Privatisierung von Wasser und natürlichen Ressourcen in Sri Lanka

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Privatisierung von Wasser und natürlichen Ressourcen in Sri Lanka - eine
Strategie zur Armutsbekämpfung
Suranjan Kodthuwakku
Die Regierung Sri Lankas soll auf der Grundlage einer Strategie zur Armutsbekämpfung
(Poverty Reduction Strategy Program PRSP) grundlegende Änderungen in der
Makroökonomie des Landes vornehmen – so wollen es zumindest internationale
Finanzinstitutionen, die in jüngster Zeit verstärkt Druck in dieser Hinsicht ausüben. Diese
neue Strategie zur Armutsbekämpfung stellt für die Lebensgrundlagen armer Gemeinden im
Lande und für die natürlichen Ressourcen Sri Lankas eine neuerliche Bedrohung dar.
Seit inzwischen zwei Jahrzehnten trägt das Land schwer an den Folgen des Bürgerkriegs und
einer hohen Verschuldung und doch planen Politiker und Entscheidungsträger erneut, genau
jene Privatisierungsstrategien zum Einsatz zu bringen, die bereits früher schon nicht in der
Lage waren, die Armut im Lande erfolgreich zu bekämpfen. Die vorgesehenen Änderungen in
der Makroökonomie und die entsprechenden Strategien - erdacht und formuliert, um eine
neue Ausbeutungsrunde einzuläuten - wurden festgeschrieben, ohne zuvor die armen
Gemeinden und die Organisationen der Zivilgesellschaft im Lande dazu zu befragen. Hinzu
kommt, dass all diese geplanten Änderungen, die Abschaffung beschränkender
Bestimmungen einerseits und der Ausbau von Gesetzen zum Schutz der Interessen der
multinationalen Konzerne andererseits, sowie das Programm selbst auf Englisch abgefasst
sind. 95% der Menschen im Lande sprechen jedoch andere Sprachen: Sinhala und Tamil. Im
Folgenden sollen einige der bedrohlichen Probleme dargestelt werden, die sich aus der
Durchsetzung einer solchen Armutsbekämpfungsstrategie ergeben könnten.
Die Privatisierung und der Verkauf von Wasser
Wasser ist eine der Grundvoraussetzungen für menschliches Leben überhaupt. Nicht nur der
Mensch an sich benötigt Wasser, auch Pflanzen und Tiere brauchen diesen Grundstoff, um
existieren zu können. Von daher wird diese unschätzbar wertvolle Ressource seit
Menschengedenken als Allgemeingut angesehen. Nun rät man uns im Zuge des momentan
stattfindenden Globalisierungsprozesses, Wasser zu einer frei verkäuflichen Handelsware zu
machen. Es gibt bereits entsprechende Pläne, die in den Bestimmungen für den nationalen
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Wasserhaushalt und die entsprechenden Institutionen und der Gesetzgebung zur
Wasserversorgung und -verteilung vorgestellt werden. Diese Pläne nun werden in dem
Dokument „Regaining Sri Lanka“ („Sri Lanka wiedergewinnen“) erneut wiederholt. Das heißt
konkret, dass die Menschen Sri Lankas in Zukunft gezwungen sein werden, Wasser zu
exorbitant hohen Preisen zu kaufen – und das in einem Land, das über 103 Flüsse und
Nebenflüsse sein Eigen nennt, ausreichend Grundwasser besitzt und über jahrhundertealtes,
einzigartiges technologisches Wissen über den Umgang mit diesen Wasservorräten verfügt.
Eine solche Regelung wird dazu führen, dass es im Lande zu Kriegen und zur
illegalenWasserbeschaffung kommt. Wasser braucht man immer und überall: In der
Landwirtschaft, aber auch im alltäglichen Leben. Die hohen Preise, die zukünftig dafür
gezahlt werden sollen, werden nicht nur zu einer Wasser– und Nahrungsmittelknappheit
führen, sondern auch schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen und das
besonders bei den armen Bevölkerungsschichten. So werden die Armen noch ärmer werden.
