Redaktion Wissenschaft: (089) 53 06-425 [email protected] Telefax: (089) 53 06-86 61 Münchner Merkur Nr. 20 | Mittwoch, 26. Januar 2011 MEDIZINKOLUMNE Leben ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ Bluthochdruck ist die Volkskrankheit Nummer eins. Schätzungsweise nahezu 20 Millionen Bundesbürger sind davon betroffen. Mehr als die Hälfte weiß nicht einmal, dass sie die Krankheit hat und diese bleibt daher auch unbehandelt. Obwohl ein chronisch erhöhter Blutdruck keinesfalls zu unterschätzen ist, werden von den identifizierten Kranken erstaunlicherweise nur die Hälfte therapiert. Mal liegt es an mangelnder Bereitschaft der Patienten, sich behandeln zu lassen, mal daran, dass der Arzt die Blutdruckerhöhung nicht ernst nimmt. Die Gründe liegen auf der Hand: Hoher Blutdruck tut nicht weh und hat daher zumindest im Anfangsstadium oft keine Symptome. Dass unbehandelter Bluthochdruck aber oft die Grundlage für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Nierenerkrankungen darstellt, ist leider nur den wenigsten bewusst. Und von de- nen, die wir Ärzte behandeln, erreichen wiederum mehr als die Hälfte nicht die gewünschten Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg. Die Realität ist: Vier verschiedene Medikamente, die den Blutdruck senken sollen, dazu ein Medikament zur Blutverdünnung, zwei zur Blutzuckerregulation und dann noch eins zum Magenschutz. Und schon ist man bei einem Cocktail von 7 – manchmal noch mehr – verschiedenen Medikamenten. Aber der Blutdruck ist noch immer nicht im Zielbereich. Eindeutige Ursachen für einen erhöhten Blutdruck gibt es selten. Im Allgemeinen lassen ein ungesunder Lebensstil, also eine Mischung aus Genussgiften wie Nikotin oder Alkohol, eine unausgewogene, zu kochsalzreiche Ernährung und nicht zuletzt permanenter Stress zusammen den Blutdruck steigen. Zusätzlich spielen wie so oft in der Medizin genetische SONNE, MOND UND STERNE IM FEBRUAR Hauptsache gesund Dr. Barbara Richartz Licht am Horizont: Neue Methoden bei Bluthochdruck Priv.-Doz. Dr. med. habil. Barbara Richartz, Chefärztin in Bad Wiessee, erklärt zwei erfolgversprechende Verfahren gegen Hypertonie. Faktoren eine große Rolle. Wer Eltern hat, die beide unter hohem Blutdruck leiden, kann mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit damit rechnen, im Laufe seines eigenen Lebens selbst Blutdruckprobleme zu bekommen. Für alle diejenigen, die trotz eines geregelten Lebensstils und einer Reihe von blutdrucksenkenden Medikamenten eine optimale Blutdruckeinstellung nicht erreichen, gibt es jetzt vielleicht doch das eine oder andere Licht am Horizont: Einige neue und überaus vielversprechende Methoden können dann den Blutdruck senken. Erhöhtem Blutdruck liegt eine Engstellung der Gefäße, eine Verkrampfung der Gefäßmuskulatur, zugrunde. Dadurch erhöht sich der Widerstand in den Gefäßen und das Herz muss gegen einen erhöhten (Blut-)Druck anarbeiten. Diese Engstellung wird einerseits durch ein Hormon, andererseits durch eine verstärkte Aktivität spezieller Nervenfasern ausgelöst. Beiden Ansätzen ist man nun auf der Spur. Die Nerven, die den Bluthochdruck auslösen, verlaufen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gefäßwände der Nierenarterien. Bei dem ersten Verfahren wird über die Leisten- schlagader per Katheter eine Thermosonde in das Nierengefäß vorgeschoben. Eine leichte Stromzufuhr erzeugt Wärme, um so diese Nerven gezielt auszuschalten. Das relativ einfache Verfahren erwies sich als sicher. Es kam schon nach kurzer Zeit zu einem Blutdruckabfall um 15/10 mmHg führen, der im Laufe eines Jahres sogar noch weiter bis auf 30/15 mm Hg zunahm. Blutdrucksenkende Medikamente konnten nach und nach abgesetzt werden. Auch die Anti-Hormontherapie