Periost dem Kieferknochen aufliegend eingepflanzt werden. Blatt- oder Klingenimplantate dagegen besitzen eine längliche, schmale Schulter, die in eine präparierte Rille in den Kieferknochen eingelassen und verkeilt wird. Beide Formen haben eine durchaus weite Verbreitung erlangt und die subperiostalen Gerüstimplantate gewisse Langzeiterfolge aufzuweisen, wenn gleich eine Einheilung im modernen Sinne kaum erzielt, sondern lediglich eine Toleranz erreicht werden konnte (SCHROEDER 1994 a). Darüber hinaus waren beide Implantatformen bezüglich Weichgewebsreaktionen und Gerüstfrakturen problembehaftet und für die Blattimplantate besteht ohnehin ein Mangel an kontrollierenden Studien über die berichteten klinischen Erfolge. Die bei den Blattimplantaten übliche bindegewebige Einscheidung, die die Befürworter als Pseudodesmodont positiv bewerteten, erwies sich laut ALBREKTSSON (1999) als wenig differenziertes Narbengewebe, gefährdet, bereits durch physiologische Krafteinwirkungen überlastet zu werden. Den entscheidenden Fortschritt brachten die Forschungen von Branemark, der in den sechziger Jahren ein neuartiges Implantatsystem aus Titan entwickelte, das einen direkten Knochen-Implantatkontakt realisierte. Der von Branemark geprägte Begriff 14 der Osseointegration beschreibt dieses Phänomen definitionsgemäß als einen lichtmikroskopisch erkennbaren „direkten funktionellen und strukturellen Verbund zwischen dem organisierten und lebenden Knochengewebe und der Oberfläche eines belasteten Implantates“ (BRANEMARK 1985). Direkten Knochen-Implantatkontakt beobachtete ebenso Schroeder an Titanplasmaflame beschichteten Implantaten, welchen er als funktionelle Ankylose bezeichnete (SCHMITZ et al. 1996). Die Erfolge mit osseointegrierten Implantaten führten zu einer rasanten Entwicklung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, die schließlich zu der Anerkennung der Implantologie durch die DGZMK als wissenschaftlich begründete Therapie im Jahre 1982 führte. (KOECK und WAGNER 1996) Ein möglichst umfangreicher direkter Knochen-Implantatkontakt unter Funktion gilt heute als das zentrale Erfolgskriterium eines Implantates. ALBREKTSSON et al. (1981) stellten eine Reihe von notwendigen Faktoren für eine sichere Osseointegration zusammen, auf die in den folgenden Abschnitten kurz eingegangen werden soll. Sie lauten: Die - Biokompatibilität des Implantatmaterials - Makrodesign des Implantates - Mikrodesign des Implantates - Knochenqualität und -quantität der Empfängerstelle - Chirurgische Technik - Belastung dokumentierten Erfolge, die Überwindung initialer Ressentiments in der Zahnärzteschaft und das Engagement der Industrie haben dazu geführt, daß heute ca. 70 Implantatsysteme allein auf dem deutschen Markt zur Auswahl stehen. In der jüngeren Vergangenheit hat sich das Zentrum der Forschung mehr der Lösung von Problemfällen, die bezüglich der knöchernen Empfängerstelle keine optimalen Voraussetzungen mitbringen, ästhetischen Aspekten, dem Soft-Tissue-Management sowie der Reduzierung der Behandlungs- und Einheilzeit zugewandt. I.2.2 Makro- und Mikrodesign / Material Als Implantatform der Wahl haben sich, wie bereits dargestellt, die enossalen Implantate, die direkt in den Knochen eingebracht werden, gegen die übrigen Formen durchgesetzt. Submuköse Implantate, die unter der Schleimhaut dem Periost bzw. subperiostale Implantate, die unter dem Periost dem Knochen wie eine Art Gerüst 15 aufgelagert sind, spielen ebenso wie Mischimplantate in der modernen Implantologie keine Rolle mehr. Transdentale Implantate – hier wird zur Fixation einer Zahnwurzel ein Metallstift durch den Wurzelkanal bis in den Knochen geschraubt – stellen eine seltene Sonderform dar (STRUB et al. 1999). Als Makrodesign hat sich der rotationssymmetrische Körper bewährt. Die gängigen Implantatsysteme bieten schrauben-, zylinder- und wurzelförmige Pfeiler oder Kombinationen aus diesen Formen. Blatt- oder Disk-Implantate spielen keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle. Ganz überwiegend werden als Implantatmaterial Titan bzw. bei mechanisch anspruchsvollen Teilen Titanlegierungen verwendet. Titan bildet als reaktives Metall spontan auf der Oberfläche eine Oxidschicht aus, die auf Grund ihrer Reaktionsträgheit außerordentlich resistent ist. Die Oxidschicht schützt das Metall auch in einem aggressiven Milieu vor Korrosion, so daß sich Titan im Körper nahezu inert verhält (SCHMITZ et al. 1996). Nach der Implantation werden daher die regenerativen Einheilprozesse, vergleichbar den Phänomenen der regulären Knochenbruchheilung (KNÖPFLER und GRAF 1989, KNÖPFLER et al. 1990), nicht durch die Freisetzung von Metallionen irritiert und somit ein direktes Aufwachsen des Knochens auf die Implantatoberfläche möglich. Große Unterschiede gibt es allerdings beim Mikrodesign der Implantatoberfläche. Von hochglanzpolierten Oberflächen (z. B. Bicortical-Schraube, viele Jahre hindurch Branemark) reicht die Palette über ablative Oberflächenstrukturierung durch Abstrahlung und Säureätzbehandlung (HaTi-Implantat, Ankylos, Astra, Frialit) bis zu additiven Oberflächenbeschichtungen durch Titan-Plasma-Flame- oder Hydroxylapatit-Beschichtungen (Bonefit, IMZ, Frialit). Die aufgerauten Oberflächen scheinen sich dabei gegen die glatten durchzusetzen, da experimentellen Befunden zur Folge an diesen Strukturen eine höhere Knochenanlagerung gefunden werden konnte (MERZ und SUTTER 1997, WAGNER 1996). Die Beschichtung mit Hydroxylapatit wird allerdings kritisch diskutiert, da sich die biologische Stabilität als mangelhaft erwiesen hat (WAHLMANN et al. 1993). I.2.3 Chirurgische Techniken und Belastungsmodi Auch bezüglich des chirurgischen Vorgehens lassen sich die enossalen Implantatarten differenzieren. Zu unterscheiden sind einzeitige von zweizeitigen Abläufen und Sofortbzw. verzögerte Sofortimplantation von der Spätimplantation. 16 Allen Varianten gleich ist die möglichst schonende, atraumatische Präparation eines exakten Implantatlagers sowie die unbelastete oder zumindest nicht fehl- oder überbelastete Einheilzeit. Die implantatformgetreue und schonende Gestaltung des Implantatbettes soll eine Primärstabilität des Implantates direkt nach Insertion bewirken und die komplikationslose Organisation einer möglichst schmalen Knochenwunde am ImplantBone-Interface mit geringer Traumatisierung und ohne Relativbewegungen des Implantates zum Knochen gewährleisten. Durch die Vermeidung von Belastungen oder Fehlbelastungen des Implantates während dieser Einheilphase, sucht man, den sensitiven Vorgang der Osseointegration vor Irritationen zu schützen. Auf diesen Überlegungen basiert die ursprüngliche chirurgische Vorgehensweise der modernen Implantologie. Das Implantat wird in einen zahnlosen Kieferabschnitt eingebracht und nach Weichgewebsverschluß folgt eine gedeckte Einheilphase. ALBREKTSSON et al. (1981) fordern eine unbelastete Einheilzeit für Unterkieferimplantate von mindestens 3-4, für Oberkieferimplantate von 6 Monaten, da auch bei einem schonenden chirurgischen Vorgehen eine nekrotische Knochengrenzzone entsteht, die einer Remodellation in einer Phase frei von funktionellen Belastungen bedarf (ALBREKTSSON 1985). Anschließend erfolgt in einem zweiten operativen Vorgang die Freilegung des Implantates und das Fixieren einer Distanzhülse zur Verbindungsherstellung durch die Schleimhaut zur Mundhöhle. Um die Prozedur für den Patienten komfortabler zu machen und abzukürzen, haben sich verschiedene Einphasige, Modifikationen ungedeckt einheilende dieses klassischen Implantatsysteme Verfahrens ersparen einen entwickelt. operativen Eingriff zur Freilegung und bieten darüber hinaus durch die Möglichkeit der sofortigen prothetischen Versorgung eine große Zeiteinsparung. Bei der verzögerten Sofortimplantation wird nach der Zahnextraktion nur die Weichgewebsverheilung abgewartet und das Implantat in die knöchern noch nicht organisierte Alveole eingebracht. Die Sofortimplantation sieht die Insertion noch früher in die frische Extraktionswunde vor. Diese Varianten scheinen im Widerspruch zu den ursprünglichen Überlegungen zu stehen, die die Osseointegration in einem gesunden Knochenbett und, durch die gedeckte Einheilung, frei von Belastungen, geschützt vor dem Einwachsen von Bindeoder Epithelgewebe in das Implant-Bone-Interface und unbehelligt von Infektionsreizen ausgehend von der kontaminierten Mundhöhle vorsahen (ADELL 17 et al. 1981, BRANEMARK et al. 1977). Sie scheinen somit den Implantationserfolg zu riskieren. Das histologische Verhalten von gedeckt und ungedeckt eingeheilten Implantaten scheint allerdings weitestgehend ähnlich zu sein (KOHAL et al. 2001) und der periimplantäre Knochenverlust zeigte im Tierversuch vergleichbare Werte (FIORELLINI et al. 1999). Es konnte gezeigt werden, daß mit ungedeckten Implantaten Einheilung und Langzeiterfolg mit ähnlicher Vorhersagbarkeit erreicht werden kann (WEBER et al. 1996, BUSER et al. 1990). Das einphasige und einzeitige Vorgehen mit offener Implantateinheilung hat sich mittlerweile in zahlreichen klinischen Studien bewährt. Es gilt heute als dem gedeckten Modus gleichwertig mit sicher voraussagbaren, guten Ergebnissen (ASTRAND et al. 2002, MOBERG et al. 2001, COCHRAN 2001, WEBER et al. 2000) und hat sich etabliert. Dennoch bevorzugten laut einer Umfrage von ALTATEC BIOTECHNOLOGIES (1999) unter 253 implantologisch tätigen Zahnärzten noch etwa 71% die gedeckte Einheilung und nur 10% verwenden lieber einphasige Implantatsysteme, die bekanntlich ausschließlich die offene Einheilung erlauben. Ungedeckt einheilende Implantate bieten eine weitere Möglichkeit, den Komfort für die Patienten zu steigern: Die direkte oder baldige (mehrere Tage bzw. wenige Wochen nach der Implantation) prothetische Versorgung. Auch dieses scheint der ursprünglichen Forderung nach unbelasteter Einheilung zu widersprechen. Diverse Studien haben allerdings gezeigt, daß offen einheilende Implantate mit Erfolg sofort oder bald nach Insertion prothetisch versorgt werden können, ohne den Langzeiterfolg zu gefährden (DEGIDI und PIATELLI 2003, TESTORI et al. 2002, HRUSKA et al. 2002, IBANEZ und JALBOUT 2002, KOSINSKI und SKOWRONSKI 2002, COOPER et al. 2002, GANELES et al. 2001, COOPER et al. 2001). Dennoch konstatierten ESPOSITO et al. (2003) in einer Studie, die Ergebnisse nach Sofort- oder Frühbelastung bzw. konventioneller Belastung vergleicht, daß im zahnlosen Unterkiefer mit guter Knochenqualität und –quantität keine signifikanten Unterschiede bezüglich Prothesen-, Implantat- oder Attachmentverlust bestehen, daß aber die Voraussagbarkeit des Erfolges für Sofort- und Frühbelastung noch unklar ist und weitere Studien diesbezüglich notwendig sind. Ein weiterer Weg, eine Implantattherapie durch Zeit- und Termineinsparung für Patienten möglichst annehmbar zu machen, ist die Sofortimplantation, die die Insertion in die frische Extraktionswunde vorsieht. Dies erspart darüber hinaus Knochenverlust in vertikaler und oral-vestibulärer Dimension, der bei der knöchernen Organisation von 18 Extraktionsalveolen auftritt, und nutzt das natürliche Heil- und Osteogenesepotential der Knochenwunde (MISSIKA et al. 2003). Diese Methode ist allerdings mit Problemen behaftet, da die Primärstabilität schwierig zu erzielen ist und das Einwachsen von Weichgewebe im Bereich des crestalen Implantatlagers droht (GAGGL et al. 2000). Ist der Zahnverlust bedingt durch eine unbeherrschbare Infektion dentogenen Ursprungs, bzw. liegen osteolytische oder zystische Befunde vor, kommt diese Variante nicht in Frage (NENTWIG 1996). DOUGLASS und MERIN (2002) schließen zu ersetzende Zähne aus, die Knochendefekte an zwei oder mehr Alveolenwänden aufweisen und definieren als Idealvoraussetzung solche Zähne, die keinen oder nur geringen parodontalen Knochenverlust aufweisen. Genannte Beispiele: Zähne mit endodontischen Problemen, periapikalen Pathologie, Wurzelfrakturen, -reorptionen oder -perforationen. Es berichten mittlerweile Sofortimplantation konduktiver (z. zahlreiche Autoren über hohe Erfolgsraten der T. bei gleichzeitigem Einsatz knocheninduktiver oder – Maßnahmen), die mit denen der konventionellen Vorgehensweise vergleichbar sind (SCHROPP et al. 2003, MISSIKA et al. 2003, SCARANO et al. 2002, HUYS 2001, GAGGL et al. 2000). Die für den Patienten komfortabelste aber auch riskanteste Lösung ist die sofortige Implantation nach Zahnentfernung mit sofortiger prothetischer Versorgung. Auch hier berichtet die Forschung bereits über gute Ergebnisse. AIRES und BERGER (2002) verglichen in einer Studie Spät- und Sofortimplantate unter Früh- bzw. Sofortbelastung und schlossen auf vergleichbare Erfolgsraten. TOUATI und experimentell, GUEZ wohl (2003) aber erklärten, noch eine daß diese Technik Herausforderung ist, keineswegs die einer mehr strengen Indikationsstellung, fehlerfreier technischer Ausführung und kritischer Beobachtung der Erfolgskriterien bedarf. I.2.4 Knochenqualität und -quantität Das Knochenangebot ist die wesentliche lokale Variable, die bei der Entscheidung über eine Implantation genau zu prüfen ist. Dabei hat die Klassifizierung von Knochenqualität und –quantität nach LEKHOLM und ZARB (1985) nach wie vor Gültigkeit. Die Knochenquantität in allen drei Dimensionen beeinflußt die Länge und den Durchmesser des Implantates. Die durchschnittlichen Längenmaxima liegen bei 1619 18 mm, bei Implantaten unter 10 mm Länge nimmt die Prognose deutlich ab (WAGNER 1996, BARBOSA 2001). Im Unterkiefer begrenzt der Kanal des Nervus alveolaris inferior, im Oberkiefer die Nasen- und die Kieferhöhle das vertikale Knochenangebot. Die Knochenhöhe und -breite reduziert sich nach Zahnverlust durch die fehlende funktionelle Belastung. Die Knochenqualität hat ebenfalls einen großen Einfluß auf die Implantation. Die Kompakta vermittelt die Primärstabilität, während eine dichte Spongiosa für die langfristige, sekundäre Stabilität durch Osseointegration entscheidend ist. Laut WAHL (1996) sind daher die Knochenqualitätsklassen 2 und 3 nach LEKHOLM und ZARB (1985) mit dichter Spongiosa und kräftiger bzw. dünner Kompakta günstiger für die Implantatprognose als die Klassen 1 (dichte Kompakta und wenig Spongiosa) und 4 (kaum bzw. keine Kompakta und feine Spongiosa). Um den Indikationsspielraum zu erweitern, sind in den vergangenen Jahren verschiedene Verfahren zur Verbesserung der Knochenmorphologie entwickelt worden. Durch Knochentransplantationen in Form von Augmentationen, gesteuerte Gewebsregeneration, Einsatz von Bone Morphogenetic Protein oder Knochenersatzmaterialien, sowie Knochenspreizung und –kondensation lassen sich Knochenqualität und –quantität verbessern (KOHAL und HÜRZELER 2003, WIKESJ et al. 2002, SCHLEGEL et al. 2002, KARABUDA et al. 2001, ZACCARDI und BUCHBINDER 1997, ENGELKE et al. 1997). Nach KIRSCH et al. (1999) erlauben die oben genannten Methoden mittlerweile die Implantatinsertion unabhängig von der knöchernen Ausgangssituation, so daß die Implantatpositionierung ausschließlich nach den Erfordernissen der Prothetik vorgenommen werden kann. I.2.5 Risikofaktoren und Kontraindikationen Die Liste der Kontraindikationen zu einer Implantattherapie ist im Laufe der letzten Jahrzehnte stark zusammengeschrumpft. Zählten in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Autoren noch bis zu 100 absolute Kontraindikationen auf, so spricht man heute überwiegend nur noch von Risikofaktoren, die die Erfolgsaussichten eines Implantates in nicht sicher abschätzbarem Ausmaß reduzieren. Bereits aus Abschnitt I.2.4 geht hervor, daß auch bei nicht idealen Knochenverhältnissen inzwischen durch Einsatz knocheninduktiver bzw. –konduktiver Maßnahmen erfolgreich implantiert werden kann. Pathologische Kieferknochen- und 20 Mundschleimhautveränderungen oder Zustand nach Radiatio werden nach WAHL (1996) häufig von Autoren genannt, stellen allerdings seltene Sonderfälle dar. Unverändert und unstrittig gilt damit mangelnde Mundhygiene als zentrale lokale Kontraindikation für eine Implantation (BARBOSA 2001, CHANAVAZ 1998, WAHL 1996, BEHNEKE und WAGNER 1994, SCHROEDER 1994 b, LEKHOLM und ZARB 1985, MAEGLIN 1983,), da das periimplantäre Gewebe im Vergleich zum Parodont schlechtere Abwehrmöglichkeiten gegen plaqueinduzierte Läsionen besitzt (ERICSSON 2001, LINDHE und BERGLUNDH 1999, LINDHE et al. 1992, CARMICHAEL et al. 1989). Auch im Bereich der allgemeinmedizinischen Kontraindikationen haben sich die ehemals deutlich engeren Grenzen gelockert. MAEGLIN (1983) stellte noch eine Liste von Kontraindikationen mit konkreten Erkrankungen auf, wohingegen LEKHOLM und ZARB (1985) bereits konstatierten, daß es bezüglich des allgemeinen Gesundheitszustandes des Patienten keine Einschränkungen gibt, solange die üblichen Anforderungen eines jeden operativen Eingriffes erfüllt werden. So verbietet heute beispielsweise Diabetes mellitus bei korrekter Einstellung keinesfalls mehr eine Implantattherapie (ABDULWAISSIE und DHANRAJANI 2002, WAHL 1996). Allgemein lassen sich Erkrankungen schlecht einzelnen Risikograden zuordnen, da es unterschiedliche Schweregrade gibt und so eine klare Grenze zur absoluten Kontraindikation kaum zu ziehen ist. RENOUARD und RANGERT (2000) sprechen daher nur noch von Risikofaktoren und zählen verschiedene Herz-, sowie Bluterkrankungen, Agranulozytose, AIDS/Abwehrschwäche, Karzinome, Hämophilie, Organtransplantation, Osteomalazie, Osteogenesis imperfecta und Morbus Paget dazu. Als Kontraindikationen gelten mithin heute lediglich noch schlechte Mundhygiene und nicht eingestellter Diabetes mellitus. I.3 Nachfrageentwicklung Die Stellenwertentwicklung der Implantologie ist rasant, ablesbar sowohl an der Nachfragesteigerung von Seiten durchgeführten Implantationen Angebotslage. Allein ca. der als 70 Patienten auch an und der Implantatsysteme der stetig und steigenden Zahl der breiter 20 gewordenen Anbieter von Knochenersatzmaterialien und Membranen sind laut KÖHLER (2001) für Deutschland zu verzeichnen. Einer Umfrage von ALTATEC BIOTECHNOLOGIES (1999) zufolge