Für die Predigt am 24. September 2011 - beten - gott

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Für die Predigt am 24. September 2011
Silbernes Professjubiläum von Sr. M. Gratia OCist, Mariastern
Prof. Dr. Klaus Peter Dannecker, Rektor an der Theologischen Uni Trier,
»Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.« (Joh 15,9)
Dieser Vers aus dem Evanglium ist ungeheuerlich, seine Tiefe Aussagekraft können wir letztlich gar
nie ermessen:
Die Liebe, die Gott Vater dem Sohn schenkt, die erstreckt sich auch auf uns, in dieser Liebe stehen
auch wir. Und noch besser: Es ist das Anliegen des Sohnes, dass wir in dieser Liebe bleiben, dass sie
ein bleibendes Merkmal unseres Lebens ist und bleibt. Genau deshalb haben wir zu Beginn unserer
heutigen Feier an unserer Taufe gedacht.
Schön poetisch haben die Schriftlesungen die Liebe Gottes beschrieben:
Wie als Liebesgeschehen zwischen zwei Menschen, Mann und Frau.
Wie geht das mit der Liebe Gottes? Wir haben hier Expertinnen, die sich genau dieser Fragestellung
verschrieben haben und versuchen, ganz und gar aus dieser Liebe heraus zu leben.
Sr. Gratia kann heute auf 25 Jahre Profess zurückblicken. Sie hat die Schrifttexte für unsere Feier
heute ausgewählt und darin etwas von ihrer Erfahrung eingefangen, wie es ist, wenn man sich auf
diese Gottesliebe ganz und gar einlässt.
Über alles hat sie geschrieben: Sein Zeichen über mir ist Liebe (Hld 2,4) und den Regenbogen gesetzt,
der im Buch Genesis als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen
gilt: ( )
Dieser Regenbogen hat - wenigstens in der Version auf unseren Liedblättern 5 Farben:
Orange/Rot, Gelb, Grün, Blau und Violett. Und er ist eingebettet in einen blauen Himmel.
»Lesen« wir doch einmal diesen Regenbogen:
Rot: die werbende Liebe Gottes
Vor den 25 Jahren liegt vielleicht das, was die Lesung aus dem Hohenlied so schön beschrieben hat:
Gott wirbt um seine Liebe. Er lässt sich immer wieder neues und überraschendes einfallen um uns
Menschen und natürlich seiner Braut zu zeigen, dass er uns seine Liebe schenkt.
Orange: das Kennenlernen
Und diese gilt es auch zu sehen, wahrzunehmen und als Gottes Liebe zu deuten, zu erkennen. Kriegt
Gott seine Braut herum?
Die Liebe Gottes erkennen, heißt auch, sehen lernen, hören lernen, eben wahrnehmen lernen.
Das hört nie auf und ist immer wieder eine Herausforderung.
Gelb: die Entscheidung
Die große Entscheidung ist gefallen, deshalb stimmt auch die große Richtung. Die Weichen sind
gestellt. Mit aller Unsicherheit, die zum menschlichen Tun gehört, und zu aller Schwachheit des
menschlichen Tuns: Ich wage es, lasse mich darauf ein, spreche das Ja: Wie Sr. Gratia es nachher
wiederholen wird: »Nimm mich auf, o Herr.« (2. Lesung)
In dieses große Ja gilt es, das kleine Ja jeden Tages und jeden Augenblicks zu legen.
Grün: die lebendige Beziehung und das Leben in Fülle
Grün gilt als Leben in Fülle und Grün ist liturgisch die Farbe des Alltages. Da zählt die Treue und das
Bleiben. An verschiedenen Stellen der Schriftlesungen haben wir die Aufforderung gehört, in der
Liebe zu bleiben. Wie geht das?
Aus der Beziehung mit Gott heraus leben. Jesus selbst gibt dazu im Ev Hinweise:
- Gebote halten. Aber nicht als Ausschlusskriterium also wenn nicht, dann nicht, sondern werbend,
wenn ihr wollt, liebend, werbend, um uns zur Fülle zu führen.
- Liebe leben, als Leben hingeben: Herschenken, nicht auf sich schauen: Freiheit von sich selber, für
andere dazu sein.
- Nachhaltig Frucht bringen, Geschenkt
- Gebet
- In Gemeinschaft leben. Das dreifaltige Leben spielt sich in Gemeinschaft ab.
Beziehung Leben, Beziehung zu Gott, Beziehung zu den Mitmenschen. Schönheit
- Schwierigkeit: Auch Jesus fühlte sich von seinem Vater verlassen: Liebe überwindet dies, führt ihn
durch die Todesnacht hindurch zum neuen Leben.
»Auch mächtige Wasser können die Liebe nicht löschen«
Blau: der gelebte Himmel
Der Alltag läutert und führt weiter, fordert immer wieder die Erneuerung der Entscheidung, die
Rückkehr zur ersten Liebe, die Treue zum gegebenen Wort. Dieser Weg führt zu einer weiteren
Sensibilisierung für die Liebe Gottes, die Kleinigkeiten des Leben durchsichtig werden für seine Liebe.
Das Kleine und Unscheinbare, das Nebensächliche und Übersehene wird zum Boten der Liebe.
Violett: die Aussicht auf das Mehr
Violett ist die Farbe des Adventes und der österlichen Bußzeit. In beiden Zeiten warten wir, das eine
Mal auf die Ankunft Christi, das andere Mal auf seine Auferstehung. Violett ist also die Aussicht auf
Mehr: auf Mehr in Christus, der Wiederkommen wird, der uns in der Taufe schon das ewige Leben
geschenkt hat.
Der Regenbogen am Himmel
Der Regenbogen ist nicht irgendwo. Er ist am Himmel, und an einem blauen Himmel, der zugleich
Sonne und ein paar Regentropfen haben muss. Fürs ganze Leben hat der Himmel Platz.
Der Himmel ist blau und unendlich weit. Und im Blau des Himmels wird Braut und Bräutigam immer
mehr eins, die Braut vergisst sich und das Ihre und wird sich selber immer unwichtiger, weil Gott mit
seiner Liebe immer mehr ausgreift, von den vielen Dingen unseres Lebens immer mehr Besitz ergreift
und sie zu sich selbst hinführt.
Ich habe versucht, den Regenbogen zu »lesen«, heute bei der Silberprofess von Sr. Gratia.
Eine Liebesgeschichte in Farben, in vielen Farben.
Und ich hoffe, dass jede und jeder seine eigene Liebesgeschichte in diesen Farben erkennen konnte,
vielleicht auch die Ehepaar ihre gemeinsame Liebesgeschichte.
Grund dazu ist der Himmel, das Zeichen des Bundes über uns:
in der Taufe begonnen, je neu und ganz individuell ausgestaltet und gelebt.
Dankbarkeit füreinander.
Einander die Farben seiner Liebe zeigen und erkennen lassen, einander behilflich sein beim Sehen.
Und miteinander Gott dafür danken.
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