Klimawandel und Entwicklung

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VEREIN FÜR ENTWICKLUNGSÖKONOMISCHE FORSCHUNGSFÖRDERUNG (EFF) E.V.
Hans-Rimbert Hemmer – Ulrich Hiemenz
(Herausgeber)
Klimawandel und Entwicklung
12. Entwicklungsökonomisches Seminar vom 21.-24. Januar 2009
im Mercure Hotel Erfurt Altstadt
VORWORT
Entwicklungsökonomische Debatten finden in Deutschland auf unterschiedlichen Ebenen statt: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren unter sich ebenso wie die Praktikerinnen und Praktiker. Was dabei leider zu kurz kommt, ist der gegenseitige Gedankenaustausch und der Versuch, die
eigenen Überlegungen dadurch voranzubringen, dass man sich mit dem jeweils anderen „Lager“ näher
befasst. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen sich häufig den Vorwurf gefallen lassen, sie lebten im Elfenbeinturm, machten aus praktischen Mücken theoretische Elefanten und wüssten relativ wenig über das, was in der tatsächlichen Entwicklungsländerwelt vorgeht. Den Praktikerinnen und Praktikern wird dagegen vorgehalten, sie würden sich der Notwendigkeit kurzfristiger
Aktionismen unterwerfen, seien zwar kreativ in ihren Handlungsvorschlägen, ohne aber deren Implikationen zu erkennen, und hätten keinen Blick für Zusammenhänge. Diese Liste gegenseitiger Vorwürfe ließe sich beliebig verlängern. Doch sind sie auch berechtigt? Wie so oft steckt in jeder Übertreibung – und um solche handelt es sich bei diesen Vorwürfen – ein harter Kern von Wahrheit. Zweifellos könnten viele wissenschaftliche Analysen von einer besseren Kenntnis realer Probleme profitieren, und sicherlich könnte die entwicklungspolitische Praxis von einer besseren Kenntnis der Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen ihren Nutzen ziehen. Zwar bestehen individuelle Kontakte zwischen einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit. Diese Kontakte orientieren sich aber primär an der Lösung konkreter Einzelprobleme. Sie drücken deshalb kein systematisches Zusammentreffen von Wissenschaft und Praxis aus.
Eine wichtige (wenn auch sicherlich nicht die einzig wichtige) Erklärung dieses Defizits ist vermutlich darin zu sehen, dass sich der Zunft der Entwicklungsländerökonominnen und -ökonomen in
Deutschland (und dem deutschsprachigen Ausland) nur wenige institutionalisierte Chancen zu einem
solchen übergreifenden Gedankenaustausch bieten. Sogar innerhalb der jeweiligen Gruppe sind die
entsprechenden Chancen nicht besonders groß. Wo hat denn ein an Entwicklungsländerproblemen
interessierter Wissenschaftler bzw. eine an Entwicklungsländerproblemen interessierte Wissenschaftlerin schon die Möglichkeit, mit Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf
einem fachlich angemessenen Niveau offen zu diskutieren und dabei auch eigene Neuansätze zur Diskussion zu stellen? Und welche Möglichkeiten hat ein Praktiker bzw. eine Praktikerin, der bzw. die
bereits seit einigen Jahren die Universität verlassen hat und Gefahr läuft, im Zuge des strapaziösen
Alltagsgeschäfts innerhalb seiner bzw. ihrer Organisation die Neuentwicklungen der Entwicklungsländerökonomie zu verpassen, sich gründlicher über das zu informieren, was inzwischen erarbeitet
wurde und für die entwicklungspolitische Realität von Bedeutung zu sein scheint?
- III Aufgrund dieser Defizitanalyse wurde von mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die
in besonderem Maße mit diesen Berührungsproblemen von Wissenschaft und Praxis vertraut sind, der
Verein für Entwicklungsökonomische Forschungsförderung (EFF) gegründet. Dieser Verein hat das
Ziel, Seminare und Einzelveranstaltungen zu organisieren, die sich mit entwicklungsökonomischen
Fragestellungen in Entwicklungs- und Transformationsländern befassen. Innerhalb des Vereins wurde
zum Abbau des oben angesprochenen Defizits der folgende Seminartyp konzipiert: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Praktikerinnen und Praktiker der Entwicklungsländerökonomik
kommen für ca. drei Tage zusammen und bearbeiten gemeinsam ein Schwerpunktthema. Teilnehmer
sind etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Professorinnen und Professoren, die sich
mit Entwicklungsländerfragen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften befassen, sowie entsprechende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus einschlägigen Forschungsinstituten), Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Doktorandinnen und Doktoranden sowie Habilitandinnen und Habilitanden) sowie Praktikerinnen und Praktiker der Entwicklungszusammenarbeit, die
ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert haben und denen daher der ökonomische Fachjargon ebenso geläufig ist wie sie die traditionelle Entwicklungsökonomik im Griff haben. Die Teilnehmerzahl wird, um die für einen intensiven Gedankenaustausch erforderliche Seminargröße nicht
zu sprengen, gleichzeitig auf maximal 40 begrenzt. Die drei hier angeführten Gruppen sollen in etwa
gleicher Stärke vertreten sein.
Für den im Rahmen des Seminars angestrebten Gedankenaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis steht hinreichend Zeit für die Diskussion zur Verfügung: Pro Halbtag – das sind jeweils drei Stunden – wird jeweils ein Referat (maximale Länge: 60 min.) zur Diskussion gestellt; die Diskussion
wird entweder mit einem spezifizierenden Korreferat oder einer Art „erster Diskussionsbeitrag“ eröffnet. Das Einführungsreferat weist konzeptionsgemäß „Survey“-Charakter auf und liefert einen
ersten Überblick über die Bandbreite des Seminarthemas. Die folgenden Hauptreferate wenden sich
dann zentralen, entwicklungspolitisch relevanten Teilgebieten des Oberthemas zu.
Auf der Basis dieses Konzepts hat der Vorstand des Vereins EFF in Zusammenarbeit mit KfW Entwicklungsbank und der zur KfW-Gruppe gehörenden DEG sein 12. Seminar zum Schwerpunkt:
Klimawandel und Entwicklung
organisiert, das vom 21. bis 24. Januar 2009 in Erfurt stattgefunden hat. Die wissenschaftliche Leitung des Seminars oblag Ulrich Hiemenz, die technisch-organisatorische Leitung Hans-Rimbert Hemmer. Die in Erfurt gehaltenen Präsentationen der Referate und Korreferate sind im Teil I des vorliegenden Bandes abgedruckt. Teil II enthält außerdem die – zum Teil deutlich erweiterten – Volltextversionen, sofern sie den Herausgebern nach Ende des Seminars zur Verfügung gestellt werden konn-
- IV ten.1 Mit den Bereitstellung sowohl der Präsentationen als auch den Volltextversionen kommen wir
einem mehrfach geäußerten Wunsch aus dem kreise der Seminarteilehmer und –innen nach. Wir erhoffen uns davon eine Vertiefung und Weiterführung der Diskussion sowie eine Informationsgrundlage auch für Nichtteilnehmerinnen und Nichtteilnehmer des Seminars.
Frankfurt/Gießen, 26. August 2009
Prof. Dr. Hans-Rimbert Hemmer (Verein-EFF)
Joachim Heidebrecht (KfW Entwicklungsbank)
1
Es sei darauf hingewiesen, dass die Titel der in diesem Seminarband enthaltenen Referate und Präsentationen nicht
immer mit dem offiziellen Titel gemäß Seminarprogramm übereinstimmen. Dies betrifft aber nicht die vereinbarten Inhalte der Referate. Ferner waren drei Referenten – aus den verschiedensten, vor allem aus zeitlichen Gründen – nicht in
der Lage, einen ausformulierten Volltext zu liefern. In diesen Fällen muss ausschließlich auf die Präsentation während
des Seminars verwiesen werden.
