Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg Vorläufiger Rahmenlehrplan für den Unterricht in der gymnasialen Oberstufe im Land Brandenburg Latein IMPRESSUM Erarbeitung Dieser Vorläufige Rahmenlehrplan wurde vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) erarbeitet. Der Vorläufige Rahmenlehrplan beruht auf dem Kerncurriculum aus dem Jahr 2006, das in einem länderübergreifenden Projekt vom Berliner Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM), vom Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg (LISUM Bbg) und vom Landesinstitut für Schule und Ausbildung Mecklenburg-Vorpommern (L.I.S.A.) erarbeitet wurde. Herausgeber Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg Gültigkeit des Vorläufigen Rahmenlehrplans Gültig ab 1. August 2012 Der Vorläufige Rahmenlehrplan gilt für alle Schülerinnen und Schüler, die ab dem Schuljahr 2012/2013 in die Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe eintreten oder diese aus anderen Gründen beginnen. Rahmenlehrplannummer 401054.12 1. Auflage 2012 Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Der Herausgeber behält sich alle Rechte einschließlich Übersetzung, Nachdruck und Vervielfältigung des Werkes vor. Kein Teil des Werkes darf ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Dieses Verbot gilt nicht für die Verwendung dieses Werkes für Zwecke der Schulen und ihrer Gremien. Inhaltsverzeichnis Einführungsphase an der Gesamtschule und am beruflichen Gymnasium ................... V Kerncurriculum für die Qualifikationsphase 1 Bildung und Erziehung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe ............................................................................................................... 5 1.1 Grundsätze ............................................................................................................ 5 1.2 Lernen und Unterricht ............................................................................................ 6 1.3 Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung ..................................................... 7 2 Beitrag des Faches Latein zum Kompetenzerwerb ............................................... 9 2.1 Fachprofil ...............................................................................................................9 2.2 Fachbezogene Kompetenzen .............................................................................. 10 3 Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards ......................... 11 3.1 Eingangsvoraussetzungen ................................................................................... 11 3.2 Abschlussorientierte Standards ........................................................................... 14 4 Kompetenzen und Inhalte .................................................................................... 21 4.1 Gesellschaft und Alltagsleben .............................................................................. 21 4.2 Geschichte und Politik ......................................................................................... 22 4.3 Welterfahrung in poetischer Gestaltung ............................................................... 22 4.4 Philosophie und Religion ..................................................................................... 23 Ergänzungen 5 Kurshalbjahre ....................................................................................................... 24 Einführungsphase Einführungsphase an der Gesamtschule und am beruflichen Gymnasium Zielsetzung Im Unterricht der Einführungsphase vertiefen und erweitern die Schülerinnen und Schüler die in der Sekundarstufe I erworbenen Kompetenzen und bereiten sich auf die Arbeit in der Qualifikationsphase vor. Spätestens am Ende der Einführungsphase erreichen sie die für ein erfolgreiches Lernen in der Qualifikationsphase notwendigen Voraussetzungen. Die für die Qualifikationsphase beschriebenen Grundsätze für Unterricht und Erziehung sowie die Ausführungen zum Beitrag des Faches zum Kompetenzerwerb gelten für die Einführungsphase entsprechend. Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Möglichkeit, Stärken weiterzuentwickeln und Defizite auszugleichen. Sie vertiefen bzw. erwerben fachbezogen und fachübergreifend Grundlagen für wissenschaftspropädeutisches Arbeiten und bewältigen zunehmend komplexe Aufgabenstellungen selbstständig. Hierzu gehören auch die angemessene Verwendung der Sprache und die Nutzung von funktionalen Lesestrategien. Dabei wenden sie fachliche und methodische Kenntnisse und Fertigkeiten mit wachsender Sicherheit selbstständig an. Zur Vorbereitung auf die Arbeit im Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau erhalten sie individuelle Lernspielräume und werden von ihren Lehrkräften unterstützt und beraten. Notwendig ist darüber hinaus das Hinführen zur schriftlichen Bearbeitung umfangreicherer Aufgaben im Hinblick auf die Klausuren in der gymnasialen Oberstufe. In der Einführungsphase kommen Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Kenntnissen und Fähigkeiten zusammen. Aufgabe des Unterrichts der Einführungsphase ist es, das im Rahmenlehrplan für die Sekundarstufe I formulierte DreiSchlüssel-Niveau zu erreichen. Je nach Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler werden fachspezifische Verfahren, Techniken und Strategien im Hinblick auf die Anforderungen des Kurses vertieft, indem z. B. binnendifferenziert gearbeitet und dabei die Herausbildung größerer Lernerautonomie gefördert wird. V Latein Bildung und Erziehung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe 1 Bildung und Erziehung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe 