Praxisorientiertes Marketing

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Praxisorientiertes Marketing
Leserstimmen
„Das Werk von Kreutzer ist, wie ein Marketing-Lehrbuch heute sein sollte: aktuell, praxisorientiert, mit dem notwendigen theoretischen Tiefgang und einer Vielzahl überzeugender
Beispiele. Dieses Buch ist allen uneingeschränkt zu empfehlen, die ihr Marketing-Knowhow auf- oder ausbauen möchten.“
Dr. Wolfgang Merkle, General Manager Retail Tchibo, Hamburg
„Dieses kompakte, aktuelle und umfassende Marketing-Lehrbuch vermittelt aufgrund
seiner klaren Konzeption einen hervorragenden Überblick über die vielfältige Welt des
Marketings. Anschaulich und sehr praxisnah werden die wichtigen Zusammenhänge
herausgearbeitet. Zahlreiche aktuelle, treffende und für jeden Leser interessante Beispiele
machen die allgemeinen Konzepte verständlich und lebendig. Die so schnell erscheinende
vierte Auflage zeigt, wie gut das Buch bei Studierenden und Lehrenden ankommt.“
Professor Dr. Reinhold Roski, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin
„Das Lehrbuch von Kreutzer deckt nicht nur alle zentralen Fragestellungen des Marketings
ab, sondern widmet sich auch den zentralen rechtlichen Rahmenbedingungen. Außerdem
werden die wichtigen Themenfelder des Neuro-Marketings, des Innovationsmanagements
und des Web 2.0 bearbeitet sowie – sehr innovativ – die Personalpolitik in der Ausprägung des Internal Branding als 5. P in den Marketing-Mix eingeführt. Ein sehr gelungenes
Gesamtwerk, wie die jetzt bereits 4. Auflage nachdrücklich unterstreicht!“
Prof. Dr. Heinrich Holland, Fachhochschule Mainz
Ralf T. Kreutzer
Praxisorientiertes Marketing
Grundlagen – Instrumente – Fallbeispiele
4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
Prof. Dr. Ralf T. Kreutzer,
Hochschule für Wirtschaft und Recht,
Berlin, Deutschland
ISBN 978-3-8349-3462-8
DOI 10.1007/978-3-8349-3873-2
ISBN 978-3-8349-3873-2 (eBook)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Springer Gabler
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berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
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benutzt werden dürften.
Lektorat: Barbara Roscher, Angela Pfeiffer
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Springer Gabler ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer
Science+Business Media
www.springer-gabler.de
Vorwort zur 4. Auflage
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die aktuellen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Märkten zeigen
eines deutlich: Heute können langfristig nur die Unternehmen überleben, die es
verstehen, ihren Kunden einen „echten Wert“ zu liefern, und die dabei gleichzeitig
im Blick haben, dass die Kunden auch den Unternehmen einen Wert i. S. von Umsatz – oder besser Deckungsbeitrag – generieren müssen. Nur Unternehmen, die
diese Kundenperspektive und die Ergebnisperspektive gleichzeitig im Blick haben,
werden auf den zunehmend gesättigten Märkten auch morgen noch erfolgreich sein.
Damit kommt dem Marketing auch in Zukunft eine zentrale Bedeutung zu. Denn
nur, wenn ein Unternehmen konsequent „von den Märkten her“ und „auf die
Märkte hin“ geführt wird, kann es neben den Kunden auch die eigenen Mitarbeiter,
die Kapitalgeber und weitere Stakeholder überzeugen. Um auch die Gesellschaft
vom Unternehmensbeitrag zu überzeugen, werden dabei Aspekte der sozialen Verantwortung immer wichtiger.
In dieser Auflage habe ich neben einer umfassenden Überarbeitung und Aktualisierung auch die Bereiche Online-Marketing, Marketing-Controlling und MarketingOrganisation aufgenommen, um auch hier die relevanten Konzepte und Instrumentarien darzustellen, die für ein erfolgreiches Marketing heute unverzichtbar sind.
Wichtige Impulse für dieses Werk verdanke ich meiner Master-Studentin Annelie
Roggenkamp, die die „Ehre“ hatte, das gesamte Manuskript kritisch zu bearbeiten. Sie
hat dies mit viel Fleiß und wertvollen Beiträgen (bspw. auch bei der Entwicklung von
Charts und der Recherche von Quellen) getan. Mein Dank gilt außerdem meinem
Lektoren-Team vom Gabler-Verlag, namentlich Frau Roscher, Frau Hinrichsen und Frau
Angela Pfeiffer, die mich auch bei der Entstehung dieser 4. Auflage kompetent und
hilfreich unterstützt haben. Schließlich hatte meine Frau Sabine Paschen wieder viel
Verständnis dafür, dass ich mit großer Leidenschaft sehr viel Zeit in dieses Buchprojekt investiert habe.
Mit den besten Wünschen
Ralf T. Kreutzer
Königswinter – Berlin
V
Vorwort zur 1. Auflage
Vorwort zur 1. Auflage
Am Anfang der Entwicklung dieses Lehrbuchs stand eine Idee: ein Buch nicht nur
für, sondern auch mit den Lernenden, d.h. der im Fokus stehenden Zielgruppe zu
verfassen. Ausgehend von einem intensiven Gespräch mit Rolf-Günther Hobbeling,
Marketingleiter des Gabler Verlages, Wiesbaden, und vertieft durch gute Gespräche
mit der mich betreuenden Lektorin, Barbara Roscher, wurde diese Idee innerhalb eines
Jahres immer weiter verfeinert und konkretisiert.
Deshalb wurden, nachdem der Titel „Praxisorientiertes Marketing“ den Fokus dieses
Lehrbuchs gesetzt hatte, Studierende an der Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin (seit
1.4.2009: Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin), zu ihren Erwartungshaltungen
bzgl. eines Marketing-Lehrbuchs befragt. Denn dieses Werk soll nicht nur die relevante Marketing-Substanz transportieren, sondern idealerweise beim Studium auch
Spaß bereiten – sicherlich ein ehrgeiziger Anspruch an ein Lehrbuch.
Orientiert an mehr als 300 Fragebögen, die mit wertvollen Anregungen für Konzeption und Ausgestaltung bestückt von den Studenten zurück kamen, wurde das Buch
entwickelt. Dies war allerdings nur der erste Teil, die Zielgruppe in den Entstehungsprozess einzubinden. Zusätzlich wurden alle Teile des Buches von Katharina
Burgdorff, Stefanie Jägerling und Steffen Grunwald, Studenten der Fachhochschule
für Wirtschaft, Berlin, hinsichtlich Verständnis, Motivationskraft und Lesespaß überprüft. Außerdem haben sie intensiv an der Recherche von überzeugenden Praxisbeispielen mitgewirkt. Ihnen möchte ich an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen, weil ich durch sie viele wichtige Anregungen erhalten habe. Schließlich
wurden in meinen Vorlesungen viele der integrierten Fallbeispiele und Fragestellungen diskutiert, um deren Aussagekraft und Transferleistung kritisch zu hinterfragen.
Mein Dank gilt deshalb meinen Studenten, die durch die kritische Diskussion der
vielfältigen Aspekte des Marketings immer wieder neue Anregungen zur Weiterentwicklung und Präsentation des Stoffs gegeben haben.
Basierend auf dem vielfältigen Austausch mit den Studenten wurden jedem Kapitel
nicht nur Lernziele vorangestellt, sondern auch Kontrollfragen erarbeitet. Auf diese
Weise erhalten Sie die Möglichkeit, den erlernten Stoff zu rekapitulieren. Auf Musterlösungen habe ich dabei bewußt verzichtet, weil Sie den Austausch über die „optimale“ Lösung mit anderen Studenten suchen sollten. Ein Stoff wie Marketing, zu dem
jeder aufgrund seines individuellen Erfahrungsschatzes viel beitragen kann, erschließt sich nicht durch stures Auswendiglernen – und auch nicht, wenn – wie geschehen – der Stoff zum regelmäßigen Wiederholen auf MP3 gesprochen wird. Um
Marketing verstehen, verinnerlichen und anwenden zu können, bedarf es des Dialogs. Dazu sollen die Wiederholungsfragen Anregung liefern.
VII
Vorwort zur 1. Auflage
Eine besondere Dankbarkeit empfinde ich gegenüber meinen akademischen Lehrern
Prof. Dr. Hans Raffée und Prof. Dr. Erwin Dichtl, Universität Mannheim, die meine
Begeisterung für das Marketing geweckt haben und die noch heute anhält ...
Ein herzliches Dankeschön gilt auch meiner Frau Sabine, die über viele Monate dafür
Verständnis zeigte, dass ich auch unzählige Abend-, Nacht- und Wochenendschichten für dieses Werk eingelegt habe.
Es stellt sich bei einem Lehrbuch wie diesem die Frage, wie ein korrekter Umgang
mit dem Thema „Gender“ erfolgen soll. Muss jedesmal vom Kunden und der Kundin, vom Entscheidungsträger und der Entscheidungsträgerin gesprochen werden?
Ich hoffe meine Leser und –an dieser Stelle auch – Leserinnen verzeihen mir, wenn
ich auf derartige Lesebremsen verzichte und auch die Varianten KundenInnen oder
Mitarbeiter/in nicht einsetze, weil eine saubere Deklination den Text m. E. unnötig
holperig machen würde. Ebenfalls verzichte ich auf die Variante „Studierende“, die
häufig eingesetzt wird, um scheinbar elegant die Genderfrage zu umgehen. Diese
Form ist zwar sehr geläufig, nur leider grammatikalisch falsch. Denn ein Studierender ist nur so lange Studierender, wie er tatsächlich studiert, sei es den Wöhe, ein
Vorlesungsskript oder die Speisekarte. Davor und danach ist er oder sie Student,
aber kein Studierender. So ist ein Schwimmender auch nur so lange Schwimmender,
so lange er/sie schwimmt. Folglich ist auch der beste Student einmal Relaxender,
Tanzender, Lesender, Chattender, SMS-Verfassender etc. Wie schwer sich selbst der
Gesetzgeber mit der Genderfrage tut, zeigt § 1 UWG: „Dieses Gesetz dient dem
Schutz der Mitbewerber, der Verbraucherinnen und der Verbraucher sowie der sonstigen Marktteilnehmer vor unlauterem Wettbewerb …“ Warum nicht auch Mitbewerberinnen, Marktteilnehmerinnen etc.?
Ich hoffe, meinen Respekt und meine Hochachtung gegenüber dem weiblichen Geschlecht auf andere Weise ausdrücken zu können als durch die Endung „Innen“ an
allen möglichen Begriffen dieses Lehrbuchs.
Bei den Literaturhinweisen habe ich mich – neben zentralen Ursprungsquellen –
schwerpunktmäßig auf solche Werke konzentriert, die für den Leser weitere Hintergrundinformationen bereitstellen, eine hohe Aktualität aufweisen und eine große
Verbreitung gefunden haben. Ein Anspruch, alle Autoren oder Werke zu zitieren, die
zu den jeweiligen Themen bereits einmal etwas veröffentlicht haben, wird nicht erhoben.
Ob sich meine Mühe insgesamt gelohnt hat, können Sie, lieber Leser, liebe Leserin,
selbst entscheiden. Für einen konstruktiven Dialog mit Ihnen finden Sie bei mir immer ein offenes Ohr.
Herzlichst Ihr
Ralf T. Kreutzer
Königswinter – Berlin, Oktober 2006
VIII
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ........................................................................ XIII
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................... XXII
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings .............................................................
1
1.1
1
1
1.2
1.3
2
Begriffliche Grundlagen des Marketings ......................................................
1.1.1 Was ist Marketing? ..............................................................................
1.1.2 Wie hat sich die Bedeutung des Marketings im Laufe
der Zeit verändert? ..............................................................................
1.1.3 Definition des Marketings ..................................................................
1.1.4 Arten des Marketings ..........................................................................
1.1.5 Tauschobjekte im Marketing ..............................................................
1.1.5.1 Differenzierung der Tauschobjekte
nach Inhalt/Verwendungsart ..............................................
1.1.5.2 Differenzierung der Tauschobjekte nach Art
der Informationsbeschaffung ...............................................
1.1.5.3 Differenzierung der Tauschobjekte nach Kaufverhalten ..
1.1.5.4 Differenzierung der Tauschobjekte nach dem Grad
des Produktinteresses ............................................................
1.1.5.5 Differenzierung der Tauschobjekte
nach Markierung/Branding ..................................................
1.1.6 Kategorien von Kaufentscheidungen ...............................................
1.1.7 Kaufverhalten von Organisationen ...................................................
Marketing-relevantes Umfeld ........................................................................
1.2.1 Kennzeichnung von Märkten ............................................................
1.2.2 Makro-Umwelt des Unternehmens ...................................................
1.2.3 Mikro-Umwelt des Unternehmens ...................................................
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings .................
1.3.1 Soziologische Einflussfaktoren des Kaufverhaltens .......................
1.3.2 Psychologische Einflussfaktoren des Kaufverhaltens ....................
1.3.2.1 Aktivierung und Information Overload .............................
1.3.2.2 Erkenntnisse des Neuro-Marketings ...................................
8
12
15
16
17
18
18
21
22
28
31
36
36
42
46
47
47
50
50
55
Marketing-Planung und Marketing-Forschung .................................................. 65
2.1
Grundlagen der Marketing-Planung ............................................................. 65
2.1.1 Kennzeichnung von Planung und Planungsprozessen .................. 65
2.1.2 Bildung von strategischen Geschäftseinheiten ................................ 67
IX
Inhaltsverzeichnis
2.2
3
3.5
Relevanz und Funktionen von Zielen ...........................................................
Anforderungen an die Formulierung von Zielen ........................................
Unternehmens- und Marketing-Ziele ...........................................................
Markenwertschöpfungskette als Ausgestaltung
eines Marketing-Zielsystems ..........................................................................
3.4.1 Kennzeichnung der Markenwertschöpfungskette ..........................
3.4.2 Phasen der Markenwertschöpfungskette .........................................
3.4.2.1 Phase 1: Aided Recall ............................................................
3.4.2.2 Phase 2: Unaided Recall ........................................................
3.4.2.3 Phase 3: Kaufinteresse ...........................................................
3.4.2.4 Phase 4: Kaufbereitschaft ......................................................
3.4.2.5 Phase 5: Nachfrage .................................................................
3.4.2.6 Phase 6: Erstkauf ....................................................................
3.4.2.7 Phase 7: Nutzung ...................................................................
3.4.2.8 Phase 8: Nachkauf ..................................................................
3.4.2.9 Phase 9: Empfehlung .............................................................
Einbettung der Marketing-Ziele in eine Balanced Scorecard .....................
3.5.1 Grundkonzept der Balanced Scorecard ............................................
3.5.2 Marketing-Scorecard ...........................................................................
131
133
136
143
143
150
150
151
152
155
156
157
159
159
162
164
164
167
Marketing-Strategie .................................................................................................. 171
4.1
4.2
X
69
72
80
85
85
96
102
106
111
116
116
124
126
Marketing-Ziele ........................................................................................................ 131
3.1
3.2
3.3
3.4
4
2.1.3 Strategische und operative Planung .................................................
Aufgabenstellung und Methoden der Marketing-Forschung ....................
2.2.1 Erkenntnisziele der Marketing-Forschung .......................................
2.2.2 Übergreifende Methoden der Marketing-Forschung .....................
2.2.2.1 SWOT-Analyse .......................................................................
2.2.2.2 Portfolio-Analyse ...................................................................
2.2.2.3 Benchmarking ........................................................................
2.2.2.4 Wertkettenanalyse .................................................................
2.2.3 Marketing-Forschung im Vorfeld einer Produkteinführung .........
2.2.4 Laufende Marketing-Forschung ........................................................
2.2.4.1 Kundenbefragungen ..............................................................
2.2.4.2 Panel-Untersuchungen ..........................................................
2.2.4.3 Analysen zur Fundierung der Markenführung .................
Kennzeichnung von Strategie .........................................................................
Kategorien von strategischen Konzepten im Marketing ............................
4.2.1 Wettbewerbsorientierte Strategien ....................................................
4.2.2 Kundenorientierte Strategien .............................................................
4.2.2.1 Marktfeldstrategie ..................................................................
4.2.2.2 Marktstimulierungsstrategie ................................................
4.2.2.3 Marktsegmentierungsstrategie ............................................
4.2.2.4 Marktarealstrategie ................................................................
171
171
172
179
179
185
189
205
Inhaltsverzeichnis
5
Marketing-Instrumente ........................................................................................... 213
5.1
5.2
5.3
5.4
Produkt- und Programmpolitik .....................................................................
5.1.1 Entscheidungsfelder der Produkt- und Programmpolitik .............
5.1.2 Erweiterter Produktlebenszyklus als Orientierungsrahmen .........
5.1.2.1 Konzept des Produktlebenszyklus ......................................
5.1.2.2 Produktinnovationsprozess ..................................................
5.1.2.3 Produktlebenszyklus im engeren Sinne ..............................
5.1.2.4 Produktmodifikations-/-eliminationsprozess ....................
5.1.3 Markenstrategien .................................................................................
5.1.4 Servicestrategien ..................................................................................
Preis- und Konditionenpolitik ........................................................................
5.2.1 Entscheidungsfelder der Preis- und Konditionenpolitik ...............
5.2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen der Preisund Konditionenpolitik ......................................................................
5.2.3 Ansätze zur Preisgestaltung ...............................................................
5.2.3.1 Kostenorientierte Preisgestaltung ........................................
5.2.3.2 Nachfrageorientierte Preisgestaltung ..................................
5.2.3.3 Konkurrenzorientierte Preisgestaltung ...............................
5.2.4 Statische Preisstrategien .....................................................................
5.2.4.1 Instrumente der statischen Preis- und
Konditionengestaltung ..........................................................
5.2.4.2 Preisdifferenzierung als Spezialinstrument
der statischen Preis- und Konditionengestaltung .............
5.2.4.3 Kalkulatorischer Ausgleich als Spezialinstrument
der statischen Preis- und Konditionengestaltung .............
5.2.5 Dynamische Preisstrategien ...............................................................
5.2.6 Produktübergreifende Aspekte der Preisund Konditionenpolitik ......................................................................
Distributionspolitik ..........................................................................................
5.3.1 Entscheidungsfelder der Distributionspolitik .................................
5.3.2 Absatzwege und Absatzorgane .........................................................
5.3.2.1 Direktvertrieb .........................................................................
5.3.2.2 Indirekter Vertrieb .................................................................
5.3.2.3 Bedeutungsverschiebungen in den Vertriebskanälen .......
5.3.2.4 Multi-Channel-Vertrieb ........................................................
5.3.3 Absatzwege- und Absatzorgane-Management ...............................
5.3.4 Distributionslogistik ............................................................................
Kommunikationspolitik ..................................................................................
5.4.1 Kennzeichnung der Kommunikationspolitik ..................................
5.4.2 Ziele, Zielgruppen und Informationsfelder
der Kommunikationspolitik ...............................................................
5.4.3 Instrumente und Medien der Kommunikationspolitik ..................
213
213
218
218
220
238
241
243
248
253
253
256
260
261
263
269
271
272
280
285
286
289
294
294
295
296
299
308
312
314
317
322
322
326
332
XI
Inhaltsverzeichnis
5.5
6
Erstellung eines strategischen und operativen Marketing-Plans .............. 441
Zuordnung von Aktivitäten zum Produktlebenszyklus ............................. 444
Marketing-Controlling ............................................................................................. 447
7.1
7.2
7.3
8
332
351
362
365
366
376
381
383
384
385
387
387
392
403
403
411
411
413
419
424
433
435
Entwicklung einer geschlossenen Marketing-Konzeption ............................... 441
6.1
6.2
7
5.4.3.1 Übergreifende Begrifflichkeiten
der Kommunikationspolitik .................................................
5.4.3.2 Werbung .................................................................................
5.4.3.3 Public Relations ......................................................................
5.4.3.4 Verkaufsförderung ................................................................
5.4.3.5 Direkt- bzw. Dialogkommunikation ...................................
5.4.3.6 Online-Kommunikation ........................................................
5.4.3.7 Sponsoring ..............................................................................
5.4.3.8 Messen/Ausstellungen/Events/Markeninszenierungen ...
5.4.3.9 Lobbyismus ............................................................................
5.4.4 Budgetierung der Kommunikation ...................................................
5.4.5 Systeme der Kommunikationspolitik ...............................................
5.4.5.1 Corporate Identity .................................................................
5.4.5.2 Kundenbindungssysteme .....................................................
Personalpolitik ..................................................................................................
5.5.1 Plädoyer für das „5. P“ im Marketing-Mix ......................................
5.5.2 Konzept zur Schaffung des Internal Branding ................................
5.5.2.1 Grundüberlegungen ..............................................................
5.5.2.2 Führung ...................................................................................
5.5.2.3 Personalmanagement ............................................................
5.5.2.4 Kommunikation nach innen .................................................
5.5.2.5 Systeme eines Internal Branding .........................................
5.5.2.6 Wirkungsanalyse des Internal Branding ............................
Kennzeichnung und Ziele des Marketing-Controllings ............................. 447
Strategisches Marketing-Controlling ............................................................. 448
Operatives Marketing-Controlling ................................................................ 449
Marketing-Organisation .......................................................................................... 457
8.1
8.2
8.3
Grundlagen der Unternehmensorganisation ............................................... 457
Unternehmerische Ablauf- und Aufbauorganisation ................................. 458
Ausgestaltung der Marketing-Organisation ................................................ 465
Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 469
Glossar ............................................................................................................................... 489
Stichwortverzeichnis ........................................................................................................ 541
Der Autor .......................................................................................................................... 562
XII
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Tab. 1/1:
Abb. 1/1:
Abb. 1/2:
Abb. 1/3:
Abb. 1/4:
Abb. 1/5:
Tab. 1/2:
Tab. 1/3:
Tab. 1/4:
Abb. 1/6:
Abb. 1/7:
Abb. 1/8:
Abb. 1/9:
Abb. 1/10:
Abb. 1/11:
Abb. 1/12:
Abb. 1/13:
Abb. 1/14:
Abb. 1/15:
Abb. 1/16:
Abb. 1/17:
Abb. 1/18:
Abb. 1/19:
Abb. 1/20:
Abb. 1/21:
Abb. 1/22:
Kennzeichnung von Verkäufer- und Käufermärkten
Bea/Dichtl/Schweitzer, 2002, S. 215 ..........................................................
Mikro- und Makro-Umwelt des Unternehmens ....................................
Prozess des Marketing-Managements ....................................................
Entwicklung der Bedeutung des Marketings ........................................
Pyramide des Marketings
Becker, 2009, S. 4 ........................................................................................
Marketing-Diamant ...................................................................................
Kennzeichnung von Angeboten nach Kaufverhalten ...........................
Kennzeichnung von Angeboten nach Produktinteresse .......................
Kennzeichnung von Markenartikeln, Handelsmarken
und No-Names ...........................................................................................
Beispiel für No-Names von Rewe (ja!) ....................................................
Relative Qualitäts- und Preis-Positionierung unterschiedlicher
Produktklassen ...........................................................................................
Vom Bedürfnis zum Kaufakt ....................................................................
Phasen eines extensiven Kaufentscheidungsprozesses ........................
Buying Center des Kaufverhaltens in Organisationen .........................
Begriffe zur Beschreibung von Märkten .................................................
Schema der Marktformen .........................................................................
Altersaufbau in Deutschland 2008 und 2030 (Bevölkerung
nach Altersgruppen in Mio. und in % der Gesamtbevölkerung)
Statistisches Bundesamt, 2011, S. 24 ........................................................
Entwicklung der Haushaltsgrößen in Deutschland
Statistisches Bundesamt, 2011, S. 28 ........................................................
Kaufkraftkarte der GfK Quelle: GfK Geomarketing, 2012 ...................
Einflussfaktoren des Kaufverhaltens von Konsumenten
Fritz/Oelsnitz, 2006, S. 61 ..........................................................................
Sinus-Milieus in Deutschland 2010 – Soziale Lage
und Grundorientierung
Sinus-Sociovision, 2010 .............................................................................
Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung
Kroeber-Riel/Weinberg, 2003, S. 79 ..........................................................
Werbung mit erotischen Reizen ...............................................................
Werbung mit kognitiven und physischen Reizen .................................
Information Overload als Determinante des Käuferverhaltens ..........
Funktionsweisen von Pilot und Autopilot
Scheier, 2008, S. 310 ....................................................................................
4
5
7
8
13
14
19
21
24
26
27
28
30
34
37
40
44
44
45
48
49
50
52
52
53
58
XIII
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1/23:
Abb. 1/24:
Abb. 1/25:
Abb. 2/1:
Abb. 2/2:
Abb. 2/3:
Abb. 2/4:
Abb. 2/5:
Abb. 2/6:
Abb. 2/7:
Abb. 2/8:
Abb. 2/9:
Abb. 2/10:
Abb. 2/11:
Abb. 2/12:
Abb. 2/13:
Abb. 2/14:
Abb. 2/15:
Abb. 2/16:
Abb. 2/17:
Abb. 2/18:
Abb. 2/19:
Abb. 2/20:
Abb. 2/21:
Abb. 2/22:
Abb. 2/23:
Abb. 3/1:
XIV
Emotions- und Motivsysteme
Häusel, 2008c, S. 69 f. ................................................................................. 59
Limbic Map® – der Emotions-, Motiv- und Werteraum
im menschlichen Gehirn
Häusel, 2008c, S. 72 .................................................................................... 60
Limbic®-Types
Microm, 2012 .............................................................................................. 61
Bildung von strategischen Geschäftseinheiten ......................................
5-D-Konzept der Marketing-Forschung .................................................
Grundansatz der Erfolgsfaktorenforschung ..........................................
Erfahrungskurveneffekt ............................................................................
Weitere erklärende Faktoren der ROI-Entwicklung ..............................
Grundkonzept der SWOT-Analyse .........................................................
Ergebnis der Stärken-Schwächen-Analyse
im Wettbewerbsvergleich .........................................................................
Johari-Fenster zu Selbst- und Unternehmensanalyse ...........................
Grundkonzept der 5-Forces-Analyse von Porter ...................................
SWOT-Matrix – Synthese der externen und internen Perspektive
im Rahmen der SWOT-Analyse ...............................................................
Beispiel einer SWOT-Synthese aus dem Konsumgütermarkt ..............
Grundkonzept der Portfolio-Analyse .....................................................
Unterschiedliche Produkt-Portfolios als Trigger der
Unternehmensentwicklung ......................................................................
Marktattraktivitäts-Wettbewerbsvorteils-Portfolio ...............................
Technologie-Portfolio ................................................................................
Stufenkonzept eines Benchmarking-Ansatzes .......................................
Grundkonzept einer Wertkette
Porter, 2004, S. 62 .......................................................................................
Tachistoskop in Form einer elektronischen Plakatbühne (links)
und Eyetracking-Kamera (rechts)
Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 326; elearning, 2012 .
Testanlage des GfK-BehaviorScan Quelle: GfK, 2012a ..........................
Ergebnis einer Penalty-Reward-Faktoren-Analyse
für ein Finanzdienstleistungsunternehmen ...........................................
Leistungskomponenten-Portfolio eines
Finanzdienstleistungsunternehmens
Bruhn/Hadwich, 2006, S. 93 ......................................................................
Analyse der Critical-Incidents bei einem Kunden ................................
Konzeption des GfK Brand Potential Index
Hupp, 2012 ..................................................................................................
68
74
81
83
85
86
88
89
91
95
96
97
99
100
102
104
107
113
115
118
119
121
127
Claims von Unternehmen ......................................................................... 138
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 3/2:
Abb. 3/3:
Abb. 3/4:
Abb. 3/5:
Abb. 3/6:
Abb. 3/7:
Abb. 3/8:
Abb. 3/9:
Abb. 3/10:
Abb. 3/11:
Abb. 3/12:
Abb. 3/13:
Abb. 3/14:
Abb. 3/15:
Abb. 3/16:
Abb. 3/17:
Abb. 3/18:
Abb. 3/19:
Abb. 3/20:
Abb. 4/1:
Abb. 4/2:
Abb. 4/3:
Abb. 4/4:
Abb. 4/5:
Abb. 4/6:
Abb. 4/7:
Hierarchisches Zielsystem eines Unternehmens ...................................
