Tutorübung 13 Analysis 2 für Lehramt TU Dortmund, Sommersemester 2014 Aufgabe T1 (Kugelkoordinaten) (a) Bestimme die Jacobi-Matrix Jf und deren Determinante det Jf für r sin ϑ cos ϕ f : R3 → R3 , f (r, θ, ϕ) := r sin ϑ sin ϕ r cos ϑ (b) Bestimme die Punkte, in denen Jf singulär ist. (c) Betrachte die Halbebene S := {(x, 0, z) ∈ R3 | x ≥ 0, z ∈ R}. Zeige, dass f : (0, ∞) × (0, π) × (0, 2π) → R3 \S bijektiv ist. (d) Entscheide, ob f ein Diffeomorphismus ist. Lösung. a) Es gilt sin ϑ cos ϕ r cos ϑ cos ϕ −r sin ϑ sin ϕ Jf (r, θ, ϕ) = sin ϑ sin ϕ r cos ϑ sin ϕ r sin ϑ cos ϕ cos ϑ −r sin ϑ 0 und mit der Regel von Sarrus folgt für die Determinante det Jf (x, y) = r2 cos2 ϑ sin ϑ cos2 ϕ + r2 sin3 ϑ sin2 ϕ + r2 sin ϑ cos2 ϑ sin2 ϕ + r2 sin3 ϑ cos2 ϕ = r2 sin ϑ · (cos2 ϑ cos2 ϕ + sin2 ϑ sin2 ϕ + cos2 ϑ sin2 ϕ + sin2 ϑ cos2 ϕ) {z } | =1 durch mehrfache Anwendung von cos2 x+sin2 x=1 = r2 sin ϑ. b) Die Punkte, in denen Jf singulär ist, sind die Punkte, in denen Jf nicht invertierbar ist. Man sucht also die Nullstellen von det Jf : ! det Jf (x, y) = r2 sin ϑ = 0 ⇔ r = 0 oder ϑ ∈ πZ. c) Offenbar gilt f ((0, ∞) × (0, π) × (0, 2π)) = R3 \S 1 Analysis 2 und f ist auf diesem Definitionsbereich gerade invertierbar. Also ist f eine Bijektion zwischen den obigen Mengen. Abbildung 1: Kugelkoordinaten d) S ist abgeschlossen ⇒ R3 \S ist offen. Für r > 0 und ϑ ∈ / πZ ist Jf invertierbar. Dann folgt mit Satz 21.15, dass f ein Diffeomorphismus ist. Aufgabe T2 Überprüfe für die Funktionen f1 (x, y) := (x − y)4 + y 4 und f2 (x, y) := x4 + y 3 , dass jeweils ∇fi (0, 0) = 0 und Hf (0, 0) = 0 gilt, wobei i ∈ {1, 2}. Entscheide, ob in (0, 0) ein Extremum liegt. 2 Analysis 2 Lösung. a) Es gilt ∇f1 (x, y) = (4(x − y)3 , −4(x − y)3 + 4y 3 ) ⇒ ∇f1 (0, 0) = (0, 0) und Hf1 (x, y) = 12(x − y)2 −12(x − y)2 −12(x − y)2 12(x − y)2 + 12y 2 0 0 ⇒ Hf1 (0, 0) = . 0 0 Offenbar ist f1 (x, y) ≥ 0 ∀(x, y) ∈ R2 . Also ist in (0, 0) ein globales Minimum, denn f1 (0, 0) = 0. a) Es gilt ∇f2 (x, y) = (4x3 , 3y 2 ) ⇒ ∇f2 (0, 0) = (0, 0) und Hf2 (x, y) = 12x2 0 0 6y 0 0 ⇒ Hf2 (0, 0) = . 0 0 Offenbar ist f2 (0, 0) = 0. Ferner gilt für alle y ≥ 0 f2 (0, y) = y 3 ≥ 0 und für alle y ≤ 0 f2 (0, y) = y 3 ≤ 0. Also hat f2 kein Minimum in (0, 0). Aufgabe T3 (a) Identifiziere C mit R2 und fasse die komplexe Exponentialfunktion g : C → C, g(z) = ez auf als Funktion f : R2 → R2 . Bestimme f explizit und skizziere die Bilder der Geraden, die parallel zur x- bzw. y-Achse verlaufen. (b) Eine Matrix A ∈ R2×2 heißt konform, falls c · A orthogonal für ein c ∈ R\{0} ist. Zeige, dass eine konforme Matrix eine winkeltreue lineare Abbildung definiert. (c) Berechne die Jacobi-Matrix Jf für die Funktion f aus (a) und zeige, dass sie in jedem Punkt konform ist. Lösung. a) Sei z = x + iy. Dann folgt mit der eulerschen Formel ez = ex+iy = ex · eiy = ex · (cos y + i