Kyffhäuser Landkreis: Mansfeld-Südharz (MSH) Verordnung: VO

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Kyffhäuser
Landkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Mansfeld-Südharz (MSH)
VO Landkreis Sangerhausen v. 09.11.2000 (Amtsbl. f. d. Landkr.
Sangerhausen. - (2000)11 v. 22.12.2000, S. 24)
1 202 ha
LSG0039SGH
Gebietsbeschreibung
Das LSG „Kyffhäuser“ und die vorgelagerte Goldene Aue schließen sich unmittelbar nördlich an das
Kyffhäusergebirge an; dieses setzt sich im Land Thüringen bis Bad Frankenhausen nach Süden fort.
In Sachsen-Anhalt befindet sich nur ein geringer Flächenanteil dieser Landschaftseinheit. Der
überwiegende Teil des LSG gehört zur Landschaftseinheit Helme- und Unstrutniederung.
Die Landschaft des LSG ist sehr abwechslungsreich und weist aufgrund ihrer Strukturiertheit ein
ästhetisch hochwertiges Landschaftsbild auf. Obwohl der Kyffhäuser nicht die Höhen des Harzes
erreicht, sind die Felsen, Schluchten, Täler und Kuppen landschaftlich sehr wirksam. Der größte Teil
des Kyffhäusers ist bewaldet und nur kleinflächig existieren Wiesen- und Staudenflächen.
Im nördlichen Bereich meint man aufgrund der steil aufragenden Gesteine wirklich vor einem
Mittelgebirge zu stehen. Die vorherrschenden Waldflächen verstärken diesen Eindruck. Weithin
sichtbar sind das Kyffhäuserdenkmal mit der Oberburgruine, die Rothenburg und der Fernsehturm auf
dem Kulpenberg.
Vom Kyffhäuser aus hat man einen eindrucksvollen Blick in die Goldene Aue, deren Name auf die
Fruchtbarkeit der Böden zurückzuführen ist. Die Landschaftsname ist seit dem 11. Jahrhundert
bekannt. Die Aue ist eine stark ausgeräumte, ebene Ackerlandschaft. Strukturierende Gehölze, Alleen
oder Feldgehölze fehlen fast völlig. Die landwirtschaftliche Nutzung der Goldenen Aue wurde durch
ein weit verzweigtes Grabensystem möglich, mit dessen Hilfe Wasser eingestaut beziehungsweise
abgeführt werden kann. Die Gräben besitzen haute eine besondere Biotopfunktion, die einer Vielzahl
von Arten der Wasser- und Feuchtlebensräume das Siedeln in der Goldenen Aue gestattet. Die
Talsperre Kelbra ist vor knapp 30 Jahren gebaut worden, sie dient vorrangig dem Hochwasserschutz.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Mittelsteinzeitliche Menschen durchzogen als Jäger, Fischer und Sammler das Gebiet, davon wurden
bei Kelbra Spuren sichergestellt. Seit 5500 v.u.Z. nahmen jungsteinzeitliche Ackerbauern der
Linienband-Keramikkultur das Land am Fuße des Kyffhäusers in Besitz. Die Goldene Aue blieb
seitdem besiedelt. Im 5./6. Jahrhundert lag der Kyffhäuser im Siedlungsgebiet der Thüringer, das 531
dem Frankenreich eingegliedert wurde.
In den folgenden Jahrhunderten siedelten Elbgermanen, die Hermunduren, im Gebiet. Ihre Adligen
wohnten in Höfen, Burgen gab es nicht zu dieser Zeit. Im wesentlichen waren das Gebiet des
Kyffhäusers und seine nahe Umgebung von den Thüringern beherrscht, die lange Zeit dem
Frankenreich eingegliedert waren. Seit dem 7. Jahrhundert machte sich der Einfluß der Franken auch
auf die Siedlungstätigkeit bemerkbar. Im Gebiet entstanden Straßendörfer, wie das Kelbraer Altendorf.
