Bildschirmarbeitsplatz

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Schwerstarbeit1
Neue Technik, neue Leiden –
krank durch Bildschirmarbeit
Das computerisierte Büro ist
in der Dienstleistungsgesellschaft Dreh- und Angelpunkt
des geschäftlichen Treibens.
PC, Drucker und Internet vereinfachen die Arbeit und ermöglichen die globale Kommunikation. Doch das Arbeiten am Bildschirm bleibt nicht
ohne Folgen: Während der
Krankenstand im Produktionssektor kontinuierlich sinkt,
stagniert er bei Büroangestellten oder steigt sogar.
Der Grund: Verspannungen
durch stundenlanges Arbeiten
vor dem Monitor, unangenehmes Raumklima durch aus den
Gerätschaften
ausgasende
Schadstoffe und die neue Hektik durch rascheren Informationsfluss stressen Arbeitnehmer an jenem Ort, wo sie immerhin 15 % ihres Lebens verbringen. Jeder Zweite arbeitet
im Büro, 20 Millionen Menschen arbeiten am PC und fast
in jedem zweiten deutschen
Haushalt steht heute mindestens ein Computer.
Kein eindeutiges
Krankheitsbild
Zwar gibt es bislang keine
Berufskrankheiten, die
monokausal auf
Bildschirmarbeit
zurückzuführen sind.
Psychosoziale Faktoren wie
das Betriebsklima und die Art
der Tätigkeit spielen dabei
1
Moderne Informations- und Kommunikationsgeräte erleichtern heute zwar in fast jedem Büro
den Alltag. Doch Arbeitsmediziner machen den
Computer für neue Krankheitsbilder, neue Schadstoffe und zusätzlichen Stress im Büro verantwortlich.
eine ebenso große Rolle. Doch
Hautbeschwerden an Händen,
zahlreiche wissenschaftliche
Armen und Beinen.
Untersuchungen belegen, dass
die Arbeit vor dem Monitor je
nach
Veranlagung
und
Sensibilität eines Anwenders
physische und psychische
Beeinträchtigungen
verschiedenster Art und in
unterschiedlichster Intensität
hervorruft.
Nach Untersuchungen der
Bundesanstalt
für
Arbeitsschutz
und
Arbeitsmedizin
(BAUA,
Dortmund)
in
zwei
öffentlichen
Verwaltungen
klagten vier von fünf befragten
Bildschirmarbeitskräften, dass
bei ihnen während und nach
der
Arbeit
Beschwerden
auftreten. Die vorwiegend in
der
Programmierung,
Sachbear-beitung,
Textverarbeitung
und
Dateneingabe Beschäftigten
saßen im Mittel 5,45 Stunden
pro Tag vor dem Bildschirm.
Rund zwei Drittel empfanden
Schmerzen
im
Nacken-,
Schulter- und Rückenbereich,
jeder
Zweite litt
unter
Kopfschmerzen und etwa 40
% gaben Augenprobleme an.
Weitere
Leiden
waren
Durchblutungsstörungen
in
den
Beinen,
Erschöpfungserscheinungen,
Konzentrationsstörungen und
innere Unruhe, Lustlosigkeit,
Schlafstörungen,
MagenDarm-Beschwerden bis hin zu
Auszug aus ct – „magazin für computertechnik“ – Ausgabe 13/2000
Spitzenreiter
in
den
Krankenstandsstatistiken sind
denn auch die Rückenleiden;
sie haben nach Angaben der
BAUA besonders in den
letzten Jahren
epidemieartig
zugenommen. Ursache ist
chronischer
Bewegungsmangel: Durch die
vernetzten Computer werden
die ohnehin schon geringen
Bewegungsanteile
in
der
Bürowelt
weiter
zurückgefahren.