-V-
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT .......................................................................................................................................................... II
INHALTSVERZEICHNIS .................................................................................................................................. V
SEMINARPROGRAMM ................................................................................................................................VIII
TEIL I: DIE PRÄSENTATIONEN
PROF. DR. ULRICH HIEMENZ (ZEF, BONN):
KLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG - EINFÜHRUNG IN DAS SEMINARPROGRAMM .............. 2
DR. IMME SCHOLZ (DIE, BONN):
ENTWICKLUNGS- UND KLIMAPOLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN VON UNSICHEREN
ZUKUNFTSPROGNOSEN .................................................................................................................................. 8
DR. JOCHEN HARNISCH (KFW, FRANKFURT A.M.):
WIE KLIMAMODELLE ENTWICKLUNG ABBILDEN .............................................................................. 20
ELIZA M. LIS (BEISHEIM SCHOOL OF MANAGEMENT, VALLENDAR):
DER EINFLUSS VON EXTREMEN WETTEREREIGNISSEN AUF DIE FISKALPOLITIK.................. 27
DR. HERMANN LOTZE-CAMPEN (PIK, POTSDAM):
PRIORITÄTEN FÜR NATIONALE POLITIK UND ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT VOR
DEM HINTERGRUND VON KLIMAFOLGEN ............................................................................................. 36
DR. RALPH KADEL (KFW, FRANKFURT A.M.):
NAHRUNGSMITTELSICHERHEIT IN ZEITEN EINES FRAGILEN KLIMAS HERAUSFORDERUNGEN UND ANPASSUNGSTRATEGIEN IN SUBSAHARA AFRIKA ................... 64
PROF. DR. MARGARETA E. KULESSA (FH MAINZ UND MITGLIED DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS DER BUNDESREGIERUNG „GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN“):
KLIMAWANDEL UND ARMUT: ZUSAMMENHÄNGE UND TRADE-OFF............................................ 68
DR. ULF MOSLENER (KFW, FRANKFURT A.M.):
EFFIZIENZ UND VERTEILUNGSASPEKTE IN DER KLIMAPOLITIK.................................................. 80
DR. ARMIN SANDHÖVEL (CEO, ALLIANZ CLIMATE SOLUTIONS GMBH):
DIE FINANZIERUNG DER KLIMAFOLGENBEKÄMPFUNG – KAPITALMÄRKTE,
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT UND DER PRIVATSEKTOR ................................................... 87
DR. PETER M. THIMME (DEG, KÖLN):
UMWELT-STANDARDS UND KLIMASCHUTZVORHABEN – DER ANSATZ DER DEG ................. 102
DR. NICOLAS GERBER (ZEF, BONN):
A REVIEW OF THE RECENT AND PROJECTED IMPACTS OF BIOFUELS ON FOOD PRICES ... 109
- VI BETTINA KRETSCHMER (IFW, KIEL):
DIE AUSWIRKUNGEN DER EU-BIOKRAFTSTOFFPOLITIK AUF WELTAGRARPREISE............. 119
OLIVER LENZE (DEG, KÖLN):
WIN-WIN-SITUATION ZWISCHEN BIOENERGIE UND NAHRUNGSMITTELPRODUKTION BEI
EINEM BIOMASSEKRAFTWERK IN ECUADOR..................................................................................... 128
TEIL II: DIE VOLLTEXTE
PROF. DR. ULRICH HIEMENZ (ZEF, BONN):
KLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG - EINFÜHRUNG IN DAS SEMINARPROGRAMM .......... 135
DR. IMME SCHOLZ (DIE, BONN):
ENTWICKLUNGS- UND KLIMAPOLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN VON UNSICHEREN
ZUKUNFTSPROGNOSEN .............................................................................................................................. 142
ELIZA M. LIS (BEISHEIM SCHOOL OF MANAGEMENT, VALLENDAR):
DER EINFLUSS VON EXTREM-WETTERLAGEN AUF DIE FISKALPOLITIK.................................. 161
DR. RALPH KADEL (KFW, FRANKFURT A.M.):
NAHRUNGSMITTELSICHERHEIT IN ZEITEN EINES FRAGILEN KLIMAS HERAUSFORDERUNGEN UND ANPASSUNGSTRATEGIEN IN SUBSAHARA AFRIKA ................. 200
PROF. DR. MARGARETA E. KULESSA (FH MAINZ UND MITGLIED DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS DER BUNDESREGIERUNG „GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN“):
KLIMAWANDEL, ARMUT UND GERECHTE LASTENTEILUNG: ZUSAMMENHÄNGE UND
TRADE-OFF...................................................................................................................................................... 206
DR. ULF MOSLENER (KFW, FRANKFURT A.M.) UND BODO STURM (HOCHSCHULE FÜR
TECHNIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR, LEIPZIG):
BEMERKUNGEN ZU EFFIZIENZ UND GERECHTIGKEIT IN DER KLIMAPOLITIK ..................... 228
DR. ARMIN SANDHÖVEL (CEO, ALLIANZ CLIMATE SOLUTIONS GMBH):
DIE FINANZIERUNG DER KLIMAFOLGENBEKÄMPFUNG – KAPITALMÄRKTE,
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT UND DER PRIVATSEKTOR ................................................. 250
DR. PETER M. THIMME (DEG, KÖLN):
UMWELTSCHUTZ UND KLIMAWANDEL IN DER DEG........................................................................ 268
DR. NICOLAS GERBER (ZEF, BONN):
A REVIEW OF THE RECENT AND PROJECTED IMPACTS OF BIOFUELS ON FOOD PRICES ... 274
OLIVER LENZE (DEG, KÖLN):
WIN-WIN-SITUATION ZWISCHEN BIOENERGIE UND NAHRUNGSMITTELPRODUKTION BEI
EINEM BIOMASSEKRAFTWERK IN ECUADOR..................................................................................... 286
- VII SEMINARTEILNEHMER............................................................................................................................... 289
BISHER ERSCHIENENE BÄNDE ................................................................................................................. 291
- VIII SEMINARPROGRAMM
Mittwoch, 21.01.2009
Prof. Dr. Ulrich Hiemenz (ZEF, Bonn):
Einführung in das Seminarprogramm
1. Session: Donnerstag, 22.01.2009, 9:00 – 12:00 Uhr
Klimawandel und Entwicklung: Wie – Wo - Wann?
Hauptreferat:
Dr. Imme Scholz (DIE, Bonn):
Entwicklungs- und klimapolitische Herausforderungen von unsicheren Zukunftsprognosen
Korreferate:
1.
Dr. Jochen Harnisch (KfW, Frankfurt a.M.):
Wie Klimamodelle Entwicklung abbilden
2.
Eliza M. Lis (Beisheim School of Management, Vallendar):
Der Einfluss von Extrem-Wetterlagen auf die Fiskalpolitik
Diskussion
2. Session: Donnerstag, 22.01.2009, 15:30 – 18:30 Uhr
Verminderungs- und/oder Anpassungsstrategien
Hauptreferat:
Dr. Hermann Lotze-Campen (PIK, Potsdam):
Prioritäten für die nationale Politik und die Entwicklungszusammenarbeit vor dem Hintergrund von Klimafolgen
Korreferat:
Dr. Ralph Kadel (KfW, Frankfurt a.M.):
Nahrungsmittelsicherheit in Zeiten eines fragilen Klimas - Herausforderungen und Anpassungstrategien in Subsahara Afrika
Diskussion
3. Session: Freitag, 23.01.2009, 9:00 – 12:00 Uhr
Klimawandel und Armut: Zusammenhänge und Trade-offs
Hauptreferat:
Prof. Dr. Margareta E. Kulessa (FH Mainz und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der
Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“):
Klimawandel und Armut: Zusammenhänge und Trade-off
- IX Korreferat:
Dr. Ulf Moslener (KfW, Frankfurt a.M.):
Effizienz und Verteilungsaspekte in der Klimapolitik
Diskussion
4. Session: Freitag, 23.01.2009, 15:00 – 18:00 Uhr
Die Finanzierung der Klimafolgenbekämpfung
Hauptreferat:
Dr. Armin Sandhövel (CEO, Allianz Climate Solutions GmbH):
Die Rolle von Entwicklungszusammenarbeit, Kapitalmärkten und Privatsektor
Korreferat:
Dr. Peter M. Thimme (DEG, Köln):
DEG-Umwelt-Standards und Klimaschutzvorhaben
Diskussion
5. Session: Samstag, 24.01.2009, 9:00 – 12:00 Uhr
Bioenergie und Nahrungsmittelproduktion
Hauptreferat:
Dr. Nicolas Gerber (ZEF, Bonn):
Zur Diskussion über den Verdrängungswettbewerb zwischen Bioenergie und Nahrungsmittelproduktion
Korreferate:
1.
Bettina Kretschmer (IfW, Kiel):
Die Auswirkungen der EU-Biokraftstoffpolitik auf Weltagrarpreise - Eine CGE-Analyse
2.
Oliver Lenze (DEG, Köln):
Win-win-Situation zwischen Bioenergie und Nahrungsmittelproduktion bei einem Biomassekraftwerk in Ecuador
Diskussion
Seminarauswertung
TEIL I: DIE PRÄSENTATIONEN
-2-
Prof. Dr. Ulrich Hiemenz (ZEF, Bonn):
KLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG EINFÜHRUNG IN DAS SEMINARPROGRAMM
1. Probleme der entwicklungspolitischen Belastbarkeit von
langfristigen Klimaprognosen
Die globalen Projektionen sind in entwicklungspolitisch
wichtigen Bereichen widersprü
widersprüchlich
(Beispiel:
Beispiel: Anstieg des Meeresspiegels variiert zwischen
50 cm (IPCC,2007a) und bis zu 4,5 m (Stern, 2006) oder
Regenfallmengen in einzelnen Regionen steigen oder
sinken je nach Projektion)
Ein regionales Herunterbrechen von globalen
Pojektionen ist kaum mö
möglich (Zeitpfad(Zeitpfad-Abhä
Abhängigkeit)
Keine Prognose berü
berücksichtigt Verä
Veränderungen der
relativen Preise als Folge von Klimaveränderungen
Fragen an die Entwicklungspolitik:
Welche Handlungsfelder bleiben auch bei hoher
Prognoseunsicherheit erfolgversprechend?
Gibt es eine Dringlichkeitsskala fü
für Lä
Länder, fü
für die besondere
Eile geboten ist?
Gibt es Kriterien, an denen sich nationale Regierungen
ebenso wie Geber orientieren kö
können, um Klimafolgen
abzufedern?
Gibt es ein SequencingSequencing-Problem bei Anpassungsstrategien?
I. Scholz, EntwicklungsEntwicklungs- und
klimapolitische Herausforderungen von
unsicheren Zukunftsprognosen
-3-
II. VerminderungsVerminderungs- versus Anpassungsstrategien
Ausgangslage: 2/3 der GHG Emissionen werden in
Industrielä
Industrieländern produziert; Schwellenlä
Schwellenländer wie China
und Indien weisen die hö
höchsten Zuwä
Zuwächse aus.
Zielkonflikt: Erhaltung des Lebensstandards in
Industrielä
Industrieländern – rasches Wachstum des
Sozialprodukts in Entwicklungslä
Entwicklungsländern.
Einfache Lö
ö
sungen
wie Verminderung in
L
Industrielä
Industrieländern und Anpassung in Entwicklungslä
Entwicklungsländern
reichen nicht aus, um die klimapolitischen Ziele zu
erreichen.
Der „Bali Action Plan“
Plan“ (2007) fordert deshalb
VerminderungsVerminderungs und Anpassungsstrategien fü
für alle
Länder.
Fragen an die Entwicklungspolitik:
Können Verminderung von Emissionen und Entwicklung gleichzeitig
erreicht werden? (Weltbank, 2008) Gibt es eine „Low Carbon Economy“
Economy“?
Verfü
ü
gen
wir
ü
ber
hinreichend
robuste
„
Resilience
Checks“
“
,
auf
denen
Verf
Checks
Anpassungsstrategien aufgebaut werden kö
ö
nnen?
k
Gibt es eine Aufgabenteilung zwischen nationaler Politik und
Geberaktivitä
Geberaktivitäten?
