von Gert Michael Steiner Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien Moore sind Feuchtgebiete mit potentiell torfbildender Vegetation. Es gibt Moore, seit es Feuchtgebietspflanzen auf der Erde gibt. Die Torfe aus den tropischen Mooren des Oberen Karbons (320 – 290 Mio Jahre BP) sind heute als Steinkohle bekannt, die Torfe aus dem Tertiär (65 – 3 Mio Jahre BP) als Braunkohle. Ein Großteil der heutigen Moore entstand während der letzten 15.000 Jahre. Man schätzt die aktuelle Moorfläche weltweit auf 4 Millionen km2 (3% der Landoberfläche). Die größten Moorkonzentrationen mit > 10% der Landfläche befinden sich in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Westsibirien, Südostasien und im Amazonasbecken. Kontinent Gesamtfläche km² Moorfläche km² Europa 20,119.741 514.883 Asien 32,532.764 1,523.286 Afrika 30,077.554 57.534 Amerika 42,373.555 2,050.746 Australien 22,221.350 8.009 Joosten & Clarke 2003 5 – 10 % der jährlich produzierten Biomasse wird zu Torf. 270 - 370 x 109 t Kohlenstoff ist alleine in den Torfen der borealen und subborealen Moore gespeichert. Weltweit gesehen enthält Torf etwa ein Drittel des gesamten in Böden gespeicherten Kohlenstoffs (= 1.395 x 109 t). Der Kohlenstoffgehalt der Moore entspricht zwei Dritteln des atmosphärischen Kohlenstoffs und der gesamten Biomasse der Erde. Torfabbau verursacht die Emission von 15 x 106 t C pro Jahr, Land- und Forstwirtschaft 100 - 200 x 106 t. Die weltweite Torfakkumulation beträgt hingegen nur 40 – 70 x 106 t Kohlenstoff pro Jahr. Wir machten aus Kohlenstoffspeichern Kohlenstoffquellen! Mit ihrer hochspezialisierten Flora und Fauna leisten Moore einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und sind selbst durch eine große Struktur- und Ökosystem-Diversität ausgezeichnet. Doch Moore abgesehen sind einfach davon… schön! Aber auch leicht zu zerstören. Der Einfluss des Klimawandels auf die Moore ist unmittelbar mit dem Einfluss der Moore auf den Klimawandel verbunden, denn Moore sind global player im CO2-Haushalt der Erde. Wo liegen nun die Moorgebiete, die für das Klimageschehen auf der Erde eine wichtige Rolle spielen? Doch selbst in diesen unbesiedelten und unwegsamen Gebieten blieben die Moore vom Menschen nicht verschont. Die Ölindustrie hat in den großen Moorgebieten Westsibiriens und Kanadas die Hydrologie riesiger Moorflächen empfindlich gestört. Durch den Bau von Straßen, Pipelines und Anlagen wurden Wasserströme unterbrochen und aufgestaut, was zum Schmelzen des Permafrostes führte. Die Folge ist ein erhöhtes Wasserangebot und damit eine sukzessive Umwandlung der Moorlandschaften in Seenplatten mit starker MethanAusgasung bei geichzeitig geringerer CO2-Fixierung. Installationsplatz für einen Förderturm Infrastruktur im Moor Mires can’t stop modern technique and peatlands can be easily overbuild by infrastructure (Sakhalin; photo Andrey Sirin) 32 000 Ölpumpen in der Region Nijshni–Wartowsk brauchen tausende von km Erschliessungsstrassen Das Verlegen von Gas- und Ölpipelines ... Cutting the natural flow of water in mires by pipeline construction in Sakhalin (photo Andrey Sirin). Mires can’t stop modern technique and peatlands can be easily overbuild by infrastructure (Sakhalin; photo Andrey Sirin) Erst in den 1980er Jahren hat man erkannt, dass auch in den Tropen und hier insbesondere in Südostasien große Moorgebiete zu finden sind. In den Mooren Südostasiens sind ~ 58 x 109 t Kohlenstoff gespeichert. Ende der 1980er Jahre wurden 3,7 x 106 ha (18%) Moorfläche in Landwirtschaftsflächen umgewandelt. Die Folge war ein Absinken der Kohlenstoff-Fixierung bei gleichzeitigem Anstieg der CO2 Emissionen. Die treibenden Kräfte bei Entwaldung und Emissionssteigerung sind gerade die Wirtschaftsformen die den höchsten CO2 Ausstoß verursachen: Bau- und Energiewirtschaft. Derzeit betragen die durch die Zersetzung der Torfe in entwässerten Mooren Südostasiens bedingten CO2 Emissionen über 600 Millionen Tonnen pro Jahr. Darüberhinaus wurden zwischen 1997 und 2006 jährlich etwa 1400 Millionen Tonnen CO2 durch Torfbrände emittiert, verbunden mit einer großflächigen Entwässerung und Degradation der Moore. Torfbrände in Kalimantan Singapore an einem wolkenlosen Tag im Jahr 1997 Insgesamt betragen die CO2 Emissionen aus tropischen Mooren derzeit jährlich ungefähr zwei Milliarden Tonnen, was 8 - 10% der weltweiten Emissionen aus fossilen Brennstoffen entspricht! Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Weltklima! Der Klimawandel beeinflußt die Moore durch die natürlichen Folgen des Temperaturanstiegs (direkte Einflüsse) und die Handlungen des Menschen infolge des Temperaturanstiegs (indirekte Einflüsse). Direkte Einflüsse des Klimawandels: • geändertes Niederschlagsregime • Austrocknung verbunden mit Torfzersetzung und Feuergefahr • Vernässung verbunden mit erhöhter Emission von Methan Indirekte Einflüsse des Klimawandels: • Drainage für Energiewälder • Brandrodung für Ölpalmenplantagen • Nutzung des „nachwachsenden“ Brennstoffs Torf Das bedeutet, dass Maßnahmen, die eigentlich zur Senkung des CO2 Ausstoßes führen sollten, in Wahrheit diesen noch gewaltig fördern und dass sich ohne eine grundlegende Änderung der Landnutzungspolitik diese Entwicklung wohl bis ins nächste Jahrhundert fortsetzen wird. Doch noch haben wir es in der Hand, gegenzusteuern und mittels Aktion, Kommunikation, Information und Partizipation diese verfehlte Politik zu beeinflussen. Wir müssen Danke für nurIhre handeln! Aufmerksamkeit