Typisch fränkische Hofformen traten auf, wobei sich Haus, Stall und Scheune um einen meist
viereckigen Hof gruppierten. Über den Kamm des Kyffhäusergebirges verlief damals die Grenze
zwischen dem Helmegau und dem Nabelgau.
Unter den sächsischen Herrschern entstanden im 10. Jahrhundert Pfalzen in Tilleda, Wallhausen und
Allstedt sowie zahlreiche Burgen, die die Mittelpunkte der Burgbezirke bildeten.
Tilleda, Berga und Kelbra sind aufgrund ihrer Namensformen sehr alte Siedlungen. Kelbra wird zuerst
1093 urkundlich genannt, als bereits neben dem älteren Dorf Kelbra, dem sogenannten Altendorf, eine
zweite städtische Siedlung gleichen Namens entstanden war. Tilleda erschien zuerst in einem
Hersfelder Güterverzeichnis, das in der Zeit zwischen 802 und 815 aufgezeichnet wurde und die
Besitzungen des in Hessen gelegenen Klosters Hersfeld aufzählt. 972 wurde Tilleda als ”kaiserlicher
Hof” erwähnt. Die Urkunde wurde von Otto II., dem Enkel Heinrich I., am 14. April 972 zu Rom
unterzeichnet. Berga wird in einer Urkunde von Otto III. 985 erwähnt.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Die Goldene Aue bildet eine große Auslaugungssenke. Die ehemals in den Zechstein eingelagerten
Steinsalz- und Kalisalzschichten wurden ausgelaugt, so daß letztlich der Buntsandstein direkt über
den Auslaugungsrückständen und den Gipsen des Zechsteins lagert.
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Der Kyffhäuser kann als verkleinerte Abbildung des Harzes verstanden werden. Im Norden bricht das
Kyffhäusergebirge steil an einer Bruchstufe ab, der Nordrandverwerfung, wogegen sich der südliche
Abfall allmählich vollzieht, so daß sich eine flachere Schichtstufe im Zechsteingips ergibt. Am Fuße
zur Goldenen Aue bilden metamorphe und magmatische Gesteine eine pultschollenförmige Aufragung
der Mitteldeutschen Kristallinzone. Das sogenannte Kyffhäuser-Kristallin geriet bereits während der
variszischen Gebirgsbildung in die Nähe der Erdoberfläche und unterlag in der jüngeren
erdgeschichtlichen Entwicklung verstärkten Hebungsbewegungen. Kambrische Para- und
Orthogneise, Marmore, Kalksilikatfelse und Amphibolite stehen im Westteil des Kyffhäuser-Kristallins
an. Leukogranitgänge durchsetzen diese Metamorphite. Im Osten, im Bereich der Bären-Köpfe, treten
Granodiorite auf, die ein jüngeres, variszisches Alter besitzen. Diskordant überlagert werden diese von
Konglomeraten, Sand- und Tonsteinen des Oberkarbons. Der Zechsteingips bei Bad Frankenhausen
in Thüringen lagert - wie auch am Südrand des Harzes - auf dem Oberkarbon. Die Entstehung einer
Gipskarstlandschaft wie im Südharz wiederholt sich aufgrund der ähnlichen Lagerungsverhältnisse
auch am Südrand des Kyffhäusers. Das im Untergrund noch vorhandene Zechsteinsalz findet sich im
Quellwasser von Bad Frankenhausen, ist aber gleichzeitig die Ursache für zahlreiche
Senkungsprozesse, die durch Auslaugung entstehen.
Der Kyffhäuser ist mit 350 bis 450 m Höhe die höchste Erhebung der hermundurischen Scholle. Er
begrenzt das Thüringer Becken in herzynischer Streichrichtung bis zur Fortsetzung im Südwesten mit
der Finnestörung. Daß das Kyffhäusergebirge nicht als Mittelgebirge bezeichnet wird, liegt daran, daß
es nicht so hoch emporgehoben wurde.