Wie lä
lässt sich die notwendige Langfristigkeit des GeberGeber-Engagements
erreichen?
H. LotzeLotze-Campen, Prioritä
Prioritäten fü
für die nationale
Politik und die Entwicklungszusammenarbeit
Entwicklungszusammenarbeit vor
dem Hintergrund von Klimafolgen
-4-
III. Klimawandel und Armut
Klimaprognosen weisen übereinstimmend darauf hin,
dass Klimafolgen in Regionen Afrikas und Sü
Südasiens mit
hoher Armut besonders gravierend sein kö
können (Stern,
2006; IPCC 2007b).
Stern schä
schätzt, dass in diesen Regionen bis zum Ende
des Jahrhunderts 145145-220 Mio. Menschen zusä
zusätzlich
unter die Armutsgrenze von 2 USUS-$ pro Tag fallen
könnten.
Zusä
Zusätzlich ist zu befü
befürchten, dass FehlFehl- und
Unterernä
Unterernährung zunimmt, sich die Kindersterblichkeit
erhö
erhöht und generell gesundheitliche Risiken grö
grösser
werde.
Das Risiko von klimabedingter Migration steigt (WBGU,
2008).
Fragen an die Entwicklungspolitik:
Kann Klimapolitik armutsarmuts-orientiert gestaltet werden
oder gibt es einen Widerspruch (Trade
(Trade--off)
off) zwischen
EffizienzEffizienz- und Verteilungsaspekten?
Welche Prioritä
Prioritäten (auch in zeitlicher Hinsicht)
müssten unter ArmutsArmuts-Gesichtspunkten in der
Klimapolitik gesetzt werden?
Erfordert eine ArmutsArmuts-Orientierung einen zusä
zusätzlichen
Mitteleinsatz oder nur einen zielgerichteten
Mitteleinsatz?
Welche Herausforderungen ergeben sich aus
klimabedingten neuen Wanderungsbewegungen?
M. Kulessa,
Kulessa, Klimawandel und Armut:
Zusammenhä
Zusammenhänge und TradeTrade-offs
-5-
IV. Die Finanzierung der Klimafolgenbekä
Klimafolgenbekämpfung
Table 1: Global Estimates of Costs and Investment Requirements for Migration
Study
Estimate
Basis
WBG, Clean Energy
Framework[1]
US$30
billion/ annum
for power sector developing countries
Investment estimate, assuming stabilization at 450 ppm,
ppm, on top of
US$160 billion per year for electricity supply in developing countries
countries
over 20102010-30, of which currently only half is financed
Stern Review[2]
11/2006
US$1,000
billion/annum
Annual global macroeconomic cost; central estimate by 2050,
consistent with stabilization at 550 ppm;
ppm; represents 1% of global GDP
by 2050, ranging from net gains of 1% global GDP to reduction of
3.5%
UNFCCC[3]
08/2007
US$200US$200-210
billion/annum
Estimate of annual global investment and financial flows by 2030,
2030,
broadly consistent with stabilization at 550 ppm
5.5% to -1% (gain)
Reduction in global GDP
Estimate of annual macroeconomic costs to global GDP, ranging from
from
3% to small increase by 2030 and from 5.5% to 1% gain by 2050 for
for
targets between 445 to 710 ppm
IPCC[4]
11/2007
OECD Environmental
Outlook to 2030[5]
05/2008
US$350US$350-3,000
billion/annum
Annual global macroeconomic cost, central estimate, consistent with
with
stabilization at 450 ppm;
ppm; represents a 0.5% loss to global GDP by
2030 and 2.5% by 2050 or an average 0.1% slow down of growth
IEA Energy Technology
Perspectives 2008[6]
06/2008
US$400US$400-1,100
billion/annum
for energy sector
Global cumulative additional investment needs between now and
2050 for energy sector estimated at US$17 trillion, or 0.4% of global
global
GDP (~550ppm) and US$ 45trillion, or 1.15 of global GDP (~450ppm)
(~450ppm)
Source: World Bank, at http://www.sitresources.worldbank.org/DEVCOMMINT/Documentation/21928837/DC2008-0009(E)ClimateChange.pdf
[1] See World Bank (2006). Clean Energy and Development: Towards an Investment Framework, available at
http://sitesource.worldbank.org/DEVCOMMINT/Documentation/20890696/DC2006-0002(E)-CleanEnergy.pdf
[2] Nicholas Stern (2007). The Economics of Climate Change: Stern Review. Cabinet Office- HM Treasury, at
http://www.hm-treasury.gov.uk/independent_reviews/stern_review_economics_climate_change/stern_review_Report.cfm
[3] Source: ”Dialogue on long-term cooperative action to address climate change by enhancing implementation of the Convention”
Dialogue working paper 8 (2007), at http://unfccc.int/files/cooperation_and _support/financial_mechanism/financial_mechanism_gef/application/pdf/dialogue_working_paper_8.pd
[4] See the IPCC Fourth Assessment Report Synthesis report, at http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/syr/ar4_syr.pdf
[5] See OECD (2008).OECD Environmental Outlook to 2030, at http://www.oecd.org/environment/outlookto2030
[6] IEA (2008). Energy Technology Perspectives 2008: Scenarios and Strategies to 2050, at
http://www.iea.org/w/bookshop/add.aspx?id=330
Table 2: Estimates of Costs and Investment Requirements for Adaption in
Developing Countries
Study
Date released
Estimate
Basis
Various academic
1990s on
Various
Usually sectoral and long termterm- for
instance, end of centurycentury- and with widely
different assumptions
World Bank (CEIF)
as revised by
the Stern Review
04/2006
11/2006
US$4US$4-37
billion/annum
Investment to “climate proof”
proof” all adaptionadaptionrelated activities in developing countries
IPCC
4/2007
Oxfam
5/2007
US$8US$8-33
billion
Costs of immediate priorities similar to
those in national adaption programs of
action (NAPAs
(NAPAs)) applied to all developing
countries
UNFCCC
10/2007
US$28US$28-67
billion in 2030
Investment needs for adaption activities in
developing countries in 20302030- all sectors,
private and public
UNDP (HDR 20072007-08)
01/2008
US$86
billion/annum by 2026
“New and additional”
additional” finance for adaption
through transfers from rich to poor by
2016 to protect progress towards the
MDGs and prevent postpost-2015 reversals in
human development
Total adaption costs
No new estimates, but argue that most
studies show a high benefitbenefit-cost ratio for
adaptive actions
Note: It should be noted that the adaption estimates are less advanced and reliable, and cannot be directly compared with the mitigation cost estimates
-6-
Fragen an die Entwicklungspolitik:
Die in den Tabellen genannten Grö
Grössenordnungen
übersteigen die Finanzkraft einzelner Akteure bei
weitem. Sind derartige Schä
Schätzungen überhaupt als
Leitlinien fü
für die Politik geeignet? Welche Rolle kö
können
globale Finanzierungsmechanismen spielen?
Welches Interesse kö
könnten der Privatsektor und die
internationalen Finanzmä
Finanzmärkte an einer Finanzierung
der KlimafolgenKlimafolgen-Bekä
Bekämpfung haben?
Wie kö
ö
nnten
ö
ffentliche
(einschl. Globale
k
Umweltfazilitä
Umweltfazilität) und private Kapitalflü
Kapitalflüsse effizient
koordiniert werden?
A. Sandhö
Sandhövel,
vel, Die Rolle von
Entwicklungszusammenarbeit,
Kapitalmä
Kapitalmärkten und Privatsektor
V. Bioenergie und Nahrungsmittelproduktion
Als Beiprodukt der Klimadiskussion ist die Gewinnung
von Rohstoffen fü
für die Bioenergieerzeugung auf die
Tagesordnung der Entwicklungszusammenarbeit gerü
gerückt
(in der Folge des Aktionsplans des WSSD, 2002).
Der anfä
anfänglichen Euphorie in Hinblick auf EntwicklungsEntwicklungsund Klimaeffekte von Bioenergie ist eine Ernü
Ernüchterung
gefolgt, die dadurch begrü
begründet war, dass eine hö
höhere
Produktion von Biomasse mit stark steigenden
Lebensmittelpreisen einherging (z.B. Kortmann,
Kortmann, 2007).
Liegt hier ein kausaler Zusammenhang vor?
N. Gerber, Zur Diskussion über den
Verdrä
Verdrängungswettbewerb zwischen
Bioenergie und Nahrungsmittelproduktion
-7-
Herzlichen Dank und noch einen
schö
schönen Abend ….
-8-
Dr. Imme Scholz (DIE, Bonn):
ENTWICKLUNGS- UND KLIMAPOLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN VON UNSICHEREN ZUKUNFTSPROGNOSEN
Inhalte
1. Unsicherheiten bei Projektionen von Klimawandel:
Beispiel Afrika
2. Unsicherheiten durch globale tipping elements
3. Ansätze für Anpassungsstrategien
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
2
1 Unsicherheiten bei Projektionen
Quellen der Unsicherheiten:
1. Hohe Komplexität des Klimasystems
2. Klimamodelle repräsentieren Klimasystem nur in
reduzierter Form
3. Zukünftige Veränderungen bei den Antriebsfaktoren
des Klimawandels verschiedene Szenarien
4. Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und den
Antriebsfaktoren (z.B. Erwärmung veränderte
Landnutzung veränderte Albedo)
Quelle: Christoph Müller 2008
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
3
-9-
1 Klimawandel: Beobachtete und modellierte
Temperaturänderungen
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
4
1 Klimamodelle für Subsahara-Afrika
Modelle reproduzieren beobachtete Klimamuster nicht
genau:
- 50% aller Modelle ergeben niedrigere Temperaturen (2,8°bis 0°C)
- Jährliche Niederschläge weichen noch stärker ab (-86%
bis +139%, ohne Sahara -30% bis +79%)
Forschung zu Klimaextremen ist begrenzt
Unvollständige Referenzdaten coarse downscaling
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
5
- 10 -
1 Abweichungen der Projektionen für Subsahara-Afrika
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
6
1 Klimamodelle für Subsahara-Afrika
Projektionen der Modelle für dieselben Szenarien weichen stark ab
Übereinstimmungen:
-
Stärkere Erwärmung bis 2100 als globaler Durchschnitt (+2-4,5°C)
-
Räumliche Verteilung der Erwärmung
Uneinigkeit:
-
Ausmaß der Erwärmung
-
zukünftige Niederschlagsmuster
-
Veränderungen beim Monsun und Hurrikanen
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
7
- 11 -
1 Projektionen für Niederschläge (1980-1999 / 2080-2099,
A1B Szenario)
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
8
1 Projektionen der Auswirkungen des Klimawandels
- Geringste Unsicherheit bei Temperaturen was
geschieht bei Erwärmung um 1°C, 2°C, etc. ...