gaben 21 knapp 75% der befragten Implantologen an, daß die Zahl der von ihnen gesetzten Implantate steige. Nach Angaben des Bundesverbandes der niedergelassenen implantologisch tätigen Zahnärzte in Deutschland e.V. (BDIZ) hat sich die Zahl der verkauften Implantate von 170000 im Jahr 1999 kontinuierlich auf 380000 im Jahr 2002 gesteigert. Für das Jahr 2003 wurde dieser Statistik zur Folge eine weitere Steigerung erwartet und eine Zahl von verkauften Implantaten von 500000 prognostiziert. (ENGELS 2002) Als Indikator der unverändert steigenden Nachfrage können auch die Umsatzdaten der führenden Implantatsystemanbieter hinzugezogen werden. Die STRAUMANN-AG (2003) berichtet für die Jahre 1999 bis 2002 über Umsatzsteigerungen von 35,4%, 27,1%, 21,8% und 18,7% und über eine Steigerung der Mitarbeiterzahl von 445 auf 750 für den Zeitraum von 1998 bis 2002. Die NOBEL BIOCARE AG (2003) verzeichnete als weltweiter Branchenprimus für das Jahr 2002 einen Verkaufszuwachs für dentale Implantate von 11,8%. Europa, isoliert betrachtet, wies ein Wachstum von 10,3% auf. I.4 Problemstellung und Ziel der Arbeit Die dentale Implantologie hat sich als Therapiemittel für teilweisen oder totalen Zahnverlust bewährt, und implantatgestützter oder –retinierter Zahnersatz kann im Vergleich zur konventionellen Prothetik funktionelle und ästhetische Vorteile bieten. Als Alternative zur Kronen- und Brückenprothetik können Implantate Zahnhartsubstanzschonung bedeuten, als Alternative zur Teil- oder Totalprothese einen herausnehmbaren Zahnersatz vermeiden oder als Retentionsmöglichkeit für Totalprothesen eine sichere Fixierung und Lagestabilität gewährleisten. Die Patientenschicht, die für eine Implantation in Frage kommt oder sich dafür interessiert, wird größer, da, wie in den vorhergehenden Abschnitten dargestellt, a) zahlreiche ehemals bestehende Kontraindikationen zahn- und allgemeinmedizinischer Art heute an Bedeutung verloren haben bzw. beherrschbar sind und b) durch Erfolge im Bereich Sofortimplantation und/oder Sofortbelastung die Therapie für die Patienten noch attraktiver wird. Die erfolgreiche Entwicklung der Implantolgie wird auch durch die Sensibilisierung der Massenmedien für medizinische Thematiken, sowie das steigende Bewußtsein der Patienten für gesunde bzw. gesund- und natürlicherscheinende Zähne, einem immer 22 breiterem Publikum bewußt. Patienten treten, oft durch die Medien oder durch Freunde und Bekannte vorinformiert, mit dem Wunsch nach Implantaten an ihren Zahnarzt heran. Bisweilen erweisen sich derartige Vorinformationen als irreführend, und die Patienten haben in ihren Vorstellungen unrealistische Ziele. So berichten vorangegangene Studien, daß häufig die Medien die Hauptinformationsquellen für die Patienten zu dentalen Implantaten darstellen (ZIMMER et al. 1992) und daß Massenmedieninformationen zu dieser Thematik überwiegend fehlerhaft sind (BERGE 2000). So ist auch in Deutschland wiederholt die dentale Implantologie Thema z. B. in Zeitungen und Journalen gewesen (BILD AM SONNTAG 2000, BILD AM SONNTAG 2001, DER SPIEGEL 2000, FOCUS 2000, FOCUS 2004). Der Artikel „Neue feste Zähne in zehn Stunden“ des Boulevard-Blatts „Bild am Sonntag“ in der Ausgabe vom 19.03.2000 berichtet beispielsweise über einen einzelnen Patientenfall mit Sofortimplantation/Sofortbelastung (BILD AM SONNTAG 2000). Dieser Artikel bewog die Deutsche Gesellschaft Kieferbereich e.V. (DGI) eine für Implantologie Stellungnahme der im Zahn-, Professoren MundNEUKAMP und und RICHTER (2002) zu veröffentlichen, da durch derartige Berichterstattung „beim Leser der Eindruck entsteht, daß es sich bei dieser Methode um ein Routineverfahren handelt. Als Folge ist eine Welle von Nachfragen seitens interessierter Patienten ausgelöst worden, was bei seriös und fachlich fundiert arbeitenden Zahnärzten erhebliche Aufklärungsprobleme zur Folge hatte“ (NEUKAMP und RICHTER 2002). Derartige Berichterstattung der Boulevard- bzw. fachfremden Medien sowie die Erfahrungen im Praxis- und Klinikalltag legten Vermutungen nahe, daß Patienten häufig irreführend oder unvollständig informiert zur Implantologie den Fachmann aufsuchen. Auf der Grundlage dieser Überlegungen ist die Idee entstanden, Patienten zu ihren Kenntnissen und Informationsquellen zur zahnärztlichen Implantologie zu befragen. Patienten, die mit dem Wunsch nach Implantaten an einen Behandler herantreten, oder die ein Behandler bezüglich eines dentalprothetischen Problems zu der Therapie mit Implantaten beraten möchte, sollten vor einer ersten umfassenden Beratung und Aufklärung einen Befragungsbogen ausfüllen. Die gemachten Angaben sollten Aufschluß über die Einschätzung der Patienten zur Pflegebedürftigkeit und Haltbarkeit von Implantatversorgungen und zu der Höhe der selbst zu tragenden Kosten geben. Darüber hinaus sollte geklärt werden, ob negative Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis mit einer solch aufwendigen, zeitintensiven und auch teuren Therapie eine abschreckende Wirkung haben und inwiefern ein Medieneinfluß auf die Wünsche 23 und Vorstellungen der Patienten bezüglich der implantatbefestigten implantatgetragenen Suprakonstruktion (festsitzend versus herausnehmbar) besteht. 24 bzw. II. Material und Methode II.1 Patienten In die Studie wurden 315 Patienten aufgenommen. II.1.1 Rekrutierung Die Rekrutierung und Befragung der Patienten wurde in zwei Kliniken und 14 Praxen durchgeführt. Es waren sowohl Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen als auch allgemein praktizierende Zahnärzte an dieser Studie beteiligt. Die Patienten verteilen sich zu 224 auf Praxen (71%) und 91 auf Kliniken (29%). Sie verteilen sich fast zu gleichen Teilen auf Zahnärzte (159 bzw. 50%) und Kieferchirurgen (156 bzw. 50 %). Eine graphische Darstellung findet sich in Abbildung 1. Count 150 100 50 Count 0 50 GESCHLECHT 100 150 Kiefer./Klinik Kiefer./Praxis Zahna./Praxis Frau Mann ZENTRUM Abb. 1: Rekrutierung nach Ort und Fachrichtung (n=315) Es sollten Patienten befragt werden, die selbst mit dem Wunsch nach dentalen Implantaten an den Fachmann herantreten, oder solche, die der Behandler zur Implantologie als Lösungsmöglichkeit für ihre dentalprothetischen Probleme beraten möchte. Die Befragung sollte vorgenommen werden, bevor ein erstes ausführliches Beratungsund Aufklärungsgespräch zum Thema dentale Implantologie geführt worden ist und 25 somit auch unabhängig davon, ob sich die Patienten letzten Endes für oder gegen eine Implantation entscheiden. II.1.2 Alter und Geschlecht Das Alter der befragten Patienten lag zwischen 15 und 83 Jahren mit einem Mittelwert von 55.0 Jahren (Standardabweichung 14.7 und Median ebenfalls 55.0 Jahre). Es handelte sich um 184 Frauen (58.4%) und 131 Männer (41.6%). Eine graphische Darstellung findet sich in den folgenden Abbildungen 2a und 2b. 60 0.2 50 Count 30 0.1 20 Proportion per Bar 40 10 0 10 20 30 40 50 60 ALTER 70 80 0.0 90 Count 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 10 0.2 0.1 0.0 0.1 20 30 40 50 60 70 ALTER (Jahre) 80 0.2 90 Proportion per BarProportion per Bar Count Abb. 2a: Alter im Gesamtkollektiv (n=315) Abb. 2b: Alter (nach Geschlecht getrennt / n=315) 26 GESCHLECHT Frau Mann Als Hinweis sei hier erwähnt, daß in dieser Arbeit die graphischen Abbildungen auf den Ordinaten die absoluten (Count) oder die relativen Werte (Prozent) der Patientenangaben wiedergeben. In manchen Fällen sind beide Angaben zu finden, so wie z. B. in den beiden folgenden Abbildungen. Links findet sich die AbsolutwertAngabe (Count), auf der rechten Ordinate die Umsetzung der Balken (Bar) in relative Werte zu einem Index von 1. Proportion per Bar von 0,1 entspricht somit 10%, 0,2 entspricht 20% usw. II.1.3 Beschreibung des Kollektives Als soziale Daten wurden Familienstand, Nationalität, Bildungsweg und aktueller Beruf erfaßt. Darüber hinaus wurde erhoben, ob die Teilnehmer bereits Träger von Implantaten sind oder nicht. Die folgenden Abbildungen 3-5 sowie Tabelle 1 (S. 21) geben die Antworten nach Männern und Frauen getrennt wieder: Count 300 200 100 Count 0 100 GESCHLECHT 200 300 Frau Mann andere deutsch NATION Abb. 3: Staatsangehörigkeit (n=315) 27 Count Count 120 100 80 60 40 20 0 20 40 60 80 100 120 GESCHLECHT Frau Mann i 00 le le es lu 7.0 schu chulre lschu nstig sch t s a o Ab p h e S u c n i R Ha Ho ke BILDUNG Count Count Abb. 4: Bildungsweg (n=315) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 GESCHLECHT Frau Mann iter ter rau ner üler los dig llte ste Arbe Beam ausf Rent Sch beits stän e g H ar selb An BERUF Abb. 5: Beruf (n=315) 28 Tab. 1: Beschreibung des Kollektivs (weibl./n=184) und männl./n=131 getrennt) Antwort Frauen (n=184) Zahl Männer (n=131) % Zahl % Familienstand: geschieden 23 12.5 13 10.0 ledig 26 14.1 28 21.5 111 60.3 78 60.0 23 12.5 11 8.5 1 0.5 0 0.0 165 89.7 111 85.4 6 3.3 4 3.1 13 7.1 15 11.5 1 0.5 2 1.5 Hauptschule 56 30.4 37 28.5 Realschule 70 38.0 41 31.5 Hochschule 55 29.9 46 35.4 Sonstige 1 0.5 2 1.5 o.A. 1 0.5 2 1.5 4 2.2 12 9.2 19 14.6 verheiratet verwitwet o.A. Nationalität: deutsch andere o.A. Bildungsweg: kein Abschluss Beruf: Arbeiter Angestellte 70 38.0 Beamte 13 7.1 14 10.8 Selbständig 10 5.4 24 18.5 Hausfrau/Hausmann 31 16.9 0 0.0 Rentner 45 24.5 51 39.2 Schüler 3 1.6 7 5.4 arbeitslos 4 2.1 3 2.3 o.A. 4 2.1 0 0.0 Implantatträger: Ja Nein 25 13.6 17 13.0 159 86.4 114 87.0 Die Patienten waren also überwiegend verheiratet (60%) und deutscher (88%) Nationalität. Geschiedene, Ledige und Verwitwete sind deutlich geringer repräsentiert. Bei den Frauen ist eine nahezu gleichmäßige Verteilung auf diese Familienstände zu 29 finden (zwischen 12,5 und 14%), bei den Männern ist die Fraktion der Ledigen stärker ausgeprägt (21,5% gegenüber 10% Geschiedenen bzw. 8,5% Witwern). An der Befragung haben lediglich zehn ausländische Mitbürger teilgenommen (3%), 28 Teilnehmer (9%) machten keine Angaben zur Nationalität Die Befragten teilten sich zu etwa 1 /3 auf die drei klassischen Zweige des Bildungssystems (Abschluss der Haupt-, Realschule und Hochschulreife) auf, andere Bildungswege spielen eine ganz untergeordnete Rolle. Das Berufsspektrum unterscheidet sich bei Frauen und Männern. Bei den Frauen dominieren Angestellte (38%), Rentnerinnen (25%) und Hausfrauen (17%), Selbstständige und Arbeiterinnen waren schwach vertreten (5 bzw. 2%). Bei den Männern stellten die Rentner (39%), Selbständigen (19%) und Angestellten (15%) die stärksten Gruppen, während nicht ein einziger Hausmann beteiligt war. Frauen und Männer zusammengefaßt waren Rentner und Angestellte am stärksten vertreten. 42 der Teilnehmer trugen bereits dentale Implantate in der Mundhöhle (25 Frauen und 17 Männer). Die Durchsetzung beider Kollektive mit Implantatträgern ist damit praktisch gleich hoch (Frauen 14%, Männer 13%). 200 Count 150 100 50 0 Count 50 100 GESCHLECHT 150 Frau Mann 200 en ied sch e g ig led tet ira rhe ve et itw rw ve FAM_STAND Abb. 6: Familienstand (n=315) II.2 Befragungsinstrument und Datenstruktur Der für diese Studie entwickelte Befragungsbogen ist in der Anlage beigefügt. In jeder teilnehmenden Praxis bzw. Klinik wurden Bögen hinterlegt, die die Behandler an die nach oben genannten Kriterien ausgewählten Patienten weiterreichten. Die Patienten 30 sollten dabei gebeten werden, den Bogen möglichst vollständig auszufüllen, ein Zeitlimit nicht gesetzt werden. In jedem Fall sollten sich die Patienten weitgehend selbstständig mit der Beantwortung der Fragen beschäftigen. Die Fragen waren so gestellt, daß die Beantwortung ohne spezifisches Fachwissen ohne weiteres möglich war. Bei Verständnisproblemen mit einzelnen Fragen, waren die Patienten gebeten, sich Hilfestellung von Seiten des Behandlungsteams geben zu lassen. Ein entsprechender Hinweis war im Anschreiben im Kopf des Fragebogens integriert. II.3 Studiendesign Es handelt sich um eine offene Befragungsstudie mit mehreren Studienzentren. II.3.1 Aufnahme und Ausschluss Nach dem Entwurf und der Vervielfältigung wurde der Befragungsbogen ab Mitte Juni des Jahres 2002 an die teilnehmenden Praxen bzw. Kliniken verteilt. Die Patientenbefragung wurde im Juli 2002 gestartet. Zur Sammlung der notwendigen Daten war ein Zeitraum von sechs bis acht Monaten vorgesehen. Ende Februar 2003 wurde die Phase der Datensammlung abgeschlossen und die ausgefüllten Fragebögen der statistischen Auswertung zugeführt. Es hatten bis zu diesem Zeitpunkt 315 Patienten an der Studie teilgenommen. II.3.2 Primäre Zielkriterien und Studienhypothesen In der vorliegenden Studie wurden Patienten, die einer dentalprothetischen Rehabilitation bedurften und zu diesem Zweck auch zu der Versorgung mit dentalen Implantaten beraten werden sollten bzw. sich danach zu erkundigten, durch einen Fragebogen nach ihrem Kenntnisstand und ihren Informationsquellen zur dentalen Implantologie befragt. Kernfragen dieser Studie waren die folgenden Hypothesen, die anhand der Befragungsergebnisse überprüft werden sollten. Zu jeder dieser Arbeitshypothesen bzw. Vermutungen wurde für die statistische Überprüfung eine Nullhypothese entwickelt, die getestet wurde. Bei Ablehnung der jeweiligen Nullhypothese ergibt sich eine Entscheidung für die Arbeitshypothese. 31 Arbeitshypothese 1 Die Patienten halten Implantate für sehr pflegeleicht bzw. nicht pflegebedürftig (im Vergleich zu natürlichen Zähnen). Nullhypothese: Die Antworten „mehr“, „gleich“ oder. „weniger“ Aufwand als natürliche Pflege werden gleich häufig gegeben. Arbeitshypothese 2 Die Patienten schätzen Implantate als eine mehrere Jahrzehnte bzw. lebenslänglich haltbare Lösung ein. Nullhypothese: Die Zeitangaben liegen im Mittel bei maximal 15 Jahren. Arbeitshypothese 3 Patienten, die Implantate wünschen, haben aus Familien-, Bekannten- oder Freundeskreis kaum oder gar nicht von Mißerfolgen gehört. Nullhypothese: Bei Patienten, die Implantate wünschen und Beispiele im Bekanntenkreis kennen, haben zu gleichen Teilen positive und negative Erfahrungen gemacht. Arbeitshypothese 4 Patienten, die sich durch die Medien über Implantate informiert haben, wünschen zumeist anspruchsvolle Konstruktionen (festsitzend, kronen- oder brückenähnlich). Nullhypothese: Bei solchen Patienten verteilen sich die Wünsche nach beiden Alternativen der Implantatversorgung zu gleichen Teilen. Arbeitshypothese 5 Die Patienten haben über die Kosten, die sie selbst zu tragen bereit sind, in der Regel dezidierte (aber unrealistische) Vorstellungen. Nullhypothese: Bei den Patienten verteilen sich die Antworten auf die vorgegebenen Beträge zu gleichen Teilen. II.3.3 Weitere Fragestellungen Neben den in II.3.2 formulierten Hauptfragestellungen wurde die Studie konzipiert, um eine orientierende Übersicht über Zahnverluste, Zahnersatz, Mundhygiene, subjektive Bewertungen, Vorstellungen und Wünsche sowie die Quellen von Vorinformationen 32 zu erhalten. Eine besondere Fragestellung sollte dabei jeweils der eventuelle Geschlechtsunterschied in der Beantwortung des Fragebogens sein. II.4 Statistische Methodik Allen statistischen Urteilen liegt eine Irrtumswahrscheinlichkeit ? = 5% für den Fehler 1. Art zugrunde, einen zufälligen Unterschied für signifikant zu halten. Bei signifikanten Testergebnissen wird zusätzlich die Grenzwahrscheinlichkeit p genau angegeben. Die primären Fragestellungen und Hypothesen werden jeweils mit einem statistischen Test geprüft, die Auswertung der sekundären Fragestellungen erfolgen explorativ. Die dort angegebenen Testergebnisse sind entsprechend zu interpretieren. Alle stetigen Variablen (wie Alter oder Verweildauer) werden mit Mittelwert, Standardabweichung, Anzahl der ermittelten Werte, Median, Maximum und Minimum beschrieben. Alle klassifizierten Variablen (wie Geschlecht oder Implantatart) werden ausgezählt und die Klassenfrequenzen absolut und relativ dargestellt. Bei drei Fragestellungen (Problemdauer, Frequenz der Zahnarztbesuche, Zuzahlung) wird eine klassifizierte Abfrage (z.B. „ja bis 1000 Euro“) vorgenommen, obwohl eine stetige Variable im Hintergrund steht. In diesen Fällen wurde jeweils ergänzend zur Auswertung der Originalangaben eine Umrechnung in eine quantifizierte Variable vorgenommen, indem für jede Antwortkategorie eine plausible Zahl angesetzt wurde. Die Auswertung dieser Zahlen hat natürlich nur einen limitierten Wert, kann aber als zusätzliche Orientierung dienen. Die primären Fragestellungen wurden entsprechend mit Binomialtest (Hypothesen 1, 3, 4, 5) bzw. Auswertung des 95% - Konfidenzintervalls (Hypothese 2) durchgeführt. Die sekundären Fragestellungen werden deskriptiv bearbeitet, indem jeweils das Spektrum der Antworten mit Anzahl der Patienten sowie relativem Anteil (in %) berechnet werden. Die sekundäre Frage nach möglichen Geschlechtsunterschieden wird mit explorativen Chiquadrattesten beantwortet. In Fällen extrem niedriger Klassenfrequenz (Erwartung <5) wird auf den exakten Test ausgewichen. Die Daten wurden in einer dBase IV- kompatiblen Datenstruktur mit einem spezifisch entwickelten Erfassungsprogramm aufgenommen und mit Doppelt-Blind- Eingabe verifiziert. Die Auswertung erfolgte mit Programmen auf der Basis von SYSTAT 10.0. 33 III. Ergebnisse III.1 Primäre Fragestellungen Der Studienplanung entsprechend stehen 5 grundsätzliche Fragestellungen im Mittelpunkt der Studie. Sie werden im Folgenden einzeln beantwortet. III.1.1 Einschätzung zur Pflegebedürftigkeit von Implantaten Bei der Studienplanung bestand die Vermutung, daß die Patienten Zahnersatz mit Implantaten für weniger pflegebedürftig halten würden als natürliche Zähne. 