1.1 Grundsätze In der Qualifikationsphase erweitern und vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre bis dahin erworbenen Kompetenzen mit dem Ziel, sich auf die Anforderungen eines Hochschulstudiums oder einer beruflichen Ausbildung vorzubereiten. Sie handeln zunehmend selbstständig und übernehmen Verantwortung in gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen. Die Grundlagen für das Zusammenleben und -arbeiten in einer demokratischen Gesellschaft und für das friedliche Zusammenleben der Völker sind ihnen vertraut. Die Lernenden erweitern ihre interkulturelle Kompetenz und bringen sich im Dialog und in der Kooperation mit Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung aktiv und gestaltend ein. Eigene und gesellschaftliche Perspektiven werden von ihnen zunehmend sachgerecht eingeschätzt. Die Lernenden übernehmen Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen, für die Gleichberechtigung der Menschen ungeachtet des Geschlechts, der Abstammung, der Sprache, der Herkunft, einer Behinderung, der religiösen und politischen Anschauungen, der sexuellen Identität und der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung. Im Dialog zwischen den Generationen nehmen sie eine aktive Rolle ein. Sie setzen sich mit wissenschaftlichen, technischen, rechtlichen, politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen auseinander, nutzen deren Möglichkeiten und schätzen Handlungsspielräume, Perspektiven und Folgen zunehmend sachgerecht ein. Sie gestalten Meinungsbildungsprozesse und Entscheidungen mit und eröffnen sich somit vielfältige Handlungsalternativen. Der beschleunigte Wandel einer von Globalisierung geprägten Welt erfordert ein dy- Kompetenznamisches Modell des Kompetenzerwerbs, das auf lebenslanges Lernen und die erwerb Bewältigung vielfältiger Herausforderungen im Alltags- und Berufsleben ausgerichtet ist. Hierzu durchdringen die Schülerinnen und Schüler zentrale Zusammenhänge grundlegender Wissensbereiche, erkennen die Funktion und Bedeutung vielseitiger Erfahrungen und lernen, vorhandene sowie neu erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten miteinander zu verknüpfen. Die Lernenden entwickeln ihre Fähigkeiten im Umgang mit Sprache und Wissen weiter und setzen sie zunehmend situationsangemessen, zielorientiert und adressatengerecht ein. Die Eingangsvoraussetzungen verdeutlichen den Stand der Kompetenzentwicklung, Standardden die Lernenden beim Eintritt in die Qualifikationsphase erreicht haben sollten. Mit orientierung entsprechender Eigeninitiative und gezielter Förderung können auch Schülerinnen und Schüler die Qualifikationsphase erfolgreich absolvieren, die die Eingangsvoraussetzungen zu Beginn der Qualifikationsphase noch nicht im vollen Umfang erreicht haben. Mit den abschlussorientierten Standards wird verdeutlicht, über welche fachlichen und überfachlichen Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler im Abitur verfügen müssen. Die Standards bieten damit Lernenden und Lehrenden Orientierung für erfolgreiches Handeln und bilden einen wesentlichen Bezugspunkt für die Unterrichtsgestaltung, für das Entwickeln von Konzepten zur individuellen Förderung sowie für ergebnisorientierte Beratungsgespräche. Für die Kompetenzentwicklung sind zentrale Themenfelder und Inhalte von Rele- Themenfelder vanz, die sich auf die Kernbereiche der jeweiligen Fächer konzentrieren und sowohl und Inhalte fachspezifische als auch überfachliche Zielsetzungen deutlich werden lassen. So erhalten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit zum exemplarischen Lernen und zum Erwerb einer vertieften und erweiterten allgemeinen sowie wissenschaftspropädeutischen Bildung. Dabei wird stets der Bezug zur Erfahrungswelt der Lernenden und zu den Herausforderungen an die heutige sowie perspektivisch an die zukünftige Gesellschaft hergestellt. 5 Latein Bildung und Erziehung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe Die Schülerinnen und Schüler entfalten anschlussfähiges und vernetztes Denken und Handeln als Grundlage für lebenslanges Lernen, wenn sie die in einem Lernprozess erworbenen Kompetenzen auf neue Lernbereiche übertragen und für eigene Ziele und Anforderungen in Schule, Studium, Beruf und Alltag nutzbar machen können. Diesen Erfordernissen trägt das Kerncurriculum durch die Auswahl der Themenfelder und Inhalte Rechnung, bei der nicht nur die Systematik des Faches, sondern vor allem der Beitrag zum Kompetenzerwerb berücksichtigt werden. Schulinternes Curriculum Das Kerncurriculum ist die verbindliche Basis für die Gestaltung des schulinternen Curriculums, in dem der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schule standortspezifisch konkretisiert wird. Dazu werden fachbezogene, fachübergreifende und fächerverbindende Entwicklungsschwerpunkte sowie profilbildende Maßnahmen festgelegt. Die Kooperation innerhalb der einzelnen Fachbereiche ist dabei von ebenso großer Bedeutung wie fachübergreifende Absprachen und Vereinbarungen. Beim Erstellen des schulinternen Curriculums werden regionale und schulspezifische Besonderheiten sowie die Neigungen und Interessenlagen der Lernenden einbezogen. Dabei arbeiten alle an der Schule Beteiligten zusammen und nutzen auch die Anregungen und Kooperationsangebote externer Partner. Zusammen mit dem Kerncurriculum nutzt die Schule das schulinterne Curriculum als ein prozessorientiertes Steuerungsinstrument im Rahmen von Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung. Im schulinternen Curriculum werden überprüfbare Ziele formuliert, die die Grundlage für eine effektive Evaluation des Lernens und des Unterrichts in der Qualifikationsphase bilden. 