Interessengemeinschaft gegen Fluglärm Taunus c/o Dr. Wolfgang Berger Taunusblick 13 61479 Glahütten Wohnen und Umwelt im Taunus e.V. c/o Dr. Georg Henkel Schauinsland 9 61479 Glashütten Hessischer Landtag Petitionsausschuß Schloßplatz 1-3 65183 Wiesbaden 23. April 2002 Neue Flugrouten am Frankfurter Flughafen seit dem 19. April 2001, Pläne zur Steigerung der Kapazitäten für Starts und Landungen am Flughafen Frankfurt Sehr geehrte Damen und Herren, die Bürgerinitiativen der Interessengemeinschaft gegen Fluglärm Taunus wenden sich an den Petitionsausschuß, weil vor einem Jahr und vier Tagen neue Flugrouten den Taunus in eine Fluglärm-Arena verwandelten - den Taunus, ehemals Wohnregion, Naherholungsgebiet, Naturpark und Rückzugsgebiet für Ruhebedürftige. Die verlorene Ruhe ist ein Opfer der neuen Routen – hauptsächlich TABUM. Diese Routen, nach unserer Ansicht rechtswidrig, d.h. unter Mißachtung der Anforderungen an ein rechtsstaatliches Planungsverfahren1, zustandegekommen, brachen quasi schicksalhaft über uns herein. So kann man die Menschen verstehen, die sich in diesem Zusammenhang terrorisiert fühlen – zugelärmt, wehrlos, ohnmächtig. Wir bitten Sie, diesen Zustand zu ändern. Wir wenden uns aber auch an den Petitionsausschuß, weil wir der Ansicht sind, daß die Politik versagt hat: ./ 2 Baden-Württembergischer Verwaltungsgerichtshof Mannheim: „Das Gebot einer gerechten Abwägung der von einer staatlichen Planung berührten öffentlichen und privaten Belange folgt aus dem Wesen einer rechtsstaatlichen Planung und gilt dementsprechend allgemein.“ 1 Interessengemeinschaft gegen Fluglärm Taunus c/o Dr. Wolfgang Berger Taunusblick 13 61479 Glahütten Wohnen und Umwelt im Taunus e.V. c/o Dr. Georg Henkel Schauinsland 9 61479 Glashütten Statt Planung und Einführung von Verkerhrswegen in der Luft und den Schutz der Menschen vor übermäßiger Belastung durch Fluglärm zeit- und sachgemäß und nach dem Stand von Technik und Wissenschaft zu regeln, überläßt man die Menschen auf Basis überholter Gesetze dem freien Spiel der Kräfte wie: Exekutive Organe, z.B. LBA/DFS, die selbstherrlich bestimmen, Eine Fluglärmschutzkommission, die Planungsdefizite tatenlos zur Kenntnis nimmt, Interessengruppen, von Bürgerinitiativen, Unternehmen bis hin zu finanzkräftigen Kommunen, die sich Parteigutachten leisten können und die Gerichte über allem quasi als Schiedsrichter, das Verwaltungsgericht in Verfahrensfragen, Zivilgerichte in Vermögensfragen. In diesem von der Politik zugelassenen Jeder-gegen-jeden-Verteilungskampf um Lebensqualität droht der Taunus zur Dispositionsmasse einflußreicher und/oder finanzstarker Interessengruppen zu verkommen – der Taunus, ehemals Wohnregion, Naherholungsgebiet, Naturpark und Rückzugsgebiet für Ruhebedürftige. Wir wenden uns an den Petitionsausschuß, weil dieser unhaltbare Zustand nicht bleiben darf und weil wir die Politiker zum Handeln auffordern wollen. Wir wenden uns heute aber auch an Sie, weil wir die emotionale Verschärfung der Diskussion durch Vertreter der Luftverkehrslobby nicht hinnehmen wollen. Sie erinnern sich vielleicht an die Polarisierungsversuche nach Klassenkampf-Manier (Motto: Bonzen schicken Flieger über Arbeiterviertel), an