20 (7%) der Patienten schätzten Zahnersatz mit Implantaten für weniger pflegebedürftig ein als natürliche Zähne, 96 (21 %) als pflegebedürftiger, während 182 (59%) eine den natürlichen Zähnen ähnlich aufwendige Pflege erwarteten. Die folgende Tabelle 2 gibt einen Überblick über diese Antworten. Die Nullhypothese eines indifferenten Antwortverhaltens kann hoch signifikant abgelehnt werden (p<0.001). In Abbildung 7 (folgende Seite) sind die Antworten (wie stets in dieser Arbeit) von Männern und Frauen getrennt dargestellt. Der Geschlechtsunterschied ist signifikant (vgl. hierzu Abschnitt III.2.6 „Geschlechtsspezifische Unterschiede“ und Tab. 25, S. 52). Tab. 2:Erwarteter Pflegeaufwand im Vergleich zu natürlichen Zähnen (n=315) Implantat Pflegebedarf Gesamtkollektiv Zahl mehr % Nichtimpl.träger Implantatträger Zahl % Zahl % 96 30.5 75 27.5 21 50.0 ähnlich 182 57.8 165 60.4 17 40.5 weniger 23 7.3 21 7.7 2 4.8 2 0,6 2 0.7 0 0.0 12 3.8 10 3.7 2 4.8 315 100.0 273 100.0 42 weiß nicht, keine Ahnung. keine Angaben Gesamt 34 100.0 200 Count 150 100 50 0 Count 50 100 GESCHLECHT 150 Frau Mann 200 er nig we h nlic äh hr me ht nic iß e w Erwartung Abb. 7: Erwarteter Aufwand für die Implantatpflege im Vergleich zu natürlichen Zähnen (n=315) III.1.2 Dauerhaftigkeit von Implantaten Bei der Studienplanung wurde zu dieser Frage vermutet, daß die Patienten die Dauer der Funktionalität eines Implantates auf mehrere Jahrzehnte bis lebenslang einschätzen. Dies hat sich nicht bestätigt. Zwei Drittel der Teilnehmer erwarteten eine Dauerhaftigkeit zwischen 11 und 20 Jahren. Lediglich 17 der Befragten (5%) gaben Werte zwischen 21 und 25 Jahren, 23 (7%) Werte von mehr als 25 Jahren an, während 10 (3%) Angaben bis maximal 10 Jahren machten. Bei 57 Bögen (18%) sind keine Angaben gemacht worden. Die mittlere erwartete Dauer beträgt 18,0 Jahre und der Median 15 Jahre (Standardabweichung 11,1, Range 0,5 bis 80). Das 95% Konfidenzintervall reicht von 16,7 bis 19,4 Jahre und schließt den Wert 15 knapp aus. Die formale Nullhypothese, daß die Angaben im Mittel bei maximal 15 Jahren liegen, kann damit zwar abgelehnt werden. Trotzdem kann dieses knappe Ergebnis nicht als ein Beleg für die alternative Arbeitshypothese 2 gewertet werden, daß die Patienten von mehreren Jahrzehnten bis lebenslänglich haltbaren Lösungen ausgehen: Die obere Grenze des Konfidenzintervalls schließt den Wert 20 ebenfalls aus. Die folgende Abbildung 8 stellt die geschätzte Implantat-Verweildauer graphisch dar. Die getrennte Auswertung von Implantatträgern und Nichtträgern ergab keine relevanten Unterschiede. Lediglich die Gruppe derer, die eine Tragezeit zwischen 21 und 25 Jahren erwarteten, ist bei Implantatträgern prozentual stärker (12% versus 4%) und nur 10 Nichtträger machten Angaben bis maximal 10 Jahren, während die Implantatträger Angaben dieser Größenordnung gar nicht wählten (vgl. Tab. 3). 35 Tab. 3: Dauerhaftigkeit von Implantaten (n=315) Patientengruppe Implantatträger ja Implantatträger nein Gesamt Jahresangaben Keine Angabe bis 10 Jahre 11-20 Jahre 21-25 Jahre > 25 Jahre 6 (14.3%) 51 (18.7%) 57 (18.1%) 0 (0.0%) 10 (3.7%) 10 (3.2%) 28 (66.7%) 180 (65.9%) 208 (66.0%) 5 (11.9%) 12 (4.4%) 17 (5.4%) 3 (7.1%) 20 (7.3%) 23 (7.3%) 0.18 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12 0.14 0.16 0.18 Count 40 30 20 10 0 Count 10 20 30 40 50 1.0 Proportion per Bar Proportion per Bar 50 10.0 JAHRE GESCHLECHT Frau Mann Abb. 8: Verteilung der geschätzten Implantatdauerhaftigkeit (n=315) III.1.3 Erfahrungen im Bekanntenkreis Bei der Studienplanung wurde vermutet, daß Patienten mit Implantatwunsch kaum oder gar nicht von Implantationsmißerfolgen im Bekannten-, Familien- oder Freundeskreis gehört haben. Dies trifft zu und die Nullhypothese gleich häufiger positiver und negativer Erfahrungen kann hoch signifikant abgelehnt werden (p<0.001). Patienten mit Implantatwunsch haben nur in 2 Fällen vollständig negative Erfahrungen im Bekanntenkreis angegeben, aber in 73 Fällen positive Erfahrungen. Es 36 sind im gesamten Kollektiv allerdings nur diese beiden Fälle mit vollständig negativen Erfahrungen aufgetreten. Deshalb wurde eine erweiterte Analyse durchgeführt und geprüft, ob Patienten mit Implantatwunsch sich hinsichtlich der Erfahrungen im Bekanntenkreis von denjenigen Patienten unterscheiden, die sich nicht für Implantate entschieden haben. Zugleich wurden die beiden Kategorien „alle erfolglos“ und „teils / teils“ zusammengefaßt, weil ja auch die Patienten mit gemischten Erfahrungen im Bekanntenkreis zumindest ein negatives Beispiel kennen. Tatsächlich gibt es keine relevanten Unterschiede zwischen der Gruppe mit und der ohne Implantatwunsch bezüglich dieses Aspekts. Ein Kollektiv von 138 Teilnehmern kam für diese Auswertung in Frage, eben diejenigen, denen Erfahrungsberichte von dritter Seite vorlagen. Von dieser Gruppe wünschten 123 eine Implantation, 15 wünschten keine. Die negativen Erfahrungen liegen bei 41% bzw. 40%. Die entsprechende Nullhypothese, daß bei Patienten mit Implantatswunsch negative Erfahrungen mit Implantaten im Bekanntenkreis gleich häufig vorkommen wie bei den Patienten, die sich nicht für Implantate entscheiden, kann also nicht abgelehnt werden (p=1.000 im exakten Test von FISHER). Einzelheiten sind in zusammengestellt. Abbildung 9 stellt die Ergebnisse graphisch dar. Tab.4: Erfahrungen im Bekanntenkreis versus Implantatwunsch (n=138) Erfahrungen Implantat gewünscht im Bekanntenkreis nein (n=15) (n=138) alle erfolglos Zahl ja (n=123) % Zahl % 0 0.0 2 1.6 teils / teils 6 40.0 48 39.0 zusammen 6 40.0 50 40.6 alle erfolgreich 9 60.0 73 59.4 15 100.0 123 100.0 Gesamt 37 Tabelle 4 200 Count 150 100 50 0 Count 50 100 WUNSCH_K 150 ja nein 200 n nei los olg erf ils s/te teil ich lgre erfo BEKANNTE Abb. 9: Erfahrungen im Bekanntenkreis versus Implantatwunsch (n=315) III.1.4 Medieneinfluß auf die Wünsche bezüglich der Prothetik Bei der Studienplanung wurde vermutet, daß Patienten, die sich ausschließlich durch Medien informiert kronen- oder haben, zumeist brückenähnlichen anspruchsvolle Zahnersatz) Konstruktionen wünschen, (festsitzenden/ jedenfalls häufiger als Patienten mit anderen Informationsquellen. Diese Einschätzung kann durch die Studie nicht bestätigt werden. Zwar überwogen bei den Patienten mit Medieninformation die Wünsche nach festsitzendem Zahnersatz (Abweichung von der Gleichverteilung sind mit p<0.001 hoch signifikant). Damit wird die Nullhypothese gleicher Wunschvorstellungen bezüglich der Prothetik abgelehnt. Dies trifft aber auch auf die übrigen Patienten zu. Vergleicht man die Wünsche in Bezug auf die Prothetik zwischen medienorientierten Patienten und der restlichen Patientengruppe, so finden sich mit 21 Fällen (65,6%) und 93 Fällen (66%) fast exakt gleiche Anteile von Patienten mit dem Wunsch nach festsitzendem Zahnersatz. Dieser Unterschied ist nicht signifikant (p=0.463). Vgl. dazu auch die folgende Tabelle 5 und Abbildung 10. 38 Tab. 5: Medieninformationen ja (n=41)/nein (n=166) versus Prothetik gewünschte Prothetik Informationen aus Medien anderen Quellen Zahl % Zahl % herausnehmbar 13 31.7 52 31.3 kronenartig 27 65.9 113 68.1 1 2.4 1 0.6 41 100.0 166 100.0 keine Entscheidung Gesamt 200 150 100 C o u n t 50 0 50 100 MEDIEN 150 ja nein 200 herausnehmbar festsitzend Prothetik Abb. 10: Medieninformation und gewünschte Prothetik (n=207) III.1.5 Bereitschaft zur Finanzierung Bei der Studienplanung wurde vermutet, daß sich die Patienten über den Umfang der notwendigen finanziellen Eigenbeteiligung im allgemeinen wenig oder falsche Vorstellungen machen. Als Nullhypothese wurde schließlich formuliert, daß die Ausgaben zur eventuellen Eigenbeteiligung sich zu gleichen Teilen auf die einzelnen Vorgabefelder verteilen. Ein solches Ergebnis würde dafür sprechen, daß keine dezidierte Meinung zu diesem Thema besteht oder, daß die entsprechenden Vorstellungen weit auseinander gehen. Das Ergebnis widerlegt diese Nullhypothese, indem die empirischen Befunde hoch signifikant (p<0.001) von einer Gleichverteilung abweichen. Die Patienten haben offensichtlich zum großen Teil klare Vorstellungen über Ihre Bereitschaft zur Eigenbeteiligung mit einer Häufung in der Gruppe mit 2.000 Euro Zuzahlung, die etwa 23% aller Antworten ausmacht. Die nächst häufigen Antwortkategorien sind die Gruppen mit (bis zu) 1.000 Euro Zuzahlung mit rund 15% 39 bzw. bis zu 5.000 Euro Zuzahlung mit 14% und bis zu 500 Euro mit 12%. Die anderen Nennungen treten dagegen zurück. Rund 7% haben diese Frage nicht beantwortet, 11% haben eine Zuzahlung kategorisch abgelehnt, fast 10% kreuzten Kategorie „egal in welcher Höhe“ an und 1% vermerkte handschriftlich andere Aussagen z.B. „nach Absprache“. Es wurde eine Konversion der verbalen Angaben in entsprechende Beträge vorgenommen und ausgewertet. Dabei findet sich ein Median von 2.000 Euro und ein Mittelwert von ca. 4.400 Euro, der allerdings durch die willkürliche Setzung der Maximalangaben (egal etc.) auf 20.000 Euro eher zu hoch liegen mag. (Vgl. Abb. 11 und Tab. 6). Tab. 6: Bereitschaft zur Zuzahlung a)Quantifizierte Daten (n=288) auswertbar (n) 288 Median 2.000 Euro Mittelwert 4.406 Euro Standardabweichung 6.034 Euro b) Originalangaben (n=315) Antwort Zahl % keine Angabe 23 7,3 keine Zuzahlung 34 10.8 bis 500 Euro 38 12.1 bis 1.000 Euro 48 15.2 bis 2.000 Euro 71 22.5 bis 5.000 Euro 44 14.0 bis 10.000 Euro 22 7.0 egal 31 9.8 4 1.3 315 100.0 andere Antworten Gesamt Testergebnis p<0.001 40 Count Count 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 GESCHLECHT Frau Mann 0 < 500 0 000 2000 500 10000 <1 < < < l ega BEITRAG Abb. 11a: Bereitschaft zur Zuzahlung (Originalangaben / n=315) 160 0.5 Count 0.4 0.3 80 0.2 Proportion per Bar 120 40 0.1 0 0 5000 0.0 10000 15000 20000 25000 EURO Abb. 11b: Bereitschaft zur Zuzahlung (Umwandlung in mittlere Beträge / n=315) III.2 Sekundäre Fragestellung Neben den für die primären Fragestellungen und Hypothesen bedeutsamen Variablen wurden in dem Fragebogen weitere Informationen erhoben, die zwar bei der Studienplanung als sekundär betrachtet wurden, das Bild aber abrunden und zahlreiche weitergehende Fragen beantworten. Diese Informationen werden in den folgenden Unterabschnitten in Gruppen zusammengefaßt vorgestellt. Im Groben spiegelt die 41 Reihenfolge der Unterabschnitte den Fragebogen wider, indem zunächst der zahnmedizinische Status quo mit Aussagen über bisher erlittenen Zahnverlust und bestehenden Zahnersatz, dann die subjektive Sicht der Patienten, ihre Gewohnheiten bezüglich Mundhygiene und Zahnarztbesuch und schließlich ihre Implantatwünsche betrachtet werden. III.2.1 Zahnverlust Die folgende Tabelle 7 enthält die quantitativen Angaben zum Zahnverlust in jedem Kiefer. Nur ein kleiner Teil der Patienten hatte noch ein vollständiges Gebiss (OK: 8%, UK 15%). Etwa 2 /3 der Patienten hatte bereits einen Teilverlust erlitten (OK: 67%, UK: 66%). Totalverlust gaben 71 Patienten (23%) für den Oberkiefer und 56 Patienten (18%) für den Unterkiefer an. 43 (14%) der Befragten waren sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer zahnlos. Bei 6 (OK) bzw. 5 Patienten (UK) fehlen die Angaben zum Zahnverlust. Die Lokalisation der Zahnverluste ist in den Abbildungen 12 graphisch dargestellt. Tab. 7: Lokalisation der Zahnverluste (n=315) Oberkiefer Zahl kein Verlust Teilverlust Totalverlust keine Angaben Gesamt Unterkiefer % Zahl % 26 8.3 47 14.9 212 67.3 207 65.7 71 22.5 56 17.8 6 1.9 5 1.6 315 100.0 315 100.0 Totalverlust im Ober- und Unterkiefer Prozent Prozent 43 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 13.7% GESCHLECHT OK UK Frau Mann Abb. 12a: Zahnverlust insgesamt (wenigstens teilweise / n=315) 42 Prozent Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 GESCHLECHT OK Frau Mann UK Abb. 12b: Totalzahnverlust (n=315) Die von den Patienten angegebenen Gründe für den Zahnverlust werden zusammenfassend in der Tabelle 8 aufgelistet. Karies (54%) und Parodontitis (48%) stellten die häufigsten Gründe für den Zahnverlust dar. Operationen wurden in 10% der Fälle genannt. Dagegen spielten Tumore (3%), Nicht-/Fehlanlage (2%) und Rohheitsdelikte (1%) eine untergeordnete Rolle. In 6% der Fälle fehlten entsprechende Angaben, 11% haben sonstige Gründe benannt. Eine graphische Darstellung folgt in Abbildung 13. Tab. 8: Gründe für den Zahnverlust (Mehrfachnennung möglich / n=315) Grund Unfall als Grund angegeben nicht als Grund Zahl angegeben % keine Angabe Gesamt % (100%) Zahl % Zahl 34 10.8 262 83.2 19 6.0 315 4 1.3 292 92.7 19 6.0 315 Karies 169 53.7 127 40.3 19 6.0 315 Paradontose 152 48.3 144 45.7 19 6.0 315 Operationen 32 10.2 264 83.8 19 6.0 315 Tumoren 10 3.2 286 90.8 19 6.0 315 8 2.5 288 91.4 19 6.0 315 35 11.1 261 82.9 19 6.0 315 Rohheitsdelikt Nicht-/Fehlanl. Sonstiges 43 Prozent Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 GESCHLECHT Frau Mann F R R H UN RO KA PA OP UM ON SON T N Abb. 13: Gründe für Zahnverlust (n=315) Legende: UNF = Unfall ROH = Rohheitsdelikt KAR = Karies PAR = Paradontitis OP = Operation TUM = Tumor NON = Nicht-/Fehlanlage SON = sonstige Gründe III.2.2 Zahnersatz und die subjektive Bewertung Die überwiegende Anzahl (78%) der Patienten verfügte bereits über Zahnersatz (vgl. Abbildung 14). Der Anteil der Implantatträger liegt bei 13%. (Vgl. Tab. 9). Tab. 9: Patienten mit Zahnersatz bzw. Implantaten (n=315) trifft zu Zahnersatz Implantat trifft nicht zu keine Angaben Gesamt Zahl (100%) Zahl % Zahl % 246 78.1 62 19.7 7 42 13.3 270 85,7 3 44 % 2.2 1.0 315 315 Count 300 200 100 Count 0 100 GESCHLECHT 200 300 ja Frau Mann nein ERSATZ Abb. 14: Zahnersatz vorhanden? (n=315) Count 300 200 100 Count 0 100 GESCHLECHT 200 300 Frau Mann ja nein IMPLANTAT Abb. 15: Implantatträger ja/nein (n=315) Die Zufriedenheit mit dem bereits vorhandenen Zahnersatz wurde sowohl zusammenfassend als auch differenziert nach Begründungen abgefragt. Aus der folgenden Tabelle 10 ist zu entnehmen, daß ein Großteil der Patienten (53%) mit dem bisherigen Zahnersatz nicht zufrieden war. Nur rund 31% waren zufrieden, allerdings fehlen bei einer erheblichen Zahl (15%) diese Angaben und 2 Patienten (0,6%) haben von den Vorgaben abweichende Angaben hierzu gemacht. Die Zufriedenheit ist in Abbildung 16 zusammengefaßt. 45 Tab. 10: Zufriedenheit mit Zahnersatz (n=315) Zahl % keine Angaben 47 14.9 zufrieden 98 31.1 168 53.3 2 0.6 315 100.0 unzufrieden sonstige Angaben Gesamt 200 Count 150 100 50 0 Count 50 100 GESCHLECHT 150 200 Frau Mann ja nein ZUFRIEDEN Abb. 16: Zufriedenheit mit bisherigem Zahnersatz (nur ja/nein berücksichtigt / n=315) Die Gründe für die Unzufriedenheit mit dem vorhandenen Zahnersatz wurden in drei Kategorien abgefragt. Die meisten Probleme bereitete offensichtlich der mangelhafte Sitz des bisherigen Zahnersatzes mit rund 34%, dicht gefolgt von Kauproblemen (31%). Gegenüber diesen funktionellen Problemen fielen die ästhetischen Aspekte weniger ins Gewicht (15%). Einzelheiten hierzu finden sich in Tabelle 11 (vgl. auch Abb. 17). Tab. 11: Probleme mit Zahnersatz (n=315) Nennung des Problems * Kauen nicht richtig möglich Sitz zu locker, hält nicht mangelnde Ästhetik Gesamt * ** Zahl % 97 30.8 106 33.7 46 14.6 315 ** 100% Mehrfachnennung möglich Gesamtkollektiv (schließt auch Patienten ohne Probleme ein) 46 Prozent Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 GESCHLECHT Frau Mann -KAUEN -SITZ -ÄSTH. Abb. 17: Problem im Einzelnen (Gründe für die Unzufriedenheit / n=315) Legende: -KAUEN = Kaufunktion -SITZ = korrekter Sitz -ÄSTH. = Probleme mit Ästhetik/Kosmetik In einem zweiten Zugang zu diesen Fragen wurde die Wichtigkeit abgefragt, die diesen beiden Aspekten grundsätzlich zugebilligt wurde. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 12 zusammengestellt. Die Mehrheit der Patienten hielt sowohl die Kaufunktion (80%) als auch das Aussehen (57%) für sehr wichtig. Der Rest votierte überwiegend für „wichtig“ (19% bei der Kaufunktion und 39% beim Aussehen), während nur die ästhetischen Aspekte bei einer kleinen Minderheit (3%) als „eher unwichtig“ eingestuft wurden (vgl. Tab. 12). Eine solche Bewertung ist beim funktionellen Aspekt Abbildung 18 stellt und diese der Kaufunktion unterschiedlichen überhaupt Bewertungen nicht vorgekommen. einander gegenüber (Abb. 18a versus 18b). Tab. 12: Subjektives Gewicht der funktionellen und ästhetischen Aspekte (n=315) Antworten Aussehen Zahl Kaufunktion % Zahl % keine Angaben 4 1.3 4 1.3 eher unwichtig 9 2.9 0 0.0 wichtig 124 39.4 59 18.7 sehr wichtig 178 56.5 252 80.0 Gesamt 315 100.0 315 100.0 47 Count 200 150 100 50 Count 0 50 100 GESCHLECHT 150 Frau Mann 200 eher unwich. wichtig sehr wichtig ÄSTHETIK Abb. 18a: Bedeutung des guten Aussehens für den Patienten (n=315) Count 300 200 100 Count 0 100 200 300 GESCHLECHT Frau Mann sehr wichtig wichtig KAUFUNK. Abb. 18b: Bedeutung der Kaufunktion für den Patienten (n=315) III.2.3 Zahnpflege und Zahnarztbesuch Fast alle Patienten (95%) benutzten Zahnbürsten und ein etwas geringerer Anteil (78%) Zahncreme. Die übrigen Hygienemaßnahmen wurden jeweils von einer Minderheit der Patienten angewendet: Mundspülflüssigkeit von etwa 44%, Zahnseide von 28%, Zwischenraumbürstchen von 21% und sonstige Hygienemaßnahmen von 7% der Patienten (vgl. hierzu Tab. 13 und Abb. 19). 48 Prozent Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 GESCHLECHT Frau Mann E N TE ME EIDE HEN ER LE RS CRE _S E UE AND SC I _ U P _ W _B _S _Z Abb. 19: Praktizierte Maßnahmen zur Zahnhygiene (n=315) Legende: _BUERSTE = Zahnbürste _CREME _SEIDE = Zahncreme = Zahnseide _ZWISCHEN = Zwischenraumbürste _SPUELEN = Mundspülung _ANDERE = andere Hygienemaßnahmen Tab. 13: Orale Hygienemaßnahmen (n=315) Hygiene mit .... trifft zu Zahl % trifft nicht zu keine Angaben Gesamt Zahl Zahl (100%) % % Zahnbürste 299 94.9 12 3.8 4 1.3 315 Zahncreme 247 78.4 64 20.3 4 1.3 315 Zahnseide 89 28.3 222 70.5 4 1.3 315 Zwischenraumbürstchen 65 20.6 246 78.1 4 1.3 315 Mundspülflüssigkeit 138 43.8 173 54.9 4 1.3 315 Zahnseide und/oder 122 38.7 189 60.0 4 1.3 315 22 7.0 285 90.5 8 2.5 315 Zwischenraumbürste Sonstige Maßnahmen (Mehrfachnennungen möglich) 122 der Befragten benutzen Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürstchen. Der Anteil derjenigen, die in irgendeiner Form Zahnzwischraumhygiene betreiben liegt also bei knapp 39%. 