Visualisierung von Zielbeziehungen (Angaben in Mio. €) ...................
Marketing-Zielsystem ...............................................................................
Kernphasen der Markenwertschöpfungskette .......................................
Dominante Faktoren entlang der Markenwertschöpfungskette .........
Positionierung der ZMOT
Lecinsky, 2011, S. 17 ...................................................................................
Markenidentität und Markenimage
Blinda, 2007, S. 103 .....................................................................................
Markenidentitätsansatz
Nach Esch/Langner/Rempel, 2005, S. 211 ...............................................
Einflussfaktoren der Bildung des Markenimages .................................
Beziehungsgeflecht innerhalb des Awareness Sets ...............................
Unterschiedliche Preisstrategien – basierend auf einem UAP .............
Abbau von „Passivität“ zugunsten von „Aktivität“ entlang
der Markenwertschöpfungskette .............................................................
Gewinnsteigerungspotenzial durch Stammkunden
Reichheld/Sasser, 2003, S. 153 ...................................................................
Operationalisierung der Kundenbindung
Homburg/Krohmer, 2003, S. 99 ................................................................
Konfirmations-Diskonfirmations-Paradigma zur Ermittlung
von Zufriedenheitswerten
Homburg/Krohmer, 2012, S. 45 ................................................................
Motivierende und demotivierende Faktoren entlang der
Markenwertschöpfungskette ....................................................................
Kano-Modell der Kundenzufriedenheit
Berger et al., 1993, S. 26 .............................................................................
Grundkonzept der Balanced Scorecard für ein Unternehmen ............
Marketing-Scorecard für das Customer-Relationship-Management ..
141
142
142
143
146
147
148
149
150
152
154
156
160
161
161
163
164
166
167
Strategietypen nach Porter
Porter, 1999 ................................................................................................. 173
Stoßrichtung einer wettbewerbsstrategischen Überholstrategie
Becker, 2009, S. 374 .................................................................................... 178
Kundenorientierte Strategien ................................................................... 179
Produkt-Markt-Matrix
Ansoff, 1966 ................................................................................................ 180
Formen der Diversifikation ...................................................................... 185
Klassisches Schichtenmodell eines Marktes
Becker, 2009, S. 181 .................................................................................... 186
Raster zur Ausgestaltung der Marktstimulierungsstrategie
Homburg/Krohmer, 2012, S. 519; Becker, 2009, S. 181..............................186
XV
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 4/8:
Abb. 4/9:
Abb. 4/10:
Abb. 4/11:
Abb. 4/12:
Abb. 4/13:
Abb. 4/14:
Abb. 4/15:
Abb. 4/16:
Abb. 4/17:
Abb. 4/18:
Abb. 4/19:
Abb. 4/20:
Abb. 4/21:
Abb. 5/1:
Abb. 5/2:
Abb. 5/3:
Abb. 5/4:
Abb. 5/5:
Abb. 5/6:
Abb. 5/7:
Abb. 5/8:
Abb. 5/9:
Abb. 5/10:
Abb. 5/11:
Abb. 5/12:
Abb. 5/13:
Abb. 5/14:
Abb. 5/15:
XVI
Marken-Portfolio der Accor-Hotelgruppe
Accor, 2012 ..................................................................................................
Verlust-in-der-Mitte-Phänomen ...............................................................
Ausgestaltungsformen der Marktsegmentierung .................................
Werblicher Auftritt des Otto-Versandes 1959, 1989 und 2011 ..............
Ausgewählte Kriterien der Marktsegmentierung im BtC-Markt
Freter, 2006, S. 3845 ....................................................................................
Ausgewählte Kriterien der Marktsegmentierung im BtB-Markt .........
Segmentierungskriterien von microdialog
Deutsche Post, 2012 ...................................................................................
Konzept des Kundenbeziehungslebenszyklus
Stauss, 2000, S. 16 .......................................................................................
Dreiklang der Kundenbetreuung ............................................................
Ausgewählte Merkmale zur Beschreibung der eigenen Interessenten
und Kunden im BtC-Markt ......................................................................
Entscheidungsfelder der Marktarealstrategie ........................................
Strategien für die internationale Expansion ...........................................
Wasserfall-Strategie zur internationalen Produkteinführung ..............
Sprinkler-Strategie zur internationalen Produkteinführung ...............
Prozess zur Ausgestaltung der Produkt- und Programmpolitik ........
Fünf Konzeptionsebenen des Produktes mit zunehmender
Wertsteigerung
Kotler/Bliemel, 2001, S. 717 .......................................................................
Breite und Tiefe des Produktprogramms am Beispiel Miele ...............
Konzept des erweiterten Produktlebenszyklus
Fritz/Oelsnitz, 2006, S. 174 ........................................................................
Klassifizierung von Innovationen ............................................................
Ausgewählte Trigger und Quellen des Innovationsprozesses .............
Phasen des Innovationsprozesses ............................................................
Ausgewählte Quellen von Neuproduktideen ........................................
Attribute-Listing zur Entwicklung eines Fachbuches ...........................
Subjektive Bewertung der Vor- und Nachteile von Innovationen
Hartmann, 2007, S. 100 ..............................................................................
Analyseraster für Innovationen
Gourville, 2006, S. 54 .................................................................................
Kundenorientierte Weiterentwicklung des klassischen
Innovationskonzeptes
Reichwald/Piller, 2006, S. 119 ...................................................................
Unternehmens-Kunden-Interaktion im Innovationsprozess
Dahan/Hauser, 2002, S. 347 .......................................................................
Trichtermodell zur Bewertung und Auswahl von Neuproduktideen
Scoring-Modell zur Neuproduktbewertung ..........................................
188
189
191
193
194
197
199
200
202
203
206
207
208
209
214
216
217
219
221
222
224
225
227
228
228
230
231
232
233
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 5/16:
Abb. 5/17:
Abb. 5/18:
Abb. 5/19:
Abb. 5/20:
Abb. 5/21:
Abb. 5/22:
Abb. 5/23:
Abb. 5/24:
Abb. 5/25:
Abb. 5/26:
Abb. 5/27:
Abb. 5/28:
Abb. 5/29:
Abb. 5/30:
Abb. 5/31:
Abb. 5/32:
Abb. 5/33:
Abb. 5/34:
Abb. 5/35:
Abb. 5/36:
Abb. 5/37:
Abb. 5/38:
Abb. 5/39:
Abb. 5/40:
Abb. 5/41:
Abb. 5/42:
Abb. 5/43:
Abb. 5/44:
Abb. 5/45:
Break-even-Analyse ...................................................................................
Diffusionsmodell bei Innovationen (Mittelwert bezeichnet
den Zeitpunkt, bis 50 % der Kunden ein Produkt erworben haben;
weist die Standardabweichung von diesem Mittelwert aus)
Nieschlag/Dichtl/Hörschgen, 2002, S. 127 ..............................................
Entscheidungsfaktoren bei einer Produktmodifikation
bzw. -elimination .......................................................................................
Alternative Branding-Strategien ..............................................................
Markenstrategie bei Beiersdorf ................................................................
Vorteile alternativer Markenstrategien
Freter, 2004, S. 61 ........................................................................................
Vor- und Nachteile einer Mehrmarken-Strategie
Freter, 2004, S. 62 ........................................................................................
Orientierungspunkte für die Findung von Markennamen ..................
Produkt-Marken-Portfolio am Beispiel des Volkswagen-Konzerns ....
Serviceleistungen als Teil der Produkt- und Programmpolitik
Hansen/Hennig-Thurau/Schrader, 2001, S. 167 .....................................
Einflussfaktoren und Gestaltungsfelder
der Preis- und Konditionenpolitik ...........................................................
Preis-Absatz-Funktion ..............................................................................
Preisveränderung im elastischen Bereich der Preis-Absatz-Funktion
Preisveränderung im unelastischen Bereich
der Preis-Absatz-Funktion ........................................................................
Auswirkungen des Preises auf die Kaufwahrscheinlichkeit
Homburg/Krohmer, 2012, S. 696 ..............................................................
Konkurrenzorientierte Preisgestaltung – längerfristige Ausrichtung
Konkurrenzorientierte Preisstrategien am Beispiel von Volkswagen
Volkwagen, 2012 ........................................................................................
Rabattarten
Becker, 2009, S. 525; Meffert/Burmann/Kirchgeorg, 2008, S. 544–546 .
Ausgestaltungsmöglichkeiten des Couponing ......................................
Coupons von Anson´s (Ausschnitt), Ariel, Desigual und zalando .....
Beispiele für Ein- bzw. Umtauschprämien .............................................
Arten der Preisdifferenzierung ................................................................
Dynamische Preisstrategien .....................................................................
Einflussfaktoren und Entscheidungsfelder der Distributionspolitik ..
Grundformen des Vertriebs ......................................................................
Funktionen des Handels ...........................................................................
Betriebsformen des Absatzgroßhandels .................................................
Betriebsformen des Einzelhandels ...........................................................
Betriebsformate des stationären Einzelhandels I ...................................
Betriebsformate des stationären Einzelhandels II .................................
235
239
243
244
245
246
246
247
248
249
254
263
265
266
269
270
271
273
274
275
279
280
287
295
295
298
301
301
302
303
XVII
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 5/46:
Abb. 5/47:
Abb. 5/48:
Abb. 5/49:
Abb. 5/50:
Abb. 5/51:
Abb. 5/52:
Abb. 5/53:
Abb. 5/54:
Abb. 5/55:
Abb. 5/56:
Abb. 5/57:
Abb. 5/58:
Abb. 5/59:
Abb. 5/60:
Abb. 5/61:
Abb. 5/62:
Abb. 5/63:
Abb. 5/64:
Abb. 5/65:
Abb. 5/66:
Abb. 5/67:
Abb. 5/68:
Abb. 5/69:
Abb. 5/70:
Abb. 5/71:
Abb. 5/72:
Abb. 5/73:
XVIII
Reaktion der Konsumenten auf Sortenvielfalt im Regal
Brandes, 2008, S. 418 .................................................................................. 303
Entwicklung der privaten Konsumausgaben und
des Einzelhandelsumsatzes von 2000–2011
Eggert, 2012, S. 1 ........................................................................................ 308
Polarisierung im deutschen Einzelhandel
Becker, 2009, S. 535 .................................................................................... 310
Handlungsoptionen im Markt der Mitte
Zentes/Morschett/Krebs, 2008 .................................................................. 312
Kriterien zur Auswahl von Absatzkanälen und Absatzorganen ......... 315
Zielkonflikte im Absatzkanal
Fritz/Oelsnitz, 2006, S. 213 f.; Meffert/Burmann/Kirchgeorg,
2008, S. 567 .................................................................................................. 316
Strategien des Efficient-Customer-Response ......................................... 317
Wertschöpfungskette der Logistik ........................................................... 319
Prozess zur Ausgestaltung der Kommunikationspolitik ..................... 323
Entscheidungsfelder der Kommunikationspolitik ................................ 325
Prozess der Kommunikation .................................................................... 326
Zielgruppen der unternehmerischen Kommunikation ........................ 328
Push- und Pull-Strategie ........................................................................... 329
Informationsfelder der unternehmerischen Kommunikation ............. 332
Ausgewählte Werbeträger und ihre Werbemittel .................................. 333
Gesamt-Bruttowerbeumsätze nach Mediengattungen
(inkl. Medienwerbung)
Axel Springer, 2012 .................................................................................... 334
Muster von Kommunikationsstrategien ................................................. 339
Emotions- und Motivsysteme sowie Signal-Typen
zu ihrer Ansprache
Scheier, 2008, S. 315 .................................................................................... 341
Motivraum für zwei Wettbewerbsprodukte
Scheier, 2008, S. 318 .................................................................................... 341
Beispiele sprachlicher Signale zum Abruf gelernter Inhalte ................ 342
Prägende Ereignisse der heute 50-jährigen ............................................ 343
Symbolische Signale setzen Sinnbilder als Schlüsselreize ein ............. 344
Multisensorisches Marketing ................................................................... 345
Darstellung der kortikalen Entlastung bei starken Marken
Scheier, 2008, S. 306 .................................................................................... 348
Markenaufbau durch Markierung und Kommunikation
Esch/Langner, 2005, S. 578 ........................................................................ 349
Positionierungsmodell im Süßwarenmarkt sowie im Automobilmarkt
Scharf/Schubert/Hehn, 2009, S. 275 (Süßwarenmarkt) .......................... 350
Monolog-Anzeigen von Montblanc, Esprit und Chanel ....................... 353
Dialog-Anzeigen ........................................................................................ 354
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 5/74:
Abb. 5/75:
Abb. 5/76:
Abb. 5/77:
Abb. 5/78:
Abb. 5/79:
Abb. 5/80:
Abb. 5/81:
Abb. 5/82:
Abb. 5/83:
Abb. 5/84:
Abb. 5/85:
Abb. 5/86:
Abb. 5/87:
Abb. 5/88:
Abb. 5/89:
Abb. 5/90:
Abb. 5/91:
Abb. 5/92:
Abb. 5/93:
Reichweite und TKP für ausgewählte Zeitschriften
ADAC, 2012; MA 2012/I, Gesamtbevölkerung, Tarif 2012 1/1 S. 4c .....
Durchschnittliche Fernsehdauer pro Tag nach Altersgruppen
in Deutschland im Jahr 2007 und 2011 (in Minuten)
statista, 2012b; AGF, GfK, SWR, Mediendaten Südwest,
mediendaten.de ..........................................................................................
Guerilla-Marketing
Guerilla Marketing, 2012a/b/c/d ..............................................................
Ambush-Marketing
Sports-Economics, 2012 .............................................................................
PR-Anzeige verschiedener Unternehmen ..............................................
Finanz-PR von Alex
Taylor/Peattie, 2005, S. 98, 100 ..................................................................
Arten der Verkaufsförderung ...................................................................
Anschreiben von VINO Select ..................................................................
Ausprägungen des Mobile-Marketings aus Unternehmenssicht ........
Erfassung des QR-Codes
Hartz, 2010 ..................................................................................................
Erscheinungsformen des Online-Marketings ........................................
Einflussfaktoren von durch Unternehmen initiierten
viraler Kampagnen ....................................................................................
Bereiche der Corporate Identity ...............................................................
Veränderungen von Logos im Zeitablauf
Frontblog, 2007; Markentechnik, 2011 ....................................................
Generelle Treiber der Kundenbindung
Meyer/Oevermann, 2006, S. 3335 .............................................................
Dimensionen der Kundenbindungsstrategie
Homburg/Bruhn, 2008, S. 19 ....................................................................
Anzahl der Karten in Portemonnaies in Deutschland
Frage: Würden Sie bitte kurz nachschauen, wie viele Karten –
von EC- über Kredit- bis zu Kundenkarten – sich in Ihrem Portemonnaie befinden? TNS Emnid, 2012, S. 3; n = 1.000 ............................
Anforderungen an Bonus-/Rabattprogramme und Kundenkarten
Frage: Was muss ein Bonusprogramm, ein Rabattprogramm
oder eine Kundenkarte bieten, damit es für Sie attraktiv ist?
TNS Emnid, 2012, S. 4; n = 1.000, Top-Two-Werte: sehr/eher wichtig
Beteiligung an Kundenbindungsprogrammen in Deutschland
Frage: Bei welchem der folgenden Programme sind Sie
oder eine andere Person in Ihrem Haushalt Mitglied bzw. welche
Kundenkarten besitzen Sie?
TNS Emnid, 2012, S. 8; n = 1.000 ..............................................................
Konzept des Internal Branding zur Erreichung
eines Brand Behavior .................................................................................
356
357
360
361
364
365
366
368
370
372
376
380
388
391
392
395
397
398
398
404
XIX
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 5/94:
Abb. 5/95:
Abb. 5/96:
Abb. 5/97:
Abb. 5/98:
Abb. 5/99:
Abb. 5/100:
Abb. 5/101:
Abb. 5/102:
Abb. 5/103:
Abb. 5/104:
Abb. 5/105:
Abb. 5/106:
Abb. 5/107:
Abb. 5/108:
Abb. 5/109:
Abb. 5/110:
Abb. 5/111:
Abb. 5/112:
Abb. 5/113:
Abb. 5/114:
Abb. 5/115:
Abb. 6/1:
Abb. 6/2:
Abb. 6/3:
XX
Entwicklung des Engagement Index von Gallup
Gallup, 2012, S. 10 ......................................................................................
Erfüllung der Erwartungen und Bedürfnisse am Arbeitsplatz
nach dem Grad der emotionalen Mitarbeiterbindung
Gallup, 2012, S. 28 ......................................................................................
Sicherstellung einer Balance zwischen Vertriebs- und
Kundenorientierung bei Mitarbeitern und Führungskräften ..............
Ansatzpunkte zur Erreichung von Uniqueness .....................................
Passion-getriebene Marketing-Excellence-Turbine ...............................
Angestrebter Gleichklang des Brand Behavior ......................................
SIIR-Modell eines markenorientierten Veränderungsprozesses
Esch et al., 2005, S. 995 f. ...........................................................................
Instrumente zum Aufbau eines Brand Behavior ...................................
Wirkungsweisen marktorientierter transaktionaler und
transformationaler Führung auf das Brand Behavior
Morhart/Jenewein/Tomczak, 2008, S. 376;
Esch/Knörle, 2008, S. 359 ...........................................................................
Ausprägungen des Brand Citizenship Behaviors
Burmann/Zeplin, 2005, S. 119 ...................................................................
Eisberg-Modell der Leistungserbringung ..............................................
Dialogaufbau muss auf zwei Ebenen erfolgen ......................................
Faktoren der Sach- und Beziehungsebene ..............................................
Portfolio zur Analyse der Kundenorientierung von Mitarbeitern
Homburg, 2006 ...........................................................................................
Wirkungskette der internen Kommunikation ........................................
Ausgestaltung der dialogischen Kommunikation im Unternehmen ..
Instrumente der internen Kommunikation ............................................
Markeninszenierung in der Brand Academy von BMW ......................
Dashboard
Hertrich/Graf/Krüger, 2008; vertiefend Kreutzer, 2009, S. 316–325 .....
Marken-Identifikations-Portfolio
Kernstock, 2008, S. 27 ................................................................................
Engagement-Portfolio zur Beziehung zwischen Employee
Engagement und Customer Engagement
Fleming/Coffmann/Harter, 2005, S. 7 ......................................................
Kundenbetreuung à la Alex
Financial Times Deutschland, 28.6.2006, S. 2 .........................................
405
407
408
409
409
410
413
414
415
417
419
420
421
422
426
428
429
432
434
436
437
438
Grobstruktur eines strategischen Marketing-Plans ............................... 442
Grobstruktur eines operativen Marketing-Plans
Bruhn, 2010a, S. 46 ..................................................................................... 443
Idealtyptische Zuordnung von Aktionsbausteinen eines MarketingPlans in Abhängigkeit von den Phasen des Produktlebenszyklus ...... 445
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 7/1:
Abb. 7/2:
Abb. 7/3:
Abb. 7/4:
Abb. 7/5:
Abb. 8/1:
Abb. 8/2:
Abb. 8/3:
Abb. 8/4:
Abb. 8/5:
Abb. 8/6:
Abb. 8/7:
Abb. 8/8:
Abb. 8/9:
Abb. 8/10:
Closed-Loop des Marketing-Controllings ..............................................
Ausgewählte Fragestellungen eines Instrument-Audits
des Marketing-Diamanten ........................................................................
Produkt-/Marken-Audit
Scheier/Held, 2006, S. 162–183 .................................................................
ABC-Analyse des Angebotsprogramms .................................................
Altersstrukturanalyse eines Produktprogramms
(in den Balken „Anzahl der Produkte“) .................................................
Organigramm eines Unternehmens ........................................................
Einflussfaktoren und Entscheidungsfelder
der Organisationsentwicklung .................................................................
Grundform einer produktbezogenen Organisation ..............................
Grundform einer funktionalen Organisation .........................................
Grundform einer kundenbezogenen Organisation ...............................
Grundform einer Matrixorganisation .....................................................
Grundform einer funktionalen Marketing-Organisation .....................
Grundform einer produktorientierten Marketing-Organisation .........
Grundform einer kundenorientierten Marketing-Organisation ..........
Grundform einer Marketing-Matrixorganisation ..................................
450
451
452
453
454
459
461
462
463
464
464
465
466
467
467
XXI
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
ag.ma
asw
ATL
AWA
B2B
B2C
BPI
BSC
bspw.
BtB
BtC
BTL
bzgl.
bzw.
CB
CC
CD
CD
CI
CLV
CPC
CPI
CPO
CPR
CSR
CoC
DB
DDV
d. h.
DM
DR
d. V.
EA
EBIT
EBT
EBITDA
ECR
XXII
Arbeitsgemeinschaft Mediaanalyse
Absatzwirtschaft
Above-the-Line
Allensbacher Werbeträgeranalyse
Business-to-Business
Business-to-Consumer
Brand Potential Index
Balanced Scorecard
beispielsweise
Business-to-Business
Business-to-Consumer
Below-the-Line
bezüglich
beziehungsweise
Corporate Behavior
Corporate Communications
Corporate Design
Compact Disc
Corporate Identity
Customer Lifetime Value
Cost-per-Coupon
Cost-per-Interest
Cost-per-Order
Cost-per-Redemption
Corporate Social Responsibility
Codes of Conduct
Deckungsbeitrag
Deutscher Dialogmarketing Verband
das heißt
direkt marketing, Magazin für kundenorientierte Kommunikation
Direct-Response
der Verfasser
Efficient Assortment
Earnings before Interest, Tax
Earnings before Tax
Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortisation
Efficient-Consumer-Response
Abkürzungsverzeichnis
EDR
EEG
EP
EPI
ERP
EU
F&E
FAS
FAZ
FHW
FMCG
fMRI
fMRT
FMOT
FT
FTD
GA
GfK
GWB
HB
HBR
HGB
i. d. R.
i. d. S.
insb.
i. S.
IPO
IVW
KPI
LAE
MA
m. E.
MW
o. g.
o. V.
OEM
PAF
PAngV
PET
PGR
POP
POS
elektrodermale Reaktion
Elektroenzephalogramm
Efficient Promotions
Efficient Product Innovation
Efficient Replenishment
Europäische Union
Forschung & Entwicklung
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Fachhochschule für Wirtschaft und Recht
Fast Moving Consumer Goods
Functional Magnetic Resonance Imaging
funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie
First-Moment-of-Truth
Financial Times
Financial Times Deutschland
Bonner Generalanzeiger
Gesellschaft für Konsumforschung
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
Handelsblatt
Harvard Business Review
Handelsgesetzbuch
in der Regel
in diesem Sinne
Insbesondere
im Sinne
Initial Public Offering
Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung
von Werbeträgern
Key Performance Indicator
Leseranalyse Entscheidungsträger
Media-Analyse
meines Erachtens
Mittelwert
oben genannt
ohne Verfasser
Original Equipment Manufacturer
Preis-Absatz-Funktion
Preisangabeverordnung
Positronen-Emissions-Tomographie
psychogalvanische Reaktion
Point of Purchase
Point of Sale
XXIII
Abkürzungsverzeichnis
ROCE
ROI
ROS
PR
RFID
SEA
SGE
SGF
SMOT
SVI
TCO
TdW
TK
u. a.
u. Ä.
UAP
UPP
USP
u. U.
UWG
VA
vfa
vgl.
VKF
VuMA
w&v
WiSt
z.B.
z.T.
ZAW
ZfAW
ZMOT
XXIV
Return on Capital Employed
Return on Investment
Return on Sales
Public Relations
Radio Frequency Identification
Search Engine Advertising
strategische Geschäftseinheit
strategisches Geschäftsfeld
Second-Moment-of-Truth
Siegfried-Vögele-Institut
Total Cost of Ownership
Typologie der Wünsche
Teilkosten
unter anderem
und Ähnliches
Unique Advertising Proposition
Unique Passion Proposition
Unique Selling Proposition
unter Umständen
Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb
Verbraucheranalyse
Verband forschender Arzneimittelhersteller
vergleiche
Verkaufsförderung
Verbrauchs- und Medienanalyse
werben&verkaufen
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
zum Beispiel
zum Teil
Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft
Zeitschrift für die gesamte Wertschöpfungskette Automobilwirtschaft
Zero-Moment-of-Truth
„Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen,
ein Werdender wird immer dankbar sein.“
Johann Wolfgang von Goethe
XXV
1 Allgemeine Grundlagen
des Marketings
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben!“
Hermann Hesse
Lernziele
Fähigkeit,
Marketing in seinen unterschiedlichen Ausprägungen zu erkennen
Entwicklung des Marketings nachzuvollziehen
verschiedene Marketing-Konzeptionen zu unterscheiden
Marketing-relevante Einflussfaktoren zu ermitteln
unterschiedliche Kategorien von Produkten und ihre Relevanz für den Marketing-Einsatz
zu erkennen
Begriffe zur Beschreibung von Märkten anwenden zu können
Marktformen und ihre Implikationen für das Marketing zu erfassen
verhaltenswissenschaftliche Aspekte des Marketings zu verstehen und bei der Ausgestaltung des Marketings zu berücksichtigen
Erkenntnisse des Neuro-Marketings bei der Ausgestaltung des Marketings sicher zu berücksichtigen
Unterschiede zwischen BtB- und BtC-Marketing zu beherrschen
1.1
Begriffliche Grundlagen des Marketings
1.1.1
Was ist Marketing?
Coca-Cola ist bereits seit Jahren die wertvollste Marke der Welt und wird mit 72 Mrd.
US-$ bewertet (vgl. Interbrand, 2011). Doch der monetäre Markenwert ist nur eine
Wirkungsdimension einer starken Marke. Die andere Wirkdimension – den monetären Markenwert begründend – ist die Relevanz der Marke für den Kaufentscheidungsprozess des Kunden. In Tests wird immer wieder festgestellt, dass bei einer
Blindverkostung, d. h., wenn der Konsument nicht weiß, welche Cola er trinkt,
i. d. R. Pepsi-Cola am besten schmeckt. Ganz anders fällt das Ergebnis jedoch aus,
wenn der Konsument über die Information verfügt, welche Cola er trinkt; dann
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R. Kreutzer, Praxisorientiertes Marketing,
DOI 10.1007/978-3-8349-3873-2_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
schmeckt ihm auf einmal Coca-Cola besser (o. V., 14.10.2004). In der Konsequenz bedeutet dies, dass der Markenname und das über verschiedene Werbemaßnahmen
aufgebaute Image das Geschmackserlebnis des Konsumenten beeinflussen. Dabei
wird die Bedeutung des Marketings als Teil der Marken- und Kommunikationspolitik deutlich.
2010 schuf Apple mit dem iPad eine neue Produktkategorie, die als Tablet-PC bezeichnet wird. Verbunden mit einer überzeugenden Kommunikation – basierend auf
der legendären Produktvorstellung durch Steve Jobs – trat das iPad seinen weltweiten
Siegeszug an und führte bei der Markteinführung immer wieder zu langen Schlangen vor den Geschäften. Solche Schlangen bildeten sich auch bei der Eröffnung von
Ladengeschäften des spanischen Modelabels Desigual sowie des US-amerikanischen
Modeunternehmens Abercrombie & Fitch. Diese Beispiele verdeutlichen die Möglichkeiten der Produkt- und Kommunikationspolitik.
Ende 2005 ist Aldi mit Aldi-Talk in den Markt für mobile Telekommunikation eingestiegen und hat damit das bisher von simyo stark dominierte Feld der DiscountTelefonie neu aufgemischt und den im Markt schon vorherrschenden Preisdruck
weiter erhöht. Zur Freude der Konsumenten setzte ein weiterer Preisrutsch – auch
bei den etablierten Mobilfunkunternehmen – ein. Eine klassische Marketing-Maßnahme, bei der eine bereits am Markt angebotene Technologie – hier der Mobilfunk –
durch einen neuen Anbieter mit einer besonders aggressiven Preisstrategie in den
Markt getragen wurde. Da Aldi mit über 4.000 Filialen in Deutschland ein flächendeckendes Netz zum Vertrieb sowie zur Wiederaufladung der Pre-Paid-Karten besitzt,
konnte Aldi den Markt nachhaltig verändern und damit die Relevanz der Preispolitik unterstreichen.
