ANLEITUNGS- UND NACHWEISHEFT Berufsfachschule für Rettungsassistenten Rettungsassistentenausbildung – Praktika im 1. Ausbildungsjahr Praktika (RW / KH) Fallbericht Rettungswache: ASB Nürnberg Anleiter/in: Christian Rem Schleudertrauma nach VU Notfallmeldung Der Unfallverursacher meldet am 11.12.2003 um 08:55 Uhr in der Rettungsleitstelle einen Verkehrsunfall mit zwei Autos und insgesamt zwei beteiligten Personen, jedoch ist nur sein Verkehrsgegner verletzt. Ein Arzt ist zufällig schon vor Ort, der auch Zeuge des Unfalls ist, berichtet der Anrufer und ebenfalls, dass die verletzte Person auf Ansprache gut reagiert und wahrscheinlich nur leicht verletzt ist. Alarmierung Die entsprechende Rettungsleitstelle alarmiert den naheliegenden Rettungswagen um 09:02 Uhr und die Polizei, zu einem VU. Ein Notarzt wird nicht benachrichtigt, da schon ein Arzt dort ist. Der RTW rückt mit Sonderrechten aus und trifft um 09:16 Uhr am Unfallort ein. Die Polizei kann den Unfallort absichern bevor der Rettungsdienst eintrifft, da diese kurz davor eintreffen. Der Gegenwärtige Arzt macht der Rettungsdienstmannschaft eine kurze Übergabe was geschehen ist und in welchem Zustand sich der Patient befindet. Erstbefund Der Arzt übernimmt die psychische Betreuung und beruhigt das Unfallopfer, das nach wie vor noch im Auto sitzt bis der Rettungsdienst ankommt. Der Patient ist spontan ansprechbar nach Zeit, Ort und Person orientiert, ebenso kann er den Unfallhergang schildern. Durch den Unfall war er kurzzeitig bewußtlos erwähnt das Unfallopfer. Beschwerden und Schmerzen verspürt er nur im Bereich HWS (Halswirbelsäule), BWS (Brustwirbelsäule), wie auch mittelstarke Kopfschmerzen. Unter Übelkeit oder Schwindel leidet der Patient nicht, ebensowenig unter Amnesie (= eine Erinnerungsbeeinträchtigung zeitlich oder inhaltlich. Dies kann bei Bewußtseinsstörungen eintreten, wie z.B. bei einer kurzen Bewußtlosigkeit). Der Kreislauf des Patienten ist soweit stabil, die Pulsfrequenz ist etwas erhöht und liegt bei 104/min., er atmet regelmäßig in einer Frequenz von 15 AZ/min. Leitsymptome Mittelstarke Schmerzen im Bereich BWS und LWS, leichte Tachykardie (= Anstieg der Herzfreqenz auf über 100/min), mittelstarke Kopfschmerzen. Erstmaßnahmen Der Patient sitzt beim Eintreffen des RTW noch im Auto ohne seine Haltung verändert zu haben. Zunächst erklären ihm die Rettungskräfte wie sie vorgehen und warum bestimmte Maßnahmen notwendig sind. Dann folgt ein kurzer Bodycheck um sicher zu gehen, dass der Mann keine weiteren offensichtlichen Verletzungen hat. Dabei tastet man zuerst den Kopf ab, dann folgt der Rest des Körpers bis zu den Füßen. Der Patient sollte beim Abtasten vorhandene Schmerzen angeben, um heraus finden zu können, wo eventuelle Verletzungen vorhanden sind. Die Pupillendifferenz wird kontrolliert, da der Patient mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe seines Autos aufprallte. Diese Überprüfung der Pupillen ist wichtig, da eine Ungleichheit auf intrakranielle Blutungen hinweisen kann und dies bei einer auf den Kopf äußerlich stark ausgewirkte Gewalt, möglicherweise entsteht. Es sind jedoch keine Auffälligkeiten bei dem Patienten zu erkennen. Erweiterte Diagnostik Ein RS und ein SDH kümmern sich um das Anlegen des Stifnecks® und das Aufklären der erforderlichen Maßnahmen. Ein Stifneck®-Immobilisationskragen wird bei diesem Patient wegen eines Verdachts einer HWS- Verletzung angelegt. Zuerst muss der Kopf stabilisiert werden und erst nach Schmuck, Haar und Kleiderentfernung um den Hals, Ohren und Klavikulabereich, kann das Anlegen des Stifnecks® erfolgen. Wichtig ist es, die richtige Stifneck® Größe zu wählen, denn ein zu großes Stifneck® liefert keine ausreichende Stabilisierung, ein zu 68615373 © 2000/09 Berufsfachschule für Rettungsassistenten ASB LV Bayern ANLEITUNGS- UND NACHWEISHEFT Rettungsassistentenausbildung – Praktika im 1. Ausbildungsjahr Praktika (RW / KH) Berufsfachschule für Rettungsassistenten © 2000/09 Berufsfachschule für Rettungsassistenten ASB LV Bayern ANLEITUNGS- UND NACHWEISHEFT Berufsfachschule für Rettungsassistenten Rettungsassistentenausbildung – Praktika im 1. Ausbildungsjahr