Die Verpachtung von Regenwald an die Vereinigten Staaten von Amerika
Eine Gesetzgebung, die den Weg für die Verpachtung des Regenwaldes ebnet, befindet sich
bereits in Vorbereitung und auch das Dokument „Regaining Sri Lanka“ befasst sich mit der
Notwendigkeit einer solchen Transaktion. Die geplanten gesetzlichen Bestimmungen würden
zulassen, dass die Vereinigten Staaten die Singharaja und die Waldgebiete von Adam’s Peak,
Namunukula, Knuckles und Dediyagala pachten, alles Regenwaldgebiete, die reich an
biologischer Vielfalt sind. Damit würden auch die Quellen der 103 Flüsse und Nebenflüsse,
die unser Land mit Wasser versorgen, unter die Kontrolle des Pächters fallen. Entwickelt
wurden solche Pläne ursprünglich einmal von den Amerikanern selbst, und zwar im Jahre
2001 unter der Bezeichnung „Tropical Forest Conservation Act of USA“ (US Gesetz zum
Erhalt tropischer Wälder). Nun wird in Sri Lanka die Umsetzung einer solchen Gesetzgebung
sorgfältig geplant. Sollte das Gesetz eingeführt werden, bedeutet das, dass alle oben
genannten Regenwaldgebiete für die nächsten 30 Jahre an die USA verpachtet werden. Im
Gegenzug dafür reduzieren die USA die Schulden, die Sri Lanka bei ihnen hat. In diesen 30
Jahren steht den Amerikanern die reine Luft der Wälder voll zur Verfügung (Handel mit
Kohlenstoffemissionen) und dazu das saubere Wasser und die unschätzbar wertvolle
biologische Vielfalt (vom Elefanten bis zur Mikrobe), die in diesen Wäldern zu finden ist. Sri
Lanka gilt, was biologische Vielfalt betrifft, als eines der interessantesten Länder der Erde.
Sollte das Pachtsystem mit den USA zustande kommen, würde dies bedeuten, dass unser
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Land der Gene beraubt würde, die man für die Herstellung bestimmter Arzneimittel und
Nahrungsmittelbestandteile braucht und mit denen sich in den nächsten einhundert Jahren
weltweit wird Handel treiben lassen. Bereits jetzt sind in Sinharaja bestimmte Projekte
etabliert, deren Arbeit sich auf die geplanten Programme bezieht. Schon bald werden die
Vertreter der multinationalen Konzerne und der internationalen NGOs, die sich mit dieser Art
unlauterer Unterfangen auskennen, in Sri Lanka vertreten sein. Die vorgeschlagenen
Änderungen in der Gesetzgebung über biologische Vielfalt, geistiges Eigentum und
Investitionen werden die Grundlage für die geplanten Aktivitäten schaffen. Auch wenn
versichert wurde, die USA würden Sri Lanka im Gegenzug einen Kredit von 100 Millionen
Dollar erlassen, sollten wir die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass bei ähnlichen
Transaktionen der USA mit Bangladesh, El Salvador, den Philippinen und Peru lediglich
Kredite in einer Höhe von bis zu 40 Millionen Dollar erlassen wurden.
