ACR Klassifikation der Rheumatoiden Arthritis hat ausgedient Neue Kriterien erlauben frühe Diagnose ROM – Die bisher gültige ACR-Klassifikation der Rheumatoiden Arthritis beschreibt das Vollbild der Erkrankung, eignet sich aber nicht zur Diagnose einer frühen Rheumatoiden Arthritis. Abhilfe versprechen neue Kriterien, die von ACR und EULAR in einer gemeinsamen Initiative erarbeitet wurden. „Making a diagnosis of Rheumatoid Arthritis“ lautete der Titel des Vortrages von Professor Dr. Vivian P. Bykerk, Boston, am EULAR 2010. Dazu stellte die Rheumatologin zunächst einmal eine Patientin vor: eine 48-jährige Frau, die seit drei Wochen Schmerzen und eine Morgensteifigkeit >60min an Händen, Handgelenken und Füssen hat. Insgesamt sind neun Gelenke betroffen, zwei davon sind geschwollen. Im Labor sind Blutsenkung und ANA normal, der Rheumafaktor ist grenzwertig, anti-CCP und CRP sind erhöht. Die Röntgenbilder von Händen und Füssen sind unauffällig. Wie lautet ihre Diagnose? Umdenken notwendig Gemäss der ACR-Klassifikation von 1987 hat die Patientin keine Rheumatoide Arthritis. Doch diese Klassifikation ist nicht mehr zeitgemäss, denn sie beruht auf Daten von 262 Patienten mit über siebenjähriger Krankheitsdauer. Unser Ziel ist es aber heute, die Diagnose möglichst früh zu stellen, um so früh wie möglich therapieren zu können. Daher haben EULAR und ACR neue Klassifikationskriterien entwickelt, die es erlauben, bereits zu einem frühen Zeitpunkt die Diagnose auch formell zu stellen. Was sind die wichtigsten Unterschiede? Die neue Klassifikation erlaubt auch bei Patienten, die noch keine Erosionen haben, die Diagnose einer RA. Die Kriterien Morgensteifigkeit, Rheumaknoten und Symmetrie des Gelenkbefalls gibt es nicht mehr. Dafür wird das Bild der Gelenkverteilung berücksichtigt, mit Betonung der kleinen Gelenke. Dazu zählen die Handgelenke, MCPs, PIPs und MTPs. Die neuen Kriterien berücksichtigen vier Domänen der RA und ergeben eine Gesamtscore von 0 bis 10 (Kasten). Ab einem Score von 6 werden Patienten als RA klassifiziert. Ein Gelenk gilt dann als betroffen, wenn es klinisch Zeichen der Entzündung zeigt. Zurück zu unserer Patientin: Die Dame erzielt nach den neuen Kriterien für neun betroffene Gelenke und ein hoch positives anti-CCP je 3 Punkte plus einen Punkt für das erhöhte CRP. Somit ergibt sich ein Gesamtscore von 7. Die Diagnose der Rheumatoiden Arthritis kann gestellt werden. fus ACR/EULAR Kriterien 2010 Gelenkbeteiligung 0-5 1 grosses Gelenk 0 2-10 grosse Gelenke 1 1-3 kleine Gelenke 2 4-10 kleine Gelenke 3 > 10 Gelenke 5 (mindestens 1 kleines Gelenk) Serologische Parameter0-3 Rheumafaktor (RF) und anti-CCP negativ 0 Niedrig positiver RF oder anti-CCP 2 Hoch positiver* RF oder anti-CCP 3 Akut-Phase-Reaktion 0-1 CRP und BSR normal 0 CRP oder BSR erhöht 1 Dauer der Symptome 0-1 <6 Wochen 0 >=6 Wochen 1 *hoch positiv >= 3x oberer Normwert