Keiner bewegt sich
Musste man sich bis vor ein
paar Jahren noch selbst in Bewegung setzen, um zum Aktenschrank zu gehen und einen
Ordner herauszusuchen, den
mit zusammengeknüllten
Notizzetteln gefüllten
Abfallkorb an die Mülltonne
vors Gebäude hinaustragen
oder die Briefpost zur
Poststelle geben, erledigt dies
heute ein Doppelklick am PC.
80 bis 85 Prozent der täglichen
Arbeitszeit verbringt ein
Bildschirmarbeiter sitzend vor
dem Monitor. Dabei ist der
Mensch nicht zum Sitzen
geschaffen. Durch ständiges
und meist noch falsches Sitzen
wird die Bandscheibe der
Lendenwirbelsäule doppelt so
stark belastet wie beim Gehen
oder Stehen. Folge: Die
Krank durch Bildschirmarbeit
Rumpfmuskulatur schrumpft
und kann die Wirbelsäule
nicht mehr optimal stützen,
der Druck auf die
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Bandscheiben erhöht sich, was
neben den Schmerzen auch
Durchblutungsstörungen,
Verdauungsprobleme und
Herz-/ Kreislaufstörungen
verursachen kann.
Arbeitsmediziner raten deshalb, mindestens ein Viertel der täglichen Arbeitszeit in Bewegung zu verbringen.
Anstatt dem Kollegen im Nachbarzimmer eine Nachricht zu mailen, kann man diese auch persönlich
überbringen - was nebenbei auch die sozialen Kontakte im Büro stärkt. Oder man legt eine kleine Pause mit
leichten gymnastischen Übungen ein. 'Dehnen und Strecken bringt den Kreislauf wieder in Schwung,
Atmung und Stoffwechsel werden verbessert, die Muskulatur stärker durchblutet und die Bandscheiben
entlastet', empfiehlt das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium.
Augen-Leiden
Auch die Augen leisten vor dem Monitor Schwerstarbeit. Sie verrichten zum Teil Tätigkeiten, für die das
Auge nicht gemacht ist. Im Gegensatz zum normalen Sehen, wo der Blick umherschweift und die Belastungen ausgewogen sind, beschränkt sich der Fokussie-rungsabstand am Arbeitsplatz vornehmlich auf circa
30 bis 80 Zentimeter. Zudem erfordert die Arbeit vor dem Monitor eine ständig wechselnde Anpassung an
unterschiedliche Helligkeiten und Kontraste: Spiegelungen und Lichtreflexe im Bildschirm verstärken die
Überlastung zusätzlich. Nach Angaben der AOK Hamburg kommt es am Tag, je nachdem ob Dateneingabe
oder Dialogtätigkeit im Vordergrund der Tätigkeit stehen, zu 12.000 bis 33.000 Kopf- und Blickbewegungen
zwischen Bildschirm, Tastatur und Vorlage und 4.000 bis 17.000 Pupillenreaktionen. Bindehautreizung,
verschwommenes Sehen. müde Augen und Augen- und Kopfschmerzen sind die Folge. Bereits nach zwei
Stunden konzentrierter Dateneingabe am Bildschirm kann es zu Sehbeschwerden kommen.
Wissenschaftler am Institut für Arbeitsmedizin an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am
Main haben den Zusammenhang von Augenbeschwerden und Bildschirmarbeit näher untersucht. Sie kamen
zu dem Ergebnis, dass .sich die Sehschärfe im mittleren Sehbereich durch das ständige scharfe Lesen von
kleinen Zeichen in mittlerer Entfernung verschlechtert und die Sehbeschwerden mit der Dauer der
Bildschirmtätigkeit zunehmen. Dabei sind ältere Beschäftigte ab einem Alter von 45 Jahren deutlich stärker
betroffen als ihre jüngeren Kollegen.
