Wirkung einer Informationsstrategie zur Verminderung von Littering in einem Kinosaal Alles im Eimer? – Das Konzept, das zum Erfolg führen soll! Eine Semesterarbeit im Studiengang Umweltnaturwissenschaften der ETH Zürich Baumeler Myriam Debrunner Rolf Weibel Patrick Betreuung durch Dr. Ralf Hansmann Durchgeführt im Jahre 2001 Semesterarbeit Littering Betreuung: Während der gesamten Semesterarbeit wurden wir betreut und unterstützt von Dr. phil. Ralf Hansmann (Dipl. Psych.), Oberassistent an der Professur für Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften (UNS) des Departements der Umweltnaturwissenschaften (D-UMNW) Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH-Z). 2 an der Semesterarbeit Littering Zusammenfassung Der vorliegende Bericht ist eine Semesterarbeit für den sozialwissenschaftlichen bzw. technischen Block des Studiengangs Umweltnaturwissenschaften der ETH Zürich. Gleichzeitig ist diese Arbeit aber integriert in ein Projekt der Professur für Umweltnatur- und Sozialwissenschaften der ETHZ in Zusammenarbeit mit dem BUWAL, AWEL, ERZ und der Stadt Winterthur, das verschiedene Strategien zur Reduktion von Littering auf ihre Wirksamkeit überprüfen will. Das achtlose Liegenlassen von losen Abfällen auf öffentlichen Plätzen, wie Littering umschrieben werden kann, ist in den letzten Jahren zu einem immer bedeutenderen Problem herangewachsen. Veränderte Konsumgewohnheiten und Wertvorstellungen, eine abnehmende Beziehung zum öffentlichen Raum sind nur einige Faktoren, die diese Tendenz hervorgerufen und gefördert haben. Typischerweise findet sich Littering verbreitet in öffentlichen Parks, an Strassenrändern, auf Plätzen und in Trams, Zügen, Kinos. Da Kinosäle sich dank ihrer Abgeschlossenheit für ein Experiment relativ gut überblicken und kontrollieren lassen und sie auch besondere Hot Spots für Littering darstellen, wurde die Wirkung einer zweistufigen Anti-LitteringInformationsstrategie in einem Saal eines Zürcher Grosskinos experimentell getestet. In der ersten Stufe wurde das Interesse geweckt und die Motivation gefördert, damit die vermittelte Information in der zweiten Stufe nachhaltig aufgenommen werden konnte. Das Experiment bestand darin, dass bei der Hälfte der als Stichprobe gewählten Vorstellungen jeweils vor Filmbeginn zwei Dias gezeigt wurden. Das erste Dia trug die Aufschrift „Alles im Eimer?“ und auf dem zweiten stand „Danke. Ihr CINEMAX-Team.“ Nach den Vorstellungen wurden jeweils die herumliegenden Abfälle eingesammelt und gewogen. Die statistische Auswertung des Abfallgewichts von 11 Vorstellungen mit Dias und 10 Vorstellungen ohne Dias ergab eine auf dem 95%-Niveau signifikante positive Wirkung der Strategie. 3 Semesterarbeit Littering Abstract This paper is an integral part of the Environmental Sciences degree course at the Swiss Federal Institute of Technology in Zurich (ETH). At the same time, the paper is involved in a project work of several Swiss governmental institutions such as BUWAL (Swiss Agency for the Environment, Forests and Landscape), AWEL (Agency for Water, Energy and Air), ERZ (Waste disposal and recycling service of Zurich), the City of Winterthur and the Natural and Social Science Interface (UNS) of the ETH Zurich. The main goal of this project is to find effective information strategies to reduce and prevent littering, which has become a more and more considerable problem over the last years. Changed consumer habits and a decline moral sense are only two of many other causes for the increasing littering tendency. Littering can typically be found in public parks, streets and squares as well as in buses, trains and cinemas. Since cinemas appear to provide a well controlled setting for an experiment, and since they represent real hot spots for littering, one auditorium of a cinema complex in Zurich was chosen to test the effectiveness of an two-step antilittering-strategy. This strategy consisted of two slides shown at the beginning of the performances. The first slide contained an ambiguous question, “Alles im Eimer?”, which, on one hand, means “Everything gone to a burton?” and on the other hand, “Have you put your waste into the bin?”. The second slide said “Danke. Ihr CINEMAX-Team” [Thanks. Your CINEMAX-Team.] At the end of each performance, the littered waste was collected and weighed. The slides were shown at 11 performances and compared against a controlled 10 performances where the slides were not shown. Statistic calculations of the waste weight resulted in a significant effect of the strategy on the 95% level. 4 Semesterarbeit Littering Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................................................ 7 1.1. Darstellung der Fragestellung............................................................. 7 1.2. Praxisrelevanz ................................................................................... 8 1.3. Einbettung ins Projekt der Professur UNS ........................................... 9 1.4. Vorhergehende Forschung zu Antilitteringinformation ........................ 10 1.4.1. Litteringuntersuchung in einer Universitätscafeteria ............................. 10 1.4.2. Littering im Footballstadion ................................................................ 11 1.4.3. Auffällige Abfalleimer im Footballstadion ............................................. 12 1.4.4. Verbale und schriftliche Aufforderungen gegen Littering an einer Highschool ....................................................................................... 12 1.4.5. Littering als Funktion bereits sichtbaren Litterings und in Abhängigkeit von Aufforderungen ................................................................................ 14 1.4.6. Rechtfertigungsstrategien .................................................................. 15 1.4.7. Übernommene und abgeänderte Elemente aus den vorhergehenden Forschungen .................................................................................... 16 1.5. Bezug zur Strategie von PUSCH........................................................ 17 1.6. Psychologische Hintergründe der gewählten Informationsstrategie ..... 20 1.7. Hypothese ...................................................................................... 25 2. Methode: Setting und experimentelles Design ............................ 26 3. Ergebnisse ..................................................................................... 30 3.1. Zweiseitiger t-Test........................................................................... 30 3.2. Einfaktorielle Varianzanalysen der möglichen Störvariablen ................ 31 3.3. Multiple Auswertung ........................................................................ 33 3.4. Fazit ............................................................................................... 34 4. Diskussion .................................................................................. 35 5. Literaturverzeichnis ................................................................... 38 6. Dank ........................................................................................... 40 7. Anhang ....................................................................................... 41 5 Semesterarbeit Littering 7.1. Persönliche Erfahrungen .................................................................. 41 7.2. Dias................................................................................................ 47 7.3. Messplan ........................................................................................ 48 7.4. Protokollblatt .................................................................................. 49 7.5. Anleitung zum Wägevorgang ........................................................... 50 7.6. Daten ............................................................................................. 51 7.7. Statistische Auswertungen ............................................................... 54 7.7.1. Zweiseitiger t-Test für Ausprägung und Littermenge ............................ 54 7.7.2. Einfaktorielle Varianzanalyse für den Einfluss der Wochentage .............. 54 7.7.3. Einfaktorielle Varianzanalyse für den Einfluss der Vorstellungszeiten ..... 56 7.7.4. Einfaktorielle Varianzanalyse für den Einfluss der Anzahl Besucher ........ 57 7.7.5. Zweiseitiger t-Test für Besucherzahl und Ausprägung .......................... 57 7.7.6. Multiple Auswertung ......................................................................... 58 6 Semesterarbeit Littering 1. Einleitung 1.1. Darstellung der Fragestellung Wie muss Information gestaltet sein, damit sie verhaltenswirksam wird? Oder konkret: Wie kann Information in einer Anti-Littering-Strategie eingesetzt werden? Eingebettet in das Anti-Littering-Grossprojekt des Bundesamts für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), des Amts für Abfall, Energie und Luft (AWEL), der Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) und der Stadt Winterthur, befasst sich die vorliegende Arbeit mit letzterer konkreten Fragestellung. Da die räumliche, aber auch mengenmässige Dimension von Littering bereits ein beträchtliches Ausmass erreicht hat und ein Experimentaldesign zur Untersuchung unserer Fragestellung kontrollierbare Bedingungen erfordert, entschlossen wir uns für einen Kinosaal als Untersuchungsobjekt. Ein Kinosaal ist nicht nur ein in sich abgeschlossener Raum mit mehr oder weniger gut kontrollierbaren Bedingungen, er stellt auch einen Ort erhöhter „LitteringKonzentration“ dar, das ideale Untersuchungsobjekt also. Mit einer gezielten Informationsstrategie sollten Kinobesucher dazu bewegt werden, ihren Abfall nicht (wie gewohnt!) liegen zu lassen, sondern ihn in den dafür vorgesehenen Abfalleimern zu entsorgen. Ausgehend von bereits bestehenden Untersuchungen zahlreicher Autoren wurde zuerst in Betracht gezogen, mit der Darstellung von negativen bzw. positiven gesellschaftlichen Konsequenzen von Littering, auf das Abfallverhalten der Kinobesucher Einfluss zu nehmen. Durch zahlreiche Restriktionen, die uns die praktische Umsetzung abverlangte, wie aber auch neue Möglichkeiten, die sich dabei eröffneten, wurde mehr und mehr von dieser Formulierungsart abgewichen und schliesslich die „Alles im Eimer? Danke.“-Version angegangen. Diese Version weist durch ihre einfache und prägnante Form grosse Ähnlichkeit mit der Anti-Littering-Kampagne von PUSCH (Praktischer Umweltschutz Schweiz) auf, wobei die Wirksamkeit eines 7 Semesterarbeit Littering solchen saloppen Wortspiels, wie es in unserer Arbeit Verwendung findet, noch in keiner Forschungsarbeit gezielt untersucht wurde. 