141 Physik I Einführung Die Physik ist ein Teilgebiet der Naturwissenschaften und beschäftigt sich mit der leblosen Umwelt. In der Physik wird versucht, die Gesetzmäßigkeiten der unbelebten Materie durch Beobachtungen und Messungen zu erfassen und in einer mathematischen Gleichung darzustellen. Ist diese bekannt, so kann man die physikalischen Gesetze für technische Zwecke ausnutzen. Die Physik wird in folgende Gebiete unterteilt: Mechanik, Thermodynamik (Wärmelehre), Elektrizität und Magnetismus, Wellenlehre, Akustik, Optik, Atom- und Kernphysik, Festkörperphysik, Relativitätstheorie. 1 Physikalische Größen Eine physikalische Größe kennzeichnet Eigenschaften, Zustände oder Größen von messbaren Objekten. Sie ist das Produkt einer Maßzahl und einer Einheit. schreibung noch eine Richtung angegeben werden. Zum Beispiel ist es nicht ausreichend zu sagen, ein Auto habe eine Strecke von 100 km zurückgelegt, wenn nicht auch die Richtung der Bewegung mit angegeben wurde. Solche gerichteten Größen werden Vektoren genannt. Zur vollständigen Angabe gehört ein Betrag (Maßzahl, Einheit) und eine Richtung. Beispiele für Vektoren: Kraft, Geschwindigkeit, elektrische und magnetische Feldstärke. Wenn die Vektoreigenschaft einer Größe hervorgehoben werden soll, so wird dies entweder durch einen Pfeil über dem Größenzeichen F oder durch Fettdruck F des Zeichens kenntlich gemacht. Für die mathematische Behandlung von Gleichungen mit Vektoren wird die Vektorrechnung benötigt. Größe = Maßzahl ⋅ Einheit 2 SI – System Um Größen und ihre Einheiten deutlich zu unterscheiden, werden für sie unterschiedliche Symbole verwendet. Die Einheiten der physikalischen Größen sind seit 1960 im „Système International d'Unités“, kurz SI-System, festgelegt und in der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Das System besteht aus Basisgrößen und abgeleiteten Größen. Die Basisgrößen sind in der folgenden Tabelle angegeben. Spannung = 100 ◊ 1 Volt ; U = 100 ◊ 1 V ; U = 100 V In Gleichungen werden immer physikalische Größen miteinander verbunden, das heißt, dass sowohl die Maßzahlen, aber auch die Einheiten auf beiden Seiten der Gleichung miteinander übereinstimmen müssen. 1.1 Skalare Viele Größen sind neben ihrer Einheit allein durch ihre Maßzahlen eindeutig bestimmt, dazu gehören z.B. Temperatur, Masse, Energie, Leistung, Widerstand. Solche Größen werden skalare Größen oder Skalare genannt. Definitionen der Basisgrößen 1 Sekunde ist das 9 192 631 770 fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133Cs entsprechenden Strahlung. (1967) 1.2 Vektoren 1 Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299 792 458 Sekunden durchläuft. (1983) Bei anderen Größen reichen diese Angaben alleine nicht aus, sondern es muss zur vollständigen Be- 1 Kilogramm ist die Masse des internationalen Kilogrammprototyps. (1889) Tabelle I-1 Basisgrößen und Basiseinheiten Gebiet Basisgröße Formelzeichen Basiseinheit Einheitenzeichen Mechanik Zeit Länge Masse Stromstärke Temperatur Lichtstärke Stoffmenge t l m I T IL n Sekunde Meter Kilogramm Ampere Kelvin Candela Mol s m kg A K cd mol Elektrotechnik Thermodynamik Optik Chemie W. Plaßmann, D. Schulz (Hrsg.), Handbuch Elektrotechnik, DOI 10.1007/978-3-8348-2071-6_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 142 1 Ampere ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen Stroms, der, durch zwei im Vakuum parallel im Abstand von 1 Meter voneinander angeordnete, geradlinige, unendlich lange Leiter von vernachlässigbar kleinem kreisförmigen Querschnitt fließend, zwischen diesen Leitern je 1 Meter Leiterlänge die Kraft 2 ⋅ 10–7 Newton hervorruft. (1948) 1 Kelvin ist der 273.16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers. (1967) 1 Candela ist die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung, einer Strahlungsquelle, die monochromatische Strahlung der Frequenz 540 THz aussendet und 1 W deren Strahlstärke in dieser Richtung beträgt. 