49 Der erwartete Pflegeaufwand für Implantatkonstruktionen wurde bereits in Abschnitt III.1.1 abgehandelt. Die Häufigkeit des Zahnarztbesuches zeigt eine sehr breite Streuung. Es dominieren jedoch die Antworten „1 mal in Jahr“ (26%), „2 mal im Jahr“ (37%) und „mehr als 2 mal im Jahr“ (24%). Die restlichen Antworten wurden nur sehr selten markiert: „alle 2 Jahre“ von rund 3% „seltener als alle 2 Jahre“ von rund 2% und „nur bei Problemen“ von 7% der Patienten. Rund 2% der Patienten machten keine auswertbaren Angaben zu diesem Punkt. (Vgl. Tab. 14 und Abb. 20). Tab. 14: Häufigkeit des Zahnarztbesuchs (n=315) Häufigkeit Zahl keine Angaben % 5 1.6 21 6.7 seltener als alle 2 Jahre 6 1.6 alle 2 Jahre 9 2.9 1 mal im Jahr 81 25.7 2 mal im Jahr 117 37.1 77 24.4 315 100.0 nur bei Problemen mehr als 2 mal im Jahr Gesamt Count 150 100 50 Count 0 50 GESCHLECHT 100 Frau Mann 150 x im >2 r Jah im 2x r Jah im 1x r Jah 2 alle hre Ja rz er ten chme sel S i be FREQUENZ Abb. 20: Häufigkeit des Zahnarztbesuchs (n=315) III.2.4 Prothetikwünsche und Vorstellungen Neben der bereits unter der primären Fragestellung diskutierten Bereitschaft, sich an den Kosten für eine Implantattherapie zu beteiligen, enthält der Fragebogen auch Informationen, ob der Befragte überhaupt momentan eine Implantattherapie wünscht, 50 zur gewünschten prothetischen Versorgunng, zur Akzeptanz von eventuell notwendigen Erweiterungen des operativen Eingriffes und zur zeitlichen Dimension des Therapieablaufes. Um, wie in Abschnitt III.1.3 „Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis“ geschehen, den Einfluß von „Mundpropaganda“ auf den Wunsch nach Implantaten zu erforschen, wurde zunächst erfaßt, ob die Befragten im Moment eine Versorgung mit Implantaten anstrebten. Eine große Mehrheit von 270 Teilnehmern (86%) wünschte eine entsprechende Therapie, 33 (10%) lehnten sie ab und 11 (3%) machten an dieser Stelle keine Angaben (vgl. Tab. 15). Tab. 15: Implantat(e) gewünscht ja/nein (n=315) Antworten: Zahl % keine Angaben 12 3.8 Nein 33 10.5 Ja 270 85.7 Gesamt 315 100.0 Nach einem kurzen Aufklärungstext wurde abgefragt, ob die Patienten in jedem Fall eine festsitzende Versorgung wünschten oder auch eine herausnehmbare, prothesenartige Versorgung akzeptieren könnten. Die große Mehrheit (62%) bestand auf festsitzenden Versorgung. Nur rund ein Drittel (32%) fand die angebotene Alternative akzeptabel. 3 Patienten (1%) gaben unentschiedene Antworten (die nicht vorgesehen waren) und 17 Bögen (5%) enthielten keine Angabe zu dieser Frage. Die folgende Tabelle 16 faßt den Sachverhalt entsprechend zusammen (vgl. auch Abb. 21). Tab. 16: Gewünschte Prothetik (n=315) Antworten Zahl % 17 5.4 auf jeden Fall kronenartig 194 61.6 auch prothesenartig herausnehmbar akzeptabel 101 32.1 3 1.0 315 100.0 Keine Angaben kommt darauf an, eventuell etc. Gesamt 51 200 150 C 100 o u 50 n 0 t 50 100 GESCHLECHT 150 Frau Mann 200 eventuell herausn. festsitz. PROTHETIK Abb. 21: Gewünschte Prothetik (n=315) Eine Aufschlüsselung nach Informationsquellen wurde bereits als Hauptfragestellung behandelt. Insofern wird auf Tabelle 4 (S. 29) verwiesen. Mit dem Hinweis, daß eine Implantation nicht immer ohne weiteres möglich ist und bisweilen einen erweiterten Eingriff oder eine zusätzliche Operation erfordert, wurde die Akzeptanz solcher Maßnahmen abgefragt. Eine deutliche Mehrheit der Patienten (63%) war mit solchen erweiterten Eingriffen einverstanden. Rund 28% akzeptierten sie nicht. 13 Patienten (4%) war nur unter Umständen dazu bereit und 18 (6%) machten keine Angaben hierzu (vgl. Abb. 22 und Tab. 17). Count 200 150 100 50 Count 0 50 100 GESCHLECHT 150 200 bedingt ja Frau Mann nein Erweiterung Abb. 22: Akzeptanz von erweiterten OP-Maßnahmen (n=315) 52 Tab. 17: Akzeptanz von weitergehenden OP-Maßnahmen(n=315) Antworten: Zahl keine Angaben % 18 5,7 197 62.6 unter Umständen 13 4.1 nein 87 27.6 315 100.0 ja Gesamt Bei der Terminierung der prothetischen Versorgung zeigte sich die große Mehrheit der Patienten (71%) bereit, eine mehrmonatige Einheilphase zu akzeptieren, während rund 19% eine sofortige Versorgung wünschten. Für 3 Patienten (1%) waren diese beiden Antwortvorgaben kein Widerspruch. Sie kreuzten beide an. 29 Bögen (9%) enthalten keine Angaben zu dieser Frage. Einzelheiten sind in Tabelle 18 zusammenstellt und in Abbildung 23 graphisch dargestellt. Tab. 18: Terminierung der prothetischen Versorgung (n=315) Antworten Zahl % keine Angaben 29 9.2 Sofortversorgung gewünscht 60 19.1 223 70.8 3 1.0 315 100.0 Heilphase akzeptiert beides angekreuzt Gesamt 250 Count 200 150 100 50 0 Count 50 100 150 GESCHLECHT 200 Frau Mann 250 r rso tve for o S des bei has eilp tH i m HEILPHASE Abb. 23: Terminierung der prothetischen Versorgung (n=315) Die Erwartungen an die Verweildauer gingen erheblich auseinander. Sie lagen zwischen 0,5 und 80 Jahren. Der Mittelwert liegt bei 18, der Median bei 15 Jahren 53 (vgl. Tab. 19). Dieser Aspekt ist schon in Abschnitt III.1.2 als eine der Hauptfragestellungen der Studie behandelt worden (vgl. auch Abb. 8, S. 28). Tab. 19: Erwartete Verweildauer der Implantate (in Jahren / n=258) Auswertbare Antworten 258 Minimum 0.5 Maximum 80.0 Median 15.0 Mittelwert 18.0 Standardabweichung 11.0 III.2.5 Quellen der Information über Implantate Im Fragebogen ist die Frage „Woher haben Sie Ihre erste Information bekommen“ mit der Erläuterung „Wer hat Sie zuerst auf die Möglichkeit einer Implantation aufmerksam gemacht / Wodurch bzw. durch wen haben Sie das erste Mal von Implantaten gehört“. Durch die Betonung der Erstmöglichkeit der Information sollte sichergestellt werden, daß nur eine Quelle als Träger der initialen Information benannt wird. Dies ist nicht vollständig gelungen. Insgesamt haben 8 Patienten (3%) keine Angaben gemacht und 80 Patienten (25%) mehrere Quellen angekreuzt. Die restlichen (insofern korrekten) Antworten konzentrieren sich vorwiegend auf den Hauszahnarzt (41% des Gesamtkollektivs). zusammen rund audiovisuelle 15% Medien Daneben spielen des Gesamtkollektivs, mit rund 5% Bekannte und Verwandte mit Printmedien mit rund 8% und Rollen. Die entsprechend geringere Informationsquelle Internet ist noch ganz randständig: nur 1 Patient hat diese Alternative angekreuzt. (Vgl. Tab. 20 und Abb. 24). Offensichtlich haben jedoch viele Patienten die Frage nach der Erstinformation nicht eindeutig beantworten können. Sie sind auf handschriftliche Zusätze oder Mehrfachnennungen ausgewichen. Diese Fälle sind in Tabelle 20a als „mehrere Quellen“ aufgeführt. In Tabelle 20b wurden alle diese Mehrfachnennungen aufgelöst. Sie enthält alle Informationsquellen einzeln, auch wenn sie von einigen Patienten nur in Kombination mit anderen Quellen genannt wurden. Auch bei dieser Auswertung dominiert der Hauszahnarzt als Informationsquelle, aber die übrigen Quellen treten deutlicher hervor. Interessant ist vor allem die Steigerung der Anteile der Medien. So steigt der Anteil bei TV und Radio bei dieser Betrachtung von 4,8 auf 15,4% bei den Printmedien von 7,9 auf 21,2% und beim Internet von 0,3 auf 3,3%. 54 Count 150 100 50 Count 0 50 GESCHLECHT 100 Frau Mann 150 t fo uel nte rzt ch rne dio dte kan na Inte V/Ra erwan ng/-s ine In ere Q e Be uszah u T t k i V Ze hr Ha me INFORMATION Abb. 24: Informationsquellen (n=315) Tab. 20a) Quellen der ersten Information (n=315) Quelle keine Angaben Zahl % 8 2.5 bisher keine Informationen 10 3.2 Verwandte 13 4.1 Bekannte 35 11.1 128 40.6 1 0.3 TV/Radio 15 4.8 Zeitung/Zeitschriften 25 7.9 mehrere Quellen 80 25.4 315 100.0 Hauszahnarzt Internet Gesamt Tab. 20b: Informationsquellen insgesamt (Mehrfachnennungen zugelassen/n=306) Quelle Zahl der auswertbare Nennungen Antworten % (=100%) Verwandte 35 306 11.4 Bekannte 78 306 25.5 184 306 60.1 Internet 10 306 3.3 TV/Radio 47 306 15.4 Zeitung/Zeitschriften 65 306 21.2 Hauszahnarzt 55 Die nächste Frage bezieht sich auf die Vertiefung der Information in einem Gespräch mit dem Hauszahnarzt. Hier wurde nach der Initiative für das Gespräch gefragt. Überwiegend ging diese Initiative vom Hauszahnarzt aus (59%). Die Patienten haben in rund 35 % der Fälle das Thema zuerst angesprochen und 9 Patienten (3%) gaben die nicht vorgesehene Antwort, daß beide das Thema zugleich angesprochen haben. (vgl. Tab. 21 und Abb. 25). Tab. 21: Initiative für das Gespräch mit dem Hauszahnarzt (n=315) Thema zuerst angesprochen von: Zahl % keine Angaben 13 4.1 gar nicht angesprochen 26 8.3 Hauszahnarzt 158 50.2 Patient 109 34.6 9 2.9 ..315 100.0 beiden zugleich gesamt 200 Count 150 100 50 0 Count 50 100 GESCHLECHT 150 Frau Mann 200 zt ich nar nd zah s Au u Z H Ha p bst ges sel t an ich h c ni HAUSZAHNARZT Abb. 25: Gesprächsinitiative (n=315) Ergänzend zur Frage nach den Informationsquellen wurde nach Freunden, Verwandten oder Bekannten gefragt, denen bereits Implantate eingesetzt wurden. Insgesamt 173 Patienten (55%) hatten keine Bekannten mit Implantaten (52%) oder machten keine Angaben zu diesem Thema. Die restlichen Patienten hatten überwiegend Bekannte mit positiven Erfahrungen (27% des Gesamtkollektivs) oder teils positiven und teils negativen Erfahrungen (18%). Einseitig negative Erfahrungen im Bekanntenkreis wurden nur von 2 Patienten (1%) angegeben. In Abschnitt III.1.3 wurde bereits als 56 Hauptfragestellung der Einfluß solcher Erfahrungen auf den Implantatwunsch behandelt (vgl. Tab. 3 u. Abb. 9, S. 29 u. 30). Einen Überblick über die Antworten im Gesamtkollektiv zu den Erfahrungen im Bekanntenkreis liefert Tabelle 22 bzw. Abbildung 26. Tab. 22: Erfahrungen im Bekanntenkreis (n=315) Zahl keine Angaben % 8 2.5 165 52.4 2 0.6 erfolgreich 85 27.0 teils / teils 55 17.5 315 100.0 keine Erfahrung erfolglos Gesamt 200 Count 150 100 50 0 Count 50 100 GESCHLECHT 150 Frau Mann 200 n nei los olg erf ils s/te teil h reic olg f r e BEKANNTE Abb. 26: Erfahrungen im Bekanntenkreis (n=315) III.2.6 Geschlechtsspezifische Unterschiede Im Sinne einer explorativen Analyse wurde zu jedem erhobenen Item eine Aufspaltung nach Geschlecht vorgenommen und (explorativ) getestet. Im folgenden werden die Antworten mit signifikantem Geschlechtsunterschied dargestellt. Im übrigen wird auf die Tabellen 23-26 auf den folgenden Seiten und die bereits bei den vorangehenden Abschnitten integrierten Abbildungen. verwiesen. Bei den demographischen Variablen ergeben sich bei der Frage nach dem Beruf die größten (und mit p<0.001 hoch signifikante) Geschlechtsunterschiede. Frauen sind natürlich bei der Kategorie „Hausfrau“ 57 aber auch bei den Angestellten überrepräsentiert, Männer bei Arbeitern, Beamten, Rentnern, Schülern und Selbständigen. Die unterschiedlichen Profile sind bereits in der Tabelle 1 (S. 21) gegenübergestellt und kurz kommentiert worden. Bei den Gründen für den Zahnverlust ergeben sich statistisch signifikante Unterschiede: Die männlichen Patienten gaben signifikant öfter Unfall, (15% versus 8%), Operationen (15% versus 7%) und Tumor (6% versus 1%) als Grund für ihren Zahnverlust an als die Frauen. Die übrigen Gründe zeigen dagegen keine signifikanten Unterschied. Einzelheiten dazu können der folgenden Tabelle 23 entnommen werden. Keine signifikanten Unterschied fanden sich bei der Problemdauer und dem Zahnersatz / Status bzw. Lokation und Zufriedenheit damit). Der größte Unterschied in diesem Themenkomplex fand sich bei der Frage nach mangelnder Ästhetik, die von den Frauen mit 17%, von den Männern mit 11% als Grund für Unzufriedenheit mit vorhandenem Zahnersatz angegeben wurde. Auch in diesem Fall ist der Unterschied jedoch nicht signifikant (p=0.076). Tab. 23: Gründe für Zahnverlust getr. nach Frauen (n=184) u. Männern. (n=131) (nur positive Antworten) Grund Frauen (n=184) Zahl Unfall % Männer (n=131) Zahl kritischer p-Wert Signifikanz % 14 7.6 20 15.4 0.042 + 2 1.1 2 1.5 1.000 - 100 54.4 69 53.1 0.635 - Paradontose 95 51.6 56 43.1 0.098 - Operation 12 6.5 20 15.4 0.022 ++ Tumor 2 1.1 8 6.2 0.020 ++ Fehlanlage 5 2.7 3 2.3 1.000 - 23 12.5 12 9.2 0.365 - Rohheit Karies Sonstiges Wenn hingegen nach der Bedeutung der ästhetischen Komponente („Wie wichtig ist Ihnen das gute Aussehen Ihrer Zähne?“) gefragt wird, ergibt sich ein hoch signifikanter Unterschied in der Bewertung von Frauen und Männern (p<0.001): Während weit mehr als die Hälftet der Frauen (68%) diesen Aspekt sehr wichtig empfindet, trifft dies nur für deutlich weniger Männer (41%) zu. Umgekehrt stellt es sich für die Antwort „wichtig“ dar (31% versus 51%). Noch stärker unterscheiden sich die Angaben „eher unwichtig“ (1% versus 6%). Bei der Bedeutung der Kaufunktion haben sich keine signifikanten Unterschiede (p=0.076) ergeben, obwohl nennenswerte Unterschiede auftraten. Auch hier halten mehr Frauen als Männer (84% versus 75%) diesen Aspekt 58 für sehr wichtig, während umgekehrt mehr Männer (23%) als Frauen (15%) ihn nur für wichtig halten. Einzelheiten ergeben sich aus der folgenden Tabelle 24. Tab. 24: Bedeutung von Funktionalität und Ästhetik nach Geschlecht (n=315) Frauen (n=184) Zahl Männer (n=131) % Zahl kritischer p-Wert % gutes Aussehen: sehr wichtig 125 67.9 53 40.8 57 31.0 66 50.8 eher unwichtig 1 0.5 8 6.2 keine Angaben 1 0.5 3 2.3 wichtig Kaufunktion sehr wichtig 155 84.2 97 74.6 28 15.2 30 23.1 eher unwichtig 0 0.0 0 0.0 keine Angaben 1 0.5 3 2.3 wichtig Signifikanz 0.000 +++ 0.076 - Teilweise erhebliche Unterschiede ergeben sich bei der Mundhygiene von Frauen und Männern. Während die Nutzung von Zahnbürste, Mundspülflüssigkeit und sonstigen Artikeln keine signifikanten Unterschiede aufweist, ist der Gebrauch von Zahncreme und Zahnseide hoch signifikant unterschiedlich (p=0.007 bzw. p=0.001), derjenige von Zahnzwischenraumbürstchen signifikant (p=0.034). Zahncreme wird von 84% der Frauen aber nur von 70% der Männer benutzt, Zahnseide von 35% der Frauen und 18% der Männer, Zahnzwischenraumbürstchen von 25% der Frauen und 15% der Männer. Die Ergebnisse zu diesem Thema sind in der Tabelle 25 (folgende Seite) zusammengefaßt. Die Erwartungen zum Aufwand bei der Implantatpflege von Frauen und Männern sind (knapp) signifikant (p=0.0497) unterschiedlich. Mehr Frauen (35%) als Männer (23%) erwarten einen höheren Pflegeaufwand. Umgekehrt erwarten mehr Männer (10%) als Frauen (5%) einen geringeren Pflegeaufwand für Implantate im Vergleich zu natürlichen Zähnen (siehe Tab. 26 auf der folgenden Seite). Angaben zu Implantatwünschen, Eigenbeitrag, Akzeptanz von Implantatoperationen, Implantatart, Bereitschaft zu Einheilphasen, erwarteter Verweildauer, Informationsquellen, Gesprächsinitiative mit dem Hauszahnarzt und Erfahrungen im Bekanntenkreis zeigen keine signifikanten Geschlechtsunterschiede. 59 Tab. 25: Mundhygiene nach Geschlecht (n=315) (nur positive Nennungen) Hygieneartikel Frauen (=184) Zahl Männer (=131) % Zahl % kritischer p- Signifikanz Wert Zahnbürste 178 96.7 120 92.3 0.241 - Zahncreme 155 84.2 91 70.0 0.007 +++ Zahnseide 65 35.3 24 18.5 0.001 +++ Zahnzwischenraumbürste 46 25.0 19 14.6 0.034 + Mundspülflüssigkeit 79 42.9 58 44.6 0.727 - Sonstiges 15 8.2 7 5.4 0.380 - Tab. 26: Erwartungen an der Implantatspflege nach Geschlecht (n=315) (im Vergleich mit natürlichen Zähnen) Pflegeaufwand für Implantate Frauen (n=184) Zahl % Männer (n=131) Zahl % keine Angaben 5 2.7 7 5.4 weiß nicht 2 1.1 0 0.0 65 35.3 30 23.1 ähnlich 102 55.4 80 61.5 weniger 10 5.4 13 10.0 mehr III.2.7 Die Gruppe der unbeschränkt zahlungswilligen Patienten Bei der Frage nach der Bereitschaft zur Zuzahlung bestand die Möglichkeit die Antwort „ja, egal in welcher Höhe“ anzukreuzen. Diese Möglichkeit wurde von fast 10% der Patienten wahrgenommen (31 Fälle). Im Folgenden soll diese Gruppe darauf untersucht werden, worin sie sich vom Rest der Patienten unterscheidet. Die Tabellen 27 und 28 auf der folgenden Seite geben hierzu einige Details wieder. Wie die letzte Spalte der Tabelle 27 ausweist, sind die Unterschiede bei den Aspekten nicht signifikant. Ausnahmen ergeben sich für das Bildungsniveau (p=0.006) und den Familienstand (p=0.017). Das Bildungsniveau zeigt einen klaren Trend zu höherer Zahlungsbereitschaft mit zunehmender Bildung von 3% (Hauptschule, kein Abschluss etc.) über 10.7% bei Realschuleabschluss zu einem Anteil von 15% unlimitiert Zahlungsbereiten bei Hochschulreife. Unter den Ledigen und Geschiedenen ist die (unbeschränkte) Zuzahlungsbereitschaft am stärksten ausgeprägt (16.7 bzw. 16.2%). Verheiratete sind dagegen viel seltener (7.9%) unbeschränkt zuzahlungsbereit und Verwitwete gar nicht. 60 Tab. 27: Demographie und Zahnverlust – Status (n=315) unbeschränkt zahlungswillig angekreuzt ja % nein % Testergebnis p= Geschlecht 0.370 Männer 10 7.7 120 92.3 Frauen 21 11.4 163 88.6 Bildung 0.006 keine, Hauptsch. sonst. 