Fuchs1

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1. Allgemeines über Füchse
1.1 Allgemeines über Füchse: Taxonomie und Terminologie
1.1.1 Wie sind Rotfüchse biologisch zu klassifizieren?
Rotfüchse gehören zum
Stamm der Chordata,
Unterstamm der Wirbeltiere,
Klasse der Säugetiere,
Ordnung der Karnivoren (Raubtiere),
Familie der Caniden,
Gattung Vulpes
Art: Vulpes vulpes.
Allerdings gibt es andere Fuchsarten, die nicht der Gattung Vulpes zuzuordnen sind, wie etwa
der Polarfuchs, der sich der Mitgliedschaft in der Gattung Alopex erfreut.
Auch wenn viele Verhaltensweisen von Füchsen eher katzenartig anmuten, sind sie doch
deutlich enger mit Hund und Wolf verwandt.
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995
1.1.2 Was ist der wissenschaftliche Name für den (europäischen/amerikanischen) Rotfuchs?
Der europäische Rotfuchs trägt den wissenschaftlichen Namen „Vulpes Vulpes“, der
amerikanische Rotfuchs darf sich „Vulpes Vulpes Fulva“ nennen.
1.1.3 Welche anderen Fuchsarten gibt es neben dem Rotfuchs?
Rotfüchse sind sicherlich das, was die meisten Menschen sich unter einem Fuchs vorstellen, und
abgesehen davon auch die weitaus verbreitetsten Füchse. Abgesehen davon, gibt es aber
zahlreiche andere Fuchsarten. Eine von ihnen ist der weiße Polarfuchs (Alopex lagopus), der mit
seinem extrem dichten Fell in den klimatischen Extremregionen der Tundra und der Arktis lebt.
Im Gegensatz dazu durchstreift der zierliche Fennek (Fennecus zerda) die Wüstengebiete
Nordafrikas auf der Suche nach Springmäusen und anderen kleinen Beutetieren, und der
Graufuchs (Urocyon cinereoargenteus) liebt als hervorragender Kletterer die deckungs- und
waldreichen Gebiete in Nord- und Mittelamerika. Damit jedoch nicht genug – es gibt durchaus
noch die eine oder andere weitere Fuchsart, wie etwa den Pampasfuchs (Pseudalopex griseus),
den Bengalfuchs (Vulpes bengalensis), den Kapfuchs (Vulpes chama), den Korsakfuchs (Vulpes
corsac), den in Kanada einst ausgerotteten und jüngst wieder eingeführten Swiftfuchs (Vulpes
velox), oder den niedlichen Kitfuchs (Vulpes macrotis), um nur einige der nach aktuellem
Erkenntnisstand 21 Fucharten zu nennen.
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995.
J.D.Henry, Foxes – Living on the Edge. NorthWord Wildlife Series, 1996
1.1.4 Was bedeutet „schnüren“?
Wenn Füchse es nicht sonderlich eilig haben und sich auch nicht gerade an ein Beutetier
anschleichen, „schnüren“ sie – d.h. ihre Pfotenabdrücke liegen auf einer fast perfekten Geraden,
wie an einer Schnur aufgereiht.
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1.1.5 Gibt es sonst noch irgendwelche wichtigen „fuchsspezifischen“ Begriffe?
Männliche Füchse werden „Rüden“ genannt, Fuchsdamen dagegen „Fähen“. Jungfüchse sind –
ganz genau wie bei Hunden – Welpen. Überdies gibt es eine ganze Reihe von Bezeichnungen für
füchsische Körperteile und Verhaltensweisen in der Jägersprache, die aber für sowohl für den
Alltagsgebrauch als auch im wissenschaftlichen Kontext irrelevant sind und aus diesem Grund
hier nicht näher erläutert werden.
K.Matzen, R.Burrows, Der Fuchs, BLV, München/Wien/Zürich, 1972
1.1.6 Woher kommt die Ähnlichkeit von Fuchs und Katze?
Füchse gehören zur Familie der Caniden, der hundeartigen Raubtiere, und dennoch sind viele
ihrer Verhaltensweisen wie etwa ihre behenden, grazilen Bewegungen oder ihre Taktik beim
Beutefang eher katzenähnlich. Vor etwa 40 Millionen Jahren lebte als gemeinsamer Vorfahre der
heutigen Hunde und Katzen ein wieselähnliches Tier namens Miacidae; danach teilten sich die
Linien jedoch, und als Spross des hündischen Stammbaums entwickelte sich der heutige
Rotfuchs. Die Ähnlichkeit zwischen Füchsen und Katzen ist eine Folge konvergenter
Evolution: Ähnliche Lebensweisen (Habitat, Beute, etc.) führen zur Ausbildung ähnlicher
Eigenschaften.
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995.
1.1.7 Was heißt „Fuchs“ in anderen Sprachen?
Englisch: Fox
Französisch: Renard
Italienisch: Volpe
Spanisch: Zorro
Schwedisch: Räv
Japanisch: Kitsune
Tschechisch: Lishka
Russisch: Lisa
Gälisch: Sionnach
Lateinisch: Vulpes
Holländisch: Vos
1.2 Allgemeines über Füchse: Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise
1.2.1 Was ist das heutige Verbreitungsgebiet des Rotfuchses?
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Durch ihre Intelligenz und Anpassungsfähigkeit können Rotfüchse heute als das erfolgreichste
Landsäugetier nach dem Menschen gelten. Sie verfügen – wieder mit der Ausnahme des
Menschen – über das größte natürliche Verbreitungsgebiet aller Säugetiere: Nahezu ganz Asien
südlich der Tundra (abgesehen von den ganz im Südosten gelegenen Gebieten), Europa,
Nordafrika und Nordamerika. In Australien und einer Reihe von Pazifikinseln wurden Rotfüchse
von Siedlern ausgesetzt, teils mit dem Ziel, Kaninchen"plagen" in den Griff zu bekommen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995
Weltkarte: Verbreitungsgebiet des Rotfuchses
Die rot markierten Areale repräsentieren das heutige Verbreitungsgebiet des Rotfuchses.
1.2.2 Welche Art von Lebensraum bevorzugen Füchse?
Durch ihre unglaubliche Anpassungsfähigkeit können Rotfüchse nahezu überall überleben, wo
sich ihnen genug pflanzliche oder tierische Nahrung bietet. Am liebsten sind ihnen natürlich
sichere deckungs- und waldreiche Gebiete, insbesondere dann, wenn ihnen Gefahr durch
Menschen droht; wo es das nicht gibt, nehmen sie aber auch jederzeit mit den hohen Gebirgen
Osteuropas und Nordamerikas, den Sanddünen Hollands oder den dicht besiedelten Vororten
Londos vorlieb. Obwohl Menschen ihnen so gnadenlos nachstellen, haben Füchse den Weg in
menschliche Siedlungsgebiete gefunden – einerseits gibt es dort leicht erreichbare Nahrung,
andererseits erkennen die intelligenten Tiere, dass ihnen von den dortigen Menschen sehr viel
weniger Gefahr droht als von den Jägern in Wald und Feld.
In gebirgigen Regionen leben Füchse bis zu einer Höhe von 1.800m über NN; in Tibet sogar bis
knapp 4.000m.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
S.Harris, Urban Foxes, Whittet Books, London 1986
1.2.3 Sind Füchse eher tag- oder eher nachtaktiv?
Überall dort, wo Füchse stark von Menschen verfolgt werden, sind sie ausgeprägt dämmerungsund nachtaktiv; allenfalls in der Paarungszeit und während der Erziehung der Welpen sieht man
sie hin und wieder am Tag. In jagdfreien Gebieten kann man Füchse weitaus häufiger im
Sonnenlicht spielen, kämpfen und nach Nahrung suchen sehen.
J.D.Henry, Red Fox – The Catlike Canine, Smithsonian Institution Press, Washington/London,
1986
1.2.4 Halten Füchse sich meist im Bau auf?
Außerhalb der Fortpflanzungszeit sind Füchse eher selten im Bau anzutreffen – viel lieber lassen
sie sich die Sonne auf den Pelz scheinen oder verweilen an einem gut geschützten,
deckungsreichen Ort in ihrem Revier. Lediglich durch sehr ungemütliches Wetter – wie etwa
strömenden Regen – lassen sie sich in den Bau treiben.
Die Geburt der Jungen findet dagegen im sicheren Bau statt, und auch in der Zeit danach hält
sich insbesondere die Füchsin mit ihrem Nachwuchs häufig in der Höhle auf.
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Gelegentlich findet auch die Paarung unterirdisch statt, weil Fuchs und Füchsin – ähnlich wie
Hunde – nach dem Akt bis zu 30 Minuten untrennbar aneinander „hängen“ und eventuellen
Angriffen von Artgenossen oder Menschen in dieser Zeit hilflos ausgeliefert sind.
Außerdem konnte festgestellt werden, dass in Gebieten, in denen Füchse häufig mit Hunden aus
dem Bau gehetzt und erschossen werden („Baujagd“), die Baue signifikant häufiger gemieden
werden als anderswo.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
D. Weber, Wie und wann halten Füchse sich im Bau auf? In: Deutsche Jagd Zeitung, Ausg.
12/1988
1.2.5 Wie ist ein Fuchsbau angelegt?
Fuchsbaue haben in aller Regel zumindest einen sogenannten „Kessel“ – eine Art Raum, in dem
die Füchsin beispielsweise ihre Kinder zur Welt bringt – sowie praktisch immer mehrere
Ausgänge, um dem Baubewohner bei drohender Gefahr ausreichend Fluchtmöglichkeiten zu
bieten. Der Kessel wird von Füchsen nicht ausgepolstert; vielmehr kuscheln sich die
neugeborenen Fuchswelpen in das weiche Fell ihrer Mutter.
Oft graben Füchse ihre Baue auch nicht selber, sondern übernehmen verlassene Dachshöhlen
oder erweitern existierende Kaninchenbaue. Die schlanken Läufe und Pfoten von Füchsen sind
weit weniger gut zum Graben geeignet als die kräftigen Pranken eines Dachses.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
Jungfüchse im Bau
Jungfüchse schauen aus dem Bau... (Foto: Archiv)
1.2.6 Leben Füchse wirklich mit anderen Tieren zusammen in einem Bau?
In der Tat kommt es durchaus vor, dass Füchse in friedlicher Koexistenz mit anderen Tieren einund denselben Bau bewohnen. Insbesondere Dachshöhlen sind oft so geräumig, dass sie neben
dem „Hausherren“ Dachs auch eine Fuchsfamilie als Untermieter beherbergen können. Selbst
Kaninchen teilen sich gelegentlich den Bau mit einem Fuchs, ohne dass dieser Jagd auf die
Langohren macht – „Burgfriede“ heißt dieses Phänomen.
1.2.7 Halten Füchse Winterschlaf?
Nein, Füchse sind auch (oder gerade) im Winter sehr aktiv.
1.3 Allgemeines über Füchse: Aussehen und Erscheinungsbild
1.3.1 Wie sieht ein Fuchs aus?
Wer das Glück hat, so schreibt Leonard Lee Rue III, einen Rotfuchs im Winterfell in einer
schneebedeckten Landschaft zu sehen, hat das Schönheitsideal des Tierreichs vor sich. In der Tat
behaupten neben ihm viele andere Autoren, dass der Rotfuchs das schönste Lebewesen auf
diesem Planeten ist.
Unabhängig von derartigen ästhetische Aspekten ist das Aussehen eines Rotfuchses durchaus
objektivierbar: Rücken, Außenseite der Läufe sowie der größte Teil des Schwanzes sind hell- bis
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rostrot, die Schwanzspitze, Bauch, Hals und die Innenseite der Läufe sind weiß bis hellgrau, in
einigen Fällen auch cremefarben. Die Pfoten sowie die Rückseite der spitzen, dreieckigen Ohren
sind schwarz.
Füchse verfügen über eine relativ lange, schlanke Schnauze; die bei erwachsenen Füchsen
bernsteinfarbenen, bei Fuchskindern oft blauen Augen sind leicht schräg gestellt und haben –
ähnlich wie es bei Katzen der Fall ist - senkrechte Pupillen. Der Rotfuchs hat einen sehr
schlanken und vergleichsweise leichten Körper, wirkt durch den dichten Pelz und den langen,
buschigen Schwanz aber größer und massiger, als er ist.
