3 260 3 Überwiegend statisch bedingte Syndrome und Funktionskrankheiten 3.11 Kompressionssyndrome und Neuropathien der unteren Extremität & & & & Piriformissyndrom: N. ischiadicus, Hypertonus und Verkürzungen, Vernarbungen nach traumatischen Verletzungen (Sturz auf das Gesäß). Leistenkanalsyndrom: N. ilioinguinalis, Traumata, Kompression, z.B. durch Hämatome im Bereich der Spina iliaca anterior superior. Meralgia paraesthetica: Der N. cutaneus femoris lateralis wird zwischen dem Lig. inguinale und dem M. sartorius komprimiert. Der N. femoralis kann durch Herniotomienarben und nach der Implantation von Hüftgelenkprothesen komprimiert werden. Hunter-Kanal-Syndrom: Der N. saphenus kommt aus dem N. femoralis und kann beim Durchtritt durch die Oberschenkelfaszie oder im Hunter-Kanal komprimiert werden und Schmerzen an der medialen Knieseite sowie unterhalb der Patella auslösen (Neuropathia patellae). Peronäussyndrom: N. peronaeus communis; Druck hinter dem Fibulaköpfchen, z.B. durch falsche Lagerung in Schienen oder Gips. & Tarsaltunnelsyndrom (Abb. 3.81a–b): – posteriores Tarsaltunnelsyndrom: Das Flexorenretinakulum überbrückt den Raum zwischen Malleolus medialis und Kalkaneus. Hier verläuft der N. tibialis und teilt sich im Tunnel in den N. plantaris medialis und lateralis. – anteriores Tarsaltunnelsyndrom: Der N. peronaeus profundus verläuft zunächst unter dem Retinaculum extensorum und weiter distal unter der Sehne des M. extensor hallucis brevis. An beiden Stellen kann er durch zu enges Schuhwerk und vor allem durch Sandalen mit Riemen und hohen Absätzen komprimiert werden. In Abb. 3.82 ist der Verlauf der Nerven im Bein dargestellt. & N. saphenus N. peronaeus profundus N. cutaneus dorsalis intermedius N. cutaneus dorsalis medius lateraler motorischer Ast des N. peronaeus profundus a Verlauf des N. peronaeus profundus im Tarsaltunnel Verlauf des N. peronaeus profundus unter der Sehne des M. extensor hallucis longus b Abb. 3.81a–b Tarsaltunnelsyndrom a Verlauf der Nerven (N. peronaeus profundus, N. cutaneus dorsalis intermedius, lateraler motorischer Ast des N. peronaeus superficialis, N. cutaneus dorsalis medius, N. saphenus). b Kompressionsstellen (nach Butler 2001; Verlauf des N. peronaeus profundus im Tarsaltunnel., Verlauf des N. peronaeus profundus unter der Sehne des M. extensor hallucis longus). 1. Piriformissyndrom (N. ischiadicus) Definition Hierbei handelt es sich um eine Kompression des N. ischiadicus in seinem Durchtrittgebiet im Bereich des M. piriformis. Ätiologie und Pathogenese Posttraumatisch bedingte Veränderungen des M. piriformis und seiner Umgebung, die unter Umständen zu sehr starken Schmerzen in der Glutäalregion führen, können eine Kompression des N. ischiadicus auslösen. Auch starke Tonusveränderungen des M. piriformis (z.B. durch Funktionsstörungen im SIG mit Sakrumfehlstellungen) können eine Irritation zur Folge haben. Beispiel: Ein 18-jähriger Motorradfahrer klagt 1 Jahr nach einem Motorradunfall über sehr starke lokalisierte Schmerzen in der rechten Gesäßhälfte. Beim Heben von Lasten strahlt der Schmerz oft ins Os sacrum, seltener in Hüftgelenk und Bein aus. Diagnostik Druckschmerz in Höhe des Foramen ischiadicum majus; & Schmerz kann durch Flexion und Innenrotation in der Hüfte provoziert werden; & aus: Dölken, Physiotherapie in der Orthopädie (ISBN9783131294920) © 2009 Georg Thieme Verlag KG 3.11 Kompressionssyndrome und Neuropathien der unteren Extremität dorsal Foramen invertebrale 261 ventral Ilioinguinalisengpass N. ilioinguinalis N. iliohypogastricus N. glutaeus inferior und superior N. genitofemoralis Leistenband N. cutaneus femoris lateralis, N. femoralis Piriformiskanal N. ischiadicus Foramen obturatorium N. obturatorius Fibulaköpfchen N. peronaeus Oberschenkelfaszie N. saphenus Tibialisloge N. peronaeus profundus Canalis malleolaris (Tarsaltunnel) N. tibialis = häufiges Vorkommen von Nervenengpässen am Bein & & Selten tritt eine Atrophie der Gesäßmuskulatur auf; Der Straight-leg-raise-Test (SLR) ist positiv. Differenzialdiagnosen Hüftgelenkerkrankungen; & Funktionsstörungen der Sakroiliakalgelenke; & Bandscheibenvorfall in der unteren LWS mit Kompression der Wurzeln L4/L5 oder S1; & Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule lumbal und sakral. Metatarsalköpfchen N. tibialis Abb. 3.82 Verlauf der Nerven des Plexus lumbalis und sacralis. bung gelöst. Etwa 5 cm vor seinem Ansatz kann der M. piriformis teilweise oder vollkommen durchtrennt werden. Die Operation ist selten erforderlich. & Therapie Operativ Der M. piriformis wird chirurgisch frei gelegt und Verwachsungen des M. piriformis mit seiner Umge- 2. Leistenkanalsyndrom (N. ilioinguinalis) Definition Der N. ilioinguinalis im Leistenkanal ist komprimiert. Ätiologie und Pathogenese Der N. ilioinguinalis entspringt dem Plexus lumbalis der lumbalen Rückenmarksegmente. Der Nerv verläuft hinter den Nieren und dann zwischen den aus: Dölken, Physiotherapie in der Orthopädie (ISBN9783131294920) © 2009 Georg Thieme Verlag KG 3