3 3.0 96 97.0 Realschule 12 10.7 100 89.3 Hochschule 16 15.8 85 84.2 Beruf 0.097 Arbeiter 0 0.0 17 100.0 14 15.7 75 84.3 Beamte 1 3.7 26 96.3 Selbständige 5 14.7 29 85.3 arbeitslos 2 28.6 5 71.4 Hausfrau 2 6.5 29 93.5 Schüler 1 10.0 9 90.0 Rentner 6 6.3 90 93.7 Angestellte Familienstand 0.017 ledig 9 16.7 45 83.3 15 7.9 174 92.1 verwitwet 0 0.0 34 100.0 geschieden 6 16.2 31 83.8 verheiratet Zahnverlust OK 0.099 keine Verluste 4 15.4 22 84.6 einige 16 7.6 196 92.4 zahnlos 11 15.5 60 84.5 Zahnverlust UK 0.076 keine 8 17.0 39 83.0 einige 21 10.1 186 89.9 2 3.6 54 96.4 zahnlos Tab. 28: Alter der unbeschränkt zahlungswilligen Patienten (n=282) unbeschränkt zahlungswillig ja nein Altersangaben Zahl 25 257 Mittelwert 52.7 55.2 Standard. Abw. 14.8 14.7 61 IV. Diskussion Die zahnärztliche Implantologie stellt mittlerweile ein erfolgreiches Konzept zum Ersatz fehlender Zähne dar, das nicht zuletzt auch durch die - mitunter irreführende Berichterstattung Patienteninteresses unterschiedlichster rückt. Diese Medien Studie verstärkt sollte durch in eine den Fokus des Patientenbefragung Erkenntnisse über den Informationsstand und die Einstellung der Patienten zur dentalen Implantologie gewinnen. Im folgenden Abschnitt sollen die gefundenen Ergebnisse kritisch betrachtet werden. In diesem Rahmen erfolgt zunächst die Auseinandersetzung mit der angewandten Methode. Anschließend werden die primären und abschließend die sekundären Ergebnisse besprochen. IV.1 Diskussion der Methode Um die gewünschten Informationen für diese Studie zu bekommen, war die Befragung von möglichst vielen Patienten notwendig, die direkt im Gespräch oder indirekt durch Verwendung eines Fragebogens durchgeführt werden kann. In der vorliegenden Studie wurde die zweite Variante gewählt. Eine direkte Datenerhebung im Gespräch erfordert einen hohen Einsatz und vor allem Zeitaufwand durch den Behandler, was für die teilnehmenden Praxen bzw. Kliniken nicht durchführbar gewesen wäre. Oder anders ausgedrückt, es hätte sich - angesichts des nachvollziehbaren Strebens nach wirtschaftlichem Arbeiten - kaum diese Zahl an teilnehmenden Zahnärzten und Kieferchirurgen gefunden, wenn die Befragung ihrer Patienten eine entsprechende Investition von Arbeitszeit bedeutet hätte. Im Idealfall - aus Behandlersicht - konnten die Patienten den Bogen ähnlich wie die Allgemeinanamnese selbstständig während des Aufenthaltes im Wartezimmer ausfüllen. Die Datenerhebung durch den Fragebogen ermöglicht also das Erreichen einer möglichst großen Gruppe von Patienten bei gleichzeitig geringem Aufwand seitens der beteiligten Kollegen. Die Vorteile, die diese rein selbständige Beantwortung der Fragen hat, birgt allerdings auch einige Nachteile. Die Fragen mußten allgemein leicht verständlich und dabei gleichzeitig möglichst kurz formuliert sein – zwei Forderungen, die meistens im 62 Widerspruch zueinander stehen. Fragen konnten daher durch die Patienten a) unterschiedlich verstanden oder b) gar nicht verstanden und bei der Beantwortung ausgelassen werden. Hier wäre in einem direkten Gespräch zwischen Fachmann und Patient eine Vermittlung möglich gewesen. Gleiches mag für die angewande Sorgfalt beim Ausfüllen des Bogens gelten. Eine direkt vom Behandler durchgeführte Befragung hätte möglicherweise zu einer intensiveren Reflexion über die jeweiligen Antworten geführt. Andererseits droht bei der direkten Befragung die Anonymität verloren zu gehen und bei manchen Fragen damit zugleich die Ehrlichkeit der Befragten (z. B. bei der Frage nach den Mundhygienegewohnheiten und der Zufriedenheit mit dem momentanen Zahnersatz). Auf den Bögen war ausdrücklich vermerkt, daß bei Unklarheiten und Fragen die Mitarbeiter des jeweiligen Behandlungsteams weiterhelfen würden, die „Betreuung“ dürfte aber höchst unterschiedlich ausgefallen sein. Mithin ist eine annähernd standardisierte „Hilfestellung“ im Rahmen der Möglichkeiten eines Praxis- bzw. Klinikalltags nicht realisierbar. IV.2 Diskussion der Primären Fragestellungen IV.2.1 Einschätzung der Pflegebedürftigkeit Wie bereits ausgeführt ist eine gute Mundhygiene für den Langzeiterfolg von Implantaten unerläßlich und mangelnde Motivation von Seiten der Patienten in dieser Disziplin gilt im allgemeinen Konsens als Kontraindikation für eine Implantattherapie (Vgl.: I.2.5 „Risikofaktoren und Kontraindikationen“). Entsprechende Bedeutung kommt der Aufklärung und Instruktion zu. Allerdings kann bei vielen Patienten mit Zahnersatz durch die irreführende Überlegung, daß Konstruktionen aus Metall und Keramik oder Kunststoff keinen Kariesbefall entwickeln können, Nachlässigkeiten betreffs der Zahnpflege festgestellt werden. So fanden Tepper et al. (2003), daß nur 29% der Befragten bei ihrer Erhebung Implantatmißerfolge mit schlechter Mundhygiene in Verbindung brachten. Aus diesem Grund wurden die Teilnehmer dieser Erhebung nach ihrer Einschätzung der Pflegebedürftigkeit von Implantaten befragt, in der Vermutung, daß Implantate generell für pflegeleichter als natürliche Zähne gehalten werden. 63 Diese Vermutung konnte allerdings deutlich widerlegt werden. Nur ca. 7% der Befragten glauben, daß Implantate weniger Pflege als natürliche Zähne brauchen, immerhin mehr als 30% halten sie sogar für pflegebedürftiger und der Großteil von knapp 58% erwartet einen ähnlichen Pflegebedarf wie bei natürlichen Zähnen (vgl. Tab. 2, S. 26). An der Befragung haben allerdings auch 42 Patienten teilgenommen, die bereits Träger von dentalen Implantaten sind, mit denen also schon einmal umfangreiche Gespräche zur Beratung sowie zur Aufklärung und Instruktion betreffs der nötigen Mundhygienemaßnahmen geführt worden sind, bzw. sein sollten. Betrachtet man diese Gruppe isoliert, so ergibt sich tatsächlich eine andere Verteilung der Antworten: 21 (50%) der Implantatträger halten Implantate für pflegebedürftiger, 17 (40,5%) für ähnlich pflegebedürftig und nur jeweils zwei (5%) sie für weniger pflegebedürftig als natürliche Zähne bzw. machten keine Angaben (vgl. Tab. 2, S. 26). Nimmt man die Angaben dieser bereits implantaterfahrenen und über die Pflege aufgeklärten Patienten aus der Statistik, so ergeben sich veränderte Werte. Von den Teilnehmern ohne sichere Vorinformationen und eigene Erfahrungen (273) halten nur noch 75 (27,5%) Implantate für aufwendiger und 165 (60%) für ähnlich aufwendig in der Pflege als die eigenen Zähne. Ein etwas anderes Bild zeigen die Ergebnisse einer Umfrage von TEPPER et al. (2003) unter 1000 Österreichern. Hier hielten nur wenige Teilnehmer (4%) implantatgetragene Restaurationen für weniger pflegebedürftig als natürliche Zähne, aber deutlich mehr als in der vorliegenden Studie und die Mehrheit der Befragten (46%) erwartete einen höheren, 44% einen den natürlichen Zähnen ähnlichen Pflegeaufwand. Diese Differenzen begründen sich durch regionale Unterschiede sowie durch das deutlich größere Kollektiv, das im Rahmen der Studie von TEPPER et al. (2003) befragt werden konnte. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen vorderhand, daß die Patienten sich im Allgemeinen der Pflegebedürftigkeit von Implantaten in Relation zur natürlichen Bezahnung durchaus bewusst sind, bzw. sie nicht deutlich falsch einschätzen. Da aber die Fragestellung auf die Pflegeerfahrungen bzw. Pflegegewohnheiten mit der natürlichen Bezahnung Bezug nimmt, bleibt die Frage, welche Maßnahmen zur Mundhygiene die teilnehmenden Patienten allgemein als ausreichend einschätzen und ob sie diese Maßnahmen auch effektiv auszuführen in der Lage sind. Der letzte Punkt muß in einer solchen Patientenbefragung ungeklärt bleiben, da die Erhebung von persönlichen Mundhygienestatus nicht möglich war. Anhand der 64 Statistik zu den regelmäßig verwendeten Zahnpflegeartikeln, könnte man jedoch auf das durchschnittliche Mundhygieneverhalten des Kollektivs schließen. Allerdings kann bei diesem Vorgehen kritisch angemerkt werden, daß nicht sicher ist, ob die Pflegeartikel auch richtig - also effektiv - angewendet werden. Die Feststellung, daß Zahnzwischenraumbürsten Zahnpflege zu die der betreiben, Verwendung entscheidende mag zunächst Schritt von Zahnseide ist, willkürlich eine und/oder potentiell erscheinen, ist gute aber nachvollziehbar, wenn berücksichtigt wird, daß nur die Anwendung dieser Artikel den Approximalraum sicher plaquefrei hält (HELLWEGE 1999), besonders bei ausgedehnten prothetischen Versorgungen mit Stegen oder Geschieben, bzw. bei Brücken oder Kronenblöcken. In gleichem Maße gilt dies für Implantatprothetik mit Stegkonstruktionen, Implantat-für-Zahn- bzw. Einzelzahnversorgungen. Lediglich die seltene Variante von unverblockten Einzelimplantaten in zahnlosen Kieferabschnitten – z. B. bei Teleskop- oder Druckknopfkonstruktionen - können auch ohne Artikel zur Interdentalraumpflege effektiv gereinigt werden. 28% der Befragten gaben regelmäßige Benutzung von Zahnseide an, 21% die von Zahnzwischenraumbürstchen. Einige benutzen beides. Der Anteil derjenigen, die mindestens einen Artikel zur Interdentalraumpflege gebrauchen, sprich Zahnseide und/oder Zwischraumbürsten benutzten, liegt bei knapp 39% (vgl. Tab. 13 und Abb. 19, S. 41). Berücksichtigt man noch, daß 43 (14%) der Teilnehmer gänzlich zahnlos waren (vgl. Tab. 7, S. 34), also keine Kandidaten für Interdentalraumpflege sind (und ihrerseits mit den entsprechenden Maßnahmen kaum noch vertraut sein dürften), so ergibt sich, daß nur 45% der potentiellen Kandidaten für entsprechenden Zusatzaufwand bei der Zahnpflege diesen auch regelmäßig betreiben. Man kann zusammenfassend sagen, daß zwar immerhin rund 58% der Befragten (bzw. etwa 60% der Nichtimplantatträger) einen ähnlichen Pflegeaufwand für Implantate wie für natürliche Zähne erwarten, daß aber etwa die Hälfte des befragten Kollektivs selbst keinen lückenlosen Zahnpflegeaufwand für die eigene Bezahnung betreibt und damit bei dieser Einschätzung potentiell falsch zuliegen droht. Grundsätzlich ist dieser Punkt jedoch schwer abzuschätzen, da berechtigterweise ein Patient die Pflege zweier Implantate in einer ansonsten zahnlosen Mundhöhle im Vergleich zu dem Pflegeaufwand zweier vollbezahnter Kiefer als einfacher einschätzen mag. Um diese Frage genauer zu klären, wäre es nötig, für jeden einzelnen Teilnehmer anhand seines Zahnstatus und seiner verwendeten Pflegeartikel eine ungefähre 65 Hygienebewertung zu erstellen – ungefähr, weil ungeklärt bleiben muß, wie effektiv er damit umzugehen vermag. Anhand dieser Bewertung könnte abgeschätzt werden, ob er bei der Beantwortung der Frage: „Halten Sie Implantate für mehr, ähnlich oder weniger pflegebedürftig als natürliche Zähne?“ eher richtig oder eher falsch liegt. Die Literatur hat eine eindeutige Meinung bezüglich der Hygienebedürftigkeit von Implantaten. Mangelnde Mundhygiene ist unverändert die zentrale zahnmedizinische Kontraindikation zu einer Implantattherapie (vgl. Abschnitt I.2.5 „Risikofaktoren und Kontraindikationen“), da das periimplantäre Gewebe weitaus anfälliger für plaqueinduzierte Infektionsreize ist als das natürliche Parodont (ERICSSON 2001, LINDHE und BERGLUNDH 1999, LINDHE et al. 1992, CARMICHEAL et al. 1989). Es wird also von einem größeren Pflegebedarf für Implantate ausgegangen. Bei einer strengen Bewertung der Ergebnisse könnte man also auch zu dem Schluß kommen, daß lediglich 30% des Gesamtkollektivs (und 28% der Nichtimplantatträger) den notwendigen Pflegeaufwand richtig einschätzen und somit der Großteil der Befragten falsche Erwartungen hat. Die oben genannten Überlegungen zeigen aber, daß mit den gefundenen Daten differenzierter umgegangen werden muß. Die im Rahmen der Studienplanung aufgestellte Hypothese, daß Patienten den Pflegeaufwand von Implantaten geringer einschätzen als den der eigenen Zähne, läßt sich durch diese Ergebnisse jedenfalls nicht bestätigen. IV.2.2 Dauerhaftigkeit von Implantaten Die Ergebnisse zeigen, daß die befragten Patienten ein großes Vertrauen in die Haltbarkeit von erfolgreich gesetzten Implantaten haben. Im Mittel erwarten die Patienten eine Tragedauer von 18 Jahren, der Medianwert liegt bei 15 Jahren (vgl. Abschnitt III.1.2). Einige gaben an, daß sie eine lebenslange Haltbarkeit erwarten. In diesen Fällen wurde ein absoluter Wert aus der Differenz der durchschnittlichen Lebenserwartung und des jeweiligen Alters des Befragten errechnet und gewertet. Auffällig bei der Betrachtung dieser Statistik ist, daß etwa 66% der Befragten eine Zeitangabe zwischen 10 und 20 Jahren machten und somit eine nur geringe Streuung für den Großteil der Angaben vorliegt (vgl. Abb. 8, S. 28). Geht man davon aus, daß, wie im Vorfeld der Studie geplant, die Teilnehmer nicht oder kaum von Fachleuten beraten und 66 aufgeklärt wurden, und so ihre Vorinformationen überwiegend von dritter Seite stammten, mag es überraschen, daß sich der Großteil der Befragten bezüglich des groben Zeitraums recht einig ist. Auch wenn man die Gruppen der Implantatträger (mit einem potentiell besseren Informationsstand) und der Nichtimplantatträger isoliert betrachtet, sind die Ergebnisse ähnlich. Die Teilnehmer, die bereits Implantate tragen (42), erwarten durchschnittlich eine Lebensdauer von 18,7 Jahren, 28 (67%) machten Angaben zwischen 10 und 20 Jahren, fünf (12%) zwischen 20 und 25 Jahren und drei (7%) >25 Jahre. 6 (14%) dieser Patienten machten keine Angaben. Die Patienten, bei denen noch nicht implantiert wurde, verteilen sich die Antworten wie folgt: Tragedauer bis 10 Jahren: 10 (4%); zwischen 10 und 20 Jahren: 180 (66%); zwischen 20 und 25 Jahren: 12 (4%); über 25 Jahren: 20 (7%). 51 (18,7%) der Nichtimplantatträger machten keine Angaben (vgl. Tab. 3, S. 28). Die Tatsache, daß die Implantatträger bereits einmal eingehend informiert wurden, spielte also bei der Einschätzung der Tragedauer keine Rolle. Eine vergleichbare Studie von TEPPER et al. (2003) berichtet von anderen Ergebnissen. Hier erwarteten 21% der 1000 Teilnehmer eine Tragedauer von bis zu 10 Jahren, 33% bis 20 Jahren und 34% eine lebenslange Tragedauer. Auch hier erwartet also der Großteil der Befragten (54%) eine Dauerhaftigkeit von 10-20 Jahren, allerdings ist der Anteil, der eine grenzenlose Tragezeit vermutet, bemerkenswert hoch. Die gesonderte Auswertung der 44 befragten Implantatträger ergab, daß sogar 46% eine lebenslängliche und 33% eine Tragedauer von bis zu 10 Jahren erwarten. Die gemachten Erfahrungen mit der Implantologie scheinen hier sowohl das Lager der weniger optimistischen als auch das der grenzenlos optimistischen Patienten gestärkt zu haben. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie bescheinigen den befragten Patienten eine durchaus realistische Einschätzung der Dauerhaftigkeit von Implantatversorgungen. Bereits ADELL et al. (1981) berichten von stabilen Verhältnissen bei BranemarkImplantaten, die 15 Jahre in situ waren. In einer aktuellen Studie berichten EKELUND et al. (2004) sogar von erfolgreichen Tragezeiten von Branemark-Implantaten von mehr als 20 Jahren. Diese und weitere Studien (ZARB und SCHMITT 1996, LINDH et al. 1998, BERGENDAL und ENGQUIST 1998, CARLSSON et al. 2001, VAN STEENBERGHE et al. 2001, LAMBRECHT et al. 2003) belegen, daß Tragezeiten von 10 bis 20 Jahren und mehr realistisch sind. 67 Eine denkbare Erklärung wäre, daß im Allgemeinen Erfahrungswerte mit konventionellem Zahnersatz zur Abschätzung der Dauerhaftigkeit von Implantaten herangezogen wurden. Die von einigen Patienten (7% des Gesamtkollektives) gemachten Angaben von über 25 bis zu 80 Jahren Haltbarkeit (vgl. Tab. 3, S. 28) liegen vermutlich in der Annahme begründet, ein derartig aufwendiges und nicht zuletzt teures Verfahren muß sich durch eine proportionale bzw. lebenslange Dauerhaftigkeit auszeichnen. IV.2.3 Erfahrungen im Bekanntenkreis Die Implantologie stellt für die Patienten ein neues Therapiefeld im Rahmen der Zahnmedizin dar, mit welchem sie in der Regel noch keine Erfahrungen machen konnten. Nur 42 der 315 Teilnehmer (13%) dieser Befragung hatten sich bereits einmal einer Implantation unterzogen, während immerhin 204 der Befragten (65%) in irgendeiner Form konventionellen Zahnersatz trugen (vgl. Tab. 9, S. 36). Geht man davon aus, daß, wie im Vorfeld der Studie geplant, von fachlicher Seite nicht oder kaum vorinformierte Patienten an der Befragung teilnahmen, kann unterstellt werden, dass der bis dato erreichte Informationsstand in erster Linie indirekt durch Medienstudium oder direkt durch Erfahrungsberichte aus dem Familien- oder Freundeskreis erreicht wurde. Es wurde daher in der Studienplanung vermutet, daß der vergleichsweise komplizierte Ablauf einer mehrmonatige Implantattherapie, Einheilphase mit eine möglicherweise Provisoriumsversorgung mehrwöchige und die in oder der gar Regel selbstzutragenden Kosten die Patienten bei Negativerfahrungen von dieser dritten Seite leicht von einer Behandlung mit Implantaten abhalten. Diese Vermutung konnte durch die Ergebnisse nicht bestätigt werden. Viel mehr wünschten die beiden einzigen Teilnehmer, denen ausschließlich negative Erfahrungen aus dem Familien- oder Freundeskreis bekannt waren, die Therapie mit Implantaten. Da aber durch ein zweiköpfiges Kollektiv keine repräsentative Aussage zu dieser Frage festzustellen ist, wurde erweitert analysiert, ob es Unterschiede zwischen Befragten mit teils negativen, teils positiven Erfahrungsberichten und solchen mit ausschließlich positiven Erfahrungsberichten gibt. Wie aber aus Tabelle 4 (S. 29) hervorgeht, haben bei den Patienten, die eine Implantatversorgung wünschen, 59% ausschließlich von guten Erfahrungen, 41% von gemischten Erfahrungen gehört. Bei 68 den Befragten ohne Implantationswunsch zeigt sich eine fast gleiche Verteilung (60% zu 40%). Die Ergebnisse lassen also keinesfalls die Schlussfolgerung zu, daß negative Erfahrungen im Bekannten- und Freundeskreis abschreckend auf die Patienten wirken. Es muß allerdings wiederholt werden, daß die Gruppe der Teilnehmer mit ausschließlich negativen Erfahrungen zu klein ist, um zu der formulierten Arbeitshypothese eine klare Aussage zu treffen. Das - wenn man so will – notgedrungene Ausweichen auf die Gruppe der Patienten mit beiden Erfahrungen aus dem sozialen Umfeld, kann keinen gleichwertigen Ersatz darstellen, da hier z. B. ungeklärt bleibt, welche Erfahrungsqualität dem Einzelnen häufiger berichtet wurde. Die in der Fachliteratur dokumentierten Erfolge der Implantologie lassen die Vermutung zu, daß bei gemischten Erfahrungen die positiven Berichte die negativen an der Zahl übertreffen. Dafür sprechen nicht zuletzt auch die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit. Aus Tabelle 22 (S. 44) geht hervor, daß zwar mehr als die Hälfte der Befragten (52%) über gar keine Berichte aus dem Freundes- und Bekanntenkreis verfügen, daß aber die Gruppe mit ausschließlich positiven Erfahrungen (27%) die mit ausschließlich negativen (knapp 1%) bei weitem an Größe übertrifft. Es kann also vermutet werden, daß bei der nämlichen Gruppe mit Informationen über Mißerfolge (nur erfolglos: 1%, teils / teils: 18%) zwar negative Erfahrungsberichte vorliegen, die positiven aber überwiegen. Darüber hinaus ist festzustellen, daß auch der Zahnarzt als Informationsquelle eine Rolle gespielt hat und zu 60% bei der Wissenbildung des Kollektivs zur dentalen Implantologie beteiligt war (vgl. Abschnitt III.2.7 „Quellen der Information über Implantate“ und Tab. 20b, S. 47). Diese Informationen von fachkompetenter Seite mögen Berichte von negativen Erfahrungen aus dem Umfeld relativiert haben. IV.2.4 Medieneinfluß auf den Wunsch nach der Art der Suprakonstruktion Die Ergebnisse konnten die Vermutung aus der Studienplanung, daß Patienten, die in erster Linie ihre Informationen zu Implantaten durch die Medien bezogen, überwiegend festsitzenden Zahnersatz wünschen, nicht bestätigen. 