Mentorinnenprojekt ASAB, April 2014 - narko-ne

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Weiterbildung für Freiwillige, die mit benachteiligten
Kindern arbeiten
Jedes Kind in Bosnien und Herzegowina hat eine/n Freiwillige/n, der ihm ermöglicht, sich gesund
zu entwickeln und seine Fähigkeiten zu entfalten.
Diese Vision leitet den Verein NARKO-NE in der Realisierung seiner Mentor/innenprojekte, durch die jedes
Jahr ca. 80 Kinder eine/n Freiwillige/n oder eine/n „Lehrer/in“ bekommen. Etwa 50 junge Menschen,
Student/innen der Universität Sarajewo, verbringen einen Teil ihrer Freizeit mit Kindern, die am Rande der
Gesellschaft aufwachsen. Während ein paar Stunden wöchentlich vermitteln sie ihnen so die Erfahrung,
dass sie die „wichtigste Person auf der Welt“ sind.
Die Kinder gehören zu den 20% der Bevölkerung in Bosnien und Herzegowina, die unter der Armutsgrenze aufwachsen, und/oder die schlechte Voraussetzungen haben, sich zu gesunden, sozial integrierten
und eigenständigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Ihre Familie ist abhängig von staatlichen
Sozialeinrichtungen, wie
- Zentrum für Sozialfürsorge,
- Kinderheim,
- Auffangzentrum für Kinder, die auf der Strasse arbeiten.
Häufig sind die für die Erziehung verantwortlichen Erwachsenen nicht in der Lage, den Kindern die nötige
emotionale Sicherheit und Wertschätzung zu vermitteln, auf ihre Bedürfnisse nach Spiel, Sport und
kultureller Betätigung einzugehen sowie ihre Motivation für das Lernen, sei es schulisch oder eigenständig,
zu unterstützen. Diese Kinder haben, im Vergleich mit ihren Gleichaltrigen, ein stark erhöhtes Risiko, zu
Aussenseitern zu werden, in Substanzmissbrauch abzugleiten (Alkohol, Nikotin, Cannabis, Medikamente
usw.), sich kriminellen oder gewalttätigen Gruppen anzuschliessen oder selbstschädigende
Verhaltensmuster wie Depression, Prostitution, Fehlernährung zu entwickeln
Als Antwort auf diese Herausforderungen haben wir seit 2004 das Ältere Schwester, älterer Bruder Projekt
sowie einzelne kleinere Projekte entwickelt, die auf die Bedürfnisse von benachteiligten Kindern eingehen.
Es handelt sich um Mentorenprogramme: Freiwillig engagierte Student/innen begleiten die Kinder
einzeln oder in kleinen Gruppen über eine längere Zeit. Sie werden dazu ausgebildet und während
ihres Engagements begleitet.
Bemerkung: Auch unsere Freiwilligen wachsen unter erschwerten Bedingungen auf:
- Sie haben ihre ersten Kindheitsjahre im Krieg verbracht und wurden häufig von ihren verängstigten
Eltern überbehütet, was den Aufbau einer zuversichtlichen Lebenshaltung beeinträchtigt.
- Das Schulsystem und die Lehrpläne sind veraltet und politisiert, an den Universitäten sind Korruption
und willkürliches Verhalten gegenüber den Studierenden häufig.
- Die Jugendarbeitslosigkeit von 60% schafft bedrückende Perspektiven.
- Freiwilliges Engagement ist wenig verbreitet. Weniger als 5% der Menschen sind damit vertraut.
- Staatliche Budgets geben pro Jahr und Person 1 € für Jugend- und NGO-Arbeit aus.
Kinder und Freiwillige werden durch folgende sechs Projekte gefördert:
1. Im Ältere Schwester, älterer Bruder ASAB Projekt bekommen 36 7- bis 14-jährige Kinder eine
Mentorin oder einen Mentor. Durch gemeinsam vereinbarte Freizeitaktivitäten entwickeln die Kinder
eine vertrauensvolle Beziehung mit der/dem Freiwilligen, die/der ein glaubwürdiges Modell für sozial
positives Verhalten sowie für moralische und kulturelle Werte darstellt. Die Freiwilligen organisieren die
Aktivitäten so, dass die Kinder Alltags- und Lebensfertigkeiten einüben. Die hohe Wirksamkeit des
Projektes für die Prävention von Jugendgewalt und –kriminalität sowie von Hooliganismus ist durch
internationale Studien belegt.