Disqualifizierungsversuche wie „heiße Luft“ oder „Beschwerdeindustrie“, an Zynismen wie „wem es nicht paßt, der kann ja wegziehen“ bis hin zur kürzlichen Verunglimpfung von CDU-Politikern, und zwar von Kommunalpolitikern, die sich - ihres Wählerauftrages bewußt – für ihre Bürger stark machen und nicht für die Politik von Landes- oder Bundesregierung. Wir bedanken uns bei dieser Gelegenheit ausdrücklich und herzlich bei allen Kommunalpolitikern, die sich so mit Weitsicht und Solidarität für eine bewohnbare Region einsetzen. Von der Landespolitik erwarten wir, daß sie sich deutlicher vor diese Politiker stellt. Flugrouten implizieren jedoch nicht nur die Wegeführung von Flugzeugen sondern auch die Menge des darüber abgewickelten Verkehrs. Diese Menge könnte sich jedoch vervielfachen, wenn den vorliegenden Planungen zum Flughafenausbau vorbehaltlos gefolgt wird. Jeder Bewohner im Rhein-Main-Gebiet muß sich deshalb nicht nur mit der Frage einer gerechten Verteilung der Lasten auseinandersetzen, sondern auch damit, wieviel Last der Region insgesamt zugemutet werden kann. ./3 Interessengemeinschaft gegen Fluglärm Taunus Wohnen und Umwelt im Taunus e.V. c/o Dr. Wolfgang Berger Taunusblick 13 61479 Glahütten c/o Dr. Georg Henkel Schauinsland 9 61479 Glashütten Wir bitten den Petitionsausschuß: Schützen Sie Gesundheit und Lebensqualität der Bürger, deren Volksvertreter Sie sind. Insbesondere: 1. Drängen Sie darauf, daß die von Politikern und Deutscher Flugsicherung in Verbindung mit der Kommission zur Abwehr des Fluglärms zugesagten vorläufigen Entlastungsmaßnahmen endlich kommen und die Blockadetaktik von DFS und Fluglärmkommission aufhört. Hierzu muß man nicht auf Urteile eines Verwaltungsgerichtshofes warten. 2. Verhindern Sie das Auflodern des offenen Verteilungskampfes in Rhein-Main zugunsten einer sachgerechten, rechtsstaatlichen Prinzipien folgenden Korrektur der bestehenden Fehlplanungen. Auch hierzu muß man nicht auf Urteile eines Verwaltungsgerichtshofes warten. 3. Sorgen Sie für eine „echte“ Begrenzung der Nachtflüge und nicht nur für eine Kontingentierung des nächtlichen Lärms. 4. Sorgen Sie dafür, daß nicht eine ungezügelte Ausbauplanung alle – hoffentlich bald wirksamen – Verbesserungsmaßnahmen an den Routen durch ungebremstes Kapazitätswachstum zunichte macht. 5. Setzen Sie sich für eine rationale Verkehrs- und Wirtschaftsplanung ein, die eine einseitige Priorisierung des Luftverkehrs vermeidet; geben Sie alternativen Überlegungen eine Chance. 6. Setzen Sie sich in ihren Parteien und in Berlin für eine Novellierung des Fluglärmschutzgesetzes ein, damit die Lasten erträglich bleiben und Entschädigungen bzw. Schutzmaßnahmen großzügig möglich werden. 7. Setzen Sie sich in ihren Parteien und in Berlin für eine Novellierung des Luftverkehrsgesetztes ein, damit eine gerechten Abwägung der öffentlichen und privaten Belange sowie eine angemessene Einbeziehung der Betroffenen von vorneherein sichergestellt ist. Wir bitten Sie, in diesem Sinne tätig zu werden und verbleiben mit freundlichen Grüßen Für die Interessengemeinschaft gegen Fluglärm Taunus Für den Verein Wohnen und Umwelt im Taunus e.V. Dr. Wolfgang Berger Dr. Georg Henkel