Universität Trier SS 2009 FB I - Philosophie PS: Kognitive Ethologie

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Universität Trier
SS 2009
FB I - Philosophie
PS: Kognitive Ethologie
Leitung: Thomas Hoffmann M.A.
Stundenprotokoll: Johannes Friedrich
Stundenprotokoll zur Sitzung am 03.07.2009
1 Text
Dem Protokoll liegt folgender Text zugrunde:
SAVAGE-RUMBAUGH, Sue; BRAKKE, Karen E.: Animal Language: Methodological and Interpretive
Issues. In: BEKOFF, Marc; JAMIESON, Dale (Hrsg.): Readings in Animal Cognition, The MIT Press.
Cambridge, 1996. S. 269 - 288.
Die ersten beiden Abschnitte des Textes wurden bereits im letzten Protokoll zusammengefasst.
2.1 Is »Learning to Do as You Are Told« Language?
Anhand von Beispielen versuchen die Autorinnen zu zeigen, welches ihrer Meinung nach die richtige
und welches die falsche Methode ist, um Sprache zu vermitteln. Die Grenzen sind hierbei jedoch nicht
sonderlich scharf gezogen. Delfine und Seelöwen werden besonders hervorgehoben, da es
Exemplare gibt, die auf längere Wortfolgen hören und anscheinend deren Sinn entschlüsseln können.
Inwiefern dies jedoch über die Fähigkeiten des Papagei Alex hinaus geht, der ebenfalls Wortfolgen
interpretiert ist unklar. In beiden Fällen ist jedoch festzuhalten, dass Tiere anscheinend auch durch die
grammatikalische Struktur eines Satzes vermittelte Informationen verstehen.
Kritisiert wird jedoch allgemein eine Lernmethode, die aus Handlungsausführung zwecks Belohnung
besteht. Im Vergleich zu kleinen Kindern entspricht dies keinesfalls der Standardsituation, da
kindliches »Brabbeln« meist nicht zweckgebunden ist. Zudem sind Kinder einer permanenten
Konfrontation mit Sprache ausgesetzt und nicht nur phasenweise wie Tiere im Labor.
Dennoch wird schnell deutlich, dass Tiere zur Kommunikation in der Lage sind, wenn auch das volle
Potential nicht komplett ausgeschöpft wird.
2.2 Language as Immersion in Social Routines
Als besseres Modell der Sprachvermittlung wird ein Projekt vorgestellt, in dem Primaten die
amerikanische Zeichensprache vermittelt bekommen. Der Vorteil besteht darin, dass die Affen unter
ähnlichen Bedingungen wie die Kinder die Sprache erlernen, nämlich bei sozialer Interaktion.
Problematisch ist jedoch an diesem Verfahren, dass der Bezugsrahmen meist direkt deutlich macht,
was der Affe von seinem Pfleger möchte und dieser lediglich auf das Handzeichen wartet. Somit
erfolgt die Zuordnung der Bedeutung durch die Situation und nicht durch die Kommunikation mit dem
Tier. Als weiterer Kritikpunkt wird die Tatsache angeführt, dass Kinder von Sich aus Dinge sagen,
wohingegen die Versuchstiere zur Kommunikation »gezwungen« werden.
Trotzdem weist die Verwendung von gleichen Zeichen in verschiedenen Kontexten abermals auf ein
Kommunikationspotential hin, das es Primaten ermöglicht, Bezüge zu extrahieren.
2.3 The Language Research Center
Die beste im Text genannte Methode bezieht sich auf einige Affen, die mit Hilfe verschiedener
aneinandergereihter Zeichen kommunizieren. Die Erlernung dieser Art der Kommunikation erfolgt
ähnlich der menschlichen Sprache, da die Affen fast vollständig in die soziale Routine integriert sind.
Zunächst entwickelt das Tier ein Interesse an etwas, wozu es dann die passenden Symbole und
Laute gezeigt bekommt.
Der Vorteil besteht darin, dass der Bezug des Tieres zum Objekt wesentlich freier ist. Ebenso sind die
Tiere schneller in der Lage, die Gegenstände als solche zu identifizieren.
Es wird zudem auch geschildert, dass ältere Affen mehr Probleme haben, diese Symbol-Sprache zu
erlernen, als deren Nachkommen. Dies zeigt deutlich eine Prallele zum Menschen, dem es mit
zunehmendem Alter ebenfalls schwerer fällt, neue Sprachen zu erlernen.
2.4 Decoding Speech
Die Sprache des Menschen besteht aus vielen Verknüpfungen, die es nötig machen, verschiedenste
Informationen zu extrahieren. Um den Tieren diese komplexe Form der Kommunikation zugänglich zu
machen, muss man ein selbständiges und ungezwungenes Lernen fördern. Ziel muss es sein, das
Tier nicht nur für einfaches »Nachreden« zu belohnen, sondern ihm die Schnittstelle zum sozialen
Kontext aufzuzeigen.
2.5 Syntax
Der größte Einwand gegen die bisher genannten Argumente für Kommunikationspotential ist
folgender: die Primaten reihen bloß lose Worte/Symbole aneinander ohne jegliche Struktur.
Dennoch ist es bemerkenswert, dass sie überhaupt in der Lage sind, den Symbolen eine Bedeutung
zuzuordnen. Zudem ist festzustellen, dass sie die Reihenfolge der Zeichen je nach Aussage variieren,
so dass es quasi zu einer minimalen Syntax kommt. Da davon auszugehen ist, dass sich die
menschliche Kommunikation ebenfalls aus solch rudimentären Wortgefügen gebildet hat, ist dies
eines der deutlichsten Anzeichen für das Potential der Tiere zur Kommunikation.
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