1.2. Praxisrelevanz Nicht erst in den letzten Jahren stören unachtsam weggeworfene Abfallstücke das Bild auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden. Doch das Problem des Litterings, also des achtlosen Wegwerfens von Verpackungen, Zetteln und anderen Abfallstücken des täglichen Lebens, hat ein beachtliches Ausmass erreicht, so dass sich auch die Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (PUSCH) einer Kampagne im Abfallbereich widmet. Unter den drei Schwerpunkten der Kampagne ist auch derjenige der Bekämpfung des Litterings zu finden. Littering nimmt in unserem Alltag also eine Stellung ein, die als zentral bezeichnet werden kann. Kaum jemand hat noch nie bei einer Schnellimbissbude eine Bratwurst oder einen Hotdog gekauft, um sich zwischen Arbeit und Hobby zu verpflegen. Wohin nun aber mit der Serviette, die wir beim Weggehen noch in der Hand halten, wenn kein Abfalleimer in der Nähe steht? Nehmen wir den zwar kurzen aber dennoch merklichen Umweg auf uns, um zum nächsten Eimer zu gelangen? Zuerst aber müssen wir diesen Behälter entdeckt haben! Wo steht er denn? - Und dann ist es schnell passiert, dass wir die Serviette achtlos auf den Boden werfen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Wir bedienen uns eines Automatismus, dem wir uns nur durch bewusstes Vermeiden von Littering entziehen können. Es ist notwendig, dass sich jeder Einzelne dessen bewusst ist. Natürlich ist auch eine ausreichende Infrastruktur vonnöten. Das heisst, es muss auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden genügend Abfalleimer haben, die so platziert sind, dass sie leicht gefunden und ohne grosse Umwege angesteuert werden können. Daneben aber braucht es auch den Einsatz der Menschen, die willens sind, ihren Abfall in die bereitstehenden Behälter zu werfen, auch wenn dies einen kleinen Mehraufwand bedeuten kann. Der Aufwand der Strassenreinigung hingegen kann durch den minimalen Einsatz jedes einzelnen drastisch reduziert werden. 8 Semesterarbeit Littering Das Littering in Kinosälen gehört ebenso zum Alltagsbild, wie herumliegender Abfall auf öffentlichen Plätzen. Kaum jemand wundert sich über die Popcornbehälter, die Colabecher und die Verpackungen verschiedener Schokoriegel, die auf dem Boden und den Sitzen liegen. Die Kinobetreiber hingegen ärgert dieser Umstand, denn sie müssen eine aufwändige Reinigung organisieren, die mit ein bisschen Disziplin der Kinobesucher auf ein Minimum reduziert werden könnte. Aus dieser Perspektive erscheint ein Kinosaal als Modellraum für Littering auf öffentlichen Plätzen und in öffentlichen oder halböffentlichen Gebäuden als geeignet. In diesem Modellraum wurde nun die Wirksamkeit einer zweistufigen Informationsstrategie gegen das Littering getestet, die zu einer Verhaltensänderung der Kinobesucher - und der litternden Menschen überhaupt - führen soll. 1.3. Einbettung ins Projekt der Professur UNS Die vorliegende Untersuchung wurde im Rahmen einer Semesterarbeit durchgeführt, die wiederum Bestandteil eines grösseren Projektes ist. Das Forschungsprojekt "Verhaltenswirksamkeit von Informationen im Bereich Abfall" wird von der Professur der Umweltnatur- und Sozialwissenschaften (UNS) der ETH Zürich, dem Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), dem kantonalen Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL), Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) und der Stadt Winterthur durchgeführt. Die Motivation für dieses Projekt entspringt Problemen, die durch die Verschmutzung öffentlicher Plätze und Gebäude, von Verkehrsmitteln, Strassen und von halböffentlichen Gebäuden entstehen. Der dadurch entstehende Mehraufwand an Reinigungs- und Entsorgungsarbeiten und damit verbunden auch der Anstieg von Kosten, wird von den betroffenen Behörden und Entsorgungsstellen nicht kommentarlos hingenommen. Daneben wurde in den vergangenen Jahren auch zunehmend beobachtet, dass Abfall mutmasslich falsch entsorgt wurde, sei dies an bestehenden Entsorgungsstätten, in den Säcken des Hauskehrichts oder an illegalen Orten im Wald und anderswo. Auch hier entstehen Mehrkosten, die durch eine Verhaltensänderung der Bevölkerung 9 Semesterarbeit Littering hin zu einem korrekten Entsorgungsveralten vermieden oder zumindest reduziert werden können. Aus diesen beiden Problemfeldern resultieren zwei Hauptgebiete, in denen das Forschungsprojekt "Verhaltenswirksamkeit von Informationen im Bereich Abfall" abläuft. Zum einen betrifft dies die Ursachenforschung, zum anderen betrifft dies Informationsstrategien für Anti-Littering Massnahmen. Die Ursachenforschung hat zum Ziel, Informationen über die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe bei verschiedenen Bevölkerungs- beziehungsweise Personengruppen für die Entwicklung angemessener Informationsstrategien zu erhalten. Mögliche Fragestellungen in diesem Bereich sind: Gibt es Unterschiede im Abfallverhalten von Männern und Frauen? Hat die Gruppengrösse einen Einfluss auf das Littering? Sind kulturelle Hintergründe für ein bestimmtes Abfallverhalten verantwortlich? Bei den Informationsstrategien für Anti-Littering Massnahmen werden folgende Typen von Fragen aufgeworfen: Welche Arten der Information und der Informationsvermittlung erzielen Verhaltensänderungen hin zu einem verminderten Littering? Sind positive Aufforderungen wirksamer als negative Formulierungen? Können schriftliche Informationen besser aufgenommen werden als akustische? Ziel dabei ist es, geeignete Informationsstrategien zu finden, die der jeweiligen Situation angepasst sind. Die vorliegende Semesterarbeit ist in das zweite Hauptgebiet der Informationsstrategien für Anti-Littering Massnahmen einzuordnen. 1.4. Vorhergehende Forschung zu Antilitteringinformation 1.4.1. Litteringuntersuchung in einer Universitätscafeteria In einer Untersuchung von Durdan et al. (1985) wurde die Wirkung von positiv und negativ formulierten Hinweisen gegen das Littering experimentell ermittelt. Dabei wurde jeweils eine allgemeine und eine spezifische Formulierung der Aufforderung nicht zu littern mit den positiven und den negativen Hinweisen 10 Semesterarbeit Littering kombiniert. So gelangten die Untersuchenden zu vier verschiedenen Experimentalbedingungen: Positiver Hinweis in einer allgemeinen Formulierung, Negativer Hinweis in einer allgemeinen Formulierung, Positiver Hinweis in einer spezifischen Formulierung und Negativer Hinweis in einer spezifischen Formulierung. Als Ort des Versuchs diente die Cafeteria der Illinois State University. In Abhängigkeit dieser schriftlich präsentierten Hinweise wurde der Prozentsatz der litternden Personen festgestellt. Zusätzlich wurden als unabhängige Variablen das Geschlecht, das geschätzte Alter, die Gruppengrösse und die Entfernung zu den Abfalleimern erhoben. Das Resultat dieser Untersuchung zeigte, dass positive Formulierungen einen grösseren Einfluss auf eine Verhaltensänderung gegen das Littern hatten als negativ formulierte Hinweise. Dagegen schnitten die allgemeinen und die spezifischen Formulierungen etwa gleich gut ab. 1.4.2. Littering im Footballstadion In einer Untersuchung von Baltes und Hayward (1976) wurden in vier verschiedenen Sektoren eines Footballstadions kleine Papierabfallsäcke mit verschiedenen aufgedruckten Aufforderungen nicht zu littern an die durchmischten Zuschauer (betreffend Alter, Bildungsstand und soziale Schicht) abgegeben. Daneben wurden in zwei weiteren Sektoren Kontrollmessungen durchgeführt. Die Aufschriften auf den Papiertüten waren je eine positive und eine negative Formulierung gegen das Littern, sowie ein positiver Verstärker (Aussicht auf eine Prämie beim Abgeben der Tüte) beziehungsweise eine unbedruckte Tüte ohne jeglichen Text. Untersucht wurde die Wirksamkeit der vier verschiedenen Papiertüten zur Reduktion des liegengelassenen Abfalls im Vergleich zu den Sektoren ohne Papiertüten. In allen vier Bedingungen wurde ein signifikanter Rückgang der Abfallmenge gemessen, jedoch konnte zwischen den verschiedenen Aufschriften kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Die Abfallmenge wurde in dieser Untersuchung als Gewicht des gelitterten Abfalls bestimmt. 11 Semesterarbeit Littering 1.4.3. Auffällige Abfalleimer im Footballstadion Diese Studie von O’Neill et al. (1980) untersuchte den Einfluss von auffällig gestalteten Abfalleimern auf das Wegwerfverhalten von Zuschauern in einem Footballstadion. Dieses Setting wurde für das Experiment ausgewählt, weil hier in der Regel viel Abfall anfällt und zu dessen Entsorgung relativ wenige Eimer zur Verfügung stehen, somit also stark gelittert wird. Nebst handelsüblichen Mülleimern wurden in dieser Untersuchung Eimer mit roten Spitzhüten, wie sie viele Footballzuschauer tragen, aufgestellt. Die modifizierten Eimer trugen zudem auf der Einwurfsklappe die Aufforderung „Push“ und auf deren Rückseite ein „Thanks“. Mit den umgebauten Eimern wurde also ein zweifacher Effekt angestrebt, eine Attraktion der Zuschauer und eine positive Verstärkung ihres ordnungsgemässen Entsorgerverhaltens. Die zwei verschiedenen Ausprägungen der Mülleimer, normal und auffällig, stellten in diesem Experiment die unabhängigen Variablen dar. Als abhängige Variablen wurden die Anzahl und das Gewicht der weggeworfenen Gegenstände in den zwei verschiedenen Mülleimerarten miteinander verglichen. Die Messungen ergaben mehr als das doppelte Gewicht und ziemlich genau die doppelte Anzahl der Müllgegenstände in den auffällig gestalteten Eimern. 1.4.4. Verbale und schriftliche Aufforderungen gegen Littering an einer Highschool Houghton (1993) nimmt Bezug auf verschiedene bereits vorhandene Studien im Bereich des Litterings und er fasst die Erkenntnisse zusammen. So stellt er fest, dass Littering durch geschicktes Platzieren von Abfalleimern reduziert werden kann, und dass auffallende Eimer häufiger genutzt werden als andere. Aber auch, dass junge Leute mehr littern, und dass Informationsstrategien Erfolg bringen können. Er nimmt die Erkenntnisse von Dixon et al. (1992) auf, der verschiedene Informationsstrategien auf ihren Erfolg testete. Dixon arbeitete nicht experimentell, und es liegen von ihm keine statistisch signifikanten Resultate vor, so dass sich der Autor die Aufgabe stellte, die Erkenntnisse Dixons statistisch zu belegen. Dabei verwendete Houghton das Design einer 12 Semesterarbeit Littering Longitudinalstudie mit verschiedenen Interventionen und mehreren Messzeitpunkten. Es wurden zwei High Schools in Australien betrachtet, die beide gleich gross sind und eine ähnliche Schülerschaft haben. Die Messungen wurden in der Cafeteria und auf dem Weg von der Cafeteria zum Schulgebäude gemacht. Ziel der Autoren war es, eine Litterfrequenz zu ermitteln. Deshalb wurde täglich das eingesammelt, was während der 45 min Mittagspause weggeworfen wurde. Diese Menge wurde dann durch die Zeit und die Anzahl Schüler, welche den Weg benutzt haben, geteilt. Die Studie bestand aus fünf Teilen: einer Baselineerhebung, einer verbalen Botschaft, einer visuellen Botschaft, einer Kombination der beiden und einem sogenannten Follow-up. Für die Baseline wurde einfach in beiden Schulen ohne je eine Information gegeben zu haben, die Abfallmenge während fünf Tagen gemessen. Die verbale Ankündigung war, dass ein Lehrer am Morgen in der Stunde die Schüler dazu aufforderte, die Schule sauber zu halten. Nach einer Woche kam die Antilitteringplakates. visuelle Botschaft dazu. Diese Nach wiederum einer Woche war in wurde Form die eines verbale Aufforderung weggelassen. Für das Follow-up wurde sechs Wochen nach der Information ein weiteres Mal gemessen. Das Ergebnis zeigte, dass die verbale Information noch keine signifikante Verbesserung ergab, sondern erst die Kombination. Nach dem Weglassen der verbalen Mitteilung blieb die Abfallmenge signifikant tiefer. Nach sechs Wochen war die Abfallmenge wieder höher, aber immer noch eindeutig tiefer als bei der Baselineerhebung. Der Autor zieht folgenden Schlüsse aus seiner Untersuchung: 1. Verbale und visuelle Information zusammen ergeben einen statistisch signifikanten Effekt. 