Der Siegeszug von Dell begann 1984 damit, dass der damals 19-jährige Michael Dell
aus handelsüblichen Fertigteilen IBM-kompatible Computer produzierte und diese
per Telefon und Katalog direkt an seine Kunden verkaufte. Später wurde das Internet
konsequent in die Vertriebsstrategie integriert. Dieser sogenannte Direktvertrieb war
in Verbindung mit einer guten Qualität und einem ausgewogenen Preis-LeistungsVerhältnis die Grundlage dafür, dass es Dell gelang, die viel länger am Markt operierenden Unternehmen wie IBM/Lenovo und Hewlett-Packard zu überrunden und für
mehrere Jahre zur globalen Nr. eins im PC- und Laptop-Segment zu werden. 2007
stieß diese Vertriebsstrategie an ihre Grenzen, sodass sich Dell gezwungen sah, einen
Multi-Channel-Vertrieb aufzubauen, bei dem Produkte direkt über das Internet und
indirekt über Vertriebspartner (bspw. Wal-Mart) vermarktet werden. Hier wird deutlich, wie entscheidend die richtige Distributionspolitik für den Erfolg eines Unternehmens ist.
Die Hotelgruppe Ritz-Carlton überzeugt seit Jahren durch eine exzellente, weit über
dem Durchschnitt liegende Service-Qualität. Eine wesentliche Ursache hierfür ist,
dass den Mitarbeitern der Hotels hinsichtlich Auswahl, Qualifikation und Schulung
eine große Bedeutung zugemessen und diese durch ein entsprechendes Qualitäts-
2
Begriffliche Grundlagen des Marketings
management gesichert wird. Jeder Mitarbeiter ist gehalten, das Credo und die
Grundsätze von Ritz-Carlton, die in einem Folder in Visitenkartengröße dokumentiert
sind, immer „am Mann“ zu haben. Hierdurch soll der „Geist des Hauses“ allzeit
präsent sein. Bei den Grundsätzen unter Punkt 13 heißt es bspw.: „Verlieren Sie nie
einen Gast. Die sofortige Zufriedenstellung eines Gastes liegt in der Verantwortung
eines jeden Mitarbeiters. Jeder, an den eine Beschwerde herangetragen wird, ist Eigentümer dieser Beschwerde, löst sie zur Zufriedenheit des Gastes und dokumentiert
den Vorfall“ (Ritz-Carlton, 2006). Hier wird die Bedeutung des Mitarbeiters als zentraler Leistungsträger und damit auch der Personalpolitik eines solchen Dienstleistungsunternehmens deutlich.
Durch eine Zusammenarbeit mehrerer europäischer Unternehmen ist es gelungen,
nicht nur eine europäische Flugzeugindustrie namens Airbus aufzubauen, sondern
mit dem A 380 auch eine technologische Weltneuheit zu konzipieren, erfolgreich zum
Fliegen zu bringen und an viele Fluggesellschaften zu verkaufen. Dies ist – im Vergleich zu den oben diskutierten Beispielen aus dem Business-to-Consumer-Sektor
(BtC) – ein Fall aus dem Business-to-Business-Bereich (BtB). Hierbei geht es zum
einen um die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen bei der Entwicklung und
Produktion. Zum anderen besteht der Zielmarkt von Airbus und Boeing wiederum
aus Unternehmen, konkret aus den Fluggesellschaften und Luftfrachtunternehmen
dieser Welt.
Marketing-Aktivitäten sind häufig eng mit den Unternehmensstrategien verbunden.
Bei dem Börsengang von Facebook wird diese Verbindung deutlich, weil der erstmalige Börsengang (IPO als Initial Public Offering) zunächst eine unternehmensstrategische Entscheidung darstellt. Ihre Umsetzung beinhaltet in hohem Maße MarketingAufgaben, so bspw. die für den IPO notwendige Kommunikation zur Gewinnung
interessierter Anleger. Dabei ist auch darzustellen, in welchen Geschäftsfeldern das
Unternehmen aktiv sein möchte und welche Marketing-Strategien dabei zum Einsatz
kommen sollen. Je marktorientierter Unternehmen agieren, desto stärker ist diese
Verbindung zwischen Unternehmens- und Marketing-Strategien ausgeprägt.
Schon diese wenigen Beispiele verdeutlichen: Marketing ist wesentlich mehr als
Werbung, die uns als Konsument und Endverbraucher allgegenwärtig ist. Marketing
stellt zunächst einmal – wenn man den Begriff Marketing analysiert – mit „Market“
den „Markt“ und damit die Kunden, seien es Konsumenten oder Unternehmen als
Abnehmer, in den Mittelpunkt. In diesem Fall sprechen wir von Absatzmärkten,
d. h. von Märkten, auf denen Produkte oder Dienstleistungen verkauft werden. Eine
Ausrichtung auf die Absatzmärkte ist dann erforderlich, wenn diese den Engpass
der unternehmerischen Aktivität darstellen, d. h. der Absatz der Güter nicht „von
selbst“ passiert, wie das bspw. in der Nachkriegszeit in Deutschland der Fall war.
Damals war nicht der Absatz der Engpass, sondern die Rohstoffbeschaffung und die
Produktion.
3
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Weil damals der „Verkäufer“ i. S. des anbietenden Unternehmens (sei es der Hersteller selbst oder der Händler) in der dominanten Marktposition war, da ihm die Produkte von den Kunden quasi aus den Händen gerissen wurden, wird in einem solchen Fall von einem Verkäufermarkt gesprochen. Welche weiteren Merkmale mit
einem Verkäufermarkt einhergehen, zeigt Tab. 1/1. In den entwickelten Industrienationen der heutigen Zeit stellt i. d. R. nicht mehr der „Verkäufer“ den Engpass dar,
sondern der Käufer. Deshalb spricht man vom sogenannten Käufermarkt, da der
Käufer die dominierende Marktposition innehat. Er entscheidet darüber, welches
Produkt er kauft, welchen Preis er zu akzeptieren bereit ist, über welchen Distributionskanal (etwa Internet, Versandhandel oder Warenhaus) er einkauft und von welcher kommunikativen Ansprache und von welcher Servicequalität er sich angezogen
fühlt. Die notwendigen Antworten hierauf liefert das Absatz-Marketing.
Tab. 1/1:
Kennzeichnung von Verkäufer- und Käufermärkten
In Anlehnung an Bea/Dichtl/Schweitzer, 2002, S. 215
Merkmal
Verkäufermarkt
Käufermarkt
Stadium der wirtschaftlichen Entwicklung
Mangelwirtschaft
Überfluss-/Wohlstandsgesellschaft
Relation von Angebots- zu
Nachfragemenge
Nachfrage > Angebot
(Nachfrageüberhang)
Nachfrage < Angebot
(Angebotsüberhang)
Engpassbereich und damit
Fokus des Unternehmens
Beschaffung, Fertigung
Vermarktung, Absatz
Vorrangige Aufgabe des
Unternehmens
Vergrößerung der
Beschaffungs- und
Produktionskapazitäten
Aktivierung und Lenkung von
Nachfrage
Aktivitätsschwerpunkt
Nachfrager ist aktiver als der Anbieter ist aktiver als der
Anbieter
Nachfrager
Damit wird deutlich, warum mit dem Absatzmarkt das Marketing als unternehmerische Grundorientierung (i. S. der Ausrichtung des Unternehmens an den Anforderungen des Marktes), aber auch Marketing als betriebliche Teilfunktion (z. T. als
eigene Abteilung oder als eingebundener Bereich in der Unternehmensorganisation)
mit der wirtschaftlichen Entwicklung von Ländern immer mehr ins Zentrum rückte.
Denn wie heißt es in Bezug auf wirtschaftlich weit entwickelte Länder in einer These
so treffend: „Wir haben heute keinen Mangel an Produkten, wir haben einen Mangel
an Bedürfnissen!“
4
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Heute stellen vielfach nicht nur Absatzmärkte einen Engpass für die unternehmerische Tätigkeit dar. Auch Beschaffungsmärkte können zum Engpass werden, wenn
bspw. in bestimmten Branchen qualifizierte und hochmotivierte Mitarbeiter fehlen
(Stichwort „War for Talents“), Lizenzen für die Nutzung bestimmter Erfindungen
erworben werden müssen oder bestimmte Rohstoffe (temporär) knapp werden
(bspw. Erdöl, seltene Erden). Deshalb ist es notwendig, dass sich das Marketing auch
auf die Beschaffungsmärkte ausrichtet; dabei wird folglich vom BeschaffungsMarketing gesprochen.
Aber auch diese erweiterte Perspektive reicht heute nicht mehr aus. Gefordert ist
vielmehr die Ausrichtung der unternehmerischen Tätigkeiten an den Anforderungen
der sogenannten Mikro- und Makro-Umwelt (vgl. Abb. 1/1). Die aufgeführten Bereiche sind unternehmensspezifisch daraufhin „abzuklopfen“, welche der dort zuzuordnenden Einflussfaktoren auf das unternehmerische Geschehen wirken bzw. welche bei der Ausgestaltung der Unternehmensaktivitäten zu berücksichtigen sind.
Abb. 1/1:
Mikro- und Makro-Umwelt des Unternehmens
Unternehmen
Konkret bedeutet dies, dass in der Mikro-Umwelt neben den Absatz- und Beschaffungsmärkten (direkte und indirekte Kunden, Lieferanten) auch die Wettbewerber
mit ihren Aktivitäten in der unternehmerischen Perspektive zu berücksichtigen sind.
Das heißt, dass heute quasi kein im Konkurrenzkampf stehendes Unternehmen seine
Aktivitäten ausgestalten kann, ohne die relevanten Wettbewerber dabei zu berück-
5
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
sichtigen. Auch die Kapitalgeber, seien es echte Anteilseigner (Shareholder) oder die
durch Kredite finanzierenden Banken, müssen mit ihren Interessen bei der Umsetzung des Marketings berücksichtigt werden. Durch die Diskussion des ShareholderValue, d. h. der Schaffung von Werten für die Anteilseigner, wurden deren Interessen
besonders in den Mittelpunkt gerückt und die Unternehmensleitung dazu aufgefordert, besonders an einer Wertsteigerung für diese Zielgruppe zu arbeiten (vgl. weiterführend Rappaport, 2005).
Die Berücksichtigung der Anforderungen von unterschiedlichen Interessengruppen
der Mikro-Umwelt reicht heute allerdings nicht mehr aus, um langfristig erfolgreich
am Markt agieren zu können. Immer mehr Anforderungen werden an das Unternehmen auch seitens der Makro-Umwelt gestellt. Diese Anforderungen reichen von
den Wünschen der politischen Entscheidungsträger und Teilen der aktiven Öffentlichkeit bzgl. der Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen über die Förderung
der nationalen Wirtschaft durch den Aufbau weiterer Standorte, die Berücksichtigung ökologischer Anforderungen bis zum Transfer bestimmter Technologien in
Schwellenländer. Vor diesem Hintergrund ist das Shareholder-Konzept, welches
einseitig die Anteilseigner zum Orientierungspunkt des unternehmerischen Handelns macht, zum Stakeholder-Konzept weiterentwickelt worden. Die Stakeholder
sind dabei nicht „Teilhaber“ im rechtlichen Sinne, wie es die wörtliche Übersetzung
von „to have a stake in s. th.“ als „einen Anteil an etwas haben“ erwarten lässt. Es
geht vielmehr im übertragenen Sinne darum, dass auch weitere Gruppen an den
Aktivitäten des Unternehmens interessiert sind und deshalb als relevante Zielgruppen zu berücksichtigen sind. Dabei gilt es, deren unterschiedlichste Interessen und
Anforderungen an das Unternehmen bei der Ausgestaltung des Marketings zu berücksichtigen. Teilweise wird in der Literatur bzgl. der Analyse der Makro-Umwelt
auch von der PEST-Analyse gesprochen, wobei PEST als Akronym steht mit „P“ für
„Political-Legal Environment“, „E“ für „Economic Environment“, „S“ für „Social
Environment“ und „T“ für „Technological Environment“ (vgl. vertiefend zur entsprechenden Analyse Kapitel 2).
Vor diesem Hintergrund ist Marketing als unternehmerische Führungskonzeption
wie folgt zu kennzeichnen (vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg, 2008, S. 12–17; Homburg/Krohmer, 2012, S. 6–11; Kotler/Keller/Bliemel, 2007, S. 5–8; grundlegend Fritz,
1997). Dabei basieren alle Unternehmensaktivitäten auf Informationen über die relevante Umwelt, auf die alle Handlungen des Unternehmens ausgerichtet werden.
Hierbei bedient sich das Marketing folgender „Werkzeuge“:
Informationsbeschaffende und -verarbeitende Instrumente und Analysen (als
Bestandteil der Markt- und Marketing-Forschung),
Planungssysteme zur Festlegung von Marketing-Zielen, zur Ableitung von Marketing-Strategien sowie zur Ausgestaltung verschiedener Marketing-Instrumente
(konkret der Preis-, Produkt-, Kommunikations-, Distributions- und Personalpolitik, die in einer konkreten Ausgestaltung zusammen den Marketing-Diamanten
bilden),
6
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Implementierungs- und Controllingsysteme zur Umsetzung des Marketings bzw.
zur Überwachung von Prozessen sowie der Zielerreichung (Marketing-Controlling),
Organisationskonzepte, um Marketing in der Unternehmensstruktur zu verankern (Marketing-Organisation).
Die o. g. Werkzeuge fließen im Prozess des Marketing-Managements zusammen,
wie Abb. 1/2 zeigt. Hier wird deutlich, dass das Marketing-Controlling die Gesamtheit des Marketings kritisch analysieren soll und nicht nur auf die Ergebniskontrolle
am Ende eines Geschäftsjahres beschränkt sein darf (vgl. Kapitel 7).
Abb. 1/2:
Prozess des Marketing-Managements
MarketingForschung
MarketingZiele
MarketingStrategien
MarketingPlanung
MarketingInstrumente
MarketingControlling
MarketingUmsetzung
Marketing-Organisation
Ein solches umfassendes Konzept des Controllings besitzt nicht nur für Unternehmen eine große Relevanz. Die zur Anwendung kommenden Systeme und Prozesse
können in ihren Grundzügen ebenfalls auf einen Lernenden angewandt werden,
etwa an der Hochschule oder als Ausdruck des „Lifelong Learning“ im Beruf:
Welche Ziele möchte ich erreichen? Geht es mir um den reinen Wissenserwerb
oder strebe ich bestimmte Noten- und Abschlussziele an (etwa einen Bacheloroder Master-Abschluss, einen MBA oder eine Promotion)?
Auf welchem Wege und damit durch welche Strategie möchte ich diese Ziele
verwirklichen, durch ein Fern-, Abend- oder Ganztagsstudium?
Möchte ich als Einzelkämpfer oder als Teamplayer (bspw. mit Lerngruppen)
agieren?
7
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Beteilige ich mich aktiv an den Vorlesungen, oder bin ich ein passiv Lernender,
der bei Lehrveranstaltungen nur „körperlich anwesend“ ist?
Wie organisiere ich mein Studium und welche Zeiten reserviere ich für das Lernen?
Wie messe ich meine Lernfortschritte?
Dieser gesamte Prozess gelingt natürlich dann besonders gut, wenn vorher die Bedürfnisse der Arbeitswelt analysiert und bspw. ermittelt wurde, welche Schlüsselqualifikationen von der Wirtschaft gefordert werden, indem bspw. Stellenangebote
und eingeschlägige Literatur intensiv ausgewertet wurden.
1.1.2
Wie hat sich die Bedeutung des Marketings im Laufe
der Zeit verändert?
Wie im Zusammenhang mit der Kennzeichnung von Verkäufer- und Käufermärkten
deutlich wurde, hatte Marketing nicht immer diese dominante Position inne, die es in
den hoch entwickelten Industrienationen und in den Schwellenländern heute einnimmt. Am Beispiel von Deutschland soll aufgezeigt werden, wie sich der Unternehmensfokus innerhalb der letzten Jahrzehnte verschoben hat (vgl. Abb. 1/3).
Abb. 1/3:
Entwicklung der Bedeutung des Marketings
Strategisches Interaktives
Globales
Marketing
Marketing/CRM Marketing/CRM/
OnlineMarketing
KundenStrategische
Globale
bindungsPerspektive
Perspektive
Perspektive
HandelsMarketing
ProduktPerspektive
MassenmarktPerspektive
HandelsPerspektive
Überflußgesellschaft
Konsumgesellschaft
Mangelgesellschaft
Dominanz der Verkäufermärkte
50er Jahre
60er Jahre
Dominanz der Käufermärkte
70er Jahre
80er Jahre
Zeit
8
90er Jahre
2000er Jahre
Begriffliche Grundlagen des Marketings
In der Nachkriegszeit stand zuerst die Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung im Mittelpunkt des Interesses, da bei der breiten Mehrheit zunächst „... einige Scheiben Brot, vielleicht ein Tupfer Margarine, zwei kleine Kartoffeln, etwas
Milchsuppe ...“ als Tagesration ausreichen mussten (Wiegrefe, 2005, S. 48). Damit
dominierte die Produkt-Perspektive die unternehmerische Tätigkeit, weil den erst
im Aufbau befindlichen landwirtschaftlichen und industriellen Produktionskapazitäten eine riesige Nachfrage gegenüberstand – und zwar über Branchengrenzen hinweg (Bekleidung, Nahrungsmittel, Möbel, Wohnraum, Unterhaltung etc.).
Besonderen Ausdruck fanden diese Produkt-Perspektive und der zugrunde liegende
Mangel in Lebensmittelkarten sowie weiteren Bezugsscheinen, die alleine zum
Erwerb bestimmter Produkte berechtigten. Während der sogenannten Hamsterfahrten von Stadtbewohnern zu Bauern im Umland wurde versucht, Pelze, Besteck oder
Schmuck gegen Grundnahrungsmittel wie Mehl, Kartoffeln oder Eier einzutauschen.
Andere Anbieter boten ihre Produkte lieber auf dem Schwarzmarkt an, als diese zu
festgesetzten Preisen abzuliefern. Schließlich stand vielen Milliarden Reichsmark nur
ein sehr reduziertes Warenangebot gegenüber. Dieser immense Kaufkraftüberhang
wurde erst durch die Währungsreform am 20. Juni 1948 überwunden, bei der jede
Person 40 Deutsche Mark erhielt und Sparguthaben drastisch abgewertet wurden. In
vielen Bereichen löste die D-Mark die Zigarette als Währung ab. Die Care-Pakete aus
den USA trugen ebenfalls dazu bei, Versorgungsmängel im Nachkriegsdeutschland
zu lindern.
Die Überwindung der Mangelwirtschaft (dokumentiert durch die Abschaffung der
Lebensmittelrationierung und der Lebensmittelkarten 1950 im Westen und 1958 im
Osten Deutschlands) gelang u. a. dadurch, dass ein Großteil der Preise freigegeben
wurde und sich das Produzieren und Verkaufen wieder lohnte. Dies führte in den
Folgejahren zu einem fortschreitenden Aufbau von Produktionskapazitäten, sodass
allmählich eine Massenmarkt-Perspektive ins Zentrum rückte. Zielsetzung war bei
vielen Unternehmen, möglichst große Mengen identischer Produkte kostengünstig
für einen Massenmarkt zu produzieren, um die Versorgung breiter Bevölkerungsschichten sicherzustellen. So rollte im Westen Deutschlands bei Volkswagen am 3. Juli
1953 der 500.000ste Käfer vom Band, dessen Standardmodell 4.150 DM kostete. Schon
1955 wurde dort der Millionste Käfer gefeiert. Parallel dazu wurden sechs Mio. Neubauwohnungen für 16 Mio. Menschen geschaffen. Gefördert wurde dieser ökonomische Aufschwung u. a. durch eine extrem hohe Motivation der Bevölkerung zur
Überwindung der Notsituation sowie durch eine Sechs-Tage-Woche bei einem Urlaubsanspruch von zwei Wochen im Jahr (vgl. Wiegrefe, 2005, S. 59–61, 47). In der
DDR wurde 1957 die Produktion des Trabants in Zwickau begonnen, von dem bis
1991 rund 3,1 Mio. Stück – über die Jahrzehnte technisch weitgehend unverändert
und mit fast identischem Aussehen – verkauft wurden. Allerdings musste der
Durchschnittsbürger in der DDR rund zwölf Jahre auf seinen „Trabi“ warten (o. V.,
29.4.2006, S. 40). Bei der „planmäßigen Wohnraumbewirtschaftung“ mussten sich die
9
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
DDR-Bürger ebenfalls in Geduld üben; die durchschnittliche Bearbeitungszeit entsprechender Anträge belief sich auf fünf Jahre.
In die Zeit der sich entwickelnden Konsumgesellschaft in Westdeutschland fallen
z. T. die Gründungen bzw. die großen Wachstumsphasen der Universalversender
Quelle (Gründung 1927), Otto (Gründung 1949) und Neckermann (Gründung 1950;
Erstauflage des Neckermann-Kataloges 100.000 Exemplare), die zunächst mit einem
einheitlichen Angebot dem Markt gegenüber auftraten. Ausdruck dieses MassenMarketings war neben dem zweimal im Jahr erscheinenden Hauptkatalog der Versender auch die Dominanz weniger großer, auf breite Zielgruppen ausgerichteter
Medien. Im Fernsehmarkt waren dies ARD und ZDF, bei den Zeitschriften HÖRZU
(erste Auflage 1946), Der Spiegel (erste Auflage 1947) und Stern (erste Auflage 1948).
In den 60er Jahren „... brausen die Westdeutschen mit Vespas oder tuckern im Goggomobil durch Neubausiedlungen, in denen Kühlschränke und Waschmaschinen oft
schon zum Standard zählen. Sie erleichtern sich das Kochen mit dem Elektroherd,
sehen im Fernsehen die ‚Tagesschau‘ und pendeln morgens aus den Vorstädten zur
Arbeit. 1–2–3–4 lautet die Erklärungsformel dieser Welt: ein Ehepartner, zwei Kinder,
drei Räume, vier Räder“ (Wiegrefe, 2005, S. 61).
Mit dem weiter fortschreitenden Aufbau der Produktionskapazitäten, dem Engagement von immer mehr Unternehmen – zunehmend auch aus dem Ausland – wurde
in den 70er Jahren in vielen Bereichen der Engpass Produktion überwunden, und ein
neuer Engpass tat sich auf: der Handel. Die Handelsunternehmen nahmen aufgrund
eines zunehmenden Waren- und Dienstleistungsangebotes der entstehenden Überflussgesellschaft eine immer wichtiger werdende Mittlerposition zwischen den
Herstellern und den Kunden ein. Mehr und mehr Anbieter suchten, i. d. R. unter
Einbindung von Handelsunternehmen (wie bspw. Warenhäusern und Supermärkten), den Weg zum Kunden. Da Regalplatz im Handel immer ein knappes Gut war
und ist, wurde es eine vorrangige Aufgabe des Handels, aus der Vielzahl der angebotenen Produkte die relevanten für die jeweils betreute Zielgruppe auszuwählen. Der
Engpass Handel in Verbindung mit dessen Zugang zum Endkunden führte dazu,
dass ein neues Wort auftauchte: die Handelsmacht. Der Handel konnte in hohem
Maße frei darüber entscheiden, welche Güter in das Angebot aufgenommen wurden
und diese Macht bei der Durchsetzung von Lieferkonditionen gegenüber Herstellern
deutlich artikulieren. Auch wenn die Handelsmacht in jenem Jahrzehnt „entstanden“
ist, blieb ihre Bedeutung in vielen Bereichen bis heute erhalten bzw. wuchs noch
weiter. Dies wird bspw. an der Einkaufskonzentration der großen Handelsketten
(u. a. Aldi, Lidl, Edeka, Rewe) in Deutschland deutlich sichtbar, die heute 85 % des
Absatzmarktes in Deutschland für Lebensmittel abdecken (Stiftung Warentest, 2011,
S. 28).
In den 80er Jahren rückte durch den zunehmenden Wettbewerb die strategische
Perspektive in den Mittelpunkt des Marketings. Die Unternehmen waren viel stärker
als zuvor gezwungen – z. T. auch aufgrund einer zunehmend internationalen Konkurrenz – über die langfristige Ausrichtung des Unternehmens zu entscheiden. Es
10
Begriffliche Grundlagen des Marketings
wurden zentrale Konzepte der Unternehmensstrategie (u. a. die Portfolio-Analyse,
deren Grundkonzept von der Boston Consulting Group in den 70er Jahren entwickelt
wurde) und der Wettbewerbsanalyse (u. a. von Michael Porter) in die Unternehmen
und ins Marketing eingeführt (vgl. Porter, 1968). Da die „Schlacht um die Kunden“ mit
immer ausgefeilterer Technik ausgetragen werden musste, wurde das strategische
Marketing geboren. Ein zentraler Einflussfaktor war auch die erstmals auf breiter
Front aufkommende Forderung nach einem stärker ökologisch orientierten Marketing, die durch einen Wertewandel in Teilen der kritischen Öffentlichkeit untermauert wurde. Dazu trug die Anfang 1979 neu gegründete Partei Die Grünen bei, deren
Kernforderungen nach und nach auch von den großen Volksparteien aufgegriffen
wurden. Unternehmen begannen z. T. für das gesamte Unternehmen bzw. für einzelne Produkte sogenannte Öko-Bilanzen aufzustellen, um ein umweltbewusstes Agieren nach außen besser kommunizieren zu können.
Mit der Entwicklung des Internets zum Massen-Kommunikationsmedium in den
90er Jahren begann zunächst ein wahrer Internet-Hype, an dessen Höhepunkt das
Überleben der „Old Economy“ durch die Internet-gestützte „New Economy“ in
Frage gestellt wurde. Konferenzen und Seminare wurden unter den Titel „Old economy meets new economy“ gestellt, um deutlich zu machen, dass zwei ganz unterschiedliche Philosophien aufeinandertrafen. Bei vielen Internet-Start-ups wurde der
Erfolg zunächst in „Cash Burning Rates“ gemessen, orientiert an der Frage: Wie
lange benötigt das Unternehmen, um das durch einen Börsengang gewonnene Geld
durch das Geschäftsmodell zu vernichten? Allerdings bewahrheitete sich hier wieder
die These: „Technology changes, economic laws don´t!“ Schließlich wurde nach dem
Zusammenbruch der Internet-Blase der Slogan zu „Old economy eats new economy“. Die vermeintlich überholten Geschäftsmodelle der Vergangenheit bedienten
sich der Internet-Technologie als Instrument, um sich in Gestalt des interaktiven
Marketings bspw. neue Kommunikations- oder Vertriebswege zu erschließen (bspw.
bei Versendern, Verlagen, dem stationären Handel, den Fluggesellschaften). Nur
wenige der neugegründeten Unternehmen – wie bspw. amazon, ebay, Google, Zappos –
schafften es, zum dominanten (globalen) Player zu werden. Anderen Unternehmen
dagegen – wie AltaVista, MySpace – ist es dagegen nicht gelungen, eine dominante
Marktposition aufzubauen und zu halten.
Parallel dazu verlief eine andere Entwicklung, die den Fokus von der Kundenakquisition immer stärker in Richtung Kundenbindung verschob. Die Gründe hierfür
lagen zum einen in dem Trend einer generell abnehmenden Kundenloyalität. Durchaus auch zufriedene Kunden wechselten immer häufiger „ihren“ Lieferanten. Dies
war nicht zuletzt Ausdruck einer immer gleichförmigeren und damit austauschbaren
Produktqualität. Zum anderen stiegen die Kosten für die Kundengewinnung kontinuierlich an. Orientiert an der Leitidee, dass „es sieben- bis neunmal teurer ist, einen
neuen Kunden zu gewinnen als einen bestehenden zu halten“ (vgl. Hartmann/Kreutzer/Kuhfuß, 2004, S. 7), begannen die Unternehmen, Budgets von der Akquisition zur
Betreuung zu verlagern. Die gesamte Entwicklung lief und läuft unter dem Schlag-
11
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
wort CRM (Customer-Relationship-Management) und fand ihren deutlichsten
Ausdruck in der Gründung unternehmensspezifischer Kundenbindungsprogramme (etwa Lufthansa Miles & More, Volkswagen Club, Mercedes Card) sowie unternehmensübergreifende Kundenbindungsprogramme, deren erfolgreichster Vertreter
das Payback-System darstellt. Der Gesetzgeber hatte durch den Wegfall von Rabattgesetz und Zugabeverordnung im Juni 2001 eine wichtige rechtliche Rahmenbedingung für diese Entwicklung geschaffen (vertiefend zum CRM Kreutzer, 2009).
Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte wirken in der gegenwärtigen Unternehmensrealität immer noch nach. Die Anforderungen der Kunden und der breiten
Öffentlichkeit hinsichtlich der unternehmerischen Verantwortung haben sich u. a. in
der Diskussion um die Corporate Social Responsibility (CSR) von Unternehmen
niedergeschlagen. Mit CSR ist die von den Unternehmen wahrgenommene soziale
Verantwortung gemeint, die den freiwilligen, von Unternehmen übernommenen
Beitrag zu einem nachhaltigen Wirtschaften beschreibt, der über die bloße Orientierung an den gesetzlichen Vorschriften hinausgeht (vgl. grundlegend hierzu Wiedmann/Fritz/Abel, 2004; weiterführend Wüst/Kreutzer, 2012). Ein Beispiel hierfür ist
etwa die Bildungsinitiative business@school der Boston Consulting Group, die jedes
Jahr ca. 1.000 Schüler bei der Entwicklung einer eigenen Geschäftsidee begleitet (vgl.
business-at-school.de). Ein anderes Beispiel liefert das Unternehmen Henkel als offizieller Partner des Wissenschaftsjahrs 2012 „Nachhaltigkeit/Zukunftsprojekt Erde“,
das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert wird (vgl. Henkel,
2012).
Gleichzeitig spüren fast alle Unternehmen die Auswirkungen der Globalisierung.
Diese zeigt sich in der Abwanderung ihrer Kunden zu ausländischen Anbietern, der
steigenden Nachfrage nach knappen Rohstoffen sowie in der Konkurrenz durch
Produkte und Dienstleistungen aus Niedriglohnländern (bspw. Kinderspielzeug und
Textilien aus China und Software-Entwicklung und Call-Center-Services aus Indien).
Gleichzeitig eröffent die Globalisierung den Unternehmen die Möglichkeit, in anderen Ländern (kostengünstiger) zu produzieren oder dort die eigenen Leistungen zu
verkaufen. So exportierte Deutschland 2011 erstmals für mehr als eine Billion € Produkte ins Ausland (o. V., 8.2.2012).
1.1.3
Definition des Marketings
Heute wird Marketing angesichts der aufgezeigten Entwicklungen als ein Konzept
der marktorientierten Unternehmensführung gekennzeichnet (vgl. Becker, 2009,
S. 1; Meffert/Burmann/Kirchgeorg, 2008, S. 13; Homburg/Krohmer, 2012, S. 8). Hierbei ist Markt nicht allein als Synonym für „Absatzmarkt“ zu verstehen, sondern als
Ausdruck für alle Bereiche, in denen ein – über marktliche Mechanismen – geregelter
Austausch mit anderen Leistungsträgern stattfindet. Dieser Austausch erfolgt in den
folgenden Bereichen:
12
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Absatzmarkt, konkretisiert durch Unternehmen und/oder Konsumenten als Abnehmer einerseits sowie der Wettbewerber andererseits
Beschaffungsmarkt, bspw. zum Erwerb von Rohstoffen, Energie, Zulieferteilen,
Maschinen, aber auch zur Gewinnung von Kapital, Lizenzen und Mitarbeitern
Darüber hinaus sind weitere Interessengruppen (Stakeholder) zu berücksichtigen,
deren Einfluss auf das Unternehmensgeschehen nicht zu vernachlässigen und ggf.
aktiv zu gestalten ist (bspw. durch PR- und Lobbyarbeit):
Allgemeine Öffentlichkeit (bspw. hinsichtlich der Akzeptanz von Atomenergie
oder Windrädern, Gen-Produkten, neue Technologien)
Gesetzgeber (etwa bzgl. rechtlicher Rahmenbedingungen für Forschung und
Industrieansiedlung, bspw. durch Subventionen oder Steuervorteile, Schutz von
Erfindungen etc.)
Kooperationspartner (bspw. zur gemeinsamen Erschließung von Auslandsmärkten, einer kooperativen Produktentwicklung oder grundlegenden Forschungskooperationen)
Abb. 1/4:
Pyramide des Marketings
Quelle: nach Becker, 2009, S. 4
1. Ebene
MarketingZiele
Wo wollen wir hin?
„Bestimmung der
Wunschworte“
2. Ebene
Marketing-Strategien
„Festlegung der Route zu
den Wunschworten“
3. Ebene
Marketing-Instrumente
„Wahl der
Beförderungsmittel“
Wie kommen wir dorthin?
Was müssen wir
dafür einsetzen?
Bei der weiteren Beschreibung des Marketings ist eine Orientierung an einer Pyramide sinnvoll (vgl. Abb. 1/4), in deren Spitze die Marketing-Ziele zu definieren sind,
die gleichsam die zu erreichenden „Wunschorte“ festlegen (vgl. Kapitel 2). Zur Erreichung dieser Ziele stellt das Marketing verschiedene Strategien bereit, die als „Routen zum Ziel“ verstanden werden können (vgl. Kapitel 4). Diese wiederum beeinflussen nachhaltig den Einsatz der sogenannten Marketing-Instrumente, wobei von der
13
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
„Wahl der Beförderungsmittel“ gesprochen werden kann (vgl. Kapitel 5; vgl. Becker,
2009, S. 4). Diese Instrumente werden i. d. R. in folgende Kategorien unterteilt:
Produkt- und Programmpolitik
Preis- und Konditionenpolitik
Kommunikationspolitik
Distributionspolitik
Meines Erachtens ist die Beschränkung auf diese Kategorien des sogenannten Marketing-Mix – häufig auch als „4 Ps“ (Product, Price, Promotion, Place) bezeichnet –
zu kurz gedacht. Aufgrund einer Vielzahl von Entwicklungen, bspw. des steigenden
Dienstleistungsanteils an der Wertschöpfung einer Volkswirtschaft wie Deutschland
und der zunehmenden Relevanz des Services zur Differenzierung des eigenen Angebotes von Wettbewerbern, ist die Zeit reif für die Aufnahme eines „5. Ps“ im Marketing-Mix. Dieses P steht für People und soll die immer größer werdende Bedeutung
der Mitarbeiter eines Unternehmens für dessen Erfolg zum Ausdruck bringen. Folglich gestaltet sich der weiterentwickelte Marketing-Mix in Form eines MarketingDiamanten, wie in Abb. 1/5 gezeigt. Da der gesamte Einsatz der Mix-Instrumente
von der Kreativität, Motivation und dem Leistungspotenzial „des Personals“ abhängig ist, gebührt der Personalpolitik dabei m. E. dort sogar die zentrale Position.
Abb. 1/5:
Marketing-Diamant
Preis- und
Kommunikations-
Konditionenpolitik
politik
Personalpolitik
Distributionspolitik
14
Produkt- und
Programmpolitik
Begriffliche Grundlagen des Marketings
1.1.4
Arten des Marketings
Die Grundorientierung des Marketings, die mit den zugrunde liegenden Werten und
Prinzipien auch als Marketing-Philosophie bezeichnet wird, sowie die bereits kurz
angesprochenen Strategien und Instrumente des Marketings können aufgrund ihrer
generellen Relevanz praktisch in jedem Unternehmen zum Einsatz kommen. Um
mögliche Unterschiede herauszuarbeiten, ist es notwendig, verschiedene Arten des
Marketings zu kennzeichnen.
Differenzierung nach der Gewinnerzielungsabsicht von Unternehmen
Hinsichtlich einer vorhandenen Gewinnerzielungsabsicht eines Unternehmens ist
zwischen dem sogenannten Business- bzw. kommerziellen Marketing und dem NonProfit- bzw. nicht-kommerziellen Marketing zu unterscheiden. Wenn bei einem Unternehmen eine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt, spricht man vom BusinessMarketing. Die Marketing-Methoden werden mit dem Ziel ausgewählt und eingesetzt, für das Unternehmen einen Gewinn zu erwirtschaften. Ganz anders sieht es bei
Non-Profit-Unternehmen aus, die u. a. folgende Ziele verfolgen können (vgl. grundlegend Raffée/Wiedmann, 1995; Raffée/Fritz/Wiedmann, 1994; zum Kirchenmarketing Raffée, 1998; zum Marketing für den öffentlichen Sektor Hohn, 2006):
Soziale Ziele, wie bspw. bei der Aktion Mensch (u. a. Betreuung von behinderten
Menschen), bei UNICEF (weltweite Linderung der Not von Kindern), Amnesty International (Hilfe für Gefangene), beim Bundesministerium für Gesundheit (bspw.
zum Alkohol- und Nikotin-Missbrauch oder zur AIDS-Prävention)
Umweltbezogene Ziele, wie bei BUND, Greenpeace, WWF
Glaubensbezogene Ziele, etwa bei den Kirchen
Bildungs- und Kulturziele, z. B. bei Museen, Theatern, Hochschulen
Politische Ziele, so bei Parteien, Gewerkschaften, Verbänden
Bei diesen Institutionen steht keine Gewinnerzielung im Mittelpunkt. Es wird vielmehr eine Veränderung von Verhaltensweisen angestrebt und/oder die Generierung von Spenden (Fundraising), mit deren Hilfe auf Missstände aufmerksam
gemacht und diese beseitigt werden sollen. Bei diesen Organisationen spricht man
deshalb vom Non-Profit-Marketing.
Differenzierung nach dem fokussierten Markt
In Abhängigkeit davon, ob sich der Einsatz der Marketing-Instrumente auf den Absatz- oder den Beschaffungsmarkt ausrichtet, wird konsequenterweise zwischen
Absatz- und Beschaffungs-Marketing unterschieden. Im Gegensatz zum AbsatzMarketing steht beim Beschaffungs-Marketing der Zugang zu Ressourcen im Mittelpunkt, die ein Unternehmen für seine Wertschöpfung benötigt. Dies können besonders qualifizierte Mitarbeiter (für Verwaltung und Lehre) sein, die im Zuge eines
Hochschul-Marketings gezielt gewonnen werden. Oder es geht um die Nutzung von
Technologien, die Gewinnung von Wirtschaftsförderungsmaßnahmen und Steuervorteilen zur Unternehmensansiedlung oder um die langfristige Erschließung zentraler Rohstoffquellen.
15
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Eine weitere Differenzierung orientiert sich an den unterschiedlichen Absatzmärkten
selbst. Stehen Konsumenten im Fokus, so wird vom Business-to-ConsumerMarketing (BtC oder B2C) gesprochen. Beispiele hierfür sind etwa McDonald´s und
Aldi, die mit ihrem Marketing primär den Konsumenten ansprechen. Ist das Marketing dagegen auf Unternehmen als Kunden ausgerichtet, wird dies als Business-toBusiness-Marketing (BtB oder B2B) bezeichnet. Dies ist bspw. der Fall in der Beziehung zwischen Volkswagen und seinen Zulieferern, konkret Continental für Reifen und
Bosch für die Fahrzeugelektronik (vgl. weiterführend Werani/Gaubinger/Kindermann, 2006; Godefroid/Pförtsch, 2008; Backhaus/Voeth, 2010; Eckardt, 2010).
Differenzierung gemäß der internen oder externen Ausrichtung des Marketings
Während die Ausrichtung des Marketings insb. auf den Markt, aber auch auf die
anderen Felder der Mikro- und Makro-Umwelt und damit das externe Marketing
für die große Mehrheit der Unternehmen bereits an der Tagesordnung ist, besteht bei
vielen Unternehmen hinsichtlich des internen Marketings oder des Marketings
nach innen noch ein großer Nachholbedarf. Durch eine solche Ausrichtung des Marketings nach innen, hier insb. der unternehmerischen Kommunikation, sind Mitarbeiter über die strategische Ausrichtung und die zentralen Ziele des Unternehmens
frühzeitig zu informieren, damit jene über existenzielle Entscheidungen des Unternehmens (etwa bzgl. Personalabbau und Standortverlagerung) nicht erst aus der
Presse erfahren. Demotivierend für die Mitarbeiter (bspw. in einem CustomerService-Center) ist es, wenn diese nicht im Vorfeld mit Hinweisen auf geplante Werbeaktionen versorgt werden, sodass anrufende Kunden besser informiert sind als die
betreuenden Mitarbeiter (vgl. vertiefend Kreutzer, 2009, S. 154–159). Aufgrund des
steigenden Wettbewerbsdrucks und des damit verbundenen „Werbens um jeden
einzelnen Kunden“ wird die Bedeutung des internen Marketings in Zukunft noch
steigen, weshalb die Personalpolitik als eigenständiges Instrument in den Marketing-Diamanten integriert wurde (vgl. Abschnitt 5.5).
1.1.5
Tauschobjekte im Marketing
Für die Ausgestaltung des Marketings ist es wichtig, zwischen verschiedenen Arten
von Tauschobjekten (i. S. der Gegenstände der marktlichen Austauschprozesse) zu
unterscheiden. Deren Charakteristika haben einen entscheidenden Einfluss auf den
Einsatz der verschiedenen Marketing-Methoden. Dabei werden die Tauschobjekte
nach folgenden Kriterien differenziert:
Inhalt/Verwendungsart
Art der Informationsbeschaffung
Kaufverhalten
Ausmaß des Produktinteresses
Markierung/Branding
16
Begriffliche Grundlagen des Marketings
1.1.5.1
Differenzierung der Tauschobjekte
nach Inhalt/Verwendungsart
Hinsichtlich Inhalt/Verwendungsart ist zwischen Konsum- und Industriegütern
(auch Sachleistungen genannt) einerseits und Dienstleistungen andererseits zu unterscheiden. Bei Konsumgütern handelt es sich um körperliche Produkte, die Einzelpersonen oder private Haushalte kaufen, um sie einer konsumtiven Verwendung
zuzuführen. Das bedeutet, dass diese Produkte für den eigenen Ge- oder Verbrauch
bestimmt sind und keiner gewerblichen Nutzung unterliegen. Hierzu gehören
Waschmittel und Textilien ebenso wie das private Smartphone und der selbstgenutzte PKW.
Um Industriegüter (teilweise auch Investitionsgüter genannt) handelt es sich, wenn
die von Einzelpersonen oder Organisationen erworbenen, körperlichen Produkte zur
Erzeugung von Sach- oder Dienstleistungen eingesetzt werden (vgl. Backhaus/Voeth,
2010, S. 3–6; Werani, 2006, S. 5). Hier handelt es sich um eine produktive Verwendung. Beispiele hierfür sind Produktionsanlagen und Fabrikgebäude, aber auch
Waschmittel, Textilien, Smartphones und PKW, die in Produktionsprozesse eingebunden sind. Es wird deutlich, dass es Industriegüter gibt, die „von Natur aus“ für
den gewerblichen Einsatz bestimmt sind, wie bspw. Produktionsanlagen und Fabrikgebäude. Diesbezüglich spricht man von geborenen Industriegütern. Bei den anderen Beispielen hängt die Zuordnung zum Konsum- oder Industriegut von der Art
des Einsatzes ab. Kauft eine Wäscherei Waschmittel, ein Krankenhaus weiße Kittel,
ein Beratungsunternehmen TV-Geräte für Schulungszwecke und die Deutsche Post
PKW für die Briefzusteller, dann handelt es sich um Industriegüter. Genauer gesagt
sind dies gekorene Industriegüter, weil erst die Art der Verwendung aus dem Produkt ein Industriegut macht. Ein Spezifikum von Industriegütern liegt darin, dass es
sich bei diesen um einen abgeleiteten Bedarf handelt, d. h., die beschafften Leistungen sind abhängig vom Endprodukt des kaufenden Unternehmens (bspw. vom Leistungsangebot der Wäscherei oder den Dienstleistungen, die die Deutsche Post anbietet).
Bei Dienstleistungen handelt es sich um nicht-gegenständliche Güter, wie bspw.
die Beratung eines Unternehmens, die Inanspruchnahme eines Friseurs, den Besuch
eines Restaurants, die Entwicklung einer Werbekampagne, die Stadtreinigung oder
das Unterrichten von Studenten. Die genannten Beispiele zeigen, dass auch Dienstleistungen einer produktiven oder einer konsumtiven Verwendung zugeführt werden können, je nachdem, ob bspw. ein Restaurantbesuch zu einem privaten Rendezvous oder als Geschäftsessen erfolgt. Einige Besonderheiten der Dienstleistungen
liegen darin, dass sie in hohem Maße personenabhängig sowie i. d. R. nicht „lagerfähig“ sind (etwa die Beratung eines Rechtsanwalts) und häufig erst zum Zeitpunkt
des Verbrauchs erzeugt werden (bspw. bei Schulungen oder beim Friseur). Es wird
vom „uno-actu“-Prinzip gesprochen, da der Prozess ohne Unterbrechung, quasi in
einem Akt erfolgt (vgl. vertiefend zum Dienstleistungs-Marketing Haller, 2012, S. 8 f.;
Bieberstein, 2006; Meffert/Bruhn, 2009).
17
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
1.1.5.2
Differenzierung der Tauschobjekte nach Art
der Informationsbeschaffung
Tauschobjekte können auch danach unterschieden werden, in welcher Form Informationen über sie beschafft werden können. Bei einem Suchgut (auch Inspektionsgut;
engl. „search good“) kann ein potenzieller Käufer bspw. schon vor dem Kauf Kenntnisse über die Qualität des Angebotes erlangen. So genügt ein Blick in den Kofferraum eines PKWs, um dessen Größe festzustellen.
Von einem Erfahrungsgut (engl. „experience good“) spricht man, wenn die Qualität
erst nach dem Gebrauch festgestellt werden kann. Dies ist etwa beim Einsatz eines
Tablet-PCs oder eines Smart-TVs der Fall, weil sich die Vor- und Nachteile dieser
Güter erst im täglichen Einsatz offenbaren. Auch die Qualität der Dienstleistung
eines Friseurs kann erst im Anschluss daran ermittelt werden. Hier können die Nutzer folglich erst im Zuge der Inanspruchnahme von Leistungen Lerneffekte erzielen,
die sich auf zukünftiges Kaufverhalten auswirken.
Beim Vertrauensgut (engl. „credence good“) handelt es sich um Sach- oder Dienstleistungen, deren Qualität auch nach dem Kauf bzw. nach der Verwendung nicht
sicher festgestellt werden kann. Dies ist bspw. bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitaminen, dem Abschluss einer Krankenversicherung oder bei
medizinischen Therapien der Fall.
Die Relevanz dieser Klassifizierung liegt darin, dass die Informationsbeschaffung
beim Erwerb von Such-, Erfahrungs- und Vertrauensgütern ganz unterschiedlich
ausfällt, um zu einer guten Kaufentscheidung zu kommen (vgl. Gabler, 2005, S. 913,
1480, 3202). Dem haben Unternehmen in ihrer Kommunikation entsprechend Rechnung zu tragen.
1.1.5.3
Differenzierung der Tauschobjekte nach Kaufverhalten
Hinsichtlich des Kaufverhaltens lassen sich ebenfalls verschiedene Kategorien unterscheiden (vgl. bspw. Meffert/Burmann/Kirchgeorg, 2008, S. 102–105). Es gibt Impulskäufe (auch Spontankäufe genannt), bei denen sich der Kunde – i. d. R. angeregt
durch das konkrete Angebot – spontan und damit ungeplant für einen Kauf entscheidet. Hierzu sollen nicht nur die Angebote von Süßigkeiten in der sogenannten
„Quengelzone“ an den Kassen im Handel beitragen, sondern auch Zweitplatzierungen von Produkten. Das Leistungsversprechen von Tchibo, „jede Woche eine neue
Welt“, soll neugierig machen und Kunden ebenfalls zu spontanen Käufen motivieren, weil die heute angebotenen Produkte in der nächsten Woche schon nicht mehr
im Angebot sein werden. Da viele Millionen Konsumenten jede Woche bei Tchibo
„vorbeischauen“, mit der Bereitschaft, bei passenden Angeboten „zuzuschlagen“,
kann man m. E. von einem nur scheinbar widersprüchlichen geplanten Impulskauf
sprechen, weil tatsächlich die Bereitschaft zum impulsiven Kaufen geplant wurde
(vgl. zusammenfassend Tab. 1/2).
18
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Tab. 1/2:
Kennzeichnung von Angeboten nach Kaufverhalten
Kriterium
Impulsprodukte
Convenience
Goods
Shopping
Goods
Specialty Goods
Planungsintensität
Keine Planung
Gering
Hoch
Hoch
Finanzieller
Einsatz
Gering
Gering
Hoch
Hoch
Kaufhäufigkeit
Abhängig vom
Angebot
Regelmäßig
Selten
Selten
Habitualisierungsgrad
Unterschiedlich
Hoch
Angebotspräferenz
Keine
Gegeben
Offen für passende Angebote
Gegeben
Ziel des Käufers vor dem
Kauf
Keines
Bequemlichkeit
im Einkauf
Einkaufen aus
Spaß
Suche nach einem bestimmten
Angebot
Gering
Sorgfältiger
Vergleich der
Angebote
Offen für Kaufimpulse und
Informationen
Gering
Intensive Suche nach einem bereits
bekannten Anbieter/Produkt
Preisvergleich
bzgl. des gleichen Angebotes
Beispiele
Kaugummi
Marmelade
TchiboProdukte
Viele Lebensmittel
Süßigkeiten
Zigaretten
Tageszeitung
Möbel
Zum Teil Kleidung
Schuhe
Elektroartikel
PKW
Möbel
Zum Teil Kleidung
Schuhe
Elektroartikel
PKW
Konsequenzen
aus Anbietersicht
Auffallende,
ansprechende
Angebotspräsentation
am POS
„Funke“ soll
spontan überspringen
Starke Marke
hilfreich
Hohe Erhältlichkeit (Ubiquität)
Einkaufswiderstände
abbauen
Service/Beratung nicht
relevant
Selektive Vertriebswege
möglich
Aufmerksamkeit am POS
erregen
Service/Beratung wird z. T.
erwartet
Selektive Vertriebswege
möglich
Service/Beratung wird nicht
unbedingt erwartet, da Präferenzen vorliegen
Eher Auswahlbestätigung
hilfreich
19
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Bei Convenience Goods handelt es sich um Produkte, bei denen die Bequemlichkeit
im Einkauf im Mittelpunkt steht. Allerdings wird der gleiche Begriff auch für Produkte verwendet, bei denen die Bequemlichkeit in der Zubereitung angesprochen
ist (bspw. Fertiggerichte, Tiefkühlpizzas, Tütensuppen); diese sind hier jedoch nicht
gemeint. Da der Konsument die erstgenannten Produkte regelmäßig kauft, möchte er
keinen großen Such- und Auswahlaufwand betreiben. Deshalb werden diese Produkte gewohnheitsmäßig bzw. habitualisiert gekauft. Habitualisiert bedeutet dabei, dass
der Kaufvorgang zur Routine, zur Gewohnheit (engl. „habit“) geworden ist. So vergleicht ein Konsument nicht bei jedem Joghurtkauf wieder von neuem, welche Marke, mit welchem Fettgehalt, in welcher Verpackungsgröße, mit welcher Geschmacksrichtung etc. zu wählen ist. Man greift zu Fruchtzwerge oder Landliebe oder entscheidet sich für Weihenstephan – weil man dies schon häufiger getan hat und zufrieden
war. Die Habitualisierung des Verhaltens führt, wie in anderen Feldern auch, zu
einer Komplexitätsreduktion und spart dadurch Zeit und „geistige Energie“. Aus
Anbietersicht ist es hier wichtig, dass diese Produkte leicht zu finden und möglichst
immer vorrätig sind. Eine gleichbleibende Qualität und eine vertrauensbildende
Preisstrategie tragen zusätzlich zur gewünschten Habitualisierung bei.
Viele Convenience Goods gehören zu der Gruppe der Fast Moving Consumer
Goods (FMCGs). Hierbei handelt es sich um „schnelldrehende“ Konsumgüter. Dies
sind Produkte, die nur eine kurze Verwendungszeit haben (wie bspw. Lebensmittel,
Körperpflegemittel, Tierfutter, Getränke) und deshalb eine hohe Kaufhäufigkeit
aufweisen. Davon zu unterscheiden sind die Durable Goods i. S. der langlebigen
Konsumgüter, wie bspw. TV-Geräte, Handys und Tablet-PCs.
Bei Shopping Goods, die seltener gekauft werden und häufig auch im höheren
Preissegment liegen (bspw. Anzüge, Schuhe, Möbel), ist der Kunde bereit, für das
Einkaufen Zeit und Energie zu investieren. Er vergleicht verschiedene Angebote,
sucht unterschiedliche Einkaufsstätten auf und ist offen für Informationen und Beratung. Sein Präferenzsystem steht noch nicht fest. Deshalb können eine ansprechende
Produktpräsentation und ein guter Service am POS zur Ausbildung dieser Präferenzen beitragen. POS steht für Point of Sale i. S. des Verkaufspunktes, bspw. in einem
Einzelhandelsgeschäft. Teilweise wird auch vom POP als Point of Purchase i. S. des
Kaufpunktes gesprochen. Der Unterschied zu den Specialty Goods liegt lediglich
darin, dass bei Letzteren das Präferenzsystem des Kunden schon ausgebildet ist. Das
heißt, der Kunde hat sich bspw. für Schuhe der Marke Camper entschieden und sucht
diese jetzt in verschiedenen Handelsformaten. Findet er sie in einem Schuhgeschäft
nicht, geht er ins nächste. Allerdings darf man die Geduld des Kunden nicht überstrapazieren. Wenn die Produkte zu selten zu finden sind, kann das auch als mangelnde Attraktivität des Produktes interpretiert werden und zu einem Überdenken
der eigenen Präferenzen führen.
Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass diese Klassifizierungen nur Tendenzen
darstellen, die im Zuge einer Marktsegmentierung für die Definition von Zielgruppen relevant sind (vgl. Abschnitt 4.2.2.3). Für Einzelpersonen oder bestimmte Grup20
Begriffliche Grundlagen des Marketings
pen können bspw. auch Lebensmittel zum Specialty Good werden, wenn ganz bestimmte Anbieter präferiert werden (bspw. Saucenfonds von Lacroix oder Mehl von
Demeter). Es kann auch passieren, dass ein bisher auf Bequemlichkeit basierender
Kaufvorgang auf einmal mit mehr Sorgfalt und Bedacht vollzogen wird, weil bspw.
bestimmte Lebensmittel durch Lebensmittelskandale (Stichwort Gammelfleisch) in
Verruf kommen. Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand eigentlich nur Erdbeeren kaufen wollte und mit einem Gebrauchtwagen zurück kam (ein eher untypisches Beispiel für einen Spontankauf!).
1.1.5.4
Differenzierung der Tauschobjekte nach dem Grad
des Produktinteresses
Angebote können auch nach dem Grad des Produktinteresses seitens der Kunden
unterschieden werden (vgl. Schneider, 2004, S. 31). Hierbei wird zwischen Low- und
High-Interest-Produkten differenziert. Low-Interest-Produkte sind Güter des täglichen Bedarfs, denen durch die Kunden – auch aufgrund der häufig niedrigen Preisstellung – keine hohe Bedeutung beigemessen wird. Hierzu zählen bspw. Marmelade, Margarine und Fruchtsaft. High-Interest-Produkte sind dagegen solche, denen
der Kunde aus verschiedenen Gründen eine höhere Aufmerksamkeit schenkt (vgl.
Tab. 1/3).