1.3.2 Wie groß ist ein Fuchs?
Füchse sind kleiner, als viele Menschen sie sich vorstellen – im Schnitt zwar etwas größer, aber
nicht viel schwerer als eine Hauskatze. Fuchsrüden haben eine durchschnittliche Schulterhöhe
von etwa 40cm und messen von der Schnauze bis zur Schwanzspitze gut einen Meter, wobei der
Schwanz knapp ein Drittel dieser Länge ausmacht. Füchsinnen sind im Allgemeinen etwas
zierlicher und leichter als Rüden, die – je nach Lebensraum – im Mittel zwischen 6 und 10 kg
auf die Waage bringen.
1.3.3 Wie sieht eine Fuchsspur aus?
Die Pfotenabdrücke eines Fuchses ähneln denen eines kleinen bis mittelgroßen Hundes, sind
aber eher eiförmig als rund. Die Abdrücke der vier Krallen sind im Allgemeinen gut zu sehen.
Am einfachsten ist eine Fuchsspur zu erkennen, wenn der Fuchs nicht sonderlich in Eile war: Bei
der normalen füchsischen Gangart, dem charakteristischen „Schnüren“, sind alle Pfotenabdrücke
in einem Abstand von 30-40cm schnurgerade aufgereiht. Ein fliehender Fuchs setzt dagegen die
Pfoten nebeneinander, wobei sich die Hinterpfoten vor den Vorderpfoten abdrücken.
1.3.4 Was für eine Zahnformel haben Füchse?
Ganz einfach :)
3142
--------- = 42
3143
Füchse verfügen also über insgesamt 12 Schneidezähne (jeweils 3 auf der rechten und linken
Seite von Unter- und Oberkiefer), 4 Eckzähne, 16 Vorderbackenzähne sowie 10 Backenzähne
(davon 4 im Ober- und 6 im Unterkiefer). Während die Eckzähne (auch Fangzähne genannt) zum
Festhalten der Beute dienen, haben die Backen- und Vorderbackenzähne in erster Linie die
Aufgabe, Fleisch und andere zähe Nahrung zu zerteilen (daher auch die Bezeichnung
"Reißzähne").
1.3.5 Sind alle Rotfüchse rot?
Einige Rotfüchse haben leuchtend rotoranges Fell, aber es gibt keine wirklich tiefroten Füchse.
Die Helligkeit und der Farbton variieren dabei sehr stark – manche Füchse sind eher rot- oder
sogar dunkelbraun, andere blassrot bis nahezu grau, und selbst Albinos wurden schon gesehen.
Die helle rotorangene Farbvariante wird Birkfuchs genannt, dunkle rotbraune Füchse dagegen
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als Brandfüchse bezeichnet, und beim Kreuzfuchs überlappt sich ein dunkler Längsstreifen
auf dem Rücken mit einem Querstreifen über die Schultern.
Auch der Silberfuchs gehört zur selben Art wie der Rotfuchs – oder besser gesagt: Er ist eine
silbergraue bis schwarze Farbspielart des Rotfuchses, die – ähnlich wie der fast weiße
Platinfuchs – häufig auf Pelz“farmen“ gezüchtet wird.
1.3.6 Worin unterscheiden sich Rotfüchse in nördlichen Arealen von Rotfüchsen in südlicheren
(und wärmeren) Gefilden?
Im Allgemeinen sind Füchse in nördlichen Gefilden etwas größer und schwerer als ihre im
Süden lebenden Artgenossen. Größere Lebewesen haben relativ zu ihrer Körpermasse eine
geringere Oberfläche und damit den Vorteil, dass sie ihre wertvolle Körperwärme nicht so rasch
an die Umgebung abgeben. Außerdem verfügen Rotfüchse, die in kälteren Regionen leben, in
aller Regel über ein dichteres Fell.
1.3.7 Riechen Füchse wirklich so unangenehm?
Das liegt wohl im Auge (bzw. in der Nase) des Betrachters. Für einen Fuchsrüden riecht eine
Füchsin mit Sicherheit unglaublich angenehm; menschliche Nasen dagegen würden denselben
Geruch vielleicht eher als aufdringlich beurteilen.
Der intensive „Fuchsgeruch“ kommt durch eine Reihe von Duftdrüsen zustande, die für die
Kommunikation unter Füchsen enorm wichtig sind. Dazu gehören neben Drüsen an den Pfoten
und in den Mundwinkeln vor allem die so genannte „Viole“, eine Duftdrüse an der
Schwanzoberseite, und zwei intensiv riechende Drüsen im After.
1.3.8 Haben Füchse einziehbare Krallen?
Grundsätzlich gehören Füchse zu den hundeartigen Raubtieren (Caniden) und können ihre
Krallen nicht wie Katzen vollständig einziehen. Allerdings sind – im Gegensatz zu Hunden - die
Krallen der Vorderpfoten teilweise einziehbar.
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995
1.3.9 Wie kann man das Alter von Füchsen bestimmen?
Abgesehen davon, dass Jährlinge in der Regel schlanker und zierlicher sind als ältere Füchse, ist
die Altersbestimmung bei wilden Füchsen nahezu unmöglich. Bei gefangenen oder toten Tieren
besteht natürlich die Möglichkeit, das Alter über die Abnutzung des Gebisses zu bestimmen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
1.3.10 Wie kann man Fuchsrüden von Fähen unterscheiden?
Wenn sie uns nicht gerade den Gefallen tun, vor unseren Augen ihr Revier zu markieren oder
andere verräterische Tätigkeiten verüben, ist das bei wildlebenden Füchsen sehr schwer. Rüden
sind etwas größer und massiger als Fähen und haben zumeist auch einen etwas breiteren Kopf;
wirklich verlässliche Anhaltspunkte gibt es aber nicht.
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D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
1.4 Allgemeines über Füchse: Sinnesleistungen, Intelligenz und körperliche Leistungsfähigkeit
1.4.1 Wie gut sind die Sinnesorgane von Füchsen ausgeprägt?
Die Sinnesleistungen von Füchsen sind in allen Belangen rekordverdächtig – sie können Töne
bis zu einer Frequenz von 65 kHz wahrnehmen, wohingegen der menschliche Hörbereich bei
etwa 16 kHz endet. Auch die füchsische Nase ist um Größenordnungen (ca. 400mal) sensibler
als die eines Menschen und braucht sich in keiner Hinsicht vor der eines Spürhundes zu
verstecken.
Ihre katzenähnlichen, vertikal stehenden Pupillen sowie eine reflektierende Schicht im
Augenhintergrund verleihen Füchsen überdies eine sehr gute Nachtsicht durch die optimale
Ausnutzung des Restlichts. Die vertikalen Pupillen schließen tagsüber besser als die bei anderen
Hundeartigen zu findenden runden Pupillen und bieten den empfindlichen Fuchsaugen daher bei
hellem Sonnenschein und reflektierendem Schnee optimalen Schutz. Allerdings ist die
Farbwahrnehmung und Schärfe des füchsischen Sehsinns im Gegensatz zur Nacht- und
Bewegungswahrnehmung – ähnlich wie bei Katzen – nicht so ausgeprägt wie beim Menschen.
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995
Füchse verfügen über senkrecht stehende Pupillen und sehr gute Nachtsicht (Foto: Archiv)
1.4.2 Wie alt werden Füchse?
Füchse können durchaus 12 bis 15 Jahre alt werden – wenn man sie lässt. Leider stellt der
Mensch ihnen an den meisten Orten auf der Erde so erbarmungslos nach, dass den allermeisten
Füchsen noch vor ihrem ersten Geburtstag das Fell über die Ohren gezogen wird.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
K.Matzen, R.Burrows, Der Fuchs, BLV, München/Wien/Zürich, 1981
1.4.3 Wie schnell können Füchse rennen?
Füchse können kurzzeitig bis zu 55 km/h erreichen und würden damit einen Hundert-MeterSprint gegen jeden Menschen bequem gewinnen, halten diese beachtliche Geschwindigkeit
jedoch nicht über größere Distanzen durch. Gegenüber ausgeprägten Fluchttieren wie etwa
Feldhasen stehen sie damit auf verlorenem Posten – Hasen erreichen mühelos 70 km/h und sind
dabei weitaus wendiger als ein Fuchs.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
1.4.4 Wie hoch können Füchse springen?
Zäune und Mauern von 1,80 Meter Höhe stellen für einen Fuchs kein unüberwindbares
Hindernis dar.
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1.4.5 Sind Füchse wirklich so schlau?
Systematische Untersuchungen dazu gibt es leider nicht – und sie wären wohl auch wenig
aussagekräftig, denn eine an der üblichen menschenzentrierten Intelligenzdefinition ansetzende
Studie würde die spezifischen Erfordernisse und Bedingungen des Lebens wilder Tiere
vollkommen außer Acht lassen. Die Frage lässt sich daher nur anhand von Indizien beantworten:
* Füchse stellen sich beispielsweise tot, um die Aufmerksamkeit von Aasfressern wie etwa
Krähen auf sich zu ziehen, und erbeuten diese, wenn sie sich dem vermutlich toten Tier genähert
haben. Lange Zeit wurde dies von Biologen als Märchen abgetan, bis es in den sechziger Jahren
erstmals einem russischen Tierfotografen gelang, dieses Verhalten auf Bildern festzuhalten.
* Verschiedene Autoren berichten davon, dass Füchse zu einem stacheligen Ball
zusammengerollte Igel erbeuten, indem sie sie ins Wasser rollen und auf diese Weise dazu
zwingen, ihren „Rundum-Schutzpanzer“ zu öffnen.
* Der Verhaltensforscher Dröscher berichtet über das „Charming“, einer Technik, die Füchse bei
der Kaninchenjagd benutzen – ohne dem Kaninchen offensichtliche Aufmerksamkeit zu
schenken, tollen Füchse wild in der Gegend herum und nähern sich dabei Stück für Stück der
gleichermaßen irritierten wie faszinierten Beute, bis sie diese packen können
* Als der Biologe Labhardt Füchse zu Forschungszwecken mit Kastenfallen fangen wollte,
erlebte er sein blaues Wunder – die Füchse lernten rasch, den trickreich befestigten Köder zu
stehlen, ohne dass die Falle zuschnappte, wobei „der Fuchs... dazu äußerst subtil und vorsichtig
vorgegangen sein (musste)“. Labhardt schreibt weiter: „Ohne Zweifel hat der Fuchs an der Falle
menschliche Duftspuren wahrgenommen und war sich einer Gefahr bewusst. Und es scheint so,
als ob er Einsicht in die Funktionsweise der Falle hatte, wahrscheinlich ohne eine solche je in
Betrieb erlebt zu haben, und alles in der Dunkelheit der Nacht.“.
* Deutsche Jagdzeitschriften stilisieren die Fuchsjagd makabrerweise gerade aufgrund der
füchsischen Intelligenz zu etwas besonders Reiz- und Lustvollem empor: Unter allen Wildarten
sei gerade das Töten eines Rotfuchses die größte „jagdliche Herausforderung“.
Wie dem auch sei – alles deutet darauf hin, dass an der sprichwörtlichen Schläue von Füchsen
durchaus etwas dran ist. Allerdings dürfte es eine große interindividuelle Variationsbreite geben
– der unerfahrene Jährling hatte schließlich weit weniger Gelegenheit zum Lernen als ein „alter
Fuchs“.
V.B.Dröscher, Wiedergeburt – Leben und Zukunft bedrohter Tiere, dtv, München 1988
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
sowie Veröffentlichungen in den überregionalen deutschen Jagdzeitschriften „Wild und Hund“,
„Jäger“, „Die Pirsch“, „Deutsche Jagd Zeitung“ sowie „Unsere Jagd“.
1.4.6 Können Füchse schwimmen?
Ja (wie auch Hunde), allerdings sind sie nicht die allerbesten Schwimmer im Tierreich.
1.4.7 Können Füchse auf Bäume klettern?
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Rotfüchse sind vergleichsweise schlechte Kletterer und können allenfalls sehr einfache
Kletteraufgaben bewältigen. Mit Katzen oder den exzellent kletternden Graufüchsen können sie
es bei weitem nicht aufnehmen.
1.5 Allgemeines über Füchse: Nahrung und Feinde
1.5.1 Wovon ernähren sich Füchse?
Auch wenn Füchse aus taxonomischer Sicht Karnivoren, also Fleischfresser sind, besteht ihre
Nahrung keineswegs nur aus Fleisch – insbesondere im Sommer, wenn Früchte und Beeren reif
sind, steigt der Rotfuchs zu wesentlichen Teilen auf bequem erreichbare pflanzliche Kost um.
