Absatztheorie - Fakultät

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Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing
Prof. Dr. Hans Pechtl
Vorlesungsskript
Absatztheorie
2015
Sommersemester 2014
Postadresse:
Hausadresse:
e-mail:
Postfach, 17487 Greifswald
Friedrich-Loeffler-Straße 70, 17489 Greifswald
[email protected]
Telefon: (0 38 34) 86 24 81
Fax:
(0 38 34) 86 24 82
Gliederung der ABWL-Vorlesung: Absatztheorie
Gliederung der allgemeinen BWL "Absatztheorie"
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
Die Marktteilnehmer und ihre Beziehungen
Arten von Beziehungsstrukturen
Marketingrelevante Verteilungsprobleme
Kosten von Markttransaktionen
Funktion des Handels
2.
2.1
2.2
2.3
2.4
Relationship Marketing und Customer Relationship Management
Transaktionstypen zwischen Hersteller und Abnehmer
Denkphilosophie des Relationship Marketings
Die Bindung des Kunden als Marketingproblem
Customer Relationship Management
3.
3.1
3.2
3.3
Vertriebsorganisation des Herstellers
Begriff des Vertriebs
Gestaltungsprobleme eines herstellereigenen Vertriebs
Ausgewählte Vertriebskonzepte
4. Das Internet als neues Marktmodell?
(under progress)
5. Die Beziehung zwischen Hersteller und Handel
(under progress)
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Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
2
Literaturempfehlungen
Albers, S. / Krafft, M. , Vertriebsmanagement, Wiesbaden, 2012.
Homburg, C. / Krohmer, H., Marketingamangement, 3.Auflage, Wiesbaden, 2012.
Meffert, H. / Burmann, C. / Kirchgeorg, M., Marketing, 11. Auflage, Wiesbaden,
2011.
Bruhn, M., Relationship Marketing, 3. Auflage, München, 2011.
Schmalen, H. / Pechtl, H., Grundlagen und Probleme der Betriebswirtschaft, 15.
Auflage, Stuttgart, 2013 (Kapitel 16).
sowie in der Vorlesung angegebene Literatur
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3
1. Die Marktteilnehmer und ihre Beziehungen
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4
1.1 Arten von Beziehungsstrukturen
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5
Paradigma der Interaktionen von Markteilnehmern
Rahmenbedingungen
Trennung von
Produktion
und Konsum
Tatbestand der
Arbeitsteilung im
Wertschöpfungsprozess
• Anbieter/ Nachfrager
(Produzenten/ Handel/
Konsumenten)
Tatbestand
der
Knappheit
• Zusammenarbeit der Akteure
• Verteilungsproblem
auf verschiedenen Wertschöpfungsstufen
um die knappen
Ressourcen
• horizontale ökonomische Beziehungen
• vertikale ökonomische Beziehungen
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6
Prinzipielle Verhaltensweisen in ökonomischen Beziehungen
Egoistisch:
Verhalten gegenüber
sich selbst in einer ökonomischen Beziehung
jeder Marktteilnehmer ist bestrebt, sich
so zu verhalten, einen möglichst hohen
ökonomischen Erfolg zu erzielen = sich
selbst besser zu stellen
Altruistisch:
man ist bereit sich selbst schlechter zu
stellen
Kompetitiv:
Verhalten gegenüber
anderen in einer ökonomischen Beziehung
man ist bereit bzw. nimmt es in Kauf,
den anderen zu schädigen/schlechter
zu stellen
Kooperativ:
man ist bereit, den anderen besser zu
stellen
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7
Verhaltensweise in ökonomischen Beziehungen
Die grundlegenden Lösungsprinzipien der
Verteilungsprobleme sind Konkurrenz
(Wettbewerb) oder Kooperation der
Marktteilnehmer.
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8
Kooperation als Lösung von Verteilungsproblemen
Eine Hand, die Du nicht
abschlagen kannst, musst du
schütteln.
arabisches Sprichwort
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9
Intensität von Konkurrenz und Kooperation
ökonomisch relevant
Altruistische
Kooperation
Egoistische
Kooperation
ich helfe dir,
auch wenn ich
mich schädige
ich helfe dir,
wenn es mir
nützt
Unabhängigkeit
Altruistische
Konkurrenz
ich helfe dir nicht, ich schädige ich schädige dich,
ich schädige dich dich, wenn es auch wenn ich
mir nützt
nicht
mich schädige
zunehmende Kooperation
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Egoistische
Konkurrenz
zunehmende Konkurrenz
10
Wettbewerbsformen
Arten
Egoistische Konkurrenz
Altruistische Konkurrenz
Jeder Marktteilnehmer will sich besser
stellen, obwohl dies zu Lasten anderer
Marktteilnehmer geht: Eigene Besserstellung impliziert eine Schlechterstellung
anderer
Für die bewusste Schädigung des anderen
nimmt man eigene Einbußen in Kauf
Mehrnutzung einer knappen Ressource
führt zu einer Mindernutzung dieser
Ressource durch andere
Ruinöse Konkurrenz: Das Wettbewerbsverhalten beider Akteure ist auf die Verdrängung des anderen vom Markt abgestellt
Klassische Konkurrenz: fairer Wettbewerb
Aggressiver (schmutziger) Wettbewerb: Kampf
Primäres Ziel ist die Verdrängung eines
Konkurrenten vom Markt (z.B. Dumping)
Irrationale Vergeltungsaktionen (Retaliation)
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11
Egoistische Kooperation:
Coopetition = Competition + Cooperation:
Kooperationen werden in erster Linie
eingegangen, um eigene Vorteile zu erreichen.