Mineralische Ressourcen sollen auf Multinationale Unternehmen übertragen werden
Der nächste wichtige Punkt in diesem Programm sind die mineralischen Ressourcen Sri
Lankas. Momentan laufen einige Projekte, mit deren Hilfe festgestellt werden soll, ob es im
Lande natürliche Gas- und Ölvorkommen gibt. Entlang der Ostküste sind solche Vorkommen
vorhanden. Dies haben entsprechende Untersuchungen bereits bestätigt. Zur Zeit wird daran
gearbeitet, die Gesetzgebung dahingehend zu verändern, dass der Weg für multinationale
Konzerne wie Shell, Mobil und British Petroleum frei wird. Diesen Konzernen soll dann die
Ausbeutung dieser Bodenschätze angetragen werden. Zusätzlich wurden bereits auf einer
Landkarte all jene Orte markiert, wo sich andere Mineralien wie Rutil, Eisenerz, Ilement,
Graphit, Kupfer, Gold und ungefähr 60 weitere verfügbare Mineralien finden lassen. Die
Regierung von Sri Lanka hat zudem Schritte unternommen, die Regelungen und
Bedingungen, die sich auf die Phosphatvorkommen von Eppawala beziehen, neu zu
überarbeiten und diese Vorkommen dem japanischen Unternehmen Mitsui zur Pacht zu
überlassen. Es gibt bereits Pläne, der Bevölkerung diese Idee mit Hilfe eines massiven
Werbefeldzugs näher zu bringen, in dessen Zuge ein neues nationales Image propagiert
werden soll. So will man den Widerstand der Menschen überwinden, die in der Umgebung
der Phosphatvorkommen von Eppawala leben.
Privatisierung von Einrichtungen der Infrastruktur im landwirtschaftlichen Sektor
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Es wurde bereits vorgeschlagen, die Versorgung des landwirtschaftlichen Sektors mit Dünger,
Saatgut und landwirtschaftlicher Beratung zu privatisieren und ein eigenes Unternehmen zu
gründen, das sich mit der Verwaltung der Wasserversorgung und mit der Vermarktung
landwirtschaftlicher Produkte befassen soll.
Die Strategie und das Konzept, die in dem Dokument „Regaining Sri Lanka“ vorgestellt
werden, gestatten es den multinationalen Konzernen endlich die Kontrolle über all unsere
Ressourcen zu erlangen. Zwar gibt das Dokument an, die dort formulierten Pläne würden
unserer eigenen Zukunft und der Entwicklung unseres eigenen Landes dienen, aber die
Wahrheit sieht anders aus. Die letzten 30 Jahre boten uns genügend Anlass, unsere
Erfahrungen mit den sogenannten Strukturen zur Entwicklung des Landes zu sammeln. In
diesen 30 Jahren wurden diverse Projekte gestartet; sie kosteten insgesamt 98 Millionen
Dollar und in entsprechender Höhe haben wir bei den internationalen Finanzinstituten Geld
aufgenommen. Und doch sind immer noch 50% unserer Bevölkerung arm. Die Projekte nun,
die „Regaining Sri Lanka“ vorschlägt, werden gewiss einen ähnlichen Verlauf nehmen. Alles,
was „Regaining Sri Lanka“ vorsieht, zielt darauf ab, dass wir einen weiteren Kredit in Höhe
von 45 Millionen Dollar bekommen. Bei den zuvor aufgenommenen Krediten -das ist
inzwischen allgemein bekannt - wurden nicht einmal 20% des geliehenen Geldes auch
wirklich für Entwicklungsprojekte verwendet.
BIOLOGISCHE VIELFALT: EINE GESCHICHTE VON RAUBBAU UND
DIEBSTAHL
Was den Erhalt und den Schutz biologischer Vielfalt angeht, so ließen sich in der letzten
Dekade sowohl positive als auch negative Trends beobachten. Mittlerweile sind weniger als
20% der Fläche unseres Landes noch von Wald bedeckt und eine wachsende Zahl von
Pflanzen- und Tierarten ist vom Aussterben bedroht. Nach wie vor finden nicht autorisierter
Export biologischer Ressourcen und Biopiraterie statt. Auf der anderen Seite wurden in der
letzten Dekade einige Gesetze geändert und neue sind erlassen worden, durch die, wie es
heißt, die biologische Vielfalt effektiv geschützt werden soll. Parallel wurden bei den
Behörden Abteilungen und Arbeitsgruppen eingerichtet, deren Aufgabe es ist, die Einhaltung
der entsprechenden Gesetze zu überwachen und Pläne für einen zukünftigen Umgang mit
biologischer Vielfalt zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang haben die Medien eine wichtige
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Rolle gespielt und es gelang, das Bewusstsein für die Problematik zu schärfen und sich
öffentlicher Unterstützung zu versichern.