683 s r 1 Mol ist die Stoffmenge eines Systems bestimmter Zusammensetzung, das aus ebenso vielen Teilchen besteht, wie Atome in (12/1000) kg des Nuklids 12C enthalten sind. (1971) Abgeleitete Größen: Aus den Basisgrößen lassen sich die SI-Einheiten aller anderen Größen ableiten. Eine Physik Zusammenfassung der wichtigsten Größen finden Sie im Abschnitt VIII. Durch Vorsätze können dezimale Vielfache oder Teile der Maßeinheiten gebildet und damit umständlicher zu benutzende Zehnerpotenzen vermieden werden. In Tabelle I.2 sind die Vorsilben und Kurzzeichen für die Vorsätze zusammengestellt. Doppelvorsätze, wie z.B. nmm sind nicht zulässig. Tabelle I-2 Vorsätze für dezimale Vielfache Wert 18 10 1015 1012 109 106 103 102 101 Vorsatz Zeichen Wert Exa Peta Tera Giga Mega Kilo Hekto Deka E P T G M k h da –1 10 10–2 10–3 10–6 10–9 10–12 10–15 10–18 Vorsatz Zeichen Dezi Zenti Milli Mikro Nano Piko Femto Atto d c m m n p f a II Mechanik 1 Kinematik des Massenpunktes Die Kinematik beschreibt die Bewegung von Körpern im Raum. Ein Punkt im Raum wird durch seine Ortskoordinaten festgelegt. Diese ändern sich während der Bewegung des Körpers mit der Zeit. Bei größeren Systemen können einzelne Teile des Systems völlig unterschiedliche Bewegungen durchführen, so bewegt sich bei einem fahrenden Auto ein Punkt auf der Karosserie anders als ein Punkt auf dem Reifen. Da sich aber jeder Körper aus einzelnen Massenpunkten zusammensetzt, ist die Beschreibung der Bewegung eines einzelnen Massenpunktes von grundlegender Bedeutung. 1.1 Eindimensionale Bewegungen Eine Bewegung wird dann eindimensional genannt, wenn sie nur auf einer vorgeschriebenen Bahn erfolgen kann, wie es z.B. bei Schienenfahrzeugen oder auch Werkzeugschlitten der Fall ist. Zu ihrer Beschreibung ist dann neben der Zeitabhängigkeit nur eine Ortskoordinate ausreichend. 1.1.1 Geschwindigkeit Eine wichtige Grundgröße der Kinematik ist die Geschwindigkeit. Sie gibt an, welcher Weg Δs in der Zeit Δt zurückgelegt wird. Die Geschwindigkeit ist ein Vektor, denn der Endzustand einer Bewegung hängt von der Richtung der Geschwindigkeit ab. v= Δs Δt v Δs Δt ms m s (II.1) Δs = s2 - s1 , Differenz der Ortskoordinaten. Δt = t2 - t1 , Differenz der entsprechenden Zeiten. Ist der Betrag der Geschwindigkeit überall gleich, so spricht man von einer gleichförmigen Bewegung. Die Geschwindigkeit ist dann unabhängig von der Größe des Zeitabschnittes. Ändert sich dagegen die Geschwindigkeit während der Beobachtungszeit (Beispiel: anfahrendes Auto), so kann man die Momentangeschwindigkeit oder Augenblicksgeschwindigkeit nur bestimmen, wenn der Zeitabschnitt Δt, in dem der zurückgelegte Weg Δs gemessen wird, beliebig klein gemacht wird, im Grenzfall gegen 0. Ist dies nicht möglich, erhält man die Durchschnittsgeschwindigkeit oder auch mittlere Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit, mit der sich ein Körper geradlinig bewegt, nennt man auch Translationsgeschwindigkeit. Eine Masse m befindet sich zum Zeitpunkt t = 0 an einem Ort mit der Ortskoordinate s0 . Sie hat eine konstante Geschwindigkeit v0 . Der nach Ablauf einer Zeit t zurückgelegte Weg s errechnet sich nach: s = s0 + v0 ◊ t (II.2) mit s0 und v0 als Anfangswerte der Ortskoordinate und der Geschwindigkeit. II Mechanik 143 s a= s = s0 + v0t Δv Δt m/s s (II.3) Δt = t 2 − t 1 , Differenz der entsprechenden Zeiten. v t Ist die Beschleunigung konstant, so liegt eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung vor. Hat ein Körper zum Zeitpunkt t = 0 die Anfangsgeschwindigkeit v0 und befindet er sich am Ort s0 , so ändern sich seine Geschwindigkeit v und die Ortskoordinate s mit der Zeit entsprechend der folgenden Gleichungen: t v = v 0 + at v = v0 v0 Δs = v0 Δt Δt Bild II-1 s(t) und v(t)-Diagramm einer gleichförmigen Bewegung Beispiel: Ein Auto fährt mit einer konstanten Geschwindigkeit von 50 km/h. Um 9 Uhr ist es 30 km von seinem Startpunkt entfernt. a) Welche Zeit braucht es für einen Weg von 20 km? b) Wo befindet es sich um 11 Uhr? Lösung: 20 km Δs Δs a) v = ⇒ Δt = = = 0,4 h = 24 min Δt v 50 km h −1 b) s = 30 km + 2 h ⋅ 50 km = 130 km h Wenn sich die Geschwindigkeit im Lauf der Zeit