Schmerztherapien Hintergrundinformationen

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Operation und Schmerzen bei Hund und Katze
"Ein mit Schmerzen verbundener Eingriff darf an Wirbeltieren nicht ohne Betäubung
vorgenommen werden." So schreibt es heute das Tierschutzgesetz im § 5 vor. Modernes
Schmerzmanagement bei Hund und Katze geht aber noch weit darüber hinaus, denn in den
letzten Jahren hat es bezüglich der Behandlung oder Vermeidung von Schmerzen große
Fortschritte gegeben. Es ist möglich, eine geeignete Schmerzbehandlung und
Schmerzausschaltung vor, während und nach der Operation zu gewährleisten. Man
unterscheidet drei Phasen:.
●
Prä-operative Schmerztherapie
●
Narkose mit Schmerzabdeckung
●
Post-operative Schmerztherapie
Ziel der modernen Schmerzbehandlung ist die Schmerzvorbeugung. Der Schmerz soll also
erst gar nicht in seinem vollen Ausmaß entstehen. Daher sollte die Schmerztherapie
möglichst vor Auftreten der zu erwartenden Schmerzen, also bereits vor jedem chirurgischen
Eingriff, beginnen. Dadurch ist mit einer verminderten Schmerzreaktion zu rechnen, man
benötigt weniger Schmerzmittel, belastet den Organismus weniger und der Patient erholt
sich nach der Operation bedeutend schneller. Für eine Schmerztherapie vor, während und
nach Operationen stehen heutzutage moderne, gut verträgliche und sehr wirksame
Medikamente zur Verfügung, die eine optimale Erholung des Patienten nach einer Operation
gewährleisten.
Während der Narkose verspüren die Patienten aufgrund ihrer Bewusstlosigkeit keinen
Schmerz. Gleichwohl ist dieser vorhanden und hat weitreichende Folgen für den
Organismus. Der Schmerz ruft eine Stressreaktion hervor, der Körper reagiert beispielsweise
mit Atem- und Kreislaufbeschwerden, verändertem Blutdruck und Ausschüttung von
Stresshormonen. Durch das prä-operative Verabreichen von Schmerzmitteln lassen sich die
negativen Begleiterscheinungen vermindern.
Beim Erwachen nach einer Operation empfindet der Patient einen Wundschmerz, dem
ebenfalls mit einem Schmerzmittel begegnet werden sollte. Die Stärke der Schmerzen nach
einer Operation ist besonders vom Ausmaß der Gewebsschädigung abhängig. Darüber
hinaus ist der Ort des operativen Eingriffs und der dadurch bedingten Verletzung von großer
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Bedeutung. So werden im allgemeinen Operationen an Auge, Ohr, Gelenken,
Röhrenknochen und der Wirbelsäule als sehr schmerzhaft empfunden. Auch
Gliedmaßenamputationen, Eingriffe im Analbereich sowie die Kastration zählen zu den sehr
schmerzhaften Eingriffen. Dagegen sind Operationen innerhalb der Bauchhöhle beim
Kleintier als mittelgradig schmerzhaft einzustufen. Ausnahmen stellen Eingriffe im
Oberbauchbereich dar.
Um eine wirksame Schmerztherapie durchführen zu können, müssen bereits vor der OP
folgende Fragen beantwortet werden:
• Wann setzt der Schmerz und damit Stress für das Tier ein?
• Wann fängt das Schmerzmittel an zu wirken?
• Welches Operationsgebiet?
• Welche Schmerzstärke wird erwartet?
• Wie lange hält der Schmerz an?
• Welche Schmerzmittel passen?
• Was bekommt der Patient mit nach Hause?
Weniger Schmerzen - schnellere Genesung
Schmerzen haben nachteilige Wirkungen auf den Heilungsverlauf. Durch eine spezifische
Schmerzbehandlung mit dem richtigen Medikament erholen sich Hund und Katze dagegen
nach einer Operation viel schneller und der Heilungsverlauf wird positiv beeinflusst.
