Übungen zur Topologie, G. Favi 27. Februar 2009 Blatt 2 Abgabe: 13. März 2008, 12:00 Uhr Aufgabe 1. a) Setze Sei (X, d) d0 (x, y) = ein metrischer Raum. d(x,y) 1+d(x,y) . Man beweise daÿ b) Beweise, daÿ jeder Punkt c) Wir statten R2 x∈X d ein metrischer Raum ist mit abgeschlossen ist (d.h. mit der British Rail Metrik d(x, y) = Zeige, daÿ (X, d0 ) tatsächlich eine Metrik auf d {x} ⊂ X R2 ist abgeschlossen). aus, d.h. ( kxk + kyk x 6= y 0 O(d) = O(d0 ). x=y ist. Was sind die . ε-Kugeln bezüglich d? Ist O(d) 2 die kanonische Topologie auf R ? Warum hat diese Metrik diesen komischen Namen? Beweis. Ad (a): Man überprüft leicht die Metrik-Axiome. Das einzige Axiom, dass etwas schwieriger x ∈ R beliebig, so ist a := d(x, y), b := d(y, z), c := d(x, z). ist, ist die Dreiecksungleichung. Dazu verwenden wir folgenden Trick: Ist x 1+x = 1− 1 1+x . Es seien nun x, y, z ∈ X beliebige Punkte und d) ist c 6 a + b. Damit folgern Gemäss Dreiecksungleichung (von d0 : wir die Dreiecksungleichung für c 1 1 a b a b =1− 61− = + 6 + . 1+c 1+c 1+a+b 1+a+b 1+a+b 1+a 1+b Wir zeigen nun: Jede bezüglich O(d) oene Menge, ist auch bezüglich O(d0 ) oen und umgekehrt 0 (d.h. O(d) = O(d )). Dazu reicht es zu zeigen, dass für jeden Punkt x ∈ X gilt, dass jede dd 0 0 d0 oene ε-Kugel Uε (x) := {y ∈ X | d(x, y) < ε} ∈ O(d) um x auch eine d -oene ε -Kugel Uε0 (x) := {y ∈ X | d0 (x, y) < ε0 } ∈ O(d0 ) um x ist (für ein geeignetes ε0 ) und umgekehrt. Es reicht dies zu 0 zeigen, da solche Kugeln eine Basis der von d bzw. d induzierten Topologien bilden. Seien also x∈X und ε ∈ R>0 beliebig. Wir setzen d0 (x, y) < ε0 ⇔ 0 ε0 := ε/1+ε. Damit gilt dann für jedes y ∈ X: d(x, y) ε < ⇔ d(x, y)(1 + ε) < ε(1 + d(x, y)) ⇔ d(x, y) < ε 1 + d(x, y) 1+ε Uεd (x) = Uεd0 (x), womit die Behauptung folgt. Ad (b): Ist X = {x}, so ist die Behauptung trivial und wir nehmen an X 6= {x}. Sei nun y ∈ X \ {x} beliebig und ε := d(x, y). Es gilt dann x ∈ / Uε/2 (y) und also y ∈ Uε/2 (y) ⊂ X \{x}. Damit ist X \{x} eine Umgebung für all ihre Punkte und d.h. oen, womit {x} = X \ (X \ {x}) abgeschlossen ist. Ad (c): Seien x = (x1 , x2 ), y = (y1 , y2 ) ∈ R2 beliebig. Per Denition ist d(x, x) = 0, womit das erste Metrikaxiom erfüllt ist. Es gilt auch klar d(x, y) = d(y, x) (zweites Metrikaxiom) und es bleibt 2 die Dreiecksungleichung zu zeigen. Seien dazu auch z = (z1 , z2 ) ∈ R beliebig. Ist x = z oder und also y = z , so ist die Dreiecksungleichung trivialerweise erfüllt und wir nehmen an x, y, z verschieden (d.h. #{x, y, z} = 3). Dann ist seien paarweise d(x, y) + d(y, z) = kxk + kyk + kyk + kzk > kxk + kzk = d(x, z). d Damit ist für x ∈ R2 tatsächlich eine Metrik und wir wollen die ε-Kugeln (für ε ∈ R>0 ) untersuchen. Es ist beliebig: Uε (x) = y ∈ R2 d(x, y) < ε = y ∈ R2 kxk + kyk < ε = y ∈ R2 kyk < ε − kxk 2 D.h. Uε (x) = {x} ∪ y ∈ R dk−k (0, y) < ε − kxk , wobei dk−k die Standardmetrik dk−k (x, y) = ky − xk auf dem R2 bezeichne. Uε (x) besteht also neben x aus allen Punkten y ∈ R2 , welche bezüglich der Standardmetrik weniger als ε − kxk vom Ursprung entfernt sind. Es folgt, dass z.B. Ukxk (x) = {x}, womit einzelne Punkte 6= 0 bezüglich dieser Metrik oen sind, woraus folgt, dass O(d) nicht die kanonische Topologie auf dem R2 ist. Der Name der Metrik rührt daher, dass bei der englischen Eisenbahn London (entspricht hier dem Ursprung) ein zentraler Knotenpunkt ist und die meisten Züge (oenbar) darüber umgeleitet werden. D.h. die Zugdistanz zwischen zwei Ortschaften A und B in England entspricht der Strecke A-London + London-B . Bemerkung. n Wie wir sehen gibt es auf dem R durchaus Metriken, welche nicht zur Standardn metrik äquivalent sind. Es ist jedoch so, dass alle Normen auf dem R äquivalent sind, was eine Folgerung aus den Sätzen von Heine-Borel und Bolzano-Weierstrass ist. Aufgabe 2. f stetig ist Sei f : X → Y eine Abbildung zwischen topologischen Räumen. Man beweise, daÿ ⇔ f −1 (B) ⊆ f −1 (B) für alle B ⊆ Y ⇔ f −1 (A) ist abgeschossen für alle A ⊆ Y abgeschlossen. ⇔ f −1 A ist abgeschlossen für alle A ⊂ Y abgeschlossen. Dies ist recht einfach, denn nehmen wir an, f ist stetig. Dann ist für A ⊂ Y abgeschlossen Y \ A −1 (Y \ A). Es folgt dann, dass X \ f −1 (Y \ oen und wegen der Stetigkeit von f also auch f A) = X \ {x ∈ X | f x ∈ Y \ A} = {x ∈ X | x ∈ / {y ∈ X | f x ∈ / A}} = {x ∈ X | f x ∈ A} = f −1 A Beweis. Wir zeigen zuerst f stetig abgeschlossen ist, wie behauptet. Mit einem analogen Argument (d.h. überall Komplemente nehmen) folgt die umgekehrte Richtung. Es bleibt noch der zweite Teil der Behauptung zu zeigen. Dazu bemerken wir, dass A⊂X (bzw. A ⊂ Y ) abgeschlossen ⇔ A = ⊆ f −1 B für alle B ⊂ Y . −1 A = f −1 A. Für A ⊂ Y abgeschlossen, ist dann A = A und also per Voraussetzung f −1 A ⊂ f −1 −1 Da umgekehrt auch f A ⊂ f A per Denition der abgeschlossenen Hülle, folgt f −1 A = f −1 A, −1 A abgeschlossen ist. Für die umgekehrte Richtung nehmen wir an f −1 A ist abgeschossen womit f A. Nehmen wir nun an, dass f −1 B für alle Zudem A ⊂ Y abgeschlossen. Zu B ⊂ Y beliebig, ist dann f −1 B abgeschlossen, per Voraussetzung. −1 B ⊂ f −1 B , da B ⊂ B , womit also f −1 B ⊂ f −1 B = f −1 B , was zu beweisen war. ist f Aufgabe 3. a) Sei f :X →Y b) Wir betrachten S ein ∀S ∈ S . eine Abbildung zwischen topologischen Räumen und Man beweise, daÿ R f genau dann stetig ist, wenn f −1 (S) oen ist mit der kanonischen Topologie. Zeige, daÿ S := {]−∞, a[ | a ∈ R} ∪ {]b, ∞[ | b ∈ R} eine Subbasis der Topologie von R ist. Was passiert wenn a, b ∈ Q? Subbasis von Y. Denition. Sei X X, der Topologie von Denition. Sei B ⊂ O heisst Basis Mengen aus B ist. ein topologischer Raum. Eine Menge von oenen Teilmengen X falls jede oene Menge U ⊂X eine Vereinigung von ein topologischer Raum. Eine Menge von oene Teilmengen S⊂O Sub- heisst basis der Topologie von von Mengen aus S X , falls jede oene Menge U ⊂ X eine Vereinigung endlicher Durchschnitte ∃ eine (nicht unbedingt endliche) Indexmenge I , sowie für jedes i ∈ I i Ui = (Uij )nj=1 von Mengen aus S , sodass ist. D.h. eine endliche Familie U= [\ Ui = Uij . i∈I j=1 i∈I Äquivalent lässt sich sagen: ni [\ ∀x ∈ U ∃U1 , ..., Un ∈ S : x ∈ U1 ∩ ... ∩ Un ⊂ U . Das heisst U enthält für jeden Punkt eine