In den letzten zehn Jahren sind entscheidende Gesetzte eingeführt und
Gesetzesänderungen vorgenommen worden, die viel dazu beigetragen haben, sowohl
Standorte und Lebensräume als auch einzelne Arten zu erhalten. Der 1993 erlassene Zusatz
zur Verordnung zum Schutz von Fauna und Flora verstärkte bestehende Vorschriften und
erweiterte die Bandbreite der durch die Verordnung geschützten Arten. Der Schutz, der
Säugetieren, Reptilien und Vögeln in Sri Lanka zuteil wird, ist zufriedenstellend. Aber es gibt
viele Arten von Pflanzen, Wirbellosen, Amphibien und Fischen, die ebenfalls ausreichend
geschützt werden müssten, weshalb die Gesetzte dementsprechend ergänzt werden müssen.
Die bestehenden Gesetze sind so formuliert, dass sie die Verpflichtungen aus dem 1971 in
Ramsar geschlossenen Übereinkommen über Feuchtgebiete effektiv umsetzen können, ebenso
die Bestimmungen der Bonner Konvention zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten
und die des Washingtoner Artenschutzabkommens über den Handel mit bedrohten Arten. Sri
Lankas Vorkehrungen für den Export und Import wildlebender Arten sind sogar noch
umfassender und effektiver, als sie den Bestimmungen des Washingtoner
Artenschutzabkommens nach eigentlich zu sein bräuchten.
Ein negativer Trend, der sich abzuzeichnen beginnt, ist der Versuch, die bestehenden Gesetze
zum Erhalt biologischer Vielfalt zu ändern und ihre Schlagkraft und Reichweite
einzuschränken. So soll eine Ausbeutung der biologischen Vielfalt vereinfacht werden und
zwar unter dem Deckmantel von „Zugang zu genetischen Ressourcen, nachhaltiger Nutzung,
gerechter Aufteilung der Gewinne und partizipierender Aufteilung der Ressourcen.“ Einige
entwickelte Länder und Geberorganisationen, die an verschiedene Projekte in diesem Sektor
finanzielle Unterstützung und Kredite vergeben haben, üben nun Druck auf die Regierung
aus. Sri Lanka hat, was Süd und Südost Asien betrifft, den größten Prozentanteil an dort
heimischen Arten, ungefähr 25%. Angesichts des alarmierend anwachsenden Trends hin zu
Biodiebstahl und Biopiraterie sowie angesichts der Tatsache, dass offenbar kein multilaterales
Abkommen dem etwas entgegensetzen kann, scheint es sehr gefährlich, sich in dieser Frage
für Lockerungen zu entscheiden, auf die die Interessenten drängen. Zur Zeit wird von
Geberseite her Druck auf die Regierung ausgeübt, die Verordnung zum Schutz von Fauna und
Flora zu entschärfen, um den Export wild wachsender und lebender biologischer Ressourcen
zu vereinfachen.
