Absenzen von Frauen wegen Endometriose

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Arbeitsmedizin
Das Schweizer Arbeitsvolumen 20081
ging zu 2⁄3 auf das Konto der Männer
(4669 gegen 2712 Mio. Stunden von
Frauen) und im Schnitt fehlt ein Mann
64 Stunden im Jahr (73 Stunden/
Jahr/Frau), oder monatlich 6 Stunden.
Männer fehlen wegen Krankheit, Unfall, Militär-/Zivildienst, Zivilschutz
und Kurzarbeit, während der Mutterschaftsurlaub der Frauen kaum ins
Gewicht fällt. Frauen fehlen summiert aber mehr Stunden (43% statt
einem Drittel, mit 104 Mio. Std., Männer: 132 Mio. Stunden).
Unter den vielfältigen Gründen müssten auch die allmonatlichen Menstruationsbeschwerden der Frauen im
gebärfähigen Alter angeführt werden. Normalerweise wird während
der Regelblutung unter leichtem Unwohlsein bis zu leichten Schmerzen
die Gebärmutterschleimhaut bis auf
die Grundzellschicht abgestossen. Regelmässig betriebene Bewegung sowie psychisch und körperliche Ausgeglichenheit sind für schmerzfreie Tage
am förderlichsten, während Überanstrengung, Stress und übermässiger
Sport die Hormonausschüttung soweit beeinflussen, dass die Menstruation ausbleiben kann. Bei ca. 12% der
Frauen jedoch – so die Schätzungen –
ist die Regelblutung schmerzhaft, ja
die Schmerzen können fast unerträglich sein. An das Arbeiten ist dann
kaum zu denken. Um den Teufelskreis
zu durchbrechen, sollte eine Frau mit
übermässigen Schmerzen und Blutungen während ihrer monatlichen
Regel daher zur Abklärung ermuntert
werden. Es könnte sich nämlich um
Endometriose (endo = innen, metra =
Gebärmutter) handeln, ein in der Öffentlichkeit wenig bekanntes Frauenleiden, bei der sich Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter im Bauchraum ansiedelt.
Auch andere Körperregionen können
betroffen sein. Diese verschleppten
Schleimhautherde beeinträchtigen das
psychische und soziale Leben erheblich.
Es braucht also jeden Monat Verständnis von Arbeitgeberseite und Fa2/11
Absenzen von Frauen wegen
Endometriose-Schmerzen –
Was Arbeitgeber und
Arbeitnehmende wissen müssen
Diana Hornung
milie. Ein teilweises Abfliessen des
Menstruationsblutes über die Eileiter
in den Bauchraum spielt bei der Entstehung einer Endometriose vermutlich eine wichtige Rolle, der Einfluss
von Chemikalien (Dioxin) wird auch
diskutiert. Während des Menstruationszyklus schwillt dieses zusätzliche
Gewebe an und Blut wird freigesetzt.
Die Schwellung und das Blut reizen die
benachbarten Gewebe, was zu
Schmerzen, Krämpfen und bei Wiederholung zu Vernarbungen führen.
Das Narbengewebe verbindet Organe
unnatürlicherweise zusammen und
verursacht oft sehr starke Schmerzen
und zu 50% der Unfruchtbarkeitsfälle.
Rechtzeitige Diagnose2 und Behandlung verhindern die Chronifizierung.
Man versucht es zuerst mit Hormontherapie, die die Schwellung des
Endometriumgewebes begrenzt, nach
Ausschluss anderer Gründe kommt
die chirurgische Entfernung des Endometriumgewebes infrage und die
Nachbehandlung der restlichen Herde.
Die derzeit eingesetzte Standard-Therapie mit so genannten GnRH-Analoga lindert die Schmerzen durchaus
effektiv, kann aber schwere Nebenwirkungen haben, wie eine Verminderung der Knochendichte und unangenehme Hitzewallungen (daher nicht
zur Langzeitanwendung geeignet).
Der besser verträgliche neue Wirkstoff Dienogest3 lindert die Schmerzen und hemmt das Wachstum von
Gebärmutterschleimhaut und der Endometrioseherde4.
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www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/
themen/03/02/blank/data/06.html#parsys_00071
www.endometriose-liga.eu/checkliste
http://medikamente.onmeda.de/
Wirkstoffe/Dienogest/medikamentenvergleich-medikament-10.html
Endometrioseherde bestehen aus den beiden folgenden Zelltypen:
● Drüsengewebe. Diese Zellen scheiden selber Hormone und andere Flüssigkeiten
aus, die sonst normalerweise in der Gebärmutterwand gebildet werden.
● Stromazellen. Diese stellen die Rahmenzellen dar, welche eine stützende Funktion
innehaben.
Traduction voir site internet www.iza.ch
Die Ärzte Klaus-Peter Henle (Klinik Hirslanden,
links) und Michael Müller (Inselspital Bern)
informierten über die Krankheit im Vorfeld der
internationalen «Endometriose Awareness
Week» 7. bis 13. März 2011.
Karin Studer erzählte aus Patientinnensicht
Karin Studer gründete 2009 die Selbsthilfegruppe Endofemme
www.endofemme.ch, damit sich Frauen austauschen können.
Sie hatte 2005 die Diagnose Endometriose durch Bauchspiegelung erhalten und wurde mit so genannten GnRH-Analoga
behandelt, aber 2008 kamen die schweren Schmerzen wieder,
eine 2. Operation gegen die Herde im Bauchfell folgte, danach blutete sie
ununterbrochen fünf Monate lang, was erst dank dem Wechsel zu einem anderen Gynäkologen und dem Einsetzen der Hormonspirale und erst nach weiteren sechs Monaten verschwand.
(Foto von Light-Works.ch, Markus Thomas Studer)
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