in Form einer Impfung gegen Bluthochdruck ist wohl keine Utopie mehr. Nach einer Spritze unter die Haut bildet der menschliche Organismus Antikörper gegen das Hormon Angiotensin II, das die Engstellung der Blutgefäße und somit den erhöhten Blutdruck vermittelt. Beide Verfahren sind zwar noch in der Testphase, die ersten Ergebnisse klingen aber sehr vielversprechend. Als erstes Gestirn hoch am Westhimmel leuchtet Jupiter bereits in der Abenddämmerung auf. Noch beherrscht der Riesenplanet die ersten Nachtstunden. Doch sieht man ihn jede Nacht weniger lange. Am Monatsanfang geht er noch gegen 21.45 Uhr unter, Ende Februar schon um 20.30 Uhr. Zudem werden die Abende wieder länger. Jupiter wandert durch die Sternbilder Fische und Walfisch. In der Nacht vom 4. auf 5. Februar überschreitet er den Himmelsäquator und wechselt für sechs Jahre auf die Nordhälfte der Himmelskugel. Ein Blick zum Nachthimmel lohnt sich am 6. Februar gegen 18 Uhr, wenn die zunehmende Mondsichel wenig westlich von Jupiter steht. Die strahlende Venus bleibt zwar Morgenstern, ist aber ebenfalls immer kürzer zu sehen. Auch nimmt ihre Helligkeit im Laufe des Monats leicht ab. Zu Monatsanfang erscheint sie kurz nach 5 Uhr am Südosthorizont. Ende Februar geht sie eine halbe Stunde später auf, die Dämmerung setzt aber immer früher ein. Anfang Februar verlässt Ve- 2011 Der Sternenhimmel im Februar N NO VON HANS-ULRICH KELLER, DPA NW SCHWAN BOOTES KEPHEUS DRACHE KL.WAGEN Polarstern Arktur GR.WAGEN HAAR DER GR.BÄR BERENIKE O DIE TÄGLICHE MEDIZIN Heute: Gut versorgt in der Schwangerschaft Während einer Schwangerschaft ist die richtige Ernährung wichtig – für Mutter und Kind. So benötigen Frauen in dieser Zeit zum Teil mehr Vitamine, Mineral- und Nährstoffe. Um gut versorgt zu sein, setzen viele auf Nahrungsergänzungsmittel. Doch nicht wenige werdende Mütter wenden diese falsch an. Eine Studie an der Technischen Universität München (TUM) ergab, dass Schwangere die Präparate entweder zu spät, gar nicht oder zu viel davon einnehmen. .................................................................................................................................................................................................................................................................................. Der Löwe kündigt den Frühling an Die Winterabende im Februar gehören dem Göttervater Jupiter, die Morgen der Liebesgöttin Venus. Der Tag wächst dabei um eineinhalb Stunden. 17 JUNGFRAU KREBS KL.HUND Prokyon WASSERSCHLANGE SO Kapella e geuz Betei ORION Rigel EINHORN Sirius SCHIFF Himmelsanblick am 1. Februar um 23 Uhr MEZ bzw. am 15. Februar um 22 Uhr MEZ nus das Sternbild Schlangenträger und wechselt in das Sternbild Schütze. Saturn ist fast die gesamte Nacht im Sternbild Jungfrau ANDROMEDA IK PT I WIDDER EKL PERSEUS FUHRMANN ZWILLINGE STIER LÖWE ÄQ UA TO R GIRAFFE KASSIOPEIA W WALFISCH ERIDANUS HASE GR.HUND S sichtbar. Der Ringplanet geht am 1. Februar kurz vor 23 Uhr auf. Ende Februar zeigt er sich bereits wenige Minuten nach 2 Uhr am Südosthorizont. SW 14038 Am 3. Februar um 3.31 Uhr ist Neumond. Am 7. Februar passiert der Himmelskörper seinen fernsten Bahnpunkt, ihn trennen gegen Mitter- nacht 405 950 Kilometer von der Erde. Vollmond ist am 18. Februar um 9.36 Uhr im Sternbild Löwe. Seine Scheibe erscheint dabei besonders groß, da der Mond nur einen Tag später morgens seinen erdnächsten Bahnpunkt erreicht. Dann ist er 358 240 Kilometer von der Erde entfernt. In der Nacht vom 11. auf 12. Februar wandert der zunehmende Halbmond südlich an den Plejaden vorbei und passiert damit das Goldene Tor der Ekliptik. Wer gegen 22 Uhr den Sternenhimmel beobachtet, bemerkt, dass Orion den Himmelsmeridian, die