KRANKENBERICHT Über einen Patienten der Medizinischen Veterinärklinik für Kleintiere Von cand.med.vet. xxx Der Patient ist ein Golden Retriever mit Namen „Xxx“. Der Besitzer ist x aus y. Die Untersuchung findet am xxxxx in der Zeit von 08.30 – 09.10 Uhr statt. Anamnese: Der Hund hat seit November 2004 Nasenbluten. Es fing mit rosafarbenem Schleim an, der nach und nach blutig wurde. Die Untersuchung der Nase durch den Haustierarzt erbrachte keinen besonderen Befund. Ebenso die gemachten Röntgenaufnahmen zeigten keine Veränderungen. Danach wurde das Nasenbluten weniger. Wenig später blutete der Hund bei Aufregung wieder heftig aus der Nase, immer nur aus dem linken Nasenloch. In der Tierklinik in Duisburg wurden eine Endoskopie, eine Computertomograpie und eine Probenentnahme durchgeführt. Die Untersuchungen verliefen jedoch ohne besonderen Befund. Vor 9 Tagen erfolgte wieder eine starke Blutung. Der Hund wurde über 3 Tage stationär aufgenommen, danach trat eine Besserung ein. Seit 3 Tagen zeigt der Hund wieder massives Nasenbluten. Gestern war es ein wenig besser heute Nacht und am morgen ist es wieder schlimmer geworden. Unter Vetranquil wird das Nasenbluten besser. Der Hund bekommt VMP-Tabletten, ein hoöopathisches Präparat. „Xxx“ war nie im Ausland. Den Besitzern ist aufgefallen das der Hund viel trinkt. Signalement: 4 jähriger Golden Retriever, männlich nicht kastriert. Allgemeine klinische Untersuchung: Während der Untersuchung steht das Tier und belastet alle Gliedmaßen gleichmäßig. Es wirkt aufmerksam und ruhig. Sein Körperbau und der Entwicklungszustand entsprechen seinem Alter. Der Ernährungszustand des Patienten kann als gut bezeichnet werden, der Pflegezustand ist ebenfalls gut. Die Körperinnentemperatur beträgt 37,9 °C, die Körperaußentemperatur ist zu den Akren hin abnehmend. Die Atmung hat eine Frequenz von 20 Atemzügen pro Minute, ist häufig durch Hecheln unterbrochen und der Atemtyp ist costoabdominal. Der Puls hat eine Frequenz von 96 Schlägen pro Minute. Das Allgemeinbefinden ist ungestört und der vermutliche Sitz der Erkrankung befindet sich im Respirationstrakt. Spezielle klinische Untersuchung: Haare, Haut, Unterhaut: Das Haarkleid wirkt lang und geschlossen, ein wenig glanzlos. Die Haut ist etwas trocken. Die Hautdicke ist sonst nicht verändert, Hautturgor und Elastizität sind erhalten und keine weiteren Veränderungen zu sehen. Parasiten sind nicht zu finden und das Tier zeigt keine Anzeichen von Juckreiz. Schleimhäute: Die sichtbaren Schleimhäute sind blaß, feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Lymphapparat: Eine Palpation der Lymphknoten (Lnn. Mandibulares, Lnn. Retropharyngeales, Lnn. Cervicales superficiales, Lnn. Axillares, Lnn. Poplitei ergibt keine Vergrößerung derselben. Sie sind nicht schmerzhaft, physiologisch frei beweglich, mit glatter Oberfläche und elastischer Konsistenz. Kreislauf: Der Puls, zu fühlen an der A. femoralis, hat eine Frequenz von 112 Schlägen pro Minute, er ist regelmäßig und gleichmäßig, Größe und Stärke entsprechen einem Tier dieser Rasse. Die Arterien sind gut gefüllt und gespannt. Die Episkleralgefäße sind gut gefüllt und scharf gezeichnet, die kapilläre Rückfüllungszeit liegt im Bereich der Mundschleimhaut unter 2 Sekunden. Der Herzstoß ist palpatorisch beidseits zu ermitteln. Die Frequenz bei der Auskultation