Bei einer im Sommerhalbjahr durchgeführten Untersuchung im Saarland fand man in den Mägen
von 37 von 55 erschossenen Füchsen Obstreste.
Füchse jagen – im Gegensatz etwa zum Rudeljäger Wolf – fast immer allein, und ihre Beute sind
dementsprechend Lebewesen, die deutlich kleiner sind als sie selbst. Hauptbeute von Füchsen
sind ohne jeden Zweifel Mäuse, die in manchen Gebieten bis zu 90 Prozent der Fuchsnahrung
ausmachen. Kaninchen stehen aufgrund ihrer Häufigkeit ebenfalls relativ weit oben auf der
füchsischen Speisekarte, und – man höre und staune – auch Regenwürmer erfreuen sich großer
Beliebtheit. Der Biologe Macdonald beobachtete beispielsweise Füchse, die im Sommer in einer
einzigen Nacht 150 Regenwürmer fingen und damit knapp zwei Drittel ihres täglichen
Energiebedarfs deckten. In der Nähe menschlicher Siedlungen bedienen sich Füchse überdies
gerne an den Abfällen unserer Zivilisation, vom MacDonald´s-Hamburger bis zur nur halb
aufgegessenen und achtlos weggeworfenen Pizza.
Demgegenüber sind weniger häufige Wildtiere wie etwa Wildgeflügel oder auch Feldhasen nur
sehr selten auf der Speisekarte von Füchsen zu finden. Einerseits ist es für den Fuchs
Zeitverschwendung, erfolglos nach seltener und dementsprechend schwer zu findender Beute zu
suchen, andererseits ist etwa ein gesunder Hase keine Beute für einen noch so schnellen Fuchs –
mit ihren kräftigen Hinterläufen können die Langohren sich aus dem Stand auf mehr als 70 km/h
katapultieren. Untersuchungen zeigen, dass der bei weitem größte Teil der von Füchsen
gefressenen Hasen als Aas aufgenommen wird.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
J.D.Henry, Red Fox – The Catlike Canine, Smithsonian Institution Press, Washington/London,
1986
1.5.2 Wieviel Nahrung brauchen Füchse am Tag?
Nach Macdonald, einem renommierten Fuchsforscher, können Füchse über einen gewissen
Zeitraum mit lediglich 50 kcal pro Tag auskommen, ohne dass sich das in ihrem Verhalten
niederschlägt. Im Schnitt brauchen erwachsene Füchse aber zumindest 600 kcal pro Tag, um
dauerhaft zu überleben.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
1.5.3 Wie jagen Füchse ihre Beute?
Füchse sind von der Natur zum Raubtierdasein bestimmt und bedienen sich bei der
Nahrungssuche einer Mischung aus Lauern und Stöbern – beim Durchstreifen ihres Reviers
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stecken sie die Nase in jedes viel versprechende Dickicht und Erdloch, suchen auf Feldern
nach kleinen Beutetieren, warten einige Zeit vor Mauselöchern, und begnügen sich oftmals
schließlich damit, nach regnerischem Wetter an die Oberfläche gekommene Regenwürmer
aufzulesen.
Charakteristisch für die Mäusejagd ist der typische Beutesprung der Füchse: Hat der Fuchs seine
Beute ausgemacht, katapultiert er sich beinahe senkrecht in die Luft und drückt die Maus mit den
Krallen seiner Vorderpfoten zu Boden. Dann packt er sie mit den Fangzähnen und tötet sie.
Beim Auflesen von Regenwürmern kommen dem Fuchs seine sensiblen Schnurrbarthaare
zugute: Mit gesenktem Kopf streift er über Acker, Wege und abgeerntete Felder. Wann immer
seine Schnurrhaare einen sich vom Boden nach oben räkelnden Regenwurm berühren, schnappt
er zu.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995
1.5.4 Können Füchse ihre Beutetiere ausrotten?
Diese Frage lässt sich in Bezug auf das gesamte natürliche Verbreitungsgebiet von Füchsen mit
einem klaren Nein beantworten. Füchse haben dort schon seit Jahrtausenden mit den
betreffenden Beutearten koexistiert, und wenn durch die Veränderung der Lebensbedingungen
von Räuber und Beute die betreffende Beuteart seltener wird, stellt sich ein Nahrungsgeneralist
wie der Fuchs eben auf eine häufigere Beute um. Dieses Phänomen, das in der Natur das Seltene
auf Kosten des Häufigen schützt, nennt sich in der biologischen Terminologie
„Schwelleneffekt“.
Um einige „Hard Facts“ zu nennen: Selbst in osteuropäischen Ländern, in denen Hasen noch in
großer Zahl vorhanden sind, liegt der Anteil der gefundenen Fuchslosungen mit Hasenresten
unter 10%, Studien im Bliesgau wiesen ihn in den Monaten Januar bis Mai mit 4,8%, sonst mit
unter 2% aus, wohingegen keine Verluste bei den in geringen Dichten vorkommenden
Rebhühnern und Fasanen festzustellen waren. Im Saarland war der Wildgeflügelanteil während
einer dreijährigen Studie mit durchschnittlich 3,5% zu beziffern, im Rheintalgraben wurde der
Anteil der zu Jagdzwecken ausgesetzten Fasanen mit 1,82%, der des Rebhuhns mit 0,156%
angegeben, in Polen und der zu diesem Zeitpunkt noch existenten DDR lag der Anteil von
vogelhaltigen Fuchslosungen bei durchschnittlich 5,5% - und Untersuchungen in der Camargue
ergaben, dass Entenvögel insbesondere dann erbeutet werden, wenn viele von ihnen durch die
Jagd angeschossen oder geschwächt sind.
Leider behaupten trotz dieser eindeutigen Beweislage viele Jäger, Füchse „müssten“ bejagt
werden, weil sie ihre Beutetiere ausrotteten. Grund dafür ist wohl, dass man einerseits die in
Fuchsmägen landenden Tiere lieber selber erschießen würde, andererseits aber die massive
Verfolgung des Rotfuchses rechtfertigen möchte.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
11
F.Labhardt, Zur Ernäherungsstrategie von Rotfüchsen im Saarland. In: Fuchs-Symposium
Koblenz, Heft 20 der Schriften des AK Wildbiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen,
Melsungen 1991
P.Reynolds, Preliminary observations on the food of the fox in the Camargue, with special
reference to rabbit predation. Mammalia, 43/1979
H.Matejka, P.Roeben, E.Schroeder, Zur Ernährung des Fuchses im offenen Kulturland.
Säugetierkunde, 42/1977
1.5.5 Betreiben Füchse Vorratswirtschaft?
Haben Füchse im Herbst oder Winter viel Erfolg bei der Nahrungssuche, vergraben sie den gut
haltbaren Überschuß der Beute in Verstecken, die zumeist durch besondere Merkmale in näherer
Umgebung (beispielsweise besondere Bäume und Büsche) gekennzeichnet sind. Für diese
Verstecke besitzen Füchse selbst nach längerer Zeit ein beeindruckendes Gedächtnis – in einem
von dem Verhaltensforscher Dröscher beschriebenen Beispiel fand ein Fuchs im Winter 43 von
44 Verstecken wieder (eine Aufgabe, an der menschliche Familienväter an Ostern nach viel
kürzerer Zeit systematisch scheitern). Höchstwahrscheinlich spielt bei der Feinortung der
vergrabenen Nahrung der Geruchssinn eine wichtige Rolle.
J.D.Henry, Red Fox – The Catlike Canine, Smithsonian Institution Press, Washington/London,
1986
V.B.Dröscher, Wiedergeburt – Leben und Zukunft bedrohter Tiere, dtv, München 1988
N.Tinbergen, Von den Vorratskammern des Rotfuchses (Vulpes vulpes, Linné). Zeitschr. f.
Tierpsychologie, Heft 2, 1964
1.5.6 Welche Funktion erfüllen Füchse in der Natur?
Einerseits sind sie wichtige Aasvertilger und Mäusejäger, andererseits haben sie eine große
Bedeutung für Gesundheit und Kondition ihrer Beutebestände. Gerade kranke und geschwächte
Tiere fallen Füchsen nämlich am leichtesten zum Opfer; mögliche Seuchenherde werden
dadurch rasch eliminiert.
1.5.7 Was sind die bedeutendsten Feinde von Füchsen?
Diese Frage lässt sich sehr, sehr einfach beantworten. Menschen, und dabei insbesondere Jäger
und Fallensteller, die an dem Fell oder auch einfach nur an der Tötung des Fuchses gefallen
finden, sind in einem wesentlich Teil seines Verbreitungsgebietes die einzigen (dafür aber umso
erbitterteren) Feinde des Rotfuchses. Sie sind Studien zufolge für 56% bis über 80% der
Todesfälle unter Füchsen verantwortlich. Dort, wo es Wolf, Steinadler und Luchs noch gibt,
stellen sie insbesondere für Jungfüchse eine Gefahr dar. Da sie sich aber auf andere Beutetiere
spezialisiert haben und Füchse vergleichsweise wehrhaft sind, fällt diesen Beutegreifern nur ein
sehr kleiner Teil der Fuchspopulation zum Opfer.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
12
2. Ökologie und Verhalten
2.1 Ökologie und Verhalten: Füchsische Kommunikation
2.1.1 Wie verständigen Füchse sich untereinander?
Füchse verfügen über ein komplexes Verständigungssystem. Sie kommunzieren über eine
Vielzahl unterschiedlicher Laute, wie etwa Bellen, Keckern, Knurren, Winseln in
unterschiedlichen Tonhöhen, -folgen und Lautstärken. Außerdem spielen Gesichtsausdrücke und
Körperhaltung – ähnlich wie bei Hunden – eine wichtige Rolle. Zuguterletzt sind auch Gerüche
in der „interfüchsischen Kommunikation“ von großer Wichtigkeit. Die Gerüche von Duftdrüsen
unter den Pfoten, im Gesicht, am Schwanz und am After, sowie der Duftstoffe im Urin enthalten
eine Menge für einen Fuchs einfach zu dekodierender Information.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
G.Tembrock, Versuch einer Anaylse des Imponierverhaltens beim Rotfuchs, Zeitschr. f.
Tierpsychologie, Heft 5, 1962
2.1.2 Was für Laute geben Füchse von sich?
Füchse kommunzieren über eine Vielzahl unterschiedlicher Laute, wie etwa Bellen, Keckern,
Knurren, Winseln in unterschiedlichen Tonhöhen, -folgen und Lautstärken. Dazu gehört
beispielsweise das sogenannte „Ranzbellen“ (Ranzzeit=Paarungszeit), eine weithin hörbare
Folge von drei bis sechs kurz hintereinander geäußerten Lauten, mit der ein Fuchspaar über
größere Distanz Kontakt hält. Fuchseltern bedienen sich leiser, kurzer Laute, wenn sie ihre
Kinder nach erfolgreicher Jagd aus dem Bau rufen wollen. Bei aggressiven
Auseinandersetzungen geben Füchse mit weit geöffnetem Mund Keckerlaute von sich,
rangniedrige Tiere unterwerfen sich ranghöheren Füchsen mit hochfrequentem Winseln. Die
lauteste Äußerung von Füchsen ist wohl der Warnschrei, ein helles, langgezogenes Bellen, mit
der andere Füchse – insbesondere Jungfüchse – vor drohenden Gefahren gewarnt werden sollen.
Einige Fuchslaute können über die folgenden Links im WAV-Format heruntergeladen werden:
Paarungsruf
Jungfuchs
Spielende Jungfüchse
Typischer Fuchsruf
Weitere Fuchslaute finden sich auf der folgenden Website:
The Fox Den
G.Tembrock, Beobachtungen zur Fuchsranz unter besonderer Berücksichtigung der Lautgebung,
Zeitschr. f. Tierpsychologie, Heft 16, 1959
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
13
2.2 Ökologie und Verhalten: Familienleben
2.2.1 Wann verlassen Jungfüchse zum ersten Mal den Bau?
Im Alter von drei bis vier Wochen.
