Leitlinien zum richtigen Umgang mit der Schrift

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Die Bibel als Lebensgefährtin betrachtet: Wer ist sie?
1. Die B ib el is t ein e B o tin G o ttes , s ie
k o mmt v o n G o tt u n d g eh ö rt zu G o tt
Mt 22,31-33
Das Wort der Bibel, Gott und Jesus gehören zusammen und
sollen nicht getrennt werden.
Suche die Nähe zu Gott und du findest die Nähe zum Wort.
Entferne dich von Gott und du entfernst dich vom Wort.
Dein Verhältnis zu Gott bestimmt dein Verhältnis zum Wort
und dein Verhältnis zum Wort bestimmt dein Verhältnis zu
Gott.
Sünde trennt von Gott und von der Schrift. Buße bringt uns
zur Schrift zurück. Die Mutter von Wilhelm Busch an ihren
Sohn: „Wie fern mußt du von der Heimat sein, wenn du die
Briefe von der Heimat nicht mehr verstehst.“
2. Die B ib el h at ein H erz : J es u s Ch ris tu s
u n d in ih m d er V ater
Die Bibel redet zuallererst und zu allermeist von Jesus und
dem Vater. Sie beschreibt Gott und seine Geschichte mit den
Menschen. Deshalb:
Suche zuerst die Begegnung mit Gott und seinem Sohn Jesus
Christus, erst dann die Erkenntnis.
Joh 5,39 5,46-47 Lk 24,25-32.43-46 Mt 5,17-18
Die Wahrheit der Bibel ist nicht ein Fläche, sondern eine
Kugel mit einem Mittelpunkt, oder besser eine Zelle mit einem
Zellkern: Gott und sein Sohn Jesus Christus. Es gibt
Mittelpunktswahrheiten und es gibt Randwahrheiten.
Vgl. z.B. 1Kor 15,1-4 Rö 14. Matth 22,37-39
3. Die B ib el is t k ein e Parag rap h en reiterin
Sie ist keine bösartige Erzieherin, die nur auf eines bedacht ist,
daß möglichst viele einengende Vorschriften möglichst
vorschriftsmäßig befolgt werden, sonst gibt es Schläge und
Strafmaßnahmen aller Art.
Was ist ein Gesetzbuch?
Sammlung von (ehernen) Gesetzen, die ich befolgen muß,
sonst werde ich bestraft.
Nicht mehr Gott ist das Gegenüber, sondern die Bibel.
Nicht mehr der Chef wird angebetet, gesucht, geehrt, sondern
seine Assistentin, die Bibel. Warum? Einfacher,
ungefährlicher, berechenbarer. Da kann man mal eben
nachschlagen und muß sich nicht mit dem lebendigen Gott
auseinandersetzen.
Die Bibel steht plötzlich über Gott und nicht mehr unter ihm.
„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Vgl. auch
den interessanten Vorfall von 2.Könige 18,4: Die eherne
Schlange, den Israeliten als Hilfe und Segen gegeben, wurde
zum Gegenstand des Götzendienstes!
Folgen: Angst. Streit (Weil es darauf ankommt, daß ich alles
richtig mache. So muß es richtig ausgelegt werden !)
Jens Kaldewey 14.05.2016 d:\68617911.doc
Alles wird gleich wichtig (Vgl Geschichte vom Sabbat). Die
Erkenntnis vermehrt sich, die Liebe vermindert sich.
Mühsames, verkrampftes Bibellesen. Beherrschende Frage:
Was ist erlaubt und was ist nicht erlaubt? Jede Menge Gesetze
werden hinzugefügt, die sogar den alten Sinn ins Gegenteil
verkehren. Die Bibel „verschließt“ sich, weil sie verkannt
wird. Kälte kommt in die Beziehung. Die Bibel ersetzt die
Zwiesprache mit Gott! Tit 3,9
Wenn wir die Bibel zur Paragraphenreiterin machen, ersetzt
sie den Heiligen Geist.
4. Die B ib el is t k ein e b es tech lich e
V o rzimmerd ame, s o n d ern ein e h ilf s b ereite
L o ts in
Sie ist kein Mittel, sich die Gnade Gottes zu verdienen. Es hat
keinen Sinn, die Bibel zu mißbrauchen als eine Herrin, die uns
versklavt, der wir dienen müssen, die wir unter dem Druck
eines schlechten Gewissens lesen müssen, damit Gott mit uns
zufrieden und uns gnädig ist.
