Tätigkeitsbericht Sexualisierte Gewalt 2015 - man-o-mann

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man-o-mann männerberatung Bielefeld: Tätigkeitsbericht 2015 für den
Arbeitsbereich „Sexualisierte Gewalt“ („Förderung von ambulanten
therapeutischen Maßnahmen Freier Träger für Personen, die wegen
eines Sexualdelikts verurteilt worden sind“: 4230 – III. 4)
Verein
Der Verein für Sozialtherapie, Gruppenarbeit und Beratung (VSGB) e.V. gründete 1990 die man-omann männerberatung, welche mit ihrem Angebot schnell regionale Bekanntheit in Fachkreisen
erlangte und heute Anlaufstelle für hilfesuchende Männer weit über die Grenzen Bielefelds hinaus
ist. Die man-o-mann männerberatung unterstützt Männer in Form von Einzelberatung oder
Gruppentherapie und bietet für Institutionen Fortbildung, Supervision und Fachvorträge an.
Derzeit sind sechs Mitarbeiter (teils ehrenamtlich teils als Honorarmitarbeiter) für die man-o-mann
männerberatung tätig. Alle sechs verfügen über psychotherapeutische Zusatzausbildungen und sind
seit vielen Jahren in der Männer- und Täterarbeit beschäftigt, haben teilweise auch in diesem
Fachgebiet publiziert. Der überwiegende Teil der Verwaltungstätigkeiten wird von den
Mitarbeitern übernommen. Regelmäßig finden Teambesprechungen, Intervisionen sowie bei
Bedarf Team-Supervisionssitzungen bei einem (externen) Supervisor statt. Die man-o-mann
männerberatung verfügt neben einem Büro über drei Einzelberatungsräume sowie zwei
Gruppenarbeitsräume.
Ausgangslage
Schon bald nach Gründung der man-o-mann männerberatung im Jahre 1990 erreichten uns die
ersten Anfragen bezüglich therapeutischer Arbeit mit Männern, die ein Sexualdelikt begangen
hatten. Nach intensivem Austausch und auch Kooperation mit anderen Therapeuten übernahmen
wir schließlich erste Therapien. Gleichzeitig warben wir für die Finanzierung dieser Therapien bei
spezifischen Institutionen, in der Öffentlichkeit und beim Land NRW. Seit 2001 wird die man-omann männerberatung für diese Arbeit vom Justizministerium bezuschusst, der Eigenanteil wird
über Bußgelder weitgehend abgedeckt. Der Ruf, den unsere therapeutische Arbeit bei Gericht und
Staatsanwaltschaft genießt, sorgte in den vergangenen Jahren für regelmäßige Bußgeldzahlungen.
In 2013 konnten wir dank zusätzlicher Fördermittel die Ausweitung unseres therapeutischen
Angebots in den Landkreis Lippe hinein initiieren. Es ist uns in 2015 gelungen, an einem festen
Wochentag regelmäßige Einzeltherapiesitzungen in Detmold durchzuführen. (Ein Gruppenangebot
ist aus Kapazitätsgründen – und auch weil momentan bei der Bewährungshilfe Detmold eine
Sexualstraftäter-Gruppe angeboten wird – auch für 2016 noch nicht vorgesehen.) Wir haben hierfür
für einen Wochentag einen Raum in einer kleinen Gemeinschaftspraxis in der Detmolder
Innenstadt angemietet. Das Problem, die Termine für die (teilweise berufstätigen) Klienten alle auf
diesen einen Wochentag zu legen, bleibt natürlich bestehen, sodass teilweise Klienten aus dem
Landkreis Lippe weiterhin in die Beratungsstelle in Bielefeld kommen müssen.
Insgesamt kamen aus Detmold und Umgebung in 2015 elf Männer zu 111 Einzelsitzungen in die
Therapie, jeweils drei wegen Vergewaltigung und extrafamilialem Missbrauch, zwei wegen
intrafamilialem Missbrauch. Ein Mann hatte nur ein Beratungsgespräch, drei Männer haben die
Behandlung abgebrochen, einer hat die Therapie erfolgreich beendet, die sechs weiteren Männer
sind noch in Behandlung.1
1
Alle Männer sind in der Gesamtstatistik mitenthalten.