Füchsin kuschelt mit Jungfuchs
Füchsin mit Jungfuchs (Foto: Archiv)
2.2.2 Was ist eine typische Wurfgröße bei Füchsen?
Interessanterweise hängt die Wurfgröße bei Füchsen nicht nur vom Nahrungsangebot, sondern
insbesondere auch von den erlittenen Verlusten ab. Im Normalfall bringt eine Füchsin drei bis
fünf Junge zur Welt; in Gebieten, in denen Füchse stark verfolgt werden, können es jedoch
doppelt so viele sein. Auf diese Weise können Verluste schnell wieder ausgeglichen werden.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London
Jungfüchse am Bau
Jungfüchse vor dem Bau (Foto: Schumann)
2.2.3 Wie lange dauert die Schwangerschaft bei Rotfüchsen?
Die Angaben in der Literatur variieren zwischen 52 und 63 Tagen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
2.2.4 Können neugeborene Füchse sehen, hören, ...?
Nein, Füchse werden blind und taub geboren und bedürfen daher in den ersten Lebenswochen
einer sehr intensiven Pflege durch ihre Mutter. Am 12. bis 14. Lebenstag öffnen sie zum ersten
Mal die Augen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.2.5 Leben Füchse monogam (in Einehe)?
In stabilen Fuchspopulationen leben Füchse monogam, d.h. jeder Fuchs paart sich nur mit einer
Füchsin. Oft kommt es in aufeinanderfolgenden Jahren dann wieder zu derselben Partnerwahl, so
dass lebenslange Einehen nicht unwahrscheinlich sind.
Leider werden Füchse heutzutage jedoch an vielen Orten von Menschen derart verfolgt, dass es
aufgrund der hohen Sterberate gar nicht zu solcherlei stabilen Bindungen kommen kann. Wo bei
Fuchspopulationen in jagdfreien Gebieten klare Reviergrenzen und soziale Verhältnisse mit
einem Mimimum an Stress herrschen, driften stark verfolgte Fuchsgesellschaften ins Chaos ab –
14
Familienverbände brechen auseinander, der Jagddruck führt zu hohem individuellem Stress,
langfristigere Bindungen werden allein schon durch die hohe Sterbewahrscheinlichkeit
unmöglich.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
H.Stern, Rettet die Wildtiere, pro Natur, München 1982
H.Sielmann,Der Klügere gibt nach. Abenteuer Natur, Ausg. 2/1995
2.2.6 Leben Füchse in Rudeln zusammen?
Nein. Bei relativ hohen Bestandsdichten und stabilen sozialen Verhältnissen leben Füchse aber
in Familienverbänden, bestehend aus den Jungfüchsen und ihren Eltern sowie häufig noch
einigen älteren Töchtern der ranghöchsten Füchsin, die sich zwar sexuell enthalten, sich aber
durch Nahrungsbeschaffung und Bewachung an der Aufzucht der Jungen beteiligen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
Füchse beknabbern sich
Fuchsfamilie bei der gegenseitigen Fellpflege (Foto: Schumann)
2.2.7 In welchem Alter sind Rotfüchse ausgewachsen/geschlechtsreif/selbständig?
Jungfüchse verlassen das elterliche Revier normalerweise im Herbst ihres ersten Lebensjahres,
um sich ein eigenes Territorium zu suchen, und sind von da an auf sich selbst gestellt.
Geschlechtsreif werden Füchse bereits mit etwa neun Monaten, ausgewachsen sind sie mit 10-11
Monaten.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.2.8 Verlassen alle Jungfüchse das Revier ihrer Eltern?
Nicht zwangsläufig. Wenn die sozialen Verhältnisse stabil und die Bestandsdichten relativ hoch
sind, bleiben Füchsinnen häufig noch länger bei ihren Eltern. Sie enthalten sich sexuell, helfen
jedoch bei der Aufzucht der Jungen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.2.9 Wann und wie paaren sich Füchse?
Füchse paaren sich im Februar nach einem wochenlangen, mal hitzigen, mal zärtlichen Vorspiel.
Die Füchsin ist nur während einiger weniger Tage empfängnisbereit, und genau diesen Zeitpunkt
15
muss der Fuchsrüde abpassen. Aus diesem Grund weicht er ihr für geraume Zeit nicht von der
Seite, duldet keine Nebenbuhler im Revier, und prüft ständig – durch Beschnuppern oder
vorsichtige Annäherungsversuche – den „Stand der Dinge“.
Die Paarung wird nach Hundeart vollzogen; ähnlich, wie es auch bei Hund und Wolf der Fall ist,
„hängt“ das Liebespaar nach dem Akt für 20 bis 30 Minuten aneinander und ist während dieser
Zeit natürlich jeglichen Angriffen von außen wehrlos ausgeliefert.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
2.2.10 Wann werden die Jungfüchse geboren?
Normalerweise im April, frühestens im März, spätestens Anfang Mai bringt die Füchsin in der
Sicherheit des Fuchsbaus drei bis fünf, gelegentlich auch mehr Welpen zur Welt.
2.2.11 Kümmert sich der Fuchsrüde um die Aufzucht seiner Kinder?
Sowohl Fuchs als auch Füchsin sind liebevolle und treusorgende Eltern. Wenn der Fuchsrüde
nicht erschossen wird oder durch einen Unfall ums Leben kommt, hilft er der Füchsin bei der
Jungenaufzucht, indem er seine Familie mit Nahrung versorgt, sie bewacht und gegen eventuelle
Feinde verteidigt. Sind die Jungen alt genug, kann man ihn auch desöfteren beim Spiel mit den
Jungfüchsen beobachten.
Wird die Füchsin getötet, und die Jungfüchse sind bereits von der Muttermilch entwöhnt,
übernimmt der Fuchsrüde die Aufzucht der Jungen.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
R.L.Grambo, The Nature of Foxes – Hunters of the Shadows, Greystone Books,
Vancouver/Toronto 1995
Fuchsfamilie
Familienidyll in fuchsjagdfreiem Gebiet: Fuchspaar mit vier Kindern (Foto: Schumann)
2.2.12 Können Füchse (wie Haushunde) mehrmals im Jahr Junge bekommen?
Nein, wie andere wildlebenden Caniden (Hundeartige) nur einmal im Jahr.
2.2.13 Wie lange werden Jungfüchse gesäugt?
Normalerweise zwischen 8 und 12 Wochen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.2.14 Wie hoch ist das Geburtsgewicht von Füchsen?
Lediglich 80-150 Gramm.
16
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.2.15 Wann bekommen Jungfüchse ihre ersten Zähne?
Normalerweise mit etwa drei Wochen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.3 Ökologie und Verhalten: Reviere und Territorialität
2.3.1 Wie groß ist ein durchschnittliches Fuchsrevier?
In städtischen Gebieten in der Größenordnung von einem viertel Quadratkilometer; in gebirgigen
Regionen dagegen bis zu 40 Quadratkilometer.
2.3.2 Wie kämpfen Füchse um Reviere?
Kämpfe zwischen füchsischen Widersachern sind stark ritualisiert und basieren eher darauf, den
Gegner durch Größe einzuschüchtern und ihn durch Kraft und Körpermasse zu besiegen, als auf
dem Einsatz von Zähnen und Krallen. Die beteiligten Füchse zeigen eine ausgeprägte
Beißhemmung und verletzten einander bei derartigen Kämpfen praktisch nie in nennenswertem
Ausmaß.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Keiner der beteiligten Füchse wird in seinem ohnehin harten
Überlebenskampf durch zusätzliche Verletzungen geschwächt.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
V.B.Dröscher, Wiedergeburt – Leben und Zukunft bedrohter Tiere, dtv, München 1988
Füchse beim rituellen Kampf...
Kämpfe zwischen rivalisierenden Füchsen sind stark ritualisiert (Foto: Schumann)
2.3.3 Wie grenzen Füchse ihr Revier ab?
Durch Kot- und Urinmarken, die bevorzugt an auffälligen Stellen abgesetzt werden, sowie
akustisch durch Lautäußerungen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
2.4 Ökologie und Verhalten: Populationsdynamik
2.4.1 Was ist die häufigste Todesursache von Rotfüchsen?
Dort, wo Füchse – wie in den größten Teilen Europas, Asiens und Nordamerikas – von
Menschen verfolgt werden, gehen Studien zufolge 56% bis über 80% der Todesfälle auf das
Konto von Jägern oder Fallenstellern. Wo Kopfprämien für Füchse gezahlt werden, ist das
Gemetzel besonders schlimm: In Zentral-Iowa sterben 84% der Füchse vor ihrem ersten
17
Geburtstag, in Ontario sind 80% der getöteten Füchse Jungtiere. Untersuchungen in
Deutschland sagen aus, dass 56% bis 75% der Füchse durch die Jagd zu Tode kommen.
Eine andere gravierende Todesursache für Füchse ist dort, wo sie grassiert, die Tollwut, und
auch dem Straßenverkehr fallen viele Füchse – vor allem unerfahrene Jungtiere – zum Opfer.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
2.4.2 Können Füchse überhand nehmen/gibt es „zu viele“ Füchse?
Von Menschen, die ein Interesse daran haben, Füchse zu töten – ob aus Spaß oder Sport, wegen
des Pelzes oder weil sie in Füchsen lästige Beutekonkurrenten sehen – wird mit beeindruckender
Regelmäßigkeit behauptet, es gäbe „zu viele“ Füchse, oder Füchse würden „überhand nehmen“,
wenn man ihnen nicht mehr mit Flinte und Falle nachstellte.
Ob es „zu viele“ Füchse gibt, liegt letzten Endes im Auge des Betrachters. Für Menschen, die
möglichst jeden zu Jagdzwecken ausgesetzten Fasan anschließend auch wieder abschießen
wollen, ist jeder Fuchs einer zu viel – „wer Füchse sieht, hat zu viele davon“, titelte daher eine
große deutsche Jagdzeitschrift. Wer dagegen an einer friedlichen Koexistenz mit Füchsen
interessiert ist, sich vielleicht sogar an ihrem Anblick und ihrer Beobachtung erfreut, oder ihre
Dienste bei der Bekämpfung von Wildtierkrankheiten und der „Schädlings“bekämpfung schätzt,
wird niemals „zu viele“ Füchse vorfinden.
Füchse stehen am oberen Ende der Nahrungskette. Ihre Bestände wurden und werden nicht
durch eventuelle Freßfeinde bestimmt, sondern über ein komplexe Sozialsystem reguliert, durch
das stabile Bestände mit einem Minimum an individuellem Stress etabliert werden. Verfolgt man
Füchse nicht, ist also die Sterberate gering, leben Füchse in Familienverbänden aus einem Rüden
und mehreren Füchsinnen zusammen, von denen sich aber – ähnlich wie bei Wolfsrudeln – nur
die dominante paart. Die anderen Füchsinnen haben lediglich eine Helferfunktion bei der
Aufzucht und beim Beschützen der Jungen inne. Infolgedessen beschränkt dieses System
automatisch die Geburtenrate und hält die Fuchspopulation auf einem konstanten Niveau, da nur
ein kleiner Teil der Fähen schwanger wird. „Geburtenbeschränkung statt Massenelend“,
kommentierte der Biologe Erik Zimen dieses Phänomen.
Weitere Informationen unter Frage 2.4.3: „Ist es möglich, Fuchspopulationen mit Gewehr und
Falle zu reduzieren?“
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
E.Zimen, Beitrag zum Fuchs-Symposium der NABU-Akademie Gut Sunder, 1997
2.4.3 Ist es möglich, Fuchspopulationen mit Gewehr und Falle zu reduzieren?
Dies wurde vielerorts bereits versucht – insbesondere in Mitteleuropa in den siebziger Jahren,
wo die Landwirtschaftsminister zur Tollwutbekämpfung den „Gastod aller erreichbaren Füchse“
anordneten. Mit Flinten, Fallen, Hunden und Giftgas rückte man damals dem armen Reineke zu
18
Leibe, betrieb die Massenvernichtung von Welpen am Bau, und befördete bei dieser
Gelegenheit nebenbei durch blindwütigen Baubegasungs-Aktionismus den Dachs auf die Liste
bedrohter Tierarten.
Allerdings ließen sich weder die Tollwut noch die Fuchspopulationen von dieser gnadenlosen
Hatz beeindrucken – am Ende gab es eher mehr als weniger Füchse. Grund dafür ist, dass in die
2.4.2 („Können Füchse überhand nehmen?“) beschriebenen Familienverbände, die einen stabilen
Bestand und eine niedrige Geburtenrate zur Folge haben, in stark verfolgten Fuchspopulationen
durch das permanente Chaos, den hohen individuellen Stress und die große
Sterbewahrscheinlichkeit auseinanderbrechen. Fuchs und Füchsin finden sich in der Paarungszeit
eher zufällig, die Bindungen sind von eher kurzer Dauer, und der Fuchsrüde zieht meist nach der
Paarung weiter, um bei der nächsten Fähe sein Glück zu versuchen. Auf einmal werden nahezu
alle Fähen schwanger; die Geburtenrate steigt drastisch. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass
bei stark bejagten Fuchspopulationen die mittlere Wurfgröße deutlich höher liegt als bei Füchsen
in jagdfreien Gebieten.
