Fortbildung der Universitätsaugenklinik Düsseldorf am 25. Oktober 2006 Organisatorisches: Patientenanmeldung: Privatsprechstunden: Fr. Müller Tel: 0211- 81 17322 Anmeldung Poliklinik: Tel: 0211 – 81 17333 oder Fax 0211 – 81 16241 Direkteinweisung (z.B. Katarakt-OP, TTP): derzeit Sr. Andrea Jansen, Station Augen III: Tel: 0211 - 81 17329 Studienzentrum: Anmeldung über Poliklinik für Studiensprechstunde 0211 – 81 17333 Zusammenfassungen der Vorträge: Dr. Helga Spelsberg: Nachsorge der Keratoplastik Die Standardnachbehandlung aller Keratoplastiken besteht in perioperativer systemischer Gabe von Prednisolon mit einer Dosis von 1mg pro kg Körpergewicht. Wir empfehlen lokal zunächst 5 mal Steroid-Augentropfen täglich mit Reduktion um einen Tropfen im vierwöchentlichen Rhythmus. Eine Dauertherapie mit lokalen Steroiden ist bei Patienten mit Normalrisikokeratoplastik nicht notwendig. Vor der Entfernung der fortlaufenden Fäden oder des letzten verbliebenen fortlaufenden Fadens sollte die lokale Steroidtherapie mindestens zwei Monate beendet sein, um dem Risiko einer Wundrandsprengung zu begegnen. Wirksame Alternativen zu lokalen Steroiden gibt es derzeit nicht. Patienten mit Hochrisikokeratoplastik erhalten zusätzlich eine systemische Immunsuppression mit Ciclosporin oder MycophenolatMofetil für mindestens sechs Monate, um das langfristige Transplantatüberleben zu verbessern. Bei Patienten mit Herpeskeratitis ist neben der Immunsuppression eine begleitende systemische Behandlung mit Aciclovir angezeigt. Bei chronischen endothelialen Immunreaktionen ist eine lokale Steroidtherapie mit 5 Tropfen täglich ausreichend, die bis zum Verschwinden der Endothelpräzipitate durchgeführt werden sollte. Die akute endotheliale Immunreaktion bedarf jedoch einer sehr frühen, effizienten Behandlung mit systemischem Steroid (Prednisolon 1 mg pro kg Körpergewicht) sowie einer sehr intensiven steroidalen Tropftherapie, damit das Transplantat vor dem immunogenen Versagen geschützt werden kann. Die Augenklinik steht für derartige Notfälle jederzeit zu Verfügung (Tel. 0211-8117333 Allg. Ambulanz oder –17329 Station AU 03). Nach Abklingen der Immunreaktion ist eine dauerhafte lokale steroidale Tropftherapie sinnvoll. Die üblichen Kontrolltermine nach Keratoplastik sind nach 6 Wochen, nach 4 Monaten, nach 1 Jahr und 1,5 Jahren. Beim letzten Termin erfolgt bei regelrechtem Verlauf die Entfernung der fortlaufenden Fäden bzw. des letzten verbliebenen Fadens. Die Entfernung der ersten Fäden wird vor allem von der Astigmatismusentwicklung abhängig gemacht. Für die Patienten gilt ein strenges Verbot jeglicher mechanischer Irritation am operierten Auge. Für Arbeit oder Sport sollten gegebenenfalls Schutzbrillen empfohlen werden. Längeres Lesen sollte erst bei stabiler Augenoberfläche erlaubt werden. Die Phase der körperlichen Schonung kann nach Operation auf einen Monat begrenzt werden. Simone Hübsch: Therapie von Retraktionssyndromen Das Retraktionssyndrom (Stilling-Türk-Duane) ist für 1-4% aller Strabismusfälle verantwortlich. Das klinische Erscheinungsbild ist charakterisiert durch Bulbusretraktion mit Lidspaltenverengung bei versuchter Adduktion und erheblich eingeschränkter Abduktion, die Adduktionseinschränkung ist unterschiedlich stark ausgeprägt. Amblyopien sind beim Retraktionssyndrom insgesamt selten, üblicherweise besteht eine sensorische Adaptation an den Strabismus ohne Doppelbilder in Fehlstellung des betroffenen Bulbus und mit guter Binokularfunktionen bei Parallelstand der Bulbi. Für die Planung einer operativen Therapie ist die Einteilung nach Kaufmann et al. aufgrund der Kopfzwangshaltung (KZH) am hilfreichsten: Retraktionssyndrom ohne KZH, mit KZH in Adduktion oder mit KZH in Abduktion des betroffenen Auges. Die Rücklagerung einer oder zweier horizontaler Muskeln vermindert die Retraktion des Bulbus, verhindert einen „up/down-shoot“ und kann auf die KZH einwirken. Verstärkende Eingriffe sollen aufgrund ihres ungünsigen Einflusses auf die Retraktion vermieden werden. Anhand eines Films werden die operativen Prinzipien beim Retraktionssyndrom demonstriert. Jan A. Reichelt: Lebensqualität bei Katarakt-Patienten Hintergrund: Es werden prä- und postoperative Visusergebnisse mit den Resultaten der Lebensqualitäterfassung verglichen. Patienten und Methoden: Sechs Monate nach Katarakt-Operation am ersten Auge wurden bei 101 Patienten erneut – wie schon präoperativ - die Lebensqualität erfragt. Dabei wurde die allgemeine und die auf das visuelle Erleben bezogene LQ unterschieden. Ergebnisse: Ein halbes Jahr nach Katarakt-Operation zeigte sich ein mittlerer Visusanstieg am ersten operierten Auge um 4 Visusstufen. Damit ging ein Anstieg der speziellen LQ einher. Die allgemeine LQ zeigte hingegen in der gesamten Studienpopulation keine signifikante Veränderung. Schlußfolgerungen: Die