Die Bibel ist selbst ein Geschenk der Gnade Gottes, und der
Heilige Geist, durch den wir die Bibel verstehen und lieben
lernen, ist auch ein Geschenk der Gnade Gottes. Deshalb:
Mach niemals einen Krampf aus dem Bibellesen!
Mit Märchen oder Lügen der folgenden Art gilt es,
aufzuräumen:
 ,,Je mehr ich die Bibel lese, desto gesegneter bin ich."
 ,,Einer, der 30 Minuten täglich die Bibel liest, ist heiliger
als einer, der 15 Minuten liest."
(Vgl. Kathis und meine Art des Bibellesens).
 ,,Wenn man am Morgen nicht die Bibel liest, wird der Tag
nicht ganz so gut funktionieren sein.“
 Das Wichtigste im Christenleben sind Gebet, Gemeinschaft
und Gottes Wort.
Die Bibel ist um des Menschen willen gemacht und nicht der
Mensch um der Bibel willen.
5. Die B ib el is t k ein e H u re, s o n d ern ein e
u n g es ch min k te Serv iererin ein f ach er,
g es u n d er Ko s t f ü r d en in n eren M en s ch en
So gibt sie nicht das Leben sondern sie setzt das Leben voraus
und ernährt es und pflegt es und fördert es, wenn es da ist!
Sie gibt uns Kraftspendendes und gesunderhaltendes
Grundnahrungsmittel, keine gaumenschmeichelnde
Delikatesse, jedenfalls nicht dauernd. Das Menü kann total
verschieden aussehen. Mal so, mal so!
Sie muß gekaut und verdaut werden! Allmählich wird diese
Speise dann in uns umgesetzt zu geistlichem Leben.
Es führt zu Enttäuschung und Mutlosigkeit, wenn etwas von
ihr erwartet wird, was sie nicht leisten will: Ständige
Tagesbefehle, starke Gefühlserlebnisse, herrliche
Offenbarungen, tiefe Erkenntnisse. Die Bibel wirkt vor allem
langfristig und nicht kurzfristig. Bibellesen ist wie das Säen
einer Saat, die später aufgeht. (2Tim 3,14-17 Psalm 1)
Deshalb: Befreie dich vom Streß. Stelle realistische
Erwartungen. Laß dich von Einsicht leiten Und nicht vom
Gefühl. Lies die Bibel nicht nur für die Gegenwart, sondern
auch für die Zukunft. Lies die Bibel vor allem regelmäßig
gehört zusammen. Viele Wahrheiten sind wie Puzzlesteine, die
ergänzt werden müssen, damit das ganze Bild hervorleuchtet.
Deshalb ist wichtig, daß immer eine Reihe von Menschen die
ganze Bibel kennen, je mehr desto besser.
Hier werden zwei Begriffe wichtig:
„Abschattung“ (Kol 2,16-17): Die neutestamentliche
Wirklichkeit fällt schattenartig zurück in die Vergangenheit
des alten Testaments, ist dort schattenartig, aber mit sehr
scharfen aufschlußreichen Umrissen abgebildet (Z.B. die
Opfer in 3. Mose)
Typos (Elieser in 1.Mose 24, Joseph, vgl. Gal 4,22-31! 1.Kor
10,1-11, besonders V.11!)): Eine Geschichte oder eine Person
zeigt etwas „Typisches“, sie weist über sich selbst hinaus, sie
ist wie eine Art Vorläufer von etwas Kommendem, das die
eigentliche Erfüllung darstellt.
6. Die B ib el is t ein ein zig er L eib mit v ielen
wu n d erb aren O rg an en u n d G li ed ern
Sie ist ein Ganzes, durchzogen von roten Fäden, die sich
durch alles hindurchziehen, z.B.
Gott und sein Volk. Die Auseinandersetzung zwischen Gott
und der Schlange, Jerusalem und Babel. Das Erlösungswerk
Gottes, von Paradies zu Paradies. Die Sünde des Menschen
und die Gnade Gottes. Gott und sein Haus.
Viele Glieder und jedes ist nötig, es gibt kein überflüssiges,
z.B.