Tab. 1/3:
Kennzeichnung von Angeboten nach Produktinteresse
Kriterium
Low-Interest-Produkte
High-Interest-Produkte
Subjektiv empfundenes Kaufrisiko
Niedrig
Hoch
Höhe des finanziellen Aufwandes
Niedrig
Hoch
Sichtbarkeit des Konsums nach
außen
Niedrig
Hoch
Beeinflussbarkeit der Kaufentscheidung
Gering
Hoch
Beispiele
Süßigkeiten
Strom
Margarine
PKW
Oberbekleidung
Geldanlagen
Urlaubsreisen
IT-Anlagen
Hochschule
Konsequenzen aus Kundensicht
Schwache Aktivierung
Oberflächliche Beschäftigung mit Produktinformationen
Geringe Ich-Beteiligung
Hohe Aktivierung
Aktive Informationsbeschaffung
Hohe Ich-Beteiligung
Konsequenzen aus Anbietersicht
Relevanz muss erst aufgebaut werden
Anbieter kann auf aktiven
Kunden setzen
21
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Eine besondere Bedeutung hat in den Augen der Kunden das Risiko einer Fehlentscheidung. Je höher dieses ist, desto mehr Wert legt der potenzielle Käufer auf einen
sorgfältigen Entscheidungsprozess. Zu dieser Kategorie gehört häufig der Kauf von
höherwertiger bzw. „gewagterer“ Kleidung, von PKWs, von Haushaltselektronik
und IT-Geräten, die mehrere Jahre genutzt werden. Dienstleistungen, wie Finanzanlagen oder Versicherungen sowie die Wahl der Hochschule, gehören ebenfalls in
diese Kategorie.
Allerdings gilt auch hier, dass diese Klassifizierung nur Tendenzen darstellt. So können Lebensmittel für besonders ernährungsbewusste Konsumenten auch HighInterest-Produkte darstellen, weil nur biologisch angebaute Produkte mit Gütesiegel
konsumiert werden. Dagegen kann Bekleidung von diesen allein nach Preis vom
Wühltisch gekauft werden.
Aus Unternehmenssicht ist diese Produktklassifizierung für die Frage relevant, wie
viel Zeit und Energie der Kunde in die Beschäftigung mit dem Angebot investieren
möchte. Bei Low-Interest-Produkten ist die Bereitschaft dazu eingeschränkt.
1.1.5.5
Differenzierung der Tauschobjekte nach Markierung/Branding
Bevor auf die Markierung eingegangen wird, ist zunächst der Begriff der Marke
selbst zu klären. Unter Marke wird hier ein Name oder Begriff – oft verbunden mit
einem bestimmten Zeichen oder Symbol – verstanden, welcher bei den relevanten
Zielpersonen zu einer Differenzierung im Wettbewerb beitragen soll (vgl. ähnlich
Baumgarth, 2008, S. 6). Für die Inhaber der Markenrechte (Hersteller und/oder
Handelsunternehmen) stehen bei der Markenführung folgende Ziele im Mittelpunkt:
Rechtlicher Schutz vor einer unautorisierten Verwendung der eigenen Marke
Aufbau von Markentreue bei den Kunden durch Sicherstellung einer Wiedererkennbarkeit des eigenen Angebotes im Wettbewerbsumfeld
Abhängig von der Art der Markenpositionierung können ggf. höhere Preise verlangt werden
Schaffung der Möglichkeiten zu einer differenzierten Marktbearbeitung, weil
Marketing-Maßnahmen (bspw. Werbung, Verkaufsförderung) für durch die Marke erkennbare Angebote erbracht werden
Für die Kunden sind folgende Funktionen der Marke relevant:
Identifikationsfunktion
Eine Markierung ermöglicht den Kunden eine leichtere Wiedererkennung im Warenangebot und leistet dadurch eine Orientierungshilfe bei der Auswahl.
Qualitätsindikator
Die Marke liefert – in Abhängigkeit ihrer Positionierung – einen Beitrag als Qualitätsindikator. Dies reicht von H&M-Shirts (mit einfacher bis mittlerer Qualität) bis
zur Armani-Hose (mit einem hohen Qualitätsanspruch, bspw. hinsichtlich Material und modischem Schnitt).
22
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Vertrauensfunktion
Marken können die Kaufunsicherheit reduzieren, wenn sie ein spezifisches Leistungsversprechen vermitteln. Dies kann von „günstig“ (etwa bei ja!-Produkten)
bis „extrem hochwertig“ (bspw. bei Dom Pérignon Champagne) reichen. Das Risiko
eines Fehlkaufs wird dadurch reduziert.
Image-/Prestigefunktion
Kunden können – bei image- und prestigeträchtigen Marken – aus der Nutzung
selbst in den eigenen Augen oder in denen der jeweiligen Bezugsgruppe einen
psychologischen Nutzen ziehen und sich dadurch gleichsam „erhöhen“. Dies gelingt bspw., wenn man eine Uhr der Marke Lange & Söhne oder eine TV-Anlage
von Loewe sein eigen nennt.
Die Marke kann somit durch die Art der Markierung bzw. des Branding einen wichtigen Beitrag zur Differenzierung von Produkten leisten (vgl. vertiefend Abschnitt
5.1.3). An dieser Stelle werden drei für den Einzelhandel in Deutschland besonders
relevante Klassen dargestellt (vgl. Haller, 2008, S. 224–226):
Markenartikel
Handelsmarken
No-Names
In Tab. 1/4 werden die zentralen Unterschiede dieser Klassen zusammengefasst. Bei
Markenartikeln handelt es sich um Produkte, die sich durch eine Markierung
und/oder einen Markennamen auszeichnen und damit eine – häufig auch über Ländergrenzen und über längere Zeitspannen hinweg – einheitliche Aufmachung aufweisen. Sie zeichnen sich durch eine hohe Qualität bzw. präziser durch einen hohen
eigenen Qualitätsanspruch aus, der mit einer relativ hohen Preisstellung korrespondiert. Das „relativ“ bezieht sich dabei auf die Wettbewerbsangebote. „Absender“
der Markenartikel ist das herstellende Unternehmen, welches den Markenartikel
konzipiert und produziert bzw. produzieren lässt (deshalb auch Herstellermarke
genannt). Die Mehrheit der bekannten Marken gehört zu den Markenartikeln, da
deren Hersteller versuchen, die Zielpersonen durch umfassende Werbemaßnahmen
für ihre Produkte zu gewinnen.
Die Verantwortung für Handelsmarken liegt bei den Handelsunternehmen selbst.
Die Handelsmarken werden häufig auch als die Markenartikel des Handels bezeichnet, weil sie viele Merkmale erfüllen, die auch auf Markenartikel zutreffen (u. a.
Markierung, eigener Markenname). Preislich und i. d. R. auch qualitativ sind sie
unterhalb der Markenartikel angesiedelt. Allerdings versuchen sowohl die Discounter wie auch die klassischen Lebensmittelhändler verstärkt, auch höherwertige Handelsmarken aufzubauen. Bei Lidl werden diese unter der Marke Deluxe und bei Rewe
unter der Marke Rewe Feine Welt positioniert.
23
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Tab. 1/4:
Kennzeichnung von Markenartikeln, Handelsmarken und No-Names
Kriterium
Kennzeichnung
Markenartikel
Markierung/Markenname für einzelne Produkte/
Produktgruppen
Markenartikel sind
oft Impulsgeber von
Innovationen, die
dann oft „kopiert“
werden
Handelsmarken
Markierung/Markenname für einzelne Produkte/
Produktgruppen
„Kopieren“ häufig
erfolgreiche Markenartikel
No-Names
Markierung für eine
Vielzahl von Produkten aus unterschiedlichen Kategorien
Einzelprodukte
innerhalb der Kategorien tragen
keinen eigenen
Markennamen
„Kopieren“ häufig
erfolgreiche Markenartikel
Relative Qualität/
Qualitätsanspruch
Hohe/höchste
Qualität
Mittlere bis hohe
Qualität
Unter Umständen
schwankende Qualität
Relative Preisstellung
Hohe/höchste Preise
Mittlere bis hohe
Preise
Niedrigste Preise
Erhältlichkeit
In der Regel in verKonzentration auf
schiedenen Vertriebs- einen Vertriebskanal
kanälen
oder auf Kanäle einer
Handelsgruppe
Konzentration auf
einen Vertriebskanal
oder auf Kanäle einer
Handelsgruppe
„Absender“ des
Produktes
Hersteller
Handel
Zielsetzung des
Absenders
24
Sicherstellung der
Wiedererkennung
des eigenen Angebotes
Differenzierung des
eigenen Angebotes
im Wettbewerbsumfeld von Herstellern und Handel
Emotionale Aufladung des Angebotes
Bindung des Kunden an das eigene
Produkt
Habitualisierung
des Kaufverhaltens
bzgl. des eigenen
Angebotes
Handel
Sicherstellung der
Wiedererkennung
des eigenen Angebotes
Differenzierung des
eigenen Angebotes
im Umfeld anderer
Händler und gegenüber Herstellern
Emotionale Aufladung des Angebotes
Bindung des Kunden an den eigenen Vertriebskanal
Habitualisierung
des Kaufverhaltens
bzgl. des eigenen
Vertriebskanals
Höhere Wertschöpfung durch Eigenkonzeption der
Marke
Sicherstellung der
Wiedererkennung
des eigenen Angebotes
Differenzierung des
eigenen Angebotes
im Umfeld anderer
Händler
Dominante Kommunikation des
Preisvorteils
Bindung des Kunden an den eigenen Vertriebskanal
Habitualisierung
des Kaufverhaltens
bzgl. des eigenen
Vertriebskanals
Antwort des Handels auf die Angebote der Discounter
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Kriterium
Beispiele
Markenartikel
Lange & Söhne
Boss
Brax
Bugatti
Coca-Cola
Eastpack
Gucci
Head & Shoulders
iPad
Marlboro
Miele
Montblanc
Nivea
Nutella
Pampers
Persil
Rama
Rolex
Swarovski
Riedel
Tempo
Tommy Hilfiger
Handelsmarken
Aldi: Tandil,
Knusperone-Müsli,
FIF, Romeo,Cachet
Anson´s, Peek &
Cloppenburg:
Christian Berg,
McNeal, Abrams
C&A: Westbury
DM-Markt: Balea,
Das gesunde Plus,
alverde
Galeria-Kaufhof:
Redwood, Miss H,
Mark Adam New
York, Rover &
Lakes
Lidl: AquaPur,
Cassetti, Ernesto
Obi: Obi-Montana,
Obi-Classic
Penny: Paradiso,
Weidestern
No-Names
Edeka:
Gut&Günstig
Kaiser´s: A&P
(Attraktiv & Preiswert)
Rewe: ja!
Ein entscheidender Unterschied zu den Markenartikeln liegt im Distributionskanal,
d. h. in den Vertriebsstätten, in denen die Produkte angeboten werden. Während
Markenartikel i. d. R. eine hohe Erhältlichkeit – auch über verschiedene Vertriebsformen hinweg – anstreben, ist die Erhältlichkeit von Handelsmarken auf den „herausgebenden“ Handelskanal beschränkt bzw. auf die zu einem Handelskonzern
gehörenden Unternehmen. So ist die Handelsmarke Christian Berg nur bei Anson´s
und Peek & Cloppenburg verfügbar, die gesellschaftsrechtlich verbunden sind. Über
starke Handelsmarken verfügt auch Aldi mit Tandil, einem sehr erfolgreichen Vollwaschmittel.
Die dritte Kategorie stellen No-Names dar, die auch Generics, „Weiße“, markenlose
Artikel, Private Brands, Eigenmarken oder Gattungsmarken genannt werden. Hierbei handelt es sich um eine übergreifende Namensgebung für ein Sortimentsteil des
Handels. In diesen wird häufig nur ein Produkt aus verschiedenen Kategorien aufgenommen, von Apfelmus über Kartoffelchips, Katzenfutter, Mehl, Milch, Papiertaschentücher bis zu Zitronentee und Zucker. Die auf den ersten Blick irreführende
Bezeichnung „No-Names“ wird nachvollziehbar, wenn man sieht, dass das einzelne
Produkt eben nur „Mehl“ oder „Zucker“ heißt, und nicht Aurora oder Südzucker, oder
eben „Papiertaschentuch“ und nicht Tempo oder Zewa-Softies. Eine Markierung ist
hier somit nur produktgruppenübergreifend gegeben. Das Produktprogramm umfasst bei Rewe 300 ja!-Artikel und bei Edeka über 1.000 Gut&Günstig-Produkte und ist
die Antwort der etablierten Lebensmittelketten auf den Siegeszug der Discounter
(vgl. Rewe, 2012; Edeka, 2012; vgl. Abb. 1/6). Ein konkretes Qualitätsversprechen
25
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
wird nur z. T. gegeben, weil die Lieferanten durchaus wechseln können. Der herausgestellte Kundenvorteil ist eindeutig der relativ niedrige Preis.
Abb. 1/6:
Beispiel für No-Names von Rewe (ja!)
Handelsunternehmen versuchen mit Handelsmarken und No-Names, drei zentrale
Ziele zu erreichen. Zunächst soll die Bindung der Kunden an die eigenen Vertriebskanäle erhöht werden. Gleichzeitig wird angestrebt, sich dadurch im Wettbewerb
gegenüber anderen Handelsunternehmen zu profilieren und eigene Qualitäts- oder
Preispositionen aufzubauen. Zusätzlich wird eine Ertragsverbesserung anvisiert,
indem viele Funktionen der Markenführung selbst übernommen werden (vgl. Haller,
2008, S. 224–226; Baumgarth, 2008, S. 360). Auch wenn bei Handelsmarken und NoNames der Handel „Absender“ des Produktes ist, so bedeutet dies nicht, dass die
Handelsunternehmen selbst Hersteller der Produkte sind. Entweder kaufen sie kostengünstig „undercover“ Produkte der etablierten Markenartikel-Hersteller, um sie
unter eigenem Branding preisgünstig anzubieten, oder sie binden Drittlieferanten
ein. Es gibt viele Versuche, die Marken hinter den Handelsangeboten zu identifizieren, woran die Markenartikel-Hersteller natürlich nicht interessiert sind. Zu einer
Transparenz bzgl. der relativen Produktqualität leisten die monatlichen Tests der
Stiftung Warentest einen wichtigen Beitrag. Bei diesen hersteller- und anbieterunabhängigen vergleichenden Warentests erreichen immer wieder auch No-Names oder
Handelsmarken gute oder sehr gute Beurteilungen (vgl. Stiftung Warentest, 2011,
S. 25). Sie schneiden z. T. sogar besser ab als die häufig sehr viel teureren Markenartikel, weshalb eine Positionierung von diesen drei Produktklassen bzgl. ihrer Qualität
sehr unterschiedlich ausfällt (vgl. Abb. 1/7).
26
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Relative Qualitäts- und Preis-Positionierung unterschiedlicher Produktklassen
No-Names
Handelsmarken
Markenartikel
Niedrig
Relative Qualität
Hoch
Abb. 1/7:
Niedrig
Relativer Preis
Hoch
Immer mehr Konsumenten wurden deshalb in ihrer Kaufentscheidung verunsichert
und waren seit 2000 immer weniger bereit, den Preisaufschlag für Markenartikel zu
bezahlen. Die Loyalität gegenüber Markenartikeln ist vor diesem Hintergrund bis
zum Jahr 2005 gesunken. Seit 2005 ist allerdings ein gegenläufiger Trend sichtbar, der
dazu geführt hat, dass im Jahr 2011 24,1 Mio. (37,3 %) der deutschen Bevölkerung
über 14 Jahre den Kauf von Markenartikeln für „lohnenswert“ halten. 17,9 Mio
(27,7 %) sehen das dagegen nicht so, und 22,6 Mio. (35 %) sind „unentschieden“ (IfD
Allensbach, 2012).
Es stellt sich die Frage, warum Konsumenten nicht nur noch preisgünstigere Handelsmarken und No-Name-Produkte kaufen, wenn objektive Testergebnisse à la
Stiftung Warentest immer wieder deren hohe Qualität beweisen, sei es bei Lebensmitteln, bei Elektrogeräten oder Bekleidung. Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Weil es beim Kauf eines Produktes nicht allein auf dessen Grundnutzen, d. h.
den technisch-funktionalen Leistungsbeitrag, ankommt. Der Grundnutzen bei Seife
ist die Reinigungsfunktion, der von Bekleidung eine Schutz- und Wärmefunktion,
der einer Uhr ist die Möglichkeit, die aktuelle Zeit abzulesen, der eines Autos, möglichst sicher und geschützt von A nach B zu gelangen. In der heutigen Zeit erbringen
fast alle Produkte diesen Grundnutzen. Folglich reicht deren Erfüllung für eine erfolgreiche Positionierung von Angeboten in Käufermärkten nicht aus. Deshalb ist
zum Grundnutzen der sogenannte Zusatznutzen hinzugekommen, der auch als
27
1.1
ästhetischer Nutzen oder als Prestige- und Geltungsnutzen bezeichnet wird. Heute
wird die Produktwahl immer stärker durch den Zusatznutzen dominiert.
Es macht in den Augen vieler Kunden, und nur darauf kommt es an, einen großen
Unterschied, ob auf einer Daunenjacke sichtbar das Branding Abrams von Anson´s zu
sehen ist oder das von Tommy Hilfiger, BOSS oder Armani. Für diesen Unterschied,
selbst bei identischer Grundnutzenerfüllung, ist der Kunde vielfach bereit, ein mehr
oder weniger hohes Preis-Premium, d. h. einen Preisaufschlag, zu bezahlen. Gründe
dafür können sein, dass er sich in letzterem Produkt wohler fühlt und/oder sich damit lieber im Freundeskreis zeigt, weil er sich mit der Marke und deren Philosophie
identifiziert. Deshalb wird es auch immer Kunden geben, die gewillt sind, für einen
Füller der Marke Montblanc 146 Meisterstück 560 € zu bezahlen, obwohl Füller anderer Marken oder ohne Markierung mitunter schon unter 10 € zu erwerben sind. Die
Nutzung des Montblanc Schreibgerätes ist mit einem ganz anderen Prestige- oder
Geltungsnutzen im Gebrauch verbunden als bei einem Füller für 5,95 €. Dafür ist der
Kunde bereit, entsprechend mehr zu bezahlen.
1.1.6
Kategorien von Kaufentscheidungen
Bevor unterschiedliche Arten von Kaufentscheidungen skizziert werden, ist zunächst
zu klären, welche Prozesse dem Kaufakt vorausgehen (vgl. Abb. 1/8).
Abb. 1/8:
Vom Bedürfnis zum Kaufakt
Bedürfnis
Hunger
Bedarf
Mars, Twix
Nachfrage
Aktion
Kaufakt
28
Konkretisierungsebene
Spannungsebene
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Initialfaktor für einen Kaufprozess ist ein Bedürfnis, d. h. ein „Spannungszustand
mit Antriebscharakter“ im inneren System eines Individuums. Dieses Bedürfnis, sei
es Hunger oder Durst, „schreit gleichsam nach Befriedigung“. Deshalb stellt der
Organismus zur „Problemlösung“ Energie bereit. Das Bedürfnis ist zunächst noch
ungerichtet und erfährt eine weitere Konkretisierung erst als Bedarf, denn hierbei
handelt es sich um eine „objektorientierte Handlungsabsicht“. Die Befriedigung wird
dabei durch ein ganz bestimmtes Objekt gesucht (sei es Mars oder Twix, eine Karotte
oder eine Banane oder der FrüchteTraum von Ehrmann). Dieser Bedarf wird aber erst
als Nachfrage handlungswirksam, wenn das Individuum das entsprechende Produkt erwerben möchte. Die Nachfrage ist dabei so definiert, dass sie kaufkraftgestützt sein muss. Das heißt ein potenzieller Kunde, der gerne ein Mars erwerben
möchte, aber nicht über das notwendige Geld verfügt, übt in diesem Sinne keine
Nachfrage aus. Beim Kaufakt handelt es sich um den vollzogenen Kauf. Nicht jede
Nachfrage führt zum Kauf, bspw. weil Geschäfte geschlossen haben oder der gewünschte Artikel nicht vorrätig ist (vgl. vertiefend Abschnitt 3.4).
Dieser Prozess läuft nicht bei allen Gütern gleichförmig ab. Vielmehr lassen sich
Kaufentscheidungsprozesse danach unterscheiden, ob diese extensiv, habituell oder
impulsiv ablaufen.
Extensiver Kaufentscheidungsprozess
Ein extensiver (ausgedehnter) Prozess wird nur für Anschaffungen durchgeführt,
die zu den Shopping Goods oder den High-Interest-Produkten gehören. Dabei
besteht aus der subjektiven Perspektive des Kunden die Notwendigkeit, sich intensiv mit den Angebotsalternativen zu befassen. Bevor ein Gut zum Specialty
Good wird, erfolgt i. d. R. auch ein solch extensiver Such- und Bewertungsprozess. Der Einstieg in diesen beginnt mit der Anregungs-Phase, die durch Werbung, einen Hinweis auf Facebook, ein Gespräch mit einem Bekannten oder durch
ein konkretes Bedürfnis ausgelöst werden kann (vgl. Abb. 1/9). Im Zuge der
Such-Phase werden verschiedene Wege beschritten, um sich einen Überblick
über das Angebot zu verschaffen. Dies gilt für das Thema Urlaubsreisen und Riester-Rente ebenso wie für ein Fortbildungsangebot oder den Kauf eines Smart-TVs.
Die Informationsbeschaffung kann online und/oder offline erfolgen. In der Bewertungs- und Auswahl-Phase werden die Alternativen hinsichtlich ihrer Eignung zur Befriedigung des Bedürfnisses geprüft und über Bedarf und Nachfrage
zur Kaufakt-Phase weitergeführt, wenn die notwendige Kaufkraft vorhanden ist.
Eine besonders wichtige, in vielen Geschäftsfeldern noch vernachlässigte Phase
schließt sich an den Kaufakt an: die Nachkauf-Phase. Hier tauchen bei vielen
Kunden die sogenannten Nachkauf-Dissonanzen auf (engl. „post-decisional
regret“), d. h. das „Bedauern nach der Entscheidung“ (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 233–236). Was liegt dem zugrunde? Der Kunde hat
sich – ggf. nach einem längeren Entscheidungsprozess – für eine Alternative entschieden und damit gegen andere, vielleicht gleichwertige Angebote.
29
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Abb. 1/9:
Phasen eines extensiven Kaufentscheidungsprozesses
Anregungs-Phase
SuchPhase
NachkaufPhase
KaufaktPhase
Bewertungsund
AuswahlPhase
Deshalb können jetzt Fragen auftauchen, wie bspw.:
–
–
–
–
Habe ich das richtige Angebot ausgewählt?
Habe ich alle wesentlichen Kriterien bei der Auswahl berücksichtigt?
Hätte ich mich nicht doch besser für das andere Angebot entscheiden sollen?
Habe ich alle relevanten Informationen im Vorfeld beschafft? etc.
Wie sollte ein Unternehmen darauf reagieren? Der Kunde sucht in dieser Phase
nach Kaufbestätigung. Diese kann schon dadurch erfolgen, dass dem Produkt
ein Schreiben beigefügt ist mit dem Tenor: „Herzlichen Glückwunsch zum Kauf
dieses Produktes! Sie gehören damit zu über 100.000 Kunden, die sich Jahr für
Jahr für unser Unternehmen entscheiden ...“ Oder es werden nochmals die besonderen Garantiebedingungen (beim Versender Land´s End etwa die lebenslange
Garantie) oder ein Hotline-Support herausgestellt. Solche Angaben können dem
Kunden das gewünschte „gute Gefühl“ vermitteln. Auch ein nach Vertragsabschluss versandtes Schreiben, in dem auf positive Testergebnisse der Stiftung Warentest hingewiesen wird (so bspw. regelmäßig bei der Cosmos Direkt Versicherung), hilft dem Kunden beim Abbau seiner Dissonanzen – und bereitet gleichzeitig einen möglichen Folgekauf vor.
Habitueller Kaufentscheidungsprozess
Der habituelle, gewohnheitsmäßige Kaufentscheidungsprozess kommt i. d. R. bei
Convenience Goods und bei Low-Interest-Produkten zum Tragen. Für Angebote
wie Zeitschriften, Zahncreme und Zigaretten entscheidet man sich i. d. R. einmal:
Dann werden diese Produkte häufig über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte
gekauft, ohne dass die Produktwahl nochmals hinterfragt wird. Der Such-, Bewertungs- und Auswahlprozess entfällt nach dieser initialen Entscheidung ganz
oder wird zumindest stark verkürzt (vgl. vertiefend Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 439–446).
30
Begriffliche Grundlagen des Marketings
Für Unternehmen ist es ein dominantes Ziel, ihre Angebote in solchen gewohnheitsmäßigen Kaufprozessen zu etablieren. Dazu gehört nicht nur eine Markenpflege, die auf Kontinuität hinsichtlich Positionierung und Produktentwicklung
setzt, sondern auch der Aufbau einer hohen Präsenz im Handel, damit dem Käufer kein hoher Suchaufwand entsteht. Ein treffendes Beispiel hierfür ist die im
Jahre 1911 entwickelte Nivea-Creme, die allen Modeströmungen zum Trotz nach
100 Jahren nach wie vor eine große Attraktivität und Dynamik ausstrahlt – und
dies weit über das Creme-Segment hinaus.
Impulsiver Kaufentscheidungsprozess
Bei impulsiven Kaufentscheidungen durchläuft der Konsument keinen geplanten
Prozess (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 447–453). Hier wird
der Käufer durch das konkrete Angebot am POS (Point of Sale) bzw. POP (Point
of Purchase), d. h. im Geschäft oder im Internet, zum Kauf angeregt. Auf solchen
Impulskäufen basiert teilweise die Geschäftspolitik des Bekleidungshauses Zara.
Unter Verzicht auf Werbung werden im Abstand von zwei bis drei Wochen immer wieder wechselnde Kollektionen – in Summe bis zu 11.000 neue Artikel pro
Jahr – im Angebot präsentiert, die i. d. R. höchsten modischen Ansprüchen zu akzeptablen Preisen genügen (Merkle, 2008b). Der Kunde steht vor der Wahl, sich
relativ spontan entscheiden zu müssen – weil die Kollektion nächste Woche schon
ausverkauft sein kann.
Hierauf bauen neben dem schon erwähnten Tchibo-Konzept auch die wöchentlich
wechselnden Hartwaren-Angebote von Aldi, Penny, Lidl und Norma auf. Da in
Deutschland inzwischen die Mehrheit der Haushalte über Beistelltische, Grillausstattungen, Bügeleisen und Nordic-Walking-Stöcke verfügt, stoßen derartige Angebote immer stärker an ihre Grenzen. Das Geschäftsmodell von IKEA ist ebenfalls auf Spontankäufer ausgerichtet. Wer nach einem ganz bestimmten Möbelstück sucht, soll auf dem Weg durch das Geschäft möglichst noch viele weitere
Dekorationsartikel spontan erwerben.
1.1.7
Kaufverhalten von Organisationen
In Unternehmen sind es letztendlich ebenfalls einzelne Personen, die Entscheidungen
treffen. Diese können sich auf die Einstellung von neuen Mitarbeitern, die Installation einer neuen ERP(Enterprise Resource Planning)-Software, den Kauf von Büromaterial oder von Rohstoffen und Zulieferteilen beziehen (vgl. vertiefend Backhaus/
Voeth, 2010, S. 35–124; Godefroid/Pförtsch, 2008, S. 41–53; Werani/Gaubinger/Kindermann, 2006). Worin liegen wichtige Unterschiede zwischen dem BtC- und dem BtBKaufverhalten?
Höherer Formalisierungsgrad
Grundsätzlich weisen Einkaufsprozesse in größeren Organisationen einen höheren Formalisierungsgrad auf. Vielfach gibt es umfassende Einkaufsrichtlinien,
31
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
die in Einkaufshandbüchern dokumentiert sind. Vorstände, Geschäftsführer und
Mitarbeiter der Einkaufsabteilungen verpflichten sich teilweise bereits in ihren
Anstellungsverträgen, die im Unternehmen jeweils gültigen Richtlinien zu berücksichtigen. Was ist der Grund für diese Reglementierung der Einkaufsprozesse? Je größer ein Unternehmen ist, desto umfangreicher werden die Losgrößen
für den Einkauf, sei es bei Büroklammern, PCs, Büromöbeln, Fahrzeugen oder
Maschinen. Mit diesen steigenden Losgrößen wächst die Begehrlichkeit der Lieferanten, solche Aufträge zu akquirieren – und sei es mit unlauteren Maßnahmen.