Kurz gesagt: Selbst mit drastischen Maßnahmen kann man Fuchspopulationen nicht
„reduzieren“ – und es ist auch gar nicht erforderlich, denn die Dichteregulation übernimmt das
füchsisiche Sozialsystem weit effektiver, als wir es jemals könnten. Fuchsjagd kurbelt lediglich
die „Produktion“ von Nachwuchs an und dient damit allenfalls jenen Menschen, die Spaß am
Töten von Füchsen haben oder damit Geld verdienen, ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
2.4.4 Was für Auswirkungen haben hohe Verluste auf das Sozialleben von Füchsen?
Studien zeigen, dass Füchse in Jagdgebieten weitaus weniger Zeit damit verbringen, mit ihren
Jungen zu spielen. Dafür konzentrieren sie sich stärker darauf, Wache zu halten. In stark
bejagten bzw. von Seuchen heimgesuchten Fuchspopulationen sind die interindividuellen
Bindungen weniger intensiv und kürzer, das Durchschnittsalter der Tiere naheliegenderweise
niedriger, die Stabilität von Familiengemeinschaften ungleich geringer.
Füchse, die unter hohem Jagddruck zu leiden haben, sind sehr viel scheuer. Während es an
Orten, an denen Füchse schon seit Generationen verfolgt werden, schwer ist, sie zu beobachten,
stören sich Füchse in jagdfreien Reservaten kaum an der Gegenwart von Menschen.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
J.D.Henry, Red Fox – The Catlike Canine, Smithsonian Institution Press, Washington/London,
1986
D. Weber, Wie und wann halten Füchse sich im Bau auf? In: Deutsche Jagd Zeitung, Ausg.
12/1988
D.Weber, Ohne Jäger nicht wild. Nationalpark, Ausg. 4/1982
3. Füchse und Wildtierkrankheiten
19
3.1 Wildtierkrankheiten: Tollwut
3.1.1 Was ist Tollwut?
Tollwut ist eine ansteckende, ohne sofortige Behandlung tödlich verlaufende Viruskrankheit, die
durch Speichel oder Blut (in der Regel den Biß eines infizierten Tieres) übertragen wird.
Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Atemkrämpfe, Wasserscheu, oft
Wutanfälle. Die Inkubationszeit beträgt 20-60 Tage. Durch die Möglichkeit von Impfung
(unmittelbar nach dem Biß ist auch eine Heilimpfung noch möglich) hat die Tollwut für den
Menschen und Haustiere ihren Schrecken weitgehend verloren.
Weitaus mehr leiden Wildtiere unter der Tollwut, und darunter vor allem jene Arten, die
besonders empfänglich für die Tollwut sind. Zu diesen Tieren gehören beispielsweise Füchse
und Waschbären.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
3.1.2 Wie groß ist die Gefahr, an Tollwut zu erkranken?
Hochrechnungen für Deutschland aus den 1980er Jahren, als die Tollwut noch großflächig
grassierte, wiesen die Wahrscheinlichkeit für einen Menschen, an Tollwut zu erkranken, mit 1:
171.875.000 aus. Heute, nachdem die Tollwut flächendeckend besiegt ist, dürfte es noch einige
Größenordnungen unwahrscheinlicher sein.
H.Hagen, Wie edel ist das Waidwerk, Ullstein, Hamburg 1984
3.1.3 Woran erkennt man einen an Tollwut erkrankten Fuchs?
Tollwutkranke Füchse zeigen keinerlei Scheu mehr vor dem Menschen. Das soll aber
ausdrücklich nicht heißen, dass auch der Umkehrschluss gilt – nicht jeder zutrauliche Fuchs ist
tollwütig. Gedanken sollte man sich aber spätestens dann machen, wenn sich der Fuchs auch
durch den nachdrücklichen Versuch, ihn durch Lärm oder Wurfgeschosse zu vertreiben, nicht
beeindrucken lässt. Grundsätzlich gilt, dass sich ein gesunder Fuchs Menschen gegenüber
niemals aggressiv verhält, sofern er nicht in die Ecke getrieben oder ihm die Fluchtwege
abgeschnitten werden.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
3.1.4 Ist davon auszugehen, dass jeder zutrauliche Fuchs tollwütig ist?
(siehe 3.1.3, „Woran erkennt man einen an Tollwut erkrankten Fuchs?“)
3.1.5 Was wird gegen die Tollwut unternommen?
Insbesondere in den siebziger und achtziger Jahren, mancherorts aber auch heute noch, versuchte
man die Tollwut dadurch zu bekämpfen, dass man Füchse rücksichtslos verfolgte. Der
Grundgedanke dabei war, die Füchse auf einen kleinen Teil ihrer ursprünglichen Dichte zu
dezimieren. Dadurch, so die Theorie,wäre die Ansteckungswahrscheinlichkeit so sehr gesunken,
dass die Tollwut erloschen wäre.
Wie wir heute wissen, hat all das zum ökologischen und tierschützerischen Fiasko geführt (siehe
5.3.2, „Ist Fuchsjagd dazu geeignet, Wildtierkrankheiten wie die Tollwut einzudämmen?“). Aus
20
diesem Grund legt man heutzutage Köder (zunächst Hühnerköpfe, später speziell angefertigte
Leckerbissen für Füchse) aus, die mit einem Impfstoff gegen die Tollwut versehen sind. Durch
den Einsatz dieser tierfreundlichen Impfköder konnte die Tollwut in weiten Bereichen Europas
bereits besiegt werden.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
L.G.Schneider, Einfluß der oralen Immunisierung auf die Epidemiologie der Tollwut. In:
C.Commicheau&H.Sprankel(Hrsg.), Fuchs-Symposium Koblenz, Heft 20 der Schriften des
Arbeitskreises Wildbiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen e.V., Neumann-Neudamm,
Melsungen 1990
3.1.6 Wie kann ich mich vor Tollwut schützen?
Ein besonderer Schutz ist nicht erforderlich. Für bestimmte Risikogruppen wie Tierärzte, die mit
potentiell tollwutkranken Tieren zu tun haben, bietet sich eine Schutzimpfung an; ansonsten hilft
es, sich einfach von verdächtigen Tieren fernzuhalten.
3.2 Wildtierkrankheiten: Fuchsbandwurm
3.2.1 Was ist Echinokokkose (Fuchsbandwurm)?
Der Kleine Fuchsbandwurm (Echninococcus multilocularis) ist ein Tierparasit, dessen Endwirt
der Fuchs ist. Im Dünndarm des infizierten Fuchses können sich tausende dieser Parasiten
aufhalten, deren Eier mit dem Kot ausgeschieden werden. Menschen kommen dann in Gefahr,
wenn sie diese Bandwurmeier z.B. durch den Verzehr ungewaschener Beeren, die zuvor mit
Ausscheidungen des Fuchses in Kontakt gekommen sind, aufnehmen. Die Larven setzen sich in
den Organen, vor allem der Leber, fest, und es kommt zu der Echinokokkose genannten und
nach 10-15 Jahren oft mit dem Tod endenden Krankheit.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
3.2.2 Wie groß ist die Gefahr, an Echinokokkose zu erkranken?
Die Echinokokkose wurde mit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes am 1. Januar 2001
meldepflichtig; daher liegen seitdem akkurate Zahlen über die Anzahl an Infektionen vor. Das
dafür zuständige Robert-Koch-Institut in Berlin veröffentlicht die ausgewerteten und bestätigten
Meldungen in den jeweiligen infektionsepidemiologischen Jahrbüchern. Demnach wurden im
Jahr 2001 bundesweit zwölf Erkrankungsfälle gemeldet; 2002 waren es sechs und 2003
insgesamt 21 Meldungen.
Hinzu kommt, dass vieles darauf hindeutet, dass diese Fälle fast ausschließlich Angehörige von
„Risikogruppen“ sind – insbesondere Jäger, die Bandwurmeier einatmen, wenn sie einem
erschossenen Fuchs das Fell über die Ohren ziehen. Für alle anderen ist die Gefahr, an
Echinokokkose zu sterben, praktisch null – Gewitter, Autos, fallende Ziegelsteine oder schlecht
zielende Jäger sind da weitaus gefährlicher.
3.2.3 Können meine Haustiere durch den Kontakt mit Füchsen zu Überträgern des
Fuchsbandwurms werden?
21
Hier gilt vollständige Entwarnung: Die Übertragung des Fuchsbandwurms auf Füchse, aber
auch Hunde und Katzen erfolgt ausschließlich durch das Fressen von infizierten Zwischenwirten,
also Mäusen. Endwirte des Fuchsbandwurms (Hunde, Katzen) können sich an anderen
Endwirten (Füchsen) nicht mit Stadien des Fuchsbandwurms infizieren, die in ihnen zu adulten
Würmern heranwachsen können. Sie werden daher durch Fuchskontakt nicht zu Ausscheidern.
Prof. Dr. H. Mehlhorn, Institut für Parasitologie der Universität Düsseldort, pers. Mitt. v. Juni
2005
3.2.4 Wie kann ich mich vor Echninokokkose schützen?
Tot aufgefundene Füchse sollten sicherheitshalber nicht angefasst, Grashalme nicht in den Mund
genommen werden. Wenn man überdies frisch gepflückte Beeren und Waldfrüchte nur
abgekocht zu sich nimmt, kann eigentlich nichts passieren.
Bei stadtnah lebenden Füchsen, die dauerhaft in Gärten anzutreffen sind, kann darüber hinaus
eine Behandlung mit Praziquantel in Erwägung gezogen werden. Dabei handelt es sich um ein
Mittel, mit dem wild lebende Füchse entwurmt werden können.
3.2.5 Was wird gegen den Fuchsbandwurm unternommen?
Vielerorts hat man versucht, die Befallsrate von Rotfüchsen mit dem Fuchsbandwurm durch
verstärkte Fuchsjagd zu reduzieren. Bis heute gibt es aber keinen einzigen Fall, in dem diese
Maßnahmen von Erfolg gekrönt waren.
Mittel der Wahl sind heutzutage Entwurmungsköder, die den Füchsen eine orale Wurmkur
verabreichen. In Studien im Raum Göppingen (Deutschland) konnte die hohe Effizienz dieser
Methode nachgewiesen werden.
W.Frank, Fuchs und Epidemiologie der Echinokokkose. In: C.Commicheau&H.Sprankel(Hrsg.),
Fuchs-Symposium Koblenz, Heft 20 der Schriften des Arbeitskreises Wildbiologie an der JustusLiebig-Universität Gießen e.V., Neumann-Neudamm, Melsungen 1990
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
4. Füchse und Menschen
4.1 Füchse und Menschen: Stadtfüchse
4.1.1 Warum kommen Füchse in menschliche Siedlungsgebiete?
Die Gründe dafür, dass sich Füchse heutzutage häufig in Städten sehen lassen, sind vielfältig.
Der nach dem ersten Weltkrieg immer weiter verbreitete öffentliche Nahverkehr sowie die
Zunahme privater Fahrzeuge ermöglichte es immer mehr Menschen, an einem Ort zu leben und
an einem anderen zu arbeiten. Dadurch wurden viele ländliche Gebiete zu Vororten von Städten.
Doch die Urbanisierung beeinflusste nicht nur Menschen; auch Füchse änderten ihren Lebensstil.
In den neuen, verhältnismäßig großen Gärten fanden sie Deckung, vor allem aber einen reich
gedeckten Tisch vor – hohe Dichten an Mäusen und Ratten, weggeworfenes Essen, zahlreiche
Tauben und andere Vögel. Außerdem stellten die Füchse rasch fest, dass Menschen ihnen in der
Stadt weit weniger feindlich gegenüberstanden, und breiteten sich nach und nach auch in
Richtung Stadtzentrum aus.
22
Tatsächlich gibt es heute für Füchse in vielen Städten bessere Deckungs- und
Nahrungsverhältnisse als in der umgebenden, oft durch die Landwirtschaft regelrecht
ausgeräumten Kulturlandschaft.