66% der Patienten, die sich ausschließlich über Medien im Vorfeld informiert haben, wünschten festsitzenden Zahnersatz. Die übrigen Teilnehmer, informiert aus verschiedenen Quellen, wünschten dieses zu 68% (vgl. Tab. 5 und Abb. 10, S. 31). Hier ist kein Unterschied festzustellen. Ein konkreter Medieneinfluß auf die Vorstellungen der 69 Patienten bezüglich der Suprastruktur einer Implantatversorgung konnte nicht nachgewiesen werden. Generell war der Beitrag der Medien am Informationsstand der teilnehmenden Patienten gering. Lediglich 13% der Befragten gaben an, ihre ersten Informationen über dentale Implantate aus den Quellen Internet, TV/Radio oder Zeitungen/Zeitschriften erhalten zuhaben, aber ca. 41% wurden zuerst durch den Hauszahnarzt informiert (vgl. Tab. 20a, S. 47). Rechnet man die Teilnehmer hinzu, die ihre ersten Informationen aus mehreren Quellen bezogen, so liegt der Anteil der Informationen durch die Hauszahnärzte bei 60% (vgl. Tab. 20b, S. 47). Diese Ergebnisse bestätigen Daten einer Patientenbefragung in Österreich von TEPPER et al. (2003). Von den 1000 Befragten gaben 68% an, ihre Informationen zu zahnärztlichen Implantaten von ihrem Zahnarzt erhalten zu haben. Medien (23%) sowie Freunde und Bekannte (22%) spielten eine untergeordnete Rolle. Dies sind allerdings deutlich andere Ergebnisse als bei vergleichbaren Studien. AKAGAWA et al. (1988) stellten bei einer Studie in Japan mit 358 Teilnehmern fest, daß nicht mehr als 20% der Befragten ihr Wissen über dentale Implantologie von ihrem Zahnarzt hatten. ZIMMER et al. (1992) fanden bei einer Befragung in den Vereinigten Staaten, daß bei lediglich 17% der 120 Teilnehmer die Informationen über Implantate von ihrem Zahnarzt stammten, wohingegen die Medien (35%) und Freunde und Verwandte (zusammen 35%) deutlich wichtigere Rollen spielten. Auch eine Umfrage von BEST (1993) unter 276 Australiern ergab, daß die Medien die zentrale Informationsquelle für die Patienten darstellten. Nur rund 6% der gesetzlich Versicherten hatten Printmedien und ihre Informationen Fernsehen vom zusammen auf Zahnarzt ca. 56% bezogen, während die kamen. Lediglich bei Privatpatienten liegt der Anteil der Zahnärzte bei der Informationsvermittlung bei etwa 32%, der der Medien immerhin noch bei ca. 41%. Bei einer Befragung von 88 Patienten durch KAPTEIN et al (1998) in den Niederlanden, gaben 52% der Teilnehmer an, Informationen aus der Presse oder von Verwandten erhalten zu haben, der Hauszahnarzt war hier lediglich zu 36% beteiligt. KÖHLER (2001) erwähnt eine Umfrage in zehn Zahnarztpraxen. Hier gaben ca. 40% der Befragten an, Informationen über zahnärztliche Implantologie von ihrem Zahnarzt erhalten zu haben, bei einer Umfrage in einem Altersheim waren dies nur noch 14%. Die Größe des jeweiligen Kollektivs konnte hier allerdings nicht in Erfahrung gebracht werden. 70 BERGE (2000) stellte bei einer Umfrage in Norwegen unter 3449 Teilnehmern fest, daß die zentralen Informationsquellen zu Implantaten die Massenmedien und der persönliche Erfahrungsaustausch waren. Diese Differenzen können für die Studien von AKAGAWA et al. (1988), ZIMMER (1992) und BEST (1993) dadurch erklärt werden, daß vor 10 bis 15 Jahren die Implantologie in der Kollegenschaft noch mit mehr Skepsis betrachtet wurde und die Therapie mit Implantaten neben wenigen allgemein praktizierenden Zahnärzten im wesentlichen den Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen vorbehalten war. Bei der jüngeren Studie von BERGE (2000) muß berücksichtigt werden, daß bei der Frage nach der Informationsquelle über Implantate die Antwort „Zahnarzt“ offensichtlich nicht zur Auswahl stand. IV.2.5 Bereitschaft zur Finanzierung In der Studienplanung wurde vermutet, daß die Patienten in der Regel falsche Vorstellungen von ihrem notwendigen finanziellen Engagement haben. Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich in aller Regel nicht an einer solchen Therapie. Sowohl die Kosten für den chirurgischen Teil der Behandlung als auch das zahnärztliche Honorar und die Kosten des zahntechnischen Labors sowie Materialkosten sind daher üblicherweise vollständig von den Patienten zu tragen. Durch den Fragebogen sollte ermittelt werden, ob und wenn ja in welchem finanziellen Rahmen die Patienten zur Eigenbeteiligung bereit sind. Die Ergebnisse sind dem Abschnitt III.1.5 und den Tabellen 6a) und b) (S. 32) sowie den Abbildungen 11a) und b) (S. 33) zu entnehmen. Sie fallen deutlich anders aus als die Werte einer vergleichbaren Umfrage, die KÖHLER (2001) im Rahmen eines Artikels erwähnt. Hier verteilen sich Angaben zu je 33% auf die drei Möglichkeiten „keine Beteiligung/keine Angabe“, „bis max. 500-2.500 Euro“ (umgerechnet, damals noch 1.000-5.000 DM) und „uneingeschränkte Beteiligung“ (KÖHLER 2001). Allerdings ist zu berücksichtigen, daß der Autor seine Daten durch eine Befragung in einem Altenheim gewonnen hat. Es ist daher zu vermuten, daß das befragte Kollektiv in der erwähnten Vergleichsstudie deutlich kleiner war und eine andere Altersstruktur vorlag. Konkrete Angaben hierzu konnten leider nicht recherchiert werden. Anhand der vorliegenden Ergebnisse ist zunächst schwer abzuschätzen, ob die allgemeine Zuzahlungsbereitschaft ausreichend ist oder nicht. Analog zu der Einschätzung der Pflegebedürftigkeit von Implantaten durch die Patienten wäre es 71 nötig, für den Einzelfall einen ungefähren Behandlungsplan mit entsprechendem Kostenüberschlag zu erstellen, und durch Abgleichung mit der Zuzahlungsbereitschaft des Betreffenden eine Zuordnung in die Kategorien „realistische“ oder „unrealistische Einschätzung der Eigenbeteiligung“ vorzunehmen. Ein solches Vorgehen war allerdings nicht praktikabel. Die präsentierten Ergebnisse geben aber auch ohne diesen Zusatzaufwand einige Hinweise. Der Medianwert für die angegeben Werte liegt bei 2.000 Euro (vgl. Tab. 6b, S. 32), dieses war auch der am häufigsten gewählte Betrag (rd. 23%). Der Mittelwert von 4.400 Euro liegt, wie bereits in Abschnitt III.1.5 erwähnt, durch die Gleichsetzung der Angabemöglichkeit „egal“ mit 20.000 Euro, zu hoch. Insgesamt kreuzten 191 Teilnehmer (61%) einen Betrag zwischen 0 und 2.000 Euro an, also wählten gar keine Beteiligung oder die niedrigen Summen (vgl. Tab. 6a, S. 32). Der durchschnittliche finanzielle Aufwand zur implantatprothetischen Versorgung dieses Kollektivs kann nicht abgeschätzt werden. Es ist aber möglich zu überschlagen, welche implantatprothetische Versorgung für einen Preis von maximal 2.000 Euro zu realisieren wäre. Die kleinste denkbare Implantatversorgung wäre der Einzelzahnersatz. Stellt man die Kosten für eine beispielhafte Versorgung mit einer keramisch verblendeten Nichtedelmetallkrone auf einem Implantat unter Ansetzung der üblichen GOZ- und GOÄ-Positionen mit dem Faktor 2,3 für den zahnärztlichen und chirurgischen bzw. der BEL-Positionen für den zahntechnischen Teil zusammen, so ergeben sich für die zahnärztliche Behandlung Kosten von 1300,07 Euro. An Laborkosten fallen 678,46 Euro an. Eine vollständige Rechnungsaufstellung findet sich im Anhang. Die Gesamtkosten belaufen sich also auf 1978,53 Euro, wohlgemerkt ohne die Kosten für Materialien, die im Rahmen der prothetischen Versorgung verbraucht werden (Abdruckmassen, Injektionslösungen, etc) und auch ohne die Kosten für das Implantat selbst einzurechnen. Selbst dieses Beispiel ist also mit Kosten über 2000 Euro zu rechnen. Allerdings ist einzuräumen, daß die gesamte Behandlung auch günstiger ausfallen kann, wenn z. B. die üblicherweise ansetzbaren Abrechnungspositionen nicht vollständig ausgeschöpft werden, wenn bei einphasigen Implantaten mit offener Einheilung mit der Freilegung ein chirurgischer Eingriff entfällt, oder auf eine Verblendung der Krone verzichtet wird. So wird Martin Bonsmann, Leiter des Referats Implantologie der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, 72 im Magazin FOCUS (2004) sinngemäß zitiert, daß bei einem Einzelzahnersatz Kosten von rund 2000 Euro anfallen. Umgekehrt sind auch noch deutlich höhere Gesamtkosten denkbar, da in der Beispielrechnung durchgehend der Multiplikator 2,3 angesetzt wurde, dies jedoch nicht unbedingt der allgemeinen Handhabung entspricht. Vielmehr dürfte häufig auf höhere Faktoren zurückgegriffen werden. Dem Verfasser liegt beispielsweise eine Kostenaufstellung aus einer implantologisch tätigen Praxis vor, die für einen Einzelzahnersatz Kosten von 2791.48 Euro veranschlagt. Da also eine maximale Eigenbeteiligung von 2000 Euro nicht einmal sicher für die kleinste denkbare Implantatversorgung ausreicht, kommt für die oben angeführten 61% des befragten Kollektivs eine Implantatversorgung nicht in Frage, zumal zu bezweifeln ist, daß ein Einzelzahnersatz durchgehend den prothetischen Rehabilitationsbedarf dieser Gruppe zu denken vermag. Die Finanzierung stellt damit das zentrale Argument für eine Ablehnung einer Implantattherapie durch die Patienten dar, wohingegen der nötige operative Eingriff auch inklusive von möglichen, erweiternden Maßnahmen die Patienten ebenso wenig abschreckt wie die bisweilen mehrmonatige Einheilzeit mit provisorischer Versorgung (vgl. Abschnitt IV.3.3 „Wünsche und Vorstellungen der Patienten“ und Tab. 17 und 18 und Abb. 22 und 23, S. 44 u. 45). Vergleichbare Erkenntnisse erhielten TEPPER et al. (2003) bei einer Patientenbefragung in Österreich. Von den 1000 Teilnehmern hielten 76% die hohen Kosten für den größten Nachteil einer Implantattherapie, dagegen gaben nur 34% den komplizierten Behandlungsablauf und nur 15% die lange Dauer bis zur vollen Funktionalität an (Mehrfachnennungen waren erlaubt). Auch eine Studie von PALMQVIST et al. (1991) macht deutlich, daß Patienten sich mehr durch die finanziellen Bedingungen als durch die Invasivität der Behandlung von einer Implantattherapie abschrecken lassen. In einer erweiterten Analyse wurde die Gruppe der uneingeschränkt Zuzahlungswilligen näher untersucht. Immerhin 10% (31 Teilnehmer) hatten diese Möglichkeit angekreuzt (vgl. Tab. 6a, S. 32). Es ergaben sich jedoch, wie aus Tabelle 27 (S. 53) hervorgeht, keine signifikanten Unterschiede dieser Gruppe zu den übrigen Teilnehmern, abgesehen von den Bereichen Bildungsniveau und Familienstand (vgl. III.2.7 „Gruppe der unbeschränkt Zahlungswilligen“). Die Ergebnisse weisen den klaren Trend aus, daß mit höherer schulischer Bildung auch die Bereitschaft zur uneingeschränkten finanziellen Beteiligung steigt. Es kann vermutet werden, daß eine höhere Schulbildung das Erfassen der komplexen Vorgänge 73 einer Implantattherapie und ihrer Vorteile erleichtern und somit eine differenzierte Kosten/Risiko-Nutzen-Abwägung ermöglicht. Vermutlich spielt außerdem neben dem Bildungsniveau die Höhe des Einkommens eine gewichtige Rolle, die ihrerseits mit der Bildungsstufe korreliert. Die signifikanten Unterschiede im Bereich des Familienstandes sind interessant. Ledige und Geschiedene sind demzufolge weitaus eher bereit zur unbeschränkten Zuzahlung als Verheiratete oder Witwen bzw. Witwer (vgl. Abschnitt III.2.7). Hier sind zwei mögliche Ursachen zu diskutieren. Eine mögliche Erklärung ist, daß diese Gruppe von Alleinstehenden (oder im Falle der Geschiedenen zumindest potentiell Alleinstehenden) größere finanzielle Mittel für sich persönlich zur Verfügung hat und sich daher eine vergleichsweise kostspielige Therapie mit dentalen Implantaten eher zu leisten im Stande und bereit ist. Ein anderer Erklärungsansatz fußt auf der Feststellung, daß kräftige und gesunde bzw. so erscheinende Zähne ein wichtiges Merkmal für Gesundheit, Vitalität und Jugendlichkeit darstellen. Alleinstehende Personen aus diesen genannten Gruppen, die, wie man unterstellen kann, potentiell noch, wieder oder immer wieder auf der Suche nach einem Lebens(-abschnitts)-partner sind, mögen ein gesteigertes Interesse an diesen Attributen und damit an einer Therapie mit dentalen Implantaten haben und entsprechend eher bereit sein, sich uneingeschränkt finanziell daran zu beteiligen. IV.3 Diskussion der sekundären Fragestellungen Neben den Daten, die zur Überprüfung der Studienhypothesen erhoben wurden, wurden noch weitere Ergebnisse gewonnen, die zum Teil zur Objektivierung der gemachten Angaben zu den primären Fragestellungen herangezogen wurden. Es handelt sich um Zahnpflegegewohnheiten, Angaben zu den der Teilnehmer Implantatwünschen zur intraoralen und Anamnese, –vorstellungen, den genutzten Informationsquellen sowie um die geschlechtsspezifischen Unterschiede. IV.3.1 Zahnmedizinischer Status quo des Kollektivs Die Daten zum bisherigen Zahnverlust ergeben folgendes Bild: Etwa 2/3 der Teilnehmer haben den „Verlust einiger Zähne“ pro Kiefer zu beklagen, während deutlich kleinere Gruppen noch gar keinen bzw. einen totalen Zahnverlust pro Kiefer 74 angaben (vgl. Tab. 7 und Abb. 12 a/b, S. 34 u. 35). Berücksichtigt man das Durchschnittsalter des Kollektivs von 55 Jahren (vgl. II.1.2 Alter und Geschlecht) sowie die Zahnverluststatistik der KASSENZAHNÄRZTLICHEN BUNDESVEREINIGUNG (2002), die einen durchschnittlichen Verlust von 9 Zähnen pro Kiefer bei 55jährigen ausweist, so handelt es sich um eine nachvollziehbare Verteilung. Die Erfassung des bisherigen Zahnverlustes der Teilnehmer ist problembehaftet und liefert bei der gewählten Fragestellung mit der Einteilung „kein Verlust“, „Verlust einiger Zähne“ und „Totalverlust“ für jeden Kiefer nur einen groben Überblick. Diese wurde aber bewußt gewählt, da im Rahmen der Studienplanung Zweifel bestanden, ob die Teilnehmer den eigenen Zahnverlust quantitativ genauer einzuschätzen in der Lage sind. Die Daten zu den Ursachen für den Zahnverlust bestätigen die Ergebnisse früherer Studien (REICH 1993, GLOCKMANN und KÖHLER 1998). Leider können die Ergebnisse nicht 1:1 miteinander verglichen werden, da in den erwähnten Studien jedem extrahierten Zahn durch den Behandler eine Verlustursache zugeordnet wurde. Dieses Vorgehen war in der vorliegenden Arbeit unmöglich, da es den teilnehmenden Patienten nicht möglich ist, sich an die korrekte Verlustursache für jeden einzelnen Zahn erinnern zu können. Die Parallelen sind jedoch augenfällig und die dominierende Rolle, die sowohl Karies als auch Parodontopathien spielen, wird bestätigt. REICH (1993) bilanziert in seiner Statistik, daß 66,5% der extrahierten Zähne Karies und/oder Parodontopathien zum Opfer fielen, bei GLOCKMANN und KÖHLER (1998) sind es 68,3%. In der vorliegenden Studie schreiben 54% des Kollektivs der Karies bzw. 48% den Parodontopathien eine Beteiligung zu (vgl. Tab. 8, S. 35 und Abb. 13, S. 36). Rohheitsdelikte, Tumore und Fehlanlagen spielen wie in den Vergleichsstudien nur eine untergeordnete Rolle. Relativ häufig waren am Zahnverlust der teilnehmenden Patienten dieser Studie Operationen (10%), Unfälle (11%) und sonstige Gründe (11%) beteiligt (vgl. Tab. 8, S. 35). Hier ist zu vermuten, daß die Teilnehmer Weißheitszahnentfernungen unter dem Stichpunkt „Operationen“ oder „sonstige Gründe“ eingeordnet haben. Zum Vergleich: Nach REICH (1993) fielen 15% der entfernten Zähne unter die Kategorie „Weißheitszahnentfernung“, zur Kategorie „Sonstige Gründe und Weißheitszahnentfernung“ zählten GLOCKMANN und REICH (1998) 20%. Unfälle scheinen bei dieser Studie relativ oft am Zahnverlust beteiligt gewesen zu sein. Faßt man sie mit den Rohheitsdelikten unter Traumaeinwirkung zusammen, so ergibt 75 sich für diese Position eine Beteiligung von 12% (vgl. Tab. 8, S. 35). Sowohl REICH (1993) als auch GLOCKMANN und KÖHLER (1998) geben hier Werte von 1% für die alleinige Zahnverlustursache an. Hier kommt offensichtlich der verzerrende Effekt der Datenerhebung in diesem Teil der Studie zum Tragen. Ein Teilnehmer, der z.B. bei einem Unfall einen oder zwei Zähne verloren hat, Karies aber die Extraktion von vier oder fünf Zähnen notwendig gemacht hat, kreuzt, der notwendigen Frageformulierung gemäß, die entsprechenden Gründe auf dem Fragebogen an. Unfall und Karies gehen quasi mit der gleichen Gewichtung in die Statistik ein, obwohl letztere deutlich gravierendere Folgen gehabt hat. Der recht hohe Wert dieser Studie für die sonstigen Zahnverlustursachen (11% / vgl. Tab. 8, S. 35) mag sich durch die Vermutung erklären, daß z. B. Extraktionen aus kieferorthopädischen Gründen in Ermangelung einer eigenen Statistikposition von den Patienten hier eingeordnet wurden. Durch weitere Fragen wurde ermittelt, ob Zahnersatz von den Teilnehmern getragen wird und ob bereits eine Therapie mit Implantaten vorgenommen worden ist. 78% der Patienten tragen bereits Zahnersatz, 20% noch nicht. Immerhin bei 13% der Patienten wurde bereits implantiert (vgl. Tab. 9, S. 36 und Abb. 14 und 15, S. 37). Dieser Wert wurde vor allem erhoben, um Daten der primären Fragestellungen in der Diskussion zu relativieren. Dies erfolgte in IV.2.1 „Einschätzung der Pflegebedürftigkeit“ und IV.2.2 „Dauerhaftigkeit von Implantaten“, da vor allem hier die Einschätzungen der nichtimplantaterfahrenen Teilnehmer interessant war. Im Folgenden sollten die Patienten angeben, ob sie mit dem aktuellen Zahnersatz zufrieden sind und im Verneinungsfall die Gründe angeben. 