1.2 Lernen und Unterricht Mitverantwortung und Mitgestaltung von Unterricht Lernen und Lehren in der Qualifikationsphase müssen dem besonderen Entwicklungsabschnitt Rechnung tragen, in dem die Jugendlichen zu jungen Erwachsenen werden. Dies geschieht vor allem dadurch, dass die Lernenden Verantwortung für den Lernprozess und den Lernerfolg übernehmen und sowohl den Unterricht als auch das eigene Lernen aktiv selbst gestalten. Lernen als individueller Prozess Beim Lernen konstruiert jede Einzelne/jeder Einzelne ein für sich selbst bedeutsames Abbild der Wirklichkeit auf der Grundlage ihres/seines individuellen Wissens und Könnens sowie ihrer/seiner Erfahrungen und Einstellungen. Dieser Tatsache wird durch eine Lernkultur Rechnung getragen, in der sich die Schülerinnen und Schüler ihrer eigenen Lernwege bewusst werden, diese weiterentwickeln sowie unterschiedliche Lösungen reflektieren und selbstständig Entscheidungen treffen. So wird lebenslanges Lernen angebahnt und die Grundlage für motiviertes, durch Neugier und Interesse geprägtes Handeln ermöglicht. Fehler und Umwege werden dabei als bedeutsame Bestandteile von Erfahrungs- und Lernprozessen angesehen. Phasen des Anwendens Neben der Auseinandersetzung mit dem Neuen sind Phasen des Anwendens, des Übens, des Systematisierens sowie des Vertiefens und Festigens für erfolgreiches Lernen von großer Bedeutung. Solche Lernphasen ermöglichen auch die gemeinsame Suche nach Anwendungen für neu erworbenes Wissen und verlangen eine variantenreiche Gestaltung im Hinblick auf Übungssituationen, in denen vielfältige Methoden und Medien zum Einsatz gelangen. 6 Latein Bildung und Erziehung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe Lernumgebungen werden so gestaltet, dass sie das selbst gesteuerte Lernen von Lernumgebung Schülerinnen und Schülern fördern. Sie unterstützen durch den Einsatz von Medien sowie zeitgemäßer Kommunikations- und Informationstechnik sowohl die Differenzierung individueller Lernprozesse als auch das kooperative Lernen. Dies trifft sowohl auf die Nutzung von multimedialen und netzbasierten Lernarrangements als auch auf den produktiven Umgang mit Medien zu. Moderne Lernumgebungen ermöglichen es den Lernenden, eigene Lern- und Arbeitsziele zu formulieren und zu verwirklichen sowie eigene Arbeitsergebnisse auszuwerten und zu nutzen. Die Integration geschlechtsspezifischer Perspektiven in den Unterricht fördert die GleichberechWahrnehmung und Stärkung der Lernenden mit ihrer Unterschiedlichkeit und Indivi- tigung von dualität. Sie unterstützt die Verwirklichung von gleichberechtigten Lebensperspekti- Mann und Frau ven. Die Schülerinnen und Schüler werden bestärkt, unabhängig von tradierten Rollenfestlegungen Entscheidungen über ihre berufliche und persönliche Lebensplanung zu treffen. Durch fachübergreifendes Lernen werden Inhalte und Themenfelder in größerem Kontext erfasst, außerfachliche Bezüge hergestellt und gesellschaftlich relevante Aufgaben verdeutlicht. Die Vorbereitung und Durchführung von fächerverbindenden Unterrichtsvorhaben und Projekten fördern die Zusammenarbeit der Lehrkräfte und ermöglichen allen Beteiligten eine multiperspektivische Wahrnehmung. Fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen Im Rahmen von Projekten, an deren Planung und Organisation sich die Schülerin- Projektarbeit nen und Schüler aktiv beteiligen, werden über Fächergrenzen hinaus Lernprozesse vollzogen und Lernprodukte erstellt. Dabei nutzen Lernende überfachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten auch zum Dokumentieren und Präsentieren. Auf diese Weise bereiten sie sich auf das Studium und ihre spätere Berufstätigkeit vor. Außerhalb der Schule gesammelte Erfahrungen, Kenntnisse und erworbene Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler werden in die Unterrichtsarbeit einbezogen. Zur Vermittlung solcher Erfahrungen werden ebenso die Angebote außerschulischer Lernorte, kultureller oder wissenschaftlicher Einrichtungen sowie staatlicher und privater Institutionen genutzt. Die Teilnahme an Projekten und Wettbewerben, an Auslandsaufenthalten und internationalen Begegnungen hat ebenfalls eine wichtige Funktion; sie erweitert den Erfahrungshorizont der Schülerinnen und Schüler und trägt zur Stärkung ihrer interkulturellen Handlungsfähigkeit bei. Einbeziehung außerschulischer Erfahrungen 1.3 Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung Wichtig für die persönliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler ist eine individuelle Beratung, die die Stärken der Lernenden aufgreift und Lernergebnisse nutzt, um Lernfortschritte auf der Grundlage nachvollziehbarer Anforderungs- und Bewertungskriterien zu beschreiben und zu fördern. So lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Stärken und Schwächen sowie die Qualität ihrer Leistungen realistisch einzuschätzen und kritische Rückmeldungen und Beratung als Chance für die persönliche Weiterentwicklung zu verstehen. Sie lernen außerdem, anderen Menschen faire und sachliche Rückmeldungen zu geben, die für eine produktive Zusammenarbeit und ein erfolgreiches Handeln unerlässlich sind. Die Anforderungen in Aufgabenstellungen orientieren sich im Verlauf der Qualifika- Aufgabentionsphase zunehmend an der Vertiefung von Kompetenzen und den im Kerncurri- stellungen culum beschriebenen abschlussorientierten Standards sowie an den Aufgabenformen und der Dauer der Abiturprüfung. Die Aufgabenstellungen sind so offen, dass sie von den Lernenden eine eigene Gestaltungsleistung abverlangen. Die von den Schülerinnen und Schülern geforderten Leistungen orientieren sich an lebens- und arbeitsweltbezogenen Textformaten und Aufgabenstellungen, die