Die schriftlich dokumentierten Anweisungen, ab einer bestimmten Auftragshöhe
(bspw. ab 1.000 €) grundsätzlich drei Lieferanten anzufragen und den günstigsten
auszuwählen, ab 10.000 € eine nationale oder europaweite Ausschreibung vorzunehmen, soll diesen „Kungeleien“ vorbeugen. Dass dies nicht immer von Erfolg
gekrönt ist, kann regelmäßig der Presse entnommen werden. Die Korruptionsaffäre bei Siemens kann dabei als mahnendes Beispiel erwähnt werden. Hier wurde
über Jahre durch unlautere Maßnahmen versucht, Aufträge für den Konzern zu
gewinnen. Die Nutznießer dieser Vorgänge waren dabei im Unternehmen und
außerhalb zu finden.
Ein weiteres Argument für die stärkere Reglementierung der Prozesse ist im Pooling von Einkaufsmacht zu sehen. Würde jede einzelne Abteilung oder in einem
größeren Konzern jede Tochtergesellschaft die Einkaufsprozesse autonom durchführen, könnten i. d. R. nur deutlich ungünstigere Konditionen bei den Lieferanten „herausgeholt“ werden. Die Zusammenführung von Nachfrage bspw. in einer
gesonderten Einkaufsabteilung ermöglicht es, entsprechende Mengenrabatte zu
erzielen und ggf. sogar eine VIP-Betreuung als Großkunde zu erreichen.
Abweichende Entscheidungskriterien
Neben dem Preis kommen bei Kaufentscheidungen in Unternehmen häufig noch
andere Kriterien zum Einsatz. Die Investitionssicherheit stellt ein solches Kriterium dar. Hierunter wird die Gewissheit verstanden, dass es bspw. bestimmte
Produkte, seien es Möbel, Maschinen oder Software, auch noch in mehreren Jahren am Markt geben und Wartung ebenso wie die Belieferung mit Ersatzteile garantiert wird. Dies stellt einen Grund dafür dar, warum sich kleinere und neue
Unternehmen häufig schwerer tun, Aufträge von Großunternehmen zu erhalten.
Dort ist man sich häufig unsicher, ob es den Lieferanten auch in zwei Jahren noch
geben wird. Deshalb fallen Entscheidungen für langlebige Güter häufig zugunsten größerer und bekannterer Lieferanten aus, selbst wenn diese nicht das optimale Angebot aufweisen. So lautete in der Hochphase von IMB ein bekannter
Ausspruch: „Nobody ever got fired for buying IBM“.
Auch Imageaspekte können bei der Auswahl des Leistungspartners eine Rolle
spielen. Wer schmückt sich als Entscheidungsträger nicht gerne damit, mit Consultants von Boston Consulting Group oder McKinsey & Company zusammenzuarbeiten? Dies klingt deutlich besser als die Kooperation mit „Mr. Nobody & Co.“,
selbst wenn Letztere vielleicht die deutlich bessere Leistung, z. T. auch zu attrak32
Begriffliche Grundlagen des Marketings
tiveren Konditionen, anbieten kann. Dabei spielt die Investitionssicherheit wiederum eine Rolle: Es wird einem Manager wohl kaum vorgeworfen werden können, sich für McKinsey entschieden zu haben. Wer kann beim Scheitern eines Projektes aber noch rechtfertigen, „Mr. Nobody & Co.“ ausgewählt zu haben?
Auch Kooperationsüberlegungen können bei der Wahl des Partners eine Rolle
spielen. So findet in der globalen Automobilindustrie sowie in der Pharmaindustrie aufgrund der Höhe der Entwicklungskosten eine weit verbreitete Zusammenarbeit statt. So kooperieren bspw. BMW mit Peugeot und Daimler mit Renault bei
der Entwicklung alternativer Antriebe. Zur Entwicklung neuer Medikamente kooperieren bspw. Boehringer Ingelheim und Eli Lilly (vgl. Fockenbrock, 2012, S. 24).
Höhere Rationalität
Teilweise wird die Ansicht vertreten, dass beim Kaufverhalten von Unternehmen
ein höheres Maß an Rationalität erreicht wird. Zwar wird u. a. durch den bereits
beschriebenen höheren Formalisierungsgrad sowie das nachfolgend beschriebene
Buying Center versucht, eine solche quasi zu erzwingen; eine Garantie ist das jedoch keineswegs. Der Wirtschaftspresse ist regelmäßig zu entnehmen, dass Entscheidungen in Unternehmen häufig auch von persönlichen, eher auf Image-,
Prestige- oder Machtausbau zielenden Gründen basieren, die von rationalen Verhaltensmustern aus Unternehmenssicht weit entfernt sein können.
Fremdbestimmter, abgeleiteter Bedarf
Die Nachfrage von Unternehmen ist fremdbestimmt bzw. abgeleitet von dem
Leistungsportfolio, welches das Unternehmen selbst anbietet. Bietet ein Unternehmen wie bspw. UPS, DHL, TNT oder Hermes Logistikleistungen an, dann
werden dafür entsprechende Fahrzeuge benötigt. Stellt ein Unternehmen die Bodenwanne für Kraftfahrzeuge her, so werden dafür nicht nur Stahl, sondern auch
Press-, Schweiß- und Schneidewerkzeuge sowie Schutzbekleidung für die Mitarbeiter benötigt. In all diesen Fällen leitet sich die Nachfrage des Unternehmens
von den gefertigten Produkten bzw. den angebotenen Dienstleistungen ab.
Höheres Ausmaß an Individualisierung/flankierende Serviceleistungen
Bei organisatorischen Kaufprozessen kann es in höherem Maße zu einer Individualisierung von Leistungen kommen, wenn bspw. eine Druckmaschine speziell
für einen Kunden entwickelt bzw. an dessen Anforderungen adaptiert wird.
Flankierend hierzu werden bspw. bei Investitionsentscheidungen Serviceverträge
abgeschlossen, um bspw. Wartungsleistungen oder eine schnelle Ersatzteillieferung sicherstellen zu können. Teilweise werden vom Lieferanten auch Finanzierungsleistungen angeboten, um dem kaufenden Unternehmen ein attraktives Gesamtpaket anbieten zu können. Vor diesem Hintergrund ist der Schritt von Siemens zu verstehen, sich um eine eigene Banklizenz zu bewerben (vgl. Gusbeth,
2010).
33
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Entscheidungen im Kollektiv treffen
Entscheidungen in Unternehmen werden häufig im Kollektiv getroffen, d. h. von
mehreren Personen. Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, hat sich der Begriff
des Buying Centers eingebürgert (vgl. grundlegend Webster/Wind, 1972; vertiefend Backhaus/Voeth, 2010, S. 51–53; Eckardt, 2010, S. 31–48; Godefroid/Pförtsch,
2008, S. 54–79; Kotler/Keller, 2012, S. 210 f.). Hierbei geht es um ein gedankliches
Konstrukt, das den multipersonalen Ansatz im Kaufverhalten von Organisationen zum Ausdruck bringt. Das Buying Center stellt nicht zwangsläufig eine organisatorische oder prozessual definierte Einheit dar, sondern dient vielmehr dazu, die in einen Entscheidungsprozess mehr oder weniger stark involvierten Personen zu erkennen und zu benennen (vgl. Abb. 1/10). Durch diesen Ansatz wird
deutlich, dass nicht die Einkäufer bzw. die Einkaufsabteilung allein in das Zentrum der vertrieblichen Aktivitäten gerückt werden sollte, sondern auch andere
Personen – mehr oder weniger sichtbar – Einfluss auf die Kaufentscheidung
nehmen.
Abb. 1/10: Buying Center des Kaufverhaltens in Organisationen
Gatekeeper
Influencer
Nutzer
Einkäufer
Entscheider
An erster Stelle sei der Gatekeeper genannt, hinter dem sich der Chef-Sekretär
oder der Assistent des Einkäufers verbergen kann. Dieser auch als Informationsregulator bezeichnete Rollenträger bestimmt in hohem Maße, welche Informationen, bspw. in Gestalt von Mailings, Angeboten etc., auf dem Tisch des Vorgesetz-
34
Begriffliche Grundlagen des Marketings
ten landen. Es wird darüber entschieden, wie leicht ein Vertriebsmitarbeiter telefonisch durchgestellt wird und ob dieser einen Termin bekommt. Deshalb ist es
aus vertrieblicher Sicht entscheidend, sich mit diesem Rollenträger „gutzustellen“.
Der Rollenträger Einkäufer stellt die klassische Anlaufstelle für den Vertrieb dar.
Hier ist zumindest formal die Einkaufsmacht gebündelt. De facto kann dies aber
ganz anders aussehen, wenn bspw. Influencer, seien es externe oder interne Berater, die „graue Eminenz“ des Unternehmens oder andere Meinungsführer aus
dem Hintergrund die Fäden ziehen und damit maßgeblich bestimmen, wie die
Entscheidung ausfällt. Häufig ist es extrem schwierig, die Inhaber dieser „faktischen Macht“ zu identifizieren. Die Mühe lohnt sich aber i. d. R., weil dann die
Möglichkeit besteht, diese in den Vertriebs- und damit Überzeugungsprozess
einzubinden.
Wie weit die formale Macht des Einkaufs geht, ist auch davon abhängig, ob der
letztendliche Entscheider im Einkauf sitzt, bspw. als Leiter dieser organisatorischen Einheit, oder ob der Vorstand oder die Geschäftsleitung, als Person oder als
Gruppe, über die Beschaffung befindet. Auf dieser Ebene spielen u. U. wieder
andere Kriterien eine Rolle. Ein aus Sicht der Betroffenen häufig vernachlässigter
Rollenträger des Buying Centers ist der Nutzer selbst. Nicht selten „darf“ dieser
lediglich seinen Bedarf anmelden. Für welchen Lieferanten sich das Unternehmen
entscheidet und welche Produkte oder Dienstleistungen letztendlich anhand welcher Kriterien ausgewählt werden, ist für den Nutzer oft nicht transparent.
Das Buying Center fasst diese unterschiedlichen Rollenträger gedanklich zusammen. Man kann sich durch das Akronym GENIE für Gatekeeper, Entscheider,
Nutzer, Influencer und Einkäufer die verschiedenen Rollenträger gut merken.
Wie bereits erwähnt, kann eine Person mehrere Rollen ausfüllen und bspw. Einkäufer und Entscheider in einem sein. Eine Rolle kann aber auch von mehreren
Personen wahrgenommen werden. Bspw. kann sich hinter „Einkäufer“ ein Einkäufer-Team verbergen oder hinter „Influencer“ eine Consulting-Einheit, die
wiederum aus mehreren Personen besteht.
Die große Relevanz erfährt das Buying-Center-Konzept durch die Klarstellung,
dass die Anforderungen der einzelnen Rollenträger an einen Lieferanten gänzlich unterschiedlich ausfallen können. Der Nutzer interessiert sich bspw. für die
Wartungsfreundlichkeit und die Lautstärke einer Maschine, die Schnelligkeit des
Zugriffs auf Ersatzteile und die Verständlichkeit des Manuals. Der Einkäufer ist
eher an den Zahlungszielen, möglichen Rabatten oder anderen Nachlässen interessiert. Der Influencer wie auch der letztendliche Entscheider können ganz eigene Interessen haben. Diese können der Gewinnung eines besonders imageträchtigen Partners gelten, der für seine wichtigsten Kunden interessante Events gestaltet. Ebenso schmückt man sich besonders gerne mit „großen Namen“, die bei
unternehmensübergreifenden Meetings „in die Runde geworfen“ werden können.
35
1.1
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Zumindest bei der Gewinnung größerer Aufträge kann es für das anbietende Unternehmen ein großer Vorteil sein, wenn es dem Buying Center ein Selling Center entgegenstellt (vgl. Godefroid/Pförtsch, 2008, S. 94; Backhaus/Voeth, 2010,
S. 37 f.). Das Pendant zum Einkäufer ist der klassische Verkäufer, der sich i. d. R.
auch um die Gunst des Gatekeepers bemühen muss. Dem Nutzer können Referenzkunden als Ansprechpartner präsentiert werden. Oder es wird der direkte
Kontakt zu Technikern des anbietenden Unternehmens hergestellt, um die aufkommenden Fragen möglichst kompetent beantworten zu können. Für den Entscheider bietet sich häufig – um der hierarchischen Ebene Rechnung zu tragen –
die Einbindung der Geschäftsführung des anbietenden Unternehmens an. Auf
diese Weise kann, u. U. auf dem Golfplatz oder am Rande eines Formel-1Rennens, ganz nebenbei über Geschäftliches gesprochen, insb. aber eine Vertrauensbasis durch die zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung aufgebaut werden.
Der Influencer selbst sollte, je nach Ausrichtung, bspw. durch eigene Vertriebsberater betreut werden. So kann der Akquisitionserfolg nachhaltig gesteigert werden. Der Aufwand ist natürlich entsprechend höher und muss durch das angestrebte Umsatz- bzw. Ergebnispotenzial des Kunden gerechtfertigt sein.
1.2
Marketing-relevantes Umfeld
1.2.1
Kennzeichnung von Märkten
Der Markt – sei es als Beschaffungs- oder Absatzmarkt – hat für Unternehmen eine
zentrale Bedeutung. Doch was versteht man unter Markt? Beim Markt handelt es
sich um (vgl. weiterführend Homburg/Krohmer, 2012, S. 2–6; Meffert/Burmann/
Kirchgeorg, 2008, S. 46–49):
eine (gedankliche) Zusammenfassung
aller Geschäftsbeziehungen zwischen aktuellen bzw. potenziellen Anbietern und
Nachfragern
für ein bestimmtes Gut bzw. ein bestimmtes Güterspektrum und
zu einem bestimmten Zeitpunkt
bezogen auf einen bestimmten Raum.
Der Markt kann dabei so konkret Gestalt annehmen wie der Wochenmarkt auf dem
Marktplatz in Bonn oder der Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt in Berlin,
auf dem sich Anbieter und Nachfrager für einen bestimmten Sortimentsbereich treffen. Er kann aber auch so abstrakt sein wie der globale Arbeitsmarkt, der die Wanderungsbewegungen von Arbeitnehmern zwischen Ländern und die unterschiedlichen Preise für Arbeitsleistungen beschreibt. Eine globale Perspektive liegt auch dem
weltweiten Energie- und Kapitalmarkt zugrunde. Zwischen diesen beiden Extrempositionen angesiedelt sind bspw. der deutsche PKW-Markt oder der Tourismus-
36
Marketing-relevantes Umfeld
markt in Österreich. Die beiden letzten Beispiele können verdeutlichen, dass diese
regionale Abgrenzung von Märkten in einer zunehmend globalisierten Welt an Bedeutung verliert. So treffen auf dem deutschen PKW-Markt alle relevanten Hersteller
der Welt aufeinander und bieten sich einen harten Wettbewerb. Das Angebot der
österreichischen Tourismuswirtschaft konkurriert in Sachen Wintersport nicht nur
mit St. Moritz und den Langlaufregionen in Finnland, sondern auch mit dem HeliSkiing in den Rocky Mountains – und mit einem Badeurlaub in Südafrika. U. U.
konkurrieren diese Angebote auch mit der Frage, ob das Urlaubsbudget nicht besser
für einen Flat-Screen-Fernseher eingesetzt werden sollte.
Für jedes Unternehmen ist es wichtig, den für sich relevanten Markt abzugrenzen,
wobei diese Abgrenzung nicht nur räumlich zu interpretieren ist, sondern auch bestimmte Zielgruppen umfassen kann. Erst basierend auf dieser Abgrenzung lassen
sich sinnvoll weitere marktrelevante Termini einsetzen. Zur Kennzeichnung von
Märkten werden verschiedene Begriffe verwendet, die die Größe von Märkten und
den Anteil einzelner Unternehmen daran beschreiben (vgl. Abb. 1/11). Dabei werden
teilweise Umsatzgrößen (bspw. in €) oder Absatzmengen (in Stück) zur Bestimmung
herangezogen.
Abb. 1/11: Begriffe zur Beschreibung von Märkten
Absatz-/Umsatzvolumen
eines Unternehmens
Marktvolumen
(realisierter/geplanter Absatz/Umsatz)
Marktpotenzial
(gesamte Aufnahmefähigkeit eines Marktes für ein
Gut; gemessen als Absatz/Umsatz)
Das Marktpotenzial beschreibt die potenzielle Aufnahmefähigkeit eines Marktes für
ein Gut und kennzeichnet die maximal mögliche Absatzmenge bzw. den maximal
erreichbaren Umsatz (bspw. für eBooks in Deutschland). Das Absatzpotenzial be-
37
1.2
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
schreibt – als Teilmenge davon – die maximal denkbare Absatzmenge, die ein Unternehmen erreichen zu können glaubt. Bei der Bestimmung des Marktpotenzials können Analogien zu anderen Ländern hergestellt werden, um daraus eine Annäherung
an die zu erwartende Marktgröße für Deutschland vorzunehmen (vgl. Keegan/Green, 2012, S. 229 f.). Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. In den USA besaßen
zum Ende des Jahres 2011 bereits 19 % einen eBook-Reader, wobei dieser Wert 2010
noch bei 10 % lag. Damit hat fast jeder Fünfte US-Bürger einen eBook-Reader im
Einsatz (vgl. El-Heliebi, 2012). Die Frage ist nun, welche Nachfrage für eBooks und
eBook-Reader daraus für Deutschland prognostiziert werden kann. Und wann ist in
Deutschland mit einer gleichen Durchdringung des Marktes wie in den USA zu rechnen? Bei einem Analogieschluss ist jeweils zu prüfen, ob die notwendigen Voraussetzungen für die Übertragung von einem Land zum anderen gegeben sind (hier bspw.
eine vergleichbare Aufgeschlossenheit für technische Innovationen, ein vergleichbares Preisniveau sowohl für eBooks als auch für eBook-Reader). Dabei wird deutlich:
Auch beim Einsatz von Analogien handelt es sich um Vorhersagen über die Zukunft,
die mit Unsicherheiten behaftet sind. Alternativ können auch Marktstudien in
Deutschland selbst durchgeführt werden, um die Aufgeschlossenheit der Bevölkerung gegenüber eBooks zu ermitteln.
Generell gilt: Die Größe des Marktpotenzials stellt einen Prognosewert dar und ist
folglich mit Unsicherheit behaftet. Legendär ist die 1901 veröffentlichte Prognose von
Gottlieb Daimler, dem Erfinder des Automobils: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“ Auch die Prognose des Gründers von IBM, Thomas J. Watson,
aus dem Jahr 1943 hat sich nicht bewahrheitet: „Ich denke, dass es einen Weltmarkt
für vielleicht fünf Computer gibt.“ Ebensowenig ist die Prognose von Bill Gates, dem
Gründer von Microsoft, eingetroffen, der 1981 prognostiziert hat: „Mehr als 640 Kilobyte Speicher werden Sie niemals benötigen“ (Radecke, 2010, S. 9–12).
Das Marktvolumen bezieht sich auf den bereits realisierten Umsatz oder Absatz für
ein entsprechendes Gut (bspw. Umsatz mit Tablet-PCs in Deutschland im Jahr 2012)
oder auf einen prognostizierten Umsatz/Absatz, bspw. für ein Jahr (Umsatz/Absatz
im Jahr 2015). Es wird deutlich, dass das Marktvolumen wesentlich konkreter ist als
das Marktpotenzial. Eine bemerkenswerte Definition von Umsatz hat Götz Werner,
der Gründer des dm-Drogeriemarkts, geprägt. Er sagt: „Umsatz ist der Applaus für ein
Unternehmen“ (Werner, 2011).
Das Verhältnis beider Größen kennzeichnet den Marktausschöpfungsgrad und liefert Anhaltspunkte dafür, welches Marktwachstum in Zukunft noch erreicht werden
kann. So ist bspw. der Marktausschöpfungsgrad für „weiße Ware“, d. h. für Kühlschränke, Waschmaschinen und Küchenherde, in Deutschland nahe 100 %. Folglich
dominiert der Ersatzbedarf, und ein Wachstum einzelner Anbieter kann nur auf
Kosten der Wettbewerber erfolgen. Dies erklärt u. a. den hohen Preisdruck auf dem
deutschen Markt.
38
Marketing-relevantes Umfeld
Marktausschöpfungsgrad =
Absoluter Marktanteil =
Relativer Marktanteil =
Marktvolumen
Marktpotenzial
100
Umsatz des eigenen Unternehmens
Marktvolumen
× 100
Umsatz des eigenen Unternehmens
Umsatz des größten Wettbewerbers
Der absolute Marktanteil eines Unternehmens kennzeichnet den Teil, den ein Unternehmen an einem spezifischen Markt realisiert hat und der Absatz- bzw. Umsatzvolumen genannt wird (vgl. Abb. 1/11). In der Regel wird dafür der Umsatz des
Unternehmens, z. T. auch die Absatzmenge, herangezogen. Für die Ermittlung dieses
Marktanteils ist es wiederum wichtig, den für ein Unternehmen relevanten Markt zu
definieren. Ein Berliner Unternehmer, der auf dem dortigen Weihnachtsmarkt handgefertigte Seifen anbietet, kann dort bzgl. derartiger Seifen bspw. einen Marktanteil
von 7 % erreicht haben. Würde er seinen Markt mit „hand- und industriell gefertigte
Seifen“ definieren, würde sein Marktanteil auf einen kleinen Promillewert sinken.
Wird nicht Berlin, sondern Deutschland als relevanter Markt definiert, ist dieser
Anbieter nicht mehr wahrnehmbar. Deshalb ist bei der Bewertung von Marktanteilen
entscheidend, wie der relevante Markt und damit das entsprechende Marktvolumen
definiert werden.
Der relative Marktanteil ergibt sich aus der Relation zwischen dem eigenen Marktanteil und dem des größten Wettbewerbers. Die Relevanz dieser Größe zeigt sich an
folgendem Beispiel. Hat ein Unternehmen einen Marktanteil von 20 %, so mag dies
auf den ersten Blick ein gutes Ergebnis sein. Tatsächlich ist eine Bewertung dieses
Marktanteils aber erst im Vergleich zu den Wettbewerbern möglich. Hat der größte
Wettbewerber einen Marktanteil von 40 %, so ist der relative Marktanteil lediglich
0,5. Bei gleichem Marktanteil beider Unternehmen ist der relative Marktanteil 1.
Dieser Wert ergibt sich, wenn 20 % durch 20 % dividiert wird. Wenn der größte
Wettbewerber lediglich auf einen Marktanteil von 5 % kommt, so ist der eigene relative Marktanteil 4. Diese Größe sagt viel mehr über die Bedeutung des Unternehmens im Markt aus als der absolute Marktanteil. Zu berücksichtigen ist, dass der
relative Marktanteil keine Maßeinheit aufweist.
In Abhängigkeit von der Anzahl der Anbieter und Nachfrager auf einem Markt ist
zwischen neun verschiedenen Marktformen zu differenzieren, die durch unterschiedliche Wettbewerbsintensitäten gekennzeichnet sind (vgl. Abb. 1/12; vgl. Gabler,
2005, S. 1991). Die jeweilige Marktform beeinflusst nicht nur, wie Unternehmen ihr
Marketing-Instrumentarium einsetzen, sondern auch, in welchem Ausmaß mit Reaktionen der Wettbewerber auf eigene Aktivitäten zu rechnen ist.
39
1.2
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Abb. 1/12: Schema der Marktformen
Nachfrager
Viele
Wenige
Einer
(atomistisch)
(oligopolistisch)
(monopolistisch)
Viele
Zweiseitiges
Nachfrageoligopol
Nachfragemonopol
(atomistisch)
Polypol
(Oligopson)
(Monopson)
Wenige
Angebotsoligopol
Anbieter
Zweiseitiges Oligopol
(oligopolistisch)
Einer
(monopolistisch)
Angebotsmonopol
Beschränktes
Nachfragemonopol
Beschränktes
Zweiseitiges
Angebotsmonopol
Monopol
Ein klassisches Beispiel für ein Angebotsmonopol ist der Markt für Betriebssysteme.
Vielen Millionen Computer-Nutzern stehen weltweit und in Deutschland als dominantes Angebot quasi nur die Windows-Betriebssysteme von Microsoft zur Auswahl.
In Deutschland erreicht Microsoft mit WinXP, WinVista und Win7 einen Marktanteil
von 89,42 %. Linux erreicht einen Marktanteil von 1,74 % und MacOSX von 6,77 %
(vgl. StatCounter, 2012). Damit hat Microsoft im Segment der Betriebssysteme eine
Position, die einem globalem Monopol sehr nahe kommt. Das US-amerikanische GPS
(Global Positioning System) stellt gleichfalls noch ein Monopol dar. Es wird in Zukunft
durch das europäische Angebot Galileo herausgefordert werden.
Das Bestreben von marktwirtschaftlich orientierten Regierungen zielt auf die Überwindung von Monopolen, da in diesen agierende Unternehmen häufig weniger
innovativ und weniger kundenorientiert sind und außerdem tendenziell höhere
Preise am Markt durchsetzen können. In diesem Zusammenhang sind auch die Liberalisierungsbestrebungen auf europäischer Ebene zu sehen, die darauf abzielen, den
Wettbewerb zu fördern. Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung (Kartellgesetz) zielt darauf ab, die Entstehung sowie den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung einzelner Unternehmen zugunsten eines funktionierenden Wettbewerbs
zu verhindern (vgl. vertiefend Abschnitt 5.2.2).
Ein Beispiel für ein Angebotsoligopol stellt der Markt von großvolumigen Passagierflugzeugen dar. Den Anbietern Airbus und Boeing steht hier die Nachfrage einer Vielzahl nationaler und internationaler Fluggesellschaften gegenüber. Diese beiden Un-
40
Marketing-relevantes Umfeld
ternehmen treffen bei allen wichtigen Nachfragern aufeinander. Häufig ist das Ausmaß der politischen Unterstützung durch die Regierungen der Anbieternationen
maßgeblich für Kaufentscheidungen nationaler Fluggesellschaften. Auch hinsichtlich
der Modellpolitik „beäugen“ sich die Anbieter kritisch. So war die Antwort von Boeing auf die Vorstellung des A 380 im Jahr 2005 die Lancierung des Dreamliners. Der
Mineralölhandel in Deutschland stellt ebenfalls ein Angebotsoligopol dar, weil fünf
großen Anbieterketten (Aral/BP, Shell, Jet, Esso und Total), die mehr als 70 % des
Kraftstoffumsatzes in Deutschland abdecken, Millionen kaufender Kunden gegenüberstehen (vgl. Busse, 2011). Hier wird besonders gut sichtbar: Wenn ein Anbieter die
Preise verändert, „müssen“ die anderen schnell reagieren, um keine Marktanteile zu
verlieren. Bei Tankstellen im unmittelbaren Einzugsbereich erfolgt dies teilweise
innerhalb von wenigen Minuten. Auch auf dem deutschen Strommarkt besteht ein
Oligopol, da die Unternehmen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW den Markt dominieren. Auch die schon zitierte Einkaufskonzentration der großen Handelsketten von
Aldi, Lidl, Edeka und Rewe stellen in Deutschland mit einer Marktabdeckung von 85 %
des Absatzmarktes für Lebensmittel ein Oligopol dar (Stiftung Warentest, 2011,
S. 28). Der weltweite Markt der Ratingagenturen wird ebenfalls von nur drei großen
Unternehmen dominiert: Fitch, Standard & Poor´s sowie Moody´s.
Beim Bücher- und Zeitschriftenmarkt handelt es sich um ein zweiseitiges Polypol,
weil einer Vielzahl von Verlagen eine große Zahl an Buchkäufern gegenübersteht.
Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass im Buchhandel selbst eine zunehmende
Konzentration zu verzeichnen ist. Ein zweiseitiges Polypol besteht auch bei vielen
Nahrungsmitteln, da eine Vielzahl von Anbietern auf eine ebensolche von Nachfragern trifft (bspw. bei Softdrinks oder Müsli). Ein Nachfrageoligopol liegt bspw. bei
bestimmten Anbietern in der Kfz-Zulieferindustrie vor, weil vielen Anbietern eine
überschaubare Anzahl von weltweit ca. 20 global agierenden Automobilunternehmen gegenübersteht (vgl. Meck/Heimann, 2011, S. 28). Ein zweiseitiges Oligopol
existiert bei Hochgeschwindigkeitszügen. Den wenigen Ländern, die zurzeit als
Nachfrager aktiv sind, stehen die Angebote aus Deutschland (ICE, Transrapid), Frankreich (TGV) und Japan (Shinkansen) gegenüber. Analysiert man die Vertriebsaktivitäten der dahinterstehenden Unternehmen, wird deutlich, dass Vermarktungserfolge
i. d. R. nur durch massive politische Unterstützung der eigenen Regierungen, häufig
flankiert durch attraktive Finanzierungsprogramme (teilweise durch das Anbieterland abgesichert), zu erreichen sind.