ändert, liegt eine beschleunigte Bewegung vor. Die Beschleunigung a ist der Quotient aus der Änderung der Geschwindigkeit Δv in der Zeit Δt. Wie bei der Geschwindigkeit sind auch hier Momentanbeschleunigung und Durchschnittsbeschleunigung zu unterscheiden. s s = s0 + v0t + 1/2at 2 s0 t v v = v0 + at v Δs = vΔt t Δt a = const. s = s0 + v0 t + 1 2 at 2 (II.5) Ist a = 0, so liegt eine gleichförmige Bewegung vor. Mit diesen Gleichungen können auch verzögerte Bewegungen berechnet werden; a ist dann negativ einzusetzen, der Körper wird langsamer und somit abgebremst. Beispiel: Ein Eisenbahnzug, der sich 20 km von seinem Start- bahnhof befindet, fährt 30 min lang mit konstanter Geschwindigkeit v0 = 60 km/h. Dann wird er mit einer Beschleunigung a = – 0,222 m/s2 abgebremst. Wie lang ist sein Bremsweg, und wie weit ist er dann von seinem Startbahnhof entfernt? Bremszeit (v = 0): tB = − v0 a = 60 000 m 3600 s ⋅ 0,222 m s −2 = 75 s Entfernung von Bahnhof zu Beginn des Bremsvorganges nach (II.2): km s 0 = 20 km + 60 ⋅ 0,5 h = 50 km h Entfernung von Bahnhof zu Ende des Bremsvorganges nach (II.5): 60 km ⋅ 75 s 0,222 m ⋅ 75 2 s 2 s = 50 km + − 3600 s 2s 2 s = 50,626 km Trägt man in einer Grafik den zurückgelegten Weg als Funktion der Zeit auf, so erhält man das s(t)Diagramm. Bei Auftragung der momentanen Geschwindigkeit als Funktion der Zeit das v(t)-Diagramm. Im s(t)-Diagramm ist die Momentangeschwindigkeit anschaulich als Steigung der WegZeit-Kurve abzulesen, während der in einer Zeit Δt zurückgelegte Weg Δs aus dem v(t)-Diagramm als Fläche unter der Kurve bestimmt werden kann. (Δs = v ◊ Δt ). 1.1.3 Freier Fall Δv = aΔt Δt (II.4) Lösung: Um die Bremszeit zu berechnen, wird in (II.4) die Endgeschwindigkeit v = 0 eingesetzt: 1.1.2 Beschleunigung a a m/s2 Δv = v 2 − v 1 , Differenz der Geschwindigkeiten. s0 v0 Δv Δt t Bild II-2 s(t)-, v(t)- und a(t)-Diagramm einer gleichmäßig beschleunigten Bewegung Ein Beispiel für eine Bewegung unter dem Einfluss einer konstanten Beschleunigung ist die Bewegung an der Erdoberfläche allein unter dem Einfluss der Erdanziehungskraft, d.h. ohne Luftreibung und andere Kräfte. Die Erdbeschleunigung hat für alle Körper 144 Physik den mittleren Wert von g = 9,81 m/s2. Startet ein Körper aus der Ruhe, so gelten die Gleichungen (II.4) und (II.5) mit v0 = 0 und a = - g. Die Höhe h wird von der Erdoberfläche aus in positiver Richtung nach oben gemessen und entspricht der Anfangskoordinate s0 . Die Fallzeit bestimmt sich aus der Bedingung s (t F ) = 0 . kehrpunkt die momentane Geschwindigkeit v = 0 und am Ende des Fluges die Höhe h = 0 sein muss. Aus diesen Bedingungen folgen aus den Gleichungen (II.4) und (II.5) die nachfolgenden Formeln. Bei negativen Werten der Geschwindigkeit ist die Bewegung abwärts gerichtet. momentane Geschwindigkeit v ( t ) = v 0 − g t (II.11) Fallzeit: 1 momentane Höhe h ( t ) = s 0 + v 0 t − g t 2 2 (II.12) 1 0 = h − g t F2 2 tF = (II.6) 2h g (II.7) Die Fallgeschwindigkeit zu einem beliebigen Zeitpunkt t berechnet sich nach vF (t ) = g ⋅t (II.8) daraus folgt für die Aufprallgeschwindigkeit oder Endgeschwindigkeit ve, die ja nach der Fallzeit tF erreicht ist: ve = g ⋅ t F ve = g ⋅ (II.9) 2h = 2h g g (II.10) Beispiel: Ein Körper fällt von einem Turm der Höhe h = 20 m im v 02 2g (II.16) Beispiel: Von einem 10 m hohen Turm wird ein Stein mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 20 m/s senkrecht nach oben geworfen. Wie groß sind die maximale Höhe und die gesamte Flugzeit? Lösung: tf = ( 20 m s) 2 2 ⋅ 9,81 m s −2 20 m s + ( 20 = 30,39 m m s ) + 2 ⋅ 10 m ⋅ 9,81 m s −2 2 9,81 m s −2 = 4,528 s 2 ⋅ 20 m 9,81 m s 2 40 m 9,81 m s 2 = 2,02 s m b) v e = 2 h g = 2 ⋅ 20 m ⋅ 9,81 2 s m v e = 19, 8 s 1.1.4 Senkrechter Wurf Beim Wurf nach oben ist v0 positiv, beim Wurf nach unten negativ einzusetzen. Hierbei kann ebenfalls eine Anfangshöhe s0 = h angenommen werden. Die maximale Steighöhe und die Steigzeit beim Wurf nach oben folgen aus der Bedingung, dass am Umh h = hs h = s0 h=0 (II.15) Die Formeln (II.11) – (II.15) gelten auch für den senkrechten