Am nördlichen Hangfuß dominiert als Bodenform eine Braunerde aus Bergsandlöß über Berglehm mit
permokarbonen Sandsteinen. An den Berghängen finden sich podsolige Braunerden bis BraunerdePodsole aus Berglöß über skeletthaltigem lehmigen Sand beziehungsweise über Schutt aus
permokarbonen Sandsteinen.
Nach Westen anschließend folgt ein Teil der Goldenen Aue mit der Talsperre Kelbra. Hier dominieren
Vegas, untergeordnet Vegagleye aus Auenton und Auenschluff, braune, humose grundfrische bis
grundwasserbeeinflußte Auenböden, die außerordentlich ertragreich sind und für diese Gegend den
Namen „Goldene Aue“ begründeten. In der Umgebung des Rückhaltebeckens finden sich Gleye aus
Auenton und Humusgleye, dunkelbraune, teilweise stark humose, grundwasserbestimmte Auenböden.
In der Helmeniederung kommen Auenton-Gleye bis -Humusgleye vor, die nährstoffreich, jedoch
vernäßt sind. Westlich schließen sich Auenlehmtiefton- und Auenton-Vegas an, die ein
ausgeglicheneren Bodenwasserhaushalt besitzen.
Die Entwässerung des Kyffhäusers folgt nicht der Pultabdachung nach Süden, sondern die meisten
und größten Täler verlaufen in west-östliche Richtung. Durch die mächtigen aufliegenden
Schuttdecken und den Löß, die während der Eiszeit bzw. nacheiszeitlich entstanden sind, ist die
Oberflächenentwässerung im Kyffhäusergebiet sehr gering. Wasserdurchlässige Gipse und Kalke
führen zusätzlich das Wasser schnell in den Untergrund.
Als Oberflächengewässer treten im nördlichen Kyffhäuser nur der Wolwedabach und der im Borntal
südlich von Sittendorf an einer Schichtgrenze entspringende Heiligenborn auf. Als künstliches
stehendes Gewässer besitzt die Talsperre Kelbra Bedeutung. Sie wird von der Helme gespeist.
Klimatisch gesehen gehört die Umgebung des Kyffhäusers zum mitteldeutschen Trockengebiet.
Innerhalb dieser Klimalandschaft stellt der Kyffhäuser jedoch eine kühlere und feuchtere Insel dar. Es
werden mittlere jährliche Niederschläge von 550 mm erreicht, die ein deutliches Sommermaximum
aufweisen. Die Trockenheit wird durch die porösen Gesteine noch verstärkt, da auftreffendes
Niederschlagswasser sofort versickern kann und daher schwer pflanzenverfügbar ist. Die mittleren
Jahrestemperatur beträgt 7°C. In der Helme-Unstrut-Region herrschen vergleichsweise höhere
Temperaturen (8,8°C).
Im Vergleich zur südwestlichen Vorharzregion liegen die Niederschläge im Bereich der Talsperre
Kelbra deutlich niedriger und erreichen nur 470 bis 490 mm im Jahr. Nordhausen in Thüringen weist
beispielsweise jährliche Niederschlagsmengen von 621 mm auf, so daß die Lee-Wirkung des Harzes
für den Kyffhäuser genauso zutreffend erscheint.
Der Kyffhäuser kann geologisch als Miniatur des Harzes angesehen werden und bildet genau wie
dieser eine Pultscholle. Sein Nordrand - gebunden an eine steile tiefgreifende, westnordwestlich
verlaufende Bruchstruktur -erfuhr im Verlaufe der Erdgeschichte eine stärkere Hebung als der
südliche Teil. Zwischen dem Taleinschnitt des Krummen Weges und den Bärenköpfen treten im
Kyffhäuser kristalline, metamorphe und magmatische Gesteine zu Tage, die zu den ältesten gehören,
die in Sachsen-Anhalt an der Erdoberfläche zu beobachten sind. Es handelt sich um
neoproterozoische bis altpaläozoische Para- und Orthogneise, Amphibolite, Marmore und
Kalksilikatfelse, die von jüngeren variszischen Granodioriten und Graniten durchsetzt werden. Der
weitaus größte Teil des Kyffhäuser-Kristallins wird diskordant von rund 900 m mächtigen, rotgefärbten
Sand- und Tonsteinen mit Einschaltungen von Konglomeraten bedeckt, die ins Oberkarbon bis
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Rotliegend eingestuft werden und mit 5 bis 10° nach Südwesten einfallen. Nach Süden schließen sich
gleichfalls sehr flach einfallend die verschiedenen, rund 250 m mächtigen Sediment-Folgen des
Zechsteins an, die vorwiegend aus Kalkstein, Anhydrit, Gips und Steinsalz bestehen. Ähnlich wie am
Südharzrand kommt es im Verbreitungsgebiet des oberflächennahen Zechsteins zu Karstbildungen.