einen Beitrag zur 7 Latein Bildung und Erziehung in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe Vorbereitung der Lernenden auf ihr Studium und ihre spätere berufliche Tätigkeit liefern. Schriftliche Leistungen Neben den Klausuren fördern umfangreichere schriftliche Arbeiten in besonderer Weise bewusstes methodisches Vorgehen und motivieren zu eigenständigem Lernen und Forschen. Mündliche Leistungen Auch den mündlichen Leistungen kommt eine große Bedeutung zu. In Gruppen und einzeln erhalten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihre Fähigkeit zum reflektierten und sachlichen Diskurs und Vortrag und zum mediengestützten Präsentieren von Ergebnissen unter Beweis zu stellen. Praktische Leistungen Praktische Leistungen können in allen Fächern eigenständig oder im Zusammenhang mit mündlichen oder schriftlichen Leistungen erbracht werden. Die Schülerinnen und Schüler erhalten so die Gelegenheit, Lernprodukte selbstständig allein und in Gruppen herzustellen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. 8 Latein Beitrag des Faches Latein zum Kompetenzerwerb 2 Beitrag des Faches Latein zum Kompetenzerwerb 2.1 Fachprofil Latein ist eine Basissprache Europas und begründet in einzigartiger Weise die Erweiterung kulturellen Wissens und interkultureller Kommunikation. Die griechisch-römische Antike stellt einen Ursprung und eine gemeinsame Wurzel des zunehmend zusammenwachsenden modernen Europas dar und hat seine Werte zusammen mit dem jüdisch-christlichen Gedankengut von der Antike bis heute maßgeblich geprägt. Das Lateinische eröffnet einen eigenen Zugang zur Vergangenheit der griechisch-römischen Antike und zu den folgenden Epochen. Einen Beitrag zur interkulturellen Kommunikation leistet der Lateinunterricht durch soziokulturelles Orientierungswissen und Sensibilisierung für vergangene fremde Wahrnehmungen und Perspektiven. Er fördert die Bereitschaft und Fähigkeit zum Perspektivwechsel und die kritische Wahrnehmung der eigenen, kulturell geprägten Identität und gegebenenfalls die Relativierung des eigenen Standpunktes. Das Fach spannt durch die Berücksichtigung lateinischer Literatur aus Altertum, Mittelalter und Neuzeit eine Brücke zwischen Antike und Moderne und trägt so entscheidend dazu bei, einerseits ein Bewusstsein europäischer Identität, andererseits einen vorurteilsfreien Umgang mit fremden Kulturkreisen zu schaffen. Damit gewinnen die Schülerinnen und Schüler einen Zuwachs an Erfahrungen und die Stärkung ihrer Persönlichkeit. Viele Fragen und Themen der römischen Antike sind von zeitloser Gültigkeit und betreffen die eigene Erfahrungswelt der Jugendlichen. Somit kommt dem Lateinunterricht in der heutigen Zeit auch eine aktuelle Bedeutung zu. Die Auseinandersetzung mit der lateinischen Sprache anhand von Originaltexten in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext bietet eine wesentliche Ergänzung zum muttersprachlichen Unterricht und zu den modernen Fremdsprachen. Die im Lateinunterricht geübte intensive Sprach- und Textarbeit fördert nachhaltig das Leseverständnis der Schülerinnen und Schüler, vermittelt ihnen Einsicht in das Funktionieren von Sprache an sich und leitet sie durch den ständigen Vergleich mit dem Deutschen zu einem bewussten Umgang mit Sprache an. Indem die Schülerinnen und Schüler bedeutende Themen, Denkweisen und Theorien aus der antiken Literatur, Kunst, Geschichte, Philosophie und Mythologie sowie ihre Rezeption bis in die Gegenwart kennen und interpretieren lernen, eignen sie sich ein breites Orientierungswissen an. Sie entdecken vielfältige Anknüpfungspunkte zu anderen Fächern und erlangen ein Gespür für die komplexen Zusammenhänge der heutigen Lebenswelt. Die Heranwachsenden entwickeln auf diese Weise zugleich mannigfache überfachliche Kompetenzen. Das Fach Latein leistet einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftspropädeutischen Lernen und Arbeiten innerhalb der Qualifikationsstufe, indem die Schülerinnen und Schüler grundlegende sprachliche und kognitive Fähigkeiten erwerben sowie sich Lern- und Arbeitsstrategien aneignen, die ihnen in anderen Fächern – besonders in den modernen Fremdsprachen – sowie in Studium und Beruf zugute kommen. Latein ist eine ausgezeichnete Basis für Mehrsprachigkeit und lebenslanges Fremdsprachenlernen. Im Zusammenhang mit dem fachlichen Lernen und Arbeiten stärkt sich das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler, und sie üben erfolgreiches Handeln in Gruppen. 9 Latein Beitrag des Faches Latein zum Kompetenzerwerb 2.2 Fachbezogene Kompetenzen In ihren fachbezogenen Kompetenzen entwickeln die Schülerinnen und Schüler in der Qualifikationsphase gleichzeitig verschiedene Teilkompetenzen, deren Zusammenwirken interkulturelle Handlungsfähigkeit anbahnt. Sprachkompetenz Interkulturelle Handlungsfähigkeit Methodische Kompetenz Interkulturelle Kompetenz Sprachkompetenz Ihre Sprachkompetenz steigern sie durch – die bessere Beherrschung der lateinischen Sprache (Bereich Sprache), – die zunehmend adäquate Sinnerfassung von lateinischen und anderen Texten sowie ihre Einordnung in anspruchsvolle literarische und literaturhistorische Kontexte (Bereich Text und Literatur). Interkulturelle Kompetenz Ihre interkulturelle Kompetenz erweitern sie durch – gründlichere und systematische Kenntnisse zur antiken Kultur und ihrer vielfältigen Rezeption, – die Reflexion über Zusammenhänge zwischen verschiedenen Kulturen in Raum und Zeit. Methodische Kompetenz Ihre methodische Kompetenz vervollkommnen die Schülerinnen und Schüler vor allem im Hinblick auf – Strategien für selbst organisiertes und selbst verantwortetes Lernen, – Lernstrategien zum Ausbau ihrer eigenen mutter- und fremdsprachlichen Ressourcen und zur Förderung des Erwerbs über die Schulzeit hinaus, – Methoden und Arbeitstechniken des problemlösenden Denkens, – Methoden und Arbeitstechniken zum Umgang mit Texten und Medien in den Prozessen des Verstehens und Auslegens, – Formen des produktiven Umgangs mit Texten und der Präsentation von Ergebnissen weiterer Fremdsprachen. 