Ein (beschränktes) Nachfragemonopol entsteht häufig dann, wenn der Staat als
Nachfrager aktiv wird, bspw. bei Rüstungsprojekten oder beim Straßenbau. Ein
zweiseitiges Monopol liegt bspw. bei Tarifverhandlungen vor, wenn sich die jeweiligen Arbeitgeber-Verbände und die Gewerkschaften gegenübersitzen. Aufgrund der
hier deutlich werdenden Machtkonzentrationen wird nachvollziehbar, warum Gewerkschaften tendenziell gegen und Arbeitgeberverbände tendenziell für Vereinbarungen auf Unternehmensebene sind. Durch solche würden Machtpositionen der
Gewerkschaften abgebaut.
41
1.2
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Um die Frage zu beantworten, in welcher Marktform ein Unternehmen aktiv ist, hilft
wiederum die Abgrenzung des relevanten Marktes. Der Handwerker, der in Pankow/Prenzlauer Berg handgezogene Kerzen produziert und verkauft, ist nicht nur in
diesem Teil von Berlin ein Angebotsmonopolist, sondern sogar in ganz Berlin, weil es
nur noch einen einzigen Kerzenzieher gibt. Werden als relevanter Markt alle Unternehmen definiert, die in Berlin Kerzen produzieren und/oder verkaufen, dann handelt es sich bereits um ein Polypol – dem eine Vielzahl von potenziellen Nachfragern
gegenübersteht. Die Frage hinsichtlich der Abgrenzung des relevanten Marktes wird
auch dann gestellt, wenn es darum geht, ob ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung innehat. Werden im Medienbereich TV-, Radio-, Zeitungs- und
Zeitschriften-Werbung als Produkte angesehen, die sich gegenseitig substituieren
können, wird es viel unwahrscheinlicher, dass ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung einnimmt, als wenn der Zeitungsmarkt isoliert als relevanter Werbemarkt betrachtet wird und die Marktanteile der dort agierenden Unternehmen
analysiert werden.
1.2.2
Makro-Umwelt des Unternehmens
In Abb. 1/1 wurden die relevanten Bereiche der Makro-Umwelt des Unternehmens
benannt. Diese Faktoren, die sich in hohem Maße wechselseitig sowie auf die MikroUmwelt des Unternehmens auswirken, werden anschließend analysiert.
Faktoren der politischen, rechtlichen Umwelt
Die Attraktivität eines Landes als Standort bzw. als Zielmarkt für ein Unternehmen
wird ganz maßgeblich durch diesen Teil der Makro-Umwelt geprägt. Zentrale Faktoren sind bspw.:
Wirtschaftspolitische Ausrichtung (u. a. Regelungen zur Mitbestimmung, Tarifautonomie, Förderung von Unternehmensgründungen)
Schutz von Privateigentum (auch von geistigem Eigentum, wie Patenten, Markennamen)
Rechtssicherheit (Kodifizierung von Regelungen; Möglichkeit, sein Recht durchzusetzen)
Gesetze (Steuergesetze, Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, Preisangabenverordnung, Markengesetz, Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung, Produkthaftung, Umweltschutzgesetze etc.)
Diese Aufzählung vermittelt einen Eindruck davon, welche Aspekte diesem Bereich
zugeordnet werden. Einen besonders nachhaltigen Einfluss übt in Europa die Zugehörigkeit zur EU (Europäische Union) bzw. zum Euro-Raum aus. Durch die EUGremien in Brüssel werden nicht nur viele rechtliche Rahmenbedingungen definiert,
sondern auch Handelsschranken zwischen den EU-Mitgliedern abgebaut und einheitliche Rahmenbedingungen für Unternehmen in der EU geschaffen.
42
Marketing-relevantes Umfeld
Faktoren der sozialen, kulturellen und ökologischen Umwelt
Gegenstand dieser Umwelt sind die kulturellen Werte und Normen, auf denen Gesellschaften aufbauen. Eine zentrale, wertestiftende Bedeutung kommt hierbei –
wenn auch in unterschiedlicher Intensität – den vorherrschenden Religionen, den
Familien sowie den für Ausbildung verantwortlichen Institutionen zu. Auch die
Bedeutung, die in der Gesellschaft unterschiedlichen Produkten, Tätigkeiten und
Organisationen zugeschrieben wird, ist durch derartige Werte geprägt und bestimmt
damit ganz wesentlich den Rahmen für den Marketing-Einsatz. Dies gilt für die
Nutzbarkeit von Gen- und Atom-Technologie wie auch für die Bereitschaft, für gesellschaftliche und ökologische Ziele zu spenden (vgl. weiterführend Keegan/Green,
2012, S. 140–165).
Darüber hinaus wird im Rahmen dieser Faktoren analysiert, wie sich bspw. die folgenden Kriterien zur Beschreibung von Gesellschaften darstellen und welche Veränderungen absehbar sind:
Altersstruktur der Bevölkerung
Durchschnittliche Familiengröße
Bildungsniveau
Ausmaß der Berufstätigkeit
Die in Abb. 1/13 sichtbare Verschiebung im Altersaufbau der Bevölkerung wird
durch die längere Lebensdauer sowie durch die niedrige Geburtenrate in Deutschland verursacht. Immer weniger jungen Menschen (2030: 17 % der Bevölkerung)
stehen solche in höherem Lebensalter gegenüber (2030: 29 % der Bevölkerung); die
entsprechenden Werte für 2008 waren 19 bzw. 20 %. Diese Entwicklung stellt nicht
nur eine Herausforderung für die sozialen Sicherungssysteme dar, sondern auch für
solche Unternehmen, deren Angebote bisher stärker auf das Jugendsegment ausgerichtet waren und die für den wachsenden Seniorenmarkt bisher nur wenige Produkte anbieten. Außerdem ist die Kommunikations- und Personalpolitik der Unternehmen stärker auf die Anforderungen der älteren Zielkunden auszurichten.
Damit geht in Deutschland auch eine Veränderung der durchschnittlichen Haushaltsgröße einher, wie Abb. 1/14 zeigt. Diese Entwicklung hat ebenfalls unmittelbaren Einfluss auf das Marketing, bspw. ganz konkret auf die Verpackungsgröße von
Produkten – oder auf die Erwartungen der Single-Haushalte an die Öffnungszeiten
von Geschäften, um nach der Arbeit noch einkaufen zu können. Gleichzeitig hat die
Abnahme der Anzahl größerer Haushalte Auswirkungen auf den benötigten Wohnraum, die Ausstattung mit Möbeln bis hin zum Bedarf an größeren PorzellanServices.
43
1.2
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Abb. 1/13: Altersaufbau in Deutschland 2008 und 2030 (Bevölkerung nach Altersgruppen
in Mio. und in % der Gesamtbevölkerung)
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011, S. 24
Abb. 1/14: Entwicklung der Haushaltsgrößen in Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2011, S. 28
44
Marketing-relevantes Umfeld
Faktoren der ökonomischen Umwelt
Die ökonomische Umwelt beeinflusst die unternehmerische Tätigkeit in besonderer
Weise, da diese sowohl bei der Produktion wie auch bei der Vermarktung den relevanten Handlungshintergrund darstellt. Zu den besonders wichtigen Einflussgrößen
gehören u. a.:
Wirtschaftliches Wachstum des Landes
Kaufkraft und Verteilung der Kaufkraft in der Bevölkerung
Interne Währungsstabilität (Inflationsrate)
Externe Währungsstabilität (Entwicklung des Wechselkurses)
Arbeitslosenquote
Haushaltseinkommen
Abb. 1/15: Kaufkraftkarte der GfK
Quelle: GfK Geomarketing, 2012
45
1.2
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Einen besonderen Stellenwert nimmt in diesem Bereich für Deutschland die Zugehörigkeit zur EU ein, weil durch die Einführung des Euro im Jahr 2002 jegliches Wechselkursrisiko zwischen den Ländern der Euro-Zone weggefallen ist. Wie sich die
Kaufkraft auf die verschiedenen Regionen Deutschlands verteilt, zeigt die Kaufkraftkarte der GfK (vgl. Abb. 1/15).
Faktoren der technologischen Umwelt
In diesen Bereich fällt u. a. die Infrastruktur, die Unternehmen für Produktion und
Vermarktung vorfinden. Die Bandbreite der sogenannten harten Infrastruktur reicht
vom Vorhandensein leistungsfähiger Transportsysteme (sei es über Straße, Schiene,
Wasser oder Luft) über eine zuverlässige und bezahlbare Energie- und Wasserversorgung bis hin zur Versorgung breiter Bevölkerungsgruppen mit leistungsstarken
Telefon- und Internetanschlüssen. Zur weichen Infrastruktur gehören u. a. Ausbildungsinstitutionen zur Bereitstellung qualifizierter Mitarbeiter, eine (flächendeckende) Gesundheitsversorgung und Rechtssysteme, auf die zur Durchsetzung der vom
Gesetzgeber verabschiedeten Regularien zugegriffen werden kann.
1.2.3
Mikro-Umwelt des Unternehmens
Im Mittelpunkt der Mikro-Umwelt des Unternehmens (vgl. Abb. 1/1) stehen die –
aktuellen und/oder potenziellen – Kunden. Ihre Bedürfnisse und Erwartungen zu
ermitteln, ist zentrale Aufgabe der Markt-Forschung (vgl. Kapitel 2). Es stellt sich
u. a. die Frage, auf welchen Typ von Kunden sich das unternehmerische Marketing
fokussiert:
Konsumenten
Gewerbliche Abnehmer, die als Produktionsunternehmen oder als Dienstleister
(seien es bspw. Handelsunternehmen, Fahrschulen oder Hotelleriebetriebe) Leistungen für Dritte erbringen
Öffentliche Abnehmer (hierzu zählen u. a. staatliche Hochschulen, Museen und
Behörden)
In wettbewerbsintensiven Märkten muss die kundenorientierte Perspektive durch
eine umfassende Beschäftigung mit den relevanten Wettbewerbern ergänzt werden.
Aus der Unternehmensperspektive kann im relevanten Markt geprüft werden, welche anderen Anbieter ein vergleichbares Konzept realisieren. Dieses kann sich an
folgenden Kriterien orientieren (vgl. vertiefend zur strategischen Gruppe Kapitel 2):
Gleichartiger Qualitätsanspruch
bspw. bei den Premium-Anbietern im Bekleidungssegment (u. a. Baldessarini, Lagerfeld, Armani, Bugatti und Strellson)
46
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
Vergleichbare Preisstellung und Angebotskonzeption
etwa bei den Fluggesellschaften im Low-Cost-Segment (Air Berlin, Germanwings,
Ryanair, EasyJet) oder bei den Lebensmittel-Discountern (Aldi, Lidl, Netto, Penny)
Gemeinsamer Kernmarkt
so bei den Automobilherstellern im Volumen-Markt (u. a. Volkswagen, Toyota,
Hyundai, Ford, Opel)
Zusätzlich sind die Lieferanten bei der Analyse der Mikro-Umwelt zu berücksichten.
Hierzu zählen im Hinblick auf Arbeitskräfte Schulen und Hochschulen, aber bspw.
auch Wettbewerbsunternehmen, wenn von diesen Mitarbeiter abgeworben werden
sollen. Weitere wichtige Partner sind die Lieferanten, deren Produkte und Dienstleistungen in die eigene Wertschöpfungskette integriert werden sollen (bspw. Rohstoffe,
Komponenten).
Schließlich sind die Kapitalgeber im Rahmen der Analyse der Mikro-Umwelt zu
berücksichtigen. Dies können bspw. Banken sein, die Unternehmen mit Krediten
versorgen. Dazu zählen aber auch die Aktionäre, die Anteile am Unternehmen erwerben und dadurch ebenfalls Geldmittel zur Verfügung stellen.
Um die im Rahmen der Mikro- und Makro-Umwelt angesprochenen Felder abzudecken, wurde die Markt-Forschung zur Marketing-Forschung weiterentwickelt (vgl.
vertiefend Kapitel 2).
1.3
Verhaltenswissenschaftliche
Einflussfaktoren des Marketings
1.3.1
Soziologische Einflussfaktoren des Kaufverhaltens
Das Entscheidungs- und Kaufverhalten wird zunächst beeinflusst durch die Umwelt
und die Gesellschaft, in die Personen hineingeboren wurden, aufgewachsen sind und
leben. Bei diesen soziologischen (gesellschaftlichen) Einflussfaktoren spielen die
Werte und Normen hinein, die – teilweise durch Religion und/oder Erziehung als
Bestandteil der jeweiligen Kultur vermittelt – von den Konsumenten verinnerlicht
wurden (vgl. Abb. 1/16; vertiefend Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009,
S. 461–680; Homburg/Krohmer, 2012, S. 29–54; Trommsdorff/Teichert, 2011; Solomon,
2011; Solomon et al., 2010). Dazu gehören gesetzliche Ge- und Verbote (bspw. Alkoholverbot in arabischen Ländern) sowie das, was eine Gesellschaft durch Sitten,
Gebräuche und Gewohnheiten prägt (bspw. Kleidungsgewohnheiten mit und ohne
Kopftuch/Schleier etc.). Daneben finden sich i. d. R. Subkulturen und unterschiedliche soziale Schichten und Milieus, deren Werteausprägungen sich von den generellen Strömungen der Kultur deutlich unterscheiden können.
47
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Abb. 1/16: Einflussfaktoren des Kaufverhaltens von Konsumenten
In Anlehnung an Fritz/Oelsnitz, 2006, S. 61
Soziologische Einflussfaktoren
Psychologische Einflussfaktoren
Meinungsführer
Meinungsfolger
Gruppendruck
Konformitätszwang
Kultur
Kaufentscheidung
Aktivierung
Motive
Wahrnehmung
- Extensiv
Text
Stimmungen
Denken
- Habituell
Emotionen
Lernen
- Impulsiv
Einstellungen
Werte und Normen des Individuums
Subkultur
Soziale
Schicht
Soziales
Milieu
Werte und Normen der Gesellschaft/der Bezugsgruppe
Solche Milieus werden in Verbindung mit spezifischen Wertemustern bspw. von
Sinus-Sociovision (2010) verwendet, um dadurch etwa die gesamte Bevölkerung von
Deutschland zu klassifizieren. In Abb. 1/17 ist die sogenannte „Kartoffelgrafik“ zu
sehen. Bei der Grundorientierung werden folgende Klassen unterschieden:
Traditionelle Werte (wie Pflichterfüllung und Ordnung)
Modernisierung/Individualisierung (Streben nach Lebensstandard und Selbstverwirklichung)
Neuorientierung (mit den Erscheinungsformen wie Multioptionalität, Beschleunigung und Exploration)
In Verbindung mit der sozialen Lage, die maßgeblich durch Alter, Bildung, Beruf
und Einkommen geprägt wird, werden unterschiedliche Segmente sichtbar, die sich
deutlich hinsichtlich ihres Informations- und Kaufverhaltens differenzieren. In der
„A-Säule“ finden sich schwerpunktmäßig die traditionellen Milieus, während in der
„B-Säule“ die Mainstream-Milieus zu finden sind, die den Schwerpunkt einer Gesellschaft prägen. In der „C-Säule“ finden sich die hedonistischen Milieus, die nach
Sinnenlust und Genuss streben, sowie – im oberen rechten Bereich – die gesellschaftlichen Leitmilieus.
48
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
Abb. 1/17: Sinus-Milieus in Deutschland 2010 – Soziale Lage und Grundorientierung
Quelle: Sinus-Sociovision, 2010
Sinus B1
Oberschicht /
Obere
Mittelschicht
1
Liberal-intellektuelles
Milieu
Sinus AB12
Konservativetabliertes
Milieu
7%
Sozialökologisches
Milieu
7%
2
Sinus B23
Sinus AB23
Bürgerliche Mitte
Traditionelles Milieu
14%
15%
Untere
Mittelschicht /
Unterschicht
7%
Sinus C12
Expeditives
Milieu
Sinus B12
10%
Mittlere
Mittelschicht
Sinus C1
Milieu der
Performer
6%
Sinus C2
Adaptivpragmatisches
Milieu
9%
Sinus BC23
Hedonistisches
Milieu
3
Sinus B3
15%
Prekäres Milieu
9%
© Sinus 2010
Soziale
Lage
Grundorientierung
A
Traditions- Modernisierte
verwurzelung
Tradition
"Festhalten" "Bewahren"
Tradition
B
Lebensstandard,
Status, Besitz
"Haben & Genießen"
Selbstverwirklichung,
Emanzipation, Authentizität
"Sein & Verändern"
Modernisierung / Individualisierung
Multioptionalität,
Beschleunigung,
Pragmatismus
"Machen & Erleben"
C
Exploration,
Refokussierung,
neue Synthesen
"Grenzen überwinden"
Neuorientierung
Einen wichtigen Einfluss auf das individuelle Kaufverhalten haben auch die Gruppen, denen eine Person angehört oder anzugehören strebt. Dabei wird von Bezugsgruppen oder Peer Groups i. S. von Gruppen Gleichaltriger gesprochen, die für eine
Person einen Hintergrund für die Mehrheit ihrer Entscheidungen darstellt (vgl.
Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 533). Derartige Bezugsgruppen können für einen Studenten die anderen Studierenden, Kollegen im Praktikum, die Bekannten aus Fitness- oder Fußball-Club oder generell der Freundeskreis darstellen.
Sie üben einen maßgeblichen Einfluss auf das eigene Entscheidungs- und Kaufverhalten aus. Beim Austausch von Informationen über Musik, Literatur, die angesagten
Kneipen, Google, Facebook und sonstige Freizeitaktivitäten kommt Meinungsführern
eine besondere Bedeutung zu. Meinungsführer sind an einem Fachgebiet besonders
interessiert und beschäftigen sich i. d. R. viel intensiver mit den entsprechenden
Angeboten als andere Personen. Dies zeigt sich bspw. durch Abonnements entsprechender Zeitschriften und Newsletter sowie durch ein hohes Engagement in den
sozialen Medien. Dies kann sich bei Facebook und Twitter zeigen, aber bspw. auch
durch das Mitwirken bei Blogs und in Online-Communities (vgl. weiterführend
Kreutzer, 2012, S. 330–404). Eine Meinungsführerschaft kann sich u. a. auf Literatur,
Musik, Kleidung, Geldanlagen, IT, Digitalkameras, Handys oder HiFi-Anlagen beziehen. Solche Personen werden von anderen Personen (den Meinungsfolgern) häu-
49
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
fig um Rat gebeten und nehmen damit unmittelbaren Einfluss auf deren Entscheidungsverhalten (vgl. weiterführend Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009,
S. 672–677).
1.3.2
Psychologische Einflussfaktoren des Kaufverhaltens
1.3.2.1
Aktivierung und Information Overload
Bei den psychologischen Einflussfaktoren, d. h. den im Individuum selbst liegenden Aspekten, ist zunächst einmal zwischen der Aktivierung und der Wahrnehmung
zu unterscheiden. Eine zentrale Voraussetzung für einen Wahrnehmungsprozess
stellt die Aktivierung der Zielperson dar. Ohne Aktivierung der Zielpersonen kann
keine erfolgreiche Wahrnehmung und Informationsverarbeitung stattfinden, da der
Organismus über die Aktivierung mit Energie versorgt wird. Deshalb versuchen
viele Marketing-Instrumente – schwerpunktmäßig die Werbung – eine Aktivierung
mit dem Ziel einer Bereitstellung von Energie zu erreichen. Die Bedeutung der Aktivierung wird anhand der Abb. 1/18 deutlich, weil diese die klassische Beziehung
zwischen dem Ausmaß der Aktivierung und der Leistungsfähigkeit des Organismus
(Lambda-Hypothese) darstellt. Sie besagt, dass bei zunehmender Stärke der Aktivierung die Leistung eines Individuums zunächst ansteigt, von einer bestimmten Aktivierungsstärke an aber wieder abfällt (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein,
2009, S. 84–90).
Abb. 1/18: Beziehung zwischen Aktivierung und Leistung
Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg, 2003, S. 79
50
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
Die Messung der Aktivierung kann auf verschiedene Weise erfolgen. Auf der subjektiven Ebene kann das Ausmaß der Aktivierung durch verbale Angaben der Untersuchungsperson erhoben werden. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass
die Person bei der Befragung u. U. nicht die Wahrheit sagt, weil eine Erregung bspw.
durch erotische Reize oder Gewaltdarstellungen mit deren Wertesystem in Konflikt
stehen kann. Man spricht vom Phänomen der sozialen Erwünschtheit, wonach eine
befragte Person dazu tendiert, auf Fragen das zu antworten, wovon sie glaubt, dass
es den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen entspricht. Auf der motorischen
Ebene kann das Aktivierungsniveau durch das unmittelbar beobachtbare Verhalten
(bspw. Mimik, Gestik, Körperhaltung) ermittelt werden, wobei sich dies bei werblichen Ansprachen eher in engen Grenzen hält. Auf physiologisch-biologischer Ebene
kann die Aktivierung durch folgende Messverfahren ermittelt werden:
Hirnströme (EEG: Elektroenzephalogramm)
Gehirnaktivität (gemessen durch Positronen-Emissions-Tomographie (PET) bzw.
durch die funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRI), bei der aktive Gehirnregionen sichtbar gemacht werden können; siehe vertiefend zum NeuroMarketing Abschnitt 1.3.2.2
Hautwiderstand (EDR: elektrodermale Reaktion bzw. PGR: psychogalvanische
Reaktion; mit zunehmender Aktivierung sondert der Körper Schweiß ab und erhöht so die Leitfähigkeit für Strom auf der Haut)
Pupillengröße
Stimmfrequenz
Die Sicherstellung einer Aktivierung stellt eine notwendige, aber keine hinreichende
Bedingung für die Erzielung einer werblichen Wirkung dar. Ohne die Erreichung
einer Minimalaktivierung ist die Gefahr groß, dass bspw. werbliche Botschaften nicht
wahrgenommen und verarbeitet werden. Deshalb versuchen Unternehmen durch
eine Vielzahl von Reizen, eine solche sicherzustellen. Eine Aktivierung über innere
Reize liegt allein in der Hand der Einzelpersonen, sei es über Alkohol, Koffein, Tein
oder Nikotin. Unternehmen versuchen deshalb, eine Aktivierung durch äußere Reize zu erreichen, wobei folgende Arten zu unterscheiden sind:
Emotionale Reize
Zu diesen Reizen gehört der Einsatz des Kindchenschemas (vgl. KroeberRiel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 15 f.). Dahinter verbirgt sich die Erkenntnis, dass kleine Vögel, Hunde, pausbäckige Kindergesichter, ein großer Kopf und
Kulleraugen beim Betrachter automatische Reaktionen wie Sympathie und Pflegeverhalten auslösen. Diesen Mechanismus machen sich Unternehmen bei der
werblichen Verwendung dieser Symbole zunutze. Außerdem fallen erotische
Reize in diese Kategorie, die im Vergleich zu anderen Schlüsselreizen die stärksten Aktivierungswirkungen entfalten. Bei ihrem Einsatz ist jedoch darauf zu achten, dass diese nicht von der eigentlichen Intention der Werbung ablenken und
keine Reaktanz oder Irritation auslösen. Abb. 1/19 zeigt eine Kombination aus
erotischen und kognitiven Reizen.
51
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Abb. 1/19: Werbung mit erotischen Reizen
Kognitive Reize
Hier wird mit gedanklichen Konflikten, mit Widersprüchen und Überraschungen gearbeitet. Auf diese Weise soll der Betrachter zur Beschäftigung mit der
Werbebotschaft angehalten werden. Ein Beispiel für einen m. E. besonders gelungenen Einsatz kognitiver Reize zeigt Abb. 1/20.
Abb. 1/20: Werbung mit kognitiven und physischen Reizen
52
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
Physische Reize
Durch eine besondere Größe oder Farbe des Werbemittels (hier der Anzeige, des
Prospektes, eines Plakats; vgl. Abb. 1/20), durch eine ungewöhnliche Lautstärke,
gelernte Muster oder Signaltöne (wie bspw. das Klingeln des Telefons oder das
Martinshorn eines Polizeifahrzeugs) soll die Aufmerksamkeit der Zielpersonen
erreicht werden. Bei Werbebriefen können sogenannte 3D-Mailings zum Einsatz
kommen, bei denen der Empfänger fühlt, dass in einer Versandhülle nicht nur ein
Brief, sondern noch etwas anderes zu finden ist. Genau dies soll neugierig machen und zum Öffnen des Briefes anregen (vertiefend Kreutzer, 2009, S. 132–140).
Der Aktivierung kommt auch deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil die Zielpersonen heute in einer Informationsflut versinken und an einer Informationsüberlastung (Information Overload) leiden. Von allen Informationen, die auf Kunden
einwirken – sei es über Radio, TV, Plakate, Zeitungen, Zeitschriften, Internet, Telefon
oder Mailings – werden lediglich 1 bis 2 % wahrgenommen (vgl. KroeberRiel/Weinberg, 2003, S. 643; Esch, 2008, S. 30). Alle anderen Botschaften, d. h. 98 bis
99 % der gesendeten Informationen, verfehlen schon das erste kommunikative Ziel:
zumindest wahrgenommen zu werden (vgl. Abb. 1/21).
Abb. 1/21: Information Overload als Determinante des Käuferverhaltens
1-2 %
Welches Ausmaß nimmt die Informationsüberlastung heute an? Einige Zahlen können diese Situation für Deutschland veranschaulichen (vgl. GWA, 2009, S. 13):
3.370 Publikumszeitschriften, 4.345 Fachzeitschriften und 280 Kundenmagazine
kämpfen um die Gunst und die Zeit der Leser.
53
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Die Kunden können sich zwischen 335 Tageszeitungen und insgesamt 1.512 Zeitungsausgaben entscheiden.
1.431 Anzeigenblätter werden distribuiert.
23 nationale private TV-Sender, zwei nationale öffentlich-rechtliche Sender und
639 weitere empfangbare Sender kämpfen um die Aufmerksamkeit der Zuschauer.
59 öffentlich-rechtliche Rundfunksender, 211 private und 74 sonstige Sender
wollen Gehör finden.
Im Bundesgebiet gibt es 164.646 Großflächen für Außenwerbung, 16.196 Ganzsäulen und 98.051 City-Light-Poster.
Die durchschnittliche Betrachtungszeit bei Werbung unterstreicht das geringe Interesse, auf das werbliche Botschaften bei den Zielpersonen i. d. R. treffen (vgl. u. a.
Kroeber-Riel/Weinberg, 2003, S. 76 f., 92 f.; Keitz, 2004, S. 338):
Mailing:
E-Mail:
Anzeigen:
Werbebanner:
Plakat:
Zeitschriftentitel am Kiosk:
ca. 20 Sekunden (inkl. Handhabung)
ca. zehn bis 18 Sekunden
ca. eine bis fünf Sekunden
ca. eine bis 1,5 Sekunden
ca. eine Sekunde
ca. eine Sekunde
Die Wahrnehmung der Zielpersonen lässt sich zusammenfassend mit drei zentralen
Begriffen beschreiben (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 320–322):
Subjektivität
Die Wahrnehmung hängt von den subjektiven Eigenschaften und Prädispositionen, d. h. von den Voreinstellungen der Menschen ab, die durch Wertungen,
Wünsche und Vorurteile geprägt werden. So entwickelt jede Person ihre „ganz
eigene Welt“, die sich von der „realen Welt“ mehr oder weniger deutlich unterscheiden kann. Und wer definiert überhaupt, was die „reale Welt“ ist?