Praktika (RW / KH) kleines könnte einen erhöhten Druck an die obere Thoraxapertur ermöglichen, wie auch weitere Läsionen (Verletzung), oder eine Atembehinderung. Arbeitsdiagnose HWS und LWS Distorsion (Verstauchung, Zerrung) nach Schleudertrauma (HWS- Distorsion), leichte Commotio cerebri (Gehirnerschütterung) Weiterer Verlauf Währenddessen das Stifneck® angelegt wird, bereitet der RA die Trage, die Vakuummatratze und das KED®- System vor. Der RA klärt den Mann über das KED®- System auf, das er mit seinem Kollegen als nächstes anwendet. Dieses System dient der Rettung, Ruhigstellung und Transport von Wirbelsäulenverletzungen oder Beckenfrakturen unter erschwerten Bedingungen, nicht angewendet werden darf es bei vitaler Gefährdung des Patienten. Nach dem Anlegen des KED®- Systems legen ihn die Rettungskräfte auf die vorbereitete Vakuummatratze, die schon auf der Trage liegt. Mit zwei Gurten fixiert kommt er in den RTW wo der Arzt und die Rettungsdienstmannschaft ihn weiter versorgen. Zuerst lagert der Arzt und die Rettungsdienstbesatzung ihn zusammen mit dem KED®- System, auf die Vakuummatratze. diese ist ebenfalls zur Stabilisierung der Wirbelsäule notwendig. Die Vitalwerte werden gemessen: RR 120/80 mm/Hg., Puls 88/min. und regelmäßig, BZ 109, SpO2 98 % . Anschließend legt der Arzt am Handrücken des Patienten eine grüne Braunüle (größe=18 G) und nimmt Blut ab, bevor er eine 500ml NaCl (=isotonische Kochsalzlösung) Infusion anschließt. Weitere Maßnamen erfolgen nicht. Zum Schluß schreibt der Arzt ein Notarzteinsatzprotokoll. Transport Der Kreislauf des Patienten ist stabil deshalb folgt ein Transport ins Krankenhaus ohne Sonderrechte und ohne Begleitung des Arztes. Der Patient klagt während der Fahrt ins Krankenhaus über zunehmende Kopfschmerzen und plötzliche Übelkeit. Diese Symptome weisen auf eine Commotio cerebri (Gehirnerschütterung) hin. Weitere Komplikationen treten nicht auf. Die Vitalwerte werden nochmals kontrolliert, diese sind jedoch gleichbleibend. Die Sanitäterin übernimmt die psychische Betreuung des Patienten während der Anfahrt ins Krankenhaus. Die psychische Betreuung des Patienten ist sehr wichtig, da dieser sehr aufgeregt und besorgt um sein Auto und dessen Schaden ist, wie auch über seine Schmerzen in der Wirbelsäule. Am Ende des Transports beruhigt er sich langsam. In der Klinik findet eine kurze Übergabe zwischen Arzt und RA. statt. Die Krankenschwestern lagern den Mann auf eine Liege, damit er sofort zum Röntgen und anschließend zum CCT (CranielleComputer- Tomographie) gebracht werden kann. Epikrise Ein 38jähriger Mann ist Opfer eines Verkehrsunfalls. Beim abbiegen in einer Kreuzung fährt im ein Autofahrer in die linke Vorderseite seines Autos. Ein Zeuge des Unfalls ist Arzt, dieser alarmiert die Rettungsleitstelle und kümmert sich bis zum eintreffen zunächst um den Patienten. Die Polizei ist vor dem alarmierten RTW vor Ort und sichert zuerst den Unfallort ab. Kurze Zeit später trifft der Rettungsdienst ein. Dieser erkundigt sich als erstes um die Anzahl der Verletzten Personen und anschließend um das Befinden des einzelnen Patienten. Nach Aufklären des Patienten über das notwendige Vorgehen, folgt ein Bodycheck, eine Pupillenkontrolle und weitere Maßnahmen wie das Anlegen eines Stifnecks®, das KED®- Systems und die Vakuummatratze. Im RTW legt der Arzt eine Braunüle zur Blutentnahme und zum Anschließen der NaCl Lösung. Ohne Sonderrechte und ohne ärztliche Begleitung transportiert der Rettungsdienst, den verunglückten Mann auf Verdacht einer HWS und LWS Distorsion und einer leichten Commotio cerebri in das naheliegende Krankenhaus. Während des Transports klagt der Patient über zunehmende Beschwerden, sein Kreislauf bleibt jedoch stabil. Im Krankenhaus findet eine Übergabe statt, eine weitere Versorgung folgt. Roßtal, den 29.12.2003 68615373 © 2000/09 Berufsfachschule für Rettungsassistenten ASB LV Bayern ANLEITUNGS- UND NACHWEISHEFT Rettungsassistentenausbildung – Praktika im 1. Ausbildungsjahr Praktika (RW / KH) Berufsfachschule für Rettungsassistenten Fallbericht Station/Rettungswache: Anleiter/in: © 2000/09 Berufsfachschule für Rettungsassistenten ASB LV Bayern