2. Eine gute Information hat einen lange anhaltenden Effekt. 3. Die verbale Information alleine genügt noch nicht. Erst die Unterstützung durch visuelle Effekte führt zu einer markanten Abnahme des Litterings. 13 Semesterarbeit Littering 4. An Orten, wo bereits wenig gelittert wird, ist eine weitere Reduktion schwierig. (Wege) 5. Man kann sagen, dass die verbale Information die Studenten auf das Problem aufmerksam macht, erst aber die visuelle Kampagne ihnen dann den Hinweis gibt, wie es zu lösen ist. Diese Studie belegt die Effektivität von visueller und verbaler Information auf öffentlichen Plätzen zum ersten Mal sauber und kontrolliert. 1.4.5. Littering als Funktion bereits sichtbaren Litterings und in Abhängigkeit von Aufforderungen Reiter & Samuel (1980) gehen von verschiedenen bereits vorhandenen Studien aus. Insbesondere solche welche sich mit Informationstafeln und der Art der dort verbreiteten Botschaften befassen. Eine Hauptreferenz ist Brehm (1966) welcher herausgefunden hat, dass zu strenge und vorschreibende Botschaften eine "Trotzreaktion" auslösen und nicht den gewünschten Effekt ergeben. Die grössten Erfolge, so Brehm, erreicht man mit positiven Botschaften, die nicht die Freiheit der Entscheidung des einzelnen einschränken. In der Studie wurde der Effekt von verschiedenen Anti-Littering-Tafeln und jener von bereits auf der Strasse liegenden Abfallstücken auf nachkommende Passanten untersucht. Studienobjekt war ein Parkhaus in Sacramento, Kalifornien. Die Passanten dort sind hauptsächlich Einkäufer und Staatsangestellte, die in der Nähe arbeiten. Es wurde die Hypothese formuliert, dass straforientierte und freiheitseinschränkende Botschaften eine ablehnende Haltung hervorrufen und nicht effektiv sind. In einem bereits verschmutzten Gebiet soll mehr gelittert werden als in einem sauberen. Um diese Hypothese zu prüfen, wurde in einem sechsstöckigen Parkhaus jedes Stockwerk mit einem anderen Setting bedacht. Zwei Etagen hatten die Rolle der Kontrolle (kein Zeichen, kein Prelittering), die vier Übrigen wurden zufällig mit den zu prüfenden Hinweisschildern bestückt: zwei mit konstruktiven Mitteilungen (Pitch in! mit Piktogramm), zwei mit einer Drohung (Busse). Je ein 14 Semesterarbeit Littering Stockwerk pro Ausprägung wurde künstlich belittert und eines nicht. Man hatte folglich sechs verschiedene Varianten: konstruktive Botschaft, Drohung und ohne Botschaft jeweils kombiniert mit Prelittering oder ohne. Als Litterobjekte wurden Handzettel mit einer unbedeutenden Botschaft (Danke, dass Sie bei uns eingekauft haben!) auf allen Stöcken gleichzeitig unter die Scheibenwischer geklemmt. Sechs Stunden später wurden die am Boden liegenden Zettel eingesammelt (um sie von den Prelitterzetteln zu unterscheiden, wurden sie markiert). Eine Woche später wurde das Experiment wiederholt. Folgende Resultate wurden erzielt: 1. Anwesenheit von Botschaften alleine reduzierte das Littering gegenüber den jeweiligen Kontrollgruppen. Dies unabhängig von der Art der Botschaft und dem Verschmutzungsgrad. 2. Die konstruktive Botschaft war nicht effektiver als die andere. 3. Bereits beim zweiten Versuchstag war die Wirkung der Zeichen bedeutend weniger hoch als noch beim ersten Mal. Vielleicht haben die Leute auch bemerkt, dass ein Experiment durchgeführt wurde, oder die Signale waren beim zweitenmal nicht mehr neu, womit der Überraschungseffekt kleiner wurde. Diese sehr unterschiedlichen Daten für die zwei Messtage machen Aussagen zu den oben formulierten Hypothesen fast unmöglich. Keine der Hypothesen konnte statistisch belegt oder widerlegt werden. 1.4.6. Rechtfertigungsstrategien In diesem Artikel von Schahn et al. (1995) wurde der Versuch unternommen, die Neutralisationstheorie vom Delinquenz- auf den Umweltbereich zu übertragen. Die Frage, wieso Menschen immer wieder gegen individuell und gesellschaftlich anerkannte Normen verstossen, obwohl sie mit gesellschaftlichen Sanktionen zu rechnen haben, stellt sich nämlich bei kriminalistischem wie umweltschädigendem Verhalten gleichermassen. Als Erklärung für diese scheinbar paradoxe Situation, dass Delinquente auch gegen Normen verstossen, die sie selbst anerkennen, kann als Flexibilität des 15 Semesterarbeit Littering gesellschaftlichen Normensystems bezeichnet werden, also die situative, zeitliche und örtliche Abhängigkeit der Normen. So lässt auch das Strafrecht eine Abwendung von negativen Sanktionen der Gesellschaft zu, sofern durch Rechtfertigungen und Entschuldigungen der Tat eine böswillige Absicht zurückgewiesen werden kann. Rechtfertigungen werden sowohl im Vorfeld der Tat (Schutz vor Selbstvorwürfen und Vorwürfen anderer) als auch im Nachhinein vorgebracht. Rechtfertigungsargumenten Es werden verwendet: dabei sieben Schuldzuweisung Typen ans von Opfer, Verneinung des Unrechts, Ablehnung der Verantwortung (situative Attribution), Verweis auf höhere Gewalt, Verdammung der Ankläger, Deklaration der Tat als Ausnahmeverhalten, Betonung der Notwendigkeit der Tat. Voraussetzung für den Gebrauch von Neutralisierungsargumenten ist, dass die gesellschaftlichen Normen ausreichend internalisiert sind, ansonsten müsste ein Verstoss durch ein abweichendes Normensystem der Delinquenten erklärt werden. Ob allgemein anerkannte Wertvorstellungen gerade beim Littering noch gegeben sind, ist fraglich. Aber gerade der verbreitete Unterschied zwischen dem Umweltbewusstsein - eine abstrakte, gesellschaftlich anerkannte Wertvorstellung - und dem Umweltverhalten von Menschen zeigt, dass auch ein vorbildliches Wertsystem keine Garantie für normengerechtes Verhalten ist. Umweltschädigendes Verhalten geschieht nämlich nicht notwendigerweise aus Absicht, sondern auch aus Bequemlichkeit und Gewohnheit, welche dann als Rechtfertigungsargumente vorgebracht werden. Diese Argumente sollten jedoch nicht gefördert, sondern durch eine Vorwegkonfrontation abgeschwächt und beseitigt werden. Gerade im Umweltbereich bedarf es daher noch eingehender Forschung über die Wirkung von Informationsstrategien, welche gängige Rechtfertigungsargumente für umweltschädigendes Verhalten widerlegen. 1.4.7. Übernommene und abgeänderte Elemente aus den vorhergehenden Forschungen Für das vorliegende Experiment wurde im Vergleich zu Durdan et al. (1985) die Lokalität gewechselt, indem die Untersuchung in einem Kinosaal stattfand. 16 Semesterarbeit Littering Herumliegende Abfallstücke gehören in einem Kinosaal nach dem Ende einer Vorstellung zum täglichen Erscheinungsbild. Deshalb galt das Interesse nicht der unterschiedlichen Wirksamkeit verschiedener Formulierungen, sondern der Wirksamkeit einer Informationsstrategie überhaupt. Es galt die Menge an gelittertem Abfall zu reduzieren, indem bei den Kinobesuchern eine Verhaltensänderung erzeugt werden musste. Diese Verhaltensänderung sollte durch zwei Dias, also ebenfalls einen schriftlichen Hinweis kombiniert mit einer bildhaften Darstellung, hervorgerufen werden. Denn wer findet Abfallstücke auf dem Kinoteppich schon etwas Besonderes und hat das Gefühl, dagegen etwas unternehmen zu müssen? Aus der Untersuchung durch Baltes und Hayward (1976) wurde die Art der Messung übernommen, indem das Gewicht des gelitterten Abfalls im Kinosaal gemessen wurde. Ähnlich wie im Footballstadion überrascht herumliegender Abfall in einen Kinosaal niemanden. Diese Erscheinung gehört an diesen beiden Orten vielmehr zum erwarteten Bild. Es wurde im Kinosaal jedoch auf verschiedene Aufforderungstypen verzichtet. Die allgemeine Wirksamkeit sowie der Einfluss auf das Verhalten der Kinobesucher durch eine bestimmte Informationsstrategie wurden untersucht. 1.5. Bezug zur Strategie von PUSCH Die Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) sowie verschiedenen Gemeinden und Kantonen eine Kampagne gegen Littering lanciert. Der Gedanke und die Form der vermittelten Botschaft ist ähnlich wie die in unserer Arbeit verwendete Formulierung. Deshalb stellen wir die PUSCH-Kampagne kurz vor. Die Ziele, die sich PUSCH für ihre Kampagne gesetzt hat, sind, dass Gemeinden und Unternehmen ihre Infrastruktur in der Abfallentsorgung optimieren, dass die Bevölkerung motiviert wird diese zu benutzen, dass die Wertschätzung für den öffentlichen Raum gesteigert wird und sich die klar definierten Zielgruppen im öffentlichen Raum verantwortungsvoller verhalten (PUSCH 2001). Als 17 Semesterarbeit Littering Zielgruppe wurden stark litternde Bevölkerungsgruppen ausgewählt. Das heisst vorwiegend jugendliche Leute, Kunden von Take Aways sowie Autofahrer und Kunden des öffentlichen Verkehrs. Der Ansporn für die Kampagne gegen Littering ist eigentlich präventiver Natur. Das Problem des Litterings ist in der Schweiz noch nicht gravierend. Die Tendenz zum Littern ist jedoch stark. Man will deshalb bereits zu einem frühen Zeitpunkt mit der Sensibilisierung beginnen, um einen weiteren Anstieg dieses Verhaltens zu verhindern. Streng genommen handelt es sich beim Littering, aus Sicht der Projektverantwortlichen bei PUSCH, nicht um ein eigentliches Umweltproblem, sondern um ein gesellschaftliches beziehungsweise ein ästhetisches Anliegen. Die Informationsstrategie verläuft in verschiedenen Projekten auf unterschiedlichen Ebenen. Auf der einen Seite baut die Kampagne mit Plakaten und Erkennungszeichen sowie einem praktischen Leitfaden für die Gemeinden auf, auf der anderen Seite wurden Strassentheater sowie ein Clean Up Day als Aktivitäten lanciert. Wir beschränken uns hier auf den ersten Teil, da für unsere Arbeit nur jener von Interesse ist. Die Stiftung PUSCH stellt für die Kampagne das Material zur Verfügung. Die Umsetzung und die Durchführung liegt ganz in der Hand der Gemeinde oder des interessierten Unternehmens. Dies ist bewusst so angelegt. Auf diese Art und Weise werden die Behörden, die Unternehmer involviert und identifizieren sich in einem viel höheren Grade mit der Kampagne, als wenn diese von "oben" diktiert würde. Das Material besteht aus Plakaten sowie Klebern und Transparente zur Beschriftung von Abfalleimern. Diese sind alle mit einem einheitlichen Piktogramm und mit einem einladenden Spruch versehen. Auf die Formulierungen auf diesen Klebern werden wir noch detaillierter eingehen. Die Gemeinden und Firmen beziehen ein Set und einen Leitfaden bei PUSCH und montieren die Stickers und Plakate an den gewünschten Orten. Die Kampagne ist sehr stark einheitlich gestaltet. Die angesprochenen Personen sollen erkennen, dass die ganze Kampagne eine Einheit ist. Deshalb wurde auch das 18 Semesterarbeit Littering Piktogramm entworfen. Die bestehenden Ressourcen der Gemeinden oder des Unternehmens sollen gefördert und unterstrichen werden, weshalb die Information direkt auf den Eimern montiert wird. PUSCH setzt ganz bewusst auf eine unterschwellige und unaufdringliche Kampagne. Die Passanten sollen auf keinen Fall provoziert werden. Zu den Botschaften: PUSCH liess von einem Künstler Botschaften formulieren. Diese sind rein intuitiv entstanden. Aus einem Katalog von Formulierungen wurde dann von den Verantwortlichen eine Auswahl getroffen. Die Formulierungen sind absolut nicht wissenschaftlich bewusst ausgewählt oder formuliert worden. Sie wurden jedoch sehr stark den Zielgruppen angepasst. So kommen sie in einer jugendlichen Sprache daher, beispielsweise mit vielen englischen Texten. Alle Sprüche sind positiv formuliert. Dies hat zwei Gründe. Einerseits ist es in den Augen des Projektverantwortlichen aus psychologischer Sicht nicht sinnvoll, negative Botschaften zu verwenden. Er bezieht sich dabei auf die Attributionstheorie (siehe Kapitel 1.6. Psychologische Hintergründe). Schulmeisterliche Mitteilungen führen zu Attributionsfehlern. Auf der anderen Seite steht das rein praktische Argument, dass private Unternehmen bei einer Negativkampagne, die provoziert oder gar die Kundschaft verärgert, nicht mitmachen würden. Eine Erfahrung, die auch wir mit den Kinobetreibern gemacht haben. Die Kampagne arbeitet unterschwellig und spricht die Eigenverantwortung an. Sie ist witzig und fröhlich, um die Leute nicht abzuschrecken. Nur so kann die Botschaft auch aufgenommen und verarbeitet werden. Es soll ein Denkprozess stattfinden, der das eigene Verhalten hinterfragt. Nur ein solcher Denkprozess kann zu einer Verhaltensänderung führen. Die Kampagne ist kein wissenschaftliches Experiment und ist auch nicht als solches konzipiert. Deshalb bestehen auch keine Erfolgskontrollen, was die konkreten Resultate betreffen (Reduktion der Abfallmenge). Es besteht eine Feedbackkultur, was die Umsetzung in den Gemeinden anbelangt. Die Betriebe und Gemeinden, welche Unterlagen von PUSCH eingesetzt haben, melden wie die Umsetzung bei den Passanten angekommen ist und wie die Reaktionen 19 Semesterarbeit Littering waren. So kann abgeschätzt werden, ob das Ziel erreicht wurde, dass die Leute die positiven Botschaften auch als solche aufnehmen. 