Aktivität
Wahrnehmung setzt immer einen aktiven Informationsaufnahme- und -verarbeitungsprozess voraus. Ohne die Mitwirkung der Zielperson kann somit keine
Werbewirkung erzielt werden. Diese Einschätzung wird durch die Erkenntnisse
des Neuro-Marketings relativiert (vgl. Abschnitt 1.3.2.2).
Selektivität
Die Wahrnehmung von Menschen fokussiert sich immer nur auf einen kleinen
Ausschnitt der Wirklichkeit; nur so können sie die Informationsüberlastung meistern. Bei diesem Prozess gilt ebenfalls: „Wir sehen nur das, was wir kennen!“
Damit wird deutlich: Kaum ein Kunde wartet darauf, von einem Unternehmen werblich angesprochen zu werden. Häufig ist das Gegenteil der Fall, und der persönliche
Wahrnehmungsfilter ist aktiv und selektiert irrelevante Informationsangebote aus,
wie das online bspw. auch durch einen SPAM-Filter erfolgt. Daraus folgt kein Lernen
54
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
und auch keine Veränderung des Verhaltens. Um diesen Filter zu überwinden, dominiert heute ein Kommunikationsstil, der die folgenden Merkmale aufweist (vgl.
Kroeber-Riel/Weinberg/Gröppel-Klein, 2009, S. 656 f.):
Geringe Komplexität
Starke Aktivierungskraft
Bildbetont und sinnlich
Informationsüberflutung heißt heute deshalb vor allem auch Bilderüberflutung, weil
wir Bilder wesentlich schneller verarbeiten können als Text. Um in der Bilderflut
überstehen zu können, müssen Bilder mit immer stärkerer Aktivierungskraft eingesetzt werden. Auf diese Weise entsteht eine regelrechte Aktivierungsspirale, die sich
immer schneller dreht und zu immer drastischeren Ausprägungen führt. Dies hat
dazu geführt, dass vermitteltes Wissen und dadurch ausgelöste Gefühle immer weniger sprachlich, sondern in Bildern abgespeichert werden.
Aktivierende Botschaften treffen auf Zielpersonen, deren Denken und Lernen von
verschiedenen Stimmungen und Emotionen beeinflusst werden. Das Verhalten
dieser Personen wird wiederum durch ein Set von Werten, Einstellungen und Motiven beeinflusst (vgl. Abb. 1/16). Die Herausforderung für die kommunizierenden
Unternehmen besteht darin, den „richtigen Ton zu treffen“ bzw. die „passende Saite
zum Klingen zu bringen“, um die Zielpersonen zum gewünschten Handeln zu motivieren, sei es zum Kauf eines Montblanc Füllfederhalters, zum Abschluss einer Riester-Rentenversicherung, einer Spende für UNICEF oder zum Einkauf bei Abercrombie
& Fitch. Dabei können die aktuellen Erkenntnisse des Neuro-Marketings einen wichtigen Beitrag leisten.
1.3.2.2
Erkenntnisse des Neuro-Marketings
Beim Neuro-Marketing handelt es sich um ein Forschungsgebiet mit interdisziplinärer Ausrichtung. Um neue, für die Ausgestaltung des Marketings relevante
Erkenntnisse zu gewinnen, wurden Erkenntnisse und Verfahren aus verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen zusammengeführt. Neuro-Marketing ist zum einen zu
definieren als die Analyse von Informationsaufnahme- und Informationsverarbeitungsprozessen sowie von Entscheidungsprozessen im menschlichen Gehirn.
Hierbei handelt es sich um den informationsbeschaffenden Aspekt des NeuroMarketings. Zum anderen gehört zum Neuro-Marketing auch die Ausgestaltung der
Marketing-Instrumente, soweit sich diese der durch oben genannte Vorgehensweisen gewonnenen Erkenntnisse bedient. Dabei handelt es sich um den informationsnutzenden Aspekt des Neuro-Marketings (zu anderen Definitionen vgl. Häusel,
2008a, S. 9 f.).
Bei der Analyse der informationsbeschaffenden Aspekte des Neuro-Marketings
kommt den bildgebenden Verfahren eine besondere Bedeutung zu. Darunter ist insb.
der Einsatz der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT; engl.:
55
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
„functional magnetic resonance imaging“, fMRI) zu verstehen. Dabei handelt es sich
um ein Untersuchungsverfahren zur Erzeugung von Hirnstrombildern. Hierdurch
können Hirnregionen identifiziert werden, in denen erhöhte oder reduzierte
Aktivitäten der Nervenzellen auftreten.
Im Kern geht es bei der Analyse der informationsbeschaffenden Aspekte des NeuroMarketings darum, das Ausmaß der Gehirnaktivitäten in verschiedenen Regionen
zu ermitteln, um auf diese Weise Rückschlüsse auf die laufenden Prozesse ziehen zu
können. Mittels fMRT entstehen dreidimensionale Farbbilder, mit deren Hilfe aktive
Hirnregionen bei der Präsentation von Werbung, Marken, POS-Platzierungen etc.
präzise ermittelt werden können (vgl. Koschnick, 2007, S. 22). Da derartige Analysen
hinsichtlich der notwendigen Technologien sowie der zur Auswertung erforderlichen
Spezialisten sehr aufwändig und kostenintensiv sind, ist deren Einsatz immer noch
limitiert (vgl. Häusel, 2008b, S. 215; Scheier/Held, 2006, S. 20 f.).
Um die zentralen Erkenntnisse der informationsbeschaffenden Aspekte des NeuroMarketings zu verstehen, bedarf es einer kurzen Einführung in die zentralen Begrifflichkeiten der Hirnforschung. Das Großhirn (Neokortex) wird klassischerweise
in acht Regionen unterteilt, denen unterschiedliche Aufgabenfelder zugeschrieben
werden. Dem präfrontalen Kortex kommt bei Kaufentscheidungen eine besondere
Bedeutung zu, weil dieser die Verbindung zwischen dem emotionalen Wollen und
einer konkreten Umsetzung in Handlungen und deren Planung herstellt. Die
Funktionsweise entspricht der eines Rechenzentrums, um schnell einen Abgleich
zwischen den eigenen Wünschen und den durch die Rahmenbedingungen definierten Möglichkeiten vorzunehmen.
Die Hirnforschung unterscheidet beim präfrontalen Kortex zwischen zwei
dominierenden Funktionseinheiten: der funktional-kognitiven sowie der emotionalen Einheit (vgl. Häusel, 2008b, S. 223 f.). Der funktional-rationalen Funktionseinheit werden u. a. das Arbeitsgedächtnis, die Aufnahme von neuen Stimuli und das
Aufgabenmanagement zugerechnet. Die emotionale Funktionseinheit wird dominiert durch das sogenannte limbische System, in dem Wünsche (bspw. in Bezug auf
das Kauf- und Konsumverhalten) entstehen. Teilweise wird es als die „eigentliche
Macht- und Entscheidungszentrale“ im menschlichen Gehirn bezeichnet (vgl.
Häusel, 2008b, S. 224 f.). Einem Amygdala genannten Teil im limbischen System
kommt eine zentrale Rolle zu, weil dieser an der Entstehung von Stimulanz, Balance
und Dominanz beteiligt ist (vgl. Häusel, 2008b, S. 225). Das limbische System stellt
somit den Mittelpunkt der emotionalen Verarbeitung dar und ist durch eine Vielzahl
von Nervensträngen mit der Großhirnrinde verbunden, wo die Bewusstseinsprozesse Denken, Lernen, Analysieren, Entscheiden etc. stattfinden.
Eine zentrale Erkenntnis des Neuro-Marketings sei hier herausgestellt. Die häufig in
der klassischen und neo-klassischen Wirtschaftstheorie anzutreffende Fiktion eines
Homo oeconomicus i. S. eines ausschließlich wirtschaftlich denkenden und handelnden Menschen mit einer Fähigkeit zu uneingeschränkt rationalem Verhalten auf dem
56
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
Weg zur Nutzenmaximierung (vgl. Gabler, 2005, S. 1410) wurde durch
Forschungsergebnisse gänzlich widerlegt. Ganz im Gegenteil zeigt sich, dass keine
Entscheidung ohne eine – i. d. R. dominierende – emotionale Bewertung getroffen
wird. Emotionen bestimmen das Informations- und Kaufverhalten damit viel
umfassender, als dies bisher in vielen Konzepten und Kaufverhaltensmodellen
herausgearbeitet wurde. Danach gilt: „Subtile, implizite Codes steuern das Verhalten,
nicht die reflektierten Kosten-Nutzen-Abwägungen“ (Scheier/Held, 2006, S. 54; vgl.
Häusel, 2008a, S. 10 f.).
In diesem Kontext wurde auch das über Jahrzehnte dominierende HemisphärenModell des Gehirns widerlegt, das von einer rechten emotionalen und einer linken
rationalen Gehirnhälfte ausging. Beide Gehirnhälften sind nicht nur miteinander
vernetzt, sondern alle Entscheidungen eines Menschen haben auch eine emotionale
Komponente. Außerdem stellen Ratio und Emotio im Entscheidungsverhalten keine
Gegensätze dar, sondern sie beeinflussen sich gegenseitig (vgl. Scheier/Held, 2007b,
S. 30). Es wird heute sogar davon ausgegangen, dass der Anteil des Unterbewusstseins an einer Entscheidung bei 80 bis 95 % liegt (vgl. Häusel, 2008a, S. 10).
Allerdings ist es dem Neuro-Marketing nicht gelungen, im Kopf der Kunden den
sogenannten Buy-Button zu finden, dessen Aktivierung automatisch den gewünschten Kaufvorgang auslösen würde. Die Informationsaufnahme und -aufbereitung
sowie die darauf basierenden Entscheidungsprozesse sind so komplex, dass einfache
Lösungen bisher nicht entdeckt wurden. Gleichwohl hat die Neuro-Forschung
interessante Ergebnisse geliefert, die auch für die Ausgestaltung des Marketings von
Bedeutung sind.
Diese Relevanz soll an einem legendären Beispiel verdeutlicht werden, das bereits in
Abschnitt 1.1.1 kurz angesprochen wurde. Bereits seit den 80er Jahren wird ein
Geschmackstest zwischen Coca-Cola und Pepsi-Cola in regelmäßigen Abständen wiederholt. Dabei zeigt sich immer wieder das gleiche Bild: Während Pepsi-Cola im
Blindtest grds. besser abschneidet als Coca-Cola, ist es unter Vorlage der entsprechenden Marken umgekehrt. Ein Experiment unter Einsatz eines Hirnscanners
lieferte folgende Ergebnisse: Beim Blindtest zeigte sich nur beim Konsum von PepsiCola eine erhöhte Aktivität in dem Gehirnareal, welches für belohnende Erfahrungen
bekannt ist. Bei Bekanntheit der entsprechenden Marken wurde dagegen lediglich
bei Coca-Cola eine verstärkte Aktivität in Regionen festgestellt, die für anspruchsvollere kognitive Funktionen zuständig sind. In der Interpretation der Ergebnisse wurde
herausgearbeitet, dass durch die Marke Coca-Cola offensichtlich positive Assoziationen und Selbstwertgefühle ausgelöst werden, gegenüber denen der Geschmack
selbst an Bedeutung verliert (vgl. Friebe, 2008, S. 22). Die Ergebnisse der Kernspintomographie konnten folglich eine schlüssige Begründung dafür liefern, warum
Pepsi-Cola in diesen Tests regelmäßig Coca-Cola unterlag.
Die Gesamtheit der aufgezeigten Aspekte ist bei der Ausgestaltung des Marketings
im Hinblick auf die Verarbeitung von Informationen im menschlichen Gehirn zu
57
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
berücksichtigen. Danach müssen wir zwischen dem impliziten und dem expliziten
System unterscheiden (vgl. Scheier, 2008, S. 307 f.). Das implizite System (quasi der
Autopilot) verarbeitet hohe Informationsmengen parallel, hoch effizient und dabei
unbewusst. Man geht davon aus, dass hier mehr als elf Mio. Bits (i. S. von Informationseinheiten bzw. Sinneseindrücke) pro Sekunde verarbeitet werden können. Hierzu
gehören die Sinneswahrnehmungen, seien es Lernvorgänge bei der Werbung, Emotionen, Stereotypen, Markenassoziationen, unbewusste Markenimages, spontanes
Verhalten oder intuitive Entscheidungen. Das explizite System (der Pilot) kann
dagegen nur etwa 40 bis 50 Bits pro Sekunde verarbeiten, was in etwa einem Satz
oder fünf bis sechs Zahlen entspricht. Die Informationsverarbeitung erfolgt hier
schrittweise, es werden Kosten-Nutzen-Analysen angestellt oder die Zukunft geplant. Genauso werden rationale Abwägungen (Preis versus Qualität) vorgenommen
(Scheier/Held, 2006, S. 47 f.). Wie Abb. 1/22 zeigt, führen eine Information Overload,
Zeitdruck, eine hohe Komplexität und ein Low Involvement bei der Zielperson dazu,
dass der „Autopilot“ aktiviert wird und maßgeblich auf die Kaufentscheidung (hier
zu 90 bis 95 %) einwirkt.
Abb. 1/22: Funktionsweisen von Pilot und Autopilot
Quelle: Scheier, 2008, S. 310
Pilot
Overload
Markensignale
(Werbung,
Verpackung,
POS-Maßnahmen …)
Bewusst-explizite
Wirkung
Komplexität
Autopilot
Zeitdruck
Automatisch-implizite
Wirkung
5-10%
Kauf
90-95%
Low
Involvement
Die Konsequenz für das Marketing lautet: Wir müssen Botschaften stärker auf das
implizite System und damit auf diesen Autopilot ausrichten, um einen umfassenderen Einfluss auf die Bewertungen der Zielpersonen zu erhalten. Es wird daher noch
wichtiger, die multisensorischen Wirkungen des Produktes, aber auch Werbebotschaften durch die richtige Tonality, einen hohen Informations- und Unterhaltungswert, durch die beste und schnellste Präsentationstechnik leicht verständlich zu
transportieren, damit diese Botschaften vom Autopiloten aufgenommen werden
können.
58
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
Basierend auf den Erkenntnissen des Neuro-Marketings wurde ein Emotionsmodell
mit drei Emotions- und Motivsystemen entwickelt (vgl. Häusel, 2008c, S. 69–73;
Abb. 1/23). Beim Stimulanz-System geht es im Kern darum, durch Exploration und
Entdeckung Abwechslung, Erregung und Belohnung zu erfahren und gleichzeitig
Langeweile und Reizarmut zu vermeiden. Das Dominanz-System ist darauf
ausgerichtet, durch Konkurrenz und Verdrängung Macht, Status, Durchsetzung und
Autonomie zu erreichen. Gleichzeitig wird versucht, ein Ausgeliefertsein sowie
Fremdbestimmung und Unterdrückung zu unterbinden. Das Balance-System
wiederum steuert ein fürsorgliches und auf Bindung ausgerichtetes Verhalten, um
Angst und Unsicherheit zu verhindern und Sicherheit, Stabilität und Geborgenheit
zu erreichen (vgl. Häusel, 2008c, S. 69–73).
Abb. 1/23: Emotions- und Motivsysteme
In Anlehnung an Häusel, 2008c, S. 69 f.
Emotions- und Motivsysteme
Stimulanz-System
Durch Exploration und
Entdeckung erfolgt ein Streben
nach:
Abwechslung,
Erregung und
Belohnung
sowie ein Vermeiden von
Langeweile und
Reizarmut
Dominanz-System
Durch Konkurrenz und
Verdrängung erfolgt ein Streben
nach:
Macht/Status,
Durchsetzung und
Autonomie
sowie ein Vermeiden von
Ausgeliefertsein und
Fremdbestimmung/Unterdrückung
Balance-System
Durch fürsorgliches und auf
Bindung ausgerichtetes Verhalten
erfolgt ein Streben nach:
Sicherheit,
Stabilität und
Geborgenheit
sowie ein Vermeiden von
Angst und
Unsicherheit
Diese unterschiedlichen Emotions- und Motivsysteme arbeiten in einer übergeordneten Systemlogik zusammen. Das Dominanz- und das Stimulanz-System drängen
bspw. auf „Action“ – auch unter bewusster Inkaufnahme von Risiken – und stehen
für Optimismus und Aktivierung. Das Balance-System wirkt dagegen mäßigend
und risikovermeidend und übt eher eine blockierende Wirkung aus. Die Frage ist
nun, welche Signale eine bestimmte Kommunikation oder ein ganz konkretes
Produkt hinsichtlich Stimulanz, Dominanz und Balance aussendet (vgl. Häusel,
2008c, S. 71 f.). Es ist leicht nachzuvollziehen, dass ein Porsche eher Signale Richtung
Stimulanz und Dominanz aussendet als bspw. ein Golf im Gegensatz zu einem Golf
59
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
GTI. Und eine Finca im Landesinneren von Mallorca zahlt eher auf Balance ein als ein
Appartment im Herzen von Manhattan.
Die in Abb. 1/24 dargestellte Limbic Map® zeigt die dominierenden Emotions- und
Motivsysteme sowie die Motiv-Submodule, die dort als Kreise bzw. Ellipsen dargestellt sind. Darüber hinaus gibt es mehrere Mischungen, die sich aus der Kombination verschiedener Emotionen ergeben. Abenteuer und Thrill ergeben sich aus der
Mischung von Stimulanz durch die Entdeckung von Neuem und der Dominanz
durch das Bestreben, über sich selbst hinauszuwachsen. Aus der Mischung von
Balance und Stimulanz ergeben sich Fantasie/Genuss, indem die Suche nach Neuem
und Anregendem durch das Streben nach Balance gebremst und gleichsam gezähmt
wird. Das Ergebnis kann eher ein Erträumen und Herbeifantasieren des erwünschten
Neuen sein. Schließlich ergibt sich aus dem Zusammenführen von Balance und
Dominanz die Kombination Disziplin/Kontrolle.
Abb. 1/24: Limbic Map® – der Emotions-, Motiv- und Werteraum im menschlichen Gehirn
Quelle: Häusel, 2008c, S. 72
Während das Balance-System auf Ordnung und Stabilität zielt, strebt das DominanzSystem auf die Übernahme der Macht über das Geschehen. Zusätzlich sind in der
Limbic Map® Werte i. S. von persönlichen Standards zur Bewertung von eigenem und
fremdem Verhalten positioniert, so bspw. Humor, Ehre, Ordnung und Tradition, weil
diese in einer bestimmten Relation zu den Emotions- und Motivsystemen stehen
60
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
(vgl. Häusel, 2008c, S. 72–74). Produkte und Dienstleistungen können in dieser
Landkarte positioniert werden – in Abhängigkeit davon, welche Emotionen und
Motive angesprochen werden sollen. Die Art der Positionierung muss sich dann in
der Ausgestaltung des Marketing-Diamanten niederschlagen.
Interessant für das Marketing ist darüber hinaus die Frage, ob sich Menschen
hinsichtlich des Vorherrschens von bestimmten Emotions- und Motivsystemen
unterscheiden. Hierzu ist zunächst herauszustellen, dass die Psychologie zwischen
dauerhaften Persönlichkeitsmerkmalen (sogenannten „Traits“) und momentanen
Stimmungen (sogenannten „States“) unterscheidet. Während Letztere je nach Situation stark schwanken können, zeigen die durch angeborene und insb. bis zur Pubertät erlernten Persönlichkeitsmerkmale eine hohe Stabilität (vgl. Häusel, 2008c,
S. 76 f.). Deshalb ist es möglich, Kunden nach den Schwerpunkten in ihren Emotionsund Motivsystemen zumindest grob zu klassifizieren. Dabei ergibt sich das in Abb.
1/25 dargestellte Raster, bei dessen Entwicklung auf der Typologie der Wünsche von
Burda und einer Befragung von 20.000 Konsumenten aufgesetzt wurde. Die Namen
der einzelnen Typen stellen die jeweils dominierende Kernemotionalität heraus.
Beim Harmoniser ist dies bspw. eine starke Sozial- und Familienorientierung,
während beim Abenteurer die Risikobereitschaft sehr hoch ausgeprägt ist und der
Disziplinierte ein hohes Pflichtbewusstsein bei eher niedriger Konsumlust an den
Tag legt (vgl. Häusler, 2008c, S. 78 f.).
Abb. 1/25: Limbic®-Types
Quelle: Microm, 2012
61
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
Welche Emotions- und Motivstrukturen ein Produkt oder eine Marke ansprechen
soll, ist im Zuge der Markenführung festzulegen. Diese Aspekte werden im Abschnitt 5.4.3.1 im Kontext der Kommunikation vertieft.
Merkbox
Marketing ist das Konzept einer marktorientierten Unternehmensführung.
Marketing-Ziele werden durch einen Planungsprozess in Marketing-Strategien und Marketing-Instrumente konkretisiert und im Zuge der Implementierung durch konkrete Maßnahmen angestrebt.
Die Marketing-Instrumente umfassen die Produkt- und Programmpolitik, die Preis- und
Konditionenpolitik, die Distributionspolitik, die Kommunikationspolitik und die Personalpolitik.
Der Marketing-Diamant ist die Weiterentwicklung des Marketing-Mix.
Das Unternehmen ist in eine Makro- und eine Mikro-Umwelt eingebettet, die Ausgangsund Endpunkt aller unternehmerischen Aktivitäten darstellen.
Auf Märkten treffen Angebot und Nachfrage aufeinander, wobei unterschiedliche Marktformen zu unterscheiden sind.
Markenartikel, Handelsmarken und No-Names sind zentrale Ausgestaltungen der Branding-Politik von Unternehmen.
Auf die Kaufentscheidungen von Menschen wirken soziologische und psychologische
Faktoren ein.
Die heutige Informationsüberlastung der Menschen erschwert eine wirkungsvolle Kommunikation.
Erkenntnisse des Neuro-Marketings unterstreichen die Relevanz von Emotionen im
menschlichen Entscheidungsprozess.
Fragen zur Überprüfung Ihres Wissensstandes
1. Anhand welcher Merkmale lassen sich Käufer- von Verkäufermärkten unterscheiden?
Welche Bedeutung haben diese unterschiedlichen Marktformen für das unternehmerische Marketing? Nennen Sie zwei aktuelle Beispiele für beide Marktformen!
2. Was sind die Inhalte der Mikro- und der Makro-Umwelt eines Unternehmens? Worin liegt
die Bedeutung dieser spezifischen Umweltbetrachtung für ein heute agierendes Unternehmen? Verdeutlichen Sie Ihre Überlegungen am Beispiel der Automobil-Industrie.
3. Was versteht man unter dem Stakeholder-Konzept und wie grenzt es sich gegenüber
dem Shareholder-Ansatz ab? Warum reicht vielfach die reine Shareholder-Perspektive
nicht mehr aus?
4. Wie kann Marketing heute definiert werden und welche Teilbereiche fließen in den Prozess des Marketing-Managements ein?
5. Welche Güterkategorien unterscheidet man nach dem Kaufverhalten? Zeigen Sie die
Relevanz dieser Kategorien aus Sicht eines Herstellers und aus Sicht eines Einzelhandelsunternehmens auf.
6. Wodurch unterscheiden sich Such-, Erfahrungs- und Vertrauensgüter? Welchen Einfluss
hat diese Klassifikation auf die Kommunikation eines Unternehmens?
62
Verhaltenswissenschaftliche Einflussfaktoren des Marketings
7. Welche Bedeutung hat die Unterscheidung von Low- und High-Interest-Produkten für
das Marketing eines Unternehmens?
8. Was sind die zentralen Merkmale von Markenartikeln, Handelsmarken und No-Names?
Gehen Sie zu Aldi, Lidl, Rewe und Spar und prüfen Sie, welche der dort angebotenen
Produkte in diese unterschiedlichen Kategorien fallen.
9. Suchen Sie Galeria Kaufhof, Karstadt und Sinn-Leffers auf und ermitteln Sie, welche der
angebotenen Marken Handelsmarken und welche Herstellermarken (Markenartikel) sind!
10. Arbeiten Sie anhand der vorgestellten Kriterien heraus, worin die Relevanz der verschiedenen Markenkonzepte für ein Handelsunternehmen liegt.
11. In welcher Beziehung stehen Marktvolumen und Marktpotenzial zueinander? Wodurch
werden diese beiden Größen beeinflusst?
12. In welcher Beziehung stehen Absatzvolumen und Absatzpotenzial zueinander? Wodurch
werden diese beiden Größen beeinflusst?
13. Wie unterscheiden sich der absolute und der relative Marktanteil? Welche Bedeutung
kommt den beiden Messgrößen zu? Errechnen Sie diese Marktanteile für folgenden Datensatz:
– Marktpotenzial: 100.000 €
– Marktvolumen: 30.000 €
– Umsatz Unternehmen A: 10.000 €, Absatzmenge 1.000 Stück
– Umsatz Unternehmen B: 5.000 €, Absatzmenge 600 Stück
– Umsatz Unternehmen C: 2.000 €, Absatzmenge 300 Stück
14. Skizzieren Sie das Marktformenschema und ordnen Sie jedem Feld mindestens eine
Branche bzw. entsprechende Unternehmen zu. Analysieren Sie anhand verschiedener
Medien, mit welchen Aktivitäten diese Unternehmen bzw. Branchen in den nächsten Wochen in den Medien zu finden sind. Prüfen Sie, welche Verhaltensweisen ihre Begründung in der entsprechenden Marktform haben.
15. Wodurch unterscheiden sich die Einkaufsprozesse im BtC- und BtB-Bereich?
16. Was ist unter einem Buying Center zu verstehen? Welche Relevanz hat dieses für den
Verkaufsprozess und wie kann ein anbietendes Unternehmen die Konzeption des Buying
Centers zur Steigerung der Abschlusswahrscheinlichkeit nutzen?
17. Spielen Sie den Entwicklungsprozess vom Bedürfnis zum Kaufakt für die Spannungszustände Durst und dem Wunsch nach neuer modischer Kleidung hinsichtlich Ihrer eigenen
Person durch. Welche Einflussfaktoren werden für Sie dabei sichtbar? Wodurch wird Ihr
ganz persönlicher Kaufentscheidungsprozess beeinflusst und warum?
18. Welche Gruppen von Einflussfaktoren wirken sich auf den Entscheidungsprozess aus?
Welche davon können Sie bei sich selbst besonders deutlich ausmachen?
19. Was ist unter Meinungsführer- und -folgerschaft zu verstehen? In welchen Bereichen
sind Sie eher Meinungsführer, in welchen eher Meinungsfolger?
20. Welche Bedeutung kommt der Aktivierung der Zielperson zu und warum? Wie ist der
Zusammenhang zwischen dem Aktivierungsniveau und der Leistung?
21. Welche Arten gibt es, um eine Aktivierung herbeizuführen, und wie kann diese gemessen
werden?
22. Was ist unter Information Overload zu verstehen und in welchen Bereichen ist dieser
besonders ausgeprägt?
63
1.3
1
Allgemeine Grundlagen des Marketings
23. Was verbirgt sich hinter dem Konzept von Sociovision? Für welche Fragestellungen kann
dieses relevant sein?
24. Wodurch lässt sich die Wahrnehmung von Konsumenten beschreiben? Welche Relevanz
hat dies für das Marketing?
25. Was versteht man unter dem Begriff Neuro-Marketing?
26. In welche Bereiche lassen sich die Erkenntnisse des Neuro-Marketings unterscheiden?
Welche Bedeutung kommt diesen dabei zu?
27. Durch welche analytischen Methoden werden die Erkenntnisse des Neuro-Marketings
primär gewonnen?
28. Welche Bedeutung ist nach Erkenntnissen des Neuro-Marketings dem Homo oeconomicus zuzuschreiben? Wie bewerten Sie diese Erkenntnisse?
29. Warum gilt das Hemisphären-Modell des menschlichen Gehirns als überholt?
30. Wodurch unterscheiden sich die Konzepte „Pilot“ und „Autopilot“ in der menschlichen
Informationsverarbeitung? Welche Bedeutung kommt dieser Erkenntnis für die Ausgestaltung des Marketings zu?
31. Welches Emotionsmodell wurde erarbeitet und welche Emotions- und Motivsysteme lassen sich darin unterscheiden? Welche Bedeutung haben diese?
32. Welche Emotions- und Motivsysteme werden bei Produkten wie Aktienoptionen, RiesterRente bzw. Bausparverträgen angesprochen?
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