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Darüberhinaus gibt es zur Zeit auch verschiedene andere Anreize, den Zugang zu Sri
Lankas biologischer Vielfalt zu vereinfachen. Im Jahre 2000 wurde der Entwurf für ein
Gesetz vorbereitet, das den Zugang zu genetischen Ressourcen ermöglichen soll. Sowohl die
Konvention zum Schutz biologischer Vielfalt (CBD) als auch dieser Gesetzentwurf befassen
sich mit „genetischen Ressourcen“ und nicht mit „biologischen Materialien“. Sollte dieser
Gesetzesentwurf verabschiedet werden und sollten andere Gesetze entsprechend entschärft
werden, um sich ihm anzupassen, würde das zur Folge haben, dass unser einheimisches
biologisches Material für jedwede Ausbeutung offenstünde, ohne dass wir an den Gewinnen
aus einer derartigen Ausbeutung in irgendeiner Weise beteiligt wären. Außerdem besteht die
Gefahr, dass die Ressourcen in der Folge in den Besitz von Biopiraten gelangen könnten,
wodurch wir überhaupt kein Recht mehr auf sie hätten. Selbst die Konvention zum Schutz
biologischer Vielfalt schweigt zu den Fragen des Biodiebstahls und der Biopiraterie und sieht
noch nicht einmal Schlichtungsmechanismen vor, mit denen man diesen Problemen begegnen
könnte. Da solche Vorkehrungen fehlen, sind wir der Meinung, dass unsere eigenen Gesetze
und die Durchsetzung dieser Gesetze verschärft werden müssen und ganz sicher nicht
gelockert werden dürfen.
Wir haben in den letzten zehn Jahren eine rapide Ausweitung von Biopiraterie
beobachten können. Bereits jetzt sind mehr als 50 traditionelle Arzneimittel patentiert. Und
auch für die diversen Varietäten von Pflanzenarten (drei davon in Sri Lanka heimisch) gibt es
Patentinhaber. Zwei neu entdeckte Mikroorganismen und die von ihnen produzierten
Substanzen, die für die medizinische Forschung wichtig sind, sind mit drei Patenten belegt.
Auf das Gift, das die fünf gefährlichen Schlangen Sri Lankas absondern, sind allein 37
verschiedene Patente erteilt worden. Die relevanten Regierungsstellen scheinen nicht wirklich
besorgt über diesen gefährlichen Trend und nicht wirklich bemüht, ihn zu stoppen. Jedoch
haben sowohl die Behörde für Artenschutz, als auch das Ministerium für Forstwirtschaft und
Umweltschutz seit 1997 einige positive Schritte unternommen. Im Juni konnte Sri Lanka in
der Auseinandersetzung um Patentvergaben zwei Siege für sich verbuchen: eine japanische
Firma, die zwei Patente auf die antidiabetischen Eigenschaften von Kotala Himbutu (Salacia
Reticulata) hielt, war gezwungen, diese aus Mangel an Rohmaterialien wieder niederzulegen.
Diesen Sieg verdanken wir dem äußerst lobenswerten, prompten Eingreifen der Zollbehörde
und der Forstwirtschaftsbehörde.
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Die biologische Vielfalt in der Landwirtschaft ist ein weiterer Aspekt, der nicht die
Aufmerksamkeit bekommt, die er eigentlich verdiente. Sri Lanka beheimatet eine große
Vielzahl an Nutzpflanzenarten, die von den traditionellen einheimischen Bauern gezüchtet
worden sind. Bedeutendste unter diesen Nutzpflanzenarten ist der Reis: hier gibt es mehr als
2800 Sorten. Sri Lanka ist dasjenige Land, das im Verhältnis zum Umfang seiner
landwirtschaftlich genutzten Fläche die größte Anzahl an Reissorten besitzt. Auch andere
Getreidepflanzen, Gemüsearten, Chillies, Gewürze und Hülsenfrüchte wären zu nennen. Es
gibt keine formalen Bestrebungen, diese Vielfalt zu dokumentieren und im Hinblick auf ihren
Erhalt zu kultivieren. Aber solche Bestrebungen wären für zukünftige Unternehmungen, die
die Nutzpflanzenzucht betreffen, ungeheuer wichtig. Es gibt für alle diese Pflanzenarten
keinen rechtlichen Schutz. In diesem Zusammenhang muss der alarmierende Verkauf einer
großen Menge an Zimtpflanzen genannt werden, die nach Japan exportiert wurden. Man hatte
sie als Zierpflanzen deklariert.