1.6. Psychologische Hintergründe der gewählten Informationsstrategie Zu Beginn unserer Semesterarbeit entschlossen wir uns für eine Informationsstrategie, über deren Wirkungsweise schon einige interessante Forschungsarbeiten bestehen (siehe Kapitel 1.4. Vorhergehende Forschung zu Antilitteringinformation) – für das Aufzeigen von positiven und negativen gesellschaftlichen Konsequenzen von individuellem Verhalten. Das Problem mit dieser Art von Formulierungen ist, dass sie automatisch viel zu lang sind, um sie für eine Diaprojektion von einigen Sekunden im Kino zu verwenden. Denn die Empfänger hätten auf diese Weise zu wenig Zeit, um die Botschaft zu lesen, zu verstehen und zu verinnerlichen. Deshalb wurde eine zweistufige Informationsstrategie getestet, bei der kurze Slogans - die in der knappen Zeit der Diapräsentation aufgenommen werden können - verwendet wurden. Die erste Stufe weckte die Motivation und das Interesse, das kommende Informationsmaterial nicht nur oberflächlich zu verarbeiten. In der zweiten Stufe wurde die aufgebaute Spannung gelöst und die eigentliche Botschaft übermittelt, wodurch der Informationsgehalt in Kombination von Text und Bild zentral und damit bleibend aufgenommen wurde. Durch die zentrale Informationsverarbeitung (Erläuterungen später in diesem Abschnitt) wurde es möglich, eine Veränderung im Verhalten der Kinobesucher zu erzielen. Die Betreiber des Kinos CINEMAX wünschten ausschliesslich eine positive Formulierung, um ihre Besucher nicht zu vergraulen. Durch die kurzen, prägnanten und jugendlich frischen Slogans der PUSCH-Kampagne inspiriert, gelangten wir schliesslich zur „Alles im Eimer? - Danke.“- Version. Zum Erfolg und Wirkmechanismus dieser besonderen Formulierungsart existieren noch keine eigentlichen Untersuchungen, doch kann für eine mögliche Erklärung das „Elaboration Likelihood Model of Persuasion“ (ELM) von Richard E. Petty & John T. Cacioppo herangezogen werden. 20 Semesterarbeit Littering Petty und Cacioppo (1986) setzen zwei Wege zur Informationsverarbeitung voraus, den zentralen und den peripheren Weg, welche je nach Ausprägung verschiedener situationaler und persönlicher Variablen vom Empfänger eingeschlagen werden. Hohe Motivation Starke Argumente • • • Zentrale Verarbeitung Motivation Verarbeitungspräferenz Fähigkeiten simple cues Verhaltenswirksamkeit Persistenz Resistenz Periphere Verarbeitung Abb. 1 Zentrale und periphere Informationsverarbeitung Zentrale Informationsverarbeitung bedeutet, dass Botschaften eingehend und sorgfältig auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und mit eigenen Standpunkten und Einstellungen verglichen werden. Um beim Empfänger eine Haltungs- oder sogar eine Verhaltensänderung zu bewirken, muss die vorgebrachte Botschaft starke Argumente und eine hohe Relevanz für die eigene Person aufweisen. Informationen und Überzeugungen, die über den zentralen Weg zum Empfänger gelangen, weisen eine grosse Resistenz gegenüber anderen Meinungen auf, sind über die Zeit persistenter und zeigen eine hohe Verhaltenswirksamkeit. Zur peripheren Informationsverarbeitung werden einfache Hinweise (simple cues) anstelle schwerwiegender Tatsachen und Beweise verwendet. Die Prüfung dieser Hinweise geschieht dementsprechend oberflächlich und passiv über deren Attraktivität und Sympathie für den Empfänger statt über deren Informationsgehalt. Peripher verarbeitete Mitteilungen verfügen deshalb nur über eine geringe Persistenz und Resistenz und sind nicht verhaltenswirksam. 21 Semesterarbeit Littering Ob eine Person Nachrichten peripher oder zentral verarbeitet, hängt zum einen von den persönlichen Verarbeitungspräferenzen ab, zum andern von der Motivation und Fähigkeit dieser Person, die Nachricht zu evaluieren. Die Motivation wird durch die persönliche Relevanz und Verantwortung, sowie durch das Bedürfnis nach Kognition bestimmt. Bei der Formulierung von Botschaften ist es von zentraler Bedeutung, die Argumente und cues empfängergerecht zu wählen. Wichtig ist deshalb, dass cues für den Empfänger attraktiv und ansprechend und Argumente auf die Anspruchsgruppe zugeschnitten sind. Es hat sich zum Beispiel bei einer Nichtraucher- Kampagne für Teenager in den USA herausgestellt, dass gesundheitliche Argumente eine geringe persönliche Relevanz für Teenager aufweisen, und eine Argumentation über soziale Faktoren besser wirkt. Die Fähigkeit, eine Botschaft zentral zu verarbeiten, ist abhängig von der Verständlichkeit und der Anzahl Wiederholungen der Information, wie auch von der Ablenkung während der Konfrontation mit der Information und den vorausgehenden Kenntnissen des Empfängers über den Gegenstand der Information. Wird die zentrale Route eingeschlagen, sind Motivation und Fähigkeit, die Mitteilung gründlich zu prüfen, hoch und in der Mitteilung werden überzeugende Argumente gesucht, um sich ein Bild über den Wahrheitsgehalt und die Richtigkeit der Botschaft zu machen. Im peripheren Fall sind Motivation und Fähigkeit zur gründlichen Evaluation gering, und einfache Hinweise genügen dem Empfänger zur Beurteilung der Mitteilung auf ihre Verlässlichkeit, was vor allem in der Werbung ausgenützt wird. Da die Mehrheit der Menschen, wie sich herausgestellt hatte, die meiste Zeit im peripheren Modus arbeitet („lazy thinkers“), sind Werbespots und Plakate reich an cues und arm an Argumenten, wie der Webpage der West Virginia University (www.as.wvu.edu) zu entnehmen ist. Wie lockt man nun die Empfänger aus ihrem peripheren Verarbeitungszustand heraus, gerade wenn bekannt ist, dass Menschen mehrheitlich in diesem Zustand verharren und anzunehmen ist, dass die Motivation, eintreffende 22 Semesterarbeit Littering Informationen zentral zu verarbeiten, bei Kinobesuchern eher gering ist? Petty und Cacioppo (1986) erachten die persönliche Relevanz einer Mitteilung als zentrale Variable, was das Umschalten auf die zentrale Verarbeitung angeht. Mit der Frage „Alles im Eimer?“ auf unserem ersten Dia wird ein direkter Draht zum Empfänger hergestellt, und er kann sich der persönlichen Betroffenheit nicht entziehen. Hinzu kommt die Rhetorik und Ambiguität der Frage, welche beim Empfänger eine kognitive Spannung erzeugt, die durch das Verstreichen der Zeit bis zum zweiten Dia anhält oder sich noch verstärkt. Nach Cohen, Stotland & Wolfe (1955) besitzt jedes Individuum ein Bedürfnis nach Kognition („need for cognition“), d.h. ein Bedürfnis, die erlebte Welt zu verstehen und zu erklären. Beim Versuch, die strukturelle Ambiguität der Botschaft und somit die kognitive Spannung aufzuheben, wird der Empfänger die Bedeutung der Frage nach einer konstanten Abfolge, von der wahrscheinlichsten zur unwahrscheinlichsten Bedeutung, durchprüfen. Er wird daher zum Schluss kommen, dass „Alles im Eimer?“ höchstwahrscheinlich die gängige, umgangssprachliche Formulierung für die Frage danach, ob alles hinüber sei, darstellt. Diese Schlussfolgerung löst im Kontext des Kinos eine erneute kognitive Spannung (Wer fragt mich schon im Kino, ob bei mir alles hinüber sei?) aus, die dann erst nach einigen Sekunden durch das zweite Dia, welches den richtigen Kontext nachliefert, aufgehoben wird. Der Empfänger sieht nun beim Erscheinen des Abfallpiktogramms auf dem zweiten Dia ein, dass das erste Dia, ihn danach gefragt hat, ob er seinen Abfall auch in den dafür vorgesehenen Abfalleimer entsorgt hat. Durch den Wechsel von der abstrakten Bedeutung zur konkreten Bedeutung von „Eimer“ wird der Begriff doppelt, d.h. sprachlich und bildhaft gespeichert und deshalb besser erinnert. Das „Danke. Ihr CINEMAX-Team“ soll einerseits die korrekten Entsorger loben und sie in ihrem Tun positiv verstärken. Andererseits sollen diese Worte den Litterern und denen, die Littering vorgehabt haben, ein schlechtes Gewissen einflössen und sie für ihr Verhalten und ihre Intentionen positiv bestrafen. Alles in allem sollten die Formulierung und die Art und Weise der Darbietung unserer Information zu einer zentralen Verarbeitung derselben führen und der Inhalt sollte somit eine Verhaltenswirksamkeit entfalten. 