Tätigkeitsbericht 2010 - 2011 -2

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Tätigkeitsbericht
des Vorstandes und der
Geschäftsführung
der Arbeitsgemeinschaft
katholischer Einrichtungen
und Dienste der
Erziehungshilfe im
Bistum Essen (AGkE)
Berichtszeitraum:
24.11.2010 bis 23.11.2011
Impressum:
© Arbeitsgemeinschaft Katholischer Einrichtungen und Dienste
der Erziehungshilfe im Bistum Essen (AGkE) 2010-2011
Geschäftsstelle:
Caritasverband für das Bistum Essen e.V.
Am Porscheplatz 1
45127 Essen
www.agke-essen.de
Redaktion:
Reinhild Mersch, Geschäftsführerin der AGkE
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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Inhalt:
1. Vorwort ........................................................................................................
4
2. Mitglieder im Netzwerk der AGkE ................................................................
5
3. Mitglieder des Vorstandes ...........................................................................
6
4. Tätigkeit des Vorstandes .............................................................................
6
5. Fachkonferenzen ......................................................................................... 10
• Fachkonferenz: Familienberatung
•
Fachkonferenz: ambulante Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
•
Fachkonferenz: stationäre Erziehungshilfe
•
Fachkonferenz: schulischer Ganztag
•
Vierte gemeinsame Fachkonferenz am 18.03.2011
•
Fünfte gemeinsame Fachkonferenz am 07.10.2011
•
Außerordentliche gemeinsame Fachkonferenz mit den Referaten
Schwangerschaftsberatung und Migration am 27.09.2011
6. Arbeitsauschüsse ........................................................................................ 13
• AA Fachkräftegewinnung
• AA "Krisenleitfaden"
7. Projekte ........................................................................................................ 15
• Familientag 2012
• Qualifizierungskurs zum/zur Berater/in für katholische
Ehe-, Erziehungs- und Lebensfragen im Bistum Essen
8. Anlagen ........................................................................................................ 16
•
•
•
•
•
•
Verfahrensordnung bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche,
Ordensmitglieder im Gestellungs- oder Beauftragungsverhältnis,
Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter im kirchlichen Dienst sowie durch im kirchlichen Bereich
ehrenamtlich tätige Personen im Bistum Essen
Ordnung zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen
(Präventionsordnung)
Selbstverpflichtungserklärung
Empfehlungen des deutschen Caritasverbandes zur Prävention gegen sexuellen
Missbrauch sowie zum Verhalten bei Missbrauchsfällen in den Diensten und
Einrichtungen der Caritas, insbesondere in der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe
- novellierte Fassung
Handout von Frau Balikci: Interkulturalität am Beispiel von muslimischen
Ratsuchenden
Handout von Herrn Prof. Dr. Schmälzle: „Der Mensch ist der Weg der Kirche“ –
zwischen konziliarem Postulat und nachkonziliarer Wirklichkeit.
Überlegungen zum spirituellen Profil der Arbeit im Netzwerk der Erziehungshilfen.
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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1. Vorwort
Mit dem diesjährigen Tätigkeitsbericht wollen wir Ihnen die Aktivitäten des letzten
Jahres, die Arbeitsergebnisse der Vorstandssitzungen, der Fachkonferenzen und der
Arbeitsausschüsse noch einmal näher bringen.
Besonders erfreulich: der 'Leitfaden zur Einarbeitung neuer Fachkräfte in der
Erziehungshilfe und im schulischen Ganztag' hat über das Bistum Essen hinaus
großen Anklang gefunden. An dieser Stelle nochmal ein herzliches 'Danke schön' an
die Arbeitsgruppe für die gute und konstruktive Arbeit.
Inzwischen engagiert sich eine zweite Arbeitsgruppe an Handlungsempfehlungen zur
Prävention, Partizipation und Intervention bei sexuellem Missbrauch und eine weitere
Arbeitsgruppe mit dem Arbeitstitel "Berichtswesen" wird sich in diesem Jahr noch
konstituieren. Neben der Verfahrens- und Präventionsordnung des Bischofs und den
Empfehlungen des Deutschen Caritasverbandes wird im nächsten Jahr die
Einflussnahme und Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes sicherlich ein
Thema für die Fachkonferenzen sein.
In diesem Jahr haben wir zwei gemeinsame Fachkonferenzen organisiert und eine
weitere
außerordentliche
Fachkonferenz
abgehalten,
da
die
Themen
mit
Querschnittscharakter wie Inklusion und Interkulturalität gut und sinnvoll zusammen
besprochen werden können. Die so genannten Schnittstellenthemen werden uns in
den nächsten Jahren immer mehr begleiten und beschäftigen.
Es konnten in diesem Jahr Präsentationsmaterialien angeschafft werden, die weiter
die gemeinsame Identität des Netzwerkes stärken und bei gemeinsamen öffentlichen
Auftritten genutzt werden können.
In der diesjährigen Mitgliederversammlung wird der Vorstand neu gewählt. Wir sind
gespannt, wie der neue Vorstand zusammengesetzt ist und welche Schwerpunkte
die kommende Wahlperiode haben wird.
Ulrich Fuest
Vorsitzender der AGkE
Reinhild Mersch
Geschäftsführerin der AGkE
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2. Mitglieder im Netzwerk der AGkE
Fürstin Franziska
Christine Stiftung, Essen
Kinder- und Jugendhaus
St. Elisabeth,
Gelsenkirchen
Sozialdienst Katholischer Frauen
Essen-Mitte
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3. Mitglieder des Vorstandes
Ulrich Fuest, Vorsitzender
Andreas Meiwes
Dorothé Möllenberg
Ludger Thiesmeier
Monika Bormann
Ulrich Fischer
Andreas Strüder
BDKJ-Diözesanseelsorger
kooptiertes Mitglied
Margret Zerres
4. Tätigkeit des Vorstandes
Mitgliederversammlung der AGkE im Bistum Essen am 24.11.2010
An
der
Mitgliederversammlung
2010
haben
ca.
30
Personen
der
Mitgliedseinrichtungen teilgenommen. In diesem Rahmen wurde das neu kooptierte
Mitglied, Herr Andreas Strüder, Diözesanseelsorger des BDKJ-Diözesanverbandes
Essen, begrüßt. Er stellte sich der Mitgliederversammlung mit seiner beruflichen Vita
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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und seinen Arbeitsschwerpunkten vor. Er löst Herrn Pottbäcker ab, dem für seine
jahrelange Mitarbeit gedankt wird.
Der Tätigkeitsbericht 2009 wird von Herrn Fuest, Vorsitzender der AGkE und
weiteren
Vorstandsmitgliedern
vorgestellt.
Der
Vorstand
wird
anschließend
einstimmig entlastet.
Als Gast wurde Herr Hiller, Geschäftsführer des Bundesverbandes der katholischen
Einrichtungen und Dienste e.V. (BVkE), begrüßt, der der Mitgliederversammlung die
Tätigkeiten des BVkE vorstellt, den Nutzen der Mitgliedschaft im Bundesverband
erläutert und für eine aktive Mitarbeit wirbt.
Themen in den Vorstandssitzungen
1.
Inklusion und Teilhabe
2.
gem. Vorstandssitzung DiAGs: AGkE und Behindertenhilfe
Gestaltung des Jahresthemas 2011 "Kein Mensch ist perfekt"
3.
Interkulturelle Öffnung
4.
"Neue Medien"
5.
AGkE: Mitgliedschaft und Beteiligung
6.
aktueller Stand: sexueller Missbrauch – Handlungsempfehlungen
Empfehlungen zu Partizipation, Prävention und Krisenintervention
Vereinbarung gem. § 8a SGB VIII
Eignung der Fachkräfte (§ 72a SGB VIII)
Verfahrensordnung des Bischofs von Essen
Präventionsordnung des Bischofs von Essen
Selbstverpflichtungserklärung
Empfehlungen des deutschen Caritasverbandes
7.
neues Bundeskinderschutzgesetz
8.
Frühe Hilfen
9.
kleine Kinder in Heimen
10.
Leitfaden zur Einarbeitung von Fachkräften in der Erziehungshilfe und im
schulischen Ganztag
11.
Statistik
12.
Jugendintegrationskonzept
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13.
Familienfest (Bistum Essen)
14.
Heimaufsicht (Zusammenarbeit mit den Landschaftsverbänden)
15.
Vernetzung der Themen: Jugendhilfe – Suchtberatung – Schuldnerberatung –
Schwangerschaftskonfliktberatung – Migration
(beim DiCV und auf OCV-Ebene)
16.
Fachkräftemangel in der Erziehungshilfe
17.
Sozialraumorientierung
Klausurtagung des AGkE-Vorstandes vom 07. - 08.07.2011
AGKE-Vorstand (von links):
Frau Möllenberg (Kinder- und Jugendhaus St.
Elisabeth, Gelsenkirchen), Frau Bormann (Neue
Wege,
Caritasverband
für
Bochum
und
Wattenscheid
e.V.),
Frau
Zerres
(Caritas
Sozialdienste
e.V.
Mülheim),
Frau
Lorra
(Caritasverband für das Bistum Essen e.V.), Herr
Meiwes (Caritasverband für das Bistum Essen e.V.),
Herr Fuest (Caritasverband Duisburg e.V.), Herr
Fischer (Caritasverband Gladbeck e.V.), Herr
Thiesmeier (Caritasverband Duisburg e.V.), Frau
Mersch (Caritasverband für das Bistum Essen e.V.)
In diesem Jahr hat sich der Vorstand intensiv mit den anstehenden Neuwahlen im
November 2011 beschäftigt. Nach ausführlicher Reflexion der Ziele aus den
Vorjahren, wurden weiterführende Ziele für die neue Wahlperiode diskutiert und
beschlossen. Damit wird der Vorstand sich in der nächsten Mitgliederversammlung
vorstellen und zur Neuwahl zur Verfügung stellen.
Zusätzlich beschäftigte sich das Gremium mit den Themen "Sozialraumorientierung",
"Präventionsordnung",
"Leistungsspektrum
des
Diözesancaritasverbandes",
"Inklusion" und "Schnittstellengestaltung und Vernetzung zu den Themen Behinderung, Suchterkrankungen und psychische Erkrankung".