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12
Kooperationsformen
Arten
Egoistische Kooperation
Durch Kooperation erwarten sich beide
Akteure höhere Zielerreichungsgrade, da
sie ein Ziel effizienter verfolgen können,
oder ihre Ziele teilweise komplementär
sind bzw. Synergien auftreten
Tausch/Transaktionen: Es entsteht ein
Wohlfahrtsgewinn (Transaktionsgewinn)
Altruistische Kooperation
für die bewusste Besserstellung des anderen
nimmt man eigene Einbußen in Kauf
„Liebe“
Investitionen in eine spätere eigene
Besserstellung
Coopetition
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13
Eine altruistische Konkurrenz ist nur dann rational, wenn man
darauf setzt, sich nach „Beseitigung“ eines Konkurrenten
besser stellen zu können; d.h. die ruinöse Konkurrenz gewinnt.
Eine altruistische Kooperation ist nur dann rational, wenn man
sich langfristig besser stellt, d.h. langfristig eine egoistische
Kooperation erreicht: Investitionen in eine Kundenbeziehung
zahlen sich langfristig aus; Cause-Related Marketing stößt auf
Wohlwollen bei (Honorierung durch) potentielle Käufer.
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14
Unabhängigkeit bedeutet, dass die Marktakteure
keine ökonomischen Beziehungen aufweisen und ihre
Handlungen keinen Einfluss auf den anderen haben:
Grund hierfür kann sein, dass die Akteure in unterschiedlichen Branchen oder geographischen
Regionen tätig sind. Über die Beeinflussung der Kaufkraft der Nachfrager stehen aber auch Unternehmen
aus vordergründig unterschiedlichen Branchen in
einem Verteilungskonflikt: Ein Anstieg der Benzinpreise vermindert die „Ausflugslust“ von Nachfragern
(Mineralölbranche-Tourismus).
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15
Determinierende und moderierende Marktbeziehungen
Transaktionsbeziehungen
Konkurrenzbeziehungen
Kooperationsbeziehungen
Informationsbeziehungen
Machtbeziehungen
Rollenbeziehungen
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16
Charakteristik von Transaktionsbeziehungen (klassischer Tausch)
Mischung aus Kooperation und
Konkurrenz in vertikalen
ökonomischen Beziehungen
Kooperatives Element
Zwei Tauschpartner tauschen immer
dann, wenn sie das, was der andere
Tauschpartner herzugeben bereit ist,
höher schätzen als das, was sie selbst
dafür hingeben müssen
Kompetitives Element
Tauschpartner müssen sich auf ein
Tauschverhältnis einigen (Zielkonflikt
um die Aufteilung des Wohlfahrtsgewinns [Transaktionsgewinns])
Prinzipielles Interesse von Anbieter und
Nachfrager am Zustandekommen einer
Transaktion
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17
Informationen in ökonomischen Beziehungen
Moderatorfunktion
technische
Durchführung von
Transaktionen
Opportunistisches
Verhalten
Informationsasymmetrien
Vorteile /
Nachteile im
Wettbewerb mit
Konkurrenten
Signalling
Informationsdefizite
Informationssuche
Sicherheiten /
Verträge
Transaktionskosten
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18
Abbau von Informationsasymmetrien
Institutionen
Marktakteure
Konsument
Produzent
Informationssuche
Lernen
Abgabe von
Informationen
Abgabe von
Signalen
Reputationsaufbau
Garantien
Selbstverpflichtung
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Universität
Greifswald
Lehrstuhl
für BWL; insb. Marketing
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Staat
Intermediär
Festlegung von Standards
Verbraucherschutz
Informationsbroker
Reputation
wettbewerbspolitische
Maßnahmen
Marktineffizienzen durch Informationsasymmetrien
Ursachen
Erhöhung des
´effektiven´
Preises
Verminderung
der Nutzenstiftung
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Universität
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Lehrstuhl
für BWL; insb. Marketing
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Kosten des
Anbieters für
Abbau von
Informationsasymmetrien
Preisdispersion
adverse
Selektion
moral
hazard
Ökonomische Macht verwandelt
„ökonomische Daten“ in Variablen und,
wenn es den Interessen der Mächtigen
dient, umgekehrt auch Variable in Daten.
Helmut Arndt
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21
Ein Konflikt besteht zwischen zwei Parteien, wenn
ein Partner das Verhalten des anderen als
gefährlich für seine eigene Zielerreichung oder für
die Verwirklichung eigener Handlungspläne
wahrnimmt.
Hess (1994)
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22
Konflikte zwischen Marktakteuren
Arten
Verteilungskonflikte
Rollenkonflikte
Machtkonflikte
Informationskonflikte
Informationsasymmetrien
Interpretation/ Bewertung
von Informationen
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23
1.2 Marketingrelevante Verteilungsprobleme
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24
Verteilungsprobleme der Marktteilnehmer
Verteilungsprobleme
unter den
Nachfragern
unter den
Anbietern
Verkäufermarkt Käufermarkt
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zwischen
Anbieter und
Nachfrager
innerhalb des
Wertschöpfungsprozesses
Aufteilung des
Wohlfahrtsgewinns
Aufteilung der
Produzentenrente
25
Kooperation und Konkurrenz zwischen Anbieter und Nachfrager
langfristige
Preisuntergrenze
Preis
Produktionskosten
Produzentenrente
(shareholder value)
Konsumentenrente
(customer value)
Preisspielraum
Wohlfahrtsgewinn
Bruttonutzen
Preisobergrenze
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26
Aufteilungsregeln
Ökonomische Regel: Die Aufteilung ist das Ergebnis
der Marktkräfte und des
Verhandlungsgeschicks.