Die Basis des Zechsteins bildet der Kupferschiefer, der am Südwesthang des Kyffhäusers auch
Gegenstand des Bergbaus war. An der dem Harz zugewandten Seite gelangt zwischen Sittendorf und
Tilleda in einem rund 100 m breiten Streifen erneut der Zechstein mit stark verkürzter Mächtigkeit an
die Oberfläche. In der Umgebung von Tilleda ragen rotbraune und graue Sand- und Tonsteine aus
dem quartären Schuttfächer hervor, die für den Buntsandstein (Trias) charakteristische Einlagerungen
von Rogen- und Kalksandsteinen führen. Die der Verwitterung gegenüber relativ beständigen
Sedimente des Unteren Buntsandsteins bilden markante Aufragungen im Gelände. Aus dem Tal des
Krummen Weges und dem Steintal werden Schuttkegel kristalliner Schotter vermischt mit Kies, Sand
und Ton in Richtungen Norden bis zur Straße zwischen Kelbra und Tilleda geschüttet. Am Nordhang
der Grundgebirgsaufragung ist toniger Verwitterungsschutt flächenhaft verbreitet, der zusammen mit
dem Löss die jüngsten geologischen Ablagerungen bildet.
Mit dem Wechsel des Gesteins verändern auch die Böden ihr Erscheinungsbild und ihre
Eigenschaften. Südlich Kelbra sind auf dem Nordhang Braunerden, podsolige Braunerden und Ranker
aus skeletthaltigem Hangsandlöss über Arkosesandsteinen entwickelt. Diese Böden sind zusammen
mit flachgründigen Fahlerden für den gesamten Kyffhäuser typisch. Auf den Bärenköpfen sind
podsolige Braunerden aus lehmigem Hangsand über Granit entwickelt. Auf dem Hangfuß dominiert
Braunerde aus Hanglöss über Hanglehm, lehmigem Hangschutt oder Schotter aus permokarbonen
Sandsteinen. Diese Braunerden sind mit Parabraunerden vergesellschaftet. Auf den Zechstein- und
Buntsandstein-Vorkommen im Ostteil des LSG, der bereits zum sandlössbeeinflussten BuntsandsteinHügelland gehört, werden die Braunerden von Rendzinen bis Pararendzinen abgelöst. Rendzinen
kommen in Gesellschaft mit Rohböden auch im Westen, in der Badraer Schweiz, auf Gips vor. Auf
den eingeschalteten Löss-Flächen sind Böden mit Tondurchschlämmung, d. h. Fahlerden und
Parabraunerden entwickelt.
Pflanzen- und Tierwelt
Die Vegetation des Gebietes ist aufgrund der geologischen, pedologischen und geomorphologischen
Situation stark differenziert. Darüber hinaus führte die Tätigkeit des Menschen zur Veränderung der
natürlichen Vegetation. Der Anbau von Kulturpflanzen verdrängte in den gering reliefierten Gebieten
der Goldenen Aue und in den angrenzenden Übergängen zum Kyffhäuser die naturnahen Wälder.
Teile der Hangbereiche wurden entwaldet und als Wiesen oder Weiden genutzt.