Nord-SüdLinie, bereits überschritten hat. Sein rötlicher Schulterstern Beteigeuze und sein bläulicher Fußstern Rigel sind selbst am aufgehellten Stadthimmel gut zu erkennen, ebenso die drei in einer Linie stehenden Gürtelsterne. Der große Orionnebel, die Geburtsstätte neuer, junger Sterne, ist allerdings nur unter guten Sichtbedingungen auszumachen. Um diese heißen Staub- und Gaswolken in bläulicher Farbe zu sehen, hilft ein Fernglas. Dem Himmelsjäger Orion folgt der Große Hund, dessen bläulich flackernder Hauptstern Sirius tief am Südhimmel strahlt. Sirius ist der hellste Fixstern am irdischen Firmament. Nur knapp neun Lichtjahre trennen uns von ihm. Die alten Ägypter nannten ihn Sothis. Wenn Sothis erstmals wieder am Morgenhimmel auf- tauchte, so wussten die ägyptischen Priesterastronomen, dass ein Jahr vergangen war. Sie sagten, Sothis habe sich aus den Strahlen des Sonnengottes Ra befreit und sei wieder sichtbar geworden. Kurz darauf setzte die Nilüberschwemmung ein und machte das Land fruchtbar. Mit Hilfe von Sothis stellten die Astronomen in Ägypten fest, dass ein Sonnenjahr um einen Vierteltag länger ist als genau 365 Tage. Am Osthimmel ist bereits das mächtige Sternbild Löwe erschienen und kündigt den Frühling an. Sein Hauptstern heißt Regulus, was kleiner König bedeutet. Hoch am Südhimmel, fast im Zenit fallen die beiden Sternenketten der Zwillinge auf mit ihren hellen Hauptsternen Kastor und Pollux. Im Nordosten schiebt sich der Große Wagen langsam höher, während das Himmels-W, die Kassiopeia, zum Nordhorizont herabsinkt, ihn aber nicht erreicht. Denn sowohl die Kassiopeia als auch der Große Wagen sind in unseren Breiten zirkumpolar. Das bedeutet, dass sie niemals untergehen und somit in jeder klaren Nacht zu sehen sind. Hoch am Westhimmel erspäht man den Stier mit seinem orangefarbenen Hauptstern Aldebaran und den beiden offenen Sternhaufen Hyaden und Plejaden. Die Mittagshöhe der Sonne nimmt im Februar um rund neun Grad zu, der Tag wird eineinhalb Stunden länger. Die richtige Ernährung ist für Schwangere wichtig. Jod und Eisen wichtig Eine ausgewogene Ernährung deckt den zusätzlichen Bedarf werdender Mütter weitestgehend ab. Ärzte empfehlen allerdings, vor und während einer Schwangerschaft Folsäure, Jod und geringe Mengen an Eisen zusätzlich einzunehmen. „Viele schwangere Frauen und ihre Ärzte sind dennoch unsicher“, sagt Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der TUM. Wünscht sich eine Frau ein Kind, sollte sie bereits vor der Schwangerschaft täglich 0,4 mg Folsäure einnehmen. Dies beugt Hirnschäden und Missbildungen beim Ungeborenen vor. Eisen ist wichtig, damit der Fötus gut mit Sauerstoff versorgt wird, Jod fördert die Entwicklung des Gehirns. Auch Ergänzungsmittel, die Magnesium oder Omega3-Fettsäuren enthalten, werden oft eingenommen. Ein Mangel an Magnesium besteht aber nur im Einzelfall. Auch die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Dennoch nehmen zwei Drittel aller Schwangeren Magnesium – mit unbekannten Folgen für das ungeborene Kind. Heiße Phase: Fieber muss man nicht immer bekämpfen Die Augen des Nachwuchses glänzen, die Stirn ist heiß. Viele Eltern suchen bei diesen Symptomen ebenso fieberhaft nach einem Mittel, um die erhöhte Temperatur rasch zu senken. Doch Fieber ist kein Notfall, sondern eine sinnvolle Reaktion auf eine Störung im Körper. Sie zeigt, dass sich das Immunsystem gegen einen Infekt wehrt. „Die Durchblutung im Körper wird erhöht, die Aktivität der Körperpolizei beschleunigt und auch die der Zellen, welche Antikörper produzieren“, erklärt Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Köln. Bei Fieber kann das Abwehrsystem optimal wirken. Erstes Anzeichen von ansteigendem Fieber ist