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Vorstandsziele 2008
Bei der Überprüfung der Vorstandsziele konnte festgestellt werden, dass diese
überwiegend erreicht wurden. Das Netzwerk ist bei den angeschlossenen
Einrichtungen bekannt, es gibt ein gemeinsames Erscheinungsbild (siehe Plakat,
Flyer und Internetseite - www.agke-essen.de), die Fachkonferenzen tagen
regelmäßig und bieten einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch, Begegnungsräume und eine Kommunikationsplattform für die Mitglieder. Mit den gemeinsamen
Fachkonferenzen wird themenübergreifender fachlicher Austausch möglich. Die
kurzfristig beauftragten Arbeitsausschüsse können schnell und effizient Fachthemen
aufarbeiten und dem Netzwerk zur Verfügung stellen.
Der Vorstand ist so besetzt, dass sowohl Fachdisziplinen wie Funktionsträger
gleichermaßen vertreten sind und die Querkommunikation gesichert ist. So kann die
Konzentration auf die Detailziele erfolgen. Vorhaben wie die Aktivierung des
Newsletters, AGkE-Namesschilder, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und politische
Statements müssen noch umgesetzt werden.
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Schwerpunktsetzung für die Wahlperiode 2011 - 2014
Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit
Zusammenarbeit und Fachaustausch der Fachkonferenzen
Kooperationen der Fachdisziplinen im Netzwerk
Umsetzung der Ordnung zur Prävention von sexuellem Missbrauch an
Minderjährigen
Auswirkungen des Bundeskinderschutzgesetzes
Dialogprozess des Bistums Essen (Zukunft auf katholisch)
Sozialraumorientierung
Vernetzung und Kooperation mit dem
Fachgebiet: Menschen mit Behinderung
Fachgebiet: Menschen mit Suchterkrankungen
Fachgebiet: Menschen mit psychischen Erkrankungen
Fachgebiet: Menschen mit Migrationshintergrund
5. Fachkonferenzen
(Bericht der Vorsitzenden)
• Fachkonferenz: Familienberatung
Vorsitzender: Ludger Thiesmeier
Im Jahre 2011 fanden bisher insgesamt zwei Fachkonferenzen (18.03.11 und
15.07.11) statt, eine dritte wird erst Anfang Dezember stattfinden.
In der Sitzung vom 18.03. stand das Jahresthema Inklusion
„Kein Mensch ist
perfekt“ im Vordergrund. Herr Strippel, Referent der Behindertenhilfe im DICV führte
zu diesem Thema mit einem Input-Referat ein, dem sich eine rege und interessante
Diskussion über die unterschiedlichen Entwicklungen „vor Ort“ anschloss. Des
weiteren wurde das Thema Jugendhilfe und Schule intensiv in den Blick genommen,
da immer mehr Beratungsstellen hier involviert sind bzw. davon ausgehen, dass dies
in Zukunft einen größeren Raum einnehmen wird.
Anschließend stand der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch im
Mittelpunkt, in dem über die aktuellen verbandlichen, fachlichen und fachpolitischen
Entwicklungen in den jeweiligen Kommunen berichtet wird.
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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Dieser Teil der Fachkonferenz ist für alle Beteiligte meist von großer Bedeutung, da
hier Impulse, Ideen und Diskussionen angeregt werden, die für die eigene Arbeit
meist sehr hilfreich sind z.B. neue Gruppenangebote, Kooperationsmöglichkeiten
oder fachliche Positionierungen der jeweiligen kommunalen Jugendämter.
In der Sitzung vom 15.07.11 stellte zu Beginn Frau Braun vom Fortbildungsreferat
des DiCV, aktuelle Planungen vor und fragte den Bedarf im Bereich Jugendhilfe ab.
Hier wurde u.a. der Wunsch nach einer breiter angelegten Fachtagung geäußert.
Frau Lorra stellte den Leitfaden zur Einarbeitung von Fachkräften in der
Erziehungshilfe und im schulischen Ganztag vor. Der aktuelle Stand der Krisenintervention wurde vorgestellt und diskutiert, der ja auch auf der Mitgliederversammlung
entsprechend dargestellt wird.
Weitere Themen dieser Sitzung:
Familienfest 2012 – Planungen – Aktueller Stand zum Jahresthema „Inklusion“,
verbunden mit dem Hinweis des World Cafe im „Der kleine Prinz“ in Duisburg am
18.07. zum Schwerpunktthema Barrierefreiheit und Teilhabe.
Gemeinsame FK am 07.10.11 zum Thema :„ Das katholische Profil als
Markenzeichen für unsere Erziehungshilfe“ mit Herrn Prof. Dr. Schmälzle.
Beendet wurde auch diese Konferenz wieder mir dem bereits erwähnten
Informations- und Erfahrungsaustausch.
• Fachkonferenz: ambulante Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Vorsitzende: Margret Zerres
Die Fachkonferenz ambulante Kinder- Jugend- und Familienhilfe hat sich im
Berichtszeitraum zu 3 Sitzungen getroffen: 24.11.2010, 18.03.2011, 20.06.2011
Die Schwerpunkte waren hier neben dem umfangreichen Fach- und
Informationsaustausch folgende Themen:
- Fachkräftemangel in der Jugendhilfe
- Einarbeitung neuer MitarbeiterInnen
- Präventionsordnung
- Inklusion
- Integration und Interkulturelle Öffnung
- Frühe Hilfen
- Bundeskinderschutzgesetz
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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Für den Berichtszeitraum ist besonders erwähnenswert, dass in 2011 zwei
gemeinsame
Fachkonferenzen
gestaltet
wurden.
So
kann
die
Arbeit
an
gemeinsamen Themen und der Fachaustausch über die einzelnen Fachkonferenzen
hinaus intensiviert werden.
Auch die engere Zusammenarbeit mit dem Bereich der DIAG Behindertenhilfe
besonders zum Jahresthema Inklusion ist für uns Anstoß auch in Zukunft mehr über
den eigenen Tellerrand zu schauen und mehr miteinander in Austausch und
Zusammenarbeit zu kommen.
Hier ist auch die Zusammenarbeit bei einer gemeinsamen Fachkonferenz mit den
Referaten Schwangerenberatung und Migration zu erwähnen.
• Fachkonferenz: stationäre Erziehungshilfe
Vorsitzende: Dorothé Möllenberg
Der Fachkonferenz stationäre Erziehungshilfe gehören 19 Einrichtungen an. Im
Berichtszeitraum fanden insgesamt 3 Fachkonferenzen und die gemeinsamen
Fachkonferenzen
statt.
Inhaltlich
war
neben
den
Informationen
aus
der
Geschäftsstelle immer der kollegiale Fach- und Informationsaustausch ein wichtiger
Punkt. Aus diesem Grund gibt es nach den gemeinsamen Fachkonferenzen immer
noch einen kurzen Austausch über aktuelle Dinge im Kreise der Fachkonferenz.
Mehrfach diskutiert wurde über das Thema „Kleine Kinder in Heimen“. Kritisch wurde
betrachtet,
dass
es
einen
höheren
Bedarf
an
Sozialpädagogischen
Lebensgemeinschaften und geeigneten Pflegefamilien gibt, als zur Verfügung
stehen. Die weitere Entwicklung (Festlegung von Standards und Gewinnung von
geeigneten Personen) ist zu beobachten.
Einen
ständigen
Austausch
gab
es
zum
Thema
Präventionsordnung,
Handlungsempfehlung, präventive Maßnahmen in den Einrichtungen. Hiermit werden
wir uns auch in Zukunft noch weiter auseinandersetzen. Mit Sorge wird auch das
Thema Fachkräftemangel gesehen. Wenn auch noch nicht von einer akuten Krise zu
sprechen ist, so macht sich doch bemerkbar, dass die Suche nach geeignetem
Personal immer schwieriger wird.
Weitere Themen, wie die Kooperation mit Schulen, Hilfen für junge Volljährige
wurden andiskutiert. Informationen zum Bundeskinderschutzgesetz und dem
Familientag 2012 im Bistum wurden ausgetauscht.
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• Fachkonferenz: schulischer Ganztag
Vorsitzende: Monika Bormann
Die Fachkonferenz Schulischer Ganztag hat sich im Berichtszeitraum dreimal
getroffen und an der gemeinsamen Fachkonferenz teilgenommen. Neben der
Information durch die Geschäftsführung über aktuelle politische Themen und die
gegenseitige Information die Entwicklungen im eigenen Verantwortungsbereich
haben wir uns mit den Möglichkeiten des offenen Ganztags auseinandergesetzt.
So ließen wir uns durch die Erziehungsberatungsstelle Oberhausen über deren
Projekt informieren, Legasthenietherapie an Schulen durchzuführen. Die Therapie
am Nachmittag findet in Oberhausen in Kooperation mit der OGS statt. Genau solche
Projekte erschienen auch für andere OGS attraktiv, werden aber zur Zeit noch nicht
umgesetzt.
So kam es zu der Frage, welche Standards es überhaupt für den offenen Ganztag
gibt. An diese Frage heranzugehen, ist ein sehr ehrgeiziges Projekt, weil sich der
offene
Ganztag
in
jeder
Stadt
anders
entwickelt
hat.
Immer
wird
Hausaufgabenbetreuung angeboten und meist gibt es ein warmes Mittagessen.
Damit enden im Moment noch die gemeinsamen Standards. Aber an den
verschiedenen Standorten werden sehr unterschiedliche und gute Projekte
entwickelt, oft abhängig davon, was im Stadtteil und an der spezifischen Schule nötig
und möglich ist. Das reicht vom interreligiösen Dialog oder der Auseinandersetzung
mit der Bewahrung der Schöpfung über ungewöhnliche Sportarten wie Fechten und
musische-kreative Angebote bis zur Gesundheitserziehung.