Die Wälder des sachsen-anhaltischen Kyffhäuseranteils gehören zu den submontanen und kollinen
Buchen-Wäldern mit waldschwingelreichen Beständen. Diese gehen in den Hangbereichen in
geophytenreiche Hangwälder mit Sommer-Linde, Berg-Ahorn und Berg-Ulme über. Zum Teil
bestimmen jedoch monotone Fichten- und Douglasienforste die Waldvegetation. Bedeutung besitzen
die sich anschließenden Saumbereiche, Hecken und Feldgehölze, die auch landschaftsgliedernd
wirken. Zu den bemerkenswerten Pflanzenarten zählen Diptam und verschiedene Orchideenarten.
Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Streuobstwiesen, die teilweise aus alten Lokalsorten
aufgebaut sind. Sie werden von extensiv und intensiv genutzten Grünländern abgelöst, die schließlich
zur Goldenen Aue hin in offene Ackerlandschaften wechseln.
Im nördlichen Bereich der Talsperre Kelbra befindet sich ein kleinflächiger Weichholzauenwald aus
Weidenarten. Landschaftsbestimmender sind aber die ausgedehnten Schilfbestände und
Großseggenriede. An die feuchtesten Gebiete schließen sich Grünlandflächen an. Als Besonderheit
treten am Südufer kleinflächig Salzstellen auf.
Eine besondere ornithologische Bedeutung für den Vogelzug im Binnenland besitzt die Talsperre
Kelbra. Etwa 50 Vogelarten brüten regelmäßig in diesem Europäischen Vogelschutzgebiet, weitere 25
unregelmäßig oder sporadisch. Zu den bemerkenswerten Brutvögeln zählen Rohrweihe,
Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig, Sperbergrasmücke und Neuntöter. In den vegetationslosen
schlammigen Bereichen können Limikolen wie Brachvogel, Goldregenpfeifer, Kampfläufer,
Bruchwasserläufer, Rotschenkel, Flußuferläufer und Uferschnepfe nach Nahrung suchen.
Interessante Nahrungsgäste sind Seeadler, Fischadler und zahlreiche Gänse- und Entenarten, die
das Gewässer regelmäßig aufsuchen.
Entwicklungsziele
Die Entwicklung des LSG ist im wesentlichen auf die Erhaltung naturnaher Wälder und der wertvollen
offenen Ersatzvegetation sowie den Schutz und die Entwicklung der Arten- und
Formenmannigfaltigkeit der Pflanzen- und Tierarten gerichtet.
Die besonders aus ornithologischer Sicht bedeutsame Talsperre Kelbra ist in ihrer Nutzung vor allem
dem Hochwasserschutz und dem Naturschutz verpflichtet. Wichtig ist, daß die wasserwirtschaftliche
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Regulierung sich besser den Belangen des europäischen Vogelschutzes anpaßt. So soll im Sommer
etwas zeitiger Wasser abgeführt werden, um Schlammflächen entstehen zu lassen. Im Winter sollte
nicht alles Wasser abgelassen werden. So können den Brutvögeln und den Zugvögeln optimalere
Bedingungen geschaffen werden.
Der Südteil der Talsperre Kelbra wird für die Erholung gemutzt. Ziel ist es, eine mit dem Vogelschutz
verträgliche Regelung zu erzielen. Dafür sind an geeigneten Stellen auch Beobachtungstürme zu
errichten, um den Besuchern das Beobachten von Vögeln zu ermöglichen. Ökologisch sensible
Bereiche sind vor Störungen zu schützen.
Besonderer Schutz gilt der Bewahrung der charakteristischen Abfolge von geschlossenem Wald über
Waldmantel- und Saumgesellschaften sowie Magerrasen, einen breiten Gürtel von Streuobstwiesen
zum Ackerland. Das Ackerland ist durch Anlage von Feldgehölzen und Gehölzstreifen zu beleben.
Diese dienen gleichfalls dem Schutz vor Bodenerosion.