ist mit der Pulsfrequenz identisch. Das Herz schlägt kräftig und laut, mit gleichmäßigem Rhythmus, deutlich abgesetzten Tönen und ohne Nebengeräuschen. Atmungsapparat: Der Nasenspiegel ist trocken mit wenigen Krusten. Es ist keine Blutung zu erkennen. Eine leichte Depigmentierung an beiden Nasenflügeln ist feststellbar. Der Nasenrücken ist symmetrisch. Bei der Perkussion der Nasengänge und der Nasennebenhöhlen ist kein besonderer Befund feststellbar. Bei der rechtsseitigen Atemhemmprobe wird der Hund unruhig und zeigt eine erschwerte Atmung, was auf eine Stenose des linken Nasenganges hindeutet. Die Atemfrequenz beträgt ohne Belastung 20 Atemzüge pro Minute. Der Atemtyp ist costal. Außerdem wird die Atmung sehr oft auch in Ruhe durch Hecheln unterbrochen. Bei der Auskultation der Lunge ist kein verschärftes Atemgeräusch zu hören. Husten ist nicht auslösbar. Der Thorax ist adspektorisch und palpatorisch unauffällig. Verdauungsapparat: Benno hat am Tag der Untersuchung seine Ration Futter vollständig zu sich genommen. Bei der Adspektion der Maul- und Rachenhöhle können keine Veränderungen festgestellt weden. Das Abdomen ist weich, die Bauchdecke nicht gespannt. Harn- und Geschlechtsapparat: Palpatorisch sind die Nieren weder in Größe, Konsistenz oder Schmerzhaftigkeit auffällig. Skrotum und Präputium sind ebenfalls unauffällig. Bewegungsapparat: Die Untersuchung des Bewegungsapparates erfolgt durch Adspektion und Palpation im Stand. Es ergeben sich keine Deformationen, Auftreibungen, Umfangsvermehrungen oder Verletzungen. Der Patient steht während der Untersuchung und belastet alle Gliedmaßen gleichmäßig. Adspektorisch ergibt sich in der Bewegung keine Lahmheit oder Bewegungsunfähigkeit. ZNS und Sinnesorgane: Das Bewußtsein des Tieres ist nicht gestört, es reagiert aufmerksam auf seine Umgebung und das Verhalten ist ruhig. Motilitätsstörungen sind nicht zu beobachten. Die Oberflächen- und Tiefensensibilität sind erhalten. Der Ziliar-, Corneal-, Pupillen-, Patellar- und Zwischenzehenreflex sind ebenfalls vorhanden. Bei den Sinnesorganen wurden die Seh- und Hörfähigkeit überprüft. Eine Funktionsstörung kann nicht festgestellt werden. Die Sinne für Geruch und Geschmack werden nicht geprüft. Weiterführende Untersuchungen: Blutuntersuchung: Durchgeführt am 14.12.2004 es wurden keine Veränderungen im Blutbild festgestellt. Die Tests zur Blutgerinnung ergeben keinen Hinweis auf eine Gerinnungsstörung. Die Schleimhautblutungszeit liegt mit unter 2 Minuten im physiologischen Bereich. Die Von Willebrand Faktor Antigenbestimmung ergab einen Wert von 98,2 % und liegt ebenfals im Normbereich. Physikalische Untersuchungen: Röntgen: Die Röntgenaufnahmen wurden am 02.12.2004 angefertigt. Bei der Interpretation der Thoraxaufnahme konnten keine Auffälligkeiten festgestellt werden. Knöcherne Begrenzung, Zwerchfell, Trachea, Lunge, Gefäße und Herz sind ohne besonderen Befund. Der Ösophagus ist nicht darstellbar und das Mediastinum nicht eindeutig abzugrenzen. Rhinoskopie: Die Untersuchung wurde am 06.12.2004 durchgeführt. Auf der rechten Seite waren die Nasenschleimhäute ohne besonderen Befund. Auf der linken Seite waren Blutkoagula ca 7 cm vom Planum aus zu sehen. Die Conchen wirken lytisch. Die Schleimhaut weist mehrere Defekte auf. Es sind jedoch keine eindeutigen Hinweise auf einen Tumor oder eine