23 Semesterarbeit Littering Die Attributionstheorie ist ebenfalls eine der zentralen Theorien der Sozialpsychologie. Sie besagt, dass Menschen immer die Ursachen finden wollen, um ein soziales Ereignis zu erklären. Wir sind ständig auf der Suche nach dem Warum? Fritz Heider, der Begründer der Attributionstheorie, spricht vom intuitiven Psychologen, der in jedem von uns steckt. Wir erklären ein Ereignis und schreiben ihm eine Ursache zu. Die Ursache kann für uns in der Situation oder in der Person liegen. Man spricht von der situationalen Verursachung oder von der internalen, dispositionalen Verursachung. Bei der Kausalzuschreibung unterläuft uns ständig ein Fehler, der sogenannte fundamentale Attributionsfehler. Das heisst, dass wir eigenes Verhalten anders erklären als das Verhalten anderer Personen. Unser eigenes negatives Verhalten erklären wir öfter mit der Situation und den Umständen, während das gleiche negative Verhalten bei anderen Personen internal, also aus der Persönlichkeit heraus, erklärt wird. Bei positivem Verhalten ist diese Zuschreibung genau umgekehrt. Wir schätzen unser Verhalten folglich positiver ein als das der anderen. Wenn wir im Beriech des Litterings arbeiten und insbesondere mit Informationsstrategien gegen Littering, müssen wir uns diesen fundamentalen Attributionsfehler immer wieder ins Bewusstsein rufen. Diese Mechanismen spielen hier eine bedeutende Rolle. Auch Littering wird unterschiedlich bewertet: Je nachdem ob wir selber littern oder andere beim Littern beobachten. Unser eigenes Verhalten schreiben wir der Umgebung und der Situation zu. Hier fallen Erklärungen wie, dass keine Eimer vorhanden waren, dass der Platz bereits verschmutzt war etc. Während wir die Ursache für das Littern bei anderen Personen mit Verantwortungslosigkeit, schlechter Erziehung etc. erklären. Eine Informationsstrategie muss so formuliert sein, dass die angesprochenen Personen die Botschaft auf sich selber beziehen. Es soll nicht der Effekt hervorgerufen werden, dass sie an die anderen Passanten denken, sondern dass das eigene Verhalten überdacht wird. Negative Botschaften werden fast 24 Semesterarbeit Littering ausschliesslich auf andere Menschen übertragen. Wir fühlen uns nicht selber angesprochen. Wir sehen uns in der Rolle des durch die anderen gestörten Passanten und nicht als Verursacher. Wir erklären eine eigene negative Handlung nicht mit unserer Person. Deshalb muss eine Botschaft positiv formuliert sein. Positives Verhalten erklären wir viel eher mit den persönlichen Elementen. Wir wollen mit unserer Botschaft die Kinobesucher dazu antreiben, das eigene Verhalten zu überdenken. Dies geht mit einer positiven Botschaft, die keinen Ärger hervorruft, weit besser als mit einer negativen. So laufen wir nicht Gefahr, dass die Botschaft nur auf die anderen Besucher übertragen wird, im Stil von: "Endlich sagt es denen jemand!" Ein weiteres Fazit aus dieser Theorie ist, dass die Situation so gestaltet werden muss, dass die Besucher ihr Verhalten nicht damit erklären können. Die Infrastruktur muss so gegeben sein, dass es gar nicht die Möglichkeit der Ausrede gibt. Wir müssen darauf achten, dass im Kinosaal in beiden Untersuchungsbedingungen beispielsweise genügend und gut positionierte Abfalleimer vorhanden sind. 1.7. Hypothese Nullhypothese: Eine Information, die in einem Kinosaal durch zwei aufeinander abgestimmte Dias vermittelt wird, die den Kinobesucher darauf aufmerksam machen, den Abfall korrekt in die Abfalleimer zu entsorgen, bewirkt keine Verhaltensänderung und somit keine Reduktion der gelitterten Abfallmenge im betreffenden Kinosaal. Alternativhypothese: Eine Information, die in einem Kinosaal durch zwei aufeinander abgestimmte Dias vermittelt wird, die den Kinobesucher darauf aufmerksam machen, den Abfall korrekt in die Abfalleimer zu entsorgen, bewirkt eine Verhaltensänderung und somit eine Reduktion der gelitterten Abfallmenge im betreffenden Kinosaal. Unabhängige Variable: Dias mit der Aufforderung, den Abfall korrekt zu entsorgen (gezeigt versus nicht gezeigt). Abhängige Variable: Gewicht des gelitterten Abfalls pro Kinobesucher. 25 Semesterarbeit Littering 2. Methode: Setting und experimentelles Design Mit dem vorliegenden Experiment wurde das Ziel verfolgt, eine Veränderung im Litteringverhalten von Kinobesuchern zu erreichen. Die Menge des gelitterten Abfalls sollte durch eine einheitliche zweistufige Informationsstrategie reduziert werden können. Als Untersuchungsort wurde der grösste der zehn Kinosäle im Zürcher Kinokomplex „Cinemax“ ausgewählt. Dieser Saal fasst total 501 Besucher, wobei 366 Plätze im Parterre und 135 Plätze auf dem Balkon angeboten werden. Das „Cinemax“ besitzt einen Vorraum zu den Kinosälen, in dem an zwei Theken Popcorn, Getränke, Glaces und verschiedene Schokoriegel verkauft werden. Die Tickets für die verschiedenen Filme werden an den Aussenkassen verkauft. Die Kinobesucher haben also die Möglichkeit, sich vor der Vorstellung oder während der Pause mit Ess- und Trinkwaren zu versorgen, die alle in grosszügigen Verpackungen verkauft werden. Um den anfallenden Abfall ordnungsgemäss entsorgen zu können, stehen im Vorraum sowie in den Kinosälen zahlreiche Abfalleimer zur Verfügung. Das Personal im „Cinemax“ setzt sich aus einem Supervisor, einem Operateur für das Abspielen der Filme, zwei Kassiererinnen und zwei bis sechs Angestellten für die Ticketkontrolle, die Bedienung an den Theken sowie das rasche Säubern der Kinosäle zwischen den Vorstellungen zusammen. Hinzu kommen einige Personen im Putzpersonal, die an den Vormittagen, wenn keine Filme gezeigt werden, die notwendigen Reinigungsarbeiten erledigen. Geführt wird der Betrieb „Cinemax“ von Frau Widler und Herrn Schmid. Während der Durchführung des Experimentes wechselte das Personal beinahe täglich, so dass jeweils neue Instruktionen erforderlich waren. Dies waren die Rahmenbedingungen, in denen das Experiment zur Reduktion des Litterings durchgeführt wurde. In der Experimentalbedingung wurden zwei aufeinanderfolgende Dias präsentiert, während in der Kontrollbedingung diese Dias weggelassen wurden. 26 Semesterarbeit Littering Die zwei Dias enthielten den Text: „Alles im Eimer?“ und „Danke Ihr CinemaxTeam“, wobei das zweite Dia durch ein Piktogramm unterstützt wurde, auf dem ein Männchen Abfallstücke in einen Eimer wirft, und der Name „Cinemax“ im firmeneigenen Logo dargestellt wurde. Die Schrift wurde in weiss auf dunkelblauem Hintergrund präsentiert (7.2. Dias). Im Programmablauf wurden die Diaserie mit Werbungen und Hinweisen der Kinobetreiber, die Werbeclips, die Filmvorschauen, der erste Teil des Hauptfilms, die Pause mit dem Pausendia (Solero) und der zweite Teil des Hauptfilms in dieser Reihenfolge gezeigt. Die experimentellen Hinweisdias wurden in der Versuchsbedingung nach den Dias mit den Mitteilungen der Kinobetreiber gezeigt. Als Hauptfilm wurde die Hollywoodproduktion „Pearl Harbor“ gezeigt. Der Film dauert 183 Minuten und behandelt den historischen Stoff des Angriffs der Japaner auf die amerikanische Pazifikflotte am Sonntag, 7. Dezember 1941 in Pearl Harbor, was das Eintreten der Amerikaner in den 2. Weltkrieg auslöste, sowie den anschliessenden Vergeltungsschlag der Amerikaner auf Tokio. Der Film zeigt an amerikanischen zentraler Stelle Kampfpiloten und die Dreiecksbeziehung einer zwischen Krankenschwester, aber zwei auch eindrucksvolle Kampfszenen aus dem Kriegsgeschehen. Die Messungen für das Experiment wurden während zwei Wochen vom 7. Juni bis zum 20. Juni 2001 durchgeführt. Während der ersten Woche (Donnerstag, 7. Juni bis Mittwoch, 13. Juni 2001) wurden die zwei Hauptvorstellungen um 17.00 Uhr und um 20.30 Uhr untersucht. In der darauffolgenden zweiten Woche (Donnerstag, 14. Juni bis Mittwoch, 20. Juni 2001) wurde jeweils die einzige Hauptvorstellung um 19.30 Uhr gemessen. Im Ablauf der Woche gab es ein erhöhtes Besucheraufkommen an den Wochenendtagen von Freitag bis Sonntag. Am Montag war jeweils der sogenannte Kinoabend mit reduzierten Eintrittspreisen. Gemessen wurde das Gewicht des Abfalls, der nicht ordnungsgemäss entsorgt wurde. Nicht ordnungsgemässe Entsorgung bedeutet, dass die Abfallstücke auf dem Boden oder auf den Sitzen im Kinosaal liegen blieben. Vor den 27 Semesterarbeit Littering Vorstellungen wurde der Kinosaal jeweils gesäubert, so dass keine Abfallstücke auf dem Boden oder auf den Sitzen zu finden waren. Nach der Vorstellung wurden alle Abfallstücke gesammelt und gewogen. Für den Wägevorgang (7.5. Anleitung zum Wägevorgang) wurde eine Personenwaage der Marke „Soehnle“ benutzt, welche bei einem Maximalgewicht von 150 Kilogramm eine Präzision von 100 Gramm aufweist. Zuerst stellte sich die bearbeitende Person ohne Abfall auf die Waage und notierte das angezeigt Gewicht (in Kilogramm) auf dem Protokollblatt (7.4. Protokollblatt). Danach stellte sich dieselbe Person mit dem Abfall auf die Waage, ohne dass ein anderer Parameter verändert wurde und notierte ebenfalls das angezeigte Gewicht (in Kilogramm). Der Messwert ergab sich aus der Differenz der beiden Gewichte und war somit die Abfallmenge in Kilogramm. Zusätzlich wurde die Anzahl Kinobesucher erhoben, indem die Besucherzahlen anhand der verkauften Eintritte durch die Kinobetreiber zur Verfügung gestellt wurden. Das Gewicht scheint mit Blick auf den Putzaufwand des Kinopersonals nicht unbedingt die idealste Form zur Erfassung der Littermenge zu sein. Vielmehr müsste der Abfall sortiert und die Häufigkeit der Stücke nach verschiedenen Kategorien bewertet werden. Doch dieser Arbeitsaufwand hätte den Rahmen einer Semesterarbeit überschritten und zusätzliche Stunden der Nachtarbeit während des laufenden Semesters beschert. Der Entscheid, das Gewicht des gelitterten Abfalls zu erheben, konnte bei der Durchführung gerechtfertigt werden, denn die befürchteten Probleme mit grossen und schweren Litterstücken bestätigten sich nicht. Wichtig war, dass ausser des zu untersuchenden Einflusses der beiden Dias keine weitere Variable systematisch verändert wurde. Aus diesem Grund wurden die Messungen immer im selben Saal, mit dem selben Film und zu den drei selben Zeiten erhoben. Die Entscheidung, ob an einem Tag die Dias gezeigt wurden oder nicht, wurde für die erste Woche mittels Münzwurf entschieden. Für die zweite Woche wurde die jeweils andere Bedingung gewählt, um einen eventuellen Effekt der Wochentage kontrollieren zu können (7.3. Messplan). 28 Semesterarbeit Littering Damit die Messwerte miteinander vergleichbar waren, wurde die Abfallmenge (in Kilogramm) durch die Anzahl Besucher geteilt und mit einem Faktor 1000 multipliziert, so dass Werte in Gramm pro Kinobesucher erreicht wurden. Diese Werte wurden mit dem Computerprogramm SPSS einem zweiseitigen t-Test unterzogen. Daneben wurde mittels einfaktorieller Varianzanalysen der Einfluss der möglichen Störvariablen Wochentag, Vorstellungszeit und Anzahl Besucher untersucht. Zudem wurde auch eine mehrfaktorielle Varianzanalyse durchgeführt, um das Zusammenwirken der Informationsstrategie mit anderen denkbaren Einflussfaktoren beurteilen zu können. 29 Semesterarbeit Littering 3. Ergebnisse Die Dateninterpretation erfolgte in mehreren Schritten. In der ersten Auswertung wurde getestet, ob die Bedingung mit oder ohne Dias überhaupt einen signifikanten Einfluss auf die Menge gelitterten Abfalls pro Person hat. Konkret, ob sich die Littermenge verringert hat mit dem Zeigen der Dias. Diese Analyse rechneten wir mit einem zweiseitigen t-Test. In einem zweiten Schritt wurden die möglichen Einflüsse verschiedener anderer Grössen wie dem Wochentag, der Vorstellungszeit und der Besucherzahl auf die Menge gelitterten Abfalls getestet. Jeder dieser Parameter wurde einzeln mit einer einfaktoriellen Varianzanalyse geprüft. Zum Schluss führten wir zusätzlich noch eine dreifaktorielle Varianzanalyse Untersuchungsbedingung, mit Vorstellungszeit, den unabhängigen Variablen und Wochentag durch, um den Einfluss der potentiellen Störvariablen im Zusammenwirken zu kontrollieren. Zur Übersicht die Tabelle 1 mit den Mittelwerten und Standardabweichungen der erhobenen Littermengen pro Person in Abhängigkeit der Bedingung mit und ohne Dias. Tabelle 1: Mittelwerte und Standardabweichungen der Littermengen mit und ohne Dias mit Dias ohne Dias Mittelwert Standardabweichung Mittelwert Standardabweichung 18.82 7.51 25.44 3.74 3.1. Zweiseitiger t-Test Mit einem einfachen zweiseitigen t-Test wurde die Signifikanz der Verbesserung getestet. Um diese Statistik zu rechnen, musste zuerst ein Levene's Test auf die Gleichheit der Varianz durchgeführt werden. Die Gleichheit war gegeben. Der t-Test überprüft, ob sich die beiden Datengruppen (Littermenge mit Dias und ohne Dias) nur zufällig unterscheiden, oder ob die Abweichungen systematisch erfolgen. Es wird davon ausgegangen, dass beide Verteilungen unabhängig sind und ungefähr einer Normalverteilung entsprechen. 