Karl Marx:
Jeder gebe nach seinen Möglichkeiten,
jeder erhalte nach seinem Bedarf.
Gleichheitsregel:
Jeder erhält den gleichen Anteil.
Aristoteles:
Die Anteile verhalten sich proportional
zur Höhe der Inputleistungen.
Losregel:
Der Zufall entscheidet, wer alles erhält
(„the winner takes it all“).
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27
Aristotelische Regel
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28
Die ökonomische Macht und/oder das
Verhandlungsgeschick eines Akteurs
bestimmen zentral, welchen Anteil der Akteur
an dem Wohlfahrtsgewinn einer Transaktion
erhält.
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29
Verteilungsprobleme bei asymmetrischer Information
Preis
signalisierte Produktleistung
tatsächliche Produktleistung
PR´
PR
KR´
KR
Signalisiertes
Verteilungsproblem
tatsächliche Verteilung
Bruttonutzen (tatsächlich)
Bruttonutzen (signalisiert)
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30
Die Idee des „fairen Preises“ (pretium instum)
beinhaltet eine ethische Bewertung der Aufteilung des
Wohlfahrtsgewinns. Sie ist juristischem Denken
(Beschäftigung mit dem „ungerechten“ Preis) und
ökonomischem Denken prinzipiell fremd (geworden).
Die Idee des fairen Preises spielt allerdings als
Dimension bei Preisbewertung durch Nachfrager und
als Determinante der Transaktions- bzw.
Kundenzufriedenheit im Marketing (z.B. Relationship
Marketing) eine Rolle.
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31
Königsweg im Marketing
Situation I
Preis
Produktionskosten
PR
Wohlfahrtsgewinn
KR
Bruttonutzen
Situation II
Preis
Produktionskosten
PR
KR
Wohlfahrtsgewinn
Bruttonutzen
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32
Wertschöpfungsorganisation
Die Wertschöpfungsorganisation beinhaltet das
Zusammenspiel (Struktur; Beziehungen) aller
Akteure, die Anteil an der Produktion und
Distribution eines Produkts haben: Menge aller
betrieblichen Wertketten und Aktivitäten.
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33
Wertschöpfungsorganisation
Arten
Integrierte
Wertschöpfungspartner
Ein Unternehmen (vertikal integriertes
Unternehmen) steuert einen Großteil der
wertschöpfenden Aktivitäten zentral, indem sie
entweder diese Wertschöpfungsschritte selbst
durchführen oder bei Fremdbezug den betreffenden
Zulieferer bspw. Durch Ausübung hierarchischer
Macht kontrollieren
Desintegrierte (modulare)
Wertschöpfungsorganisation
Die Akteure nehmen als rechtlich und
wirtschaftlich unabhängige Akteure am
Wertschöpfungsprozess teil.
Sie gestalten in Eigenverantwortung und
autonom ihre betrieblichen Wertketten und
Transaktionsbedingungen.
Der Zulieferer ist nur die „verlängerte Werkbank“ des
Unternehmens, da der Zulieferer rechtlich (z.B.
Unternehmensbeteiligung) oder wirtschaftlich
abhängig ist und sich deshalb dem „Produktionsund Preisdiktat“ beugen muss.
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34
Wertschöpfungsrente
Wertschöpfungsrente
=
Summe der Produzentenrenten
=
Verkaufspreis des Produktes
-
Summe aller Produktionskosten der an der
Produktion beteiligten Akteure (Produktionskosten in
der Wertschöpfungsorganisation)
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35
Verteilungsprobleme innerhalb der Wertkette
Marktpreis
PK1
PR1
PK2
PR2
PK3
 PK
PK1
Vorwärtsintegration
PR3
 PR
PR1
PK=Produktionskosten
PR=Produzentenrente
PK3
PR3
p
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36
Differenzierung und Anteil an der Wertschöpfungsrente
Paradigma der Differenzierung im „Kampf um
die Wertschöpfungsrente: Es kann sich
derjenige Akteur den Löwenanteil der
Wertschöpfungsrente sichern, dessen
Produktkomponente oder Dienstleistung das
Endprodukt von Konkurrenzprodukten
differenziert.
Dietl et al. (2009)
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37
Paradigma des „Engpass-Managers“ im Kampf um die
Wertschöpfungsrente: Es kann sich derjenige Akteur
den Löwenanteil an der Wertschöpfungsrente sichern,
der den „Engpass“ in der Wertschöpfungskette
managt. Im B2C ist das in der Regel der Handel, der
mit den Listungsentscheidungen festlegt, welche
Herstellerprodukte am Point-of-Sale dem Nachfrager
angeboten werden (Handel managt die knappe
Kaufkraft der Nachfrager).
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38
Paradigma der Art der Wertschöpfungsintegration:
In integrierten Wertschöpfungsorganisationen ist
der Verteilungskampf um die Wertschöpfungsrente dahingehend relativ gering, weil die
integrierten („beherrschten“) Akteure relativ wenig
Widerstand gegen das Preisdiktat des
herrschenden Unternehmens aufbringen können
(aber Möglichkeit des „goldenen Käfigs“).