Die naturnahen Wälder des Nordrandes des Kyffhäusers sollen gesichert werden, dabei insbesondere
die Hainsimsen- und Waldschwingel-Rotbuchenwälder mit unterschiedlichen Eichen-Anteilen und die
geophytenreichen Bergahorn-Sommerlinden-Schluchtwälder. Alt- und Totholz sind in den Beständen
zur Strukturbereicherung ebenso wie Horst- und Höhlenbäume zu erhalten. Naturferne Waldbestände
sind in standortgerechte Laubwälder umzuwandeln. Hinsichtlich der vorkommenden Tiere ist
insbesondere auf die reiche Vogelwelt der Wälder und der Streuobstwiesen zu verweisen. Brutvögel
sind u. a. Wendehals, Waldbaumläufer, Schwarzspecht, Grünspecht, Grauspecht, Buntspecht,
Mittelspecht, Neuntöter, Nachtigall, Misteldrossel, Schwanzmeise und Turteltaube. Früher kamen
auch Wiedehopf und Steinkauz vor.
Bei Tilleda sollen nach kulturlandschaftlichen Aspekten die Streuobstwiesen in unterschiedlichen
Nutzungsformen erhalten werden. Abhängig von der Nutzungsintensität beherbergen diese zahlreiche
geschützte Pflanzen- und Tierarten.
Insgesamt dient die Sicherung und Entwicklung der Biotopvielfalt dem Biotopverbund. Das Gebiet soll
der naturbezogenen Erholung dienen und ist von weiteren Bebauungen freizuhalten.
Exkursionsvorschläge
Kelbra und Stausee
Der Ort Kelbra und die gleichnamige Talsperre befinden sich im Westen des LSG. Der Bau des
Stausees erfolgte aus Gründen des Hochwasserschutzes in den Jahren 1962 bis 1967. Er besitzt ein
Fassungsvermögen von 36 Millionen m³. Im Sommer werden 12 Millionen m³ für die
landwirtschaftliche Bewässerug, den Erholungsbetrieb und die Fischwirtschaft eingestaut. Im Winter
dient der gesamte Stauraum als Hochwasserrückhalteraum. Der Kelbraer Stausee schützt die tiefer
gelegenen Auen der Helme und der Unstrut vor Hochwasser. Zu niederschlagsarmen Zeiten erhöht er
die Wasserführung der Helme.
Der Stausee besitzt eine Wasserfläche von zirka 7 km² und eine mittlere Wassertiefe von zirka 2,5 m.
Unmittelbar südlich am See ist ein Campingplatz gelegen. Aufgrund der recht geringen Wassertiefe
kann sich der See schnell erwärmen, wodurch im Zusammenhang mit dem hohen Nährstoffgehalt im
Sommer Probleme mit der Badewasserqualität durch Algenblüte auftreten können.
Die Talsperre Kelbra bietet für naturinteressierte Besucher viele Möglichkeiten der Vogelbeobachtung.
Ein beeindruckendes Erlebnis ist vor allem der Vogelzug im Herbst, wenn auf dem Gewässer
tausende Vögel rasten.
Die Stadt Kelbra liegt unmittelbar am Stausee. Die mittelalterliche Struktur der Stadt ist noch heute
deutlich zu erkennen. Der Westteil fällt durch seine dörfliche Bauweise auf, dabei handelt es sich
entlang zweier Straßenzüge um den historischen Ort Altendorf. Am Auenrand liegt die frühromanische
Kirche St. Martin.
Am nordöstlichen Stadtrand befindet sich auf einem zur Aue abfallenden Terrassensporn die Kelbraer
Burg mit ihrem noch heute, zusammen mit der Ruine des einst zweigeschossigen Palas, sichtbaren
wuchtigen quadratischen Bergfried.
Von Kelbra beziehungsweise von der Kelbraer Talsperre aus können verschiedene Wanderungen in
die Umgebung unternommen werden. Nahe gelegen ist die Badraer Schweiz, eine reich strukturierte
und abwechslungsreiche Landschaft.