oene Umgebung, welche durch einen endlichen Durchschnitt von Mengen aus S gegeben ist. Damit ist klar, dass jede Basis auch eine Subbasis ist. Beweis. Ad (a): Die Richtung ⇒ ist trivial und es bleibt ⇐ zu zeigen. Sei eine Subbasis für Elementen aus S, Y ist existiert eine Indexmenge sodass sowie für jedes i∈I V ⊂Y eine Familie oen. Da i (Vij )nj=1 f −1 Vij ⊂ X oen ist ∀i ∈ I, j ∈ {1, . . . , ni }, ni ni [\ [\ f −1 V = f −1 Vij = f −1 Vij V = dass I, S i∈I j j=1 Vi . Da Tni i∈I j=1 S von folgt, i∈I j=1 als Vereinigung von endlichen Durchschnitten oener Mengen selbst oen sein muss, was zu zeigen war. Ad (b): Wir beantworten gleich auch die letzte Frage und nehmen an S := {]−∞, a[ | a ∈ Q} ∪ a, b ∈ R eine Basis bilden, {]b, ∞[ | b ∈ Q}. Wir wissen, dass die Teilmengen der Form ]a, b[ mit denn sei U ⊂ R oen. Dann existiert per Denition der von einer Metrik induzierten S jedes x ∈ U ein Ux = ]x − εx , x + εx [ ⊂ U , womit U = x∈U Ux , womit sich jede Topologie für oene Menge als Vereinigung von oenen Intervallen schreiben lässt. Es reicht also zu zeigen, dass sich jedes ]a, b[ ⊂ R als Vereinigung endlicher Durchschnitte von Elementen aus S schreiben lässt. Seien dazu a, b ∈ R beliebig. Für a > b (womit dann ]a, b[ = {}) ist der Fall trivial und wir nehmen an a < b. Es existieren Punktfolgen (an )n∈N , (bn )n∈N , wobei an , bn ∈ Q, a 6 an und S bn 6 b für alle n ∈ N, sodass limn→∞ an = a und limn∈∞ bn = b. D.h. ]a, b[ = n∈N ]an , bn [ und da ]an , bn [ = ]−∞, bn [ ∩ ]an , ∞[ folgt die Behauptung. oene Intervall Aufgabe 4. Man beweise, daÿ S 1 \ {(0, 1)} und R homöomorph sind. Zeige, daÿ S 1 6' [a, b] (abge- schlossenes Intervall). R ∼ = ]−1, 1[, z.B. über den Homöomorphismus ϕ : ]−1, 1[ → R, x 7→ π tan(x · /2). Und klar auch ]−1, 1[ ∼ = ]0, 1[ (z.B. per x 7→ x+1/2). Wir müssen also noch einen 1 2 Homöomorphismus ]0, 1[ → S \ {(0, 1)} nden. Dazu identizieren wir R mit C als topologische 1 Räume und betrachten S als Teilraum von C. Wir nden dann den Homöomorphismus ]0, 1[ → S 1 \ {i}, t 7→ exp(i(2πt + π/2)) und die Behauptung folgt. Beweis. Wir wissen, dass Betrachten wir zunächst beliebige topologische Räume erinnern uns, dass ein Homöomorphismus ∼ ϕ:X− →Y X, Y , S ⊂ X . Wir ∼ ϕ0 : S − → ϕS ∼ ϕ : [a, b] − → S 1 (mit a < b sowie einen Teilraum auch einen Homöomorphismus induziert. Nehmen wir nun an wir hätten einen Homöomorphismus versteht sich, da es sonst nicht mal eine bijektive Abbildung gibt). Dieser induziert dann einen ∼ ϕ0 : ]a, b[ − → S 1 \ {ϕa, ϕb}. Wenn wir aus S 1 zwei Punkte (hier ϕa und ϕb) 1 entfernen, so besteht S aus genau zwei disjunkten Teilen, nennen wir sie A und B . Aber ]a, b[ 0 besteht nur aus einem Teil, was uns schon intuitiv sagen sollte, dass ϕ kein Homöomorphismus 1 sein kann (genauer: S \ {ϕa, ϕb} ist nicht zusammenhängend, aber ]a, b[ schon). Etwas formaler 1 1 1 1 sind A, B ( S beides nicht-leere oene Teilmengen von S und da A = S \ B und B = S \ 1 0 A also auch abgeschlossen, womit S \ {ϕa, ϕb} nicht zusammenhängend ist. Also kann ϕ kein Homöomorphismus Homöomorphismus sein und dies ist ein Widerspruch.