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39
Königsweg zur Lösung der Verteilungsprobleme
in der Wertschöpfungskette: Durch Arbeitsteilung,
Spezialisierung und intelligente Organisationskonzepte (z.B. Just-in-time) werden die
Produktionskosten (einschließlich der
Transaktions- und Divergenzkosten) maximal
gesenkt, so dass die Wertschöpfungsrente
maximal wird.
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40
1.3 Kosten von Markttransaktionen
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41
Transaktionskosten entstehen, weil es keine perfekten
Märkte gibt.
Anbahnung von
Transaktionen
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Durchführen von
Transaktionen
Kontrollieren von
Transaktionen
42
Kosten von Markttransaktionen
Kosten
ex-ante
Transaktionskosten
ex-post
Transaktionskosten
Suchkosten
Kontrollkosten
Kommunikationskosten (Signalling
Costs)
Kontraktvollstreckungskosten
räumliche
Divergenzkosten
zeitliche
Divergenzkosten
Beendigungskosten
Vereinbarungskosten (Kontraktierungskosten)
Absicherungskosten
Opportunitätskosten
für eine nicht mehr
mögliche strategische
Position
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43
Suchkosten entstehen, um Transaktionspartner zu finden, und
Informationen über Produktleistungen sowie offerierte
Transaktionsbedienungen einzuholen und zu verbreiten.
Screening Costs sind Kosten der Anbieter, um sich am Markt
über potentielle Abnehmer kundig zu machen
(Marktforschung).
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44
Kommunikationskosten (Signalling Costs):
Kosten, dem Transaktionspartner den eigenen
Leistungswillen und die eigene Leistungsfähigkeit zu
verdeutlichen: Aus Anbietersicht fällt hierunter vor allem
die Werbung.
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45
Agency Costs sind diejenigen Transaktionskosten, die
auf die Kosten aufgrund von Informationsasymmetrien
zwischen Transaktionspartnern fokussieren.
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46
Agency Costs
Arten
Monitoring
Cost
Überwachungskasten,
um opportunistisches
Verhalten des
Transaktionspartners
entdecken zu können
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Kontraktierungskosten
Kosten für die vertragliche Aushandlung
der Transaktion
(Reduzierung der
Gefahr opportunistischen Verhaltens
durch Vertragsgestaltung): Problem der
ineffizienten Verträge
SignallingCosts
Kosten, dem Transaktionspartner zu
signalisieren, dass man
sich nicht opportunistisch verhalten will
(kosten für Werbung,
Reputationsaufbau
oder Aussenden von
Spence-Signalen)
47
Marktreflex von Transaktions- und Divergenzkosten
effektive Preisuntergrenze
PK
DK
TK
PK: Produktionskosten
DK: Divergenzkosten
TK: Transaktionskosten
Preis
Wohlfahrtsgewinn
customer value
DK
TK
Bruttonutzen
effektive Preisobergrenze
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48
Ziel einer effizienten Gestaltung von
Transaktionsbeziehungen ist, die bei einer
Transaktion anfallenden Transaktionskosten bzw.
Divergenzkosten zu senken.
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49
Transaktionskosten von Hersteller und Nachfrager
Lösungsansätze zur
Reduzierung
Intelligentere
(effizientere)
Organisation der
Transaktionsprozesse
Nutzung von Rationalisierungspotentialen (vor allem in der
Wertschöpfungsorganisation)
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Einschalten von
Absatzmittlern:
Handel
Nutzung der Erfahrung
(Information;
Reputation) in
Geschäftsbeziehungen
Lernen in
Transaktionsbeziehungen
50
1.4 Funktionen des Handels
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
51
Der Handel als Institution muss bestimmte Funktionen
(Dienstleistungen) für Anbieter (Hersteller) und/oder
Nachfrager erbringen, um seine Existenz zu
„rechtfertigen“, d.h. damit Anbieter und Nachfrager ihn
als Absatzmittler (Intermediär) in ihre
Transaktionsbeziehungen einbeziehen.
Senkung von Transaktions- und/oder
Divergenzkosten gegenüber einer
direkten Transaktion zwischen
Hersteller und Nachfrager
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Zusätzliche Wertschöpfung
(Nutzenstiftung aus Sicht der
Nachfrager)
52
Charakteristik des Handels
Fremd erstellte Sachleistung
+
Selbst erstellte Dienstleistung
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53
Funktionen des Handels
Physische
Distribution
Räumliche
Überbrückungsfunktion
Zeitliche
Überbrückungsfunktion
Sortimentsgestaltung
Informationsbeschaffung
Bereitstellung von
Alternativen
Bedarfsermittlung,
Marktinformation
Bereitstellung von
komplementären
Angeboten
Kommunikation/
Beratung
Finanzielle
Transaktionen
VerbundDienstleistungen
Inkasso
Garantien/
Haftungsübernahme
Kreditfunktion
Vorfinanzierung)
Reparaturdienste
Umtausch
Werbefunktion
Entertainment
Quantitative
Überbrückungsfunktion
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Soziale Kontakte
54
Die Funktionen des Handels begründen dessen
Eignung zur Senkung von Transaktions- und
Divergenzkosten von Hersteller und/oder Nachfrager
sowie zur Wertschöpfung aus Sicht des Nachfragers.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
55
Eine Wertschöpfung durch den Handel liegt vor, wenn
der Nachfrager ceteris paribus bereit ist, einen höheren
Preis für ein Herstellerprodukt dem Handel zu
bezahlen, als wenn er das Produkt beim Hersteller
selbst beziehen würde.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
56
Räumliche Überbrückungsfunktion:
Durch Economies of Scale (größere Chargen) fallen
für den Transportweg vor allem „kleinvolumiger“
Waren zwischen Hersteller und Handel geringere
Transportkosten pro Stück (Divergenzkosten) an, als
wenn der Hersteller den Nachfrager direkt beliefern
müsste bzw. der Nachfrager das Herstellerprodukt
„vom Werk“ abholt, selbst wenn der Transportweg
Hersteller-Nachfrager etwas länger ist.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
57
Zeitliche Überbrückungsfunktion:
Saisonale Produktion und nicht saisonaler Konsum:
Ausgleich durch den Handel.