10 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards 3 Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards 3.1 Eingangsvoraussetzungen Für einen erfolgreichen Kompetenzerwerb sollten Schülerinnen und Schüler zu Beginn der Qualifikationsphase bestimmte fachliche Anforderungen bewältigen. Diese sind in den Eingangsvoraussetzungen dargestellt. Den Schülerinnen und Schülern ermöglichen sie, sich ihres Leistungsstandes zu vergewissern. Lehrkräfte nutzen sie für differenzierte Lernarrangements sowie zur individuellen Lernberatung. Das Fundamentum ist verbindlich für alle Lehrgangsformen: Latein ab Jahrgangsstufe 7 Latein ab Jahrgangsstufe 9 an Gymnasien Zusätzlich verbindlich für Latein ab Jahrgangsstufe 7 ist das Addendum. Die methodische Kompetenz ist verbindlich für alle Formen. Sprachkompetenz Bereich Lateinische Sprache Fundamentum Addendum Die Schülerinnen und Schüler beherrschen – einen Wortschatz von 800-900 Wörtern, inklusive der dazu gehörigen Ausspracheund Betonungsregeln, – Grundregeln der Wortbildung, – die Wortarten und ihre Funktionen im Satz, – die Deklinationen und Konjugationen aktiv und passiv, – wichtige Kasusfunktionen, – wesentliche Tempusfunktionen, – die wesentlichen satzwertigen Konstruktionen. Die Schülerinnen und Schüler beherrschen – einen Wortschatz von zusätzlich 300-400 Wörtern (insgesamt also 1.100-1.300 Wörter), inklusive der dazu gehörigen Aussprache- und Betonungsregeln, – wesentliche Modusfunktionen, – alle satzwertigen Konstruktionen, – alle wesentlichen Konnektoren und ihre semantische Funktion. 11 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Fundamentum Addendum Die Schülerinnen und Schüler – beherrschen wesentliche Satztypen, – beschreiben sprachliche Phänomene unter Verwendung der entsprechenden Fachtermini, – wählen eine passende Bedeutung eines Wortes in Abhängigkeit vom Kontext, – weisen einige syntaktische Unterschiede und Parallelen zwischen dem Lateinischen und anderen Sprachen nach, – stellen Querverbindungen zu anderen Sprachen her, – erschließen die Bedeutung des Lateinischen für Fremd- und Lehnwörter, – verwenden einen durch Sprachreflexion gehobenen muttersprachlichen Ausdruck. Bereich Text und Literatur Fundamentum Addendum Die Schülerinnen und Schüler Die Schülerinnen und Schüler – erfassen sprachlich und inhaltlich einen – erfassen einen einfachen Originaltext sprachlich und inhaltlich und geben ihn in Lehrbuchtext und geben ihn in anangemessenem Deutsch wieder, gemessenem Deutsch wieder, – verstehen und beurteilen die Aussage – lesen lateinische Texte (Prosa) korrekt und dem Sinn entsprechend vor, tragen und ansatzweise die ästhetische Form ggf. auch auswendig vor, von Texten, – ermitteln in Texten rhetorische und metrische Grundelemente. – geben exemplarisch Zusammenhänge aus der lateinischen Literaturgeschichte wieder, – weisen die historische Bedingtheit des Denkens und Schreibens nach. 12 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Interkulturelle Kompetenz Fundamentum Addendum Die Schülerinnen und Schüler verfügen über Kenntnisse – der Topografie der antiken Welt, – des römischen Alltagslebens, – der römischen Geschichte, – der römischen Staats- und Gesellschaftsstrukturen, – der griechischen und römischen Mythologie, – der römischen Architektur. Die Schülerinnen und Schüler Die Schülerinnen und Schüler – weisen an ausgesuchten Beispielen der – belegen, dass antike Texte auch auf Antike und ihrer Rezeption eine funnachfolgende Zeiten gewirkt haben, und damentale Bedeutung für die Entwicklung erläutern diesen Zusammenhang an ausder europäischen Kultur zu, gewählten Rezeptionsbeispielen, – weisen auf Unterschiede und Gemein- – erkennen die Intentionen eines Textes/Autors in Abhängigkeit vom kultusamkeiten zwischen vergangenen und rellen Umfeld. gegenwärtigen Wahrnehmungen und Perspektiven hin. Methodische Kompetenz Fundamentum Addendum Die Schülerinnen und Schüler – setzen Lernmethoden zum Erwerb und zur Sicherung des behandelten Wortschatzes gezielt ein, – entschlüsseln Texte mithilfe einfacher Satzerschließungsmethoden, – besitzen die Fähigkeit, Zusatzinformationen selbstständig zu erfassen, zu bearbeiten und zu präsentieren (Texterschließungsmethoden), – fassen größere Textabschnitte zusammen und paraphrasieren sie, – können mit Wörterbüchern (bzw. Wörterverzeichnissen) umgehen, – benutzen Nachschlagewerke, Sekundärliteratur und Medien zur Texterschließung. 13 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Abschlussorientierte Standards Die abschlussorientierten Standards umfassen die Kenntnisse und Fähigkeiten, über welche die Schülerinnen und Schüler am Ende der Qualifikationsstufe verfügen. Die für grundlegendes und erhöhtes Anforderungsniveau gemeinsame Grundbildung als Beitrag zur allgemeinen Studierfähigkeit besteht im Folgenden: – Nutzung wissenschaftlicher Hilfsmittel (z. B. von Wörterbüchern, Lexika, evtl. Kommentaren, Fachliteratur) – Finden, Vergleichen, Auswählen, Ordnen und Mitteilen von Informationen sowie sinnvolles und korrektes Zitieren – sachlogisch und terminologisch sachgerechtes Darstellen erarbeiteter Ergebnisse – Anwenden verschiedener Techniken der schriftlichen, mündlichen und visuellen Präsentation komplexer Gegenstände – vertiefte Sprachbeherrschung im Deutschen durch das komparativ-kontrastive