Ebenso nimmt die Häufigkeit des Lidschlags durch den ständig konzentrierten Blick auf den Monitor ab, die
Hornhaut wird dadurch nicht mehr ausreichend befeuchtet und es kommt zu 'trockenen Augen'. Eine Klimaanlage und Rauchen im Büro begünstigen müde und gerötete Augen, die häufig brennen oder jucken,
zusätzlich. 'In Deutschland sind schätzungsweise acht bis zwölf Millionen Menschen davon betroffen', glaubt
Prof. Horst Brewitt, Oberarzt an der Augenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Abhilfe schafft
eine gute Lüftung und Befeuchtung der Büroräume, das Aufstellen des Monitors in Kopfhöhe oder im
Zweifelsfall auch eine Tränenersatzflüssigkeit vom Augenarzt.
Arbeitsmediziner empfehlen, den Augen regelmäßig eine Pause zu gönnen. Nach zwei Stunden
Bildschirmarbeit braucht das Auge 15 Minuten. um sich zu regenerieren. Diese Pause steht jedem
Bildschirmarbeiter laut Bildschirmarbeitsverordnung auch zu. Fehlsichtige sollten sich an Stelle ihrer
Alltagsbrille eine Brille vom Augenarzt verschreiben lassen, die speziell für den Abstand zwischen Tastatur,
Schreibvorlage und Monitor (meist 50 cm) angepasst wird.
Computer-Arm
Krank durch Bildschirmarbeit
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Nicht normalen Belastungen sind auch die Hände und Unterarme ausgesetzt. Arbeitsmediziner schätzen,
dass ab 80 000 Tastaturanschlägen pro Tag die Gefahr einer RSI-Erkrankung -RSI steht für Repetitive Strain
Injury - besteht. Das chronische Krankheitsbild, das in den USA für 60 Prozent aller Arbeitsausfälle
verantwortlich sein soll und an dem in Großbritannien pro Jahr angeblich 200 000 Personen erkranken ist
quasi der Tennisarm der Bildschirmarbeiter. 'Gelenke. Sehnen und Muskeln können durch schnelle, kurze
und täglich zigtausendfach wiederholte Bewegungen so geschädigt werden, dass sie sich in nächtlichen
Erholungsphasen nur un-zureichend regenerieren', erklärt Prof. Hardo Sogatz vom Institut für Psychologie
der Technischen Universität Darmstadt. Prof. Sogatz untersuchte 1000 Bildschirmarbeiter und stellte dabei
fest, dass RSI in vielen Fällen nur schwer zu heilen ist. Die Belastung beim Tippen, Nachdenken und Formulieren führe zu Anspannung und verminderter Durchblutung, was die Wahrscheinlichkeit von feinen
Rissen an den Fingermuskeln erhöht, die dann später möglicherweise verkürzt zusammenwachsen.
'Die am nächsten Tag nicht vollständig reparierten Schäden summieren sich bei weiterer Bildschirmarbeit
und im Verlauf eines mehrjährigen Berufslebens zu Schmerzen und Funktionseinschränkungen.' Der Betroffene merkt zunächst ein leichtes Ziehen in den Gelenken und Muskeln, später kommen starke Schmerzen
und Taubheitsgefühle, Sensitivitätsverlust in den Fingern, Kraftverlust oder Missempfindungen dazu. Wer
dagegen beim Arbeiten am Computer Pausen einlegt, sich neben dem Bildschirm alternative Anreize schafft
und regelmäßiges Unterarmmuskeltraining betreibt, kann das RSl-Risiko erheblich herabsetzen. meint
Sogatz. Vorbeugen können neben einer ergonomischen Tastatur auch Spezialbandagen aus dem Sanitätshaus
oder der Apotheke. Der leichte Druck des Stretch-Gewebes massiert die Haut und verbessert so die
Durchblutung.