Fall nach unten, während die Formel (II.16) hier dann keinen Sinn ergibt. Lösung: tF = hs = s 0 + maximale Höhe ( t = t s ) (II.13) (II.14) v ts = 0 g Steigzeit ( v ( t ) = 0 ) h s = 10 m + 2h = g v 0 + v 02 + 2 s 0 g g Endgeschwindigkeit v e = − v 02 + 2 s 0 g freien Fall. a) Wann kommt er unten an? b) Wie groß ist dann seine Geschwindigkeit? a) t F = tF = Flugzeit ( h ( t ) = 0 ) Bild II-3 Senkrechter Wurf 1.2 Zusammengesetzte Bewegungen Im Gegensatz zu eindimensionalen Bewegungen sind hier bei allen vektoriellen Größen zwei Angaben notwendig. Als Richtungen sollen x- und y-Richtung festgelegt sein, die entsprechenden Größen werden durch die Indizes x und y unterschieden. Führt ein Körper gleichzeitig Bewegungen in x- und y-Richtung aus, sogenannte zusammengesetzte Bewegungen, so überlagern sich diese Bewegungen unabhängig voneinander und der Endzustand ist derselbe, als wenn die einzelnen Bewegungen nacheinander ausgeführt worden wären. Als Beispiel soll eine Bewegung in einem strömenden Fluss der Breite b betrachtet werden. Der Fluss fließt in x-Richtung mit einer Geschwindigkeit vF. Der Geschwindigkeitsvektor kann dann in eine Komponente parallel zum Ufer und eine senkrecht zum Ufer aufgeteilt werden, dies sollen die x- und y-Richtung sein. Eine Schreibweise hierfür ist die Komponentenschreibweise vektorieller Größen: (II.17) v = (vx , vy ) und somit v F = ( v Fx , 0 ) . II Mechanik 145 In dem Wasser bewegt sich ein Boot mit einer Eigen geschwindigkeit vB relativ zum Wasser. Ist das Wasser in Ruhe, so ist dies auch die Geschwindigkeit relativ zum Grund v G . v B = ( 0 , v By ) vB vG y a x vF Es gilt also, dass sich die einzelnen Komponenten unabhängig addieren. Hieraus lassen sich die folgenden Größen berechnen: Zeit zum Überqueren t = b v By (II.19) Weg in x-Richtung s Gx = v Fx ⋅ t (II.20) Weg in y-Richtung s Gy = v By ⋅ t (II.21) Gesamter Weg s G = (II.22) Geschwindigkeit v G = 2 2 s Gx + s Gy 2 2 v Fx + v By ⎛ v By ⎞ Richtung a = arctan ⎜ ⎟ ⎝ v Fx ⎠ (II.23) Strömungsgeschwindigkeit von 2 m/s. Senkrecht zum Ufer startet ein Boot mit einer Eigengeschwindigkeit von 10 m/s. Wie lange braucht das Boot für die Überquerung, und wie groß ist die seitliche Abdrift d? Lösung: 500 m = 50 s 10 m s d=2 a vy vx x einer konstanten Kraft (Erdanziehung) ist in diesem Fall eine Parabel (Wurfparabel). Es soll auch zugelassen werden, dass der Stein in einer Höhe h0 abgeworfen wird. Aus den Bedingungen, dass am Ende der Bewegung der Wert für y = 0 sein muss und am höchsten Punkt der Wert für vy = 0 sein muss, folgen die Gleichungen für den Schiefen Wurf aus einer Anfangshöhe h0 und mit einer Anfangsgeschwindigkeit v0 : v0 x = v0 ◊ cos α (II.25) v0 y = v0 ◊ sin α (II.26) vx (t ) = v0 ◊ cos α = const (II.27) vy (t ) = v0 ◊ sin α - g t (II.28) 1 y(t ) = h0 + v0 ◊ sin α - g t 2 2 x (t ) = v0 ◊ t ◊ cos α Flugzeit t F = v 0 ⋅ sin a + Flughöhe h max (II.29) (II.30) ( v 0 ⋅ sin a ) 2 + 2 g h0 (II.31) g v 02 ⋅ sin 2 a = h0 + 2g (II.32) Flugweite x w = v 0 ⋅ t F ⋅ cosa (II.24) Beispiel: In einem Fluss der Breite 500 m fließt Wasser mit einer Abdrift h0 v xw In einem strömenden Fluss ist nun v B unterschied lich von v G . Die Geschwindigkeit des Bootes kann nun entweder relativ zum Grund oder relativ zum Wasser angegeben werden. Der Zusammenhang ist: (II.18) v G = v B + v F = ( v Fx , v By ) t= h hmax Bild II-5 Schiefer Wurf b Bild II-4 Geschwindigkeiten im Fluss Zeit y m ⋅ 50 s = 100 m s Wenn in den Gleichungen (II.29) bis (II.32) der Wert für h0 auf 0 gesetzt wird, so ergeben sich die Gleichungen für den Fall eines Schiefen Wurfes mit Anfangshöhe 0. 