Aspergillose zu finden. Nasenbiobsie: Die Nasenbiobsie fand am 14.12.2004 statt. Die gewonnene Nasenschleimhautprobe aus der rechten Seite zeigte in der histologischen Untersuchung das Bild einer chronisch eitrigen Entzündung. In der Spezialfärbung waren keine Pilze nachweisbar. Auch in der Histologie fanden sich keine Hinweise auf eine Neoplasie. Diagnosen: Epistaxis aufgrund einer chronischen Entzündung in der Nasenhöhle Differentialdiagnosen: Epistaxis aufgrund von: Schleimhautverletzung durch Fremdkörper stumpfes Trauma durch Schlag auf die Nase Schädelbasisbruch Blutgerinnungsstörungen Tumoren in der Nasenhöhle oder den Nasennebenhöhlen Eine Fremdkörper ist bei der Endoskopie nicht gefunden worden. Bei einem Schlag auf die Nase wären auch noch andere äußeren Anzeichen wie Schwellung oder Verletzung des Nasenrückens aufgefallen. Der Schädelbasisbruch und der Tumor konnten durch die gemachten Röntgenaufnahmen und die Computertomograpieaufnahme ausgeschlossen werden. Bei den Blutuntersuchungen konnten keine Hinweise auf eine Blutgerinnungsstörungen gefunden werden. Auch verlief die Schleimhautblutungszeit normal, so das davon ausgegangen werden kann, das keine Blutgerinnungsstörungen vorliegt. Epikrise: Unter Nasenbluten versteht man den spontanen Austritt von Blut aus einer oder beiden Nasenöffnungen bzw. die Durchmischung des Nasensekrets mit Blut. Dem Nasenbluten liegt in der Regel die Verletzung eines kleineren Blutgefäßes oder eine flächenhafte Schleimhautblutung zugrunde. Die Blutung kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden wie zum Beispiel durch ein Trauma (z.B. Nasenbeinfraktur, Schädelbasisbruch), einen Druckanstieg in den Gefäßen (Hypertonie), Chemische Schleimhautreizung wie bei ChlorGas, Gefäßmissbildungen, Infektionen (z.B. Influenza), Gerinnungsstörungen (z.B. Hämophilie, Medikamente) , Erkrankungen des blutbildenden Systems (z.B. Thrombozytopenie, Leukämie) oder Tumoren der Nasenhöhlen. Häufig läßt sich auch keine klare Ursache des Nasenblutens ausmachen. Man spricht dann von einem idiopathischen oder habituellen Nasenbluten. Je nach Ursache muß verschieden therapiert werden. Im Vordergrund steht jedoch bei heftigen Blutungen die Blutungsstillung. Bei nervösen Hunden kann im akuten Fall auch eine leichte Sedation hilfreich sein, die eine bessere Manipulation an der Nase ermöglicht und den Blutdruck senkt. Auch Furosemid kann zur senkung des Blutdruckes eingesetzt werden. Lokal kann verdünnte Adrenalinlösung aufgebracht werden. Adrenalin zieht die Gefäße zusammen und erleichtert somit die Blutstillung. Wenn die Blutung längere Zeit bestand, oder besonders heftig war muß gegebenenfalls eine Volumensubstitution mittels Infusion durchgeführt werden. Therapie: Einmal täglich 200 mg Enrofloxacin per os. Einmal täglich 3 Tabletten Ferrosanol duodenal per os. Bei leichter Blutung verdünntes Adrenalin lokal. Prognose: Die Prognose ist gut bis fraglich. In den letzten Tagen ist unter der Behandlung kein weiteres Nasenbluten mehr aufgetreten. Außer der Schleimhautentzündung ist keine weitere Ursache für das Nasenbluten gefunden worden. Als weitere diagnostische Maßnahmen kommt noch eine Magnetresonanzthomograpie in Betracht um einen Tumor sicher auszuschließen. Die Behandlung mit Enrofloxacin und Ferrosanol duodenal sollte noch 3 Wochen lang durchgeführt weden.