Schadstoff-Cocktail
Dagegen wirken sich Schadstoffe in der Raumluft ganz anders aus: Entzündungen von Hals und Nase,
Augentränen, Kopfschmerzen, Übelkeit und allergische Reaktionen der Haut sind die Symptome, mit denen
inzwischen fast jeder zehnte Büroarbeiter zu tun hat und die man mit dem Begriff 'Sick Building Syndrom'
umschreibt. Flüchtige organische Chemikalien aus dem Mobiliar, Bodenbelag, Anstrich, aber auch aus den
Gehäusen von PC, Monitor und Drucker wie Weichmacher oder Flammschutzmittel mixen die Büroluft zu
einem Schadstoff-Cocktail, der meist noch schlechter ist als die Außenluft. Tests von Laserdruckern deuteten
auch in jüngster Zeit immer wieder auf erhöhte Konzentrationen der gesundheitsschädlichen Stoffe Styrol,
Biphenyl oder des krebsverdächtigen Benzols. Dabei ist es meist nicht ein einzelner Stoff, sondern vielmehr
deren Gemisch und Reaktionsprodukte, die zu den bekannten Symptomen führen.
Doch organische Stoffe und Lösungsmittel sind möglicherweise nicht alleine verantwortlich für das Sick
Building Syndrom. So ergab eine Untersuchung des Instituts für Wohngesundheit in Kopenhagen, dass
wahrscheinlich erst die Reaktionsprodukte aus Ozon und den organischen Verbindungen für die ständige
Mattheit, Übelkeit und Schleimhautreizungen verantwortlich sein könnten. Ozon entsteht im Sommer vor
allem durch den Straßenverkehr. Entgegen großer Versprechungen der Druckerhersteller entsteht Ozon aber
auch immer noch vor der Nase des Anwenders, nämlich durch Laserdrucker und Kopierer. Durch
verschiedene Druckverfahren oder Aktivkohlefilter könnte die Menge minimiert werden, doch nicht alle
Hersteller legen Wert auf saubere Druckerabgase.
Neben Ozon pustet der LaserJet bei jedem Druckvorgang auch feinsten Tonerstaub in die Raumluft. Nicht
ungefährlich, denn 'viele Tonerenthalten giftige und Krebs erregende Substanzen, sogar Nervengifte', so
Prof. Michael Braungart, Leiter des Hamburger Umweltinstituts. Aus Preisgründen verzichten die Hersteller
darauf, diese für den Druckprozess nicht notwendigen Giftstoffe bei der Produktion herauszufiltern. Ein Test
der Landesgewerbeanstalt Bayern brachte bei 33 von 34 untersuchten Tonerproben für Laserdrucker Krebs
erregende Stoffe zu Tage, darunter auch Toner von Markenherstellern wie Hewlett-Packard.
Letztendlich lassen sich die gesundheitlichen Beeinträchtigungen nur reduzieren, indem man die
Innenraumluft im Büro mit möglichst wenig Schadstoffen belastet und bekannte Schadstoffquellen
eliminiert. Da eine gewisse Basiskonzentration jedoch immer vorhanden ist, hilft nur eins: öfter mal lüften.
Strahlende Aussichten
Beim Elektrosmog nützt diese Maßnahme dagegen nichts. Zwar hat die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) Computer-Strahlung als ungefährlich eingestuft - die von den Bildschirmen abgegebene Strahlung
sei eindeutig schwächer als die des Tageslichts an einem Wintertag. Realität ist aber, dass wir uns heute mit
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Computer, Monitor, Drucker, Kopierer, Scanner, Faxgerät, Handy, Beleuchtung und so weiter ständig mit
zahlreichen Strahlenquellen umgeben. Sie durchdringen den menschlichen Körper und können, so jüngste
Studien aus Schweden und Australien, das Immunsystem schwächen und die Zellteilung erhöhen.
Durch die in den Industrieländern abgeschirmte Lebensweise ohne natürliche Umweltreize fehlt dem
Immunsystem Training. Es überreagiert deshalb gegen jeden stärkeren Reiz. So berichtete die Fachzeitschrift
'ärztliche Praxis', dass schon jeder Zehnte auf Elektrosmog von Mobiltelefon, Computer oder
Beleuchtungskörper mit Augenbrennen, Kopfschmerzen, Atemnot, Mattheit, Schlaflosigkeit, Nervosität,
Herzrhythmusstörungen oder Ohrendruck allergisch reagiere. Die Behandlung sei schwierig, denn hinter der
Allergie versteckten sich oft auch Probleme am Arbeitsplatz oder in der Familie.