2 v ⋅ sina Flugzeit t F = 0 (II.34) g Flughöhe h max = Flugweite v 02 ⋅ sin 2 a 2g x w = v 0 ⋅ t F ⋅ cos a = xw = 1.2.1 Schiefer Wurf Ein weiteres Beispiel für eine zusammengesetzte Bewegung ist die Bewegung eines Steines, der unter einem bestimmten Winkel α mit einer Anfangsgeschwindigkeit v0 geworfen wird (schiefer Wurf). In diesem Fall handelt es sich um die Überlagerung einer gleichmäßigen Bewegung in x-Richtung mit einer gleichförmig beschleunigten Bewegung (freier Fall) in y-Richtung. Die Flugbahn unter dem Einfluss (II.33) (II.35) 2 ⋅ v 02 ⋅ sin a ⋅ cos a g v 02 ⋅ sin 2 a g (II.36) Beispiel: Ein Stein wird unter einem Winkel von 30° mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 20 m s–1 geworfen. Wie weit fliegt er, und wann trifft er auf den Boden? Lösung: (20 m s-1 )2 ◊ sin 60∞ Flugweite xw = = 35,31 m 9,81 m s -2 Flugzeit tF = 2 ◊ 20 m s -1 ◊ sin 30∞ = 2,04 s 9,81 m s-2 146 Physik 1.3 Kreisbewegung 1.3.3 Kreisfrequenz Bei einer Kreisbewegung bewegt sich eine punktförmige Masse auf einer Kreisbahn mit dem Radius r. Wenn in gleichen Zeiten Δt gleiche Strecken Δs auf dem Umfang zurückgelegt werden, so überstreicht auch die Verbindungslinie zum Zentrum des Kreises in gleichen Zeiten Δt gleiche Winkel Δj. Oft werden die Drehzahl n oder auch die Frequenz f einer kreisförmigen Bewegung angegeben. Im Gegensatz zur Frequenz f wird die Größe w auch Kreisfrequenz genannt. vu w = 2π f 2π n w= 60 f n ω (II.42) 1/s Hz 1/min 1.3.4 Winkelbeschleunigung r Δf Δs Bild II-6 Kreisbewegung 1.3.1 Bahngeschwindigkeit Unter Bahngeschwindigkeit oder auch Umfangsgeschwindigkeit versteht man die Geschwindigkeit, mit der sich eine Masse m auf dem Umfang eines Kreises mit dem Radius r bewegt. Wenn sich die Masse in der Zeit Δt um die Strecke Δs weiterbewegt hat, wird von der Verbindungslinie zwischen der Masse und dem Zentrum des Kreises der Winkel Δj überstrichen. Zwischen den Größen r, Δs und Δj gilt die Gleichung: Δj = Δs r j s r rad m m Δs = r ⋅ Δj (II.37) Werden in gleichen Zeiten ungleiche Wegstrecken auf dem Umfang zurückgelegt, ändert sich also die Umfangsgeschwindigkeit, muss der Körper eine Tangentialbeschleunigung erfahren. Jetzt werden in gleichen Zeiten ungleiche Winkel überstrichen, daher ändert sich die Winkelgeschwindigkeit ebenfalls. In diesem Fall liegt eine Winkelbeschleunigung vor. Analog zur linearen Beschleunigung wird die Winkelbeschleunigung definiert: α Δω Δt Δw (II.43) a= 1/s2 1/s s Δt In diesem Fall gelten analoge Gleichungen zu (II.4) und (II.5). w = w 0 + at (II.44) 1 j = j0 + w0 t + a t 2 (II.45) 2 Hierbei sind w0 und j0 die Anfangswerte zur Zeit t = 0 der Winkelgeschwindigkeit und des Winkels. (II.38) Beispiel: Ein Elektromotor läuft mit einer Drehzahl n = 600 min–1. Δj Δs Umfangsgeschwindigkeit v u = =r Δt Δt (II.39) Nach dem Abschalten wird er mit konstanter Winkelbeschleunigung a abgebremst, bis er nach 50 Umdrehungen zum Stillstand kommt. oder Bahngeschwindigkeit vu = rω (II.40) a) Wie groß ist die Winkelbeschleunigung? b) Wie lange ist die Bremszeit tB? Lösung: a) Anfangswerte: Δj mit der Abkürzung w = . Δt j0 = 0, Die Größe w wird Winkelgeschwindigkeit genannt. w0 = 2 π n −1 s = 62 , 83 s −1 60 50 Umdrehungen ergeben: j = 50 ⋅ 2 π = 314 ,16 rad 1.3.2 Winkelgeschwindigkeit aus (II.44) folgt: Die Winkelgeschwindigkeit w ist durch w= Δj Δt ω Δϕ Δt 1/s rad s a=− (II.41) definiert, wobei Dj der in der Zeiteinheit Dt überstrichene Winkel ist. Bei einer Kreisbewegung mit konstanter Winkelgeschwindigkeit w (gleichförmige Kreisbewegung) ist die Umfangsgeschwindigkeit vom Betrag her konstant, allerdings ändert sie laufend die Richtung. w0 . tB Winkelbeschleunigung: 62,83 s α == -6,28 s -2 10 s b) In (II.45) eingesetzt: ϕ = ω0 t B - ω0 t B2 2 tB 1 = ω0 t B 2 Bremszeit: 2ϕ 2 ⋅ 314,16 rad tB = = = 10 s 62, 83 s −1 ω0 II Mechanik 147 2 Dynamik Die Einheit der Kraft im SI-System ist 1 In der Kinematik wird die Bewegung von Massen durch geeignete Formeln beschrieben, ohne dass nach der Ursache für eine Bewegung oder eine Änderung eines Bewegungszustandes gefragt wird. In der Dynamik werden diese Ursachen untersucht. 