S t r a h le n t e le x mit ElektrosmogReport Fachinformationsdienst zur Bedeutung elektromagnetischer Felder für Umwelt und Gesundheit 14. Jahrgang / Nr. 1 w w w .el e k t r o s m o g r e p o r t .de Niederfrequenz und Krebs Magnetfelder schmälern die Wirksamkeit des Bruskrebswirkstoffs Tamoxifen Niederfrequente Magnetfelder wirken auf die Aktivität von Genen ein, deren Produkte als Kofaktoren am Östrogenrezeptor von Brustkrebszellen an Wachstumsprozessen beteiligt sind. Sie begünstigen damit die Resistenzentwicklung von Brustkrebszellen gegenüber dem Antikrebsmittel Tamoxifen. Das Experiment sollte klären, welche Mechanismen und Kofaktoren die Resistenz der Krebszellen verursachen. Verschiebungen des Gleichgewichts zwischen Korepressoren und Koaktivatoren in den Tumoren verursachen die nachlassende Wirkung von Tamoxifen. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in der westlichen Welt. Unter anderem werden die stetig ansteigenden elektromagnetischen Felder damit in Zusammenhang gebracht. Die meisten Brustkrebserkrankungen werden mit Tamoxifen behandelt, einer anti-östrogen wirkenden Substanz (Brustkrebszellen brauchen Östrogen zum Wachsen). Nach einer gewissen Zeit wird ein Großteil der Tumoren resistent gegen das Mittel, sodass die Therapie fehlschlägt. Elektromagnetische Felder reduzieren im Experiment die Empfindlichkeit der Brustkrebszellen gegen Tamoxifen in ähnlicher Weise, wie es bei Patientinnen mit Tamoxifentherapie passiert. Es ist gut bekannt, dass Steroidrezeptoren (Östrogen ist ein Steroid) mit Koregulatoren (Proteinen) zusammenarbeiten, den so genannten Koaktivatoren und Korepressoren, die die Genaktivität und die Bildung der Proteine steuern. (Ein Aktivator ist ein genetisches Instrument, das die Genaktivität erhöht, ein Repressor eines, das die Genaktivität unterdrückt.) Von der Genaktivität hängt auch ab, wie die Steroidrezeptoren reagieren. Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass durch Einwirkung elektromagnetischer Felder eine höhere Tamoxifen-Dosis nötig wird. Die verminderte Anti-östrogene Wirkung des Tamoxifens in den Brustkrebszellen, die mit elektromagnetischen Feldern behandelt wurden, ähnelt der Tamoxifen-Resistenz, die in Patientinnen beobachtet wird. Deshalb sollzte hier untersucht werden, auf welche Weise Magnetfelder diese Resistenz hervorrufen. Zwei verschiedene, sehr ähnliche Klone einer Brustkrebszelllinie (MCF-7) wurden über mehrere Tage einem homogenen Magnetfeld von 50 Hz und 1,2 µT ausgesetzt. Nach 24, 48 und 96 Stunden wurden Proben entnommen und auf ihre Genaktivität untersucht. Die untersuchten Gene waren je zwei verschiedene für Koaktivatoren und Korepressoren. des Östrogenrezeptors. Als Kontrollen dienten scheinexponierte Zellkulturen unter denselben Bedingungen. Die beiden Klone reagierten Januar 2008 mit unterschiedlichen Genaktivitäten auf die Einwirkung der Magnetfelder. Die Ergebnisse kurz zusammengefasst: Tendenziell wurden die Genaktivitäten für die Koaktivatoren nach 24 Sunden erhöht (bis zum 3fachen der Kontrollzellen) und die der Korepressoren vermindert (bis zum 1,6fachen). Die Korepressoren verhindern normalerweise die Transkription der Gene, indem sie die DNA blockieren. Die Magnetfelder verschieben also das Gleichgewicht zwischen Koaktivator und Korepressor zugunsten der Koaktivatoren. Damit geschieht eine Aktivierung des Prozesses statt einer (normalerweise eintretenden) Hemmung, was ein gesteigertes Zellwachstum der Tumorzellen zur Folge hat. Das bedeutet, dass die betroffenen Patientinnen schlechtere Heilungschancen haben. In der Praxis zeigte sich: Bei den Brustkrebstumoren werden in vielen Fällen sehr hohe Konzentrationen der Koaktivatoren gefunden, besonders bei solchen Patientinnen, bei denen der Tumor erneut auftrat. In diesen Fällen besteht eine schlechte Prognose. In über 50 % der Brustkrebszellen ist einer der Koaktivatoren (AIB1) der Östrogenrezeptoren erhöht und geht einher mit schlechten Überlebensraten der Patientinnen. Eine Serie von Analysen ergab, dass mehr Patientinnen keinen Rückfall hatten, wenn die Konzentration der Korepressoren höher war. Allerdings gibt es auch andere Untersuchungen, die nicht diesen Zusammenhang gefunden haben. Dieses Experiment mit Brustkrebszellen zeigt, dass die veränderten Konzentrationen der Kofaktoren durch Einwirkung von EMF die Wirksamkeit von Tamoxifen vermindern. Die im normalen Leben ständig wechselnden Feldintensitäten könnten langfristig zu diesen Veränderungen führen und die Wirksamkeit des Tamoxifens beeinträchtigen und zur Resistenz der Brustkrebszellen beitragen. Dieser Experimentaufbau könnte als Modellsystem dienen, um neue Medikamente zu testen, die geeignet sind, die Tamoxifen-Resistenz zu verhindern. Quelle: Girgert R, Gründker C, Emons G, Hanf V (2007): Electromagnetic Fields Alter the Expression of Estrogen Receptor Cofactors in Breast Cancer Cells. Bioelectromagnetics, DOI: 10.1002/bem. 20387 Weitere Themen Magnetfelder beeinflussen die Pulsfrequenz, S. 2 Die zur Therapie eingesetzten gepulsten Magnetfelder greifen in das autonome Nervensystem ein Fettstoffwechsel und Hormone, S. 2 Fette und Cholesterin in Blutserum und Leber weisen veränderte Werte auf, wenn Magnetfelder einwirkten. Weitere Industrieforschung, S. 3 Eine Gruppe in Italien, die zur Hälfte aus Mitarbeitern der Telecom Italia bestand, fand keine Wirkungen von UMTSStrahlung auf menschliche Leukozyten.