Ausgleich durch Lagerhaltung
des Handels:
Economies of Scale bei
Lagerhaltung
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Internationale Beschaffung:
Beschaffungsvorteile des
Handels durch bessere
Marktkenntnis und günstigere
Bezugspreise
58
Baligh-Richartz
Kontakte ohne Handel
Kontakte mit Handel
Nachfrager
m=5
Anbieter
n=5
Nachfrager
m=5
Anbieter
n=5
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
m*n=25
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
x
x
m+n=10
Kontaktreduktion:
m*n-(m+n)=15
59
Transaktionskostenersparnis durch die Einschaltung eines Handelsbetriebes
m
n
m*n
m+n
3
3
9
6
3
5
5
25
10
15
10
10
100
20
80
100
100
10.000
200
9800
100
1000
100.000
1.100
98.900
...
...
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
...
...
(m*n)-(m+n)
...
60
One-Stop-Shopping:
Reduzierung von Divergenzkosten dadurch, dass der
Nachfrager in einer Einkaufsstätte (in einem
Einkaufsgang) eine Vielzahl von heterogenen Waren
erwerben kann.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
61
Qualitative Überbrückungsfunktion:
Handel nimmt eine Sortimentsbildung für den
Nachfrager vor.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
62
Bereitstellung komplementärer Angebote:
In der Regel will der Nachfrager nicht nur ein einzelnes
Produkt beschaffen, sondern ein Konsumproblem
lösen (z.B. Versorgung des täglichen Bedarfs). Was
eine Beschaffung einer Vielzahl heterogener Waren
erfordert: Wertschöpfung des Handels durch
Zusammenstellung optimaler Problemlösungen durch
Kombination von verschiedenen, komplementären
Produkten (Übernahme der Konstruktion von
Problemlösungen durch Handel).
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
63
Kommunikations- und Beratungsfunktion: Eine direkte
Kommunikation zwischen Hersteller und Nachfrager
geswtaltet sich möglicherweise schwierig.
Inkompatible Sprache:
Handel übersetzt (Fachchinesisch) des
Herstellers im Beratungsgespräch in
Alltagssprache, die dem Nachfrager
verständlich ist: bessere Beratungsleistung
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Economies of Scale bei der Beratung
64
Werbefunktion des Handels:
Handel besitzt gegenüber dem Hersteller bei
Kundenberatung eine höhere Reputation
(häufigerer Kundenkontakt, keine Favorisierung
eines spezifischen Herstellerprodukts) und eine
höhere Beratungskompetenz (größeres Sortiment
aus substitutiven und komplementären Produkten).
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
65
Verbunddienstleistungen führen zu einem „System
Selling“ der Herstellerprodukte (Zusatzleistungen
zum Herstellerprodukt) bzw. zu einem „Added
Value“ der Herstellerprodukte.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
66
Wertschöpfung des Handels
Matching
Aggregation
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Facilitation
Riskreduction
Services
67
Matching-Funktion des Handels:
Handel führt geeignete Transaktionspartner auf
Hersteller- und Nachfragerseite mit geringen
Transaktionskosten oder höherer Nutzenstiftung
zusammen.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
68
Facilitation-Funktion des Handels:
Handel erleichtert auf Nachfragerseite die
Kaufentscheidung und auf Herstellerseite die
Vermarktung der Produkte.
Universität Greifswald
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69
Risk Reduction-Funktion
Ansatzpunkte
Komplementäre
Angebote
Beratung/
Werbefunktion
Kommunikation
Universität Greifswald
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Qualitätssicherheit
70
Risikoreduktion durch den Handel:
Händler kann es sich nicht erlauben,
„schlechte Waren“ anzubieten, da er
ansonsten seine aufgebaute Reputation
verliert. Er hat dadurch ein Interesse an
qualitativ guten Waren.
Universität Greifswald
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71
In der Praxis werden viele Handelsfunktionen unter
dem Begriff „Convenience“ zusammengefasst:
Attraktive Sortimentszusammenstellung,
Beratung/Kommunikation, Risikoreduzierung,
Entertainment
Für diese „Convenience“ sind zumindest manche
Nachfrager (Convenience Shopper) bereit, einen
Preisaufschlag zu bezahlen.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
72
Problem der Convenience-Funktion des Handels:
Nachfrager haben für Convenience-Aspekte keine so
große Nutzenstiftung mehr.
Nachfrager mit geringem Kaufrisiko
(Experten, geringe Qualitätsanforderungen)
haben keine Wertschätzung gegenüber
Risikoreduzierungsfunktion des Handels:
Präferenz niedrigpreisiger Handelsbetriebsformen (Verbrauchermarkt; factory-outletCenter): Preishybrider Käufer
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Einkauf im Internet (E-Commerce)
bietet alternative ConvenienceErlebnisse
73
Produktivität des Handels
PK
TK
TK
PR
Wohlfahrtsgewinn
ohne Handel
CV
Preis
PK
TK
Produzentenrente
mit Handel
PR`
Listenpreis
Endverbraucherpreis
TK
PR``
PR`
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
PR``
Kosten des
Handels
Erhöhung des
Bruttonutzens
Transaktionskosten
mit Handel
CV`
CV`
Wohlfahrtsgewinn
mit Handel
74
Win-win-win-Situation durch Einschaltung des
Handels: Selbst wenn dem Handel für die Ausübung
seiner Funktionen Kosten entstehen, die den
Wohlfahrtsgewinn verringern, kann sich für alle drei
Parteien eine vorteilhaftere Situation als ohne Handel
ergeben (höhere Produzentenrente für Hersteller,
höhere Konsumentenrente für Nachfrager;
Produzentenrente für Handel).