Ein weiterer vernachlässigter Aspekt ist der der wild wachsenden Verwandten oder der
Pflanzenarten, die mit unseren Kulturpflanzen verwandt sind. In Sri Lanka lassen sich fünf
Wildreisarten finden, drei Arten von wild wachsenden Verwandten der Muskatnuss, fünf von
Zimt und zudem wilde Verwandte der Mango, des Zibetbaums, der Zwillingspflaume und der
Brotfrucht, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die meisten dieser Arten sind nicht nur
endemisch, sondern ihr Vorkommen beschränkt sich zudem noch auf die Wälder der feuchten
Zone. Es gibt keine Bestrebungen, sie zu erhalten, weder in-situ noch ex-situ, noch sind sie
durch das Gesetz ausreichend geschützt. Das Bewusstseinsniveau diese Pflanzen betreffend
ist ebenfalls nicht sehr hoch, sodass viele sie nicht identifizieren können, wodurch die
Möglichkeit zunimmt, dass einige von ihnen unabsichtlich vernichtet werden. Diese wild
wachsenden Verwandten unserer Nutzpflanzen bilden jedoch den Grundstock für die weitere
Verbesserung von Nutzpflanzen, denn sie können wertvolle Merkmale zur Pflanzenzucht
beisteuern, wie z.B. Resistenzen gegen Schädlinge und Krankheiten, eine bessere Qualität und
eine höhere Widerstandsfähigkeit. Diese wilden Verwandten zu schützen – sowohl biologisch
als auch per Gesetz - ist eine Sache von höchster Priorität.
Die rapiden Fortschritte in den Technologien der Genmanipulation können nicht ignoriert
werden, liegt in ihnen doch eine riesige Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten, aber auch eine
ernsthafte Bedrohung. Sri Lanka verfügt immer noch nicht über die Kapazitäten, selbst
genmanipulierte Organismen herzustellen, und es gibt weder verwaltungstechnische, noch
rechtliche, noch wissenschaftliche Mechanismen, den Zustrom von GMO zu prüfen, zu
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regulieren und zu kontrollieren. Zudem gibt es immer noch kein Gesetz zur biologischen
Sicherheit. Das Umweltministerium hat im letzten Jahr Richtlinien aufgestellt, in denen es um
GMO und Biosicherheit geht. Richtlinien haben aber keinen gesetzlichen Stellenwert,
weshalb niemand gezwungen werden kann, sich an diese Richtlinien zu halten und sie zu
befolgen. Sie müssen von daher in bestehende Gesetze eingearbeitet oder, indem man ihnen
neue Gesetze und Regelungen beigibt, die so verändert werden, dass sie den Erfordernissen
genügen. Aber auch einige der bereits bestehenden gesetzlichen Vorschriften könnten
verwendet werden, um den Zustrom von genmanipulierten Organismen nach Sri Lanka zu
kontrollieren.
Die Methoden der Gentechnik und die daraus entstehenden Organismen bergen in sich das
Potential, bei der zukünftigen Verbesserung von Nutzpflanzen eine bedeutende Rolle zu
spielen. Da jedoch Sri Lanka nicht über eigene technologische Kapazitäten verfügt und
außerdem Privatunternehmen in den entwickelten Ländern sowohl auf alle Techniken der
Genmanipulation als auch auf das für die Forschung benötigte genetische Material
Patentansprüche geltend gemacht haben, ist es Sri Lanka nicht möglich, eigene, unabhängige
Forschung zu betreiben. Die Alternative besteht darin, den GMO zu vertrauen, die von
anderen entwickelt worden sind, besonders den genetisch veränderten Nutzpflanzen. Es wird
durchaus gesehen, dass keine wirklich zufriedenstellende Erforschung der Sicherheit dieser
Produkte stattgefunden hat und dass auch niemand die Probleme erforscht hat, die entstehen
könnten, wenn man sie auspflanzt. Wegen der reichen biologischen Vielfalt in unserem Lande
muss der Gefährdung durch eine Verseuchung durch genmanipulierte Organismen besondere
Aufmerksamkeit geschenkt werden, gerade auch, weil es in unserem Land eine so große
Anzahl wild wachsender Verwandter von Nutzpflanzen gibt. Als weiterer wichtiger Punkt ist
die Tatsache zu nennen, dass zur Zeit keiner der verfügbaren genmanipulierten Organismen
über die Eigenschaften verfügt, die unseren Bedürfnissen entsprechen. Sie sind alle so
konstruiert, dass sie Input-Charakteristika haben, wobei die meisten von ihnen sich auf die
wichtigsten vier Nutzpflanzen beziehen. Es besteht von daher keinerlei Notwendigkeit, sie
nach Sri Lanka zu importieren.
