Labor Makromolekulare Chemie Name: Jörg Kowski, Ruben Wahl, Marco Baisch Datum: 07.04.05 Versuch Nr. LF 4: Thermische Polymerisation von Styrol in Substanz ( Einfluss der Temperatur) Inhaltsangabe 1. Theoretischer Teil .............................................................................................1 2. Praktischer Teil .................................................................................................3 3. Versuchsauswertung .........................................................................................3 4. Besondere Beobachtungen ...............................................................................5 5. Diskussion ........................................................................................................6 6. Literaturstellen ..................................................................................................6 1. Theoretischer Teil Radikalische Homopolymerisation Die Radikalische Polymerisation wird durch einen Primärakt eingeleitet, in dem Radikale gebildet werden. Diese Radikalbildung kann thermisch aus den Monomeren erfolgen, was allerdings bisher nur im Falle des Styrols vollständig gesichert ist. Meist werden Radikale durch den Zerfall von Initiatoren erzeugt. So gebildete Radikale reagieren dann mit dem Monomeren. Aus diesen Sartradikalen entstehen durch fortlaufende Addition von weiteren Monomermolekülen wachsende Radikale, an die sich weitere Monomermoleküle anlagern. Der Kettenwachstum wird durch eine Abbruchreaktion beendet. Die Abbruchreaktion erfolgt in der Regel durch Kombination oder Diproportionierung zweier Makroradikale. Die durch Zerfall des Initiators entstandenen Radikale werden also in die Makromoleküle als Endgruppen chemisch eingebaut. Sieht man zunächst von Übertragungsreaktionen ab, so besteht also eine radikalische Polymerisation aus drei Teilreaktionen: Start, Wachstum der Polymerkette und Abbruch des Kettenwachstum. Bei Übertragungsreaktionen wird das Wachstum einer Kette durch Reaktionen mit einem Molekül ZH beendet, wobei jedoch gleichzeitig ein Radikal Z∙ gebildet wird, das eine neue Kette startet. Es entstehen also aus einem Startradikal in einer Reaktionkette mehrere Makromolekülketten. Daher ist die kinetische Kettenlänge, nämlich die Zahl aller von einem Startradikal zur Polymerisation angeregten Monomermoleküle, weitaus größer als der Polymerisationsgrad eines gebildeten Makromoleküls. 1 Als Wirksamkeit eines Initiators unter den gegebenen Versuchsbedinungen bezeichnet man das Verhältnis der Anzahl der Initiatormoleküle, die in der vorgesehenen Weise Polymerketten starten, zur Gesamtzahl an zerfallenen Initiatormolekülen. Dieses Verhältnis liegt bei vielen radikalischen Initiatoren zwischen 0,6 und 0,9. Eine Temperaturerhöhung bewirkt bei Radikalkettenpolymerisationen einen Anstieg der Bruttoreaktionsgeschwindigkeit, da insbesondere die Zerfallsgeschwindigkeit des Initiators und damit die Zahl der je Zeiteinheit gebildeten Startradikale zunimmt. Gleichzeitig sinkt der mittlere Polymerisationsgrad. Höhere Temperaturen begünstigen ausserdem Nebenreaktionen, wie Übertragungen und Verzweigungen. Polystyrol PS gehört zu den Thermoplasten. Aufgrund seiner amorphen Struktur ist Polystyrol transparent, hart, spröde und bei Schlagbeanspruchung bruchempfindlich. Im Gegensatz dazu ist es unempfindlich gegen Feuchtigkeit, weitgehend chemikalienbeständig, aber löslich in polaren und aromatischen Lösemitteln, z.B. Toluol. Styrol ist sehr reaktionsfreudig, es reagiert schon bei Raumtemperatur unter Lichteinwirkung. Technisch wird es überwiegend radikalisch, in Substanz, in Suspension oder in Lösung polymerisiert. Der Fließbereich liegt bei 140 bis 160°C. Die Schmelze besitzt sehr gute Fließeigenschaften, daher ist Polystyrol hervorragend zur Spritzgussverarbeitung geeignet. Durch seine thermoplatischen Eigenschaften ist PS unter Zuführung von Wärme plastisch und reversibel verformbar. Diese Eigenschaft der geringen Wärmefestigkeit hat zur Folge, dass die Dauergebrauchstemperatur bei maximal 60 bis 90°C liegt. Spritzgussteile schwinden kaum, weil PS nicht kristallisiert. Beim Spritzvorgang jedoch können sich die PS-Moleküle an der Fließrichtung