Die personelle und räumliche Ausstattung ist sehr unterschiedlich. Immer geht das
Konzept davon aus, viel mit Honorarkräften zu machen, die nur wenige Stunden für
bestimmte Angebote kommen. Die meisten Hauptamtlichen sind qualifizierte
Erzieherinnen, manchmal auch Sozial- und HeilpädagogInnen, die aber nur an
Förderschulen entsprechend ihrer Qualifikation bezahlt werden. Weiterbildung ist nur
mit großem Eigenengagement der MitarbeiterInnen möglich, weil sie auf Grund der
geringen Stundenzahl überwiegend ihre Freizeit einsetzen müssen. Die Städte
haben unterschiedliche Wege entwickelt, um mit diesem Problem umzugehen. So
gibt es in Bochum einmal im Jahr einen Fachtag für alle MitarbeiterInnen des offenen
Ganztags trägerübergreifend.
Elternberatung ist nicht strukturell verankert, sondern liegt in der schulischen
Verantwortung.
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Das Gelingen der Arbeit vor Ort hängt überhaupt sehr stark von der Kooperation mit
der Schule ab, die letztlich die Verantwortung für den offenen Ganztag hat.
Diesbezüglich gibt es aber inzwischen überwiegend positive Erfahrungen.
Dies ist ein kleiner Einblick in die Probleme der Entwicklung von Standards. Es ist
zur Zeit noch völlig offen, ob es klüger ist, sich auf Caritas-Standards im Bistum
Essen zu einigen oder individuellen Lösungen vor Ort den Vorzug zu geben und die
Fachkonferenz eher als Diskussionsforum für eigene Entwicklungsideen zu nutzen.
• Vierte gemeinsame Fachkonferenz am 18.03.2011
Jahreskampagne 2011 "Kein Mensch ist perfekt"
Zu
dieser
Veranstaltung
der
Jahreskampagne "Kein Mensch
ist perfekt" konnten wir Herrn
Strippel
als
Referent
der
Behindertenhilfe des DiCV Essen
gewinnen, der für die Mitglieder
der
Fachkonferenzen
einen
Einführungsvortrag zum Thema
'Inklusion' hielt. Es schloss sich
eine differenzierte Diskussion an, in der schon erste in der Praxis gelebte Beispiele
inklusiver Ideen benannt wurden oder Möglichkeiten der Umsetzung überlegt
wurden. Es gab jedoch auch kritische Fragen zu diesem Ansatz mit der Sorge, ob
Kinder mit Behinderungen ausreichend gefördert werden können, angenommen es
gäbe keine speziellen Einrichtungen zur Sonderförderung mehr. Die Veranstaltung
schloss mit dem Ergebnis, dass man diesem Ansatz offen gegenüber steht und in
den nächsten Jahren geschaut werden muss, was sinnvoll und umsetzbar ist.
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Alle Fachkonferenzmitglieder waren eingeladen an den Veranstaltungen zur
Jahreskampagne "Kein Mensch ist perfekt" des Caritasverbandes für das Bistum
Essen e.V. teilzunehmen.
• Fünfte gemeinsame Fachkonferenz am 07.10.2011
„Der Mensch ist der Weg der Kirche“ – zwischen konziliarem Postulat und
nachkonziliarer Wirklichkeit.
Überlegungen zum spirituellen Profil der Arbeit im Netzwerk der Erziehungshilfen
mit Prof. Dr. Udo Schmälze, Theologe und Priester - 1987-2008
Direktor des Seminars für Pastoraltheologie und Religionspädagogik
an der Universität Münster
Die "simple" Frage, die sich hinter diesem Titel verbirgt ist "Was ist katholisch/Caritas
an uns?" Die wiederum
simple
Handeln ist Caritas". Im
Prinzip ist es so unkompliziert
und doch wird es bei der
tieferen Auseinadersetzung auch
vor
unseres
dem
Hintergrund
Antwort
lautet
"Unser
Beratungs-
und
Betreuungsalltages nicht
so einfach. Herr Prof. Schmälzle
führte
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
die
durch die Bibelstelle LK
7,36
unterschiedlichste
Lesearten dieser Bibelstelle vor,
um
uns
damit
die
-
50
und
stellte
uns
Thematik "Christliches Handeln"
und die Motivationen des Handelns Einzelner nahe zu bringen. "Jesus macht die
Menschen nicht zum Fall", Jesus fragt, "Was fordert die Liebe". An dieser Stelle
kommen Beraterinnen und Berater unmittelbar an ihre eigene Glaubensgrundsätze,
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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ihr Gottesbild, ihre christlichen Werte und Normen und die schwierige Diskussion,
was ist das "richtige" christliche Handeln. Diese Entscheidung kann nur jeder für sich
selber treffen, in der Verpflichtung mit dieser Gewissensfreiheit verantwortlich
umzugehen und die Verantwortung für seine Entscheidung zu übernehmen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der gemeinsamen Fachkonferenz haben einen
intensiven Tag erlebt. Viele sind mit nachwirkenden Gedanken in den Feierabend
gegangen und haben uns von inspirierenden "Folgeerscheinungen" berichtet.
• Außerordentliche gemeinsame Fachkonferenz mit den Referaten
Schwangerschaftsberatung, Kinder & Jugend und Migration am
27.09.2011
Interkulturalität am Beispiel von muslimischen Ratsuchenden Ein Annäherungsversuch
mit Frau Asiye Balikci, Volljuristin - Integrationsagentur,
Caritasverband für die Stadt Gelsenkirchen e.V.
Ist uns eigentlich klar, dass
im Jahr 2015 in jeder westdeutschen Stadt über 100.000 Einwohner 50% der
jungen Menschen bis 20 Jahre eine Migrationsgeschichte haben?
bereits heute fast jeder vierte Einwohner von Nordrhein-Westfalen selbst
zugewandert ist oder zumindest ein Elternteil hat, der als Ausländer/-in oder
Aussiedler/-in nach Deutschland gekommen ist?
von 80 Mio. Menschen in Deutschland 14 Mio. eine andere Muttersprache als
Deutsch haben?
bereits heute 40% der Minderjährigen in Essen oder Duisburg
Migrantenkinder und -jugendliche sind?
Bereits jetzt nutzen Menschen mit Migrationsgeschichte die
Einrichtungen und Dienste der Caritas. Dies wird zukünftig
noch verstärkt der Fall sein. Um diesen Herausforderungen
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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gerecht zu werden, ist es wichtig, interkulturelle und interreligiöse Kompetenz zu
erwerben.
Diese erste gemeinsame Fachkonferenz soll einen Beitrag zur Sensibilisierung für
interkulturelle Rahmenbedingungen schaffen, bisherige Erfahrungen reflektieren und
weitere Schritte auf dem Weg zur interkulturellen Orientierung, Öffnung und
Kompetenz aufzeigen und zielführende weitere Aktivitäten entwickeln.
Frau Balikci und die vorbereitenden ReferentInnen
freuten sich auf einen interessanten Tag mit einer gut
besetzten
Runde
von
Fachkolleginnen
und
Fachkollegen. Die Impulse und den Einblick in die
fremde Kultur führten zu angeregten Diskussionen.
Dazu kamen die unterschiedlichen Sichtweisen der
einzelnen
Beratungssettings
Schwangerschaftsberatung,
Erziehungshilfe
und
Migrationsberatung, die die Diskussion und den Austausch zusätzlich sehr bereichert
haben. Bis zum Ende der Tagung herrschte eine konzentrierte Aufmerksamkeit.
Positiv wurde von den Teilnehmern hervorgehoben, dass trotz der begrenzten
Stunden sowohl Zeit für fachlichen Input aber auch für intensiven Austausch zur
Verfügung stand, wie aber auch die Tagung fachübergreifend stattgefunden hat.
6. Arbeitsauschüsse
• AA Fachkräftegewinnung
PRESSE - INFO DER CARITAS IM RUHRBISTUM
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Christoph Grätz
- 105 / 2011 - Essen, den 28.06.2011
Von Praktikern, für Praktiker – Caritas im Ruhrbistum legt Leitfaden zur
Einarbeitung von Fachkräften in der Erziehungshilfe vor
Essen (cde) Mit der Veröffentlichung eines 18-seitigen Leitfadens zur Einarbeitung
von Fachkräften in der Erziehungshilfe und im schulischen Ganztag reagiert die
Caritas im Ruhrbistum auf geänderte Bedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe.
Jugendämter veranlassen bei ganz kleinen Kindern, wesentlich schneller als noch
vor Jahren, Inobhutnahmen. Ältere Kinder hingegen, verbleiben oft - auch aus
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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Kostengründen - länger in problematischen familiären Situationen, begleitet von
ambulanten Hilfen. Erfolgt dann schließlich doch eine Heimunterbringung, ist dies oft
mit besonderen Problemen für die Betreuung, Begleitung und Therapie verbunden.
Diesen neuen Herausforderung an die Fachleute der Erziehungshilfe steht eine
geänderte Ausbildungslandschaft in den Sozialberufen entgegen. Die Praxisanteile
sind geringer geworden; dies muss dann durch Einarbeitung und Begleitung am
Arbeitsplatz „kompensiert“ werden.
Der Leitfaden will Einrichtungs-, Gruppen- und Beratungsstellenleitern dazu in Form
von Checklisten und Verfahrenshinweisen eine Hilfestellung geben. Diese wurden
von Praktikern aus der Erziehungshilfe entwickelt. Verantwortlich für den Inhalt ist die
Arbeitsgemeinschaft
der
katholischen
Einrichtungen
und
Dienste
der
Erziehungshilfen im Bistum Essen (AGkE).
Arbeitsgruppe:
Irmgard Handt (Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Essen-Mitte), Dorothé
Möllenberg (Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth Gelsenkirchen), Martina Pattberg
(Caritas-Sozialdienste e.V. Mülheim an der Ruhr), Christian Weise (Raphaelhaus
Mülheim), Reinhild Mersch (Caritasverband für das Bistum Essen e.V.)
Inhalt
1. Vorwort
2. Einleitung: Fachkräfte in der Erziehungshilfe
3. Anforderungsprofil für neue Fachkräfte in der
Jugendhilfe
4. Inhalte einer Einarbeitung für Absolventinnen der
(Fach-)
Hochschule / neue Mitarbeiterinnen
5. Anlagen
5.1. Checkliste zur Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen
- stationären Jugendhilfe
5.2. Checkliste zur Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen
- ambulanten Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
5.3. Checkliste zur Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen
- Familienberatung
5.4. Checkliste zur Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen
- schulischen Ganztag
5.5. Vorstellung eines Traineeprogrammes
5.6. Beispielhafter Ablaufplan für eine Praxiseinheit in
einer Einrichtung der stationären Jugendhilfe
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
19
Bestellung:
Das Heft kann gegen eine Schutzgebühr von 3,00 Euro zzgl. Versandkosten bestellt
werden beim:
Caritasverband für das Bistum Essen e.V., Am Porscheplatz 1, 45127 Essen
Svenja Fleer, Tel.: 0201 81028-512, Email: [email protected]
• AA "Krisenleitfaden"
Arbeitsgruppe:
Anne Bögemann,
Caritasverband Gladbeck e.V.