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Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
75
Grenzen der Einschaltung des Handels
Konstellation
Handel wird von Hersteller und/
oder Nachfrager nur dann als
Absatzmittler eingeschaltet, wenn
sich beide besser stellen:
Zumindest ein Teil der eingesparten
Transaktionskosten muss durch
entsprechende Listen- bzw.
Endverbraucherpreise an Hersteller
bzw. Nachfrager weitergegeben
werden
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Handel muss ausgehend von
seinen Kosten für die Funktionsausübung bei einer spezifizierten
Differenz von Endverbraucherund Listenpreis zumindest über
sein Gesamtsortiment eine
Produzentenrente erzielen
76
Transaktionskostensenkung durch Handel
Determinanten
Spezifität
der
Erzeugnisse
Zahl der
Anbieter
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räumliche/
zeitliche
Divergenz
Kommunikationsbarrieren
Hersteller
Nachfrager
Verbundnachfrage
Wert der
Produkteinheit
77
Handel bietet standardisierte Problemlösungen an:
Er kann nur dort Transaktionskosten einsparen oder
wertschöpfend tätig sein, wo Erzeugnisse so
unspezifisch (standardisierbar) sind, dass kein
unmittelbarer Kontakt zwischen Hersteller und
Nachfrager für eine Transaktion erforderlich ist.
Spezifische Produkte werden
seltener gekauft:
Hohe Lagerhaltungskosten für
Handel (Ladenhüter)
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Bei spezifischen Produkten
genügt den Nachfragern die
„Standard“-Beratungsleistung des
Handels nicht mehr
78
2. Relationship-Marketing und Customer
Relationship Management
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79
2.1. Transaktionstypen zwischen
Hersteller und Abnehmer
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80
Transaktionstypen beschreiben typische
Vermarktungssituationen (Transaktionsbeziehungen) von
Produkten, die mit spezifischen Rahmenbedingungen,
Macht-, Informations-, Rollenbeziehungen und Zielsetzungen
der Transaktionspartner sowie Marketing-Konzepten oder
Organisationskonzepten im Vertrieb verbunden sind.
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81
Koordinationsmechanismen in Transaktionsbeziehungen
Bei
Spezifität und Unsicherheit in der Transaktionsbeziehung
Marktliche
Einzelkontrakte
Rahmenvereinbarungen
Marktnahe
vertragliche
Bindungen
(Netzwerk)
Hierarchische
vertragliche
Bindungen
Eigenerstellung
Markt
Kooperation
Hierarchie
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82
Koordinationsmechanismen
Arten
Marktmechanismen
Kooperation
Preismechanismus
(Marktpreise)
gemeinsames leistungswirtschaftliches Sachziel
Selbstständigkeit
der Akteure
Zusammenlegung von
Ressourcen zur Erzielung
von Synergien und zur
stärkeren Spezialisierung
freiwillige Einschränkung der
eigenen Entscheidungsfreiheit
und des Marktpreismechanismus
Hierarchie
Koordination durch
einheitliche Leitung mit
bindenden Anweisungen
interne Verrechnungspreise
Machtgefälle:
Untergeordneter Akteur
verliert Entscheidungsfreiheit
Akzeptanz wechselseitiger
Abhängigkeiten
Akzeptanz von Vorleistungen
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83
Marktnähe impliziert, dass die Existenzberechtigung eines
Netzwerks sich danach bemisst, ob die vertraglichen
Bindungen ein besseres Ergebnis als der reine
Marktmechanismus für die Kooperationspartner bringen.
Markennähe beinhaltet damit ferner, dass die InputLeistungen der Kooperationspartner und der Output
(Ertrag aus der Kooperation) für einen
Kooperationspartner mit potentiellen Ergebnissen des
Marktmechanismus verglichen werden kann: Leistungen
zwischen den Kooperationspartnern werden mit
(Marktpreis-)vergleichbaren Preisen verrechnet.
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84
Vertragliche Vereinbarungen binden den
Transaktionspartner: Reduzierung der Unsicherheit.
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85
Transaction und Relationship Orientierung
Merkmale der Transaction Orientierung
Buying
- Kunden treffen ihre Kaufentscheidung von
Fall zu Fall
neu: vorangegangene Markttransaktionen
haben keinen Einfluss auf bestehende
Transaktionen
Selling
- es steht die einzelne Transaktion im
Vordergrund (Episode) ohne
Berücksichtigung von Carry-OverEffekten
- one-shot-Marketing
- Variety Seeking als Verhaltensmotiv
- Einzeltransaktion aufgrund des spezifischen
Produktbedarfs
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86
Transaction und Relationship Orientierung
Merkmale der Relationship Orientierung
Buying
Nachfrager zeigen ein ausgeprägtes
Bindungsverhalten gegenüber
Elementen der Anbieterseite
(Wiederholungskäufe).
die vorangegangenen
Markttransaktionen haben Einfluss
auf die bevorstehende Transaktion
(Spill-over-Effekt).
