Fachprofil Latein Dem Lateinischen kommt – zusammen mit dem Griechischen – „im Kanon der gymnasialen Fächer eine nicht zu ersetzende Basisfunktion zu“ (Institut für Schulpädagogik, München), weil Latein, besonders das grundständige Latein (d.h. als 1. Fremdsprache) viele Vorzüge besitzt: Es fördert die Entwicklung klarer sprachlogischer Strukturen und grundlegender Wortschatzkenntnisse. Somit schafft es wesentliche Voraussetzungen für das Erlernen moderner romanischer Sprachen. Auch für das Englische, dessen Wortschatz zu etwa zwei Dritteln auf das Lateinische zurückgeht, stellt es eine geeignete Vorbereitung (Propädeutik) dar (Englisch lernt sich leichter als Latein). Nicht zu unterschätzen ist der Beitrag des Lateinischen zum Verständnis der Muttersprache. Sprachliche Strukturen werden verdeutlicht und sowohl die Ausdrucksfähigkeit als auch das Text- und Sprachverständnis werden durch exakte Arbeit am Wort gesteigert. Gedächtnis, Konzentration und Abstraktionsvermögen werden in hohem Maße geschult: Wer Latein von Beginn an lernt, lernt von Beginn an Lernen und Denken! Die lateinische Literatur als prägende Kraft des europäischen Denkens repräsentiert Werthaltungen, die in Verbindung mit dem Christentum die geistigen Grundlagen des Abendlandes bilden; die Auseinandersetzung mit ihnen zielt auf eine europäische Orientierung, die in Europa mehr sieht als einen Wirtschaftsraum. Die Kenntnis der antiken Kultur eröffnet ein tieferes Verständnis für abendländische Literatur und Kunst. Lateinische Texte regen als zeitlich entferntes Gegenbild („Folie“) wegen ihres Abstandes zur Gegenwart in ihren Inhalten und Denkmodellen zur kritischen Auseinandersetzung mit einem flüchtigen, mitunter sogar zerstörerischen Modernismus an und tragen dazu bei, unkritische Fortschrittsgläubigkeit zu relativieren. Latein macht somit durch seinen hohen Gehalt an Allgemeinbildung einen zentralen Bestandteil eines umfassenden Bildungsbegriffs aus, der am Kronberg-Gymnasium seit jeher intensiv gepflegt wird. Bundesweit zunehmende Schülerzahlen, zunehmende Präsenz des Lateinischen im Internet und lateinische Popmusik beweisen zusammen mit der neuen Lehrbuchgeneration, dass die klassische Sprache Latein den Anschluss an die Gegenwart gefunden hat – ohne ihre traditionsreichen Charakteristika zu verlieren! Dr. Matthias Ludolph Das ausführliche Fachprofil und den Fachlehrplan geordnet nach Jahrgangsstufen findet man beim Staatsinstitut für Bildungsforschung (ISB).