Monika Bormann,
Neue Wege - Caritasverband für Bochum und
Wattenscheid e.V.
Mechtild Hohage,
Caritasverband für die Stadt Gelsenkirchen e.V.
Martin Engler,
Fürstin Franziska Christine Stiftung Essen
Martina Lorra,
Caritasverband für das Bistum Essen e.V.
Annegret Knubben,
Caritasverband Gladbeck e.V.
Andreas Kollöchter,
Caritasverband Duisburg e.V.
Reinhild Mersch,
Caritasverband für das Bistum Essen e.V.
Dr. Andrea Redeker,
Bischöfliche Präventionsbeauftragte im Bistum Essen
Ludger Thiesmeier,
Caritasverband Duisburg e.V.
Seit Februar 2011 trifft sich die Arbeitsausschuss "Krisenleitfaden", um im Auftrag
des Vorstandes der AGkE eine Handlungsempfehlung für die angeschlossenen
Dienste und Einrichtungen zu erarbeiten. Der Arbeitsausschuss setzt sich aus
Mitgliedern aller Fachkonferenzen zusammen, so dass die spezifischen Bedarfe der
einzelnen Settings eingebracht und berücksichtig werden können. Zudem wirkt Frau
Dr. Redeker im Ausschuss mit, so dass wir den direkten Dialog mit der Bischöfliche
Präventionsbeauftragte im Bistum Essen führen können.
Der Arbeitsausschuss hat sich zum Ziel gesetzt, den komplexen Themenbereich auf
der einen Seite gesamtheitlich in den Blick zu nehmen und auf der anderen Seite so
aufzubereiten, dass eine praxisbezogene und klare Arbeitshilfe für die Fachkollegen
erarbeitet wird.
So wurde vereinbart, dass nicht nur der sexuelle Übergriff von Erwachsenen an
Kinder und Jugendliche bearbeitet wird, sondern auch sexuelle Übergriffe von
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
20
Minderjährigen untereinander, von Ehrenamtlichen und Honorarkräften, von Klienten
an Mitarbeitern, von Mitarbeitern untereinander. Ein weiteres wichtiges Stichwort im
Ausschuss ist die Rehabilitation von Mitarbeitern, die falsch angeschuldigt wurden.
Weitere Stichpunkte, die in den Handlungsempfehlungen diskutiert werden und
Umsetzung finden sollen, sind die Notwendigkeit von Schulungen nach der
Präventionsordnung von allen Mitarbeitern in allen Strukturen und Ebenen eines
Verbandes oder Einrichtung, Kinderschutz, erfahrene Fachkraft (§ 8a SGB VIII) und
geschulte
Fachkraft
(Präventionsordndung),
Rechte
von
Kindern,
die
Gesprächskultur und Haltung in Einrichtungen und die Integration des Themas in das
Bewerberverfahren.
Die Handlungsempfehlung wird voraussichtlich im Jahreswechsel 2011/2012
erscheinen.
7. Projekte
• Jahresthema "Familie 2012" (Bistum Essen)
Der Bischof
Overbeck,
von Essen, Dr. Franz-Josef
möchte
im
Jahr
2012
die
familienalen Beziehungen als eine Form der "Vergemeinschaftung von Menschen
guten Willens" als Jahresthema bewegen. Neben vielen Aktivitäten in diesem Jahr
wird am 30.06.2012 ein großes Fest auf dem Burgplatz in Essen stattfinden, bei dem
alle Formen von Familie eingeladen sind, zu feiern. Verbände, Einrichtungen und
Dienste sind angefragt, ihre Dienstleistungen, die sie für Familien im Bistum Essen
anbieten, vorzustellen und bekannt zu machen. Die AGkE wird sich in einer
konzertierten Aktion mit Informationen und Aktionen an diesem Fest beteiligen.
• Qualifizierungskurs zum/zur Berater/in für katholische Ehe-,
Erziehungs- und Lebensfragen im Bistum Essen
Die Teilnehmer/innen des auf den zwei Jahre angelegten Qualifizierungskurs
zum/zur Berater/in für katholische Ehe-, Erziehungs- und Lebensfragen im Bistum
Essen haben die erste Hälfte absolviert. Ende 2011 wird der Kurs mit der Abgabe
einer schriftlichen Fallarbeit (Paarberatung) und dem darauf bezogenen Kolloquium
abgeschlossen. Mit bestandener Abschlussprüfung erhalten die Teilnehmer/innen die
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Anerkennung auf der Basis der
aktuellen
Äquivalenzregelung
Katholische
schaft
für
der
BundesarbeitsgemeinEhe-,
Lebensberatung,
Familien-
und
Telefonseelsorge
und Offene Tür e.V. (Kath. BAG
e.V.). Somit wird den Teilnehmerinnen nach bestandener Abschlussprüfung der bundesweite Einsatz in
den kath. Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen grundsätzlich ermöglicht.
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8. Anlagen
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Rektoratsbeauftragter
für
Behinderte
Studierende
WESTFÄLISCHE WILHELMSUNIVERSITÄT
Hüfferstraße 27
D-48143 Münster
Germany
Handy:015155163501
Email:[email protected]
Prof. Dr. U. Fr. Schmälzle OFM
"In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der
Menschen" (Joh 1,4)
„Der Mensch ist der Weg der Kirche“ (Zweites Vatikanum) zwischen konziliarem Postulat und nachkonziliarer
Wirklichkeit.
Überlegungen zum spirituellen Profil der Arbeit im Netzwerk der Erziehungshilfen.
(AgkE-6.10.2011-Essen)
Einführung
II: Perspektiven und Visionen: Diakonische Pastoral arbeitet
am Bruch zwischen Evangelium und Kultur"
III. Diakonale Spiritualität und Identität im historischen Kontext
a) Die ersten Jahrhunderte
b) Der “Bruch zwischen Evangelium und Kultur” (Paul VI.): oder
Die Folgen für die Kirche, wenn sie die Diakonie vergisst
IV. Die Identität der Caritasverbände im Paradigmenwechsel
vom Wohlfahrtsverband zum Engagiertenverband
a) Wohlfahrtsverbände als Diskurs- und Praxisagenturen
b) Solidarität fällt nicht vom Himmel
c) Schulterschluss zwischen Verbänden und Kirchengemeinden
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I. Einführung
Hauptamtliche und Verantwortungsträger in Caritasverbänden und Gemeinden sind
gegenwärtig mit einem fundamentalen Wandel in Kirche und Gesellschaft
konfrontiert. Viele sprechen von einer Identitäts-, Glaubwürdigkeits- und
Vertrauenskrise der Gläubigen gegenüber ihrer Kirche, die es in dieser Form noch
nie gegeben hätte. (Beispiele…)
Der Einzelne und der Verband sind von diesen Prozessen zutiefst betroffen.
kommen in diesen Konfliktlagen gar nicht daran vorbei, uns zu positionieren.
können die personale und verbandliche Identität nur wahren, wenn wir uns
dieser Situation herausfordern und auf einen ständigen Lernprozess einlassen
uns dabei immer wieder über die Grundlagen unserer Identität verständigen
vergewissern. Dies betrifft den Einzelnen und den Verband. Selbstbesinnung
Lernbereitschaft ist gefordert.
Wir
Wir
von
und
und
und
Bleiben wir zunächst beim Einzelnen. Diese Lernbereitschaft speist sich aus dem
beruflichen Selbstkonzept und einem latent oder manifest bewussten spirituellen
Leitbild, das wir in uns tragen, ein Leitbild, das wir uns in einem langen Lernprozess
angeeignet haben und dessen Infragestellung in uns Widerstände und Aggressionen
auslöst.
( Fallbeispiel: “Wenn Du noch einmal…., dann steche ich zu!)
Wir können diesen lebenslangen Lernprozess für uns selbst nur bewältigen und erst
recht im Verband steuern, wenn wir uns zutiefst über unseren spirituellen Treibsatz
im Klaren sind, der sich aus der Orientierung am Evangelium Jesu Christi speisen
muss und uns die notwendige Sicherheit gibt, in der gegebenen Krisensituation zu
handeln. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auf der Grundlage des
Evangeliums jede Identitätskrise bewältigen können. Das ist auch der Hintergrund
des Themas: “Back to the roots”!
Dazu ein Beispiel, wie sich ein Mitbruder im Alter noch mit seiner Pastoral
auseinandersetzt und auf einen Lernprozess einlässt.
"War das richtig, wie wir Eucharistie gefeiert haben?” –
Oder: Wie ein alter Mitbruder sich zum Evangelium bekehrt!
Mein eigene Arbeit an meinem spirituellen und theologischen Selbstkonzept wurde in
jungen Jahren ganz entscheidend durch das Gespräch mit einem alten Mitbruder
geprägt. Er hat im Dritten Reich in Hadamar als Aushilfsseelsorger gearbeitet und
Gottesdienste gefeiert. Dabei muss er erlebt haben, wie sonntags beim Gottesdienst
der Gestank des Verbrennungsofens, in dem die Leichen der in der Anstalt getöteten
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Geisteskranken und Behinderten verbrannt wurden, durch die Kirche zog, während
dort feierlich Liturgie gefeiert wurde.
Er stellt immer wieder die Frage: "War das richtig, wie wir Eucharistie gefeiert
haben?" Erst im Alter scheint er diese Erinnerungen zugelassen zu haben, eine
Erfahrung, die wir aus der traumatologischen Forschung kennen. Es wurde ihm klar,
dass damals während der Liturgie die zentrale Christuspräsenz in den getöteten
Opfern des Regimes verleugnet wurde, eine Christuspräsenz, die der Evangelist
Matthäus in seinem Szenario zum Weltgericht in den Mittelpunkt stellt (Mt 25,31-46).