Selling
Anbieter hat Interesse am
Wiederholungskauf seiner Kunden
Aufbau von Kundenbindung
kein Hit-and-Run-Denken
Transaktion wird nicht mehr
episodenhaft, sondern ganzheitlich
über längeren Zeitraum gesehen
Investition in die Geschäftsbeziehung
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87
Relationship Selling: Ziel ist die
Kundenbindung (Stammkundenbindung)
an den Hersteller/ Händler.
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88
Relationship Buying
Ausprägungen
Markentreue
Lieferanten/
Geschäftsstättentreue
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Personentreue
System/
Technologietreue
89
Mismatch von Buying und Selling
• Transaction Buying und Relationship Selling:
Effizienzverluste des Marketingeinsatzes: Der Kunde wünscht keine
Bindung, aber der Anbieter führt Kundenbindungsmaßnahmen durch
Vergeudete Ressourcen: Investitionen in die Kundenbindung zeigen
keine höhere Rendite als Transaction Selling.
• Relationship Buying und Transaction Selling:
Effektivitätsverlust: Kunde wünscht Bindung, aber der Anbieter
‚antwortet‘ mit episodenhaftem Denken.
Marketing ist nicht effektiv und lässt sich Gewinnpotential entgehen.
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90
Transaktionstypen zwischen Hersteller und Abnehmer
EinzelTransaktion
ProjektMarketing
TransactionMarketing
Brand
Management
Focus
Wiederkauf
Key Account
Marketing
Fokus
Einzelkunde
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RelationshipMarketing
Fokus
Marktsegment
91
Brand Management: Aufbau einer ‘Beziehung‘ zwischen
Nachfrager und Marke, da zwischen Hersteller und Nachfrager
aufgrund der Anonymität der Transaktionen, Distanz und
Zwischenschaltung des Handels, eine direkte
Geschäftsbeziehung nicht möglich ist.
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92
2.2. Denkphilosophie des Relationship Marketings
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93
Companies don´t make purchases;
they establish relationships.
Kotler
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94
Relationship-Marketing: Beide
Transaktionspartner sind an einer
Bindung interessiert:
Relationship Buying meets
Relationship Selling
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95
Relationship Marketing
Denkphilosophie
Längerfristige
Geschäftsbeziehung
(Aufbau von Kundenbindung)
Interaktive
Geschäftsbeziehung
Hervorhebung von
personenbezogenen
Aspekten
Spezifisches
institutionales
Arrangement bei
relationalen
Verträgen
Gezielte Auswahl
von Transaktionspartnern
Denken in Problemlösungen
keine kurzfristige Maximierung der
Produzentenrente
Nachkaufmarketing
Bereitschaft zu spezifischen Investitionen
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Transaktion als sozialer
Austauschprozess
Schaffung von Commitment
und Reputation
96
Der Fokus des Relationship Marketings liegt auf dem
Schaffen von Stammkunden durch Aufbau eines
akquisitorischen Potentials.
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97
Das akquisitorische Potential (nach Gutenberg) ist
ein Denkkonstrukt, das einem Anbieter gegenüber
den Kunden einen monopolistischen Spielraum
eröffnet.
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98
Relationship Marketing und Preis-Absatz-Funktion
x
p
p`
p``
monopolistischer Bereich
Aufgrund akquisitorischen Potentials
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99
Das Denkkonzept des akquisitorischen Potentials ist ein
Vorläufermodell des Relationship Marketings.
Universität Greifswald
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100
Charakteristik einer Geschäftsbeziehung
Eine Geschäftsbeziehung ist eine Folge von
Markttransaktionen zwischen Nachfragern, die
eine planmäßige (gezielte; beabsichtigte)
Verknüpfung von Transaktionen zum Inhalt hat.
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101
Sales Cycle Management
Phasen
Pre-Sales -
Sales -
After-Sales -
Re-Sales -
Transaktionsepisode
Kontakte (Touchpoints)
mit dem Kunden
Universität Greifswald
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102
Nach dem Kauf ist
vor dem Kauf.
Universität Greifswald
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103
Eine Geschäftsbeziehung besteht aus einer Vielzahl
sich aneinander anschließender Sales-Cycles mit
einem Kunden.
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104
Eine längerfristige Geschäftsbeziehung
wird durch Bindung des Kunden an den
Anbieter erreicht: Das ist mehr als die
bloße Aneinanderreihung vom
Wiederholungskäufen beim gleichen
Anbieter.
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105
Eine Geschäftbeziehung ist ein
Marketing Asset.
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106
Assets are ressource
endowments that a firm has
accumulated overtime, and that
can be deployed for creating
value for the owner of the asset.
Day (1994)
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107
Denken in Problemlösungen
Ansatzpunkte
Produktangebote
für zeitlich/situativ
Wechselnden
Bedarf
Des Kunden
Kundenspezifische
Angebote aufgrund
Einer Analyse der
Kaufgeschichte:
O2O-Marketing
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Angebot
Komplementärer
Produkte
System
Selling
108
Nachkaufmarketing umfasst sämtliche
Marketingaktivitäten, die innerhalb der
Nachkaufphase (After-Sales-Kontakte) einsetzen
oder ihre Wirkung entfalten und darauf gerichtet
sind, das Konsum-/Gebrauchserlebnis auch nach
dem Kauf positiv zu gestalten, um dadurch den
Käufer dauerhaft zufrieden zu stellen und damit
einen Beitrag zur Kundenbindung zu leisten.