Der ganze elektrische Fuhrpark kann aber noch eine andere Gefahr bergen. Amerikanische Wissenschaftler
an der University of North Carolina vermuten, dass schon niedrige elektromagnetische Felder von 50 bis 60
Hertz (Stromleitungen im Haus, alle elektrischen Geräte und somit auch PC, Monitor und so weiter erzeugen
diese Felder) die Bildung des Hormons Melatonin stören könnten. Ein Melatonin-Defizit kann den Körper
dazu veranlassen, eine zu große Menge des weiblichen Sexualhormons Östrogen freizusetzen, wodurch es
zur Bildung von Brustkrebs kommen kann. Auch besteht der Verdacht, dass eine Melatonin-Störung
Depressionen begünstigt.
Als sicher gilt, dass Schlaflosigkeit, Nachtarbeit und der so genannte Jetlag die Produktion von Melatonin
stören. Derzeit untersuchen amerikanische und finnische Wissenschaftler, ob das künstliche Licht die
Melatonin-Produktion beeinträchtigt, denn blinde Frauen erkranken wesentlich seltener an Brustkrebs.
Frust am PC
Die Konzentration auf rein ergonomische Aspekte greift allerdings zu kurz. Neben den körperlichen
Auswirkungen fördern die neuen Techniken auch psychische Belastungen. Nach einer Befragung von 2000
Arbeitnehmerinnen des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums sind etwa ein Drittel bis die Hälfte der
Erwerbstätigen immer oder häufig psychischen Belastungen ausgesetzt und Stress als Folge dieser Belastung
schadet auf Dauer dem Organismus.
Wissenschaftler sehen in den modernen Kommunikations- und Informationstechniken neue Stessfaktoren,
die die Erwerbstätigen neben den bereits ohnehin vorhandenen Faktoren wie hohes Arbeitspensum,
Termindruck, unzureichende Erholungsmöglichkeiten, geringe Entscheidungskompetenz und so weiter
zusätzlich belasten. 'Die Arbeit hat sich durch den Computer stark verdichtet', erklärt Ahmed Cakir vom
Ergonomic Institut in Berlin. 'Der intensive Arbeitsdruck mit wenig Mischarbeit beraubt die Arbeitnehmer
um ausgleichende Belastungswechsel.'
Hinzu kommt die zum Teil unergonomische Software, die entweder umständlich zu bedienen ist und somit
noch mehr Konzentrationsaufwand vom Anwender fordert oder den Benutzer bei Fehlern alleine lässt. Das
Ergebnis: Ärger, Frust, Stress, Zusatzaufwand und mehr Fehler durch schnelleres Ermüden. Auch 'die nicht
oder dem Anwender nicht bekannte Individualisierbarkeit von Programmen ist ein schwerwiegendes
Problem' kritisiert Cakir die vermeidbaren psychischen Belastungen selbst bei Standardsoftware. Ein
Problem, das beispielsweise SAP im vergangenen Jahr zu einem reinen Ergonomie-Update veranlasste,
denn 'ein Teil der Kreativität verpuffte oftmals bei der Bedienung der Maschine'.