S.Harris, Urban Foxes, Whittet Books, London 1986
4.1.2 Füchse im Garten: Freund oder Feind?
Das hängt mit Sicherheit von der individuellen Einstellung zu Füchsen ab. Der Schaden, den
Füchsen in Gärten anrichten können, hält sich in Grenzen – beim Vergraben von Beuteresten
umgewühlte Beete, beim Spielen verschleppte Gegenstände, oder die nächtlichen
Lautäußerungen sind in aller Regel der Gipfel der von Stadtfüchsen zu erwartenden Belästigung.
Umfragen in fuchsreichen Städten zeigen jedoch, dass nur ein sehr kleiner Teil der Bürger
überhaupt jemals mit derartigen Problemen konfrontiert ist.
Auf der anderen Seite freuen sich auch viele Menschen darüber, Wildtiere als Besucher in ihrem
Garten zu haben und sie beobachten zu können.
4.1.3 Stellen Stadtfüchse nicht ein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar?
Wenn man sich an die in Frage 3.2.3 („Wie kann ich mich vor Echninokokkose schützen?“) und
3.1.6 („Wie kann ich mich vor Tollwut schützen?“) erwähnten Vorsichtsmaßnahmen hält, kann
man diese Frage getrost mit nein beantworten. Stadtfüchse stellen kein größeres
Gesundheitsrisiko dar als andere Tiere (Haustiere und unsere Mitmenschen eingeschlossen), und
fungieren überdies als eifrige Ratten- und Mäusejäger.
4.1.4 Stellen Stadtfüchse eine Gefahr für spielende Kinder dar?
Grundsätzlich vermeiden Füchse Kontakt mit allem, was entweder laut oder wehrhaft ist oder
stark nach Mensch riecht. All das trifft auf Kinder zu, also besteht keinerlei Gefahr.
S.Harris, Urban Foxes, Whittet Books, London 1986
M. Hemmington, Foxwatching – In the Shadow of the Fox. Whittet Books, London, 1997
4.2 Füchse und Menschen: Füchse und Haus-/"Nutz"tiere
4.2.1 Stellen Stadtfüchse eine Gefahr für Haustiere (Katzen, Hunde, etc.) dar?
Wer seinen Goldhamster, seine Rennmaus oder sein Zwergkaninchen nachts frei im nicht
umzäunten Garten unbeaufsichtigt herumlaufen lässt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit
Probleme mit Füchsen bekommen.
Ernsthaft: Für Hunde und Katzen stellen Füchse in aller Regel keine Gefahr dar - Fuchs und
Katze gehen sich aus dem Weg, Hunde werden von Füchsen konsequent gemieden. Sehr kleine
Hundewelpen und junge Katzen können Füchsen zum Opfer fallen, aber nur dann, wenn keine
Menschen oder erwachsene Hunde/Katzen in der Nähe sind. Alle anderen Haustiere werden
typischerweise so gehalten, dass ihnen ohnehin keine Gefahr droht.
S.Harris, Urban Foxes, Whittet Books, London 1986
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
23
4.2.2 Stellen Füchse eine Gefahr für Schafe dar?
Erwachsenen Schafen werden Füchse nicht gefährlich.
Studien aus Großbritannien weisen aus, dass von jenen Lämmern, die nicht das
Erwachsenenalter erreichen, 40% tot geboren werden. Weitere 30% sterben durch Kälte,
Verhungern oder Verdursten; 20% kommen durch Krankheiten um, 5% sterben in den ersten
Lebenswochen durch angeborene Defekte, und weitere 5% werden durch Unfälle oder eben
Beutegreifer getötet. Unter diesen 5% handelt es sich bei einem Großteil der von Beutegreifern
gerissenen Tiere um Lämmer, die krank waren und/oder von ihrer Mutter verlassen wurden und
die folgenden Tage ohnehin nicht überlebt hätten.
In einer anderen Studie in einem zeitweise fuchsjagdfreien Gebiet in Schottland wurde
festgestellt, dass lediglich ein Prozent der in den ersten Lebenswochen sterbenden Lämmer auf
das Konto von Füchsen ging.
Wenn man also die Überlebensrate von neugeborenen Lämmern verbessern will, wäre die
Optimierung ihrer Lebensbedingungen (Schutz vor Kälte und Witterung, bessere
Nahrungsversorgung) das Mittel der Wahl.
R.McDonald, P. Baker, S.Harris: Is the fox a pest? The ecological and economic impact of Foxes
in Britain. Unpublished Report, Bristol 1997
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
MAFF, Agriculture in the UK, HMSO, London 1993
R.Hewson, Victim of Myth – Predation by Foxes upon lambs in the Absence of Control. League
Against Cruel Sports, London 1990
4.2.3 Stellen Füchse eine Gefahr für Hühner dar?
Grundsätzlich ja, und zwar vor allem dann, wenn die Füchse im Winter oder während der
Jungenaufzucht vom Hunger geplagt werden. Allerdings ist es heutzutage kein Problem mehr,
sich und seine Hühner davor zu schützen. Nachts sollten Hühner sich in jedem Fall in einem
fuchssicher eingezäunten Areal befinden – „fuchssicher“ heißt dabei, dass es sich um einen
ausreichend engmaschigen, hohen (oder überdachten) Zaun handeln muss, der mindestens 30 bis
50 Zentimeter in den Boden eingelassen ist (damit sich der Fuchs nicht darunter hindurchgräbt).
Elektrozäune funktionieren natürlich ebenso gut. Anstatt den Zaun in den Boden einzulassen, ist
es natürlich auch möglich, den Boden des Stalls mit engmaschigem Draht auszukleiden.
R.McDonald, P. Baker, S.Harris: Is the fox a pest? The ecological and economic impact of Foxes
in Britain. Unpublished Report, Bristol 1997
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
4.2.4 Besteht die Gefahr, dass Füchse sich mit meinem Hund paaren?
Definitiv nicht. Füchse sind wählerisch genug, sich nur mit Füchsinnen zu paaren, und
abgesehen davon sind Füchse und Hunde genetisch gänzlich inkompatibel (sie haben
unterschiedliche Chromosomenzahlen).
24
4.2.5 Macht es Füchsen wirklich Spaß, Hunde zu ärgern?
Das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Die Tatsache, dass Füchse hin und wieder einige Zeit
verweilen, um einen angeketteten und wütenden Hund zu beobachten, deutet aber darauf hin.
4.3 Füchse und Menschen: Wildlebende Füchse als Nachbarn
4.3.1 Wie kann ich Füchse dazu bringen, meinen Garten (auch) in Zukunft zu besuchen?
Füchse werden sich immer dann in der Nähe von bestimmten Menschen aufhalten, wenn sie
darin einen Vorteil sehen, sich also sicher fühlen sowie ausreichend Deckung und Nahrung
vorfinden. Allein schon aufgrund der vielen Füchsen zu eigenen verspielten Neugier werden sie
sich dann hin und wieder sehen lassen.
Wenn man gute Lebensbedingungen für Füchse schaffen will, sollte man einen Teil seines
Gartens sich selbst überlassen. Büsche, Sträucher und ein Haufen abgestorbener Äste mit
ausreichend weicher, zum Graben geeigneter Erde darunter sind ein sehr guter Anfang; einfach
zugängliches Wasser und viel potentielle Beute oder andere Nahrungsquellen machen den
Garten dann zum idealen Heim für Füchse. Auf keinen Fall darf der Garten eingezäunt oder von
einer undurchdringbar dichten Hecke eingegrenzt sein, und freilaufende Hunde oder spielende
Kinder vertreiben einen Fuchs mit absoluter Sicherheit.
S.Harris, Urban Foxes, Whittet Books, London 1986
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
4.3.2 Wie werde ich den Fuchs in meinem Garten los?
Wenn man einen Fuchs davon überzeugen möchte, seinen Garten zu verlassen, sollte man einige
grundlegende Dinge beachten. Zunächst einmal sollten alle Nahrungsquellen (Hunde- und
Katzenfutter, Vogelfutter, auf den Komposthaufen geworfene Essensreste, nicht
verschlossene/nicht fest verschließbare Mülleimer,...) eliminiert werden. Gartengrille sollten gut
gereinigt werden. Füchse meiden nachts gut ausgeleuchtete Bereiche, daher sind Außenlampen
mit Bewegungssensoren eine gute Wahl. Außerdem fliehen Füchse vor intensiver menschlicher
Aktivität – am einfachsten ist es, sie lautstark davonzujagen (dabei aber aufpassen, dass der
betreffende Fuchs nicht direkt auf eine vielbefahrene Straße fliehen kann).
Füchse verlassen ihre Baue normalerweise, wenn sie in unmittelbarer Umgebung häufige
menschliche Aktivität wahrnehmen. Ein lautes Radio, eingestellt auf einen Sender, auf dem
wenig Musik gespielt wird, vertreibt Füchse ebenso wie intensive menschliche Gerüche.
Insbesondere ist in diesem Zusammenhang das Mittel "Hukinol" zu erwähnen, das durch den
Geruch konzentrierten Menschenschweißes nach Hersteller- und Anwenderangaben "alle
Wildarten sicher vertreibt". Zu beziehen ist Hukinol beispielsweise bei der Fa. Kieferle GmbH,
Postfach 7, 78241 Gottmadingen, Tel. 07734/97203, Fax 97205.
Niemals sollte man dagegen versuchen, die Füchse zu fangen oder zu gar zu töten. Außerdem
sollte man den Füchsen zuliebe darauf verzichten, sie während der Jungenaufzucht (April bis
Juli) zu vertreiben, sofern der Bau von Füchsin und Welpen auf dem fraglichen Grundstück liegt.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
4.3.3 Kann ich den Fuchs in meinem Garten nicht einfach erschießen lassen?
25
Das kann man theoretisch durchaus tun – die Frage ist nur: Warum? Für den Fuchs ist es die
schlechteste mögliche Lösung, für den Menschen ist es mittelfristig betrachtet eigentlich gar
keine. Jedes Fuchs“vakuum“ hat eine wahre Sogwirkung auf reviersuchende Füchse, und das
freigewordene Territorium wird innerhalb kürzester Zeit wieder besetzt sein.
Wenn man einen Fuchs aus welchem Grund auch immer loswerden möchte, gibt es weitaus
effektivere Methoden, bei denen kein Tier sterben muss.
4.3.4 Kann ich etwas gegen den Lärm unternehmen, den Füchse machen?
Die meisten Menschen gewöhnen sich nach einiger Zeit an die Fuchsrufe, die in der winterlichen
Paarungszeit laut werden (während des übrigen Jahres sind Füchse ausgesprochen leise
Gesellen). Falls es in dem einen oder anderen Fall nicht so sein sollte, siehe 4.3.2 („Wie werde
ich den Fuchs in meinem Garten los?“).
4.3.5 Was ist davon zu halten, Füchse in Lebendfallen zu fangen und andernorts wieder
auszusetzen?
Das sollte man unbedingt vermeiden und allenfalls dann tun, wenn die Tötung des betreffenden
Fuchses (durch Behörden oder den vulpophoben Nachbarn) droht. Der Fuchs kennt das Gebiet,
in das er ausgesetzt wird, mit großer Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht; er läuft Gefahr, von
den Inhabern der dortigen Fuchsreviere wieder und wieder verjagt zu werden. Vor allem wird er
leicht zum Opfer von Jägern, da er mit den Deckungen, Gefahren und Fluchtwegen in seinem
neuen Lebensraum nicht vertraut ist.
Abgesehen davon, ist der Fang von Füchsen in Kastenfallen mit enormem Stress für das Tier
verbunden.
4.3.6 Soll ich Füchse in meinem Garten füttern?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Füchsen den einen oder anderen Leckerbissen anzubieten,
wenn man sie gerne in seinem Garten sieht. Man sollte das allerdings nicht so weit treiben, dass
die Füchse sich selbst gar nichts mehr zu essen suchen müssen; für Füchse ist es nicht gut, von
Menschen abhängig zu sein.
In jedem Fall sollte man jedes Füttern unterlassen, wenn die Nachbarn Anstoß daran nehmen
oder den betreffenden Fuchs als Störenfried wahrnehmen. Damit gibt man ihnen lediglich einen
weiteren Anlass, für die Tötung des betreffenden Tieres zu sorgen.