Dieser Mitbruder hat sich der Trauerarbeit gestellt und mir gleichzeitig geholfen zu
begreifen, dass es neben der eucharistischen Realpräsenz auch noch die diakonale
Realpräsenz gibt. Diese Erfahrung hat mir geholfen, als Theologe und Priester ein
spirituelles Selbstkonzept zu entwickeln, in dem diakonales Handeln von
fundamentaler Bedeutung ist. Ich bin ihm bis auf den heutigen Tag für sein Fragen
dankbar!
II. Diakonale Spiritualität und Identität im historischen Kontext
Das zitierte Fallbeispiel zeigt, wie eine Identitätskrise entsteht, wenn wir in der
Pastoral uns nur auf die Liturgie zurückziehen und aus der diakonalen Verantwortung
aussteigen.
In den ersten christlichen Jahrhunderten erleben wir das Gegenteil: Aus einer
Katakombenkirche wird kraft der diakonalen Glaubwürdigkeit kirchlichen Handelns
aus der Kirche ein Akteur, der die antike Gesellschaft fundamental verändert.
a) Die ersten Jahrhunderte
Das diakonale Handeln von Christinnen und Christen wurde zu dem entscheidenden
Treibsatz, der die Kirche aus den Katakomben geholt und dem Christentum in der
Antike zum Durchbruch verholfen hat. Mit diesen ersten Jahrhunderten beschäftigt
sich heute die Kirchengeschichte. Für den in Bonn emeritierten Historiker Ernst
Dassmann ist es erwiesen: Das diakonale Profil der frühen christlichen Gemeinde
(Absetzung des Kindsmords, Bekämpfung des Hungers, Pflege von Kranken, Alten
und Behinderten) hat in der Antike dem Christentum seine Glaubwürdigkeit gegeben
(Dassman 1994, 25f). Die Bekehrung zum Evangelium ist nicht vom Himmel gefallen.
Sie ist in eine pastorale Praxis der Urgemeinde eingebettet, die bereits damals das
Kerngeschäft klar definierte. Papst Gregor wird das Wort zugeschrieben: „Wenn ein
Mensch in Rom des Hungers stirbt, ist der Papst nicht würdig die Messe zu feiern.“
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Dieses diakonale Profil prägte auch das Selbst- und Berufsverständnis des antiken
Bischofs. In der Apostolischen Konstitution (d 1,2) aus dem 4. Jahrhundert werden
die Aufgaben der Bischöfe folgendermaßen beschrieben:
„Seid den Waisen ein Vater, den Witwen ein Gatte! Führt zur Ehe, die nach Liebe
verlangen, gebt den Gesunden Arbeit, mit den Kranken habt Erbarmen! Gewährt den
Fremden ein Obdach, den Hungernden einen Bissen, den Durstenden einen Becher; die
Nackten kleidet, die Kranken besucht und den Gefangenen bringt Hilfe. Vor allem aber
sorgt, dass den Waisen nichts fehle. Sorgt für die Jungfrau, wenn sie erwachsen ist,
dass sie einen Bruder eheliche. Dem Knaben gebt die Ausrüstung dass er einen Beruf
erlerne und sich vom Beruf nähre. Und wenn er seinen Beruf richtig erfüllt, wird er die
Erzeugnisse seiner Arbeit verkaufen, damit er nicht mehr der brüderlichen Liebe zur
Lastfalle, sondern sich selbst helfe.“
Aus diesem Zitat spricht das Selbstbewusstsein und Rollenverständnis der Päpste
und Bischöfe in den ersten christlichen Jahrhunderten. Solche Amtshandlungen
werden im Sinne des Offenbarungsdekrets „Dei Verbum“ zu „Werken, die Menschen
zum Denken bringen“ und dem Wort in der Verkündigung Glaubwürdigkeit verleihen
können (DV Nr. 22).
Am Ende des ersten Jahrhunderts ist nach dem Zeugnis der Didache das
eucharistische Mahl auf das Engste mit der Armenspeisung im Sättigungsmahl
verbunden. Die Gemeinde war der Ort des konkreten diakonischen Handelns,
gleichzeitig der Lernort für die gelebte Solidarität und darüber hinaus der
Kommunikationsraum, in dem soziale Konflikte ausgetragen und Entscheidungen
herbeigeführt wurden. Wenn sich Jesus in der lukanischen Tradition zum "diakonos"
aller macht - "Ich bin unter euch wie der Dienende" (Lk 22,28) -, dann nimmt er
jeden, der in seinem Namen Amt und Dienste wahrnimmt, in Pflicht.
Noch deutlicher bringt diese Forderung das Markusevangelium zum Ausdruck, in
dem Jesus sein Selbstverständnis als "diakonos" auf das Zusammenleben in der
Jünger- und Apostelgemeinde überträgt: "Ihr wisst, dass die, die als Herrscher
gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen
missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein
will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave
aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu
lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele."
(Mk 10,42-45) Das bereits zitierte Aufgabenprofil des Bischofs aus der Apostolischen
Konstitution zeigt, wie die ersten christlichen Gemeinden sich auf diesen von Jesus
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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gestifteten diakonalen Lernprozess eingelassen haben, zuförderst der Bischof, der
die Verantwortung für die gesamte Gemeinde zu tragen hat.
Dieser Lernprozess ging in der Geschichte weiter: Bonaventura, der theologische
Gegenspieler von Thomas v. Aquin in der Franziskanerschule, integriert die
diakonale Dimension in sein Frömmigkeitsverständnis. Frömmigkeit (pietas)
aktualisiert sich nicht nur im religiösen Akt der Gottesliebe (devotio), sie macht
empathisch (compassio), befähigt zur Karriere nach unten (condescensio) und
zwingt dazu, Schöpfung und Umwelt an der Erlösung teilhaben zu lassen (universalis
reconciliatio). Rotzetter beschreibt in Anlehnung an Bonaventura vier
Grunddimensionenchristlicher Spiritualität und Identität:
:
"1. Die innere und ganzheitliche Hingabe an Gott
( per devotionem sursum agere Deum).
2. Die Sinndeutung des Lebens im Mitleiden mit Jesus Christus
( per compassionem se transformare in Christum).
3. Die stets gesuchte Solidarität mit dem Nächsten
( per condescensionem inclinare ad proximum).
4. Die Wiedergewinnung der ursprünglichen Umwelt
durch ein versöhnendes Leben mit allem und jedem
( per universalem reconciliationem singula refigurare ad
innocentiae statum)."
Mein Konzept einer diakonischen Pastoral knüpft an dieses integrale
Diakonieverständnis an und fordert eine diakonale Profilierung beruflicher Leitbilder.
Eine diakonische Kirche versteht sich als Kirche für andere. Dieses diakonale Profil
muss sich programmatisch in allen Handlungsfeldern der Pastoral je neu ausmünzen
und Gestalt gewinnen: in der Predigt und Sakramentenkatechese, in der Erziehungs, Bildungs- und Beratungsarbeit und nicht zuletzt in einer profilierten
gesellschaftspolitisch relevanten Öffentlichkeitsarbeit der Kirche. In diesem Sinn
erleben wir gegenwärtig eine - sicher nicht immer unproblematische - Renaissance
des Diakoniebegriffs in allen pastoralen Handlungsfeldern. Der Begriff "diakonal"
signalisiert eine Abgrenzung von machtorientierten Umgangsformen und einer
manipulativen Rekrutierungspastoral. Er bringt die Bereitschaft zum Ausdruck, den
Menschen zum Weg der Kirche zu machen und im pastoralen Handeln "Kirche für
andere" zu werden.
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b) Der “Bruch zwischen Evangelium und Kultur”(PaulVI.): oder
Die Folgen für die Kirche, wenn sie die Diakonie vergisst
Wenn wir die These von Papst Paul VI. ernst nehmen, dass die größte Tragödie der
Moderne in dem Bruch zwischen Evangelium und Kultur besteht, dann sind Formen
einer Pastoral und Glaubenspraxis zu entwickeln, die solche Brüche vermeiden. Wer
dieses Ziel verfolgt, kann sehr viel aus der Geschichte lernen. Das Zweite
Vatikanische Konzil legt selbst die Spuren in die Geschichte, wenn es sich von
Formen der Glaubensvermittlung und Glaubensverteidigung in der Geschichte
abgrenzt, die dem Geist des Evangeliums widersprechen (DH 12). Dies betrifft den
Umgang mit Häretikern, Ketzern und Hexen, aber noch mehr die Mittel, welche die
Kirche im Schulterschluss mit der Politik nach der Reformation zur Verteidigung des
„wahren Glaubens“ eingesetzt hat.
Nach der Pest im 14. Jh. und dem abendländischen Schisma bildeten die
europäischen Glaubenskämpfe (1556-1660) das zentrale Krisenereignis, das den
Verfall der geistlichen Macht eingeleitet und die Suche nach alternativen Welt- und
Menschenbildern provoziert hat. Diese Glaubenskämpfe brachten unsägliches Leid
über die Länder des christlichen Abendlandes. Andreas Gryphius lebte in der Zeit
des Verfalls. Er spricht in dem Sonett „Tränen des Vaterlandes“ (1636) die
verheerenden Folgen der Konfessionskriege für den christlichen Glauben an:
„Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit friches Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam gedrungen.
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot,
Dass auch der Seelenschatz so vielen abgezwungen.“
1
Mit erstaunlicher Tiefenschärfe diagnostiziert Andreas Gryphius die Grauen von
Pest, Tod und Hungersnot. Am meisten leidet er unter dem Verlust des
Seelenschatzes. Damit spricht er eine Tatsache an, die erst viel später voll in das
Bewusstsein rückte, dass nämlich die Stabilitätsgarantien und Plausibilitäten des
christlichen Welt- und Menschenbildes ihre Gültigkeit verloren hatten. Der Glaube an
die Gegenwart Gottes in der Schöpfung und an die erlösende, heils-, lebens- und
friedensstiftende Kraft des sakramentalen Handelns der Kirche ging verloren und mit
1
Andreas Gryphius, Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Bd. 1: Sonette. Hg. von Marion
Szyroki, Tübingen 1963, 19.
