Patientenbezogene Barrieren in der Schmerztherapie Jörg Eckardt1; Hansruedi Stoll, RN, MSc2 1Universitätsspital Basel, Notfallstation; 2Universitätsspital Basel, Klinik für Onkologie „Identifying existing barriers to pain management is a logical and crucial first step in achieving optimal pain management“ (Duignan & Dunn, 2009) Hintergrund Schmerz ist einer der häufigsten Gründe, warum Patienten eine Notfallstation aufsuchen (Tanabe & Buschmann, 1999; TchernyLessenot et al., 2003; beide zitiert in Duignan & Dunn, 2008). Trotz vermehrt eingeführter Schmerzkonzepte verlassen einige Patienten die Notfallstation jedoch mit Schmerzen. Als Gründe hierfür werden in der Literatur sowohl personelle, organisatorische als auch patientenbezogene Barrieren genannt. In Schmerzkonzepten und Weiterbildungen werden jedoch Barrieren seitens der Patienten selten erwähnt. Fragestellung Welche patientenbezogenen Barrieren beziehungsweise Hindernisse in der Schmerztherapie gibt es? Material / Methode Zur Bearbeitung dieses Themas wurden Studien in englischer und deutscher Sprache sowie deutschsprachige Fachbücher verwendet. Die Literatur wurde im PubMed unter einschlägigen Suchbegriffen gesucht beziehungsweise auf Hinweise von Fachexperten recherchiert. Kinder, Jugendliche sowie Patienten mit veränderter Bewusstseinslage wurden ausgeschlossen. Ergebnisse In der Literatur konnten diverse patientenbezogene Barrieren identifiziert und in drei Gruppen eingeordnet werden: • Ängste und Mythen • Angst vor Nebenwirkungen • Angst vor Sucht und Toleranz Patienten befürchteten, immer höhere Dosierungen eines Schmerzmittels zu benötigen. Auch haben sie Angst, dass Schmerzmittel ihre Wirkung nach mehrfacher Einnahme verlieren. • Angst vor Injektionen • Angst, Veränderungen nicht mehr wahrnehmen zu können • Wissendefizite • Bedeutung und Wichtigkeit der Schmerztherapie Manche Patienten wollen keine Schmerzmittel, da sie Schmerzen als harmlos und nicht als notwendiges Signal des Körpers erachten. • Patient als Autorität hinsichtlich seiner Schmerzen Nicht wenige Patienten sind der Meinung, das Ärzte- und Pflegepersonal würde schon wissen, wann sie Schmerzen haben und wie dann vorgegangen werden muss (Carr & Mann, 2010). • persönliche Barrieren • Sprache • Kultur und Religion Schmerzen und Krankheit wurden im Christentum schon im Mittelalter als Strafe und Prüfung Gottes angesehen und mussten erduldet werden. • Geschlecht Schlussfolgerung Es ist unerlässlich, patientenbezogene Barrieren zu erfassen, da sie ein adäquates Schmerzmanagement verhindern können. • Das heisst Patienten, welche Schmerzmittel ablehnen, müssen gezielt zu den Barrieren befragt werden. • Es benötigt einen informierten Entscheid des Patienten zur Ablehnung einer Schmerztherapie. Eine Ablehnung darf durch das Behandlungsteam nicht stillschweigend akzeptiert werden. Literatur Carr, E. & Mann, E. (2010) Schmerz und Schmerzmanagement – Praxishandbuch für Pflegeberufe. Bern: Huber. 2 Aufl. Duignan, M. & Dunn, V. (2008) Barriers to pain management in emergency departements. Emerg nurse, 15 (9), 30-34 Duignan, M. & Dunn, V. (2009) Perceived barriers to pain management. Emerg nurse, 16 (9), 31-35