2.1 Newtonsche Axiome I. Newton (1643 bis 1727) hat drei grundlegende Axiome formuliert, die das Verhalten von Körpern unter dem Einfluss äußerer Kräfte und das Zusammenspiel von Kräften untereinander beschreiben. Diese Newtonschen Axiome sind die Grundlagen der klassischen Mechanik und werden in der Tabelle II-1 aufgeführt: kg m , s2 hierfür wird die Abkürzung 1 N (1 Newton) verwendet. kg m (II.49) 1N =1 2 s An der Erdoberfläche wirkt auf alle Körper die Gewichtskraft oder Schwerkraft FG = m ⋅ g (II.50) mit der Erdbeschleunigung g m g = 9, 81 2 (II.51) s Eine nicht mehr zulässige Einheit der Kraft ist 1 kp (1 Kilopond). Dies ist die Gewichtskraft auf die Masse von 1 kg. Somit gilt: Tabelle II-1 Newtonsche Axiome Newtonsche Axiome Formulierung 1. Axiom: Trägheitsgesetz Jeder Körper beharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, solange er nicht durch äußere Kräfte gezwungen wird, diesen Zustand zu ändern. 2. Axiom Aktionsgesetz Die zeitliche Änderung der Bewegungsgröße (Impuls) p = mv ist gleich der resultierenden Kraft F. 3. Axiom Wechselwirkungsgesetz actio = reactio Wirkt ein Körper 1 auf einen Körper 2 mit der Kraft F12, so wirkt der Körper 2 auf den Körper 1 mit einer gleich großen, entgegengesetzten Kraft F21. Das Aktionsgesetz lässt eine zeitliche Änderung sowohl der Masse als auch der Geschwindigkeit zu. In der allgemeinen Form gilt: Dp D ( m ⋅ v ) Dv Dm (II.46) F= = = m⋅ +v⋅ Dt Dt Dt Dt Ist die Masse konstant, so ist Δm = 0, und es gilt mit Δv = a: Δt (II.47) F = m⋅a Gleichung Δp F= Δt F12 = − F21 1 kp = 9,81 N Hängt eine Masse m an einer Feder, so wird die Feder um eine Strecke x gedehnt und zwar solange, bis die Rückstellkraft der Feder und die Gewichtskraft auf die Masse m entgegengesetzt gleich groß sind. Die Rückstellkraft der Feder wird durch die Federeigenschaften beeinflusst und in der Federkonstanten c festgelegt. Da die Rückstellkraft entgegengesetzt zur Auslenkung gerichtet ist, gilt FRück = - cx (II.53) Dieses Gesetz wird auch als Newtonsches Grundgesetz bezeichnet, gilt in dieser Form aber nur für konstante Massen. c=- 2.2 Kraft 2.2.1 Zerlegung und Zusammensetzung von Kräften Nach dem Newtonschen Grundgesetz ist die Kraft F bei konstanter Masse proportional zur Beschleuni gung a. Die Kraft ist eine vektorielle Größe. Kraft und Beschleunigung haben dieselbe Richtung. F = m⋅a F kg m/s2 m a kg m/s2 (II.48) (II.52) FRück x c F x N/m N m (II.54) Kräfte sind Vektoren und müssen somit vektoriell addiert werden. Die grafische Lösung für die Addition zweier Kräfte und die sich daraus ergebende resultierende Kraft erfolgt so, dass der Anfangspunkt des zweiten Vektors in den Endpunkt des ersten Vektors verschoben wird. Es entsteht ein Parallelogramm, das Kräfteparallelogramm. 148 Physik eine Komponente senkrecht zur Unterlage, der Normalkraft FN, und eine Komponente parallel zur Unterlage, der Hangabtriebskraft FH, zerlegt werden. y F F2 b g m F1 Bild II-9 Schiefe Ebene FH a x FN Bild II-7 Kräfteparallelogramm a FG Mit Hilfe der trigonometrischen Gleichungen lassen sich die folgenden Beziehungen für die Addition von Kräften ableiten: x-Komponente Fx = F1 cos a + F2 cos b (II.55) y-Komponente Fy = F1 sin a + F2 sin b (II.56) daraus folgt für die Resultierende Kraft: F= Fx2 + Fy2 (II.57) F= F12 + F22 + 2 F1 F2 cos ( a − b ) (II.58) Nach Umkehrung dieser Gleichungen lassen sich die Teilkräfte aus der Resultierenden und den Winkeln berechnen: sin ( b − g ) F1 = F sin ( b − a ) (II.59) sin ( g − a ) (II.60) sin ( b − a ) Oft ist es notwendig, eine Kraft F in zwei senkrecht zueinanderstehende Komponenten zu zerlegen. In den Gleichungen (II.59) und (II.60) ist dann a = 0° und b = 90° zu setzen F2 = F y F F2 g F1 x Bild II-8 Zerlegung von Kräften F1 = F cos g (II.61) F2 = F sing (II.62) Der Winkel der Resultierenden mit der Kraft F1 errechnet sich zu: ⎛F ⎞ g = arctan ⎜ 2 ⎟ ⎝ F1 ⎠ (II.63) 2.2.2 Schiefe Ebene Befindet sich ein Körper auf einer Schiefen Ebene, so wirkt auf ihn die Schwerkraft in der in Bild II-9 angezeigten Richtung. Diese Schwerkraft kann in a Die Beträge dieser Kräfte sind: FH = mg sin α (II.64) FN = mg cos α (II.65) Die Hangabtriebskraft beschleunigt den Körper, während die Normalkraft den Druck auf die Unterlage bewirkt. Durch die Normalkraft wird wegen der immer vorhandenen Reibung eine der Hangabtriebskraft entgegengesetzte Reibungskraft FR verursacht. FR = μ FN = μ mg (II.66) Die Größe μ wird als Reibungszahl bezeichnet und