Klientenzahlen
Im Jahr 2015 hatten wir Kontakt zu 80 Männern (2014: 81, 2013: 94, 2012: 79, 2011: 63, 2010:
57), darunter waren 51 Männer, die sich in diesem Jahr erstmalig meldeten. Alle therapeutischen
Gespräche fanden in unserer Einrichtung statt. Ein Inhaftierter kam mit bewilligten Ausgängen aus
einer Justizvollzugsanstalt zu insgesamt drei Terminen zu uns.
Therapiebeendigungen
Mit 68 der 80 Männer wurde in 2015 eine Therapie durchgeführt. 10 Männer entschieden sich
gegen eine therapeutische Behandlung - sie nahmen jeweils maximal 2 Beratungsgespräche in
Anspruch. Zwei Männer wurden an andere Institutionen weiterverwiesen. Von den 68 Therapien
wurden 8 abgebrochen und 26 regulär beendet, so dass sich zum Jahreswechsel noch 34 Männer in
Therapie befanden.
Delikte
Die Delikte, wegen derer die 80 Männer, mit denen wir persönlich gesprochen haben, in einem
Verfahren oder verurteilt waren, sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:
Delikte
Extrafamilialer sex. Missbrauch
Intrafamilialer sex. Missbrauch
Sonstiger sex. Missbrauch
Vergewaltigung
Exhibitionismus
sexuelle Nötigung
Kinderpornographie
andere Delikte *
Gesamt
aktuelles Verfahren bzw. Verurteilung
2015
18
16
1
9
4
6
30
0
84**
2014
29
10
2013
27
22
2012
23
17
2011
18
20
11
2
5
9
5
5
11
5
7
7
4
2
29
86**
26
94**
16
79
12
63
*= z.B. sexuelle Beleidigung, Förderung der Prostitution, Kinderpornographie (wegen der stetig steigenden
Fallzahlen wird Kinderpornographie seit 2015 als eigene Kategorie geführt)
**= Manche Männer hatten mehrere Delikte!
Therapeutische Settings
Die Therapien fanden in 605 Einzelgesprächen statt. Bei vier Therapien wurden insgesamt acht
dieser Gespräche zusammen mit der Lebensgefährtin gemacht. In mehreren Fällen wurden, parallel
zu der Täterarbeit bei uns, Familienangehörige in anderen Einrichtungen (z.B. Erziehungs- oder
Frauenberatungsstelle, niedergelassene TherapeutInnen) mit Diagnostik, Beratung und Therapie
versorgt.
Eine Gruppe für Männer, die sexuellen Missbrauch begangen hatten, fand während des gesamten
Jahres statt – mit insgesamt 340 Gruppenkontakten. Zwei Mitarbeiter leiteten diese Gruppe, die mit
acht bis zehn Plätzen und als offene Gruppe konzipiert ist, d.h. frei werdende Plätze wurden wieder
von neuen Klienten belegt. In der Gruppe wurden Männer behandelt, die Missbrauch oder sexuelle
Beleidigung begangen hatten oder sich im Internet kinderpornographische Bilder heruntergeladen
und diese weiterverbreitet hatten.
Kooperationen
Großen Wert legen wir auf Kooperation und Informationsaustausch mit anderen Einrichtungen. Mit
SozialarbeiterInnen und PsychologInnen aus Justizvollzugsanstalten, BewährungshelferInnen,
MitarbeiterInnen der Sozialen Dienste der Stadt aber auch RechtsanwältInnen und BetreuerInnen
tauschten wir uns - nach Schweigepflichtsentbindung durch die Klienten - aus und informierten
über den Therapieverlauf.
Weiterhin gab es fallübergreifende Besprechungen mit KollegInnen der Bewährungshilfe, des
Jugendamtes Bielefeld sowie einigen weiteren Institutionen wie z.B. Beratungsstellen.
Ausblick
Insgesamt ist die Anzahl der Männer mit Sexualdelikten, die sich an uns wenden, gegenüber dem
Vorjahr konstant geblieben, so dass wir weiterhin an die Grenzen unserer personellen Ressourcen
stoßen. Wir gehen davon aus, dass der Trend der vermehrten Nachfrage nach Psychotherapie in
diesem Bereich (von 2009 bis 2013 stetig ansteigend um jährlich etwa 10-20 Prozent) anhalten
wird – insbesondere wenn wir unser Angebot noch stärker bekannt machen würden, was wir in den
vergangenen beiden Jahren nicht forciert haben, da die personelle Überlastung erkennbar war. Wir
sind weiterhin stark bemüht, einen neuen qualifizierten Mitarbeiter zu gewinnen, was im Bereich
der Arbeit mit Sexualstraftätern bekanntermaßen schwierig ist.
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