- Modelle und Szenarien bisher: Veränderungen bis
2100
- Neue Szenarien:
THG-Konzentrationen bis 2035 (liegt 2010 vor),
2100, 2300
integrierte Szenarien (mit Angaben zu
Auswirkungen) liegen bis 2012 vor
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
9
- 12 -
1 Projektionen der Auswirkungen in SSA
Landwirtschaft:
- hohe Verluste möglich (IPCC: -50% beim Regenfeldbau,
Mendelsohn/Dinar/Dalfelt 2000: durchschn. bis zu -6% BIP
trotz Anpassung)
- Wachstumszeit verringert sich bis 2050 um > 20% in südl.
Sahara, West Afrika, Südl. Afrika
- Modelle kommen zu unterschiedlichen Aussagen zu
Ertragsentwicklung in den Regionen
Wasserverfügbarkeit:
- Nimmt ab wg. Übernutzung, mehr Dürren, veränderten
Niederschlagsmustern (350-600 Mio. Menschen unter
Wasserstress bis 2050)
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
10
1 Auswirkungen des Klimawandels auf die Getreideproduktion bis 2080 (A2 Szenario)
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
11
- 13 -
1 Umgang mit Unsicherheit
Alternativen:
- Anzahl der modellierten Szenarien reduzieren
- Spezifische Annahmen über Ausmaß des Klimawandels
setzen (Kurukulasuriya/Mendelsohn 2007: +2,5°C, +5°C, -7%
bzw. -14% Niederschlag)
- Systematische Analyse von regionalen und lokalen Fallstudien
zur Identifizierung von Brennpunkten der Vulnerabilität
- Vulnerabilitätsassessment: wann wird Klimawandel für
Produktionssysteme gefährlich? In welchen Klimaszenarien
tritt dieser gefährliche Klimawandel mit welcher
Wahrscheinlichkeit ein?
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
12
2 Unsicherheit durch globale tipping elements
Definition:
1 A tipping element describes „subsystems of the
Earth system that are at least subcontinental in scale
and can be switched – under certain circumstances
– into a qualitatively different state by small
perturbations. The tipping point is the corresponding
critical point ... at which the future state of the system
is qualitatively altered“.
Quelle: Lenton et al. 2008
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
13
- 14 -
2 Unsicherheit durch globale tipping elements
Definition:
2 Tipping elements müssen politikrelevant sein.
Menschliches Handeln beeinflusst, ob tipping point
erreicht wird; dieser wird damit politischen
Entscheidungen zugänglich.
3 Es besteht öffentliche Sorge um den Zustand der
tipping elements, da sie die Wohlfahrt zukünftiger
Generationen betreffen.
4 Zeithorizont: 1000 Jahre
Quelle: Lenton et al. 2008
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
14
2 Unsicherheit durch globale tipping elements
Beispiele für relevante tipping elements:
1) High sensitivity, smallest uncertainty: Grönlands
Eisdecke, Eisdecke des Nordpols
2) Intermediate sensitivity, largest uncertainty:
Amazonischer Regenwald, El Nino
3) Low sensitivity, intermediate uncertainty: Golfstrom
Quelle: Lenton et al. 2008
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
15
- 15 -
3 Ziele und Ansätze von Anpassungsstrategien
Mögliches Ziel für ländliches Afrika: Anpassungsfähigkeit stärken, d.h.
- Abhängigkeit von Produktionssystemen und Haushalten
von Umweltbedingungen verringern
- Einkommensquellen diversifizieren
- gesellschaftliche Reaktionsfähigkeit flexibilisieren
Entwicklungsstrategien sollten
- Nutzen bringen auch ohne Klimawandel
- unter einem breiten Spektrum an klimatischen
Veränderungen wirksam sein
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
16
3 Anpassung ist ein Kontinuum
Vulnerability focus
Impacts focus
Addressing the
drivers of
vulnerability
Building response
capacity
Managing climate
risks
Confronting climate
change
Activities seek to
reduce poverty and
other non-climatic
stressors that make
people vulnerable
Activities seek to
build robust systems
for problem solving
Activities seek to
incorporate climate
information into
decision-making
Activities seek to
address impacts
associated
exclusively with
climate change
(McGray et al., 2007)
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
17
- 16 -
3 Klimawandel verschärft Konfliktkonstellationen
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
18
3 Entscheidungsdimensionen bei Anpassung
Prioritäre Länder:
Ländergruppe
(nach Weltbank)
Anzahl der Länder
Beispiele
NAPA (besonders
vulnerable Länder)
48
Tansania, Bhutan,
Malediven
IDA
+18
Kenia, Guyana, Sri
Lanka
Blend
+16
Indien, Indonesien,
Grenada, Pakistan
IBRD
+61
China, Mexiko,
Malaysia, Türkei
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
19
- 17 -
3 Entscheidungsdimensionen bei Anpassung
Sequencing und Handlungsfelder:
1. Reduzierung der Unsicherheit und Vorbereitung (bis 2010)
- lokale Klimaszenarien, Frühwarnsysteme, Forschung
- Planung von Strategien, Einführung flexibler integrierter
Koordinations- und Kooperationsinstrumente, Umsetzung von
NAPAs, Anpassung von Produktionssystemen
- Stärkung der Anpassungsfähigkeit von Haushalten
(Armutsreduzierung; Vermeidung von maladaptation)
- climate proofing
- Katastrophenrisikomanagement
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
20
3 Entscheidungsdimensionen bei Anpassung
2. Öffentliche und private Investitionen in Anpassung
(bis 2030)
- lokale Klimaszenarien, Frühwarnsysteme,
Forschung
- proaktive öffentliche Anpassungsprogramme
- regionale / globale Programme (z.B.
Versicherungen auf Länderebene, Unterstützung
bei Migrationsbewegungen, Nothilfe)
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
21
- 18 -
3 Anpassung als Herausforderung der IZ
- Verbesserung der Datenlage und regionaler Modelle Forschungskooperation, Stärkung meteorologischer Dienste
- Anpassung als Chance für die Stärkung globaler und
nationaler Umweltregulierung (Abbau von Marktversagen)
- Wachsende Anforderungen an Not- und humanitäre Hilfe
sowie an Blauhelmeinsätze
- Hoher zusätzlicher Finanzierungsaufwand erfordert neue
Instrumente zur Generierung der Mittel
- Verteilung der Mittel: Konkurrenz oder Kooperation zwischen
EZ-Organisationen und dem Klimaregime?
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
22
3 Empfehlungen für die deutsche EZ
1. Engagement verstärken: schrittweise Steigerung des Gewichts und
des Volumens der Mittel der bilateralen EZ, in Abstimmung mit
Weiterentwicklung des multilateralen Transferregimes; Auswahl von 3
Pilotländern, um Anpassung ins bilaterale Portfolio zu integrieren
2. Aufbau von Partnerschaften: Ausbau der Kooperation mit anderen
Ressorts; BMBF: Verbesserung der sozialwissenschaftlichen
Anpassungskapazitäten in Entwicklungsländern (z.B. Raum- und
Landnutzungsplanung, Wirtschaftswissenschaften,
Verwaltungswissenschaften); BMU: Sicherung der Finanzierung für
Anpassungsmaßnahmen (bspw. aus den öffentlichen Einnahmen durch
den Emissionshandel); gemeinsame Strategie und Arbeitsteilung für
IKI/BMZ-Klimamaßnahmen
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
23
- 19 -
3 Empfehlungen für die deutsche EZ
3. Erhöhung der Sichtbarkeit: Identifizierung spezifischer Maßnahmen
zur Erhöhung der Anpassungskapazitäten in Entwicklungsländern;
GTZ, KfW, DED, InWEnt, CIM zur Evaluierung und Systematisierung
bestehender Erfahrungen auffordern; bilaterale EZ in der EU und mit
multilateralen Fonds und Programmen (Weltbank, GEF,
Regionalbanken) abstimmen
4. Ausbau der Wissensbasis: Beschleunigung der Lernprozesse durch
Förderung der Anpassungsforschung hier wie dort (BMBF); Förderung
von größeren Pilotvorhaben der FZ und der TZ
Beispiel Indien: frühe Untersuchungen zu Auswirkungen des
Klimawandels und der sozio-ökonomischen Vulnerabilität
(Bundesstaaten, lokale Ebene); Ansätze zur Integration von Anpassung
in Investitionspläne für die ländliche Entwicklung und die Nutzung von
Mikroversicherungen für Kleinbauern; Erfahrungen aus dem ländlichen
Raum Indiens relevant für LDCs und das Design von internationalen
Finanzierungsinstrumenten
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
24
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
© 2008 Deutsches Institut für Entwicklungspolitik
25
- 20 -
Dr. Jochen Harnisch (KfW, Frankfurt a.M.):
WIE KLIMAMODELLE ENTWICKLUNG ABBILDEN
Warum dieses Thema?