hängt von der Beschaffenheit der Oberfläche der beiden an der Reibung beteiligten Körper ab und von der Art der Bewegung. Sie ist eine dimensionslose Zahl. Bei der Bewegung eines Fahrzeuges ist die Rollreibung zu berücksichtigen. Einige typische Werte für die Reibungszahl sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Hierbei ist zwischen Haftreibung und Gleitreibung zu unterscheiden. Tabelle II-2 Werte für die Reibungszahl m Stoffpaar Haftreibung Gleitreibung Stahl/Stahl Stahl/Holz Stahl/Eis Holz/Holz Gummi/Asphalt Gummi/Beton Gummi/Eis 0,15 0,5 – 0,6 0,027 0,65 0,9 0,65 0,2 0,12 0,2 – 0,5 0,014 0,2 – 0,4 0,85 0,5 0,15 Beispiel: Ein Fahrzeug der Masse m = 1000 kg befindet sich auf einer Schiefen Ebene mit dem Neigungswinkel a = 10°. Die Reibungszahl sei m = 0.1. Wie groß ist die Beschleunigung des Wagens? Lösung: Normalkraft: FN = mg cos α = 1000 kg ◊ 9,81 m s2 ◊ 0,984 = 9660 N Reibungskraft: FR = m FN = 0 ,1⋅ 9660 N = 966 N Hangabtriebskraft: FH = mg sin α = 1000 kg ◊ 9,81m s2 ◊ sin10 = 1703 N Resultierende Kraft: F = FH − FR = 1703 N − 966 N = 737 N 2 Beschleunigung: a = F m = 737 N 1000 kg = 0,737 m s II Mechanik 149 2.2.3 Kräfte bei Kreisbewegungen Soll sich eine Masse m auf einer Kreisbahn mit konstanter Winkelgeschwindigkeit bewegen, so bleibt zwar der Betrag der Umfangsgeschwindigkeit konstant, nicht aber die Richtung (siehe Bild II-10). Die Masse m hat sich in der Zeit Δt vom Punkt P1 nach P2 bewegt. Dabei hat sich der Vektor der Ge schwindigkeit von ν 1 nach ν 2 verändert, der Betrag ist aber geblieben. Da sich die Richtung geändert hat, gilt 2 Ê 2π aZP = Á ◊ 6378 ◊ 103 m Ë 24 ◊ 60 ◊ 60 s ¯ v2 v1 P Δf 2 ographischen Breite untersucht werden. Dabei wird angenommen, dass die Erde eine homogene Kugel sei mit dem Radius rE = 6378 km. Die Fallbeschleunigung ist die Resultierende aus Erdbeschleunigung und Zentrifugalbeschleunigung. Am Pol ist der Abstand von der Drehachse = 0, somit tritt hier keine Zentrifugalbeschleunigung auf, und für die Fallbeschleunigung gilt aF = g . Am Äquator ist die Zentrifugalbeschleunigung maximal, nämlich aZP = ω 2rE . Da sich die Erde in 24 Stunden einmal um sich selbst dreht, gilt am Äquator: Δv v2 v1 Δf a ZP = 0 , 034 P1 m . s2 Fallbeschleunigung a F = g + a ZP und, da Zentrifugalbeschleunigung und Erdbeschleunigung entgegengesetzt wirken Bild II-10 Zentripetal-Beschleunigung Δv = v 2 − v 1 (II.67) aF = (9,81 - 0,034 ) Die Geschwindigkeitsänderung lässt sich auch durch die Winkeländerung ausdrücken: Δv = v ⋅ Δj (II.68) Die Richtung von Δν ist zum Zentrum der Kreisbahn gerichtet, die Geschwindigkeit hat sich daher in Richtung auf das Zentrum geändert, somit muss auch eine Beschleunigung in Richtung auf das Zentrum der Kreisbahn erfolgen a Zp = (II.73) Δv v ⋅ Δ j = = vw Δt Δt m m = 9,776 2 . s2 s g ar r rE f f g g aZP aZP (II.69) und mit (II.40) a Zp = w 2 r a Zp = w 2 r (II.70) α Zp m/s 2 ω 1/s 2 r m (II.71) Diese Beschleunigung ist die Zentripetalbeschleunigung. Wegen des 2. Newtonschen Axioms wirkt daher eine Kraft, die Zentripetalkraft FZp = mw 2 r (II.72) Sie muss aufgewendet werden, um eine Masse m auf einer Kreisbahn zu halten. Die entgegengesetzt gerichtete gleich große Kraft ist die Zentrifugalkraft. Die dazugehörende Beschleunigung heißt Zentrifugalbeschleunigung. Diese Kraft tritt bei allen Rotationsbewegungen auf, dabei ist mit dem Radius r in Gleichung (II.72) der Abstand von der Drehachse gemeint. Als Beispiel soll die Abhängigkeit der Fallbeschleunigung auf der Erdoberfläche von der ge- Bild II-11 Fallbeschleunigung und geographische Breite Für andere geographische Breiten muss entsprechend Bild II-11 der Abstand von der Drehachse r und die Komponente der Zentrifugalbeschleunigung ar in Richtung auf den Erdmittelpunkt bestimmt werden, denn nur diese Komponente wirkt der Erdbeschleunigung, die ja zum Erdmittelpunkt gerichtet ist, entgegen. Es gelten die folgenden Gleichungen: r = r E ⋅ cos j (II.74) j a ZP = w 2 ⋅ r = w 2 ⋅ rE ⋅ cos j (II.75) j a r = a ZP ⋅ cos j (II.76) a r = w 2 ⋅ r E ⋅ cos 2 j (II.77) und damit a F = g − w 2 ⋅ r E ⋅ cos 2 j (II.78) 150 Physik 2.3 Impuls Im 2. Newtonschen Axiom wird die zeitliche Änderung der Bewegungsgröße p gleich der resultierenden Kraft gesetzt. Die Bewegungsgröße ist der Impuls. Bei konstanter Kraft F gilt: p = mv p m v N s kg m/s1 Δp F= Δp = F ◊ Δt Δt (II.79) (II.80) Die Kraft ist also gleich der zeitlichen Änderung des Impulses. Die Größe t2 Ú F dt = p 2 - p1 = Δp (II.81) t1 wird als Kraftstoß bezeichnet. Ist die Kraft zeitlich konstant, so vereinfacht sich Gleichung (II.81) zu (II.82) Δp = F ◊ Δt = F (t2 - t1 ) Die Impulsänderung Δp , die ja auch ein Vektor ist, hat die Richtung der angreifenden resultierenden Kraft. Lösung: Gesamtimpuls zu Beginn: pg = (200 kg + 80 kg) ◊ 2 m/s = 560 Ns Impulsänderung durch den Sprung: Δ p = F Δt = 300 N ⋅ 0,2 s = 60 Ns Impuls des Bootes nach dem Sprung: pB¢ = 200 kg ◊ 2 m/s - 60 Ns = 340 Ns Geschwindigkeit des Bootes: vB¢ = 340 Ns 200 kg = 1,7 m/s Impuls des Mannes nach dem Sprung: pM¢ = 80 kg ◊ 2 m/s + 60 Ns = 220 Ns Geschwindigkeit des Mannes: vM¢ = 220 Ns 80 kg = 2,75 m/s Gesamtimpuls am Ende: p g′ = ( 340 + 220 ) Ns = 560 Ns Die positiven Vorzeichen bei beiden Geschwindigkeiten zeigen an, dass sich sowohl der Mann wie auch das Boot weiter in der ursprünglichen Fahrtrichtung des Bootes bewegen, der Gesamtimpuls hat sich nicht verändert. Da der Impuls ein Vektor ist, muss die Impulserhaltung auch für jede Komponente gelten. Beispiel: Der Mann aus dem voranstehenden Beispiel vorher springt nicht in Fahrtrichtung, sondern senkrecht zur Fahrtrichtung in positiver y-Richtung vom Boot. Wie groß ist die Geschwindigkeit des Bootes und des Mannes direkt nach dem Sprung? Lösung: Die Geschwindigkeit des Bootes und des Mannes in Fahrtrichtung bleiben unverändert. Δpy = Fy ◊ Δt = 300 N ◊ 0,2 s = 60 Ns Beispiel: Eine konstante Kraft von 2 kN wirkt 10 s lang auf ein ruhendes Fahrzeug der Masse m = 800 kg. Wie groß sind a) der Kraftstoß, b) der Impuls, c) die Geschwindigkeit nach 10 s? Lösung: a) F ⋅ Δt = 2000 N ⋅ 10 s = 20 000 Ns b) Δp = p2 - p1 = F ◊ Δt p = 20 000 Ns c) v = Δp 20 000 Ns m km = = 25 = 90 m 800 kg s h 2.3.1 Impulserhaltungssatz Wirkt nun auf ein System keine äußere resultierende Kraft, so ist entsprechend (II.82) die Änderung des Impulses Δp = 0. Daraus folgt, dass in diesem Fall der Impuls konstant sein muss. Dieses gilt für den Gesamtimpuls des betrachteten Systems. Besteht das System aus mehreren Massen mit Einzelimpulsen pi , so gilt der Impulserhaltungssatz für den Gesamtimpuls (II.83) pges = p1 + p2 + p3 + ... + pn = const . Dabei können sich die Einzelimpulse durchaus ändern, wenn nur der Gesamtimpuls konstant bleibt. Eine weitergehende Betrachtung wird im Kapitel Stoßprozesse durchgeführt. Beispiel: Aus einem Boot der Masse 200 kg, welches sich in ruhendem Wasser (äußere Kräfte = 0) mit einer Geschwindigkeit von 2 m/s bewegt, springt in Fahrtrichtung ein 80 kg schwerer Mann. Dabei stößt er sich 0,2 s lang mit einer Kraft von 300 N ab. Wie groß sind die Geschwindigkeiten des Bootes und des Mannes direkt nach dem Sprung? v By = -60 Ns m = -0,3 200 kg s vM y = 60 Ns m = -0,75 80 kg s Das Boot bewegt sich also in entgegengesetzter Richtung zum Mann. 2.4 Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad und Energie 2.4.1 Arbeit Wirkt eine Kraft auf eine Masse m und verschiebt sie dabei die Masse m um den Weg Ds, so hat die Kraft den Zustand des Körpers verändert, es wurde Arbeit verrichtet. Schließt die Kraft einen Winkel a mit der Richtung von Ds ein, so gilt für die Teilarbeit DW auf dieser Wegstrecke: ΔW = F ⋅ Δ s ⋅ cos a (II.84) Es wirkt nur die Projektion der Kraft in Richtung des Weges. Die für den gesamten Weg aufzubringende Arbeit ist dann aus der Summe der Teilarbeiten zu berechnen. W = Â ΔW (II.85) Ist die Kraft während des gesamten Vorganges konstant und parallel zum Weg, so folgt aus Gleichung (II.84) und (II.85) für die gesamte Arbeit W F s W = F⋅s (II.86) Nm N m Die Einheit der Arbeit ist 1 Nm, dafür wird die Abkürzung 1 J (Joule) verwendet. http://www.springer.com/978-3-8348-1021-2