dence Based Medicine. What it is and what it isn’t. BMj 1996 January 13; 312 (7023): 71 – 72. scheidungen, so soll zukünftig die bestmögliche Evidenz aus systematischer Forschung in jede individuelle Entscheidung des Arztes einbezogen werden. Hierbei handelt es sich um ein Prinzip, auf dessen notwendige Anwendung bereits Ismar Boas 1930 in seiner wissenschaftskritischen Schrift Therapie und Therapeutik. Ein Mahnruf an Ärzte, Kliniker und Pharmakologen verwiesen hat.11 Inhaltlich enthalten die Leitlinien die Darstellung eines Krankheitsbildes, bewährte und durch hochwertige klinische Studien belegte Diagnose- und Therapieverfahren für das jeweilige Krankheitsbild sowie Hinweise zum Umgang mit den Patienten und die ärztliche Au�lärung zur Krankheit und Behandlung. Eine regelmäßige Aktualisierung stellt sicher, dass Leitlinien stets dem aktuellen Forschungsstand entsprechen. Im Gegensatz zu Richtlinien sind Leitlinien rechtlich nicht bindend, allerdings muss der Arzt erklären, warum er sich im Einzelfall gegen die Empfehlungen einer vorliegenden Leitlinie entschieden hat.12 Wenngleich das Erstellen von Leitlinien erst in den 1990er Jahren systematisiert wurde, so lassen sich erste Anfänge sehr viel früher datieren. Bereits 1912 veröffentlichte die Arzneimittelkommission des Deutschen Kongresses für Innere Medizin eine Positiv- und Negativliste für verschiedene Medikamente.13 Der wesentliche Unterschied zu den heutigen Leitlinien bestand darin, dass sie von einzelnen Experten oder Expertengruppen nach deren frei gewählten Maßgaben erstellt wurden; eine systematische Einbeziehung der bestmöglichen wissenschaftlichen Evidenz war hiermit noch nicht verbunden. Die DGVS hat zahlreiche Leitlinien zu unterschiedlichen Themen erstellt.14 Die erste Leitlinie entwickelte Wolfgang Caspary 1996 zur Thematik des Helicobacter pylori.15 Diese entsprach zwar noch nicht den heute gängigen Qualitätsrichtlinien der evidenz-basierten Medizin, die die Leitlinien in drei unterschiedlich anspruchsvolle Klassifikationsstufen unterteilen. Die erste Leitlinie zeigt jedoch, dass die DGVS bereits früher als andere Fachgesellschaften mit Fragen der Qualitätssicherung befasst war. Eine hohe Qualität der Leitlinien und ihre stete Aktualisierung sind explizites Ziel der DGVS.16 Im Jahr 2001 wurde unter Leitung vom Wolfgang Fleig eine Kommission eingerichtet, die die wachsende Zahl der gastroenterologischen Leitlinien koordinieren und Qualitätsansprüche sicherstellen sollte. Der steigenden Bedeutung der Leitlinienentwicklung entsprechend wurden im Jahr 2010 bei der Umstrukturierung des Vorstandes die Aufgaben dieser Kom- 12 Siehe dazu u. a. Hart D. Ärzt- liche Leitlinien – Definitionen, Funktionen, rechtliche Bewertungen. Gleichzeitig ein Beitrag zum medizinischen und rechtlichen Standardbegriff. MedR 1998; 16/1: 8 – 16. Classen, 18.12.2012. 18 DGVS Archiv: Vorstandssit- zungsprotokolle, 8.2.1984. 19 Zeitzeugengespräch Markus Lerch, 11.12.2012. mission in die Vorstandsarbeit integriert. Seitdem widmet sich mit Stefan Zeuzem ein Vorstandsmitglied schwerpunktmäßig den Leitlinien. 20 DGVS Archiv: Vorstandssit- zungsprotokoll, 16.8.2001. Öffentlichkeitsarbeit Durch den breit gefächerten Gesundheitsmarkt, in dem zahlreiche Disziplinen um die öffentliche Darstellung und um die Versorgung der Patienten konkurrieren, zählt die Öffentlichkeitsarbeit bei der DGVS seit einigen Jahren zu den wichtigsten Aktivitäten. Wie anderen medizinischen Fachgesellschaften ist ihr daran gelegen, der Bevölkerung ein positives und klar identifizierbares Bild ihrer Disziplin zu vermitteln. Als besonders eindrückliches Beispiel hierfür kann Ludwig Demling angeführt werden. Laut seinem Schüler Meinhard Classen verfügte er über besonderes Geschick bei der Vermittlung gastroenterologischer Inhalte.17 So führte er 1968 in der Fernsehsendung »Praxis – Das Gesundheitsmagazin« vor laufender Kamera eine Endoskopie am eigenen Leib durch, um die Zuschauer von der Unbedenklichkeit dieser Technik zu überzeugen. Seit den 1980er Jahren kümmert sich die DGVS systematisch um die Öffentlichkeit, so wurde während der 38. Jahrestagung 1983 in München erstmals eine Pressekonferenz abgehalten. Aufgrund der guten Resonanz seitens der Tagespresse wurde die Pressearbeit intensiviert und die Öffentlichkeit kontinuierlich über die Arbeit der DGVS informiert.18 Seit 2011 ist die PR der DGVS erheblich intensiviert worden und im Vorstand durch Peter R. Galle vertreten. Unter seiner Leitung hat die DGVS eine professionelle Presseagentur verpflichtet und verfasst regelmäßig Presseerklärungen zu wichtigen populären Themen. Für die DGVS stellt sich diese Aufgabe im Besonderen, da ihr Forschungsund Behandlungsgebiet derart vielfältig ist, dass dem medizinischen Laien, und so fast allen Patienten, häufig nicht klar ist, was sich genau hinter der Bezeichnung »Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten« verbirgt.19 13 Fishman L. Methoden zur Aktualisierung von medizinischen Leitlinien. Eine quantitative und qualitative Analyse. Berlin 2012; 16. 14 Eine Übersicht über die Leitlinien ist hier zu finden: http://www.dgvs.de/508.php (13.8.2013). 15 Caspary WF, Arnold R, Bay- erdörffer E, Behrens R, Birkner B, Braden B, Domschke W, Labenz J, Koletzko S, Malfertheiner P, Menge H, Rösch W, Schepp W, Strauch M, Stolte M. Diagnose und Therapie der Helicobacter pylori Infektion. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Z Gastroenterol 1996; 34: 392 – 401. 16 Koop H. Plädoyer für eine Qualitätsoffensive. Z Gastroenterol; 47: 1123. Weiterbildung Die Definition von Weiterbildungsinhalten hat seit jeher eine besondere Bedeutung für die DGVS, zumal sich in ihnen das Tätigkeitsspektrum des Schwerpunktes abbildet. Zudem ist der Katalog der fachspezifischen Leistungen einschließlich hochspezialisierter interventioneller Prozeduren ein wichtiges Element für die Kostener- ◀ Tagungsbände erscheinen als Sonderausgaben der Zeitschrift für Gastroenterologie, hier der Band zur 64. Tagung 2009 in Hamburg. 112 17 Zeitzeugengespräch Meinhard ▶ Blick aufs Podium der 66. Jahrestagung der DGVS 2011 in Leipzig. Innerhalb der letzten 12 Jahre war das die dritte Tagung in Leipzig, der Stadt in der einst Max Bürger geforscht hat und die Deutsche Zeitschrift herausgegeben wurde. In den 80 Jahren zuvor fand noch nie eine DGVS-Tagung in Leipzig statt. 113 Kapitel 7 11 Sackett DL, Rosenberg W. Evi-