Prinzip – Einbeziehen fachübergreifender Aspekte Ein erhöhtes Anforderungsniveau unterscheidet sich vom grundlegenden Anforderungsniveau nach Quantität und Anspruchsniveau. Differenzierungskriterien können sein: – Menge der zu verarbeitenden Informationen (z. B. Länge und Vielfalt der Original- und Begleittexte) – Umfang und Art der bereitgestellten Hilfen (insbesondere sprachlicher und sachlicher Art) – Komplexität der Arbeitsverfahren – Offenheit der Aufgabenstellung (z. B. vorstrukturierte bzw. komplexe Aufgabenstellung) – Anforderung an die Selbstständigkeit bei der Bearbeitung der Aufgaben – Höhe des Schwierigkeitsgrades, des Abstraktions- und des Reflexionsniveaus (z. B. von Texten und Interpretationsaufgaben) – Höhe des Anspruchs an die Übersetzungsfähigkeit – Grad der Systematisierung von sprachlichen und inhaltlichen Phänomenen – Aspektreichtum der Texte und der sich daraus ergebenden Fragestellungen – Maß der Einbringung von Theorien und Modellen Im erhöhten Anforderungsniveau müssen Transfer und problemlösendes Denken häufiger und in höherem Maße eingefordert werden als im grundlegenden Anforderungsniveau. 14 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Sprachkompetenz Bereich Lateinische Sprache Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Die Schülerinnen und Schüler – beherrschen einen erweiterten themen- und autorenbezogenen Wortschatz, – beherrschen lektürerelevante Phänomene der Syntax und Morphologie, – analysieren komplexe Satzstrukturen, – ermitteln die zutreffende Bedeutung von Wörtern mit größerem Bedeutungsumfang im Kontext, – erschließen selbstständig aufgrund von Wortbildungsgesetzen unbekannte lateinische Wörter, – vergleichen das Lateinische mit anderen Sprachen (bes. Deutsch, Englisch, romanische Sprachen), – erschließen selbstständig aus dem Lateinischen abgeleitete Fremdwörter und unbekannte Vokabeln moderner Fremdsprachen, – stellen die Ausdrucksmöglichkeiten und – weisen stilistische Eigenheiten lateiniFunktionsweisen gegenüber. scher Autoren nach, – bilden ansatzweise sprachlich-stilistische Gestaltungsmittel bei einer Übersetzung ins Deutsche nach. Bereich Text und Literatur Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Die Schülerinnen und Schüler – übersetzen Texte unter Berücksichtigung von lektürerelevanten Phänomenen der Textgrammatik und komplexer lateinischer Satzstrukturen, – unterscheiden grundlegende antike Literaturgattungen und erläutern Beispiele ihrer Wirkungsgeschichte, – ordnen ausgesuchte Werke lateinischer Literatur zeitlich ein, – setzen sich mit Dichtung als Ausdruck menschlicher Empfindungen auseinander, – entschlüsseln Werke der Dichtung als Darstellungsform politischer Ideen, – analysieren ausgewählte lektürerelevante Versmaße, – vergleichen verschiedene Übersetzungen desselben Textes in Bezug auf den Originaltext und nehmen begründet dazu Stellung, – lesen Texte sinngemäß. 15 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Die Schülerinnen und Schüler Die Schülerinnen und Schüler – wenden unterschiedliche Texterschlie- – wenden unterschiedliche Texterschließungsformen nach Vorgaben an, ßungsformen selbstständig an, – erfassen morphologisch, syntaktisch und – erfassen morphologisch, syntaktisch und semantisch lateinische Originaltexte, semantisch lateinische Originaltexte, dederen sprachliches Anspruchsniveau ren sprachliches Anspruchsniveau durch durch eher mittelschwere und inhaltlich eher leichtere, aber inhaltlich anspruchsabstraktere Textstellen bestimmt ist, mitvolle Textstellen bestimmt ist, mithilfe eihilfe eines zweisprachigen Wörterbuchs nes zweisprachigen Wörterbuchs und und übersetzen sachlich richtig und übersetzen sachlich richtig und sprachlich sprachlich treffend, angemessen, – interpretieren formal und inhaltlich latei- – interpretieren lateinische Originaltexte nische Originaltexte nach vorgegebenen formal und inhaltlich nach textimmanenten und textexternen (Textpragmatik) GeGesichtspunkten, sichtspunkten, – weisen elementare rhetorische und – weisen rhetorische und sprachliche Gesprachliche Gestaltungsmittel in Texten staltungsmittel in Texten nach (Tropen nach (Tropen und Figuren), und Figuren), – verfolgen in ausgesuchten Fällen die Überlieferung antiker Texte, – vergleichen lateinische Originaltexte und Rezeptionsdokumente nach vorgegebenen Gesichtspunkten, – kennen wesentliche Inhalte aus den Be- – kennen erweiterte Inhalte aus den Bereireichen Philosophie, Geschichtschen Philosophie, Geschichtsschreibung, schreibung, Poesie und Rhetorik. Poesie und Rhetorik. Interkulturelle Kompetenz Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Die Schülerinnen und Schüler – setzen sich mit zentralen philosophischen Strömungen der Antike auseinander, – würdigen bedeutende Persönlichkeiten der griechischen und römischen Antike, – stellen exemplarisch Bezüge zwischen der griechischen und römischen Kultur her, – ordnen die Stellung des frühen Christentums in der antiken Kultur ein, – nutzen Rezeptionsdokumente unterschiedlicher Epochen und Bereiche für die Interpretation, – bewerten wesentliche Nachwirkungen der antiken Kultur in der geistesgeschichtlichen und kulturellen Entwicklung Europas. 