orientieren und so einen Abfall der mechanischen Festigkeit der Teile quer zur Fließrichtung bewirken (=Angusssprödigkeit). Polystyrol besitzt eine geringe Licht- und Wetterbeständigkeit. Desweiteren ist es brennbar und neigt zur Spannungsrissbildung. Polystyrol findet Anwendung in Sichtscheiben für Anzeigen und Instrumente oder in Verpackungshüllen. Polystyrol (Grundbaustein) 2 2. Praktischer Teil Ansatz: 10 g (0,096 mol) Styrol pro Versuch Toluol 20 – 30 mL Methanol 200 – 300 mL Geräte: Bombenrohre Glycerinheizbäder Tropftrichter Ablauf: Es werden 10 g Styrol in ein Bombenrohr abgewogen und das Rohr mit Stickstoff geflutet. Dabei sollten sie gekühlt werden. Die Bomberrohre werden nun zugeschmelzt. Es werden 3 Bomberrohre gefüllt. Jeweils bei 80C , 120C und 180C wird 4 Stunden lang das Bombenrohr in ein Heizbad eingebracht. Der Inhalt der Rohre wird in 20 bis 30 mL Toluol (10 bis 15 mL Portionen) auf der Schüttelmaschine gelöst. Zum schnelleren Lösen werden die Bombenrohre zunächst auf dem Wasserbad erhitzt. Das gelöste Polymer wird aus einem Tropftrichter in 200 bis 300 mL Methanol unter starkem Rühren seitlich eingetropft. Das Polystyrol fällt faserig aus, wird mit einer Pinzette sofort aus dem Becherglas gefischt und in ein weiteres mit Methanol gefülltes Becherglas gebracht. Größere Klumpen zunächst zerfasern. Man saugt dann auf einem Glasfiltertiegel ab und spült mit Methanol nach und trocknet das Polymere im Vakuumtrockenschrank bei 50°C bis zur Gewichtskonstanz. 3. Versuchsauswertung Ausbeute: 1 Gruppe: Es wurden 10 g Styrol eingewogen 10 g Polystyrol = 100 % (theoretische Ausbeute) 0,36 g Polystyrol = 3,6 % 2 Gruppe: Es wurden 10 g Styrol eingewogen 10 g Polystyrol = 100 % (theoretische Ausbeute) 5,23 g Polystyrol = 52,3 % 3 Gruppe: Es wurden 10 g Styrol eingewogen 10 g Polystyrol = 100 % (theoretische Ausbeute) 8,9 g Polystyrol = 89 % 3 Bestimmung des Molekulargewichtes: Ausgangsdaten: t Null (sec) t Mittelwert (sec) 80 Grad 68 174,4 120 Grad 68 111,64 180 Grad 68 88,65 Formeln: Berechnung der spezifischen Viskosität: sp t t0 t0 Die Grenzviskosität [] berechnet sich folgendermaßen: sp / c 1 K sp K = 0,28 , bei niedrigen Polymerkonzentrationen. c = 0,5 g/100 mL = 0,005 g/cm3 Über die Grenzviskosität [] kann nun das Molekulargewicht bestimmt werden: M mit: Km = 0,01 = 0.73 Ergebnisse: t Null (sec) t Mittelwert (sec) spezifischen Viskosität Grenzviskosität (cm3∙g-1) Molekulargewicht (g∙mol-1) 80 Grad 120 Grad 180 Grad 68 68 68 174,4 111,64 88,65 1,5647059 0,6417647 0,3036765 217,60471 108,80188 55,975712 875006,66 338562,54 136221,63 4 Km IR-Spektrum von Polystyrol: Wellenzahl cm-1 Zuordnung 3100 - 3000 C-H-Streckschwingung des aromatischen Rests 2850 - 2950 υ (CH) C-H-Streckschwingung des aliphatischen Rests 1950 - 1720 Kombinationsschwingungen (Aromatenfinger) 1600 & 1580 C-C-Streckschwingung 1490 & 1450 Streckschwingung des monosubstituierten Rings 1380 - 1180 „wagging und twisting“ der CH2- und CH-Gruppen der Vinylkette 1060 - 840 Grundschwingung 760 & 695 Deformationsschwingung der H-Atome am arom. Rest 4. Besondere Beobachtungen Das Produkt bei 80C war komplett flüssig und konnte sofort in Toluol aufgenommen werden. Die beiden anderen ( 120C und 160C ) waren fest und mussten mehrere Stunden geschüttelt werden. Es wurde auch eine größere Menge an Toluol gebraucht 5 5. Diskussion Es zeigt sich das mit steigender Temperatur sich die Ausbeute deutlich verbessert, jedoch dadurch die Molekulargewichte nach unten gehen. Durch die höhere Temperatur gibt es mehr Startreaktionen, dies ist wichtig da ja keine Initiatoren verwendet wurden Auch zeigte sich bei der Variation von BPO, dass bei 80C und ohne Initiator das beste Molekulargewicht erreichen lässt, aber die Ausbeute sehr schlecht ist. Ungefähr gleiches Ergebnis wie bei uns bei 80C. Mit der Zunahme an BPO steigt die Ausbeute rapide an und das Molekulargewicht fällt rapide. Die Zeit zeigt kein grossen Unterschiede. Die Ausbeute und Molekulargewicht bleiben bei gleichen Bedingungen in etwa konstant 6. Literaturstellen Praktikum der makromolekularen organischen Chemie, Braun/Cherdron/Kern 1979, Seite 148 – 158 Anhang: -IR – Spektrum -Sicherheitsdatenblatt -Versuchsablaufplan 6