2
3
Klimamodelle sind der Grund für die herausragende öffentlichen und politischen
Aufmerksamkeit für den Klimawandel
Klimamodelle spiegeln die Denkmodelle der klimapolitischen Diskussion wider
Klimamodelle beeinflussen die Denkmodelle der klimapolitischen Diskussion
Reduzierte Komplexität von Klimamodellen kann zu suboptimaler Politikgestaltung
führen
IPCC führt 2009 den Scoping-Prozess für den 5. Sachstandsbericht durch: Input
durch entwicklungspolitische Gemeinschaft möglich und gewünscht
- 21 -
Emissionspfade zur Stabilisierung
13 Jahre bis zur Wende
Halbierung
bis 2050
4
Erderwärmung: eine
entwicklungsrelevante Grösse?
Quelle:
IPCC, 2007
5
- 22 -
Risikofaktoren für Entwicklung
Quelle:
IPCC, 2007
6
Regional und saisonal differenzierte
Prognosen: Abflussmengen
Quelle:
EEA, 2008
7
- 23 -
Klimawirkung auf die
Mortalität (heute)
Quelle:
IPCC, 2007
8
Relevante Modelltypen
• Klimamodelle (z.B. global oder regional)
• Wirkungsmodelle (z.B. Hydrologie,
Landwirtschaft, Gesundheit)
• Technologie- und Emissionsmodelle (z.B.
Energiemodelle)
• Integrated Assessment Models (vereinfachte
Abbildung von Klima, Wirkungen, Wirtschaft, Politik)
plus … Entwicklungsmodelle
9
- 24 -
Klimaziele und die Rückkopplung in
die klimapolitische Diskussion
Entwicklungspfade
Technologiepfade
Emissionspfade
Konzentrationen von Treibhausgasen
Strahlungsantrieb: W pro Quadratmeter
Temperaturerhöhung und Ziele („+2°C“)
Wirkungen & Kosten
Politiken
Vorgabe
Konventioneller
Ansatz: Integriert,
Unsicherheiten &
geringe
Vergleichbarkeit
10
Emissionsszenarien als Treiber von
Klimamodellen
Emission
Atmosphäre
Temperatur
Quelle: IPCC, 2000
11
- 25 -
Klimaziele und die Rückkopplung in
die klimapolitische Diskussion
Entwicklungspfade
Technologiepfade
Emissionspfade
Konzentrationen von Treibhausgasen
Strahlungsantrieb: W pro Quadratmeter
Temperaturerhöhung und Ziele („+2°C“)
Wirkungen & Kosten
Politiken
Vorgabe
Vorgabe
Konventioneller
Ansatz: Integriert,
Unsicherheiten &
geringe
Vergleichbarkeit
Neuer Ansatz:
Modellgetrieben,
disaggregiert, höhere
Vergleichbarkeit der
Teilmodelle
12
Zusammenfassung
13
Ja, Klimamodelle beeinflussen die klimapolitische Diskussion in hohem Maße:
früher stark Energiesektor-getrieben
Aber: die Politik beeinflusst zunehmend auch die Gestaltung von Klimamodellen
Trends in der Modellgemeinde:
- Integration
- Differenzierung der Funktion
- Regionalisierung
Berücksichtigung von Entwicklung:
- als Treiber marginalisiert als schwer prognostizierbarer Faktor
- als Thema für Klimafolgenforschung von hoher Relevanz
Handlungsbedarf:
- Modelle zur Unterstützung der konkreten Politikgestaltung
- Bewertung von Instrumenten für mehrere Politikfelder (Entwicklung,
Versorgungssicherheit, Handel, Klimaschutz)
- Konkretisierung alternativer Entwicklungspfade
- 26 -
Vielen Dank!
Kontakt:
Dr. Jochen Harnisch
KfW Entwicklungsbank
E-Mail: [email protected]
14
- 27 -
Eliza M. Lis (Beisheim School of Management, Vallendar):
DER EINFLUSS VON EXTREMEN WETTEREREIGNISSEN AUF DIE
FISKALPOLITIK
Agenda
I. Einleitung und Motivation
II. Stilisierte Fakten zu extremen Wetterereignissen
III. Empirische Ergebnisse
IV. Fazit
2
Einleitung und Motivation
Globale Temperaturen werden im Durchschnitt um
2.8˚C im nächsten Jahrhundert ansteigen.
Die Häufigkeit und Intensität der extremen
Wetterereignisse wird sich im 21 Jahrhundert
erhöhen (IPCC, 2007).
Die jährlichen Kosten der extremen Wetterereignisse werden auf 0,5% bis 1% des globalen BIP
bis 2050 geschätzt (Stern, 2007).
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 3
- 28 -
Einleitung und Motivation
Extreme Wetterereignisse: Eine spezielle Art von
Naturkatastrophen, die durch Sturm und
Niederschlag (inklusive Überschwemmungen)
verursacht werden.
Fiskalische Kosten von extremen Wetterereignissen:
Direkte fiskalische Auswirkungen: Soforthilfezahlungen und die Finanzierung des staatlichen
Katastrophenschutzes.
Indirekte fiskalische Auswirkungen: Basieren auf der
Makroökonomie, z.B. ein geringeres reales BIP
Wachstum verursacht niedrigere Steuereinnahmen
und erhöht die staatliche Ausgaben für Sozialleistungen usw.
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 4
Stilisierte Fakten zu extremen
Wetterereignissen
Häufigkeit von extremen Wetterereignissen
Aufwärtstrend in der Häufigkeit der
extremen Wetterereignisse
Jahr
Quelle: EM-DAT, The Centre for Research and the Epidemiology of Disasters
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit
5
- 29 -
Stilisierte Fakten zu extremen
Wetterereignissen
Top 10 Länder mit den häufigsten extremen
Wetterereignissen in 2007
Land
Häufigkeit
USA
China
Indien
Philippinen
Indonesien
Pakistan
Algerien
Mexiko
Vietnam
Bangladesch
22
19
17
14
11
10
7
7
6
5
Quelle: EM-DAT, The Centre for Research and the Epidemiology of Disasters
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 6
Stilisierte Fakten zu extremen
Wetterereignissen
Geschätzte Schäden pro Jahr
Aufwärtstrend in den geschätzten
Schäden pro Jahr
Jahr
Quelle: EM-DAT, The Centre for Research and the Epidemiology of Disasters
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 7
- 30 -
Empirische Ergebnisse
Fokus liegt auf großen extremen Wetterereignissen
basierend auf spezifischen Kriterien:
(i) die Anzahl der verstorbenen Personen ist größer als
I.000 oder
(ii) die Anzahl der betroffenen Personen ist größer als
100.000 oder
(iii) die geschätzten Schäden betragen mehr als
1 Milliarde US Dollar oder
(iv) die geschätzten Schäden liegen über 2 % des BIP
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 8
Häufigkeit von großen extremen Wetterereignissen
Empirische Ergebnisse
Aufwärtstrend in der Häufigkeit der
großen extremen Wetterereignisse
Jahr
Quelle: EM-DAT, The Centre for Research and the Epidemiology of Disasters
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 9
- 31 -
Empirische Ergebnisse
Anzahl der extremen Wetterereignisse,
die die Entscheidungsregel erfüllen
Extreme
Wetterereigniss
e
Anzahl der
verstorbenen
Personen mehr als
1.000
Anzahl der
betroffenen
Personen mehr als
100.000
Geschätzte
Schäden mehr als
1 Milliarde US
Dollar
Geschätzte
Schäden höher
als 2% des BIP
Anzahl der
Ereignisse, die die
Regel erfüllen
48
794
188
129
1.044
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 10
Empirische Ergebnisse
Ökonometrisches Modell:
∆bit = α + X it' β + γDit + εit
mit
εit = µi + λt + νit
Abhängige Variable (∆bit): Veränderung im staatlichen
Budget Saldo gemessen am BIP (∆budget)
Unabhängige Variablen:
Extreme Wetterereignisse (Dit)
disrule: Zählvariable basierend auf der
Entscheidungsregel
disdummy: Dummy Variable basierend auf der
Entscheidungsregel
disscale: Zählvariable im Verhältnis zum letztjährigen BIP
Kontrollvariablen (Xit)
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 11
- 32 -
Empirische Ergebnisse
Panel Schätzung mit festen Effekten
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 12
Empirische Ergebnisse
Junge Demokratien
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 13
- 33 -
Empirische Ergebnisse
Ein zusätzliches großes extremes Wetterereignis führt
zu einer Verschlechterung der staatlichen Finanzen
um 0,28% des BIP für die Entwicklungsländer.
Betrachtet man junge Demokratien so wächst der
Effekt auf 0,47% des BIP.
Die Koeffizienten der makroökonomischen Variablen
zeigen das erwartete Vorzeichen.
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 14
Fazit
Die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen
hängen vom Ausmaß des Ereignisses, der
voraussichtlich mit dem Klimawandel zunehmen
wird, sowie von der Belastbarkeit und der Größe der
betroffenen Volkswirtschaft ab. Die Fähigkeit mit
den Ereignissen zurecht zu kommen wird von der
Ausgangslage eines Landes abhängen.
Der Effekt auf die staatlichen Finanzen ist in
Entwicklungsländern ausgeprägter als in Industrieländern.
Regierungen sollten den Fokus darauf legen,
Frühwarnsysteme zu verbessern, Regulierungen
einzuführen, Informationen zu verbreiten, und
ausgeglichene Haushaltssaldos zu führen.
I. Einleitung und Motivation – II. Stilisierte Fakten – III. Empirische Ergebnisse – IV. Fazit 15
- 34 -
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
16
Back-up
17
- 35 -
Back-up
18
- 36 -
Dr. Hermann Lotze-Campen (PIK, Potsdam):
PRIORITÄTEN FÜR NATIONALE POLITIK UND
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT VOR DEM HINTERGRUND
VON KLIMAFOLGEN
Kohlendioxid
Methan
Lachgas
Die aktuelle CO2-Konzentration ist höher
als jemals in den letzten 500,000 Jahren!