Immer erreichbar
Glaubt man den Psychologen, dann hat sich auch die Kommunikation selbst zu einer potenziellen
Stressquelle entwickelt. Die wesentliche Beschleunigung und Vergrößerung des Datenflusses fordert dem
Anwender ein noch größeres Maß an Aufmerksamkeit und Konzentration ab. Hinzu kommt die bessere
Erreichbarkeit: Eingehende E-Mails, Faxe oder Anrufe unterbrechen Arbeitsvorgänge und somit die
Konzentration. Nach einer internationalen Studie des 'Institute for the Future', zu der Angestellte in vier
Ländern befragt wurden, werden Beschäftigte im Durchschnitt alle zehn Minuten durch Telefon, Fax oder EMail in ihrer Arbeit unterbrochen. So bekommt ein britischer Angestellter im Schnitt 171 elektronische
Briefe am Tag, in den USA sind es gar über 200.
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Zwischen dem Spagat ständiger Erreichbarkeit auf der einen und der Notwendigkeit konzentrierter
kontinuierlicher Arbeit auf der anderen Seite entsteht eine 'konflikthafte Anforderung, die auf Dauer belastet'
meint das Psychologische Forum Offenbach. Zwar sparen die neuen Techniken durch schnellere Datenverarbeitung und Automatisierung viel Zeit ein. Doch weil sich viele Beschäftigte mit der Verarbeitung
der Datenflut überfordert fühlen, gehe mehr Zeit verloren, als durch die Technik gewonnen werde.
Stressquelle sind auch so genannte 'Regulationshindernisse' - beispielsweise ein zu langsames EDV-Netz
oder ein träger Rechner, so die Offenbacher Psychologen. Nach einer von Compaq UK in Auftrag gegebenen
Studie fühlte sich zudem jeder zweite Befragte durch häufige Computerabstürze gestresst. Die potenziellen
Überwachungsmöglichkeiten durch vernetzte Computer belasten und verängstigen Angestellte zusätzlich.
'Durch Technisierung und anonymisierte Personalführung nehmen zwischenmenschliche Kontakte selbst in
kleineren Firmen immer mehr ab', beklagt denn auch Peter Schmitt vom Verband der Verkaufsförderer.
Manager als 'E-Mailende Technokraten' sind für ihn ein Grund dafür, dass das Klima in den Firmen zunehmend eisiger wird.
Sparringspartner PC
Wenns gut geht, wird der Stress in der Freizeit abgebaut, immer öfter krachts aber auch im Büro: Etwa die
Hälfte der im Rahmen der Compaq-Studie befragten Angestellten deuteten an, dass sie sich in bestimmten
Situationen mit Gewalt gegen den Computer zu Wehr setzen. In Wahrheit dürfte der Prozentsatz noch höher
liegen, denn 80 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten bereits Kollegen beobachtet, wie sie verbal oder
mit Faustschlägen ihrer Wut freien Lauf gelassen hätten. Für den Konfliktforscher Robert Ehrmann zeigt
sich in diesem Verhalten eine Angst vor der Technik, die sich in Wut symptomatisiert.
Dabei müsste den Unternehmen die Leistungsfähigkeit ihrer Angestellten wichtig sein, denn Gesundheit ist
ein großer Wettbewerbsvorteil. Nach Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeit belasten Muskel- und
Skeletterkrankungen die deutsche Wirtschaft jährlich mit rund 20 Milliarden Mark und verursachen mit 75
Millionen Fehltagen ein Drittel aller Fehlzeiten. 'Ein gut gestalteter Arbeitsplatz kostet fünf- bis sechstausend
Mark', so Wilhelm Bauer vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, 'ein krankgeschriebener Mitarbeiter indes schnell sehr viel mehr'. Erschreckend daher das Ergebnis einer Untersuchung
des Karlsruher Instituts für Arbeits- und Sozialhygiene. Nur acht Prozent der 14.000 in deutschen Unternehmen untersuchten Bildschirmarbeitsplätze hatten arbeitsmedizinisch gesehen keine Mängel und
entsprachen somit der Bildschirmarbeitsverordnung. An erster Stelle der Mängelliste rangierte übrigens ein
leicht und günstig zu beseitigendes Problem: Der Monitor war falsch platziert.
Gesundes Raumklima dank Zimmerpflanzen?