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ihm das Vertrauen in alle die Instanzen der Kirche, die für die Greueltaten der
Glaubenskriege mit verantwortlich waren.2
Der Glaube an die sinnstiftende Kraft des christlichen Menschenbildes ging jedoch
bereits in den Konfessionskriegen nach der Reformation verloren. Das Vakuum
wurde von der Philosophie besetzt und provozierte Thomas Hobbes zu einer
alternativen Anthropologie, seiner „Homo-homini-lupus-Theorie“, die den Menschen
vom Kampf ums Überleben aus definierte. Erst heute kommt es zur kritischen
Auseinandersetzung mit den Folgen dieser Anthropologie. Eva Zeller, eine Dichterin
unserer Tage schlägt den Bogen von dem Szenario des Andreas Gryphius zu den
Grauen des Holocaust im vergangenen Jahrhundert. Sie beklagt den Seelentod, die
Herzenskälte und die Ausblendung des Nächsten und beschreibt das unsägliche
Leid, das die Vergötzung einer Rasse über die Menschheit gebracht hat (vgl. Anlage
2).
Glaubenszwang und die christlich legitimierte Gewalt sind mit Ursachen dafür, dass
Gott in der Moderne nicht mehr gedacht, Religion unter Verdacht gestellt wurde und
die Vordenker zum Projekt der Moderne ihre eigenen religiösen Wurzeln gekappt
und den Tod Gottes angesagt haben. Für den Analytiker Giegerich ist der Mensch
seit dieser Zeit auf sich selbst zurückgeworfen. "Wenn der noch gegenständlich, als
Gegenüber vorgestellte höchste Gott ganz verdampft ist, ... blickt man in eiskalte
Leere. Die ganze Welt ist entgöttert und ordinär geworden."3
III: Perspektiven und Visionen: Diakonische Pastoral arbeitet am
"Bruch zwischen Evangelium und Kultur"
Der kurze Blick in die Geschichte des Bruchs zwischen Evangelium und Kultur hat
deutlich gemacht, dass Formen pastoraler Glaubenspraxis theologisch zu verantworten
sind. Wer die Gottesbeziehung instrumentalisiert oder erzwingt, trägt langfristig zu
deren Zerstörung oder Verschüttung bei. Die Folge ist, dass der Glaube seine
sinnstiftende und kulturbildende Kraft verliert, menschliche Wirklichkeit nicht mehr im
2
Vgl. Hansjürgen Verweyen, Gottes letztes Wort. Grundriss der Fundamentaltheologie, Regensburg,
3., vollständig überarb. Aufl. 2000, 219ff.
3
Wolfgang Giegerich, Tötungen. Über Gewalt aus der Seele, in: P. M. Pflüger (Hg.), Gewalt - warum?
Der Mensch: Zerstörer und Gestalter, Olten 1992, 184-243, 221. "Die Tötung der Hexen war nicht einfach
ein Tun an gleichgültigen anderen draußen, sie war, indem sie dies auch war, zugleich ein Tun am
eigenen höchsten Wert, am Selbst, an der Seele. In den Hexen hat sich die Seele als heidnische, die sie
war, selbst ausgemerzt." Ebd. 220
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Lichte des Glaubens erschlossen und gedeutet wird und alternative Selbst- und
Weltentwürfe entstehen. Die Ursachen für den Bruch zwischen Evangelium und Kultur
sind damit vorab in einer defizitären Pastoral zu suchen. Die Überwindung des Bruchs,
Uranliegen und fundamentales Programm des Konzils, ist damit für die Theologie nicht
nur eine theoretische, sondern viel eher eine praktische Herausforderung. Alfred Delp
schreibt dazu:
"Es wird kein Mensch mehr an die Botschaft vom Heil und Heiland glauben, solange wir uns
nicht blutig geschunden haben im Dienst des physisch, psychisch, sozial, wirtschaftlich,
sittlich oder sonstwie kranken Menschen. Rückkehr in die Diakonie habe ich gesagt, damit
meine ich das sich Gesellen zum Menschen in allen seinen Situationen mit der Absicht, sie
ihm meistern zu helfen, ohne anschließend irgendwo eine Spalte oder Sparte auszufüllen.
Damit meine ich das Nachgehen und Nachwandern auch in die äussersten Verlorenheiten
und Verstiegenheiten des Menschen, um bei ihm zu sein. Genau und gerade dann, wenn
4
Verlorenheit und Verstiegenheit ihn umgeben."
Mit der Rückkehr in die Diakonie verbindet Alfred Delp die Hoffnung auf eine neue
Aktualisierung der Gottesbeziehung. Dabei geht es nicht um Rekrutierungsinteressen
einer kranken und um das Überleben kämpfenden Kirche, sondern um die
Überwindung von selbstzerstörerischer Aggression und Gewalt durch einen
sinnstiftenden Glauben. Der Mensch, der sich in Grenzsituationen von Menschen
und von Gott geliebt weiß und nicht "in die eiskalte Leere" eines entgötterten
Himmels schaut, findet zu sich selber und zum Anderen zurück und wird fähig, den
Hass, der aus ihm selber kommt und der ihm von anderen entgegenschlägt zu
überwinden.
An der fundamentalen Bedeutung der Diakonie im pastoralen Selbstvollzug der
Kirche zweifelt heute niemand mehr.5 Die Integration der Diakonie in das
verbandliche und gemeindliche Leben ist noch nicht mit der Durchführung von
Kongressen und der Entwicklung von wohl klingenden Leitbildern gesichert.
Wie ist es zu erreichen, dass die Arbeit in der verbandlich organisierten Caritas und
die weiteren pastoralen Dienste in Verbänden und Gemeinden eine solche Dynamik
und sinnstiftende Kraft entfalten, dass das Salz des Evangeliums seine Wirkung in
unserer Zeit entfaltet? Wie ist es zu erklären, dass trotz dieses breiten theologischen
Konsenses die Diakonie bei den Planungen zu den neuen Seelsorgeeinheiten nicht
in adäquater Weise berücksichtigt wird?
Mir scheint, dass wir in Kirche und Theologie noch nicht begriffen haben, was es
bedeutet, wenn in der Dogmatischen Konstitution über die Offenbarung (LG Nr.2)
4
Alfred Delp, Das Schicksal der Kirchen, in: Ders., Gesammelte Schriften. Bd. IV, hg. von Roman
Bleistein, Frankfurt 1984, 318-323, 319f.
5
Die Geschichte dieser Diskussion kann ausführlich in der Habilitationsschrift von Herbert Haslinger
verfolgt werden: Diakonie zwischen Mensch, Kirche und Gesellschaft. Eine praktisch-theologische
Untersuchung der diakonischen Praxis unter dem Kriterium des Subjektseins des Menschen,
Würzburg 1996.
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davon gesprochen wird, dass im Offenbarungsgeschehen "Tat und Wort innerlich
miteinander verknüpft sind". Im Blick auf die Taten Gottes in der Heilsgeschichte
heißt es:
"Das Offenbarungsgeschehen ereignet sich in Wort und Tat (gestis verbisque), die
innerlich miteinander verknüpft sind: die Werke nämlich, die Gott im Verlauf der
Heilsgeschichte wirkt, offenbaren und bekräftigen die Lehre und die durch die Worte
bezeichneten Wirklichkeiten; die Worte verkündigen die Werke und lassen das Geheimnis,
das sie enthalten, an das Licht treten. Die Tiefe der durch diese Offenbarung über Gott und
über das Heil des Menschen erschlossene Wahrheit leuchtet uns auf in Christus, der
zugleich Mittler und Fülle der ganzen Offenbarung ist"
Kardinal Ratzinger betont in seinem Kommentar zum Offenbarungsdekret, dass hier
gegenüber einem Glaubensverständnis, das "sich weitgehend auf die Zustimmung
zu übernatürlichen Erkenntnissen reduziert , der Totalitätscharakter der Offenbarung
zum Ausdruck kommt, in der Wort und Ereignis ein Ganzes sind"6. Ratzinger spricht
leider nicht mehr von Wort und Tat, sondern von Wort und Ereignis. Damit wird
jedoch die Kernaussage von Dei Verbum entschärft, in der eindeutig auf der
Grundlage des Offenbarungsgeschehens von Taten, also Handlungen gesprochen
wird, die erst eine Wirklichkeit schaffen, die dann ins Wort gebracht und verkündigt
werden kann.
Die gegenseitige Verwiesenheit des Verkündigungswortes und der pastoralen Tat ist
das "inkarnatorische Apriori der Pastoral", das generell für die Kirche gilt, wenn sie im
Namen Gottes in der Reich-Gottes-Arbeit zu handeln beginnt.
Immer dann, wenn die Kirche in der Geschichte diese Einheit von Wort und Tat nicht
mehr erlitten, sondern vielfach verletzte und mit Füßen trat, hat sie nicht nur ihre
eigene Glaubwürdigkeit untergraben, sondern sich an der Botschaft des
Evangeliums versündigt.
Wenn wir den Aussagen im Offenbarungsdekret gerecht werden wollen, dann
müssen wir uns in der Kirche neben der Wahrheitsfrage auch die
Glaubwürdigkeitsfrage stellen. Die eigentlichen Probleme in der Pastoral entstehen
durch den Mangel an Glaubwürdigkeit. Das Lukas-Evangelium berichtet, wie
Johannes d. Täufer Jünger zu Jesus mit der Frage sendet: "Bist du der, der kommen
soll oder müssen wir auf einen anderen warten?" (Lk 7, 20) Die Antwort Jesu fällt
praktisch und nicht theoretisch aus:
"Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder,
Lahme gehen und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf und den Armen
wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt." (Lk 7, 22-23)
6
Joseph Ratzinger, Kommentar zum Proemium, I. und II. Kapitel, in: Lexikon für Theologie und
Kirche. Bd. II, a.a.O. 507.
