Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. FORSCHUNG l www.dvgw-forschung.de Management Summary Chancen für die Kraft-Wärme-Kopplung im Wohnungsbau Oktober 2011 Sebastian Stinner Prof. Dr.-Ing. Dirk Müller Management Summary Chancen für die Kraft-Wärme-Kopplung im Wohnungsbau (E.ON Energy Research Center an der RWTH Aachen) Kernaussage: Die optimale Kombination innovativer Technologien der gasbetriebenen, dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mit moderater Gebäudedämmung erzielt Spitzenwerte bei der Energieeffizienz. Durch den Einsatz hocheffizienter KWK kann bis zu 20 Zentimeter Dämmstärke eingespart und trotzdem die gleiche Primärenergieeinsparung erreicht werden. Die Kosten dieser Kombination liegen deutlich unter denen der reinen Isolierung. _________________________________________________ Durch den Einsatz hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung kann auf übermäßige Gebäudedämmung verzichtet werden. Gerade für Bestandsgebäude und Altbauten eröffnet sich hiermit eine hochinteressante technische und wirtschaftliche Option, bei gleicher Primärenergieeinsparung innovative Technologien zur Strom- und Wärmeproduktion einzusetzen, statt eine starke Außenwandisolierung vorzunehmen, die oft auch gar nicht möglich ist. Die Einführung einer dezentralen Energieversorgung für Wohngebäude ist besonders im Kontext der laufenden Umstellung der Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen zu regenerativen Systemen (Wind, Photovoltaik) eine große Herausforderung und Chance zur Stabilisierung des regenerativen Stromerzeugungssystems. Bereits bei einer Kombination hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung mit einer gemäßigten Gebäudedämmung von fünf Zentimetern wird eine Energieeffizienz erzielt, die einer 25 Zentimeter dicken Dämmung entspricht. So konnte für die Kombination verschiedener Dämmstoffe und unterschiedlicher dezentraler KWKTechnologien jeweils das energetische Optimum ermittelt werden. Damit wird energetisches Sanieren des Gebäudebestandes deutlich kostengünstiger. Ein Zusatznutzen entsteht dadurch, dass die KWK-Technologie preiswerter und in kürzeren Zeitabständen erneuert werden kann als die Fassade eines Gebäudes. Somit nimmt das Gebäude durch neue und innovative Technologie energetisch verbessert kontinuierlich am technischen Fortschritt teil. Aufgrund der Flexibilität von verbrennungsmotorisch betriebenen Blockheizkraftwerken (BHKW) ist die Mikro-KWK-Anlagentechnik im Rahmen des „Aktivhaus“-Konzepts der ideale Partner für die Erneuerbaren Energien, da sie deren Erzeugungsschwankungen ausgleichen kann. Somit kann die MikroKWK auf zwei verschiedene Weisen eingesetzt werden, da Sie sowohl Regelenergie bereitstellen („Aktivhaus“) als auch für die Abdeckung der Grundlast unter konstanten Betriebsbedingungen eingesetzt werden kann („Powerhaus“). Mit der „Powerhaus“-Technologie produziert ein Hausbesitzer selbst elektrischen Strom und kann zusätzlich die Wärmeversorgung seines Gebäudes ganzjährig sichern. Im „Powerhaus“ steht Abwärme zur Verfügung, die durch den Einsatz einfacher Wärmespeichertechnik ganzjährig genutzt werden kann. Dadurch wird eine weitere Effizienzsteigerung erzielt. Hinzu kommt, dass durch den geplanten Ausbau der regenerativen Stromproduktion in Deutschland in Zukunft auf allen Spannungsebenen des Stromnetzes Speicherkapazität bereitgestellt werden muss, um Strom zur Verfügung zu haben, wenn die regenerative Stromerzeugung nicht den Bedarf deckt. Die thermischen Speicher können dann die in einem stromgeführten Blockheizkraftwerk („Aktivhaus“) produzierte Wärme speichern und zu einem späteren Zeitpunkt zur Beheizung und Warmwasserversorgung im Gebäude genutzt werden. Beim Einsatz der Brennstoffzellentechnik mit elektrischen Wirkungsgraden von bis zu 60 Prozent kann diese Art der dezentralen Stromerzeugung mit dem besten Referenzsystem der zentralen Stromerzeugung, einem Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, konkurrieren. In Zukunft wird sowohl in der Hoch- als auch in der Mittelspannungsebene der Stromnetze eine erhebliche Volatilität in der Erzeugung erheblich zunehmen. Diese muss insbesondere durch eine flexible, komplementäre Stromerzeugung und eine geeignete Speichertechnik kompensiert werden. Die oben beschriebene dezentrale KWK-Lösung ist in der Lage, eine stromgeführte, flexible Stromerzeugung darzustellen. Diese „Netzkompatibilität“ der Gebäude kann einen wesentlichen Beitrag zur Einbindung von Wind- und Solarstrom in unsere Energieversorgung leisten. Damit werden erstmalig die Anforderungen der lokalen Energiesysteme mit denen der übergeordneten Netzinfrastruktur verbunden. Gebäude müssen somit nicht nur effizient, sondern auch netzkompatibel sein.