4.3.7 Wie, wo und wann kann ich wildlebende Füchse am besten beobachten?
Um wildlebende Füchse zu beobachten, braucht man vor allem zwei Dinge: Geduld und ein
wenig Glück. Abgesehen davon, sollte man sich ein gutes Fernglas und/oder – im Idealfall – ein
Nachtsichtgerät beschaffen und farblich zur Tarnung geeignete, weiche (d.h. nicht raschelnde)
Kleidung tragen. Auf die Möglichkeit, wildlebende Füchse zu fotografieren oder zu filmen, soll
hier nicht näher eingegangen werden – das ist eine Wissenschaft für sich.
Will man Füchse beobachten, sollte man das nachts bzw. während der Dämmerung tun, sich
davor aber in jedem Fall tagsüber mit der Umgebung vertraut machen und einen geeigneten
Beobachtungsplatz auswählen. Idealerweise ist das ein Ort, an dem Spuren auf das längere
Verweilen von Füchsen hindeuten – Pfotenabdrücke, frische Federn oder andere Beutereste an
26
einem Bau, Markierungen. Zur Beobachtung sollte man sich auf jeden Fall hinter Büschen
oder Bäumen verstecken; ansonsten sieht der Fuchs die verräterische menschliche Silhouette und
nimmt Reißaus. Seinen Beobachtungsposten sollte man gut eine Stunde vor Einbruch der
Dämmerung einnehmen.
Weiß man, dass Füchse sich des Öfteren an bestimmten Orten aufhalten, kann man sie dadurch
zum häufigeren und längeren Verweilen animieren, dass man ihnen den einen oder anderen
Leckerbissen mitbringt und an der betreffenden Stelle auslegt. Hundefutter oder Früchte sind
dafür beispielsweise gut geeignet. Allerdings sollten die Brocken nicht zu groß sein, weil der
Fuchs größere Futterstücke meistens an einen sicheren Ort tragen und dort verzehren wird.
M. Hemmington, Foxwatching – In the Shadow of the Fox. Whittet Books, London, 1997
5. Jagd
5.1 Fuchsjagd: Wie, wann, wo?
5.1.1 Wie viele Füchse kommen durch die Jagd um?
Allein in Deutschland werden – sofern die offiziellen Zahlen der Jagdverbände korrekt sind –
jedes Jahr über 600.000 Füchse erschossen, in Fallen gefangen oder anderweitig durch Jäger
getötet, in England sind es – einschließlich der dort „traditionellen“ Fuchsjagd mit Pferden und
Hundemeuten – gut 200.000.
5.1.2 Warum werden Füchse gejagt?
Die Gründe für die Fuchsjagd sind sicherlich vielfältig. In Mittel- und Westeuropa sowie weiten
Teilen Nordamerikas dürfte der Hauptgrund Freude und Lust an der Jagd sein – hunderte von
Jagdberichten, die in Büchern und Jagdzeitschriften veröffentlicht werden, stilisieren die
Fuchsjagd mit Flinte oder Falle zu einem unglaublich erregenden Erlebnis empor. Für englische
Fuchsjäger, die Füchse hoch zu Ross und mit Hundemeuten jagen, steht nach eigener Aussage
der „Sport“ im Vordergrund.
Zusätzlich spielt für einige Jäger und Fallensteller sicher auch das Fell eine Rolle, das sie dem
getöteten Fuchs über die Ohren ziehen können – für die einen als Trophäe, für die anderen als
Handelsware.
Berufsjäger, die ein finanzielles Interesse an möglichst hohen Abschußquoten etwa bei zuvor
ausgesetzten, teuren Zuchtfasanen haben, sehen in Füchsen dagegen Schädlinge und
Beutekonkurrenten, die es zu eliminieren gilt.
Immer wieder wird auch angeführt, Füchse seien eine Bedrohung für andere Tierarten (siehe
1.5.4, „Können Füchse ihre Beutetiere ausrotten?“), gefährliche Krankheitsüberträger (siehe die
Fragen unter 3.1, „Tollwut“, und 3.2, „Echinokokkose“) oder landwirtschaftliche Schädlinge
(siehe 4.2.2, „Stellen Füchse eine Gefahr für Schafe dar?“, und 4.2.3, „Stellen Füchse eine
Gefahr für Hühner dar?“), doch sind dies wohl eher Rechtfertigungsversuche als Motive für die
Fuchsjagd.
R.Longrigg, The History of Foxhunting, Macmillan, London 1975
H.Behnke, Jagd und Fang des Raubwildes, Paul Parey, Hamburg/Berlin, 1982
27
sowie zahlreiche Veröffentlichungen in den überregionalen deutschen Jagdzeitschriften „Wild
und Hund“, „Jäger“, „Die Pirsch“, „Deutsche Jagd Zeitung“ sowie „Unsere Jagd“.
5.1.3 Wie werden Füchse gejagt?
Menschen haben sich eine erschreckende Vielfalt an Methoden ausgedacht, um Füchse und
andere Tiere zu töten.
In England und Teilen Nordamerikas werden Füchse mit Pferden und Hundemeuten bis zur
Erschöpfung gehetzt. Während man bei der amerikanischen Variante den Fuchs meist am Leben
lässt, gipfelt die englische Fuchsjagd darin, dass das gejagte Tier von den Hunden bei
lebendigem Leib zerrissen wird.
Andernorts werden Füchse mit Fleisch, dem Urin läufiger Füchsinnen, oder mit den Klagelauten
verletzter Beutetiere angelockt und erschossen. Auf Treib- und Drückjagden werden die
verängstigten Füchse durch Lärm aus der Deckung getrieben; bei der Baujagd werden
aggressive, kleine Hunde in den Fuchsbau geschickt, die die Aufgabe haben, einerseits in der
Höhle verharrende Jungfüchse zu töten, andererseits die erwachsenen Füchse aus dem Bau vor
die Flinten der wartenden Schützen zu jagen. Mutige Füchse lassen es dabei auf einen Kampf
mit dem Hund ankommen, der durchaus für beide Beteiligten tödlich enden kann.
So mancher Fuchs wird außerdem mit Hilfe von Fallen gefangen und getötet (siehe 5.1.4, Ist die
Fallenjagd auf Füchse legal?).
R.Longrigg, The History of Foxhunting, Macmillan, London 1975
H.Behnke, Jagd und Fang des Raubwildes, Paul Parey, Hamburg/Berlin, 1982
D.Kromschröder, Vorbereitung auf die Jägerprüfung, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1993
H.Krebs, Vor und nach der Jägerprüfung, BLV, München/Wien/Zürich 1986
sowie zahlreiche Veröffentlichungen in den überregionalen deutschen Jagdzeitschriften „Wild
und Hund“, „Jäger“, „Die Pirsch“, „Deutsche Jagd Zeitung“ sowie „Unsere Jagd“.
5.1.4 Ist die Fallenjagd auf Füchse legal?
Ja, fast überall. In Nordamerika und weiten Teilen Asiens gibt es für die Fallenjagd kaum
Einschränkungen; so erfreuen sich dort die berüchtigten Tellereisen großer Beliebtheit. Sie
fangen ihr Opfer an der Pfote und halten es fest, bis der Jäger das gefangene Tier findet und
tötet. Während dieser Zeit sind die Gefangenen den Angriffen anderer Tiere hilflos ausgeliefert,
und beißen sich oftmals die Pfote ab, um zu entkommen. Letzteres gilt insbesondere für
Fuchsmütter, die ihre Welpen nicht verhungern lassen wollen.
In Deutschland sind per Gesetz nur noch Fallen erlaubt, die „sofort töten“ oder „unersehrt
fangen“. Die Realität sieht allerdings anders aus, wie verschiedene Studien zeigen – bei den
angeblich „unversehrt fangenden“ Kastenfallen gerät das gefangene Tier in jenem Moment, in
dem sich die Falle schließt, in Panik, tobt umher und verletzt sich dabei selbst. Blutspuren zuvor
in derselben Falle erschossener Füchse verbessern die Situation nicht gerade. „Sofort tötende“
Fallen sind noch zweifelhafter. Hierbei wird das Tier, das den Köder annimmt, meist durch einen
Schlag eines Metallbügels auf Hals oder Brustkorb getötet – aber nur, wenn ein Tier der
richtigen Größe den Köder aus der richtigen Position mit dem richtigen Körperteil berührt. Wenn
28
einer dieser Parameter nicht stimmt – etwa, weil ein Fuchs auf die dumme Idee kommt, den
Köder mit der Pfote anzunehmen – resultiert das in nicht nur optisch unappetitlichen Folgen.
H.Behnke, Jagd und Fang des Raubwildes, Paul Parey, Hamburg/Berlin, 1982
W.Osgyan, Erfolgreich fangen. Nimrod, Bothel, 1989
H.Frank, Das Fallenbuch: Entwicklung, Verbreitung und Gebrauch jagdlicher Fallen, Paul Parey,
Hamburg/Berlin 1984
D.Frommhold, Das Anti-Jagdbuch. Hirthammer, München 1994
D.Frommhold, jägerlatein, Okapi, Windeck 1996
5.2.1 Wie wirkt sich Jagd auf die Struktur von Fuchspopulationen aus?
In stark bejagten bzw. von Seuchen heimgesuchten Fuchspopulationen sind die
interindividuellen Bindungen weniger intensiv und kürzer, das Durchschnittsalter der Tiere
weitaus niedriger, die Stabilität von Familiengemeinschaften geringer. Die Sterblichkeit ist
naheliegenderweise höher, die Geburtenrate ebenfalls, und es gibt im Herbst mehr Jungtiere, die
sich ein eigenes Revier suchen. Dadurch kommt es zur mehr aggressiven Auseinandersetzungen
und territorialen Konflikten; Seuchen werden somit leichter übertragen und schneller verbreitet.
(siehe auch 2.4.4, „Was für Auswirkungen haben hohe Verluste auf das Sozialleben von
Füchsen?“).
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
H.Stern, Rettet die Wildtiere, pro Natur, München 1982
5.2.2 Führt Jagd dazu, dass Füchse sehr menschenscheu werden?
Diese Frage kann anhand eines einfachen Vergleichs zwischen Fuchspopulationen in stark
bejagten und jagdfreien Gebieten leicht beantwortet werden. Füchse, die stark verfolgt werden,
sind sehr viel menschenscheuer, haben größere Fluchtdistanzen, und sind ausgeprägter
nachtaktiv als Füchse, die nicht verfolgt werden.
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
D. Weber, Wie und wann halten Füchse sich im Bau auf? In: Deutsche Jagd Zeitung, Ausg.
12/1988
5.2.3 Ist Fuchsjagd grausam?
Natürlich lässt sich so eine Frage nicht emotionslos beantworten. Nach dem, was wir wissen,
müssen wir bei Füchsen eine ähnliche Leidensfähigkeit annehmen wie etwa bei Haushunden. Sie
sind zu engen emotionalen Bindungen fähig, reagieren höchst sensibel auf die Reize ihrer
29
Umgebung, und sind überdies sehr intelligente Beutegreifer. Wenn wir also sagen, dass es als
grausam bezeichnet würde, Hunde ohne vernünftigen Grund zu erschießen, Welpen vor den
Augen ihrer Mutter zu töten, ihnen in Fallen die Knochen zu brechen oder sie zu Tode zu hetzen,
dann müßte dasselbe auch für unsere Sicht der Fuchsjagd gelten (siehe auch 5.3.4, "Was wären
die Konsequenzen, wenn man Fuchsjagd sofort verbieten würde?").
5.3 Fuchsjagd: „Müssen“ Füchse gejagt werden?
5.3.1 Oft wird behauptet, es gäbe „zu viele“ Füchse. Stimmt das?
(siehe 2.4.2, „Können Füchse überhand nehmen/gibt es „zu viele“ Füchse?“)
5.3.2 Ist Fuchsjagd dazu geeignet, Wildtierkrankheiten wie die Tollwut einzudämmen?
Lange Zeit versuchte man in Europa, der Ausbreitung der Tollwut durch die radikale Verfolgung
von Füchsen, die als Hauptüberträger dieser Seuche gelten, Herr zu werden. Es gelang jedoch
weder, den Rotfuchs zu dezimieren, noch die Tollwut unter Kontrolle zu bekommen – im
Gegenteil, vielerorts stieg die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Krankheit sogar noch an.
Je mehr Füchse jedes Jahr umkommen – beispielsweise durch die Jagd -, desto mehr werden
geboren (siehe 2.4.2, „Können Füchse überhand nehmen/gibt es „zu viele“ Füchse?“), und desto
mehr Jungfüchse gibt es, die sich im Herbst ein eigenes Revier suchen müssen. Gerade diese
Jungfüchse sind es aber, die auf ihren langen herbstlichen Wanderungen zur Verbreitung von
Krankheiten beitragen: Sie begegnen weit mehr Artgenossen als territoriale, also seßhafte
Füchse, und laufen Gefahr, sich bei Revierkämpfen mit der Tollwut zu inifizieren oder diese
weiterzugeben.