IPCC 2007
Temperaturverlauf ohne menschlichen Einfluss nicht erklärbar
IPCC 2007
- 37 -
Historische Dimension der
Temperaturänderungen
(„Heißzeit“
Zuletzt vor
55Millionen Jahren)
2° Leitplanke
der EU
Standard: Mitte 19. Jh.
Letzte Eiszeit
(bis vor ~10 000 Jahren)
Zunahme von
Extremereignissen
Battisti & Naylor 2009
- 38 Zunahme von
Extremereignissen
Battisti & Naylor 2009
"Tipping points" im Erdsystem
Lenton et al. 2008
- 39 -
Wahrscheinlichkeit der Einhaltung des 2°C-Ziels
Stern Review 2006
Die Vermeidungslücke
(Business-as-usual vs. Klimaschutzstrategie)
Edenhofer et al. 2007
- 40 -
Emissionsanteile nach Sektoren
Elektrizität
24%
Industrie
14%
Sonstige
8%
Landwirtschaft
14%
Transport
14%
Gebäude
8%
Entwaldung
18%
Stern Review, 2006
Hauptbotschaften des vierten UN-Klimaberichts
•
Klimaproblem dramatischer als lange Zeit angenommen
(Gefahr von positiven Rückkopplungen)
•
Zunahme von Extremereignissen
•
Lösungsmöglichkeiten größer und preiswerter als bisher
vermutet
•
Emissionshandel spielt eine zentrale Rolle – CO2 braucht
einen Preis
•
Zeitfenster für gesellschaftliches Handeln schließt sich rasch
- 41 -
Klimawandel
und
Gerechtigkeit
Quelle: Füssel (2007)
Füssel (2007)
Klimawandel und Gerechtigkeit
PIK 2006
- 42 -
PIK 2008
Klimawirkungen
•
Both human societies and ecosystems are affected by climate change in
many different ways.
•
Key impacts of climate change include flooding of coastal areas and river
deltas, increased occurrence of many extreme weather events, stronger
droughts in many regions, and water scarcity due to melting glaciers and
changing precipitation patterns.
•
Particularly vulnerable regions include Africa, small islands, Asian
megadeltas, and the Arctic. In general, developing countries are more
vulnerable to climate change because of their limited adaptive capacities.
•
While limiting global warming to 2°C would still result in significant
impacts, it is expected to prevent the most severe impacts of climate
change, such as deglaciation of ice sheets leading to several meters of sea
level rise.
Edenhofer et al. 2008
- 43 -
Causes for increased flood risks
Nicholls et al. (2007)
- 44 -
Veränderung der Wasserverfügbarkeit zum Ende
des 21. Jahrhunderts
Milly et al. (2008)
Erträge
und
Klimawandel
IPCC 2007
- 45 -
Regionale Verteilung von Unterernährung
Rockström et al. 2007
IPCC WGI 2007, S.769
Änderung der Bodenfeuchte
- 46 -
Mögliche
Änderung der
Agrarproduktion
unter
Klimawandel
Ohne CO2-Effekt
SRES A2-Szenario,
2020 vs 1990,
Mittelwert aus
5 Klimamodellen
PIK (2008)
Mit CO2-Effekt
- 47 -
Risiko von Unterernährung: Klimawandel und Sozio-ökonomischer Wandel
Additional people at risk of hunger
for SRES A2a scenario by HadCM3 in 2080:
• 30 Million less with
CO2 effects
• 550 Million more without CO2 effects
Parry et al. (2004)
Agro-ökonomische Klimavulnerabilität
PIK 2006
- 48 -
WBGU 2008
- 49 -
Schimel et al. 2008
- 50 -
Management von Klimarisiken in der Landwirtschaft
•
Produktionsrisiken -> Technologie
Produktionstechnik, Kulturwahl, Fruchtfolge,
Bewässerung, Staudämme(?)
•
Einkommensrisiken -> Versicherungen
Mehr-Gefahren-Versicherung, Wetterderivate
•
Marktrisiken -> Handel
Internationaler Handel
Lotze-Campen and Schellnhuber 2009
Die Vermeidungslücke
(Business-as-usual vs. Klimaschutzstrategie)
Edenhofer et al. 2007
- 51 -
Aktuelle Trends
IEA 2007
Das Energiesystem
Edenhofer et al. 2008
- 52 -
Der zukünftige Energiemix – ein mögliches Szenario
Nuklear
Erneuerbare
Biomasse + CCS
Fossil + CCS
Effizienz
Kohle/Öl/Gas billig, Zeitpräferenzrate 1%
Edenhofer et al. 2008
Technisches Potential für Bioenergie
(verschiedene Produktionssysteme)
Smeets et al. 2007
- 53 No. 1 hard red winter, Kansas City, USA
Nominal
250
230
US$/t (nominal)
210
190
170
Weltmarktpreis
Weizen
150
130
110
90
70
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
50
Jahr
480
Wheat price, US$/ton
430
2006-08
380
330
280
230
180
80
Data: USDA and US
Bureau of Labor Statistics
Jan 06
Feb 06
Mrz 06
Apr 06
Mai 06
Jun 06
Jul 06
Aug 06
Sep 06
Okt 06
Nov 06
Dez 06
Jan 07
Feb 07
Mrz 07
Apr 07
Mai 07
Jun 07
Jul 07
Aug 07
Sep 07
Okt 07
Nov 07
Dez 07
Jan 08
Feb 08
Mrz 08
Apr 08
Mai 08
Jun 08
Jul 08
Aug 08
Sep 08
130
Ursachen des Preisanstiegs auf den Weltagrarmärkten
•
Nachfrageanstieg in Schwellenländern
•
Rückgang der Lagerbestände durch fehlende Investitionen in den
Agrarsektor und Handelsbeschränkungen der Industrieländer
•
Ertragsausfälle z.B. in Australien
•
Bioenergiesubventionen in den Industrieländern
•
Anstieg der Energiekosten und Verknüpfung der Energie- und
Agrarmärkte
•
Spekulation auf den Rohstoffmärkten
US$/t (nominal)
250
230
210
No. 1 hard red winter, Kansas City, USA
480
430
380
330
280
230
180
80
- 54 Nominal
Weltmarktpreis
Weizen
2006-08
Nominal
Jan 06
Feb 06
Mrz 06
Apr 06
Mai 06
Jun 06
Jul 06
Aug 06
Sep 06
Okt 06
Nov 06
Dez 06
Jan 07
Feb 07
Mrz 07
Apr 07
Mai 07
Jun 07
Jul 07
Aug 07
Sep 07
Okt 07
Nov 07
Dez 07
Jan 08
Feb 08
Mrz 08
Apr 08
Mai 08
Jun 08
Jul 08
Aug 08
Sep 08
190
Jahr
Wheat price, US$/ton
130
No. 1 hard red winter, Kansas City, USA
Real
Weltmarktpreis
Weizen
No. 1 hard red winter, Kansas City, USA
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
170
150
130
90
110
70
50
250
230
210
190
170
150
130
90
110
Jahr
400
350
300
250
200
150
50
100
Jahr
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Jul 06
Jul 07
Jan 08
70
50
US$/t (real)
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Data: USDA and US
Bureau of Labor Statistics
Data: USDA and US
Bureau of Labor Statistics
US$/t (nominal)
- 55 -
Chancen und Risiken der Bioenergie
• Es gibt viele Arten von Bioenergie
• Verknüpfung der Energie- und Agrarmärkte
• Netto-Konsumenten vs. Netto-Produzenten
• Kurzfristige Schwankungen vs. langfristige Trends
• Traditionelle Entwicklungszusammenarbeit vs. neue Märkte
A "Global Contract on Climate Change"
(and Development Policy)
Edenhofer et al. 2008
- 56 -
Convergence of emission rights without trade
Worldwide
emissions
to reach the
2°C target
Edenhofer et al. 2008
The impact of emissions trading
Worldwide
emissions
to reach the
2°C target
Industrialized
countries buy
emission permits
from developing
countries
Edenhofer et al. 2008
- 57 -
Auswirkungen verschiedener Allokationsregeln
Edenhofer et al. 2008
Aufbau eines globalen Emissionshandelssystems
UNFCCC
ETS Governments
Ambition & Equity
Top Down
Ambitious, efficient, equitable system
Bottom Up
ICAP
Edenhofer et al. 2008
Europe
USA
Australia
Japan
Others
EU ETS
US ETS
AUS ETS
JPN ETS
ETS
ETS Companies
Efficiency
Developing
Countries
Credit schemes
- 58 -
Technologieförderung: F&E Politik
Public energy R&D investments as a share of GDP
0.18%
0.16%
France
0.14%
Germany
Japan
0.12%
United Kingdom
0.10%
United States
0.08%
0.06%
0.04%
0.02%
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
1981
1980
1979
1978
1977
1976
1975
1974
0.00%
Stern (2007)
Forschungsförderung - Energie
Energy R&D Expenditure
25000
Other
H2 and Fuel Cells
Nuclear
Renewables
Fossil Fuels
Efficiency
Mio USD at 2006 prices
22500
20000
17500
15000
12500
10000
7500
5000
2500
19
74
19
76
19
78
19
80
19
82
19
84
19
86
19
88
19
90
19
92
19
94
19
96
19
98
20
00
20
02
20
04
20
06
0
Year
IEA 2008
- 59 -
Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft
Hazell and Wood, 2008
REDD –
Reducing Emissions from Deforestation and Degradation
PIK 2008
- 60 -
Elektrizität
24%
Emissionen
aus der
Landwirtschaft
Industrie
14%
Sonstige
8%
Landwirtschaft
14%
Transport
14%
Gebäude
8%
Entwaldung
18%
Reis (CH4)
Sonstige
(CH4 & N2O)
Mineraldünger
(N2O)
Wirtschaftsdünger
(CH4 & N2O)
Viehhaltung (CH4)
Stern Review, 2006
Zunehmende Konkurrenz um Boden und Wasser
LPJ
Landnutzung
Klimawandel
Nahrungsmittel
Bioenergie
Infrastruktur
Ökosysteme
Wir brauchen eine integrierte Landnutzungspolitik!