53% der Befragten waren mit ihrem derzeitigen Zahnersatz nicht zufrieden (Tab. 10 und Abb. 16, S. 38) und zwar, wie aus der weiteren Befragung hervorgeht, vornehmlich aus funktionellen Gründen: 31% gaben eine schlechte Kaufunktion an, 34% schlechten Sitz. Lediglich 16% bemängelten die Ästhetik (vgl. Tab. 11, S. 38). Dies läßt zwei Schlußfolgerungen zu: Zunächst kann vermutet werden, daß der aktuelle Zahnersatz der Befragten durchschnittlich im Hinblick auf die Funktion stärkere Einbußen zu verzeichnen hat als hinsichtlich der Ästhetik. Eine andere Deutungsweise beider Ergebnisse ließe vermuten, daß die Patienten der Funktion tendenziell eine größere Bedeutung beimessen als der Ästhetik und dienstaltersbedingte Qualitätsverluste des Ersatzes hier eher auffällig sind. Diese Tendenz wird gestützt durch die Ergebnisse aus der Befragung nach der subjektiven Wichtigkeit von Aussehen und Kaufunktion der Zähne. Grundsätzlich halten fast alle 76 Patienten beide Kriterien zumindest für „wichtig“, für sogar „sehr wichtig“ aber halten 80% der Befragten die Kaufunktion, während der Ästhetik nur 57% dieses Prädikat zusprechen und hier sogar eine kleine Gruppe von 9 Teilnehmern (3%) „eher unwichtig“ ankreuzten (vgl. Tab. 12, S. 39 und Abb. 18a/b, S. 40). Das Kollektiv hat also sowohl hohe Ansprüche an die Ästhetik als auch an die Funktion, letztere hat allerdings den höheren Stellenwert. Andere Studien bestätigen diese Tendenz: Im Rahmen der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie Patienten der wurde Alterkassen abgefragt, 35-44 welche Jahre subjektiven und 65-74 Erwartungen Jahre an die eine Zahnersatzeingliederung haben. „Gute Funktionsfähigkeit“ spielte hier eine weitaus größere Rolle als „natürliches und schönes Aussehen“ (MICHEELIS und SCHROEDER 1999). Bei KAPTEIN et al. (1998) stehen die funktionellen Aspekte als Motivation für eine Implantattherapie noch deutlicher im Vordergrund als bei der vorliegenden Arbeit. Bei einer Studie in den Niederlanden konnten die 88 Teilnehmer mehrere Gründe nennen, warum sie sich für eine Implantattherapie entschieden hatten: Deutlich häufiger als ästhetische wurden funktionelle Probleme mit den alten Versorgungen angeführt, wie „schlechter Sitz“, „Kau-/Beißprobleme“ oder „Sprachprobleme“. Dieses Ergebnis kann allerdings durch die Tatsache relativiert werden, daß sich das durch KAPTEIN et al. (1998) befragte Kollektiv ausschließlich aus zahnlosen Patienten (also Totalprothesenträgern) mit ausgeprägter Kieferatrophie zusammensetzte, die eine implantatretinierte oder –gestützte Neuversorgung erhalten hatten. Daß sich diese Befragten retrospektiv vor allem an die funktionellen Probleme mit den alten Totalprothesen erinnern, ist daher erklärbar. Ähnlich dürften die Ergebnisse von SALONEN (1994) zu interpretieren sein. Von den 150 befragten zahnlosen Patienten fanden deutlich mehr die Funktion (58%) als die Ästhetik (27%) inakzeptabel, und signifikant mehr Patienten mit Interesse an einer Implantattherapie waren mit den funktionellen Kriterien ihres alten Zahnersatzes unzufrieden als die Patienten ohne solches Interesse. Dagegen hatten die ästhetischen Aspekte hier keinen Einfluß auf das Interesse an Implantaten. Eine andere Schlussfolgerung zogen dagegen ZIMMER et al. (1992). Sie berichten, daß bei einer Befragung von 120 US-Bürgern Motivationsfaktor für eine Implantattherapie war. 77 die Ästhetik der wichtigste IV.3.2 Prophylaxegewohnheiten Unter diesem Punkt werden die oralen Hygienemaßnahmen und die Häufigkeit des Zahnarztbesuches zusammengefaßt. Die Daten zu den Zahnpflegegewohnheiten wurden unter anderem erhoben, um die Ergebnisse zu der Einschätzung der Pflegebedürftigkeit von Implantaten differenzierter diskutieren zu können (vgl. IV.2.1 „Einschätzung der Pflegebedürftigkeit“). In diesem Rahmen wurde bereits festgestellt, daß nur 39% der Befragten zur Zahnpflege Zahnseide und/oder Zwischenraumbürstchen heranziehen (vgl. Tab. 13, S. 41) und somit eine potentiell gute Zahnpflege betreiben. Die allgemeine Verbreitung der Zahnbürste (95%) war zu erwarten. Daß einige der Teilnehmer keine benutzen, kann auf die Zahl der Zahnlosen (43 bzw. 14%) zurückgeführt werden, die zur Reinigung ihrer Totalprothesen nicht notwendigerweise eine benötigen (vgl. Tab. 13, S. 41). Die nicht allgemeine Verwendung von Zahncreme kann durch diese Tatsache nicht vollständig erklärt werden. Immerhin 64 Teilnehmer (20%) geben an, keine Zahncreme zu benutzen. Hält man zu gute, daß die 43 zahnlosen Teilnehmer der Befragung (vgl. Tab. 7, S. 34) keine Zahnpasta für ihre Mundhygiene benötigen, bleiben noch zumindest 21 (6%), die zur Pflege ihrer (Rest)bezahnung nicht auf diesen elementaren Zahnpflegeartikel zurückgreifen (vgl. Tab. 13, S. 41). Von den weniger verbreiteten Pflegeartikeln werden Mundspüllösungen am häufigsten verwendet, 138 der Befragten (44%) gaben eine regelmäßige Benutzung an. Obwohl bei der Bekämpfung von Parodontitis und Gingivitis bzw. der Entfernung von Zahnbelägen deutlich weniger effektiv als Zahnseide und Interdentalraumbürsten, dürfte sich die relativ weite Verbreitung der Mundspüllösungen durch die einfache und zeitsparende Anwendung erklären. Wie in Abschnitt IV.2.1 „Einschätzung der Pflegebedürftigkeit“ bereits erwähnt, kann nur durch die Kenntnis der angewendeten Zahnpflegeartikel nicht ausreichend auf den Mundhygienestatus des Kollektivs geschlossen werden, da Zahnstatus und vor allem die Fähigkeit zur korrekten Anwendung des jeweiligen Artikels eine große Rolle spielen. Außerdem muß erwähnt werden, daß Patientenangaben zu ihrer Mundhygiene oftmals in Diskrepanz zu den Befunden bezüglich Gingiva- und Parodontalzustand stehen. So stellten z. B. REICH und SCHIFFNER (1999a und 1999b) im Rahmen der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie fest, daß bei den untersuchten Patienten die guten Plaque-Index-Werte (PI) nicht mit den schlechten Werten des Papillen-BlutungsIndex (PBI) korrelierten. Sie schlußfolgerten: 78 „Da Jugendliche und Erwachsene vor zahnärztlichen Untersuchungen zumeist gründlicher die Zähne putzen als sie dies normalerweise tun, ist der Plaque-Index generell mit Vorsicht zu interpretieren. Zur besseren Abschätzung der Mundhygiene dient ein spezieller Gingiva-Index (PBI), der die Schwere der Gingivitis in mehrere Grade unterteilt. Da zwischen unzureichender Mundhygiene und Ausmaß der Gingivitis eine Beziehung besteht, ist mit dem PBI eine bessere Einschätzung der häuslichen Mundhygiene möglich als mit dem Plaque-Index allein.“ (REICH und SCHIFFNER 1999a) Mit anderen Worten: Die angesichts einer zahnärztlichen Evaluation von Patienten demonstrierten oder -wie dieser Studie- berichteten Mundhygienegewohnheiten stimmen häufig nicht mit der alltäglichen Realität überein. Die erhobenen Daten lassen mithin darauf schließen, daß die überwiegende Zahl der Teilnehmer keine umfassende Mundhygiene betreibt. Bezüglich der Häufigkeit der Zahnarztbesuche zeichnet sich ein eindeutigeres Bild. 194 der Befragten (62%) gaben an, wie empfohlen zweimal oder sogar öfter im Jahr einen Zahnarzt aufzusuchen und befinden sich damit unter optimaler zahnärztlicher Kontrolle. Weitere 81 (26%) begeben sich einmal pro Jahr in Behandlung oder zur Kontrolle. Mithin erfüllen 275 (87%) die Mindestanforderung von einem Zahnarztbesuch im Jahr. (vgl. Tab. 14 und Abb. 20, S. 42) Diese Ergebnisse sind denen von ZIMMER et al. (1992) sehr ähnlich: Hier gingen 86% der Befragten US-Amerikaner mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt, wenngleich sich die Verteilung auf die Antworten „mehr als zweimal“ (6%), „zweimal im Jahr“ (43%) und „einmal im Jahr“ (37%) unterscheidet (vgl. Tab. 14, S. 42). Auch die Ergebnisse der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS III) sind vergleichbar. Hier gaben bei den Jugendlichen (12 Jahre alt) 92% an, im vergangenen Jahr beim Zahnarzt gewesen zu sein. Bei der Gruppe der 35-44jährigen waren es 86%, bei den Senioren (65-74 Jahre) 73%. Bei diesen Daten handelt es sich allerdings um bisher unveröffentlichte Ergebnisse der DMS III, fernmündlich recherchiert beim Institut der Deutschen Zahnärzte (V. Meyer, Juli 2004). Auf dieser Ebene scheint sich der Wandel der Zahnmedizin zur prophylaxeorientierten Problemvermeidung oder –früherkennung vollzogen zu haben. Dafür sprechen auch die von der KZBV 2002 veröffentlichten statistischen Daten zur vertragszahnärztlichen Versorgung, die ein langfristiges Sinken der Extraktions- und Füllungszahlen dokumentieren (KASSENZAHNÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG 2002). Dabei dürfte neben dem geschärften Bewußtsein der Patienten für die Vorzüge eines gesunden oder gesunderscheinenden Gebisses auch das Bonussystem der gesetzlichen Krankenkassen eine Rolle gespielt haben. Dieses gewährt den Versicherten bei regelmäßiger (sprich einmal jährlicher) zahnärztlicher Kontrolle Bezuschussung von Zahnersatz im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen. 79 eine erhöhte IV.3.3 Wünsche und Vorstellungen der Patienten Auf die Frage nach der gewünschten Supraversorgung der evtl. zu setzenden Implantate, gaben 194 (62%) der Befragten an, daß sie einen festsitzenden Zahnersatz wünschen. Nur 101 (32%) erklärten einen herausnehmbaren Ersatz für akzeptabel (vgl. Tab. 16, S. 43 und Abb. 21, S. 44). Diese Daten scheinen vordergründig zu zeigen, daß die Patienten eine hohe Erwartungshaltung haben und grundsätzlich herausnehmbarer Zahnersatz schlechter akzeptiert wird. Diese Tendenz ist im übrigen unabhängig von den von den Patienten genutzten Informationsquellen zur dentalen Implantologie, wie bereits in IV.2.4. dargestellt wurde. Allerdings ist bei der Bewertung dieser Ergebnisse zu berücksichtigen, daß die Patienten, die diese Daten lieferten, in unterschiedlichem Maße Zahnverlust erlitten und somit nachvollziehbar unterschiedliche Einstellungen zu den verschiedenen Ersatzmöglichkeiten haben. Ein Patient, der nur wenige Zähne verloren und bisher festsitzenden Zahnersatz getragen hat, empfindet eine (Teil)prothese eher inakzeptabel, als ein langjähriger Prothesenträger. Es ist also zur Diskussion dieser Daten notwendig, den Grad des bisherigen Zahnverlustes des Kollektivs zu berücksichtigen. Aus Tab. 7 (S. 34) geht hervor, daß 71 Teilnehmer (23%) im Oberkiefer und 56 (18%) im Unterkiefer totalen Zahnverlust erlitten haben. 43 (14%) sind in beiden Kiefern zahnlos. Daraus ergibt sich, daß 84 Teilnehmer (27%) der Befragung zumindest in einem der Kiefer zahnlos und somit potentielle Totalprothesenträger sind. Alle anderen, also 73%, sind Träger von Brücken und/oder Teilprothesen/Cover Denture. Vor diesem Hintergrund müssen die oben genannten Ergebnisse zu den Suprakonstruktionswünschen keine übertriebene Inakzeptanz von Seiten der Patienten der Teil- und Totalprothetik gegenüber darstellen. Wenn 73% der Befragten noch eigene Zähne in beiden Kiefern besitzen und durch eine Implantation und damit einer Pfeilervermehrung die Möglichkeit bekommen, wieder (bedingt) festen Zahnersatz zu tragen bzw. herausnehmbaren Zahnersatz zu vermeiden, ist ein Ergebnis von 62% für den Wunsch nach brückenartigem Ersatz nachvollziehbar. Des weiteren wurde die Einstellung der Patienten zu möglichen Erweiterungen des operativen Eingriffes (Sinusbodenelevation, Knochenaugmentationen, etc.), die bei nicht idealen Voraussetzungen hinsichtlich der knöchernen Empfängerstelle notwendig werden, beleuchtet. Nach KOECK und WAGNER (1996) scheuen die Patienten die Belastung und die Risiken der Implantatoperation. Diese Tendenz kann bei dieser Befragung nicht 80 festgestellt werden, vielmehr ist eine deutliche Mehrheit von 63% der Teilnehmer (197) sogar mit einer Erweiterung der Operation einverstanden, wenn dadurch die Implantation möglich wird. Nur 87 (28%) lehnen ausdrücklich ab (vgl. Tab. 17, S. 45 und Abb. 22, S. 44). Dieses Ergebnis spricht für ein hohes Vertrauen des Kollektivs in den Nutzen einer erfolgreichen Implantation. Ein ähnlich eindeutiges Ergebnis liefert die Frage nach der Akzeptanz einer unbelasteten Einheilphase. Wie in Abschnitt I:2.3. dargestellt, fordert das klassische Vorgehen in der Implantologie ad modum Branemark unbelastete Einheilzeiten für Implantate –im Unterkiefer 3 Monate, im Oberkiefer 6 Monate (ALBREKTSSON et al. 1981, ALBREKTSSON 1985)- und die Forschung war seither bemüht, zur Erhöhung des Komforts und damit der Akzeptanz dieser Therapie durch die Patienten, diese Einheilzeit zu verkürzen bzw. ganz überflüssig zu machen und sichere Methoden zur Sofortbelastung von Implantaten zu finden. Die Ergebnisse dieser Befragung dokumentieren allerdings keinen gesteigerten Bedarf nach Sofortversorgung. Vielmehr akzeptieren 71% der Patienten eine „längere Einheilphase ohne jegliche Belastung der Implantate von längstens einem halben Jahr“ mit provisorischer Versorgung. Lediglich 19% wünschen explizit eine sofortige, definitive Versorgung. (vgl. Tab. 18 und Abb. 23, S. 45) IV.3.4. Informationsquellen Ein Teil der Ergebnisse zu den von den Befragten genutzten Informationsquellen wurde bereits zur Diskussion der primären Fragestellung bezüglich Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis und Medieneinfluß herangezogen. Wie bereits in Abschnitt IV.2.4 angedeutet, ist der Hauszahnarzt als erste Informationsquelle herausragend (vgl. auch Abschnitt III.2.5 und Tab. 20a und sowie Abb. 24, S. 47). Die übrigen möglichen Quellen spielen einzeln eine deutlich untergeordnete Rolle, was z. B. bezüglich der ansonsten allgemein prosperierenden Sparte Internet, welche nur von einem Befragten als erste Informationsquelle genannt wurde, vermutlich mit der Altersstruktur (Altersdurchschnitt des Kollektivs liegt bei 55 Jahren / vgl. II.1.2 „Alter und Geschlecht“) zusammenhängt. Allerdings konnte sich ein Viertel der Befragten nicht für eine einzige erste Quelle entscheiden und wählte Mehrfachnennungen. Faßt man in dieser statistischen Aufbereitung (vgl. Tab. 20b, S. 47) die Quellen „Verwandte“ und „Bekannte“ , sowie die einzelnen medialen Quellen zusammen, so ergeben sich für beide Bereiche eine 81 nicht unerhebliche Beteiligung an der Versorgung mit ersten Informationen: Verwandte und Bekannte waren in 37% der Fälle mitbeteiligt, die Medien inklusive Internet zu 40%. Von dieser Sichtweise aus bleibt zwar der Hauszahnarzt mit einer Mitbeteiligung von 60% weiterhin die übergeordnete Informationsquelle, die CoFaktoren „Mundpropaganda“ und Medieneinfluß verraten aber einiges Potential. Gerade die Medien scheinen eine besondere Rolle als zusätzliche oder ergänzende Informationsquelle zu spielen. Ähnliche Ergebnisse erhielten TEPPER et al. (2003) bei einer Umfrage von unter 1000 Teilnehmern in Österreich: Der Zahnarzt ist auch hier die Hauptinformationsquelle (68%), Medien (23%) und Freunde/Bekannte (22%) sind weniger stark vertreten. Wie bereits in Abschnitt IV.2.4 „Medieneinfluß auf den Wunsch nach der Art der Suprakonstruktion“ beschrieben, unterscheiden sich diese Ergebnisse deutlich von solchen früherer Studien. In einer Studie aus den Vereinigten Staaten (ZIMMER et al. 1992) waren die Medien die wichtigste Informationsquelle, während Zahnärzte nur zu 17% erwähnt wurden, in einer Studie aus Japan (AKAGAWA et al. 1988) werden sie nur zu knapp 20% erwähnt. Auch bei den Studien von BEST (1993) und BERGE (2000) stellten die Medien die Hauptinformationsquelle der Patienten zum Thema zahnärztliche Implantate dar. Aus den Daten kann man ablesen, daß die Bedeutung der Zahnmediziner bei der Vermittlung der Informationen im Laufe der Jahre zugenommen hat. Sie spiegeln den Erfolg der Implantologie und belegen, daß ein deutlich größerer Kreis der Zahnmediziner heute eine Implantattherapie anbietet. Bei der in dieser Studie des weiteren gestellten Frage, wer das Thema „Implantate als Therapieoption“ zuerst angesprochen hat, bestätigt sich weiter die dominierende Rolle der Zahnmediziner. Die Initiative liegt überwiegend bei den Behandlern (50%), während sich die Patienten nur zu 35% als Initiator eines entsprechenden Beratungsgespräches sehen (vgl. Tab. 21 und Abb. 25, S. 48). IV.3.5 Geschlechtsspezifische Unterschiede Nur in wenigen Punkten lassen sich signifikante, geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen. Gerade diese aber scheinen die klischeehaften Attribute der Frauen zu unterstreichen, nämlich größeren Wert auf das äußere Erscheinungsbild zu legen als die Männer und für dieses einen höheren Pflegeaufwand zu praktizieren. 82 So lassen sich jedenfalls die Ergebnisse interpretieren. Hochsignifikant mehr Frauen als Männer halten das gute Aussehen der Zähne für „sehr wichtig“ (68% versus 41% / vgl. Tab. 23, S. 50) und ebenso hochsignifikant mehr Frauen benutzen zur Zahnpflege Zahncreme und Zahnseide (84% versus 70% und 35% versus 19%). Signifikant ist der Unterschied bei den Zahnzwischenraumbürstchen (25% versus 15% / vgl. Tab. 23, S. 50). Einen tendenziell besseren Zugang der Frauen zur korrekten Zahnpflege bescheinigt auch die Statistik zum erwarteten Pflegeaufwand für Implantatkonstruktionen. Auch hier erwarten mehr Frauen (35%) als Männer (23%) einen erhöhten Pflegeaufwand (vgl. Tab. 25, S. 52). Ähnliche Ergebnisse beschreiben KAPTEIN et al. (1998) nach einer Befragung von 88 Patienten. Sie konstatieren, daß Frauen häufiger und mit größerem Zeitaufwand Zahnpflege betreiben als Männer. Ebenso fanden CHRISTENSEN et al (2003) bessere Mundhygienegewohnheiten bei Frauen als bei Männern vor. Auch die Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie bescheinigt sowohl in der Gruppe der 35-44-Jährigen (27% versus 16%) als auch bei den Senioren (65-74 Jahre / 16% versus 11%) den Frauen häufiger eine gute Mundhygiene als den Männern. Lediglich bei den Jugendlichen schneiden beide Geschlechter gleich ab (MICHEELIS und SCHROEDER 1999). Das bedeutet nicht, daß Männer kein Interesse an ästhetisch schönen Zähnen (bzw. Zahnersatz) haben, doch der Großteil der maskulinen Teilnehmer von 66 (51%) bewertet diesen Punkt nur mit „wichtig“ und immerhin 8 (6%) schätzen ihn für „eher unwichtig“ ein, während nur eine der teilnehmenden Frauen (1%) so urteilt (vgl. Tab. 24, S. 51). Frauen scheinen dem zufolge ein ausgeprägteres Bewußtsein für die Ästhetik zu haben als Männer. Auch die Ergebnisse der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie lassen diese Schlußfolgerung zu. Gefragt wurde hier nach den subjektiven Erwartungen an eine Zahnersatzeingliederung, wobei mehrere Antworten ausgewählt werden durften. Bei der Gruppe der 35-44-Jährigen wählten 65% der Frauen aber nur 52% der Männer das Kriterium „natürliches und schönes Aussehen“, bei den Senioren betrug das Verhältnis 58% zu 40% (MICHEELIS und SCHROEDER 1999). 