Fuchsjagd trägt also eher zur Ausbreitung der Tollwut als zu ihrer Eindämmung bei. Im Kampf
gegen die Tollwut sind heute tierfreundliche Impfköder („Schluckimpfung für Füchse“) das
Mittel der Wahl.
D.Macdonald, Unter Füchsen, Knesebeck, München 1993
F.Labhardt, Der Rotfuchs, Paul Parey, Hamburg/Berlin 1990
E.Zimen (Hrsg.), The Red Fox. Symposium on Behaviour and Ecology. Dr.W.Junk, The
Hague/Boston/London 1980
H.Stern, Rettet die Wildtiere, pro Natur, München 1982
5.3.3 Ist Fuchsjagd ein geeignetes Mittel, um bedrohten Vogel- und Säugetierarten zu helfen?
(siehe auch 1.5.4, „Können Füchse ihre Beutetiere ausrotten?“).
In nahezu allen Fällen ist die Antwort auf diese Frage ein klares Nein. In seinem natürlichen
Verbreitungsgebiet sind Füchse nie die Ursache der Gefährdung einer Tierart; diese ist vielmehr
in der zunehmenden Zerstörung des Lebensraumes, der Deckung und des Nahrungsangebots
vieler Wildtiere zu sehen. Biologen sind sich weitgehend darin einig, dass die einzige dauerhaft
wirksame Maßnahme, um den Fortbestand dieser bedrohten Arten zu sichern, die Rücknahme
der Gefährdungsursache selbst ist. Es wäre also angebracht, die Flinte zur Seite zu legen und
stattdessen Hecken zu pflanzen, Ausgleich für zerstörte Biotope zu schaffen, die
Lebensgrundlagen der gefährdeten Tiere wiederherzustellen.
30
Selbst im Extremfall einer räumlich klar abgegrenzten Population bedrohter bodenbrütender
Vogelarten macht es keinen Sinn, Füchse zu erschießen. Die Verhaltensweisen, das
Jagdverhalten und die bevorzugten Aufenthaltsorte des territorialen Fuchses (=des
Revierinhabers) sind den Vögeln bekannt; sie können den Räuber also einschätzen. Außerdem
hält der Revierinhaber Konkurrenten fern, indem er streunende Füchse (und auch andere
Beutegreifer) konsequent aus seinem Revier verjagt. Wird dieser territoriale Fuchs jetzt aber
getötet, entsteht ein Vakuum, das eine regelrechte Sogwirkung auf reviersuchende Füchse aus
dem Umland hat. Die Anzahl der Füchse, mit der die bedrohten Vögel konfrontiert sind, steigt
also kurzfristig sogar an, und mehr noch: Die Gewohnheiten dieser Füchse sind ihnen unbekannt.
Damit wächst paradoxerweise die Gefahr, einem Fuchs zum Opfer zu fallen!
Argus, Ausg. 3/1997
J.v.Baarsen, Lepelaara in Voorne's Duin, Vogelnieuws, Ausg. 4/1997
S.Tapper,M.Brockless&D.Potts, The Salisbury Plain predation experiment: The conclusion.
Game Conservancy Review, Ausg. 22/1990
D.Baines, The roles of predation, food and agricultural practices in determining the breeding
success of lapwings on upland pastures. Journal of Animal Ecology, Ausg. 59/1990
M.Hermann, J.Bellebaum, Beitrag zum Fuchs-Symposium der NABU-Akademie Gut Sunder,
1997
E.Zimen, Beitrag zum Fuchs-Symposium der NABU-Akademie Gut Sunder, 1997
5.3.4 Was wären die Konsequenzen, wenn man Fuchsjagd sofort verbieten würde?
Wie man an den Beispielen jagdfreier Gebiete erkennen kann, wären die Konsequenzen aus
ökologischer Sicht durchweg positiv. Für die Füchse selbst würde ein Jagdverbot bedeuten, dass
sich wieder stabilere Familienbindungen etablieren könnten; die Lebenserwartung würde nach
oben schnellen, individueller Stress, Geburten- und Sterberaten würden sinken.
Uneinheitlich wären die Folgen für den Menschen: Viele würden sich daran erfreuen, Füchse
leichter beobachten zu können; andere müssten hinnehmen, dass es keine neuen Fuchsfelle mehr
zu kaufen gäbe, und manche müssten auf ihre Freude an der Fuchsjagd verzichten. In England
wird im Hinblick auf die „traditionelle Fuchsjagd“ mit Pferden und Hundemeuten oft
argumentiert, dass zahlreiche Arbeitsplätze von der Jagd abhängig seien, doch konnte dies noch
niemand glaubhaft belegen.
Wiegt man das Recht auf Leben und Unversehrtheit, das wir Füchsen und allen anderen Tieren
zugestehen sollten, gegen die primär egoistischen Interessen einer kleinen Gruppe von Menschen
(Jäger, Pelzträger) ab, die an Leid und Tod lebender Wesen Gefallen finden, wird rasch klar, wie
eine rationale Entscheidung in Sachen Fuchsjagd auszusehen hat.
6. Füchse als Haus- oder Pelztiere
6.1 Füchse als Haustiere?
6.1.1 Sollte man verletzte Füchse mit nach Hause nehmen, um sie dort (bzw. beim Tierarzt) zu
behandeln?
Grundsätzlich sollte man erst einmal die Situation eruieren, in dem man den Fuchs einige Zeit
aus der Distanz beobachtet. Nur wenn es sich um eine schwere Verletzung zu handeln scheint,
31
sollte man eingreifen; andernfalls ist es besser, den Fuchs dort zu lassen, wo er ist, und ihn
gegebenenfalls mit ein wenig Futter oder Wasser zu versorgen. In England wurde beispielsweise
beobachtet, dass Füchse sich nach einem Autounfall mit gebrochenem Bein in einen für sie
sicheren Garten legten, bis sie wieder laufen konnten.
Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, etwas anderes zu unternehmen, sollte man verletzte
Füchse vor Ort unterstützen. Ein Fuchs, der für einige Zeit in menschlicher Obhut war, findet
sein altes Revier in aller Regel von einem neuen Inhaber besetzt, und es ist fraglich, ob der
Rekonvaleszente es sich so leicht zurückerobern kann.
6.1.2 Ist es sinnvoll, verwaiste Fuchsbabys mit nach Hause zu nehmen?
Auch hier gilt im Normalfall: Erst beobachten, dann handeln. Füchsinnen lassen ihre Kinder ab
einem gewissen Alter durchaus für längere Zeit allein, insbesondere dann, wenn sie selbst (z.B.
durch den Tod des Vaters) für Nahrung sorgen müssen. Selbst wenn feststeht, dass die Mutter
getötet wurde, besteht bei älteren Jungfüchsen (die schon feste Nahrung zu sich nehmen können)
die Möglichkeit, dass der Vater oder ältere Geschwister die Versorgung übernehmen.
Fuchswelpen sollte man also nur dann mit „nach Hause“ nehmen (und dann schnellstmöglich in
erfahrene Hände abgeben), wenn es ansonsten mit hoher Wahrscheinlichkeit keine
Überlebenschance für das Tier gibt.
6.1.3 Füchse sind so unglaublich hübsch. Kann man sie als Haustier halten?
Wenn damit ein „Haustier“ im klassischen Sinn gemeint ist: Eigentlich nein. Es gibt Beispiele
von Füchsen, die sich in so einer Situation durchaus wohlfühlen, sofern „ihr“ Mensch die
Kenntnisse, die Zeit und den Willen hat, auf sie einzugehen; die meisten Füchse – vor allem
dann, wenn sie die Freiheit einmal kennengelernt haben – werden in Gefangenschaft jedoch sehr
unglücklich. Grundsätzlich gilt: Wenn ein gefangener Fuchs die Möglichkeit und den Willen
besitzt, in die Freiheit entlassen zu werden, sollte ihm dieser Wunsch gewährt werden,
gegebenenfalls in Form einer durch Biologen kontrollierten Auswilderung. Oft ist dies selbst
nach Jahren der Gefangenschaft möglich.
6.2 Füchse als Pelzlieferanten?
6.2.1 Unter welchen Bedingungen werden Füchse typischerweise in Pelzfarmen gehalten?
Füchse werden typischerweise in über dem Boden aufgehängten Drahtkäfigen von etwa einem
Quadratmeter Größe gehalten. Die Enge der Käfige sowie der Wegfall praktisch aller natürlichen
Verhaltensweisen führt zu gravierenden psychischen Störungen, die sich in Kannibalismus,
Aggression und stereotypen Bewegungsabläufen, seltener in Apathie und Selbstverstümmelung
niederschlagen. Dadurch, dass Kot und Urin durch den Drahtkäfig auf den Boden fallen, entfällt
die Käfigreinigung; der beißende Geruch der sich ansammelnden Exkremente ist jedoch für das
Nasentier Fuchs unerträglich. Außerdem schneidet der Draht des Käfigbodens in die
empfindlichen Fuchspfoten, was zu Entzündungen, häufig auch schwerwiegenderen
Verletzungen führt.
E.Haferbeck, Die gegenwärtigen Produktionsbedingungen in der deutschen Nerz-, Iltis- und
Fuchszucht unter besonderer Berücksichtigung der Tierschutzproblematik, echo, Götiingen 1988
(Dissertation)
E.Haferbeck, Pelztierzucht – das sinnlose Sterben, echo, Göttingen 1989
H.Lampbertz, Das Zuchthaus der Tiere. stern, Hamburg 1983
32
Silberfuchs im Käfig
6.2.2 Sind die Füchse in Pelzfarmen nicht längst domestiziert?
Nein, die Füchse auf Pelzfarmen können in keiner Hinsicht als domestiziert gelten. Füchse
werden erst seit gut hundert Jahren in Pelzfarmen gezüchtet. Wenn man diesen Zeitraum mit der
langen Entwicklung unserer heutigen Haus- und „Nutz“tierrassen vergleicht, kann von einem
„domestizierten Fuchs“ nicht die Rede sein.
Und selbst wenn es domestizierte Füchse gäbe – würde jemand allen Ernstes einen Hund
lebenslang in einen kleinen Drahtkäfig sperren wollen?
H.Lampbertz, Das Zuchthaus der Tiere. stern, Hamburg 1983
E.Haferbeck, Pelztierzucht – das sinnlose Sterben, echo, Göttingen 1989
6.2.3 Wann und wie werden Füchse in Pelzfarmen getötet?
Auf Pelzfarmen werden Füchse im Spätherbst, wenn sich das dichte Winterfell herausgebildet
hat und die Tiere in der Terminologie der Pelzzüchter „reif“ sind, getötet – und zwar mit
Methoden, die den wertvollen Pelz nicht zerstören. In manchen Farmen werden die Füchse unter
den Augen ihrer entsetzten Käfignachbarn erschossen oder mit Knüppeln erschlagen, selten
werden Giftspritzen angewandt. Weitaus häufiger ist die Elektrokution, bei der dem Fuchs die
Schnauze mit einer zangenförmigen Elektrode verschlossen wird, während ihm ein Metallstab in
den After eingeführt wird. Ein bis zu zehn Sekunden dauernder Stromstoß aus einer Autobatterie
tötet das Tier. Nach Auskunft asiatischer Tierschutzorganisationen wird in vielen Pelzfarmen in
fernöstlichen Ländern dem Fuchs ein glühender Metallspieß in den After gestoßen, um ihn zu
töten.
E.Haferbeck, Die gegenwärtigen Produktionsbedingungen in der deutschen Nerz-, Iltis- und
Fuchszucht unter besonderer Berücksichtigung der Tierschutzproblematik, echo, Götiingen 1988
(Dissertation)
H.Lambertz, Das Zuchthaus der Tiere. stern, Hamburg 1983
E.Haferbeck, Pelztierzucht – das sinnlose Sterben, echo, Göttingen 1989
6.2.4 Wie viele Füchse werden jährlich in Pelzfarmen getötet?
Etwa 4.5 Millionen der gut 30 Millionen Tiere, die jedes Jahr in Pelzfarmen getötet werden, sind
Füchse (alle Fuchsarten eingeschlossen).
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