- 61 -
Adaptation funds
•
Mitigation is necessary to avoid unmanageable climate change and
adaptation is necessary to manage unavoidable climate change.
•
The funding needs for adaptation to climate change in the developing world
are significant. The adaptation funds established under the Kyoto Protocol
and the UNFCCC fall far short of meeting these needs. Therefore, a broadened
funding mechanism is required to provide sufficient and reliable financial
resources for adaptation activities in developing countries.
•
Adaptation on the ground needs to be closely integrated with existing poverty
reduction strategies, sustainable development programmes, and sectoral
policies. At the same time, it needs to be ensured that resources for
adaptation are additional to existing funds for official development
assistance.
Edenhofer et al. 2008
- 62 -
Edenhofer et al. 2008
Verbindungen zwischen Klima- und Entwicklungspolitik
•
Aufbau eines globalen Emissionshandelssystems (alle Regionen, alle Sektoren)
•
(Öffentliche) Finanzierung von Anpassungsfonds
•
Förderung von Anpassungsstrategien und –maßnahmen
(Bsp. Landwirtschaft: Technologie, Versicherungen, Handel)
•
Technologieförderung: Erneuerbare Energien, Landwirtschaft, Wasser
•
Klimaforschung: Wetterstationen, Vorhersagen, Klimamodellierung
•
Mikrofinanzierung
•
Sicherung multipler öffentlicher Güter (Klima, Biodiversität, Ernährungssicherg.)
•
REDD-Maßnahmen (Integration in den Emissionshandel?)
•
Anpassung der Politik: "Climate proofing" aller Aktivitäten
•
Bessere Verknüpfung der Politikbereiche Klima/Energie, Landwirtschaft, Handel,
Entwicklungszusammenarbeit und Technologie
- 63 -
www.klima-und-gerechtigkeit.de
- 64 -
Dr. Ralph Kadel (KfW, Frankfurt a.M.):
NAHRUNGSMITTELSICHERHEIT IN ZEITEN EINES FRAGILEN
KLIMAS - HERAUSFORDERUNGEN UND ANPASSUNGSTRATEGIEN
IN SUBSAHARA AFRIKA
Inhalt des Vortrags
Aktuelle Situation, Problemanalyse
Zukunftsprognosen
Empfohlene Ansätze (Anpassung)
Bisherige Lösungsansätze der FZ -„Grüner Sektor“- in SSA
Aktuelle Diskussion innerhalb des Afrikabereichs
2
Aktuelle Situation
- Der überwiegende Teil der Menschen in den Ländern
Afrikas südlich der Sahara lebt von der Landwirtschaft
- Im ländlichen Raum sind dies oft bis zu 90%
- Arme geben in der Regel 50 -75% ihres Einkommens
für Nahrungsmittel aus
- Geringfügige Veränderungen in Verfügbarkeit und Preisen
von Nahrungsmitteln haben daher großen Einfluss
auf die Lebensverhältnisse
- Investitionsmittel für Anpassungen fehlen den
meisten Haushalten im ländlichen Raum
- Oft schwache staatliche Strukturen
- Die gegenwärtigen und zukünftigen Wirkungen des
Klimawandels treffen die Ärmsten der Armen am
härtesten
Vulnerabilität extrem hoch
3
- 65 -
Zukunftsprognosen
In heute schon semi ariden
Regionen:
- Unregelmäßigere (weniger) Niederschläge, Zunahme Extremereignisse
- Es werden regional Ertragseinbußen
von 50% bis zum Jahr 2020 erwartet
- Weite Gebiete werden aus der landw.
Produktion herausfallen
Küstennahe Regionen:
Generell:
- Wasserstress durch mangelnde Verfügbarkeit, wird bis 2020 etwa
75 - 250 Mio. Menschen treffen
- Anstieg Meeresspiegel kann zur zunehmenden Versalzung von Deltagebieten (Reisanbau) führen
Zunehmende Landknappheit und zunehmender Bedarf an
Haushaltsenergie (Bevölkerungswachstum) vermehrt Druck auf
Wälder
Feedbackmechanismen auf Wasserhaushalt und Klima
4
Empfohlene Ansätze (Anpassung)
Diversifizierung der Einkommensbasis ldl. Haushalte
Landwirtschaftl. Intensivierung (höhere Besatzdichten/ Düngung)
Boden- und Wasserkonservierende Maßnahmen
Wasserrückhaltesysteme, Dämme, Zisternen
Tröpfchenbewässerung – more crop per drop
Einführung trockenresistenter Sorten
5
- 66 -
Bisherige Lösungsansätze der FZ in SSA
Folgende Ansätze mit Klimarelevanz im Bereich Ernährungssicherung werden
derzeit in einzelnen Ländern Afrikas durch FZ umgesetzt:
Erosionsschutzvorhaben
Waldwirtschaft (REDD),
Energiewälder
Schutz von Nationalparks
Bewässerungsvorhaben zur Risikobegrenzung, Ertragsstabilisierung
Als integrierter räumlicher
Ansatz auf Madagskar
6
Aktuelle Diskussion innerhalb des
Afrikabereichs (noch ungeschützt)
Folgende weitere Ansätze zur Ernährungssicherheit mit Klimarelevanz
werden derzeit diskuiert:
Unter Beachtung der Risiken und
Förderung der Nutzung von
Nebenwirkungen
Bioenergie (Energiepflanzen)
Verminderung des Energiebedarfs
effizientere Köhlerei, verbesserte Herde – social marketing
Integriertes
Wasserressourcenmanagement
Brauchwassernutzung in
Stadtnähe, Madagaskar Bsp.
Einkommensschaffende
Maßnahmen (Diversifizierung)
PPP, Outgrower Schemes
Mehr Integration, mehr
Breitenwirksamkeit
No regret
7
- 67 -
Bild als Unterlage
Danke für Ihre Aufmerksamkeit !!
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
8
- 68 -
Prof. Dr. Margareta E. Kulessa (FH Mainz und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“):
KLIMAWANDEL UND ARMUT: ZUSAMMENHÄNGE UND
TRADE-OFF
2
Aufbau
Vorbemerkungen
1. Zusammenhänge: Armut und Klimawandel
2. Trade-offs I: Klimaschutz ist Armutsbekämpfung?
3. Trade offs II: Armut(sbekämpfung) als Ursache des
Klimawandels?
Ausblick: Gerechter Klimaschutz
3
Vorbemerkungen
• Kosten des Klimawandels
– BIP-Einbußen: -1% bis 20%
– Grenzschadenskosten: 15 – 280 €/tCO2
(Krewitt, 2006, UBA 2007)
– Mehrausgaben und Vermögensschäden:
bis 2100: 3.400 Mrd. – 15.400 Mrd. $ [NPV]
(DIW 2005)
– Kosten für EL relativ (absolut?) höher
• naturräumlich besonders negativ betroffen
• Anpassungsfähigkeit geringer, ineffizienter
• Wohlfahrtsverlust je Konsumverlust höher
- 69 4
1. Zusammenhänge:
Armut und Klimawandel
1.1 Dimensionen von Armut
– Einkommens- und Vermögensarmut
– Krankheit
– Mangelernährung
– ...
Armutsdimensionen beeinflussen sich und
naturräumliche Umwelt gegenseitig.
5
WB 2008
1,4 Mrd. Menschen unter 1.25 $/Tag.
2,5 Mrd. Menschen unter 2 $/Tag.
- 70 6
WB 2008
51% der Menschen in Subsahara-Afrika.
40 % der Menschen in Südasien.
25 % der Menschen in EL .
7
1.2 Arme als Betroffene
• in vielen besonders betroffenen Regionen
(EL) ist Armut verbreitet
• geringere Anpassungsfähigkeit
• höhere Verwundbarkeit
– über 70% der absolut Armen leben auf dem und
zum Großteil vom Land
– aber auch urbane Arme von Klimawandel relativ
stark betroffen
• z. B. Zugang zu Süßwasser, Überschwemmungen,
Nahrungsmittelpreise ...
- 71 8
Cord et al. 2008
9
1.3 Arme als Verursacher
• nicht-nachhaltige Landnutzungpraktiken
– ca. 13% der THG
• Landnutzungsänderungen
– insb. Brandrodung, Abholzung (ca. 17% der THG)
• relativ geringer Anteil
– andere Faktoren, Verursacher
• ökonomisch erzwungene Kurzsichtigkeit
verschärft naturräumliche Klimafolgen und
führt so zu steigender Verwundbarkeit
- 72 10
2. Trade-offs I:
Klimaschutz ist Armutsbekämpfung?
• Klimapolitik = Adaption + Mitigation
• Adaption
– Sessions 2 und 4
• Mitigation
– langfristig: beugt (verschärfter) Armut vor (nur Gewinner)
– langfristig: wachstumsfördernd (Klimawandel mindert WiWa)
– kurz- bis mittelfristig: Mitigationskosten
11
Mitigationskosten
• Wohlfahrtseinbußen
-1,5 bis 5,5% des BIP
• direkte Vermeidungskosten
NPV: 0 - 10.000 Mrd. $ bis 2100 (IPCC 2007)
• Grenzvermeidungskosten
20 – 350 $/tCO2 (IPCC 2007)
25 – 50 €/ tCO2 direkte GVK (Vattenfall 2007)
(Durchschnittskosten 2 – 15 €/ tCO2)
• Vermeidungskosten in EL absolut geringer
relativ ...?
- 73 12
2. Trade-offs I:
Klimaschutz ist Armutsbekämpfung?
• Mitigation
– langfristig: nur Gewinner
– kurz- bis mittelfristig: Mitigationskosten
– kurz- bis mittelfristig: Gewinner und Verlierer
– Armutsbekämpfung/Klimaschutz
• teils win-win
• teils lose-win, win-lose
• teils lose-lose
Bsp. Bioenergie
• Session 5
13
3. Trade-offs II: Armut(sbekämpfung)
als Ursache des Klimawandels?