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69
Wenn wir in der Evangelisierung die Einheit von Wort und Tat aufgeben, indem wir
die Wahrheitsfrage verabsolutieren, geraten wir mit unseren Taten sehr schnell in
Kräftefelder, die mit den handlungsleitenden Intentionen des Evangeliums nichts zu
tun haben, sondern vom brutalen Macht- und Überlebenskampf bestimmt sind. Ein
solcher Kampf kann auch um sogenannte geistliche Güter entbrennen oder sich an
der Wahrheitsfrage entzünden. Vor dieser Versuchung ist weder die Kirche in Rom
noch ein Kapitel, Verband oder eine Gemeinde gewappnet. Kirche und Theologie
können nicht ungestraft am inkarnatorischen Apriori vorbei pastorieren. Wer Arme,
Kranke, Gefangene, Nackte, Hungernde vergisst, wird von dem Geist, der im
Evangelium verheißen ist, vergessen und gerät in den Bannkreis der Mächte und
Gewalten, von denen sich das Neue Testament in der Versuchungsgeschichte ganz
klar abgrenzt (Mt 4,1-11). Die ersten Adressaten bei der Überwindung der
Diakonievergessenheit in der Pastoral sind die Amtsträger in Kirche, Verbänden und
Gemeinden. Ihr Amtsverständnis und ihr pastorales Selbstkonzept übertragen sich
auf die Handlungsfelder und Zielgruppen, die sie pastoral zu verantworten haben.
Sie sind die ersten, die mit Taten Zeichen setzen können. Eugen Biser hat auf
Verschiebungen und Umpolungen im Jesusbild aufmerksam gemacht, die in der
Pastoral natürlich Folgen gezeitigt haben. In der neutestamentlichen Verkündigung
geht "Jesus als Heilsbringer noch buchstäblich in seiner Heilstat auf". Der "Helfer"
wurde in der Theologie des 20. Jahrhunderts zum "Herrn" und aus der Beschreibung
des erlösenden Handelns wurde ein "Lehrstück als Gegenstand der Soteriolog.
IV. Die Identität der DiCV’s im Paradigmenwechsel
vom Wohlfahrtsverbandsverband zum Engagiertenverband
(Dieser Teil wurde aus Zeitgründen nur ganz kurz im Referat angesprochen. Ich habe
zugesagt, ihn in der vorbereiteten Fassung vorzulegen.)
Die Identität des Verbandes muss sich im gegebenen Paradigmenwechsel in der
Sozialpolitik
bewähren,
Dabei
bestimmt
das
Leitbild
der
Sozial-
und
Lebensraumorientierung immer stärker als Strukturmaxime die konzeptionellen
Planungen in den verschiedenen Feldern der sozialen Arbeit:
-
weg vom Fall-, hin zum Raumprinzip;
weg von der Zentralisierung, hin zur Regionalisierung;
weg von Komm-Struktur, hin zur Geh-Struktur;
weg von der Defizit-, hin zur Ressourcenorientierung;
weg vom fixen Planstellenkarussell der Hauptamtlichkeit, hin zu neuen Formen der
Kooperation zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.
-
Keiner der Wohlfahrtsverbände – dies hat die Studie von Albrecht eindeutig belegt –
kommt
daran
vorbei,
sich
mit
ihren
klassischen
und
vom
traditionellen
Wohlfahrtsstaat geprägten Arbeitskonzepten, Finanzierungsmodellen,
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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Organisationsstrukturen und Selbstkonzepten kritisch auseinanderzusetzen und
nach Alternativen zu suchen. Die Berichte aus den vier unterschiedlichen Projekten
zeigen jedoch eindeutig, dass der Deutsche Caritasverband in den
gegebenen
Umwälzungen sich nicht damit begnügt, rein prinzipienorientiert auf der theoretischen
Ebene an die Verantwortlichen in der Politik Forderungen zu stellen, sondern sich
gemeinsam mit den Menschen auf den Weg macht, Lösungen sucht und dabei ist,
zukunftsbezogen
für Gesellschaft und Kirche alternative Praxismodelle und
Handlungskonzepte zu entwickeln. Mir scheint, dass der DCV mit diesen Projekten
gegenwärtig im Vergleich mit anderen Trägern einen Vorsprung an Wissen und
Erfahrungen hat, der nicht verspielt, sondern für die weitere Stabilisierung
nachhaltiger Sozialraumarbeit genützt werden sollte. Damit bleibt jedoch die Frage
offen, ob die vorliegenden Daten bereits reichen, um sich ein abschließendes Urteil
zur Effizienz und nachhaltigen Wirkung sozialräumlicher Handlungskonzepte bilden
zu können. Die Notwendigkeit, weiter am Ball zu bleiben, zeigt sich sehr schnell,
wenn wir einige der Fragen in Erinnerung rufen, die aus den Projekten heraus an die
Verantwortlichen in der Politik, den Kirchen und den Verbänden gestellt werden. Wie
verschieden Projekte die Prinzipien lebensraumorientierter sozialer Arbeit umsetzen,
wird sehr schnell deutlich, wenn wir die einzelnen Reflexionsstufen nach zentralen
Faktoren operationalisieren.
a) Wohlfahrtsverbände als Diskurs- und Praxisagenturen
Auf diesem Hintergrund hat sich der DCV in den vier Projekten offensiv mit den fünf
zentralen Prinzipien auseinandergesetzt, die nach Hinte, eine sozialraumorientierte
Arbeit auszeichnen sollen. Dabei richtet sich der Blick konzeptionell vor allem auf
neue Umgangs- und Beteiligungsformen, bei Aktivitäten, die in einem Sozialraum
geplant sind:
•
•
•
•
•
konsequent am Willen und den Interessen der Menschen ansetzen;
aktivierend und Selbsthilfe fördernd sein;
sich auf die Ressourcen der im Sozialraum lebenden Menschen und
sozialräumlichen Strukturen konzentrieren;
einen
zielgruppenund
arbeitsbereichsübergreifenden
Arbeitsansatz
entwickeln;
die Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren im Blick haben sowie die
7
diesbezüglich aktivierbaren Ressourcen aufeinander abstimmen.
7
Hinte, W.: Fälle, Felder und Budgets. Zur Rezeption sozialraumorientierter Ansätze in der
Jugendhilfe. In: Merten, R.(Hrsg.): Sozialraumorientierung. Zwischen fachlicher Innovation
und rechtlicher Machbarkeit. Weinheim/München 2002, S. 91-126, zit. S. 92.
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
71
Während im traditionellen Wohlfahrtsstaat die freien Verbände die Interessen ihrer
Klientel als anwaltlich agierende Diskurs- und Lobbyagenturen gegenüber dem Staat
verteidigten, sind sie in der hochkomplexen und unübersichtlichen postmodernen
Gesellschaft als „Praxisagenturen“ gefordert, die konkret belegen und zeigen, wie
Menschen dazu ermächtigt werden können, sich selbst zu vertreten, um die verloren
gegangene Souveränität über die eigene Lebensgestaltung wieder zurück zu
gewinnen.
Possada beschreibt diese Arbeit als neue Form des „advocacy organizing“8. Joshua
Cohen von der Stanford University spricht in seinem Vorwort zum dem Buch
„Making aid work“ die Ohnmacht traditioneller sozialpolitischer Interventionen auf der
internationalen Ebene an, die vielfach in Postulaten versanden und fordert auch in
diesem Bereich ein ähnliches Umdenken.
Er regt dazu an, „to work on the ground, get ‚inside the machine’, and simply try
things out and see what works“9.
Wir dürfen jedoch auch nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass die
Strukturmaxime Lebensraum Hand in Hand mit der Privatisierung der öffentlichen
Daseinsfürsorge geht. Es besteht die Gefahr, dass die Liberalisierung und
Ökonomisierung von Jugend-, Familien-, Alten- oder Behindertenhilfe dazu führen,
dass die öffentliche Hand sich immer stärker auf den gesetzlich definierten
Gemeinwohlauftrag zurückzieht.
In einigen Handlungsfeldern werden bereits Verteilungskämpfe geführt, wenn es um
einen Ausgleich zwischen Aktivitäten im Sozialraum oder mit
traditionellen
Angebotsstrukturen geht. Auf Zukunft hin wird sich der Deutsche Caritasverband in
dem kontrovers geführten Diskurs zur Verhältnisbestimmung zwischen flexiblen
lebensräumlich orientierten Konzepten der Sozialarbeit und der Vorhaltung und
Weiterentwicklung stationärer Dienstleistungen noch klarer positionieren müssen.
8
Jeremy D. Possada (2008), a.a.O. (Anm. 15), S. 278.
9
Abhijit Vinayak Banarjee: Making aid work. Cambridge-London 2007, S. XIV.
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b) Solidarität fällt nicht vom Himmel
In allen vier Projekten wird die Frage nach einem Bild vom Menschen virulent, das in
ihm primär nicht den Überlebenskämpfer vermutet, sondern mit dem Mitmenschen
rechnet. Dörner spricht von einem „postsäkularen Menschenbild“, das sich aus den
„neuen Unübersichtlichkeiten“ heraus gegenwärtig entwickelt. „Im Ergebnis helfen
sich im neuen Hilfesystem die Hilfsbedürftigen und die helfenden Bürger
gegenseitig“10.
In seinem Artikel in der Frankfurter Rundschau stellt er dazu unmissverständlich klar:
„In Zukunft wird der Sozialstaat stärker jene Ressourcen von Eigenaktivität nutzen
müssen, die in der Gesellschaft schlummern. Es ist nicht vorstellbar, dass vor dem
Hintergrund der Doppelwirkung von veränderten Lebensformen und Alterung der
Gesellschaft die langfristig erforderlichen Sozial- und pflegerischen Dienste nur von
bezahlten
Kräften
geleistet
werden.
Diese
Entwicklung
trifft
die
ganze
Gesellschaft.“11
Penta und Schramml setzen sich vom Konzept der Bürgergesellschaft, in der Bürger
als aktive Wohlfahrtsproduzenten im Mittelpunkt stehen, wie es Dörner in seinen
Veröffentlichungen entwickelt, etwas ab, indem sie in ihrem Konzept den „Bürger als
Citoyen“, den Menschen als ein „zoon politikon“ in den Mittelpunkt rücken. Dieser
Bürger soll lernen, sich selbst zu organisieren und selbstbestimmt an der Gestaltung
seiner Umwelt teilzunehmen.