16 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Die Schülerinnen und Schüler – reflektieren die Haltung Roms gegenüber Fremden als Paradigma der Zivilisationsentwicklung, – haben strukturierte und systematische Kenntnisse über - die Topografie der antiken Welt (Rom, römische Provinzen, römisches Germanien) - das römische Alltagsleben - die römische Geschichte - römische Staats- und Gesellschaftsstrukturen - römische Religion, griechische und römische Mythologie - römische Kunst und Architektur, – leisten dies in grundlegender Form. – leisten dies in erweiterter Form. Methodische Kompetenz Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Methoden des Lernens Die Schülerinnen und Schüler – ordnen komplexe Wissensbestände und nutzen individuelle Wege des Einprägens und des Erinnerns, indem sie umfangreiche sprachliche Einzelinformationen aufnehmen und anwenden, – sammeln, verarbeiten und präsentieren Informationen bei der themenorientierten Interpretation, – benutzen Nachschlagewerke, Sekundärliteratur und Neue Medien bei der Texterschließung. Methoden des problemlösenden Denkens Die Schülerinnen und Schüler – leiten aus der Beobachtung und Analyse von Sachverhalten Regeln ab, indem sie Gesetzmäßigkeiten der lateinischen Sprache erfassen, – bearbeiten Aufgaben mit wachsendem Methodenbewusstsein, indem sie komplexe lateinische Texte schrittweise erschließen und übersetzen, – beurteilen Sachverhalte und Meinungen, indem sie in der Auseinandersetzung mit lateinischen Texten fremde und eigene Bewertungskriterien aufzeigen. Methoden des hermeneutischen Verstehens Die Schülerinnen und Schüler – erschließen und übersetzen Texte nach hermeneutischen Regeln, indem sie Einzelbeobachtungen und Gesamttext, eigenes Vorverständnis und neue Informationen produktiv aufeinander beziehen, und im Bewusstsein, dass jede Übersetzung eine Interpretation darstellt, – verstehen Texte aus ihrem historischen Kontext, indem sie zwischen aktuellem Vorverständnis und den vergangenen Voraussetzungen der Textproduktion und -rezeption unterscheiden. 17 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Grundlegendes Anforderungsniveau Erhöhtes Anforderungsniveau Methoden der produktiven Rezeption Die Schülerinnen und Schüler – gehen kreativ mit der Muttersprache um, indem sie lateinische Texte in angemessener Form im Deutschen wiedergeben, – verfassen unterschiedliche Texte, indem sie sich produktiv mit lateinischen Werken auseinandersetzen, – präsentieren Ergebnisse ihrer Arbeit adressatengerecht. 18 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Abschlussorientierte Standards für den spät beginnenden Lateinunterricht Schülerinnen und Schüler, die Latein am Gymnasium ab Jahrgang 10 vierstündig oder je zweistündig in den Jahrgängen 9 und 10 belegen oder an Beruflichen Gymnasien oder Gesamtschulen im Jahrgang 11 beginnen, nehmen am spät beginnenden Lateinunterricht teil. Die erworbene fachbezogene Kompetenz ermöglicht den Erwerb des Latinums nach dreijährigem aufsteigenden Unterricht durch die Teilnahme an der mündlichen Abiturprüfung oder eine Ergänzungsprüfung. Es gelten dafür die landesspezifischen Bestimmungen. Sprachkompetenz Bereich Lateinische Sprache Die Schülerinnen und Schüler beherrschen – einen Wortschatz von etwa 1000 Wörtern, inklusive der dazu gehörigen Aussprache- und Betonungsregeln, – Grundregeln der Wortbildung, – die Bedeutung des Lateinischen für Fremd- und Lehnwörter, – die Wortarten und ihre Funktionen im Satz, – die Deklinationen und Konjugationen aktiv und passiv, – wichtige Kasusfunktionen, – wesentliche Tempusfunktionen, – die wesentlichen satzwertigen Konstruktionen, – wesentliche Satztypen (z. B. Haupt-, Neben-, Fragesätze). Die Schülerinnen und Schüler – beschreiben sprachliche Phänomene unter Verwendung der entsprechenden Fachtermini, – benennen einige syntaktische Unterschiede und Parallelen zwischen dem Lateinischen und anderen Sprachen, – stellen Querverbindungen zu anderen Sprachen her. Bereich Texte und Literatur Die Schülerinnen und Schüler – wählen eine passende Bedeutung eines Wortes in Abhängigkeit vom Kontext, – weisen eine durch Sprachreflexion gehobene Ausdrucksfähigkeit in der deutschen Sprache auf, – beschreiben den gedanklichen Aufbau und die Argumentationsstruktur eines Textes und stellen inhaltliche Zusammenhänge her, – verstehen und beurteilen die Aussage und ansatzweise die ästhetische Form von Texten, – weisen exemplarisch auf die gegenseitige Bedingtheit von Übersetzung und Interpretation hin, – zeigen die historische Bedingtheit des Denkens, Schreibens und Urteilens auf, – ordnen exemplarisch Texte in die lateinische Literaturgeschichte ein. 19 Latein Eingangsvoraussetzungen und abschlussorientierte Standards Interkulturelle Kompetenz Die Schülerinnen und Schüler verfügen über Grundkenntnisse – – – – – – der Topografie der antiken Welt, des römischen Alltagslebens, der römischen Geschichte, der römischen Staats- und Gesellschaftsstrukturen, der griechischen und römischen Mythologie, der römischen Architektur. Die Schülerinnen und Schüler – weisen an ausgesuchten Beispielen der Antike und ihrer Rezeption eine fundamentale Bedeutung für die Entwicklung der europäischen Kultur zu, – weisen auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen vergangenen und gegenwärtigen Wahrnehmungen von und Perspektiven auf kulturelle Phänomene hin. Methodische Kompetenz Die Schülerinnen und Schüler – setzen Lernmethoden zum Erwerb und zur Sicherung des behandelten Wortschatzes gezielt ein, – entschlüsseln Texte mithilfe einfacher Satzerschließungsmethoden, – besitzen die Fähigkeit, Zusatzinformationen selbstständig zu erfassen, zu bearbeiten und zu präsentieren (Texterschließungsmethoden), – können größere Textabschnitte zusammenfassen und paraphrasieren, – sind geübt im Umgang mit dem Wörterbuch, – benutzen Nachschlagewerke, Sekundärliteratur und Medien zur Texterschließung. 