30 Semesterarbeit Littering Tabelle 2: Test-Statistik, t-Test for Equality of Means (=Test auf gleiche Mittelwerte) t-Wert Abfall pro Person -2.517 Freiheitsgrade Signifikanz Hauptunterschied 19 0.021 -6.6226 Die Daten sind, wie in der Tabelle 2 zu sehen ist, auf einem Niveau von 95% signifikant. Das heisst, es findet eine Verminderung der gemessenen Abfallmenge in der Bedingung mit den Dias statt. 3.2. Einfaktorielle Varianzanalysen der möglichen Störvariablen Da wir wissen wollten, ob die Veränderung des Verhaltens alleine auf die Bedingung zurückzuführen ist, mussten mögliche weitere Variablen, die einen Einfluss haben könnten, systematisch auf ihren Einfluss getestet werden. Als erste Störvariable prüften wir den Einfluss des Wochentags auf die Menge gelitterten Abfalls. Man kann den Eindruck gewinnen, dass der Wochentag einen Einfluss auf die Littermenge hat. Wir rechneten eine einfaktorielle Varianzanalyse. Im gebildeten Modell sind die Littermenge die abhängige Variable und die Wochentage die unabhängige Variable. Tabelle 3: Messungen an den verschiedenen Wochentagen Wochentag Mittelwert Gelittertes Standardabweichung Gelittertes Vorstellungen mit Dias Vorstellungen ohne Dias Total Vorstellungen Mo 24.48 4.1 1 2 3 Di 20.08 4.54 3 0 3 Mi 24.47 3.41 2 1 3 Do 17.97 9.07 2 1 3 Fr 17.1 9.07 1 2 3 Sa 27.41 4.89 1 2 3 So 22.28 9.69 1 2 3 Die Analyse zeigte, dass der Einfluss des Wochentags nicht signifikant ist, F(6, 14) = 0.90, p = .519 (p > 0.05). 31 Semesterarbeit Littering In der Tabelle 3 fällt auf, dass die Wochentage Dienstag, Mittwoch und Donnerstag mehr Messungen mit Dias aufweisen, wogegen die Tage Montag, Freitag, Samstag und Sonntag überwiegend Messungen ohne Dias aufweisen. Dieser Tatsache wird im Teil mit den multiplen Auswertungen Rechnung getragen. Als weitere mögliche Störvariable wurde der Einfluss Vorstellungszeit (17.00 Uhr, 19.30 Uhr und 20.30 Uhr) auf die Menge liegengelassenen Abfalls untersucht. Die Tabellenwerte in Tabelle 4 vermitteln den Eindruck, dass dieser Einfluss gegeben ist. Analog zu oben wurde eine einfaktorielle Varianzanalyse gerechnet mit der Littermenge als abhängige Variable und der Vorstellungszeit als unabhängige Variable. Tabelle 4: Messungen zu den unterschiedlichen Vorstellungszeiten Zeit Mittelwert Gelittertes Standardabweichung Gelittertes Vorstellungen mit Dias Vorstellungen ohne Dias Total Vorstellungen 17.00 20.39 7.48 3 4 7 19.30 19.26 7.65 5 2 7 20.30 26.26 2.4 3 4 7 Die Analyse zeigte, dass der Einfluss der Vorstellungszeit nicht signifikant ist, F(2, 18) = 2.46, p = .113 (p > 0.05). Ebenfalls einen Einfluss auf die Messwerte könnte die Anzahl im Saal anwesender Besucher haben. Die Tabelle 5 zeigt, wie viele Besucher im Durchschnitt mit welcher Ausprägung des Experimentes konfrontiert wurden. Auch hier wurde ein Modell mit der Littermenge als abhängiger Variable und der Besucheranzahl als unabhängiger Variable gerechnet. Tabelle 5: Mittelwerte und Standardabweichungen der Besucherzahlen bei Vorführungen mit und ohne Dias Bedingung Mittelwert Besucher Standardabweichung Besucher Mit Dias 181.273 49.146 Ohne Dias 233.5 51.544 32 Semesterarbeit Littering Die Analyse zeigte, dass der Einfluss der Besucherzahl nicht signifikant ist, F(1, 19) = 0.39, p = .54 (p > 0.05). Zudem konnte mit einem t-Test gezeigt werden, dass zwischen den Vorstellungen mit Dias und denen ohne Dias kein signifikanter Unterschied in der Anzahl der Besucher besteht, t(19) = 0.733, p = .472 (p > 0.05). Mit diesen Tests konnte gezeigt werden, dass weder die Wochentage, die Vorstellungszeit noch die Besucherzahl einen signifikanten Einfluss auf die Littermenge haben. 3.3. Multiple Auswertung Der Einfluss der Variablen Besucherzahl, Vorstellungszeit und Wochentag konnte somit als alleinerklärende Variablen jeweils ausgeschlossen werden. Um aber den Einfluss der denkbaren Störvariablen in Kombination mit der Untersuchungsbedingung ausschliessen zu können, wurde ergänzend eine mehrfaktorielle Analyse durchgeführt, bei der die Vorstellungszeit und die Wochentage einbezogen wurden. Auf die Berücksichtigung der Besucherzahl konnte verzichtet werden, da bereits bei den einfaktoriellen Auswertungen (Kapitel 3.2.) gezeigt werden konnte, dass die Besucherzahl keinen Einfluss auf die Littermenge ausübt, und sich zwischen den Vorstellungen mit und ohne Dias keine signifikanten Unterschiede zeigen. Eine Varianzanalyse mit allen Wochentagen einzeln in Kombination mit der Vorstellungszeit und der Untersuchungsbedingung war nicht möglich, da hier die Anzahl der resultierenden Freiheitsgrade des varianzanalytischen Modells (inklusive der Wechselwirkungen) deutlich grösser wäre als die Anzahl von 21 unabhängigen Daten (Anzahl gemessener Vorstellungen). Um dennoch eine aussagekräftige Analyse mit Hinblick auf den Effekt der verschiedenen Untersuchungsbedingungen zu erreichen, wurden die Wochentage in eine geänderte numerische Form gebracht. Dazu wurde eine neue Variable (Tag1_2) definiert. Den Wochentagen mit überwiegend Messungen mit Dias (Dienstag, Mittwoch und Donnerstag) wurde der Wert 2 und den übrigen Tagen (Montag, 33 Semesterarbeit Littering Freitag, Samstag und Sonntag), die häufiger ohne Dias gemessen wurden, der Wert 1 zugewiesen. Auf dieser Basis untersuchten wir mittels einer dreifaktoriellen Varianzanalyse den Einfluss der unabhängigen Variable Bedingung (Dias ja oder nein), unter Berücksichtigung der zusätzlichen unabhängigen Variablen Wochentag und Vorstellungszeit auf die abhängige Variable Littermenge pro Person . Die Varianzanalyse zeigte, dass der Effekt der Dias unter Berücksichtigung von Wochentag und Vorstellungszeit als einziger Faktor einen signifikanten Beitrag zum Modell liefert, F(1, 16) = 5.07, p < 0.05 3.4. Fazit Die Statistik liefert uns folgende Erkenntnis: Als einzige Variable erklärt die Experimentalbedingung (mit oder ohne Dias) die Verminderung der Menge gelitterten Abfalls. Alle anderen Störvariablen können sowohl als Einzelvariablen wie auch in Kombination als beeinflussende Grössen ausgeschlossen werden. Das heisst: Die signifikante Verbesserung der Littermenge ist auf das Zeigen der Dias zurückzuführen. 34 Semesterarbeit Littering 4. Diskussion Die Auswertung der gesammelten Daten zeigt, dass das Gewicht des gelitterten Abfalls durch zwei aufeinanderfolgende und aufeinander abgestimmte Dias mit der Aufforderung, den Abfall in die Eimer zu entsorgen, im Kinosaal reduziert werden kann. Die zweistufige Informationsstrategie zeigte bei den Kinobesuchern die erwünschte Wirkung. Dagegen bleiben die Parameter Wochentag, Vorstellungszeit und Besucherzahl sowohl einzeln, wie auch im Zusammenwirken ohne signifikanten Einfluss auf die Littermenge. Deshalb kommen wir zum Schluss, dass der entscheidende Faktor für die beobachtete Verhaltensänderung das Zeigen der Dias ist. Er ist auf dem Niveau von 95% signifikant. Bereits Untersuchungen von Baltes & Hayward (1976) und Durdan et al. (1985) haben gezeigt, dass schriftliche Aufforderungen und Hinweise eine Verhaltensänderung bei den Empfängern hervorrufen können. Dabei spielte die Art der Formulierungen eine Rolle, jedoch nicht die erwartet grosse, vielmehr war das Vorhandensein der Information Grund genug, weniger Abfall zu littern. Somit kann das Ergebnis dieses Experimentes die Bestätigung der bereits gemachten Untersuchungen für einen neuen Modellraum, den Kinosaal, liefern. Es stellt sich die Frage, inwieweit das verwendete Setting auf andere Situationen übertragen werden kann. Kann beispielsweise die gelitterte Abfallmenge in einer Bahnhofhalle, im Zug oder im Flugzeug reduziert werden, wenn zwei Dias mit der entsprechenden Aufforderung präsentiert werden? Und gibt es nicht doch auch einen Effekt bei unterschiedlichen Formulierungen? Solche Fragen könnten in weiteren experimentellen Anordnungen untersucht werden. Für den betrachteten Untersuchungsraum könnte man sich Designs vorstellen, die in anderen Kinos, anderen Sälen oder bei der Vorführung anderer Filme durchgeführt werden. Welchen Einfluss diese Grössen ausüben, konnte bisher nicht untersucht werden. Wichtig erscheint auch der Zeitpunkt für das Zeigen der Dias. Im vorliegenden Experiment wurden die Dias ganz zu Beginn des Programms gezeigt, nicht jedoch vor der Pause, wo die meisten 35 Semesterarbeit Littering Getränke und Popcorn gekauft werden. Die Wirkung der Aufforderung könnte also noch grösser sein, falls die Dias genau dann gezeigt werden, wenn die Kinobesucher potentielle Abfallstücke erwerben. Zudem dürfte es interessant sein zu untersuchen, wie lange der Effekt der reduzierten Littermenge erhalten bleibt, wenn die Dias nicht mehr gezeigt werden. Aus diesen Gründen wäre es ratsam, ein solches Experiment über längere Zeit laufen zu lassen. Einer solchen Frage sind Reiter & Samuel (1980) nachgegangen. Sie fanden heraus, dass mit der Zeit eine Abschwächung des Reduktion des gelitterten Abfalls auftrat, die einerseits auf den fehlenden Überraschungseffekt oder andererseits auf eine Trotzreaktion der Menschen zurückzuführen sein könnte, die sich bevormundet fühlten. Damit stellt sich die Frage, wie weit man mit den Formulierungen auf den Dias gehen dürfte. Muss nicht darauf geachtet werden, dass die Personen, die mit der Aufforderung nicht zu littern in Kontakt treten, nicht vor den Kopf gestossen werden, weil ihnen das Gefühl gegeben wird, sie würden sich völlig falsch verhalten? Doch darf die Gestaltung der Dias auch nicht zu langweilig und unauffällig sein, denn sonst werden diese gar nicht wahrgenommen und können ihre erhoffte Wirkung nicht entfalten. Es ist anzunehmen, dass es einen Punkt gibt, bei dem eine weitere Reduktion der Littermenge kaum mehr möglich ist; dann nämlich, wenn grundsätzlich wenig gelittert wird. Aus diesem Grund war der Kinosaal der ideale Ort, um ein solches Experiment durchzuführen. Aber auch die erwähnten Bahnhofhalle, Züge und Flugzeuge wären interessante Untersuchungsobjekte. Schliesslich würde auch die Meinung der Versuchspersonen interessieren, die ohne es zu wissen an einem Experiment teilgenommen haben. Waren ihnen die beiden Dias aufgefallen? Welche Gefühle lösten die Dias bei ihnen aus? Haben sie den Abfall aufgrund der Dias nicht auf dem Boden liegen lassen? Solche Fragen könnte man den Kinobesuchern mittels eines Fragebogens stellen, um zu erfahren, was in ihnen vorgegangen ist, als die Dias gezeigt wurden. So liesse sich auch herausfinden, ob der verwendete Spruch zu langweilig oder zu aufdringlich ist. Diese Fragen konnten 36 im Rahmen der vorliegenden Semesterarbeit Littering Semesterarbeit nicht beantwortet werden. Eine weitere Untersuchung zur „Alles im Eimer“-Strategie, möglicherweise im Vergleich zu anderen Strategien, könnte darüber mehr Klarheit verschaffen und so Verbesserungspotentiale für elaborierte Informationsstrategien zur Verminderung von Littering aufzeigen. 