Pressetext der Arbeitsgemeinschaft der „Kreativen“ „Kultur gemeinsam gestalten – Kreatives Arbeiten mit Flüchtlingen“ Parallel zum Einzug der Geflüchteten in die ehemalige TMS (Technische Marineschule) in der Wik hat sich die „Willkommensinitiative in der Wik“ gegründet. Die Initiative hat ihre ehrenamtlichen Aufgaben in vier Arbeitsgruppen (Sprache, Begegnung, Orga und Kreative) aufteilt. Die Gruppe der Kreativen hat sich auf Initiative des Künstlers Franny Petersen-Storck in Haus 1 entwickelt, der zudem sein Atelier in unmittelbarer Nähe zu der Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellt. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Muthesius Kunsthochschule konnten gleich zu Beginn der Initiative im November 2015 die ersten Impulse für kreative Angebote entwickelt und umgesetzt werden. Die Kernidee des Projektes ist es, Flüchtlingen in dem nahe zur Unterkunft gelegenen Künstler-Atelier einen Ort anzubieten, der ihnen die Möglichkeit gibt, in dem für sie neuen Land anzukommen. Dies geschieht über kreative Angebote. Es geht dabei nicht ausschließlich um einen „klassischen“ Kunst-Kurs, sondern um die Schaffung einer Infrastruktur, die ein kreatives Tun ermöglicht. Der Begriff „Kreativität“ ist dabei weiter gefasst und orientiert sich im besonderen Maße an den Bedürfnissen der hier Angekommenen. Wir messen der Kreativität auch im Sinne einer Resilienzförderung eine maßgebliche Bedeutung zu. Gerade in Zeiten, in denen das Augenmerk auf die Grundbedürfnisse der geflüchteten Menschen wie Essen, Trinken, Schlafen und Kleidung sowie den Spracherwerb fokussiert sind, sehen wir unser Angebot kultureller Bildung als ebenso bedeutsam an. Es handelt sich dabei sowohl um Handarbeiten, kreative Sprachförderung, Musik als auch klassische künstlerische Verfahren wie Malen, Zeichnen oder Drucktechniken. Auf der Grundlage des Vertrauens der Flüchtlinge untereinander wie auch zu den kreativ Helfenden kann im regelmäßigen gemeinsamen Tun ein interkultureller Austausch der Kulturen stattfinden. Auch bietet sich das künstlerisch-kreative Tun als erster Schritt in Richtung Heilung für die Geflüchteten an und stellt damit eine Möglichkeit zur Erlangung von Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit dar. Dank der regelmäßigen Förderung des Projektes durch die Muthesius Kunsthochschule, durch Zuwendungen des Referats für Migration der Landeshauptstadt Kiel im Jahr 2015 und durch zahlreiche Sachspenden der Bevölkerung (Stifte, Papier etc.) ist es möglich, die einzelnen Ideen für kreative Angebote auch umzusetzen. "Wir fördern dieses Projekt, weil wir an die internationale Sprache der Kunst glauben: Gemeinsam erlebte Kreativität kann der Integration wesentliche Impulse geben." Dr. Arne Zerbst, Präsident der Muthesius Kunsthochschule Kiel Die Kurse finden immer montags von 15:00 bis 17:30 Uhr und donnerstags von 15:00 bis 17:15 Uhr statt. Die Angebote der Kreativen sind nicht nur als reine Freizeitbeschäftigung oder Zeitvertreib zu betrachten, auch wenn die freudvollen Tätigkeiten natürlich zur Entspannung und Zerstreuung dienen und damit eine wichtige Funktion erfüllen. Langfristig bedeuten die kreativitätsfördernden Angebote jedoch auch eine Öffnung des Handlungsspektrums und sind für einen Neuanfang von wesentlicher Bedeutung. Die Geflüchteten sind bei uns an einem Ort, wo sie „spielerisch“ die oben genannten Fähigkeiten wieder zulassen können um im Idealfall Ideen für konkrete Lösungen ihrer Probleme zu finden. Die künstlerischen und pädagogischen Helfer fördern mit ihren kreativen Angeboten in einer altersgemischten Gruppe einen wechselseitigen Lernprozess, in dem die unterschiedlichen Entwicklungen berücksichtigt werden können. Mitarbeiter der AG können zudem ihre Kinder mitbringen, so dass Flüchtlingskinder und deutsche Kinder sich durch gemeinsames Tun kennenlernen. So werden derzeit Strick- und Nähkurse für Frauen angeboten mit der Perspektive, diesen Frauen Grundlagen für neue Beschäftigungsverhältnisse zu geben und möglicherweise ein eigenes Modelabel zu entwickeln, was durch den Verkauf der Produkte zu einer wirtschaftlichen Autonomie führen kann. Auch wird in dem Haus der "Werkstatt für kreative Unruhe" ein Start-up-Raum für kreative Flüchtlinge vorgehalten, die sich selbstständig machen wollen. Ein besonderes Merkmal der Kreativen sind die weit gestreuten Kompetenzen der Arbeitsgruppe, die sich aus bildenden Künstlern, Heil- und Sozialpädagogen, Musikern, Erzieherinnen, außerdem einer arabisch sprechenden Architektin, einer Innenarchitektin, einem Marionettenbauer und einer Lehrerin zusammensetzt. Durch das Zusammenführen der verschiedenen Begabungen sind wir in der Lage, ein breites Spektrum an kreativen Angeboten umzusetzen und die jeweiligen beruflichen und kreativen Erfahrungen anzuwenden. Wir können auf die wechselnden Anforderungen (Gruppengröße, Altersverteilung, Sprachbarriere, Bedürftigkeit) flexibel und schnell reagieren. Dabei wird auf eine verlässliche Struktur geachtet, die besonders für die geflüchteten Kinder einen notwendigen und sicheren Handlungsrahmen bietet. Der Schwerpunkt des künstlerischen Handelns liegt bezogen auf die Zielgruppe und unter kulturpädagogischen Aspekten mehr auf dem Prozess und ist weniger zielorientiert. Durch eine Vielzahl künstlerischer kreativer Angebote sollen die in das Atelier kommenden Menschen in Hinblick auf ein Leben in einer für sie noch fremden Kultur befähigt werden, ihre eigenen kulturellen Grenzen auszuweiten. Die Kreativen reflektieren in regelmäßigen Abständen die Angebote und gleichen sie mit ihren gesetzten Zielen ab. Um einen künstlerischen Verlauf zu erkennen, werden einzelne Projekte vorgestellt und für einen längeren Zeitraum verfolgt. Die daraus entstandenen Produkte werden besprochen und sollen regelmäßig ausgestellt werden. Durch drei größere Veranstaltungen mit bis zu 150 Geflüchteten in unserem Atelier, die in Kooperation mit den Arbeitsgruppen Begegnung und Sprache umgesetzt wurden, konnten wir weiterhin auf unser Team, die Räumlichkeiten und die Angebote aufmerksam machen. Für die Arbeitsgemeinschaft der Kreativen Franny Petersen-Storck Sabine Ebel- Urbanyi Heinke Koriath