1. Mose: Ursprung und Wesen aller Dinge
Offenbarung: Die Vollendung aller Dinge
Matthäus: Jesus, der Messias der Juden
Markus: Jesus, der starke Erlöser der Menschen
Lukas: Jesus, Mensch für alle Menschen
Johannes: Jesus, der Sohn Gottes aus dem Himmel
Apostelgeschichte: Die Taten Jesu durch den Heiligen Geist
durch seine Boten für die ganze Welt
Römerbrief: Die Rechtfertigung aus Glauben
Jakobusbrief: Die Werke aus dem Glauben
Psalmen: Der Mensch vor Gott
Prediger: Der Mensch auf der Erde
Die Propheten: Gottes Eifer um sein Volk
5.Mose: Das Volk Gottes in den Versuchungen der Wüste
(Matth 4,1-11!)
Anderer Vergleich: Die Bibel als Landschaft
Dieses große Land der Bibel mit all seinen Bodenschätzen und
seinen fruchtbaren Äckern will Zug um Zug erobert und
eingenommen werden.. Dabei hat jeder Teil seinen besonderen
Auftrag. Es gibt viele verschiedene Landschaften (die
einzelnen biblischen Bücher), hohe Berge (die schwierigeren,
aber wichtigen Passagen), verborgene Oasen (wertvolle, tiefe
Erkenntnisse, die man nur nach langem Suchen findet),
Fruchtbäume (tröstende Verheißungen), Bodenschätze, die zu
erschließen sind (Tiefere Wahrheiten der Schrift).
Dieses Land wird aber von unsichtbaren Mächten bewacht, die
uns viel Widerstand geben. Deshalb ist beim Bibellesen, der
Kampf, die Ausdauer, das Lernen, die Mühe unumgänglich.
Aber es lohnt sich reichlich. Landstrich um Landstrich wird
erobert Und bewohnt und man genießt seine Früchte!
Alles bildet ein Ganzes. Jakobus und Paulusbriefe, Prediger
und Psalmen, Johannes und Matthäus. Kein Buch darf fehlen,
auch nicht die Chroniken!
8. Die B ib el b eg eg n et jed em in ein em
b es o n d eren G ewan d
Jeder darf unter der Führung des Vaters seine eigene Art des
Bibellesens entwickeln. Es gibt nicht die Pauschalmethode.
Traue dem Vater und dir selber zu, daß ihr beide zusammen
die richtige Art des Bibellesens entwickelt, die zu deiner
Person und auch zu der Zeit, in der du jetzt lebst, paßt!
Nur eines sollten wir alle gemeinsam haben: Eine gewisse
Regelmäßigkeit und Treue. Das hängt eben mit dem Charakter
der Bibel als gesundes Brot oder als lebendiger Same
zusammen.
Schließen wir mit 2Tim 3,15-17: „Weil du von Kind auf die
heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu
machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus
Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur
Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur
Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes
vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.“
9. Die B ib el is t ein e L eb en s g ef äh rtin mit
G ren zen . Dies e B eg ren zu n g mu ß im
V ertrau en au f J es u s au s g eh alten werd en .
Die Bibel ist geschrieben in
 begrenzter menschlicher Sprache
 vor vielen Jahren in einer anderen Kultur
 in einer anderen Sprache als unserer Muttersprache
 mit begrenzter Zuverlässigkeit der Textüberlieferung
 von Menschen mit einem begrenzten Blickwinkel
 an Menschen mit einer begrenzten Auffassungsgabe.
Dies führt zu Spannungen, Schwierigkeiten und scheinbaren
Widersprüchen. Diese Schwierigkeiten können zum Teil
gelöst werden, zum Teil nicht. Es geht gar nicht anders, als
daß die Bibel scheinbare Widersprüche enthält!
Deshalb: Versuche nicht kramplhaft, Widersprüche aufzulösen
oder zu erklären. Vermeide den Schluß: ,,Die Bibel enthält
doch Irrtümer und ich muß lernen, Wahrheit und Irrtum zu
unterscheiden.“Vgl. Martin Luther: „Hut abziehen und
vorübergehen“ und Mark Twain: „Mir macht nicht das Mühe,
was ich nicht verstehe, sondern das, was ich verstehe.“Vgl.
auch 2Pt, 3,15-16 Tit 3,9 Rö 11,33-36
7. Die B ib el erzäh lt g ern e ü b er s ich
s elb er, wen n s ie g ef rag t wird
Die Bibel legt sich selber aus! Das Einzelne muß immer vom
Gesamten erhellt werden. Die ganze Bibel in all ihren Teilen
2
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