Wir dürfen jedoch hierbei nicht die Fragilität jeglicher menschlichen Existenz und die
jeweils gegebenen Egoismen außer Acht lassen. Sandra Jeschke spricht diese
Probleme für die Pflege ganz konkret an:
„Unklar bleibt, wer neben aufopferungsvollen Angehörigen die pflegerische
Versorgung in der Zukunft ehrenamtlich übernehmen wird… Wie wahrscheinlich ist es,
dass ehrenamtliche Helfer mit Hingabe Inkontinenzeinlagen wechseln, Zahnprothesen
reinigen oder Erbrochenes beseitigen? Wie groß ist die Bereitschaft in der
Gesellschaft, eine pflegerische und dazu unentgeltliche Tätigkeit auszuüben, welche
12
schon als Berufsbild keine Aufwertung oder Anerkennung erfährt?“
Solidarität fällt mit Sicherheit nicht vom Himmel. Menschen lernen, sich für andere
einzusetzen, wenn sie erlebt haben, dass jemand sich für sie eingesetzt hat. Etwas
10
K. Dörner: Leben und Sterben, wo ich hingehöre. Dritter Sozialraum und neues
Hilfesystem. Neumünster 2007, S. 77.
11
D. Döring in Frankfurter Rundschau vom 02.09.2002.
12
Sandra Jeschke: Freiwillige vor. Altenpflege, 3/2010, S. 60-62, zit. S. 61.
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haben alle vier Konzepte gemeinsam: Selbst erlebte und erfahrene Solidarität wird
‚zum Kick’, sich selbst für andere einzusetzen. Es wird allzu leicht vergessen, dass
alle diese sozialräumlichen Konzepte von Voraussetzungen leben, die sie selber
letztendlich nicht schaffen und garantieren können, nämlich dass Menschen mitten in
brutalen Überlebenskämpfen, nicht nur dem egoistischen Code folgen, sondern dem
„Fremden“ und „Anderen“ nicht zum „Gegenmenschen, sondern zum „Mitmenschen“
werden wollen. Von einem Überlebenden der „boat-people“ aus Vietnam war zu
hören: „Andere haben mich gerettet, jetzt muss ich retten“. Solche Lernprozesse und
„Bekehrungen“ entwickeln sich nicht im luftleeren Raum.
Die Effizienz und nachhaltige Wirkung der sozialen Lernprozesse, an denen alle
Beteiligten an den geschilderten Sozialraumprojekten partizipierten, hängen damit
zusammen, dass in diesen Aktivitäten gleichzeitig vier Prinzipien des sozialen
Lernens virulent wurden:
•
•
•
•
das Autonomieprinzip: den Anspruch auf Selbstbestimmung
wahrnehmen;
das Alteritätsprinzip: diesen Anspruch für alle Mitmenschen
anerkennen;
das Verantwortungsprinzip: konkrete Beteiligung an der Gestaltung
der Lebensverhältnisse;
das Reziprozitätsprinzip: die eigenen und fremden Ansprüche auf
Selbstbestimmung mit den normativen Anforderungen des gesellschaftlichen
Kontextes in Abgleich bringen
c) Schulterschluss zwischen Verbänden und Kirchengemeinden
Alle Projekte rechnen mit dem Potenzial von Ehrenamtlichen und Freiwilligen. Dabei
richtet sich der Blick von Diakonie und Caritas, wenn es darum geht, der
ortsgebundenen
neuen
Armut
und
den
neu
entstehenden
prekären
Lebensverhältnissen zu wehren, auf die Kirchengemeinden als Solidaritätsstifter.
Dabei zeigt sich in allen Projekten, dass in der Tat auf der Ebene der
Pfarrgemeinden Ressourcen schlummern. Die Beobachtung von Benedikt in der
evangelischen Kirche wird durch viele Projektberichte bestätigt: „Die um die Familie,
um die kirchlichen Kerngruppen zentrierte Kasual- und Ritualfrömmigkeit in
geselligkeitsorientierten Gemeinden mit vielen Gruppen, Initiativen und Bereichen
AGkE-Tätigkeitsbericht 24.11.2010 - 23.11.2011
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können Ressourcen aktivieren und Widerstandskräfte stärken, die eine personale
Gemeinwesenorientierung implizit fördern.“13
Wenn wir davon sprechen, dass zusammenwachsen muss, was zusammengehört,
nämlich das Kooperieren zwischen der Erst- und Zweitstruktur in Verband und
Gemeinde, dann sind wir schlichtweg sowohl in der traditionellen verbandlichen
Caritas und Diakonie, wie auch in den Kirchengemeinden selbst mit einem
fundamentalen
Paradigmenwechsel
Kerngeschäftes
konfrontiert. Wenn
im
sich
jeweiligen
der
Verständnis
DCV
in
seinem
des
eigenen
Leitbild
als
„Solidaritätsstifter“ versteht, dann wird er nicht nur funktional die Ressourcen der
christlichen Gemeinde instrumentell nutzen dürfen, sondern muss sich viel tiefer mit
seinen Projekten auf die Prozesse einlassen, die in der Gemeinde entstehen, wenn
einzelne Christinnen und Christen, Gruppen oder Caritasausschüsse das diakonale
Profil der Gemeinde einfordern und damit in den Gemeinden Konflikte auslösen.
Solche leidvollen Prozesse werden in der Längsschnittanalyse zu den 22 Lebensraumprojekten immer
wieder beschrieben.
Die Defizite, auf die Peter G. Albrecht in den Kirchengemeinden der Neuen
Bundesländer getroffen ist, sind auch in den Diözesen und Kirchengemeinden der
alten Bundesländer zu finden:
•
•
•
•
•
Man kooperiert, bleibt aber auf Abstand.
Man meint, miteinander zu reden, redet aber vielfach nur von sich selbst.
Man wähnt sich Tür an Tür, bemerkt aber die hohen Schwellen nicht.
Man glaubt – weil es ja theologisch geboten (ist) – ähnlich zu sein, hält aber schon
Herkunft, Ausbildung und Status des jeweils anderen Mitarbeiters für befremdlich …
Man wähnt sich, wie auch immer sozial und geistlich geprägt, wagt aber nie darüber
14
das Gespräch“ .
Mit derselben Klarheit spricht er auch die Defizite in den Caritasverbänden vor Ort
an. Auf der Basis der „Caritas-Sozialarbeiterstudie 2007-2008“ stellt er fest: „Im
Caritasverband…sind bei Stabilität des Verbandes insgesamt derzeit verschiedene
häufig ambivalent zueinander stehende Entwicklungen zu beobachten.“15 Er trifft bei
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas auf Skeptiker und Protagonisten
der sozialraumorientierten Arbeit.
13
Hans-Jürgen Benedict: Barmherzigkeit und Diakonie. Von der rettenden Liebe zum
gelingenden Leben. Stuttgart 2008, S. 211.
14
Ebd. S. 126.
15
Vgl. P.-G. Albrecht (2008), a.a.O. (Anm. 10), S. 105.
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75
Die geschilderten Beobachtungen an der Basis passen nicht ganz zu solchen
vollmundigen Bekenntnissen in den offiziellen Zielvorgaben des Verbandes und
seiner Gremien. Wenn diese Ziele erreicht werden sollen, ist noch Kärnerarbeit in
den Verbänden und Gemeinden zu leisten, die von zentralen Stellen aus begleitet
werden muss.
These:
In den Kirchengemeinden schlummert jedoch nicht nur ein „soziales Kapital“. Wichtiger ist ihr
„spirituelles Kapital“, das bei der Bewältigung von Ohnmachtserfahrungen helfen kann. Wenn
es gelingt, in Projekten die Ressourcen aller Beteiligten zu mobilisieren und bei allen
Aktivitäten in schwierigen Situationen nicht nur auf die eigenen Fähigkeiten zu setzen, sondern
auf die dritte Macht des „Geistes“, dann entsteht in der Tat eine „power“ zu einem „BürgerProfi-Mix“, der einen Sozialraum entscheidend verändern kann.
Wenn Dörner an diese „power“ denkt, kommt er im Blick auf das Schicksal von
seelisch kranken Menschen, die noch in Heimen leben, ins Träumen: „Man stelle
sich nur einmal vor, die für die ausgeladenen Hilfsbedürftigen einer Region
zuständigen diakonischen Profis kehrten gemeinsam mit ihnen in die Region zurück
und vereinigten sich mit den dortigen Kirchenbürgern; das ergäbe ein kaum zu
schlagendes Modell an Bürger-Profi-Mix, an Ressourcendichte und damit an
kommunaler Lebendigkeit“.16
In den Visionen und Erfahrungen all der Menschen in den untersuchten Projekten
steckt also viel ‚Musik’. Den Verantwortlichen in der Caritas ist es gelungen, in einer
plural
verfassten
Gesellschaft
nicht
nur
Forderungen
zu
stellen,
sondern
exemplarisch mit den Projekten zu zeigen, auf welchen Wegen und mit welchen
Konzepten mehr Gerechtigkeit und Solidarität möglich werden.
16
K. Dörner: Leben und Sterben, wo ich hingehöre. Dritter Sozialraum und neues
Hilfesystem. Neumünster 2007, S. 111.
16
Peter-Georg
Albrecht:
Professionalisierung
durch
Milieuaktivierung
und
Sozialraumorientierung? Caritas-Sozialarbeit in der Entwicklung. Wiesbaden 2008 und
Gertner/Kniffkiu/Reutlinger/Zychlinski (Hrsg.): Deutschland als Entwicklungsland. Freiburg
i.Br. 2007.
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Anlage 1:Arbeitsbogen zur Selbstreflexion
„Der Mensch ist der Weg der Kirche“ (Zweites Vatikanum) zwischen konziliarem Postulat und nachkonziliarer Wirklichkeit.
Überlegungen zum spirituellen Profil der Arbeit im Netzwerk der Erziehungshilfen.
(AgkE-6.10.2011-Essen)
1. Wann und wo bin ich mit mir selbst und mit meinem Verband bei der Arbeit
„rund“ und bei der Arbeit glücklich?
2. Welche Situationen lösen bei der Arbeit in meiner Einrichtung Fragen, das
Gefühl der Entfremdung oder gar eine Identitätskrise aus?
3. Was sollten wir in Zukunft anpacken?
4.. Was wäre für mich selbst der nächste Schritt, der mich weiter bringt
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