Durchführung von Katarakt-Operationen am ersten Auge führt zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität bei den operierten Patienten, jedoch vornehmlich in Lebensbereichen, die vom visuellen Erleben bestimmt sind. Die allgemeine Lebensqualität bleibt hiervon unbeeinflußt. Der Einfluß neuer Verfahren wie der minimalinvasiven Cataract-Chirurgie (MICS) bleibt abzuwarten. Johannes Stammen: Venenastverschluß Bei retinalem Venenastverschluß sollten die internistischen Risikofaktoren in interdisziplinärer Zusammenarbeit reduziert bzw. therapiert werden. Bezüglich rheologischer Maßnahmen ist nur bei (möglichst isovolämischer) Hämodilution durch entsprechende Studien ein Therapieerfolg nachgewiesen. Die Erfahrungen mit retinaler endovasaler Lyse beschränken sich bisher auf Pilotstudien. Die Photokoagulation bleibt derzeit weiterhin Therapie der Wahl bei Auftreten/zur Verhinderung von Neovaskularisationen. Die Indikation zur Koagulation bei nicht proliferativen Venenastverschlüssen - und bei makulärer Koagulation auch die Technik der Koagulation - ist von Compliance des Patienten, Ischämie-Ausmaß, Funktion des Auges, Lokalisation des Verschlußortes sowie Ausprägung des Makulaödems abhängig zu machen. Durch intravitreale Steroid- oder VEGF-Inhibitoren-Injektion kann die Schrankenstörung und hierdurch das Makulaödem reduziert und ggf die Angiogenese eingeschränkt werden. Die arteriovenöse Dissektion ist derzeit noch nicht evidenzbasiert und ihr Stellenwert nicht abschließend geklärt. Antonia M. Joussen: Möglichkeiten und Grenzen der Vitreoretinalen Chirurgie Der neue Schwerpunkt der Augenklinik der Universität Düsseldorf seit August 2006 ist die Netzhaut- und Glaskörperchirurgie. Ziel des Beitrages ist es, die Möglichkeiten und zukünftigen Entwicklungsbereiche der Vitreoretinalen Chirurgie darzustellen. Ausgehend von der Buckelchirurgie unter Ernst Custodis (Direktor der Augenklinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf 1945-1967) hat die vitreoretinale Chirurgie insbesondere durch die Entwicklung der pars Plana Vitrektomie (R. Machemer) profitiert. Gerade bei Amotiones mittleren Schwierigkeitsgrades ist die Wahl zwischen Buckelchirurgie und primärer Vitrektomie aber bis heute fraglich und erst die SPR Studie, deren Ergebnisse derzeit publiziert werden, brachte hier Aufschluß: Bei phaken Augen ist die Buckelchirurgie durch das geringere Kataraktrisiko bei sonst gleichem Ergebnis vorzuziehen. Bei pseudophaken Augen ist die primäre Vitrektomie, mit Zusatzbuckel, also Cerclage günstiger. Die Entwicklung neuartiger Tamponademedien für eine temporäre Tamponade (Gas) oder eine permanentere Tamponade (zB. Auf Silikonölbasis) ist von den erforderlichen Eigenschaften, wie beispielsweise einer Tamponade im Bereich der unteren Netzhaut, sowie von den chemischen Eigenschaften der Substanzen abhängig. Hierbei ist nach unseren Untersuchungen bei semifluorinierten Alkanen das Verhältnis zwischen Fluoranteil und Hydroxylgruppen von entscheidender Bedeutung für die Verträglichkeit der Substanzen. Klinische Multicenterstudien (HSO Studie (DFG Förderung)) befassen sich mit der Rolle von Glaskörperersatzstoffen, die schwerer sind als Wasser, in der Therapie der Proliferativen Vitreoretinopathie (PVR) im unteren Netzhautbereich. Die Netzhautchirurgie hat heute auch beim therapierefraktären Glaukom im Rahmen einer Retinektomie als drucksenkende Operation ihren Stellenwert. Bei einem hypotonen Auge, das einer permanenten Silikonöltamponade bedarf, kann ein Irislinsendiaphragma einen Kontakt zwischen Silikonöl und Hornhaut verhindern und somit eine Silikonölkeratopathie vermeiden. Bei proliferativen Netzhauterkrankungen ist der funktionelle Erfolg der Operationoft durch eine ausgeprägte Ischämie eingeschränkt. Eine konsequente individuelle Abschätzung der Prognose ist unabdingbar für die Patientenaufklärung. Das Peeling der Lamina limitans interna mit anschließender Gastamponade und Kopftieflagerung ist etabliert in der Therapie des Makulaforamens. Bei persistierenden Foramina wird eine Glaskörpertamponade durch schwere Glaskörperersatzstoffe diskutiert. ILM Peeling bei diabetischen Makulaödem wird derzeit im Rahmen der TIME Studie untersucht. Abschließend werden chirurgische Verfahren und ihr Stellenwert in der Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration diskutiert: die reine Membranextraktion, die Transplantation von pigmentierten Zellen als Ersatz der retinalen Pigmentepithelzellen sowie die Translokation der Makula (Rotation). Die jüngst vorgestellte Aderhauttranslokation (Patch-OP) kann in ausgewählten Fällen eine Verbesserung der Lesesehschärfe bewirken. Aktuelle klinische Studien der Augenklinik Düsseldorf: Glaskörperersatz: HSO Studie: http://www.hso-study.rwth-aachen.de Diabetisches Makulaödem: TIME Studie: http://www.time-study.rwth-aachen.de