Fachhochschule Zürich Hochschule für Soziale Arbeit Theorie sozialer Probleme Charles Suter Arbeitspapier zu Kap ___________ SYMPTOMNEUROSEN PHOBIE (Phobische Störung) "Neurosen mit abnorm starker Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen, die normalerweise solche Gefühle nicht hervorrufen würden. Wenn die Angst vor einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt sich auf weitere Situationen ausbreitet, wird die Störung ähnlich oder identisch mit Angstneurose oder sollte dort eingeordnet werden" (Degkwitz R. u.a.; ICD-9, Kap. V, 300.2, 1980,51). "Eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschliesslich oder überwiegend durch eindeutig definierte, im allgemeinen ungefährliche Situationen oder Objekte - ausserhalb der betreffenden Person - hervorgerufen wird. Diese Situationen oder Objekte werden charakteristischerweise gemieden oder voller Angst ertragen. Phobische Angst ist subjektiv, physiologisch und im Verhalten von anderen Angstformen nicht zu unterscheiden und reicht von leichtem Unbehagen bis hin zu panischer Angst. Befürchtungen des Betreffenden können sich auf Einzelsymptome wie Herzklopfen oder Schwächegefühle beziehen und treten häufig zusammen auf mit sekundären Aengsten vor dem Sterben, Kontrollverlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden. Die Angst wird nicht durch die Erkenntnis gemildert, dass andere Menschen die fragliche Situation nicht als gefährlich oder bedrohlich betrachten. Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt gewöhnlich schon Erwartungsangst." (Dilling H. u.a.; ICD-10, Kap V (F), F 40, 1991,143). Es werden (je nach Ansatz unterschiedliche) Formen phobischer Störungen unterschieden: Agoraphobie, Tierphobien, Claustrophobie, soziale Phobien etc. ZWANGSNEUROSE (Zwangsstörung) "Neurosen, in denen das hervorstechende Symptom in einem Gefühl subjektiven Zwangs besteht - gegen den der Patient sich wehrt - bestimmte Handlungen auszuüben, über einen Gedanken nachzugrübeln, ein Erlebnis sich wieder vorzustellen oder über ein abstraktes Thema nachzusinnen. Die auftauchenden unerwünschten Gedanken, die Beharrlichkeit der Worte oder Ideen, die Grübeleien oder die Gedankenketten werden von dem Patienten als unangepasst oder unsinnig empfunden. Die Zwangsantriebe oder Zwangs-ideen werden von dem Patienten als persönlichkeitsfremd erkannt, er weiss aber, dass sie aus ihm selbst kommen. Die Zwänge können quasi Ritualhandlungen sein mit dem Zweck, die Angst zu erleichtern, z.B. Händewaschen, um Ansteckung zu vermeiden. Versuche, die unwillkommenen Gedanken oder Antriebe zu unterdrücken, können zu einem starken inneren Kampf mit intensiver Angst führen." (ICD-9, 300.3, 1980, 51f). "Wesentliches Kennzeichen sind wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Betroffenen immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, weil sie gewalttätigen Inhalts oder obszön sind, weil sie als sinnlos erlebt werden und die betroffene Person erfolglos versucht, Widerstand zu leisten. Sie werden als eigene Gedanken erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig als abstossend empfunden werden. Zwangshandlungen oder rituale sind ständig wiederholte Stereotypien. Sie werden weder als angenehm empfun- den, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Die betroffene Person erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihr Schaden bringen oder bei dem sie selbst Unheil anrichten könnte. Im allgemeinen, wenn auch nicht immer, wird dieses Verhalten von der betroffenen Person als sinnlos und ineffektiv erlebt. Sie versucht immer wieder, dagegen anzugehen, bei sehr lange andauernden Störungen kann der Widerstand schliesslich minimal sein." (ICD-10, F42, 1991, 152). HYSTERISCHE NEUROSE (Dissoziative Störung) "Bei diesen psychischen Störungen erzeugen Motive, deren sich der Patient nicht bewusst zu sein scheint, entweder eine Einengung des Bewusstseinsfeldes oder motorische bzw. sensorische Funktionsstörungen, die einen psychologischen Vorteil (Krankheitsgewinn) oder eine symbolische Bedeutung zu haben scheinen. Diese Neurose kann durch Konversionssymptome oder hysterische Dämmerzustände charakterisiert sein. In der konversionsneurotischen Form sind die Haupt- oder einzigen Symptome psychogene Körperfunktionsstörungen, z.B. Lähmung, Tremor, Blindheit, Taubheit, Anfälle. Bei den Dämmerzuständen ist der hervorstechendste Zug eine Einengung des Bewusstseinsfeldes, die einem unbewussten Zweck zu dienen scheint, und im allgemeinen begleitet sie oder folgt ihr eine selektive Amnesie. Dramatische, aber im wesentlichen oberflächliche Persönlichkeitsveränderungen können auftreten, manchmal in Form eines dranghaften Weglaufens (Fugue). Im Verhalten kann der Patient eine Psychose nachahmen oder, besser gesagt, seine Vorstellung von einer Psychose." (ICD-9, 300.1, 1980, 50). "Das allgemeine Kennzeichen der dissoziativen oder Konversionsstörungen ist der teilweise oder völlige Verlust der normalen Integration, die sich auf Erinnerungen an die Vergangenheit, Identitätsbewusstsein und unmittelbare Empfindungen sowie die Kontrolle von Körperbewegungen bezieht. Normalerweise besteht ein hoher Grad bewusster Kontrolle darüber, welche Erinnerungen und Empfindungen für die unmittelbare Aufmerksamkeit selektiert und welche Bewegungen ausgeführt werden. Von den dissoziativen Störungen wird angenommen, dass die Fähigkeit zu bewusster und selektiver Kontrolle in einem Ausmass gestört ist, das von Tag zu Tag oder sogar von Stunden zu Stunden wechselt. Es lässt sich nur schwer feststellen, wie weit und in welchem Umfang dieser Funktionsverlust willkürlich kontrolliert werden kann. (...) Die hier beschriebenen dissoziativen Störungen werden als psychogen angesehen. Das heisst, es besteht eine nahe zeitliche Verbindung zu traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen. (...) Der Begriff Konversion wird für einige dieser Störungen in einer weiter gefassten Bedeutung verwendet und bedeutet, dass sich der durch die unlösbaren Schwierigkeiten und Konflikte hervorgerufene unangenehme Affekt in irgendeiner Weise in Symptome umsetzt." (ICD-10, F44, 1991, 161). Im ICD-10 werden verschiedene Formen unterschieden: dissoziative Amnesie, dissoziative Fugue, dissoziativer Stupor, Trance- und Besessenheitszustände, dissoziative Störungen der Bewegung und der Sinnesempfindung etc. CS Neusymp.doc 2