Reichsburg Kyffhausen und Kyffhäuserdenkmal (Thüringen)
Früher wurde die höchste Erhebung des Gebirges Wotansberg genannt, was auf Kultstätten
hindeutet, die dem germanischen Gott Wotan geweiht waren. Gemeint ist wohl die Reichsburg
Kyffhausen, die im 11. Jahrhundert auf den Grundmauern älterer Anlagen zum Schutz der Kaiserpfalz
Tilleda erbaut wurde. Sie ist eine weiträumige romanische Anlage und besteht aus Ober-, Mittel- und
Unterburg. Die Mittelburg und Teile der Oberburg wurden durch den Abbau von Sandsteinen zerstört,
weil der Steinbruch sich direkt im Bereich der Mittelburg befand. Die 608 m lange und bis zu 60 m
breite, durch Mauern in die einzelnen Burgabschnitte geteilte Bergfeste gehört zu den größten
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Burganlagen Deutschlands. Ein Modell im Burgmuseum zeigt ihren Zustand zur Zeit des
Staufenkaisers Friedrich I. Barbarossa. Im späten Mittelalter zerfiel die gewaltige Burg. Heute sind die
fast vollständig erhaltene Ringmauer, der 176 m tiefe Burgbrunnen, das Erfurter Tor und die Ruine
des Bergfrieds sowie die Unterburg zu besichtigen. Mit dem Berg verbindet sich die Sage von der
Wiederkehr des Kaisers, der 1190 fern der Heimat in einem reißenden Fluß Kleinasiens ertrank und
nun mit seinem Gefolge und der flachsspinnenden Tochter Uta in einem unterirdischen Schloß ruht
und auf den Aufbruch wartet. So sitzt er, aus Stein gehauen, auf seinem Thron am Fuß des
monumentalen Kyffhäuserdenkmals, das im Juni 1896 eingeweiht wurde und von der Größe des
deutschen Kaiserreichs künden sollte. Über Barbarossa befindet sich das Reiterstandbild Kaiser
Wilhelm I. Die Spitze des 81 m hohen Denkmals wird von einer riesigen Kaiserkrone aus rotbraunem
Sandstein gebildet.
Kaiserpfalz Tilleda
Ausgrabungen, die im Jahre 1935 begannen, brachten unterhalb der Reichsburg Kyffhausen
Überreste der Kaiserpfalz ans Tageslicht. Am nordwestlichen Rand von Tilleda, auf dem Pfingstberg,
befindet sich die vom 10. - 13. Jahrhundert zeitweilig von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, seinem Sohn
Heinrich VI. und anderen deutschen Herrschern als Residenz genutzte Anlage.
Die Hauptburg besitzt eine rechteckige Form und bedeckt eine Fläche von 70 x 10 m. Die Pfalz
einschließlich der Vorburganlagen nahm die ganze Hochfläche des trapezförmigen Pfingstberges ein.
In der Hauptburg befanden sich insgesamt fünf Tore, wovon das älteste Tor an der Südwestecke dicht
vor dem Hauptgebäude lag. Im Inneren der Hauptburg fanden sich Reste von vier mit Gipsmörtel
errichteten Steinbauten und ein 35 m langes Gebäude, in dem sich im westlichen Teil der Wohnraum
des Kaisers und im Osten die Saalkirche von 23,5 m Länge befanden.
Die Vorburg mit einer Größe von 3,9 ha, der weitere Wälle und Vorwälle zuzuordnen sind, besaß an
ihrer Nordwestecke eine größere Toranlage. An der Nordseite zum ehemaligen See von Tilleda wurde
die Vorburg von einer 1,2 m breiten, teilweise abgestürzten Mauer mit vorgelegten Gräben geschützt.
Auf der Nordwest- und Westseite befanden sich 2,5 m breite Mauern ohne Gräben. Insgesamt sind in
der Vorburg 233 Häuser verschiedener Art ausgegraben worden. Es handelt sich meist um kleine
Wohnhäuser, die grubenartig in den anstehenden Boden eingetieft sind.
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