Noch eine bedeutende Entwicklung muss hier angesprochen werden: es geht um
diejenigen genetisch gezüchteten Nutzpflanzen, die über einen genetischen
Kontrollmechanismus verfügen. Diese sind in der Öffentlichkeit als ‚Terminator’ oder
‚Traitor’ Technologien bekannt. Pflanzen dieser Art hindern entweder die Bauern daran, Saat
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für die nächste Pflanzengeneration einzubehalten, weil sie steril sind, oder man macht sie von
einer bestimmten Chemikalie abhängig, ohne die die Nutzpflanze nicht existieren kann und
die wird von der selben Firma hergestellt, wie das Saatgut selbst. Mittlerweile sind mehr als
110 solcher Technologien patentiert. Die Antragsteller von 37 dieser Patente haben unter dem
Patent Cooperation Treaty PCT (Vertrag über die Zusammenarbeit in Patentfragen) Sri Lanka
als Staat genannt, wo sie diese Patente honoriert sehen wollen und in dem sie mit der Hilfe
dieser Patente neue Pflanzen zu kreieren beabsichtigen. Wenn dies je geschehen sollte, wird
das ganz sicher die Praxis des Nachbaus stark gefährden, eine Praxis, die von Bauern seit
mehr als 16. 000 Jahren so gehandhabt wird: die Einbehaltung von Saatgut für die nächste
Ernte.
Die andere potentiell heikle Bedrohung, der Sri Lanka sich ausgesetzt sieht, ist die
Gefährdung durch Biopiraterie. Seit die Entwicklung der Gentechnologie neuen Wert und
einen neuen Markt für Genmaterial geschaffen hat, ist diese Bedrohung sehr ernst geworden.
Man kann beobachten, wie die großen Unternehmen überall nach wertvollem oder potentiell
wertvollem genetischen Material suchen und sich dieses dann patentieren lassen. Der
Biopiraterie zum Opfer fallen können Nutzpflanzen, deren wild wachsende Verwandte,
andere Pflanzen, alle Tiere und sogar Mikroben. Die Gene, die für besondere Eigenschaften in
verschiedenen in Sri Lanka angebauten Nutzpflanzen verantwortlich sind, sind bereits
patentiert. Dazu gehören Muskatnuss, Kakao, Reis, Süßkartoffel und Kampfer. Mit diesen
Patenten kann man uns den Gewinn vorenthalten und sie würden auch verwendet werden
können, um die Erforschung und Entwicklung neuer und nützlicherer Pflanzensorten zu
verhindern. Die Entwicklung der Gentechnologie hat zwar auf der einen Seite für die
entwickelten Länder neue Möglichkeiten und Gewinnchancen geschaffen, bringt aber für die
Entwicklungsländer, einschließlich Sri Lankas, auch eine neue Reihe von Bedrohungen mit
sich.
Suranjan Kodthuwakku arbeitet beim Green Movement of Sri Lanka, einem Netzwerk
bestehend aus einer Reihe von Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Stärkung der
Schwächsten der Gesellschaft und für den Erhalt der Umwelt, insbesondere der biologischen
Vielfalt einsetzen. Kontakt: [email protected]
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