Seminar: Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts in Polen und Deutschland Referentin: Judith Hoehne Europäische Holocaustgedenkstätte in Landsberg am Lech Geschichte Landsbergs im Nationalsozialismus: Adolf Hitler saß 1923/1924 nach seinem gescheiterten Putschversuch in Landsberg in Festungshaft und schrieb dort „Mein Kampf“. Wohl auch aufgrund dieser Tatsache wurde Landsberg von den Nationalsozialisten als eine zentrale Stätte des Nationalsozialismus angesehen. Landsberg wurde der Titel „Stadt der Jugend“ verliehen und diente damit als Treffpunkt der Hitlerjugend. Seit dem Sommer 1944 wurde in Landsberg der größte Außenlagerkomplex des KZ Dachau geschaffen. Es wurden elf Außenlager (Kaufering I – Kaufering XI) errichtet, in denen ca. 30.000 jüdische Häftlinge untergebracht waren. Die Häftlinge wurden unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen Bunker zu bauen, in denen Jagdflugzeuge produziert werden sollten. Genaue Opferzahlen können nicht ermittelt werden, aber schätzungsweise jeder zweite Häftling überlebte nicht. Nach dem Einmarsch der US-Armee in Landsberg und der Befreiung der Lager am 28.04.1945 wurden Massengräber mit Tausenden von Toten entdeckt. Thema der Gedenkstätte: „Da war nie ein Lager!“ Die Gedenkstätte ist der Erinnerung an die Opfer des Holocaust gewidmet und soll einen Beitrag gegen das Vergessen leisten. Der Träger der Gedenkstätte veröffentlicht zu diesem Zweck zusätzlich unregelmäßig die Themenhefte „Landsberger Zeitgeschichte. Landsberg im 20. Jahrhundert“. Träger der Gedenkstätte: 1983 wurde die Bürgervereinigung „Landsberg am Lech im 20. Jahrhundert“ mit dem Ziel gegründet, die verbliebenen Reste der Lager zu erhalten. Dazu erwarb die Bürgerinitiative einen Teil des ehemaligen Außenkommandos Kaufering VII. Die Gedenkstätte finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Spenden der Mitglieder. Staatliche Unterstützung erhält die Bürgervereinigung nicht. Konzept der Gedenkstätte: Die Gedenkstätte befindet sich auf einem Teil des Areals des KZ-Kommandos Kaufering VII und ist vollkommen im Freien angesiedelt. Quelle: www.buergervereinigung–landsberg.de Auf dem Gelände sind in einem Halbkreis Gedenksteine angeordnet. Jeder Stein steht für eine Nation, deren Angehörige im KZ ermordet wurden, und wurde von den jeweiligen europäischen Staatsoberhäuptern gestiftet. Außerdem sind noch die ehemaligen Häftlingsunterkünfte zu besichtigen, die noch im Original erhalten sind. Am Eingang des Geländes befindet sich eine Tafel, die den geschichtlichen Kontext aufzeigt. Das Konzept der Gedenkstätte wurde von Mitgliedern der Bürgervereinigung entworfen. Kritik: - keine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas; Disput mit der Stadt Landsberg als Besitzerin der anderen ehemaligen Lagerflächen → Konzept der Stadt: wissenschaftliche Aufarbeitung und Neuorganisation der Gedenkstätte → Vorschlag der Stadt: Übergabe an die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Dachau - Verwilderung des Gelände und keine Sanierungsarbeiten an den erhaltenen Überresten - Zugang zur Gedenkstätte nur nach Anmeldung bei der Bürgerinitiative - Wenig Informationsmaterial über den geschichtlichen Kontext - Probleme mit dem 1. Vorsitzenden der Bürgervereinigung (lehnt Zusammenarbeit mit der Stadt ab; Ausschluss kritischer Mitglieder aus der Bürgervereinigung; beschuldigt Stadt/Medien/ehemalige Mitglieder der Bürgervereinigung ihn und seine Arbeit zu diffamieren, sowie seine Karriere als Lehrer zu beschädigen) - Überformung des Geländes durch die Gedenksteine und Flaggen - Fehlende Evaluation (z.B. keine Angaben über Besucherzahlen) Zum Weiterlesen: - www.buergervereinigung-landsberg.de - Edith Raim (1992): Die Dachauer KZ-Außenkommandos Kaufering und Mühldorf, Rüstungsbauten und Zwangsarbeit im letzten Kriegsjahr 1944/45, Landsberg am Lech