sin y) = ex cos y + i ex sin y. 3 Analysis 2 Also hat man f (x, y) = (ex cos y, ex sin y). Für Geraden parallel zur x − Achse wählt man y0 ∈ R fest und betrachtet die Punkte (x, y0 ) ∈ R2 . Dann erhält man f (x, y0 ) = ex · (cos y0 , sin y0 ) also Strahlen vom Ursprung ausgehend im Winkel y0 zur x-Achse. Für Geraden parallel zur y-Achse wählt man x0 ∈ R fest und betrachtet die Punkte (x0 , y) ∈ R2 . Dann erhält man f (x0 , y) = ex0 · (cos y, sin y) also Kreise um den Ursprung mit Radius ex0 . Abbildung 2: Komplexe Exponentialfunktion b) Sei A ∈ R2×2 konform,d.h. A = c · B für c ∈ R und B orthogonal. Seien ferner x, y ∈ R2 und α der Winkel zwischen x, y und β der Winkel zwischen A · x, A · y. Dann gilt cos β = hAx, Ayi hcBx, cByi c2 · hBx, Byi = = 2 kAxk2 kAyk2 kcBxk2 kcByk2 c · kBxk2 kByk2 c) Es gilt cos y − sin y Jf (x, y) = e sin y cos y | {z } x orthogonal, LinA II Also ist Jf (x, y) konform für c = e−x . 4 B orthogonal = hx, yi = cos α. kxk2 kyk2 Analysis 2 Aufgabe T4 . Betrachte die komplexe Funktion g : C\{1} → C, g(z) := 1+z 1−z (a) Fasse g als Abbildung f : R2 \{(1, 0)} → R2 auf und gib eine explizite Darstellung für f an. (b) Berechne Jf und zeige, dass Jf in jedem Punkt (x, y) ∈ R2 \{(1, 0)} konform ist. (c) Zeige, dass f die Menge H := {(x, y) ∈ R2 | x < 0} diffeomorph auf die Menge B := {(x, y) ∈ R2 | x2 + y 2 < 1} abbildet. (d) Skizziere f (Hx ) ⊆ B und f (Hy ) ⊆ B mit Hx := H∩({x}×R) und Hy := H∩(R×{y}) für einige x < 0 und y ∈ R. Lösung. a) Es gilt g(z) = 1 + 2 · 12 (z − z) − |z|2 (1 + z)(1 − z) 1+z 1 + z − z − |z|2 = = = 1−z |1 − z|2 |1 − z|2 |1 − z|2 Mit z = x + iy folgt 1 1 (z − z) = (x + iy − x + iy) = iy 2 2 und 1 − z = 1 − x − iy. Also folgt mit (?) sofort f (x, y) = 1 − x2 − y 2 2y , 2 2 (1 − x) + y (1 − x)2 + y 2 . b) Die Jacobi-Matrix ist 2 (x − 1)2 − y 2 2xy − 2y Jf (x, y) = · −(2xy − 2y) (x − 1)2 − y 2 ((1 − x)2 + y 2 )2 | {z } | {z } =c orthogonal in jedem Punkt (x, y) ∈ R2 \{(1, 0)} konform. c) Die Jacobi-Matrix ist von der Form a b . −b a Eine solche Matrix ist offenbar genau dann singulär, wenn a2 + b2 = 0 ⇔ a = 0 und b = 0. Also ist Jf genau dann singulär, wenn (x − 1)2 = y 2 und 2xy = 2y. 5 (?). Analysis 2 Für y = 0 folgt sofort x = 1, aber (1, 0) liegt nicht im Definitionsbereich. Ist y 6= 0, so folgt sofort x = 1 und die erste Gleichung liefert dann wieder y = 0. Also ist der einzige Punkt, in dem f singulär ist, der Punkt (1, 0). Jf ist also auf R2 \{(1, 0)} regulär und konform. Ferner gilt 1 + z < 1 ⇔ |1+z| < |1−z| ⇔ |z+1)| < |z−1| ⇔ z ∈ {x+iy ∈ C| x < 0} = H. |g(z)| = 1 − z Also gilt H = g −1 (B). Insbesondere sind H, B offen. Zuletzt bleibt noch zu zeigen, dass g bijektiv ist. Sei dazu w ∈ B, dann folgt g(z) = w ⇔ 1+z w−1 = w ⇔ 1 + z = (1 − z)w ⇔ z = . 1−z w+1 Mit dem Diffeomorphiesatz folgt nun, dass f ein Diffeomorphismus ist. d) s. Übungen. 6