neben der heißen Stirn unerwartetes, starkes Frieren oder Frösteln. Der Betroffene fühlt sich matt, benommen, hat keinen Appetit und Kopfschmerzen. Der Puls ist oft beschleunigt, die Haut warm und rot. Die Lippen sind trocken, die Zunge ist belegt. Doch ist es dann gar nicht so einfach festzustellen, wie hoch das Fieber tatsächlich ist. Seit einigen Jahren vertritt die Mehrzahl der Mediziner die Auffassung, dass eine im After oder im Ohr gemessene Körpertemperatur von mehr als 37,8 Grad als Fieber zu bezeichnen ist. Am besten misst man im Po. Hier kann die Kerntemperatur des Körpers am eindeutigsten ermittelt werden. Am besten eignen sich batteriebetriebene digitale Thermometer. Damit sich das Thermometer leichter einführen lässt, sollte man die Spitze anfeuchten oder dünn eincremen. Sie muss bis etwa einen Zentimeter hinter den Schließmuskel geschoben werden. Hände und Thermometer sollten danach gründlich gereinigt werden. Abwarten und Tee trinken: Wenn der Körper mit Fieber gegen einen Infekt kämpft, ist das oft die beste Therapie. DPA Kleine Patienten lehnen diese Messmethode oft ab. Viele Eltern setzen deshalb gern auf Ohrthermometer. Doch dabei ist die Gefahr von Messfehlern sehr viel höher. Das Thermometer muss ganz exakt eingeführt werden. „Geht das Fieber mit einer Entzündung des Trommel- fells einher, so ist dieses stärker durchblutet und strahlt Wärme ab“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. Diese wird dann mitgemessen und als Fieber interpretiert. Auch das Messen unter der Zunge toleriert nicht jeder Patient. Es birgt zudem eben- falls Ungenauigkeiten. Noch ungenauer ist das Messen in der Achselhöhle. Das Fieber kann man durch Mittel mit Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) senken. Sie sind auch ohne Verschreibung erhältlich. Doch können die Mittel die Dauer der Krankheit etwas verlängern. Die Alternative sind Hausmittel wie Lindenblüten- und Holundertees oder kühle Wadenwickel. Diese dürfen nur angewandt werden, wenn der Patient nicht friert und keine Kreislaufprobleme hat. „Zunächst werden zwei Tücher in lauwarmes Wasser getaucht und leicht ausgedrückt“, erklärt Sellerberg. Jeweils ein Tuch wird um einen Unterschenkel gewickelt und mit einem trockenen Tuch umwickelt. Dann deckt man den Patienten vom Kopf bis zu den Knien warm zu. Der Bereich unterhalb der Knie bleibt offen, damit Wasser verdunsten und Wärme abziehen kann. Die Wickel bleiben etwa 10 bis 20 Minuten auf der Haut. Doch ist es durchaus nicht immer nötig, das Fieber zu senken. Am besten man schont sich und bleibt im Bett, bis es abgeklungen ist. Wichtig dabei: viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen auszugleichen. Sellerberg empfiehlt Fruchtsaftschorlen, Kräutertee oder Hühnerbrühe. Nur bei zusätzlichen Symptomen wie Luftnot, Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen sollte man einen Arzt aufsuchen oder wenn das Fieber über 40 Grad steigt. Das gilt auch, wenn ein chronisch Kranker Fieber hat. Tritt dieses nach einer Tropenreise auf, sollte man ebenfalls zum Arzt gehen, da ein gefährlicher Erreger der Auslöser sein kann. EVA NEUMANN Auch Wirsing enthält viel Folsäure. FOTOS (2): DPA Zu viel ist schädlich Wie die Studie der TUM ergab, nehmen viele Schwangere außerdem zu viel der empfohlenen Präparate ein. Dies kann sich unter Umständen schädlich auf das Baby auswirken. Zum Beispiel bewirkt zu viel Folsäure, dass ein Mangel an Vitamin B12 nicht mehr entdeckt werden kann. Gerade bei Eisen nehmen viele Frauen völlig unnötig Tabletten ein. Nur etwa ein Drittel der Schwangeren leiden an einem Mangel, aber zwei Drittel nehmen zusätzlich Eisentabletten. „In sehr hohen Dosen kann das sogar schädlich sein“, sagt Hauner. BETTINA DOBE