F A C H H O C H S C H U L E F Ü R D I E W I R T S C H A F T F H D W , H A N N O V E R B E T R I E B L I C H E I N F. - S Y S T E M E N ACHKLAUSUR Studiengang: Informatik Studienquartal: II. Theoriequartal Prüfungsumfang: Skript „Betriebliche Informationssysteme“ (Prozesse, Transaktionen, Historie) und Vorlesungsfolien Dozent: Michael Löwe Termin: 24. September 2002 Dauer: 90 Minuten 40 Punkte: Wissen 16 Punkte, Anwendung 16 Punkte, Transfer 8 Punkte. Bestanden ab 20 Punkte. TEIL I: WISSEN (30 MINUTEN) Aufgabe 1 (2 Punkte): Was sind Geschäftsprozesse? Was sind Geschäftsprozessmodelle? Aufgabe 2 (6 Punkte): Die in der Lehrveranstaltung eingeführten Prozesse erlauben verschiedenen Beziehungen zwischen Aktivitäten und Ereignissen: (1) Kausale Abhängigkeit, (2) Arbeitsverteilung und (3) Synchronisation. (a) Geben Sie einen Beispielprozess an, der alle drei Beziehungsarten enthält! (b) Prozessmodelle stimmen strukturell weitgehend mit Prozessen überein. Sie reden über Aktivitäts- und Ereignistypen. Es gibt zwei weitere Beziehungen zwischen Aktivitäts- und Ereignistypen. Welche? (c) Was sind Startaktivitätstypen? (d) Geben Sie ein Beispielmodell mit genau einem Startaktivitätstyp und allen 5 Beziehungsarten an! (e) Geben Sie einen Prozess mit mindestens 4 Aktivitäten zu dem Modell aus (d) an! (f) Beschreiben Sie umgangssprachlich, wann ein Prozess zu einem Modell passt! Aufgabe 3 (6 Punkte): Die Aktivitäten in einem Prozess stellen lange Transaktionen dar! (a) Das Transaktionskonzept ist ein Abstraktionskonzept. Wovon wird abstrahiert? (b) Wie heißen die beiden Abschlussarten für Transaktionen? Erläutern sie die Bedeutung! (c) Was sind die wesentlichen Eigenschaften von Transaktionen? (Kurze Erläuterung!) (d) Was ist der Unterschied zwischen kurzen und langen Transaktionen? (e) Was sind geschachtelte Transaktionen? (f) Wie realisiert man Transaktionen in verteilten Systemen? Aufgabe 4 (2 Punkte): Warum soll man in einem BIS so keine Gesetze entgegenstehen Daten nie physisch löschen? Wie kann man logisch löschen, ohne physisch zu löschen? TEIL II: ANWENDUNG ( 40 MINUTEN) In Geschäftsprozessmodellen muss man oft Teilprozesse zur Angebotserstellung modellieren. Sie haben stets sehr ähnliche Struktur und laufen zwischen den Akteuren Kunde und Vertrieb ab. Startaktivität ist immer Angebot verlangen des Kunden. Aufgabe 5 (2 Punkte): Modellieren Sie die einfachste Variante dieses Teilprozesses: Kunde verlangt Angebot, es wird erstellt und der Kunde nimmt an oder lehnt ab! Aufgabe 6 (2 Punkte): Erweitern Sie nun das Modell so, dass der Kunde neben Annahme und Ablehnung auch die Möglichkeit hat, beliebig oft eine Modifikation zu verlangen, die zu einem neuen Angebot führt. Aufgabe 7 (3 Punkte): Legen Sie jetzt den Prozess symmetrisch aus! Der Kunde soll jetzt nicht mehr eine Modifikation verlangen, sondern kann selbst das Angebot modifizieren. Der Vertrieb hat dann die zwei Optionen Annahme oder erneute Modifikation. Aufgabe 8 (3 Punkte): Wenn es zu einer Ablehnung, egal ob durch den Kunden oder den Vertrieb, kommt, macht es Sinn, den Kunden zu informieren, wenn neue Konditionen möglich sind (Nachfassen). Ggf. fordert der Kunde dann ein weiteres Angebot an. Erweitern Sie Ihr Modell um diesen Teilprozess des Nachfassens. Modellieren Sie alle vernünftigen Reaktionen des Kunden auf das Nachfassen. Aufgabe 9 (2 Punkte): Wie ändert sich das Modell aus Aufgabe 6, wenn jedes Angebot (und natürlich auch jede Modifikation) zwei Teile enthält, die von unabhängigen Abteilungen (Vertrieb1 und Vertrieb2) erstellt werden? Aufgabe 10 (3 Punkte): Wie ändert sich das Modell aus Aufgabe 7 bei zweiteiligen Angeboten, die von unabhängigen Abteilungen erstellt werden? (Achtung bei der Annahme durch den Vertrieb!) Aufgabe 11 (1 Punkt): Wo liegt das Modellierungsproblem, wenn man in Aufgabe 11 die Anzahl der beteiligten Abteilungen steigert? TEIL III: TRANSFER (20 MINUTEN) Aufgabe 12 (4 Punkte): Die Prozessmodellierung wird an vielen Stellen durch sogenannte Abstimmungsaktivitätstypen stark vereinfacht. Diese Aktivitätstypen haben n 1 Paare von Vorbedingungen (Xi, Yi)i = 1...n, zwei Nachbedingungen X und Y und einen Schwellwert 0 s n. Entsprechende Aktivitäten (Entscheidungen) können eintreten, wenn für jedes i genau eine Vorbedingung gilt (i-te Abstimmung: Xi oder Yi). Beim Eintreten erzeugen sie aber im Gegensatz zu normalen Aktivitätstypen nur X oder Y. X wird erzeugt, wenn die Anzahl der X-Vorbedingungen den Schwellwert s erreicht oder übersteigt. Y wird erzeugt, wenn die Anzahl der Y-Vorbedingungen den Schwellwert n – s übersteigt. Abstimmungsaktivitätstypen kann man mit normalen Aktivitätstypen realisieren! (a) Wie stellt man einen Abstimmungsaktivitätstyp n = 1 durch Standardaktivitätstypen dar? (b) Wie stellt man einen Abstimmungsaktivitätstyp n = 2 durch Standardaktivitätstypen dar? (Betrachten Sie sowohl s = 1 als auch s = 2!) (c) Wie viele Standardaktivitätstypen benötigt man allgemein für einen Abstimmungsaktivitätstyp mit n Vorbedingungspaaren und Schwellwert s ? (d) Kann man diese Aktivitätstypen in Aufgabe 11 vorteilhaft einsetzen? Wenn ja, wie? Aufgabe 13 (4 Punkte): Das „Roll Back“ einer Transaktion nimmt immer alle Effekte, die eine Transaktion seit ihrem „Begin Work“ hatte, vollständig zurück. Es ist gerade für Lange Transaktionen nicht adäquat, wenn die Behebung jeder Fehleingabe wieder „zurück auf Los“ führt. Wir ergänzen deswegen Lange Transaktionen um ein weiteres Feature, das es dem durchführenden Akteur gestattet, zu Sicherungspunkten, die er innerhalb der Transaktion frei wählen kann (Operation „Set Save Point“), zurückzusetzen (Operation „Roll Back to Save Point“). Save Points kann man im Rahmen optimistischer Sperren ausnutzen, um das Starvation Problem zu verringern. Wie?