– Armut als Mitigationshindernis?
• extreme Mittelknappheit,
Verwendungskonkurrenz
• Korrelation zwischen BIP und Emissionen
- 74 14
Bacon/Bhattacharya 2007
70 Top-Emittenten (darunter 35 EL)
15
Zwischenfazit
• Armut wird durch Klimawandel verschärft
• Armut erschwert Klimaschutz und trägt somit
zum Klimawandel bei
– primär indirekt
– Argumentationslinie
- 75 16
Ausblick:
Gerechter Klimaschutz
"Der Süden trägt das Hauptleid des
Klimawandels, und die Sicherheit und die
Existenz der armen Menschen sind massiv
bedroht."
"Die Armen können sich
Mitigationsmaßnahmen kurzfristig oft nicht
leisten. "
"Nicht die Armen, sondern die Wohlhabenden
sind die Verursacher des Klimawandels. "
17
"Klimaschutz bzw. seine
Finanzierung ist zuvorderst
Aufgabe der wirtschaftlich
wohlhabenden Staaten ."
?
- 76 18
Verursacher des Klimawandels
Kumulierte energiebedingte
CO2-Emissionen:
Ges. THG-Emissionen: 2000
inkl. LUCF
1850-2004
Data: WRI (CAIT, 2008)
19
Industrieländer stoßen pro Kopf 5,2 mal (2,8 mal) soviel
energiebedingtes CO2 (THG) aus wie Entwicklungsländer.
- 77 20
THG-Emissionen 2000 (WRI, CAIT, 2009)
Country
Qatar
Malaysia
Australia
Zambia
Canada
United States of America
Luxembourg
Trinidad & Tobago
New Zealand
Panama
Botswana
Ireland
Bolivia
Indonesia
Saudi Arabia
Russian Federation
Brazil
Nicaragua
Germany
% of
World Total
0.08%
2.05%
1.22%
0.63%
1.84%
15.47%
0.02%
0.06%
0.18%
0.14%
0.08%
0.16%
0.34%
7.36%
0.71%
4.71%
5.56%
0.16%
2.42%
Tons CO2
Per Person
53.5
36.6
26.5
25.2
24.9
22.8
21.3
20.6
19.5
19.4
18.1
17.3
16.9
14.9
14.2
13.4
13.3
13.0
12.2
Rank
(2)
(5)
(8)
(11)
(12)
(13)
(15)
(16)
(17)
(18)
(19)
(20)
(21)
(24)
(28)
(32)
(33)
(34)
(37)
21
Country
Germany
Mongolia
Jamaica
Turkey
Uganda
Egypt
Ethiopia
Niger
Vietnam
Bangladesh
% of
World Total
2.42%
0.07%
0.04%
0.90%
0.16%
0.43%
0.18%
0.03%
0.19%
0.27%
Tons CO2
Per Person
12.2
11.9
5.7
5.5
2.7
2.7
1.1
1.1
1.0
0.8
Rank
(37)
(38)
(104)
(105)
(140)
(141)
(177)
(178)
(180)
(183)
- 78 22
Gerechte Verteilung der Klimaschutzkosten
• Äquivalenzpinzip (Nutzenäquivalenz) ?
• Verursacherprinzip
• hilfreich
• klimapolitische Sackgasse?
• Leistungsfähigkeitsprinzip
• wirtschaftlich
• technologisch
• ökologisch
23
Besten Dank
- 79 24
•
•
•
•
•
•
•
•
•
African Development Bank et al. (2003), Poverty and Climate Change
Bacon, R. W., Bhattacharya, S. (2007), Growth and CO2 Emissions,
World Bank
Cord, L. et al. (2008), Climate Change and Poverty: An Integrated
Strategy for Adaptation, in: PremNotes, Nr. 3
DIW (2005), Weltweiter Klimaschutz, in: DIW Wochenbericht Nr. 12-13
Hull, K. (2008),Climate Change, Growth, and Poverty, in: PremNotes,
Nr. 5
IPCC (2007), Fourth Assessment Report
Lecocq, F., Shalizi, Z. (2007), How Might Climate Change Affect
Economic Growth in Developing Countries, World Bank Policy
Research Working Paper
Richards, M. (2003), Poverty Reduction, Equity and Climate Change,
Global Governance Synergies or Contradictions?, ODI
UBA (2007), UBA (2007): Ökonomische Bewertung von
Umweltschäden.
25
•
Vattenfall (2007) :
– Enkvist, P.-A. (2007): A cost curve for greenhouse gas reduction, in:
McKinsey Quarterly 1
– Vattenfall (2007): Global mapping of greenhouse gas abatement
opportunities, www.vattenfall.com
•
•
•
•
•
•
The World Bank (2007), Environment Dept., Poverty and Environment:
Understanding Linkages at the Household Level
The World Bank (2008), Poverty Data, Supplement to World
Development Indicators 2008
The World Bank (2009), Global Economic Prospects 2009,
Commodities at the Crossroads
WBGU (2005), Armutsbekämpfung durch Umweltpolitik
WBGU (2008), Sicherheitsrisiko Klimawandel
WBGU (i. E.), Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung
- 80 -
Dr. Ulf Moslener (KfW, Frankfurt a.M.):
EFFIZIENZ UND VERTEILUNGSASPEKTE IN DER KLIMAPOLITIK
Inhalt
1. Dilemmata der Klimapolitik
2. Klimapolitik – ein reines öffentliches Gut?
3. Pareto: “notwendig” aber nicht hinreichend
2
Zwei Dilemmata der Klimapolitik
Kosten: individuell
Nutzen: öffentliches Gut
Effizienzproblem, Kooperation nicht erzwingbar
Suboptimales Niveau an Klimaschutz
Emittenten weniger vom Schaden betroffen
Fairness- oder Verteilungsproblem
3
- 81 -
Reines öffentliches Gut?
nichtRivalität
Rivalität
nichtExklusivität
Öffentliches Gut
(Luft)
Allmendegut
(Nordseefisch)
Exklusivität
Klubgut
(Pay-TV)
Privates Gut
(Butterbrot)
4
Kernpunkte
• Moralische Appelle: wichtig - nicht ausreichend
• ABER: Klimapolitik erzeugt auch private Güter!
• Internationale Klimapolitik sollte dies nutzen!
5
- 82 -
Zwei Dilemmata der Klimapolitik
(s.o.)
Kosten: individuell
Nutzen: öffentliches Gut
Keine internationale Institution mit Exekutivgewalt
Suboptimales Niveau an Klimaschutz
Emittenten häufig weniger betroffen
Fairness- oder Verteilungsproblem
6
40
GHA
Agriculture in % of GDP
35
SUD
30
Africa
KEN
25
NIG
ELF
20 BAN PAK
SEN
15
BOL
IND
Latin America
EGY
SER CHI COLROM
THA BUL
ARG
MAL
ANG
CRO
PAN
RUS
MEX
BRZ
SAF
10
5
OECD
SKO
ITA
0
0
5000
10000
15000
SPA
20000
AUS
FR
JAP UK
GER
25000
30000
USA
35000
40000
GDP per capita (US$ ppp)
7
- 83 -
Pareto-Optimalität
• Keine andere mögliche Allokation stellt einige
Individuen besser…
• …ohne negative Auswirkungen auf mindestens
ein anderes Individuum.
8
Verteilung und Fairness:
„Theory of Social Choice“
Soziale Wohlfahrt (…zusätzlich zur individuellen)
•
Jeremy Bentham (1748-1832)
„Greatest happiness for the greatest number“
Summe der einzelnen Nutzen
•
John Rawls (1921-2002)
“Theory of Justice“; „veil of ignorance“
Maximiere Nutzen des “ärmsten” Individuums
9
- 84 -
„Social choice“ und Klima
Allokationsregeln in der Klimadiskussion
Egalitarian
Bevölkerung
Polluter pays
Emissionen
Ability to pay
BIP
Sovereignty
gleiche % Minderung
10
Präferenzen für „Fairness“?
„Neid“
„Schlechtes Gewissen“
U i (π i , π j ) = π i − α i max(π j − π i ,0) − β i max(π i − π j ,0)
Aversion gegen
“andere haben mehr”
Aversion gegen
“andere haben weniger”
11
- 85 -
α, β
“Neid”
“Schlechtes Gewissen”
12
Schluss: Klimapolitik und
Armutsbekämpfung eng verbunden
Effizienz-Dilemma geeignet bekämpfen
Kooperation / Institutionen stärken (UNFCCC)
Charakteristika des öffentlichen und privaten Gutes
nutzen
Fairness-Dimension explizit machen
Fairnessproblem – „Umverteilungsgrund“ zusätzlich zur
Armutsbekämpfung (Praxis? / Richtung??)
Normen explizit machen, wenn sie Ergebnisse oder
Forderungen bestimmen (z.B. Allokationsregeln)
Gerechtigkeitsempfinden berücksichtigen / nutzen?
13
- 86 -
Fragen an die Entwicklungspolitik
(aus Einführung Prof. Hiemenz)
Kann Klimapolitik armuts-orientiert gestaltet werden oder
gibt es einen Widerspruch (Trade-off) zwischen Effizienzund Verteilungsaspekten?
Welche Prioritäten (auch in zeitlicher Hinsicht) müssten
unter Armuts-Gesichtspunkten in der Klimapolitik gesetzt
werden?
Erfordert eine Armuts-Orientierung einen zusätzlichen
Mitteleinsatz oder nur einen zielgerichteten Mitteleinsatz?
Welche Herausforderungen ergeben sich aus
klimabedingten neuen Wanderungsbewegungen?
14
- 87 -
Dr. Armin Sandhövel (CEO, Allianz Climate Solutions GmbH):
DIE FINANZIERUNG DER KLIMAFOLGENBEKÄMPFUNG –
KAPITALMÄRKTE, ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT UND DER
PRIVATSEKTOR
- 88 -
- 89 -
- 90 -
- 91 -
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- 96 -
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- 100 -
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