20 Latein Kompetenzen und Inhalte 4 Kompetenzen und Inhalte Für die fortgeführte Fremdsprache sind die vier Themenfelder 4.1 bis 4.4 verbindlich. Die im Kapitel 2 entfalteten fachbezogenen Kompetenzen sind bei der Behandlung dieser Inhalte zu erwerben. Vorbehaltlich landesspezifischer Regelungen zum Abitur sind vier der folgenden Autoren verbindlich in der Qualifikationsphase: CAESAR, CICERO, OVID, SALLUST, SENECA; VERGIL (nur erhöhtes Anforderungsniveau) Kurse auf grundlegendem Anforderungsniveau behandeln pro Halbjahr mindestens einen inhaltlichen Schwerpunkt. Kurse auf erhöhtem Anforderungsniveau greifen einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt vernetzend auf. Für die spät beginnende Fremdsprache sind die beiden Themenfelder 4.1 und 4.2 verbindlich. Beide Themenfelder werden im Laufe des dreijährigen Lehrganges behandelt. Dabei kommen möglichst viele verschiedene Textgattungen zum Einsatz. Vor allem am Ende der Qualifikationsphase ist die Lektüre sprachlich leichterer bis mittelschwerer Originaltexte aus CAESAR oder CICERO vorgesehen. Die Hinweise zum Kompetenzerwerb im Themenfeld haben empfehlenden Charakter.Die konkrete Unterrichtsplanung erfolgt innerhalb des schulinternen Fachplans als Teil des schulinternen Curriculums. 4.1 Gesellschaft und Alltagsleben Inhalte – die Sozialstruktur der römischen Gesellschaft – römische Männer- und Frauengestalten und ihre Entfaltungsmöglichkeiten – römisches Stadt- und Landleben Kompetenzerwerb im Themenfeld Die Schülerinnen und Schüler sind fähig, – die durch literarische Autoren- und Gattungsintention geprägte Darstellung der römischen Sozialstruktur und Geschlechterverhältnisse in der Literatur kritisch zu beurteilen, – Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Hinsicht auf Stadt- und Landleben in der Antike und der Neuzeit zu benennen, – Aspekte des römischen Alltags mit sozialen Aspekten zu verknüpfen und zu hinterfragen. 21 Latein Kompetenzen und Inhalte 4.2 Geschichte und Politik Inhalte – Gründungsmythen sowie Gedanken der Romidee und der Romkritik – Hauptepochen der römischen Geschichte und die Grundzüge der römischen Verfassung, besonders in der Krise der Republik und im Prinzipat – Darstellungen fremder Völker bei römischen Autoren – ausgewählte Persönlichkeiten der griechischen und römischen Antike – Rhetorik als wichtiges Mittel der Auseinandersetzung in Politik und Rechtswesen der Römer Kompetenzerwerb im Themenfeld Die Schülerinnen und Schüler sind fähig, – Ziele und Wesen ausgewählter politisch-historischer Autoren kritisch wahrzunehmen, – Fragen der Politik, Struktur und Verwaltung innerhalb des Imperium Romanum unter Einbeziehung anderer geschichtlicher imperialer Systeme zu reflektieren, – die Probleme von Krieg und Frieden in Antike und Gegenwart zu vergleichen, – den Aspekt der Manipulation durch die Rhetorik in Geschichte und Gegenwart zu reflektieren, – Wirkungen des römischen Rechts bis auf das moderne Rechtssystem aufzuzeigen. 4.3 Welterfahrung in poetischer Gestaltung Inhalte – Grundlagen der römischen Metrik (Distichon, Hexameter, poetische Stilistik, Versgestaltung) – ausgewählte Bereiche klassischer lateinischer Lyrik, ihre Hintergründe und Motive (z. B. Mythologie, Liebe als Motiv, Biografisches in poetischer Form) – Rezeption dieser Dichtungsformen (in Grundzügen) Kompetenzerwerb im Themenfeld Die Schülerinnen und Schüler sind fähig, – Verse rhythmisch zu lesen, – lyrische Motive zu deuten, zu interpretieren und zu reflektieren sowie zur Biografie des Autors in Beziehung zu setzen, – den ästhetischen Wert von lateinischer Poesie zu erfassen. 22 Latein Kompetenzen und Inhalte 4.4 Philosophie und Religion Inhalte – lateinische Darstellungen von ausgewählten Ansätzen antiker Philosophie (vorzugsweise der Stoa und epikureischen Philosophie) – Formen ihrer späteren Rezeption – die traditionelle römische Staatsreligion und die historische Entwicklung des frühen Christentums (in Grundzügen) Kompetenzerwerb im Themenfeld Die Schülerinnen und Schüler sind fähig, lateinische Texte mit philosophischen Fragestellungen zu verstehen, problembezogen zu reflektieren sowie auf die moderne Zeit zu beziehen, beispielsweise in den Themen – Sinn der Philosophie und ihr Bezug zum Alltag, – individuelles Glück, Lebensziele und (römische) Werte, – Wesen des Staates, Recht, Krieg und Frieden, – Religion. 23 Latein Kurshalbjahre 5 Kurshalbjahre Jedes Kurshalbjahr ist auf den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler und auf die Bewältigung der Anforderungen in den abschlussorientierten Standards auszurichten. Die Kurshalbjahre des grundlegenden Anforderungsniveaus sind identisch mit denen des erhöhten Anforderungsniveaus. In der folgenden Übersicht werden die im Kapitel 4 dargestellten Themenfelder den vier Kurshalbjahren zugeordnet. Für den Kurs auf dem grundlegenden Anforderungsniveau und den Kurs auf dem erhöhten Anforderungsniveau ist diese Zuordnung identisch. In der Qualifikationsphase wird im Kurs auf dem grundlegenden Anforderungsniveau pro Kurshalbjahr mindestens ein Unterthema behandelt. Im Kurs auf dem erhöhten Anforderungsniveau wird pro Kurshalbjahr ebenfalls mindestens ein Unterthema behandelt, wobei im 1., 2. und 3. Kurshalbjahr ein weiteres Unterthema vernetzend aufgegriffen wird. 1. Kurshalbjahr: Gesellschaft und Alltagsleben – die Sozialstruktur der römischen Gesellschaft – römisches Stadt- und Landleben – Männer- und Frauengestalten 2. Kurshalbjahr: Geschichte und Politik – – – – – – Krise und Umbruch Augustus und seine Zeit Darstellung fremder Völker Biografien bedeutender Persönlichkeiten Krieg und Frieden Romidee und Romkritik 3. Kurshalbjahr: Welterfahrung in poetischer Gestaltung – Götter und Menschen – Liebeslust und Liebesleid – der Weg des Aeneas 4. Kurshalbjahr: Philosophie und Religion – – – – philosophische Richtungen der Antike Grundfragen menschlicher Existenz antike Staatsphilosophie Mensch und Natur 24 Latein