Pressemeldung 2010 – Juli Erscheinungstermin: 14.07.2010 Artikel in der F.A.Z. „Kraft-Wärme-Kopplung bringt nichts“ „Kraft-Wärme-Kopplung bringt nichts“, so titelt die F.A.Z. am 22. Juni 2010. Der Autor des Artikels, Manfred Lindinger, bezieht sich dabei auf eine frisch erschienene und erst am 23. Juni veröffentlichte Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, DPG. In dieser Studie „Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen Energiesystem“ untersuchen mehrere Autoren, im Schwerpunkt mit dem Forschungshintergrund aus der Kerntechnik, diverse Energiesysteme fossiler und regenerativer Natur mit Blick auf die Versorgung mit Strom und Heizwärme, um festzustellen, ob das Ziel der Eindämmung des CO2-Ausstoßes erreicht werden kann. Dabei ist ein Kapitel unter vielen der heutigen Anwendung der Kraft-Wärme-Kopplung, abgekürzt KWK, gewidmet. Auf diesen einen Abschnitt stützt die F.A.Z. ihre Überschrift. In dem besagten Kapitel stellen die Autoren die Systeme heute gängiger, am Markt erhältlicher KWK-Anlagen einem System, das nicht am Markt verbreitet ist, gegenüber: Der hocheffizienten elektrischen Wärmepumpe mit Jahresarbeitszahlen (JAZ) von 5 bis 5,5 und modernsten GuD-Kraftwerken mit Jahresnutzungsgraden (für die Stromerzeugung) von 60%, ein Wert, der bisher noch nicht in der Betriebspraxis erreicht wurde. Die Realität in zahlreichen Untersuchungen zu Wärmepumpen zeigt, dass JAZ von 4 bis maximal 4,5 im Idealfall erreicht werden. Der Mittelwert zu den ausgeführten Anlagen liegt bei 3,81. Die besten bisher in Betrieb befindlichen GuD-Anlagen erreichen Nutzungsgrade bekanntermaßen im Jahresmittel von 54 bis 56%. Die DPG-Studie vergleicht jedoch die „realen“ KWK-Anlagen (dezentrale kleine ErdgasBlockheizkraftwerke sowie große Kohleheizkraftwerke und deren bestehende Fernwärmenetze) mit den idealen, teilweise noch in der Entwicklung befindlichen Systemen wie hocheffizienter Sole-Wärmepumpe und GuD-Kraftwerk. Ein Ansatz, der der marktwirtschaftlichen Realität völlig fern ist. Der Autor des oben zitierten Artikels übersieht ferner, dass die DPG-Studie zwischen der zentralen KWK mit Fernwärme und der dezentralen „häuslichen“ KWK unterscheidet. Der Schluss, den die DPG bzgl. KWK zieht, lautet, dass zentrale KWK-Anlagen mit bestehenden Fernwärmenetzen gegenüber die idealisierten, noch für die breite Massenanwendung zu entwickelnden Systemen Nachteile haben können, wenn bestimmte Randbedingungen auftreten. In der Mehrzahl der Anwendungsfälle, bei richtiger Auslegung in Brennwerttechnik, sind dezentrale KWK-Anlagen stets vorteilhaft. Insofern fördert die Politik – anders als in der F.A.Z. impliziert – also nicht Ineffizienz, sondern vielmehr Effizienz. Ein einfacher Vergleich dazu liegt auf der Hand: Die Abwärme der in Deutschland laufenden Großkraftwerke entspricht rund dem Doppelten der Menge an Wärme, die wir in allen Häusern zum Heizen und zur Warmwasserbereitung benötigen. Dezentrale KWK holt also die sowieso entstehende Abwärme der fossilen Stromerzeugung an den Ort des Bedarfs, ohne die Verluste von 1 Siehe www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3192.pdf Fernheizleitungen. Berücksichtigt man ferner, was die DPG-Studie aus systematischen Gründen explizit ausschließt, dass auch der Stromtransport aus Großkraftwerken zum Endverbraucher rund 8% Verluste der Stromerzeugung verursacht und dezentrale KWK wegen der deutlich geringeren Transportwege diese Verluste ebenfalls reduziert, dann wird deutlich, dass die Zivilisationsgesellschaften vom jetzigen, unter CO2Gesichtspunkten recht ineffizienten fossilen System nur mit der dezentralen KWK die zur Zeit schnellste Möglichkeit bereitstellen können, die am Markt zu tragfähigen Preisen verfügbar ist. Der Neubau von großen GuD-Anlagen wird, bis diese in großer Anzahl die bestehenden Kohlekraftwerke verdrängt bzw. ersetzt haben werden, rund 40 bis 50 Jahre dauern. Die technische Lebensdauer eines dezentralen BHKW beträgt aber im Mittel 15 bis 20 Jahre. Der Effizienzvorteil von bis zu 40% der dezentralen KWK gegenüber dem bestehenden Versorgungssystem ist unbestritten, auch bei der DPG. Und wir dürfen uns nicht den Luxus leisten, mit dem jahrzehntelangen Weiterbetrieb wenig effizienter Systeme so lange zu warten, bis heute im Forschungsstadium denkbare Technologie zur Marktgängigkeit entwickelt sein wird. Keiner, weder aus der Politik noch aus dem Kreis der Investoren und Anwender, geht davon aus, dass fossile dezentrale KWK die alleinige Zukunftslösung sein wird. Die KWK wird vielmehr als die notwendige „Übergangstechnologie“ gesehen, um die knapper werdenden fossilen Ressourcen noch möglichst lange strecken zu können. Und so kommen auch die DPG-Autoren zu dem Schluss, dass dezentrale BrennwertBHKW, die systembedingt nur mit vollständiger Nutzung der Wärme betrieben werden, gegenüber anderen Systemen klimatisch und volkswirtschaftlich vorteilhaft sind. Der Einsatz solcher Systeme ist seit langen Jahren im Kreis der VfW-Contractoren erfolgreich bewiesen, die klimapolitischen und volkswirtschaftlichen Vorteile sind belegt. Den Original Artikel aus der F.A.Z. und einen Link auf die DPG Studie sind unter www.energiecontracting.de zu finden.