37 Semesterarbeit Littering 5. Literaturverzeichnis Baltes, M. M., & Hayward, S. C. (1976). Application and evaluation of strategies to reduce pollution: Behavioral control of littering in a football stadium. Journal of Applied Psychology. Vol 61 (4), 501-506. Brehm J. W. A. (1966). Theory of psychological reactance. Academic Press, New York. Cohen A., Stotland E. & Wolfe D. (1955). An experimental investigation of need for cognition. Journal of Abnormal and Social Psychology, 51, 291-194. Dixon R. S., Knott T., Rowsell H., Sheldon L and Moore D. W. (1992). Prompts and posted feedback: in search of an effective method of litter control. Behavior Change. Vol. 9 (1), 2-7. Durdan, C. A., Reeder, G. D., & Hecht, P. R. (1985). Litter in a university cafeteria: Demographic data and the use of prompts as an intervention strategy. Environment & Behavior. Vol. 17 (3), 387-404. Houghton, S. (1993). Using verbal and visual prompts to control littering in high schools. Educational Studies. Vol. 19 (3), 247-254. O’Neill George W., Blanck Linda S. & Joyner Marcia A. (1980). The use of stimulus control over littering in a natural setting. Journal of Applied Behavioural Analysis, Vol. 13, 379-381. Petty Richard E. & Cacioppo John T. (1986). The Elaboration Likelihood Model of Persuasion. Advances in Experimental Social Psychology. Vol. 19, 123-192. Reiter, S. M., & Samuel, W. (1980). Littering as a function of prior litter and the presence or absence of prohibitive signs. Journal of Applied Social Psychology. Vol. 10(1), 45-55. 38 Semesterarbeit Littering PUSCH-Informations-Kampagne für einen sauberen öffentlichen Raum (2000). Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz, Zürich. Sauberbuch, Leitfaden für Massnahmen gegen das "Littering" (2001). Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern. Schahn Joachim, Dinger Johanna & Bohner Gerd (1995). Rationalisierungen und Neutralisationen als Rechtfertigungsstrategien: Ein Vergleich zwischen Umweltund Delinquenzbereich. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, Vol. 3, 177-194. Trash ist kultur (2001). Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (PUSCH), Zürich. Zimbardo Philip G. & Gerrig Richard J. (1999). Psychologie. Berlin-HeidelbergNew York: Springer-Verlag, 292. www.as.wvu.edu/~sbb/comm221/notes/elm/elm.htm 39 Semesterarbeit Littering 6. Dank Wir möchten uns recht herzlich bei Ralf Hansmann bedanken, der uns bei unserer Semesterarbeit mit seinem wertvollen fachmännischen Rat zur Seite gestanden ist. Einen grossen Dank möchten wir auch an Frau Gerda Widler und Herrn Daniel Schmid vom Kino CINEMAX richten. Ohne ihre Begeisterung für unsere Arbeit und ihre hohe Kooperationsbereitschaft wäre ein derart optimales Setting für unser Experiment wohl niemals zu Stande gekommen. Stefan Baumann, Leiter Informationskampagnen bei PUSCH, danken wir für das aufschlussreiche Gespräch und sein konkretes Interesse an unserer Arbeit. Markus Weibel hat sich freundlicherweise zum Korrekturlesen unseres Textes zur Verfügung gestellt, weshalb wir ihm für seine gründliche Arbeit danken möchten. 40 Semesterarbeit Littering 7. Anhang 7.1. Persönliche Erfahrungen Worin bestanden deine Beweggründe und deine Motivation für diese Semesterarbeit? Myriam: Ich habe bereits in einer Vorlesung über Abfalltechnik im letzten Wintersemester einen Vortrag zum Thema Littering gehalten und war dann schon interessiert an den Beweggründen für Litteringverhalten und möglichen Präventions- und Vermeidungsstrategien. Ich sah deshalb diese Semesterarbeit als gute Gelegenheit, auch aktiv in das Thema einzugreifen. Zudem habe ich mich selbst schon oft über herumliegenden Abfall geärgert. Rolf: Der grösste Antrieb, mich zu dieser Semesterarbeit zu melden, war die Praxisnähe des Projekts. Ich fand es sehr ansprechend, eine Arbeit zu schreiben, deren Resultate auch in gewisser Weise in der Praxis umgesetzt werden können. Ich fand es ebenfalls spannend, innerhalb eines Grossprojektes zu arbeiten. Ich dachte mir, dass ich so etwas bei der Arbeitsweise einer solchen Gruppe sehen kann. Der letzte Antrieb war, dass ich diese Arbeit als Gruppenarbeit schreiben konnte. Ich denke es ist eine Chance, sich in Gruppenarbeit zu üben. Diese Fähigkeit ist im späteren Beruf als Umweltnaturwissenschaftler unabdingbar. Patrick: Als in der Vorlesung zur Einführung in die Psychologie die Möglichkeit vorgestellt wurde, eine Semesterarbeit im Themenkreis des Abfalls und der Abfallentsorgung zu schreiben, regte sich ein erstes Interesse bei mir. Doch bevor ich mich definitiv zu einer Zusage entschliessen konnte, wollte ich genauer wissen, worum sich die konkreten Themen drehen sollen. So nahm ich an der Informationssitzung teil, wo sich zeigte, dass einige StudentInnen Interesse an der angebotenen Arbeit hatten. Mich motivierte bei dieser Information, dass die Titel der einzelnen Semesterarbeiten im vorgegebenen Themenkreis noch völlig frei waren. So würde genügend Spielraum für eigene Ideen und Fragestellungen bleiben. Auch die eröffnete Möglichkeit, ein 41 Semesterarbeit Littering Experiment bzw. einen Feldversuch durchführen zu können, trug zu meinem definitiven Entschluss bei. Nicht zuletzt war mir wichtig, dass ich die Semesterarbeit in einem Team würde machen können, von dem ich überzeugt war, dass wir eine erfolgreiche Zusammenarbeit gewährleisten können. Wie hast du die verschiedenen Phasen in der Entstehung des Projekts erlebt? Myriam: Zuerst waren Unmengen von Ideen da, die es zu filtern und zu konkretisieren galt. Ein Konsens musste gefunden und die Umsetzung diskutiert werden, was ich eine enorm spannende Phase fand. Rolf: Die Entstehung des Experimentes war der wichtigste Teil der Arbeit. Wie aus den locker umrissenen Vorgaben das konkrete Design entstand. Die Arbeit verlief in verschiedenen Phasen mit Hochs und Tiefs. Zu Beginn arbeiteten wir theoretisch: Wir suchten eine optimale Lösung um Littering und die Auswirkung einer Informationsstrategie in einem Experiment zu messen. Es stand im Vordergrund, verschiedene Arten von Informationsstrategien zu vergleichen. Die Übertragung in die Praxis war die nächste Phase. Diese brachte massive Veränderungen am Design mit. Wir mussten in einem langwierigen Hin- und Her eine für alle Seiten vertretbare Lösung finden. Ganz praktische Fragen zwangen uns, bei der Operationalisierung vom idealen theoretischen Design abzuweichen. Für mich war es wichtig, beide Phasen zu durchlaufen. Einerseits das theoretische psychologische Design wie andererseits dann auch die praktische Umsetzung. Patrick: Die Entstehung des Projektes verlangte einige Schweisstropfen und manches Kopfzerbrechen vom ganzen Team ab. Zwar floss der Strom an Ideen zu Beginn recht lebhaft, doch eine Auswahl des definitiven Projektes wurde dadurch nicht unbedingt erleichtert. Im Gegenteil: Wir mussten aus all den Ideen jene herausschälen, die zur Realisierung und Durchführung geeignet sein würde. Dazu mussten wir verschiedene Szenarien entwerfen, ob wir eine Littering-Kontrolle auf einem öffentlichen Platz, im Tram, in einem geschlossenen Gebäude oder sonst wo durchführen wollten. Auch die 42 Semesterarbeit Littering Vermittlung der Botschaft, dass die angesprochenen Menschen den Abfall nicht littern sollen, musste geschickt verpackt und sichtbar gemacht werden. Auch hier gingen wir die Varianten von Flugblättern, Plakaten, bedruckten Servietten und multimedialen Kommunikationsmitteln durch. Schliesslich mussten auch das Layout und der Wortlaut der Botschaft bestimmt werden. Wie gesagt vergossen wir einige Schweisstropfen, aber am Ende freuten wir uns über das Projekt, das wir in die Tat umsetzen wollten. Welche Erfahrungen hast du mit dem Schritt von der Theorie in die Praxis gemacht? Wie beurteilst du die Praxisrelevanz des Projektes? Myriam: Manchmal war es ein wenig frustrierend, wenn man wieder einen kleinen Dämpfer zugesetzt bekam. Da hatte man grossartige Ideen, aber die Umsetzung in die Praxis funktionierte nicht so ganz, wie man es vorgesehen hatte. So mussten viele Ideen wieder verworfen werden, aber gleichzeitig eröffneten sich auch neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel ein Dia zu schalten statt ein Plakat aufzuhängen. Rolf: Dies war eine der zentralen Erfahrung der Arbeit. Wir haben erfahren, wie viel Fingerspitzengefühl es braucht, wenn man mit einem kommerziellen Unternehmen zusammenarbeitet. Wir gingen mit theoretischen Ansätzen, die wir vorbereitet hatten, in die Praxis. Wir haben dabei auf ein möglichst sauberes Design geachtet. Bereits im ersten Gespräch mit den Kinobesitzern merkten wir aber, dass sie ebenfalls klare Vorstellungen hatten, wie wir arbeiten sollten. Sie setzten ganz andere Prioritäten. So war ihnen sehr wichtig, dass wir nur mit positiven Botschaften arbeiteten, um die Besucher nicht zu verärgern. Auch finanzielle Punkte wurden plötzlich wichtig. Es war für uns eine Suche nach Gratwanderung einem für zwischen alle Seiten optimalem vertretbaren Kompromiss. experimentellem Design Diese und Realisierbarkeit war für mich die wichtigste Erfahrung der Arbeit. Die Praxisrelevanz beurteile ich mit zwiespältigen Gefühlen. Für uns war eben dieser praktische Teil eine wertvolle Erfahrung. Die Tragweite und Bedeutung 43 Semesterarbeit Littering unserer Arbeit für die Praxis aber schätze ich realistischerweise als recht gering ein. Patrick: Unser theoretisch geplantes Projekt in der Praxis umzusetzen, stellte eine weitere echte Herausforderung dar. Zwar waren wir im Glauben, alle möglichen Probleme und Eventualitäten mit unseren Überlegungen abgedeckt zu haben, aber da täuschten wir uns. Bei unseren Treffen mit den Kinobetreibern von CINEMAX mussten wir Kompromisse und Vereinfachungen eingehen. So stellten wir unser Versuchsdesign von zwei verschiedenen Botschaften so um, dass wir einmal mit und einmal ohne Botschaft den gelitterten Abfall massen. Auch die Messprozedur mussten wir selber übernehmen, was uns einige Nachtschichten beschert hat, obwohl wir dachten, dass die einfachen Wägungen auch vom Putzpersonal gemacht werden könnten. Der Schritt von der Theorie in die Praxis zeigte uns, dass es nicht möglich ist, alle möglichen Ereignisse im Voraus zu beachten und dass in einem solchen Falle viel Flexibilität vonnöten ist. Die Praxisrelevanz unseres Projektes sehe ich darin, dass mit den Messungen – wenn auch auf einen bestimmten kleinen Geltungsbereich beschränkt – eine Wirksamkeit von Informationsstrategien im Bereich der Vermeidung von Littering oder des Abfalls allgemein gezeigt werden konnte, und dass solche Kampagnen (vgl. PUSCH) durchaus erfolgreich sein können und nicht einfach als Idealismus der Verantwortlichen abgetan werden können. Welche bleibenden Eindrücke von der Vorbereitung über die Durchführung bis zur Auswertung eines Experimentes sind dir wichtig? Myriam: Es ist sehr schwierig, ja geradezu unmöglich in einem realen Setting alle Bedingungen konstant zu halten. So wurden in der zweiten Untersuchungshälfte plötzlich die Vorstellungszeiten geändert, worauf wir schlagartig reagieren mussten. Wenn Theorie und Praxis sich treffen, sind eine gute, gezielte Kommunikation und Kooperation sehr zentral. Kompromisse 44 Semesterarbeit Littering müssen beiderseits getroffen und somit suboptimale Bedingungen akzeptiert werden. Rolf: Das bleibendste Erlebnis ist das Messen selber. Ich fand es eine spannende Sache, dass wir den Aufwand und die Schwierigkeiten der Messungen selber erfahren mussten. Die Zeit war sehr streng, hat uns aber als Gruppe sehr stark zusammengebracht. Auch entstand eine grosse Identifikation mit dem Experiment. Diese Messungen sind unvergesslich. Eine zweite wichtige Arbeit war das Verfassen des Berichtes. Ich bin froh, dass wir gezwungen wurden, uns an den wissenschaftlichen Standard zu halten. Dies ist sehr wichtig für unsere Zukunft, und konnte so einmal geübt werden. Patrick: Zu den bleibenden Eindrücken gehören bestimmt die nächtlichen Messaktionen im CINEMAX. Für zwei Wochen kam der Schlaf etwas zu kurz, dafür hatten wir die Gelegenheit, unser Projekt in all seinen Phasen hautnah mitzuerleben und mitzugestalten. Die Interaktionen und die Zusammenarbeit im Team und mit den Betreibern und dem Personal im Kino war eine Bereicherung unserer Arbeit. Wichtig erscheint mir hierbei, dass man bei der Planung von Forschungsarbeiten nicht nur im stillen Kämmerlein arbeitet, sondern hinausgeht, dorthin, wo sich das Untersuchungsobjekt befindet. In der Praxis stellen sich plötzlich Fragen, von denen man nichts geahnt hat, dafür werden vermeintlich wichtige Überlegungen plötzlich in den Hintergrund gedrängt. Was gibt es zur Arbeit im Team zu berichten? Myriam: Meine erste Semesterarbeit habe ich bereits geschrieben und zwar alleine. Deshalb war es mir ein Anliegen, die zweite in einem Team zu schreiben, was ich nun als sehr bereichernde Erfahrung geschätzt habe. Denn man kann zusammen über Ideen, aber auch Probleme diskutieren und irgendwie findet man gemeinsam immer wieder weiter. Es ist klar, dass wenn drei Leute aufeinander treffen, auch drei unterschiedliche Meinungen und Ansichten da sind. In unserem Fall fanden wir aber trotzdem immer wieder relativ leicht einen gemeinsamen Nenner und nebenbei hatten wir auch noch viel Spass zusammen. 