Bemerkung: In den 10 Jahren seit der Pilotphase haben über 300 Kinder allein in Sarajewo während 2
– 5 Jahren eine „ältere Schwester“ oder einen „älteren Bruder“ bekommen. 2009 hat NARKO-NE das
Netzwerk ASAB B&H gegründet und Projektleiter/innen in sechs Universitätstädten für die
eigenständige Realisierung des Programs ausgebildet (Banja Luka, Foča, Mostar, Sarajevo, Tuzla und
Zenica). Die Erprobung von gemeinsam erarbeiteten Qualitätsstandards ist im Gange.
2. Seit 2010 bieten befähigte Freiwillige, d.h. 10 Studierende der Universität Sarajevo, mehrmals pro
Woche Workshops für die im Tagenszentrum anwesenden Kinder, die auf der Strasse arbeiten, an.
Die 20 – 30 Kinder lassen sich rasch auf die Beziehung zu ihrer/m „Lehrerin“ oder „Lehrer“ ein. Ausser
Workshops zu alltäglichen Lebensfertigkeiten organisieren die Freiwilligen Ausgänge in die Stadt, sie
besuchen Sehenswürdigkeiten, Museen, Sportplätze usw. und gestalten Feste zu hohen Feiertagen.
3. Im Lernclub profitieren Kinder der 6. und 7. Klasse mit ungenügenden schulischen Leistungen, die im
Kinderheim Sarajewo oder in zwei kleineren Dörfern in der Nähe der Hauptstadt aufwachsen. Durch
Weiterbildung für Freiwillige, die mit benachteiligten
Kindern arbeiten
spielerische kreative Aktivitäten wird die Lernmotivation gesteigert und werden effiziente Lern- und
Arbeitstechniken eingeübt. Auch wenn die Betonung nicht auf Nachhilfe liegt, verbessern die Kinder
ihre schulischen Leistungen, sie bauen ihren Widerstand gegen das Lernen ab und entwickeln
Interesse für selbstbestimmtes Lernen.
4. Das Projekt Follow ups zur Förderung von Teenagern unterstützt Jugendliche, die als Kinder am
Ältere Schwester, älterer Bruder Projekt teilgenommen haben. Durch regelmässige, ihrem Alter
angemessene Workshops setzen sich die Jugendlichen mit ihren Stärken und Schwächen, mit
Beziehungen zu Gleichaltrigen, zu Eltern, Behörden usw. auseinander. Durch verantwortungsvolle
Aufgaben, z.B. freiwilliges Engagement in einem Tageszentrum für Betagte, Organisation von
Ausflügen für die Kinder in anderen Projekten, Teilnahme an öffentlichen Aktionen, in denen sie die
NARKO-NE vorstellen, entwickeln sie Selbstbewusstsein und Kompetenz.
5. Erfolgreiches Studieren und Sich-Zurecht-Finden an der Universität sind eine grundlegende
Voraussetzung für freiwilliges Engagement von Student/innen. Insbesondere junge Menschen aus
ländlichen Gebieten müssen in kurzer Zeit einen vernünftigen Lebensstil in der für sie unbekannten
Grossstadt entwickeln. 10 Studierende nehmen an den wöchentlichen Workshops für erfolgreiches
Studieren teil. Sie können zusätzliche Unterstützung von älteren Studierenden erhalten. Sie nehmen
ihr Lern- und Studierverhalten unter die Lupe, üben Techniken des Zeit- und Finanzmanagements ein,
gestalten einen gesunden Lebensrhythmus, bauen sich ein soziales Netz auf und nehmen am
kulturellen, sozialen und sportlichen Leben in der Stadt teil. Erfahrungsgemäss entscheiden sich im 2.
Semester um die 75% von ihnen für ein freiwilliges Engagement.
6. Die Fundraising Gruppe für das Projekt Ältere Schwester, älterer Bruder ist ein im September 2013
gestartetes Pilotprojekt mit dem Ziel, Bürger/innen und Unternehmen zu animieren, gemeinnützige
Arbeit zu fördern und eine Kultur des Gebens zu entwickeln. Die 11 Student/innen werden beim
Ausdenken und bei der Realisierung der Kampagnen von Fachkräften begleitet.
Sarajewo, 06.01.2014.
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