Analysis I , SoSe 2006 [Wiederholung] , 04.09.2006 (Struckmeier/Kiani) 1 Aufgabe 1: a) Prüfen Sie, ob man den Parameter a bzw. b so wählen kann, dass die Funktion f bzw. g auf ganz R stetig wird. 2 x cos 1 (1 − cos(x)) : x < 0 : x > 0 2 x sin(x) − x f (x) := x + 1 g(x) := b(x−1) 1 + a(x − 1) : x≤0 e : x≥0 b) Gegeben sei die Funktion f : R→R f (x) = ecos (2x) · Bestimmen Sie alle Nullstellen und Extrema von f und klassifizieren Sie die Extrema. Existiert lim f (x) ? Bitte begründen Sie Ihre Antwort!! x→∞ Lösung: a) (i) f (x) := Es gilt einerseits und andererseits Es folgt x cos 2 x +1 1 : x>0 x 1 + a(x − 1) : x≤0 x = 0 +1 cos 1 ≤ 1 ∀x ∈ R \ {0} . x lim x→0 x2 x x 1 ≤ lim = 0 lim cos x→0 x2 + 1 x→0 x2 + 1 x Mit der Wahl a = 1 wird die Funktion f auf ganz R stetig. Analysis I , SoSe 2006 [Wiederholung] , 04.09.2006 (Struckmeier/Kiani) (ii) l’Hospital oder Reihen einsetzen 2 (1 − cos(x)) sin(x) − x g(x) := b(x−1) e lim g(x) = lim x→0 x→0 2 : x<0 : x≥0 2(1 − cos(x)) sin(x) cos(x) − 1 = lim (−2 sin x) = 0 x→0 Andererseits gilt g(0) = e−b > 0 ∀b ∈ R . Die Funktion g wird also für keine Wahl b ∈ R stetig. b) f (x) = ecos (2x) Nullstellen: die Exponentialfunktion hat keine Nullstellen. Auf ganz R gilt f (x) > 0 . Extrema : Die Exponentialfunktion wächst streng monoton. f wird genau dann maximal/minimal, wenn der Cosinus–Term Maximal/minimal wird. Maxima : cos (2x) = 1 ⇐⇒ x = kπ k ∈ Z. Minima : cos (2x) = −1 ⇐⇒ x = kπ + π 2 k ∈ Z. Verhalten für x → ±∞ : Das Argument der Exponentialfunktion verhält sich periodisch. Damit ist f ebenfalls periodisch. Eine nicht konstante, periodische Funktion f (x) kann keinen Grenzwert für x → ±∞ haben. Analysis I , SoSe 2006 [Wiederholung] , 04.09.2006 (Struckmeier/Kiani) 3 Aufgabe 2: Gegeben sei die Funktion f : R → R f (t) = t2 − 5t + 4. a) Leiten Sie die Rekursionsformel, die das Newton Verfahren zur Bestimmung einer Nullstelle der Funktion f mit dem Startwert t0 = 5 erzeugt, her. b) Zeigen Sie, dass die Folge t0 = 5, tn+1 = t2n − 4 ; 2tn − 5 n ∈ N0 nach unten durch 4 beschränkt ist. (D.h. tn ≥ 4 für alle n ∈ N0 ) c) Zeigen Sie, dass die Folge (tn )n∈N0 aus Teil b) monoton fallend ist. d) Beweisen Sie die Konvergenz der Folge (tn )n∈N0 aus Teil b) und bestimmen Sie den Grenzwert. Lösung: a) t0 = 5 , tn+1 := tn − f (tn ) t2n − 5tn + 4 t2n − 4 = t − = . n f ′ (tn ) 2tn − 5 2tn − 5 b) Induktion: Anfang: t0 = 5 > 4 . Voraussetzung : Es gelte tn > 4 für ein beliebiges, festes n ∈ N0 . Behauptung : Dann gilt auch tn+1 > 4 . Beweis : tn+1 > 4 ⇐⇒ t2n − 4 > 4 ⇐⇒ t2n − 4 > 8tn − 20 2tn − 5 ⇐⇒ t2n − 8tn + 16 = (tn − 4)2 > 0 Die letzte Ungleichung ist für alle tn 6= 4 erfüllt. Es folgt die Behauptung. c) Monotonie: tn − tn+1 t2n − 5tn + 4 = >0 2tn − 5 ⇐⇒ t2n − 5tn + 4 > 0 2 5 9 tn − − >0 2 4 (Nenner nach Teil a größer als 3) Analysis I , SoSe 2006 [Wiederholung] , 04.09.2006 (Struckmeier/Kiani) 5 3 Nach Teil b) ist tn größer als 4 und damit tn − > oder 2 2 Damit folgt die Monotonie der Newtonfolge. 4 2 5 9 tn − > . 2 4 d) Die Folge aus b) ist monoton fallend und nach unten beschränkt, also konvergent. Für den Grenzwert gilt t = t− t2 − 5t + 4 ⇐⇒ t2 − 5t + 4 = (t − 1)(t − 4) = 0 2t − 5 Als Grenzwert kommen also nur die Zahlen 1 oder 4 in Frage. Da die Folge monoton fällt und nach unten durch 4 beschränkt ist (Teil b), ist t∗ = 4 der Grenzwert.