83 IV.5 Fazit Die gesammelten Pflegebedürftigkeit Ergebnisse und zu den Dauerhaftigkeit aufgestellten von und Hypothesen notwendiger bezüglich finanzieller Eigenbeteiligung an Implantatversorgungen liefern ein erfreulich deutliches Bild. Es ist daraus abzuleiten, daß ein Bedarf an Aufklärung zu der Anfälligkeit von Implantaten für Parodontopathien besteht, die eine kompromisslose Mundhygiene erfordert. Dies gilt es unbedingt zu vermitteln mit dem Hinweis darauf, daß in der Folge auch die Dauerhaftigkeit einer solchen Konstruktion durchaus optimistischer eingeschätzt werden darf, als der Großteil des Kollektivs dies getan hat. Auch der finanzielle Aspekt bedarf besonderer Aufklärung. Es muß vermittelt werden, warum Implantatversorgungen kostenintensiv sind (spezielle Ausbildung für Operateur, Prothetiker, Assistenz, Zahntechniker; zeitintensive Behandlung; teures Extra-Equipment, etc.) und (darum) nicht zum Katalog der Kassenleistungen zählen können. Bezüglich Medieneinfluß und Einfluß von Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis auf die Patienten, konnte diese Studie keine repräsentativen Ergebnisse gewinnen. Hier ist weitere Forschung notwendig, um solche wiederholt diskutierten Einflüsse zu analysieren und möglicherweise auf Informationspolitik zu entwickeln. 84 dieser Basis eine gegensteuernde V. Schlußfolgerung Ziel dieser Studie war, die Einschätzungen von Patienten der Zahnmedizin und MundKiefer- Gesichtschirurgie zu Pflegebedarf, Dauerhaftigkeit und Kosten von Implantatrestaurationen sowie den Einfluß von Freundes- und Bekanntenkreis bzw. der Medien auf ihre Einstellung zur dentalen Implantologie zu dokumentieren. Anhand der gefundenen Ergebnisse lassen sich folgende Schlußfolgerungen festhalten: 1.) Es kann nicht nachgewiesen werden, daß die Teilnehmer Implantate für weniger pflegebedürftig einschätzen als natürliche Zähne. 2.) Die Patienten schätzen dentale Implantate nicht als lebenslängliche oder mehrere Jahrzehnte haltbare Versorgung ein. 2/3 der Befragten erwarten eine Tragezeit zwischen 11 – 20 Jahren, der Mittelwert liegt bei 18, der Median bei 15 Jahren. 3.) Ein negativer Einfluß durch Erfahrungen über erfolglose Implantationsversuche aus dem Bekannten- und Familienkreis kann nicht nachgewiesen werden. 4.) Ein Einfluß der Medienberichterstattung auf die Wünsche der Patienten bezüglich der implantatgetragenen Suprakonstruktion kann ebenfalls nicht nachgewiesen werden. Die Wünsche der Teilnehmer, die sich auch oder sogar in erster Linie durch die Medien informierten, unterscheiden sich bezüglich der gewünschten Suprakonstruktion nicht von denen, die Informationen nur von Fachleuten erhalten haben. 5.) Die Bereitschaft der Patienten zur Eigenbeteiligung an Implantatversorgungen ist überwiegend zu niedrig. 61% der Befragten sind zu keiner oder nur zu einer zu geringen Eigenbeteiligung von bis zu maximal 2.000 Euro bereit. 85 VI. Zusammenfassung Die dentale Implantologie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem prosperierenden Bestandteil der modernen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde entwickelt. Fortschritte der Forschung im Bereich der knocheninduktiven und knochenkonduktiven Maßnahmen sowie der Sofortbelastung und Sofortimplantation lassen die Zahl der Patienten, die für eine Implantattherapie in Frage kommen, steigen. Ursprünglich angenommene Grenzbereiche der Indikation wurden erweitert, die Belastung der Patienten durch den Behandlungsablauf verringert. Parallel dazu haben die Massenmedien den Gesundheitsmarkt als neues Forum ihrer Berichterstattung ausgemacht und häufig erscheint die dentale Implantologie als ein zahnheilkundliches Fachgebiet der grenzenlosen Möglichkeiten. Diese Faktoren führen dazu, daß Patienten häufig unvollständig oder fehlinformiert mit dem Wunsch nach einer Implantattherapie an ihren Hauszahnarzt herantreten, bzw. bei einem Beratungsgespräch zu Implantaten falsche Vorstellungen haben. Diese Tatsachen begründeten die Motivation zu einer Patientenbefragung, in der die subjektive Meinung der Patienten zu Dauerhaftigkeit, Pflegebedürftigkeit und Kosten einer Implantatversorgung sowie Medieneinfluß und Einfluß aus dem Freundes- und Bekanntenkreis auf die Wünsche und Vorstellungen der Befragten erfaßt werden sollte. 315 Patienten haben an dieser Studie teilgenommen. Bezüglich der erwarteten Pflegebedürftigkeit erwarten 58% der Befragten einen den natürlichen Zähnen ähnlichen Pflegebedarf, 31% halten Implantate für aufwendiger, 7% für weniger aufwendig in der Pflege. Die in der Studienplanung vermutete Patientenmeinung, Implantate bräuchten weniger Pflege als natürliche Zähne, konnte damit nicht bestätigt werden. Dennoch kann den Teilnehmern keine realistische Einschätzung der Pflegebedürftigkeit bescheinigt werden. 66% der Teilnehmer erwarten von Implantaten eine Tragedauer zwischen 10 und 20 Jahren. Eine von Patientenseite erwartete mehrere Jahrzehnte bis lebenslange Dauerhaftigkeit konnte damit nicht nachgewiesen werden. Lediglich 13% der Befragten rechnen mit einer Tragedauer von mehr als 20 Jahren, 18% machten keine Angaben. Die Studie konnte die im Vorfeld erwartete falsche Einschätzung der selbstzutragenden Kosten durch die Patienten bestätigen. 61% der Befragten sind entweder zu keiner oder zu einer Eigenbeteiligung von bis zu maximal 2.000 Euro bereit, welche selbst für die kleinste 86 denkbare Implantatrekonstruktion (Einzelzahnersatz) nicht ausreichend ist. Lediglich 14% der Teilnehmer sind zu einer Eigenbeteiligung von bis zu 5.000, 7% bis zu 10.000 Euro bereit und für 10% spielt die Höhe der Eigenkosten keine Rolle. Ein Einfluß von Freunden und Bekannten auf den Wunsch nach Implantaten kann nicht bestätigt werden. Es wurde vermutet, daß negative Erfahrungsberichte aus diesen Kreisen abschreckend auf die Patienten wirken. Allerdings haben nur zwei der Teilnehmer ausschließlich negative Erfahrungen über Bekannte gemacht und beide wünschen eine Implantatversorgung. Auch bei Patienten mit gemischten Erfahrungen sind keine Unterschiede bei dem Wunsch nach Implantaten zu finden. Des weiteren war im Vorfeld der Studie vermutet worden, daß Patienten, die in erster Linie durch die Medien zu Implantaten informiert wurden, verstärkt festsitzenden Zahnersatz wünschen. Es zeigte sich allerdings, daß ein solcher Wunsch sowohl bei überwiegend durch die Medien informierten als auch bei Patienten, die aus verschiedenen Quellen ihre Informationen bezogen, gleichstark ausgeprägt ist. Auch ein vermuteter Medieneinfluß auf den Wunsch bezüglich der Suprakonstruktion bleibt damit unbestätigt. Es ergibt sich aus Hygienemaßnahmen der bei vorliegenden Studie Implantatversorgungen ein und Aufklärungsbedarf der nötigen bezüglich finanziellen Eigenbeteiligung an einer solchen, während die Dauerhaftigkeit von den Patienten realistisch eingeschätzt wird. Die nicht repräsentativen Ergebnisse zu Einfluß von Massenmedien und Familien- und Bekanntenkreis erfordern weitere Untersuchungen. 87 LITERATURVERZEICHNIS ABDULWAISSIE, H.; DHANRAJANI, P. J. 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Timm für Ihre tatkräftige Hilfe bei der Datenanalyse. 102 Lebenslauf Persönliche Daten Name: Herffs Vorname: Till Geburtsdatum: 10.09.1976 Geburtsort: Bremerhaven Anschrift: Kirchenstr. 13/15 27568 Bremerhaven Familienstand: ledig Eltern: Dr. Lore und Dr. Wolfgang Herffs, Zahnärzte Schulbildung 1982 - 86 Grundschule Bexhövede 1986 - 92 Orientierungsstufe und Gymnasium Loxstedt 1992 - 95 Gymnasium Wesermünde, Bremerhaven 1995 Abitur Hochschulbildung WS 1995 – SS 2001 Studium der Zahnmedizin an der Philipps-Universität Marburg SS 2001 Staatsexamen Beruflicher Werdegang Jul. 2001 –Jun. 2003 Anstellung als Assistent in der Gemeinschaftspraxis Drs. Herffs Okt./Nov. 2001 Hospitation in der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im Klinikum Reinkenheide, Bremerhaven; Leiter: Dr. Dr. E. Reuter Jul. 2003 – Jun. 2004 Anstellung als Assistent in der Praxis Dr. M. Becker, Dortmund Jul. 2004 Niederlassung als selbstständiger Zahnarzt in Bremerhaven 103 104 Anhang 1 In diesem Anhang findet sich der für die Datenerhebung verwendete Fragebogen inklusive des Bogenkopfes mit den einleitenden Sätzen an die Patienten. Sehr geehrte Patientinnen und Patienten, wir möchten Sie bitten, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und diesen Fragebogen auszufüllen. Er soll dazu dienen, Ihre Kenntnisse, Wünsche, Bedürfnisse und auch Ihre Bedenken zum Thema Implantologie noch besser kennen zu lernen und hat somit letztendlich zum Ziel, Ihre Betreuung zu verbessern. Die Angaben, um welche Sie hier gebeten werden, werden selbstverständlich streng vertraulich nach den Richtlinien des Datenschutzgesetzes behandelt. Sie brauchen weder Ihren Namen anzugeben, noch den Fragebogen zu unterschreiben, so daß die Daten nicht mit Ihrer Person in Verbindung gebracht werden können. Sollten Sie Fragen haben oder mit der einen oder anderen Frage nicht zurecht kommen, wenden Sie sich bitte einfach an unsere Mitarbeiter. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit. I. Allgemeine Angaben zu Ihrer Person: - Geschlecht: o Weiblich o Männlich - Geburtsdatum: .............................. - Familienstand: o Ledig o Verheiratet o Geschieden 105 o Verwitwet - Nationalität: ........................... - Schulbildung: o Kein Schulabschluß o Hauptschulabschluß / Volksschulabschluß o Realschulabschluß o Hochschulreife o Sonstiges - In welchem Bereich sind Sie berufstätig? o Arbeiter/in o Angestellte/r o Beamtet o Selbstständig o Hausfrau/ Hausmann o Rentner/in o Noch Schüler/in oder Student/in o Arbeitslos II. Momentane Situation in Ihrer Mundhöhle: - Tragen Sie bereits Implantate in der Mundhöhle? o Ja o Nein - Wie umfangreich ist Ihr bisheriger Zahnverlust? Bitte kreuzen Sie jeweils für den Oberkiefer und den Unterkiefer eine Antwort an. Oberkiefer: O Keine fehlenden Zähne O Eine oder mehrere Zahnlücken O Zahnlos 106 Unterkiefer: O Keine fehlenden Zähne O Eine oder mehrere Zahnlücken O Zahnlos - Wodurch haben sie Ihre Zähne verloren? Mehrere Antworten möglich! o Unfall o Rohheitsdelikt o Karies o Parodontose o Operationen o Tumoren o Nichtanlagen (ein o. mehrere Zähne fehlen von Geburt an) o Sonstiges: ........................... - Sind Sie mit Ihrem momentanen Zahnersatz zufrieden? O Ja O Nein Wenn nein, warum nicht? o Kauen ist nicht richtig möglich o Aktueller Zahnersatz hält nicht richtig/ sitzt zu locker o Aktueller Zahnersatz ist nicht mehr "schön"/ mangelnde Ästhetik III. Fragen zur Zahnpflege: - Welche Mundhygieneartikel benutzen Sie regelmäßig? Mehrere Antworten möglich! o Zahnbürste o Zahncreme o Zahnseide o Zahnzwischenraumbürstchen o Mundspülflüssigkeit o Sonstiges: ........................................ - Wie häufig gehen Sie zum Zahnarzt? o Mehr als 2x im Jahr 107 o 2x im Jahr o 1x im Jahr o Alle 2 Jahre o Seltener als alle 2 Jahre o Nur bei Zahnschmerzen / -problemen - Wie wichtig ist Ihnen das gute Aussehen Ihrer Zähne? o Sehr wichtig o Wichtig o Eher unwichtig o Unwichtig - Wie wichtig ist Ihnen eine gute Kaufunktion Ihrer Zähne? o Sehr wichtig o Wichtig o Eher unwichtig o Unwichtig - Bitte schätzen Sie die Pflegebedürftigkeit von in die Mundhöhle eingebrachten Implantaten ein: o Implantate brauchen nicht so aufwendige Pflege wie natürliche Zähne o Implantate brauchen ähnlich viel Pflege wie natürliche Zähne o Implantate brauchen mehr Pflege als natürliche Zähne IV. Fragen zu Ihren Vorstellungen und Wünschen: - Wünschen Sie zu diesem Zeitpunkt eine Versorgung mit Implantaten? o Nein o Ja - Durch Implantate können Tragekomfort, Funktion und Kosmetik eines Zahnersatzes wesentlich verbessert werden. Wären Sie bereit, einen finanziellen Eigenanteil bei einer Implantattherapie zu übernehmen? 108 o Nein o Ja, bis 500,- € o Ja, bis 1000,- € o Ja, bis 2000,- € o Ja, bis 5000,- € o Ja, bis 10000,- € o Ja, egal welcher Höhe - Eine Implantation ist nicht in jedem Fall ohne weiteres möglich und erfordert bisweilen eine mehr oder weniger umfangreiche Erweiterung des operativen Eingriffes, manchmal auch zusätzliche Operationen. Sollte genanntes in Ihrem Falle auch nötig sein, würden Sie trotzdem eine Versorgung mit Implantaten wollen? o Nein o Ja - Es gibt nach einer erfolgreichen Implantation unterschiedliche Möglichkeiten der prothetischen Versorgung. Es gibt kronen- bzw. brückenähnliche Konstruktionen, die fest auf die Implantate geschraubt und nur durch den Zahnarzt abgenommen werden können, und es gibt solche Konstruktionen, die wie eine Prothese aussehen, durch einen Schnapp- oder Verriegelungsmechanismus an den Implantaten befestigt werden und jeder Zeit von Ihnen selbst heraus genommen werden können. Welche Art von Zahnersatz wünschen Sie auf den Implantaten zu tragen? o Ich wünsche auf jeden Fall eine kronen- bzw. brückenartige Versorgung, die nicht ohne weiteres herausnehmbar ist. o Ich würde eine prothesenartige Versorgung, die ich jeder Zeit selbst herausnehmen kann, akzeptieren. - Wünschen sie eine Sofortversorgung der Implantate mit dem entsprechendem Zahnersatz oder akzeptieren Sie eine längere Einheilphase ohne jegliche Belastung der Implantate von längstens einem halben Jahr in dem Sie nur eine provisorische Versorgung (z.B. Ihre alte Prothese) tragen könnten? o Ich wünsche eine sofortige Versorgung 109 o Ich würde eine solche Einheilphase mit einem Provisorium akzeptieren. - Geben Sie bitte an, welche Verweildauer (in Jahren) Sie erfolgreich gesetzten Implantaten im Mund zutrauen! ........... Jahre V. Woher haben Sie Ihre ersten Informationen bekommen? - Wer hat sie zuerst auf die Möglichkeit einer Implantation aufmerksam gemacht/ Wodurch bzw. durch wen haben sie das erste Mal von Implantaten gehört? o Hauszahnarzt o Verwandte o Freunde/Bekannte o Fernsehen/Rundfunk o Zeitungen/Zeitschriften o Internet o Ich wurde oder habe mich bisher gar nicht zu Implantaten informiert - Es hat sicherlich bei Ihrem Hauszahnarzt bereits ein Informationsgespräch zum Thema Implantate gegeben. Wer hat das Thema zuerst angesprochen? o Mein Hauszahnarzt o Ich o Das Thema ist bisher gar nicht angesprochen worden - Haben Sie Verwandte/ Freunde/ Bekannte, bei denen bereits Implantate in die Mundhöhle eingesetzt worden sind? o Nein o Ja, alle mit Erfolg o Ja, einige mit, einige ohne Erfolg o Ja, alle ohne Erfolg 110 Vielen Dank, daß Sie sich die Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben! Vom Behandler auszufüllen: o Klinik o Zahnarzt o Praxis o Oralchirurg o Kieferchirurg 111 Anhang 2 Beispielhafter Ablauf einer Einzelimplantation mit Kostenaufstellung: Sitz. Position Leistungsbeschreibung 1 2 3 4 Gebühr Faktor Euro 001 Eingehende Untersuchung 5,62 2,3 12,93 Ä3 Eingehende Beratung 8,74 2,3 20,10 Ä1 Beratung 4,66 2,3 10,72 Ä5 Symptombezogene Untersuchung 4,66 2,3 10,72 Ä75 Ausführlicher Bericht 7,58 2,3 17,43 Ä5004 Orthopantomogramm 23,31 1,8 41,96 005 Planungsmodell / Situationsmodell 6,75 2,3 15,53 006 Planugsmodell UK/OK 14,62 2,3 33,63 900 Implantatbezogene Analyse 30,37 2,3 69,85 002 HKP für implantolog. Leistung 5,06 2,3 11,64 003 HKP für Suprakonstruktion 12,37 2,3 28,45 Ä3 Beratung mindestens 10 Minuten 8,74 2,3 20,10 619 Belehrendes Gespräch 7,87 2,3 18,10 Ä1 Beratung 4,66 2,3 10,72 402 Chlorhexamedapplikation 2,53 2,3 5,82 008 Oberflächenanästhesie 1,69 2,3 3,89 009 Infiltrationsanästhesie 3,37 2,3 7,75 901 Präparation der Knochenkavität 27,00 2,3 62,10 902 Überprüfung der Knochenkavität 5,06 2,3 11,64 903 Einbringen des Implantates 27,00 2,3 62,10 Operative Lagerbildung 29,14 2,3 67,02 Zuschlag 443 1x pro Behandlung 43,72 1 43,72 Stillung einer überm. Blutung 6,19 2,3 14,24 Ä5004 Orthopantomogramm 23,31 1,8 41,96 Ä530a Anlegen eines Kühlbeutels 2,04 2,3 4,69 Ä267 Heilanästhesie 4,66 2,3 10,72 Ä2730 305 5 329 Einfache Wundkontrolle 3,09 2,3 7,11 6 329 Einfache Wundkontrolle 3,09 2,3 7,11 2x 2,33 2,3 10,72 2xÄ2007 Nähte entfernt 112 Sitz. Position Leistungsbeschreibung Ä1 8 9 10 11 Euro Beratung 4.66 2,3 10,72 Symptombezogene Untersuchung 2,91 2,3 6,69 402 Chlorhexamedapplikation 2,53 2,3 5,82 008 Oberflächenanästhesie 1,69 2,3 3,89 009 Infiltrationsanästhesie 3,37 2,3 7,75 904 Freilegung je Implantat 18,00 2,3 41,40 005 Situationsmodell 6,75 2,3 15,53 329 Einfache Wundkontrolle + Naht ex 3,09 2,3 7,11 905 Auswechseln von Sekundärteilen 18,00 2,3 41,10 517 Individueller Abdruck 14,06 2,3 32,34 905 Auswechseln von Sekundärteilen 18,00 2,3 41,40 801 Registrieren der UK-Zentrallage 10,12 2,3 23,28 802 Modellmontage, arbiträr Achsenbe. 22,50 2,3 51,75 804 Montage Gegenkiefermodell 11,25 2,3 25,88 805 Registrieren im halbindiv. Artikul. 19,68 2,3 45,26 905 Auswechseln von Sekundärteilen 18,00 2,3 41,40 220 Eingliedern einer VMK-Krone 73,11 2,3 168,15 508 Intrakoronale Verschraubung 12,94 2,3 29,76 619 Kontr. und belehrendes Gespräch 7,87 2,3 16,29 Ä5000 7 Gebühr Faktor Gesamtkosten für implantologische und prothetische Leistungen : 1300,07 Euro Laborkostenaufstellung für eine verschraubbare VMK-Krone (NE-Metall): BEL-Nr. Bezeichnung Menge Gesamtpreis 0001 Modell aus Hartgips 1 5,95 0002 Modell aus Superhartgips 1 8,50 1012 Indiv. Löffel f. Implantat o. Defektversorgung 1 34,30 0010 Modell f. Implantat- o. Defektversorgung 1 27,10 0224 Modellimplantat repositionieren 1 10,35 0223 Elastische Zahnfleischmaske 1 16,00 0253 Split-Cast Sockel an Modell 1 10,15 113 0832 diagnostisches Modellieren o. Aufwachsen 1 13,35 0402 Modellmontage in Mittelwertartikulator 1 11,90 2116 Implantatkrone für Keramikverblendung 1 74,95 2612 Vollverblendung - Individualkeramik 1 91,95 2972 Aufwand z. Suprastruktur b. verschr. Implantat 1 54,80 3906 Verschraubung Implantat Standart 1 25,50 0701 Versandkosten 3 11,55 9700 Verrechnungseinheit NE-Metall 1 10,23 9716 Okklusalschraube 1 30,00 9764 Abformkappe 1 38,75 9763 Manipulierimplantat 1 32,50 9762 Sekundärteil 1 107,50 9768 Kunststoffkappe (B) 1 18,75 Gesamtkosten für Material und Laborleistungen: Gesamtkosten für Material und Laborleistungen incl. MWSt. (7%): 114 634,08 678,46