Leider herrscht heute aber noch häufig die Ansicht, dass Hund und Katze nach der
Operation Schmerzen empfinden sollten, damit sie sich weniger bewegen. Damit werden
unnötige Schmerzen billigend in Kauf genommen. Mit Hilfe von Schmerzmitteln können
besonders dumpfe, quälende Schmerzen gelindert werden. Der akute, scharfe
Wundschmerz dagegen ist trotz Gabe eines Schmerzmittels nicht ganz auszuschalten.
Daher wird sich das Tier auch nach Gabe von Schmerzmitteln nach einer Operation
automatisch noch ausreichend schonen und keinen übermäßigen Bewegungsdrang
entwickeln.
Woran erkennt man, ob Hund und Katze Schmerzen haben?
Es ist nicht einfach zu erkennen, ob Hund oder Katze an Schmerzen leiden. Die Unfähigkeit
des Tieres, Schmerzen eindeutig zu kommunizieren, bedeutet aber nicht, dass es keinen
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Schmerz empfindet. Die genaue Beobachtung des Tieres vor und nach dem Eingriff kann
erste Hinweise liefern. Durch Schmerz verursachte Verhaltensänderungen sind bei Tieren
sehr wichtige Anzeichen zur Beurteilung des Schweregrades der Schmerzen.
Hat sich das Verhalten des Tieres auffällig verändert? Zieht es sich zurück oder reagiert es
aggressiv beispielsweise auf Berührungen? Hunde sind besser in der Lage, mit
Lautäußerungen, wie beispielsweise Winseln oder Bellen, auf ihre Schmerzen aufmerksam
zu machen. Sehr schwierig ist dagegen die Schmerzerkennung bei Katzen. Sheilah A.
Robertson beschreibt in einem Beitrag drei wichtige Erkennungszeichen:
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Rückenlinie: Eine Katze, die eine geduckte Haltung einnimmt, den Rücken aufkrümmt
und den Kopf unten hält, hat wahrscheinlich Schmerzen.
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Mimik: Ein nach unten geduckter Kopf mit halb geschlossenen,
zusammengekniffenen Augen und hängenden Ohren ist ein Hinweis auf Schmerz.
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Körperlage: Eine Katze, die ausgestreckt liegt und auf ihre Umgebung nicht reagiert
oder kein Interesse an ihrem Umfeld zeigt, kann starke Schmerzen haben.
Reflexe auf Schmerzen können darüber hinaus Fauchen, Kratzen oder Beißen sein.
Was kann der Tierhalter tun?
In den ersten 12 - 24 Stunden nach einer OP sollte das Tier von anderen Artgenossen
ferngehalten werden. Auf einem ruhigen, warmen Plätzchen kann es sich von der Operation
am besten erholen. Normale Bewegung tut in der Regel gut, ausgelassenes Laufen,
Springen und Spielen sollte jedoch vermieden werden. Verbände müssen hinsichtlich
Schwellungen oder Blutungen beobachtet werden. Hunde sollten in den ersten Tagen an der
Leine geführt werden. Selbstverständlich hat das Tier jetzt unbegrenzte Aufmerksamkeit
verdient.
Nach der Operation außer bei Magen-Darm-Operationen muss der Patient mit ausreichend
Wasser in kleinen Mengen (eventuell Zunge und Lefzen mit einem Schwamm anfeuchten)
versorgt werden. Es empfiehlt sich eine verhaltene Fütterung in nur kleinen Mengen. Dies
sollte mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Zur Schmerzbehandlung wird der Tierarzt ein
entsprechendes Medikament mit geben, das der Halter dem Patienten selbst verabreichen
kann. Auf keinen Fall sollte ein Tierhalter auf humanmedizinische Produkte zurückgreifen, da
diese schwere Nebenwirkungen beim Tier zur Folge haben können.
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www.bft-online.de/presse/kleintiergesundheit/schmerzmanagement-bei-hund-und-katze/
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