45 Semesterarbeit Littering Rolf: Das Arbeiten im Team war eine der Hauptmotivationen für diese Arbeit. Ich denke, dass man sich darin nicht genügend üben kann. Mir ist ein weiteres Mal klar geworden, dass es nicht unbedingt einfacher und effizienter ist, in einem Team zu arbeiten als alleine. Man braucht tendenziell mehr Zeit. Der Vorteil einer Teamarbeit ist, dass man sich gegenseitig zu mehr Kreativität aufwiegelt. Auch ist es für die Motivation förderlich, da man sich über Krisen hinweghilft. Glücklicherweise verstanden wir uns innerhalb der Gruppe sehr gut, so dass wir viel von einander profitieren konnten. Patrick: Die Arbeit in unserem Team verlief sehr gut. Wir waren uns in den meisten Punkten einig und konnten die entstandenen Differenzen ohne Probleme ausdiskutieren und zu einer Lösung bringen, von der wir alle überzeugt waren. Gemeinsam zogen wir das Projekt in die gleiche Richtung und ergänzten uns ideal. Klar wäre es manchmal einfacher und vor allem schneller gewesen, wenn jemand alleine eine Entscheidung gefällt hätte, doch durch die Interaktionen in der Gruppe wurden Ideen geboren, die nur bei den Treffen und dem Einbringen der verschiedenen Perspektiven möglich waren. Ausserdem war es einmal mehr eine tolle und wichtige Erfahrung, wie man sich in einem Team einbringen kann, seinen Platz finden muss und der Gruppe zum Erfolg verhelfen kann. Diese Fähigkeiten sind an jedem Arbeitsplatz gefragt. 46 Semesterarbeit Littering 7.2. Dias Dia 1 Dia 2 47 Semesterarbeit Littering 7.3. Messplan Messungen vom 7. 6. 2001 bis zum 20. 6. 2001 Wochentag Datum Mit Dia Ohne Dia Donnerstag 07.06.01 Freitag 08.06.01 X Samstag 09.06.01 X Sonntag 10.06.01 X Montag 11.06.01 X Dienstag 12.06.01 X Mittwoch 13.06.01 X Donnerstag 14.06.01 Freitag 15.06.01 X Samstag 16.06.01 X Sonntag 17.06.01 X Montag 18.06.01 X Dienstag 19.06.01 X Mittwoch 20.06.01 X X X 48 Semesterarbeit Littering 7.4. Protokollblatt BearbeiterIn: Wochentag: Datum: Zeit: Kinosaal: Anzahl Besucher: Film: Dia: JA NEIN Gewicht: Sack 1: (in Kilogramm; Sack 2: Beispiel: 12.5 kg) Sack 3: Sack 4: Sack 5: Total: 49 Semesterarbeit Littering 7.5. Anleitung zum Wägevorgang 11 Schritte 1. Waage einschalten. 2. Warten bis die Anzeige auf 0.0 ist. 3. Sich mit dem zu wägenden Abfallsack auf die Waage stellen. 4. Warten bis die Anzeige nicht mehr schwankt. 5. Anzeige ablesen und Wert notieren. 6. Sich ohne den zu wägenden Abfallsack auf die Waage stellen. 7. Anzeige ablesen und Wert notieren. 8. Differenz aus Wert mit Abfallsack und Wert ohne Abfallsack berechnen. 9. Differenzwert in das Protokollblatt eintragen. 10. Falls weitere Säcke vorhanden sind, mit Schritt 1. neu beginnen. 11. Falls keine Säcke mehr vorhanden sind, die Summe des gesamten Abfalls auf dem Protokollblatt berechnen. 50 Semesterarbeit Littering 7.6. Daten Anzahl Kinobesucher Wochentag Datum Donnerstag 07.06.01 Freitag 08.06.01 Samstag Mit Dia Ohne Dia X 17.00 20.30 19.30 40 236 X 51 426 09.06.01 X 246 464 Sonntag 10.06.01 X 329 342 Montag 11.06.01 X 45 299 Dienstag 12.06.01 X 18 107 Mittwoch 13.06.01 X 24 145 Donnerstag 14.06.01 Freitag 15.06.01 X 426 Samstag 16.06.01 X 464 Sonntag 17.06.01 X 342 Montag 18.06.01 X 132 Dienstag 19.06.01 X 60 Mittwoch 20.06.01 X X 51 85 48 Semesterarbeit Littering Abfallmenge total in Kilogramm Wochentag Datum Donnerstag 07.06.01 Freitag 08.06.01 Samstag Mit Dia Ohne Dia X 17.00 20.30 19.30 0.3 5.4 X 1 10.5 09.06.01 X 7.5 13.9 Sonntag 10.06.01 X 9.1 9.6 Montag 11.06.01 X 0.9 7.6 Dienstag 12.06.01 X 0.3 2.7 Mittwoch 13.06.01 X 0.5 4 Donnerstag 14.06.01 Freitag 15.06.01 X 3 Samstag 16.06.01 X 10.1 Sonntag 17.06.01 X 3.8 Montag 18.06.01 X 3.7 Dienstag 19.06.01 X 1.1 Mittwoch 20.06.01 X X 52 2 1.2 Semesterarbeit Littering Abfallmenge pro Besucher in Gramm Wochentag Datum Mit Dia Ohne Dia Donnerstag 07.06.01 Freitag 08.06.01 X 19.6078 24.6479 Samstag 09.06.01 X 30.4878 29.9569 Sonntag 10.06.01 X 27.6596 28.0702 Montag 11.06.01 X 20.0000 25.4181 Dienstag 12.06.01 X 16.6667 25.2336 Mittwoch 13.06.01 X 20.8333 27.5862 Donnerstag 14.06.01 Freitag 15.06.01 X 7.0423 Samstag 16.06.01 X 21.7672 Sonntag 17.06.01 X 11.1111 Montag 18.06.01 X 28.0303 Dienstag 19.06.01 X 18.3333 Mittwoch 20.06.01 X 17.00 20.30 19.30 7.5000 22.8814 X X 53 23.5294 25.0000 Semesterarbeit Littering 7.7. Statistische Auswertungen 7.7.1. Zweiseitiger t-Test für Ausprägung und Littermenge » T-Test Group Statistics GPROPERS N Mean Std. Deviation Std. Error Mean mit Dia 11 18.8164 7.5051 2.2629 ohne Dia 10 25.4390 3.7391 1.1824 Independent Samples Test Levene's Test for Equality of Variances t-test for Equality of Means F t Sig. df Sig. (2tailed) Mean Std. Error 95% Confidence Difference DifferInterval of the ence Difference Lower G P R O P E R S Upper Equal 5.090 .036 variances assumed -2.517 19 .021 -6.6226 2.6313 -12.1301 -1.1152 Equal variances not assumed -2.594 14.97 .020 -6.6226 2.5532 -12.0657 -1.1796 7.7.2. Einfaktorielle Varianzanalyse für den Einfluss der Wochentage » Univariate Analysis of Variance Between-Subjects Factors TAG N Di Do Fr Mi Mo Sa So 3 3 3 3 3 3 3 54 Semesterarbeit Littering Tests of Between-Subjects Effects Dependent Variable: GPROPERS Source Type III Sum of Squares df Mean Square F Sig. Corrected Model 256.517 6 42.753 .904 .519 Intercept 10135.996 1 10135.996 214.320 .000 TAG 256.517 6 42.753 .904 .519 Error 662.112 14 47.294 Total 11054.625 21 Corrected Total 918.629 20 a R Squared = .279 (Adjusted R Squared = -.030) » Estimated Marginal Means 1. Grand Mean Dependent Variable: GPROPERS Mean 21.970 Std. Error 1.501 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 18.751 25.188 2. TAG Dependent Variable: GPROPERS TAG Mean Std. Error 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound Di 20.078 3.970 11.562 28.594 Do 17.970 3.970 9.454 26.486 Fr 17.099 3.970 8.584 25.615 Mi 24.473 3.970 15.957 32.989 Mo 24.483 3.970 15.967 32.999 Sa 27.404 3.970 18.888 35.920 So 22.280 3.970 13.765 30.796 55 Semesterarbeit Littering 7.7.3. Einfaktorielle Varianzanalyse für den Einfluss der Vorstellungszeiten » Univariate Analysis of Variance Between-Subjects Factors N TIME 1700 7 1930 7 2030 7 Tests of Between-Subjects Effects Dependent Variable: GPROPERS Source Type III Sum of Squares df Mean Square F Sig. Corrected Model 197.447 2 98.723 2.464 .113 Intercept 10135.996 1 10135.996 252.985 .000 TIME 197.447 2 98.723 2.464 .113 Error 721.182 18 40.066 Total 11054.625 21 Corrected Total 918.629 20 a R Squared = .215 (Adjusted R Squared = .128) » Estimated Marginal Means 1. Grand Mean Dependent Variable: GPROPERS Mean 21.970 Std. Error 1.381 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 19.068 24.872 2. TIME Dependent Variable: GPROPERS Mean Std. Error TIME 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 1700 20.394 2.392 15.367 25.420 1930 19.259 2.392 14.233 24.285 2030 26.256 2.392 21.230 31.283 56 Semesterarbeit Littering 7.7.4. Einfaktorielle Varianzanalyse für den Einfluss der Anzahl Besucher » Univariate Analysis of Variance Tests of Between-Subjects Effects Dependent Variable: GPROPERS Source Type III Sum of Squares df Mean Square F Sig. Corrected Model 18.434 1 18.434 .389 .540 Intercept 3322.414 1 3322.414 70.125 .000 BESUCHER 18.434 1 18.434 .389 .540 Error 900.195 19 47.379 Total 11054.625 21 Corrected Total 918.629 20 a R Squared = .020 (Adjusted R Squared = -.032) » Estimated Marginal Means Grand Mean Dependent Variable: GPROPERS Mean 21.970 Std. Error 1.502 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 18.826 25.113 a Evaluated at covariates appeared in the model: BESUCHER = 206.1429. 7.7.5. Zweiseitiger t-Test für Besucherzahl und Ausprägung » T-Test Group Statistics N Mean Std. Deviation Std. Error Mean 1.00 11 181.2727 162.4722 48.9872 2.00 10 233.5000 163.5803 51.7286 BEDING BESUCHER 57 Semesterarbeit Littering Independent Samples Test B E S U C H E R Levene's Test for Equality of Variances t-test for Equality of Means F t Sig. df Sig. (2tailed) Mean Std. Difference Error Difference 95% Confidence Interval of the Difference Lower Upper Equal .033 .857 variances assumed -.733 19 .472 -52.2273 71.2190 -201.290 96.835 Equal variances not assumed -.733 18.784 .473 -52.2273 71.2432 -201.457 97.002 7.7.6. Multiple Auswertung » Univariate Analysis of Variance Between-Subjects Factors N BEDING TAG1_2 1.00 11 2.00 10 1.00 9 2.00 12 Tests of Between-Subjects Effects Dependent Variable: GPROPERS Source Type III Sum of Squares df Mean Square F Sig. Corrected Model 369.787 4 92.447 2.695 .069 Intercept 13.359 1 13.359 .389 .541 TIME 115.696 1 115.696 3.373 .085 BEDING 173.930 1 173.930 5.070 .039 TAG1_2 1.527 1 1.527 .045 .836 BEDING * TAG1_2 39.210 1 39.210 1.143 .301 Error 548.842 16 34.303 Total 11054.625 21 Corrected Total 918.629 20 a R Squared = .403 (Adjusted R Squared = .253) 58 Semesterarbeit Littering » Estimated Marginal Means 1. BEDING * TAG1_2 Dependent Variable: GPROPERS Mean BEDING TAG1_2 1.00 1.00 20.077 2.00 2.00 Std. Error 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 2.217 15.377 24.776 16.236 2.957 9.968 22.505 1.00 23.513 4.162 14.691 32.335 2.00 26.107 2.081 21.696 30.518 a Evaluated at covariates appeared in the model: TIME = 1886.6667. 2. TAG1_2 Dependent Variable: GPROPERS Mean Std. Error TAG1_2 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 1.00 21.795 2.353 16.808 26.782 2.00 21.172 1.796 17.364 24.979 a Evaluated at covariates appeared in the model: TIME = 1886.6667. 3. BEDING Dependent Variable: GPROPERS BEDING Mean Std. Error 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 1.00 18.157 1.841 14.253 22.060 2.00 24.810 2.317 19.897 29.723 a Evaluated at covariates appeared in the model: TIME = 1886.6667. 4. Grand Mean Dependent Variable: GPROPERS Mean 21.483 Std. Error 1.482 95% Confidence Interval Lower Bound Upper Bound 18.341 24.626 a Evaluated at covariates appeared in the model: TIME = 1886.6667. 59