Eine natürliche Möglichkeit zur Verbesserung der Luftqualität im Büro waren nach landläufiger Meinung
bislang vor allem Topfpflanzen. Sie 'atmen' neben Kohlendioxid auch die Schadstoffe aus der Raumluft
ein und wandeln diese mit Hilfe von Enzymen in harmlose Stoffe um. Grünlilien sollen das Krebs erregende
Formaldehyd in Zucker und Aminosäuren zerlegen, Ficus und Efeu filtern die Umweltgifte Benzol oder
Trichlorethylen.
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In der Fachzeitschrift New Scientist haben nun Wissenschaftler der Murdoch University in Australien mit
ihrer Untersuchung ernsthafte Zweifel an dieser Theorie angemeldet. Ihr Ergebnis: Schon für eine leichte
Qualitätsverbesserung der Luft müsste man ein dicht bewachsenes Gewächshaus anlegen. So untersuchten
Peter Dingle und seine Kollegen den angeblichen Filtereffekt von Pflanzen am Beispiel von Formaldehyd,
das häufig als Raumgift auftritt. In dem acht Quadratmeter großen Testraum konnten die Forscher erst ab
einer Menge von 20 Zimmerpflanzen die Konzentration des Formaldehyd um etwa zehn Prozent verringern.
Deutlich effektiver war hier häufiges Lüften.
Doch Pflanzen haben andere positive Eigenschaften: Neben der Wirkung auf die Psyche erhöhen sie die
Luftfeuchtigkeit um bis zu zehn Prozent und halten diese konstant. Das hilft gegen trockene Augen,
elektrostatische Aufladung, ist gut für Haut und Schleimhäute und schützt so vor Erkältungen. Außerdem
wandeln sie den Kohlendioxid-Gehalt der Raumluft in Sauerstoff um und dienen somit quasi als
Muntermacher
Darauf sollten Sie achten
Augen






Monitor 50 bis 70 Zentimeter vom Auge entfernt aufstellen
Licht sollte nur von der Seite auf den Monitor fallen
eine leichte Blickneigung von 30 Grad nach unten wird als angenehm empfunden und fördert häufigeren
Lidschlag
auf ausreichend Luftfeuchtigkeit achten
regelmäßig (alle 2 Stunden) Pausen einlegen und für Tätigkeitswechsel nutzen
regelmäßig (alle 15 Minuten) ein entferntes Objekt fokussieren
RSI
o
o
o
o
Pausen einlegen und andere Tätigkeit ausüben
Arbeitsablaufwenn möglich abwechslungsreicher gestalten
ergonomische Tastatur verwenden
Spczialbandage beim Arbeiten oder nachts anlegen
o
o
o
o
Bildschirmpausen als Bewegungspausen verwenden
Sitzhaltung während des Arbeitens öfter ändern
Tastatur direkt und nicht seitlich vor den Monitor stellen
Arbeitszeit vor dem Monitor gut einteilen
o
Laserdrucker und Kopierer niemals direkt auf den Schreibtisch stellen, am besten in einen
separaten, gut belüfteten Raum
nach dem Tonernachfüllen Hände waschen, vorher Schutzhandschuhe anziehen
keinen Billigtoner kaufen
direkte Berührungen mit Toner \ crmeiden
Toner auf Haut oder Schleimhäuten mit viel Wasser abspülen
geringe Tonerreste befinden sich auch auf Papier, nach größeren Drucksitzungen deshalb die
Hände waschen
Rücken
Raumklima
o
o
o
o
o
Elektro-Smog
o
o
o
o
Drucker, Kopierer und Fax in einem separaten, gut belüfteten Raum unterbringen
elektrische Geräte abschalten, wenn sie nicht gebraucht werden
nicht dauerhaft in der Nähe von eingeschalteten elektrischen Geräten authalten
strahlungsarme Bildschirme mit automatischer Abschaltfunktion einsetzen
Krank durch Bildschirmarbeit
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