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109
Nachkaufmarketing im Rahmen des
Relationship Marketings:
Zielsetzung ist die Schaffung eines Mehrwerts, der erst
nach der Transaktion kreiert wird.
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110
Instrumente des Nachkaufsmarketing
NachkaufmarketingMix
After-SalesService
Beschwerdemanagement
Auslieferung
Installation
Wartung
Reparatur
Kundenschulung
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NachkaufKommunikation
Gebrauchsanweisung
Nachkaufwerbung
Kundenkontaktprogramme
Redistribution
Vollständige/
Partielle Produktrücknahme
Recycling
Entsorgung
Nachkaufberatung
111
Ziele des Nachkaufmarketings
Zieldimensionen
Vorökonomische Nachkaufziele
Erzielen von Kundenkontakten nach
der Transaktion
Schaffung von Konsum/Gebrauchszufriedenheit
Schaffung von
Beschwerdezufriedenheit
Ökonomische Nachkaufziele
Reduzierung von Nachkaufkosten
Reduzierung der Marketingkosten im
nächsten Sales Cycle
Leistungen sind Teil des System Selling
bzw. eigenständige Geschäftsfelder
(integrierte Wertschöpfung)
Abbau von Nachkaufdissonanzen
Schaffen von Kundenbindung
Positives Unternehmens/Markenimage
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112
Das Beschwerdemanagement umfasst alle
proaktiven und reaktiven Maßnahmen, die das
Unternehmen schriftlich oder mündlich artikulierten
(claimer) als auch nicht-artikulierten (non-claimer;
z.B. Anbieterwechsel; negative eWom)
Beschwerden von Kunden ergreift.
Reklamation: es bestehen
kaufrechtliche Ansprüche
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sonstige claimer
non-claimer
113
Ansatzpunkt des Beschwerdemanagement
Input des
Nachfragers
Soll- Ist
Vergleich
Commitment
Zufriedenheitsurteil
Zufriedenheitsurteil
Response
Vertrauen
Maßnahmen im
‚Nachklang‘ der
Hauptleistung
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114
Beschwerdemanagement (I)
Ziele
(Wieder-)Herstellung von
Kundenzufriedenheit
durch Schaffen von
Beschwerdezufriedenheit
Minderung sonstiger
negativer Folgen von
Unzufriedenheit (z.B.
negative WoM)
Auswertung und
Nutzung der in
der Beschwerde
enthaltenen
Informationen
Schwächeanalyse
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115
Beschwerdemanagement (II)
Phasen
Beschwerdestimulierung:
Umlenkung nichtartikulierter in
artikulierte Beschwerden
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Beschwerdebearbeitung
Beschwerdeauswertung
BeschwerdeControlling
116
Der Verzicht auf eine kurzfristige
Maximierung des
Kundendeckungsbeitrags stellt eine
Investition in die Geschäftsbeziehung
dar.
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117
Charakter einer Investition
Eine Investition ist das Inkaufnehmen eines
sicheren Nachteils jetzt in der Erwatung eines
unsicheren zukünftigen Vorteils.
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118
Typologisierung von Investitionen
eigenveranlasst
drittveranlasst
reversibel
wieder
verwendbar
nicht reversibel
oder wiederverwendbar
X
X
X = Spezifische Investitionen
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119
Drittveranlasste Investitionen
sind der Kauf der Eintrittskarte,
um in eine Geschäftsbeziehung
eintreten zu können.
Universität Greifswald
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120
Spezifische Investitionen sind Investitionen
in eine Transaktionsbeziehung, die bei
Wegfall dieser Transaktionsbeziehung
wertlos sind.
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121
Spezifische Investitionen und sunk costs
Schutz vor sunk costs
Investitionsersatzanspruch
Ausgleichsansprüche
nur bei sog. „drittbestimmten“ Investitionen nachträglich einklagbar
Universität Greifswald
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122
Spezifische Investitionen in Geschäftsbeziehungen
Arten
Inkaufnahme
ungeplanter/
ungedeckter
Mehrkosten (z.B.
Kulanz;
Gefälligkeiten)
Kosten der
direkten
Beziehungspflege
Verzicht auf
vollständige
Ausnutzung des
preispolitischen
Spielraums
Faktorspezifität
- Standort
- Humankapital
- Sachkapital bzw.
zweckgebundenen
Sachwerte
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123
Interaktive Geschäftsbeziehung
Ansatzpunkte
dialogorientierte
Beziehungsqualität
Beschwerdemanagement
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institutionalisierte
Kundenbetreuungs-/
KundenkontaktProgramme
Einbindung der Kunden
in Innovationsprojekte
oder gemeinsame
Erarbeitung von
Problemlösungen:
„working together“
124
Die organisatorische Abwicklung der interaktiven
Geschäftsbeziehung findet im Customer
Interaction Center (CIC) statt.
Universität Greifswald
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125
Sales Cycle Analyse: Wann wird/will der Kunde
ein Produkt wiederbeschaffen?
Der Kunde soll vom Unternehmen kontaktiert
werden, bevor der Kunde zum Unternehmen
kommt!
Universität Greifswald
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126
(Kommunikationsorientiertes) Nachkaufmarketing:
Nach der Transaktion ist vor der Transaktion.
Universität Greifswald
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127
Kundenkontaktprogramme
Charakteristik
regelmäßige Kundenansprache
den Kommunikationsfaden
nicht abreißen lassen
Überbrückung von langen Kontaktpausen
nach der Transaktion
institutionalisierte Kundenansprache zu festen Zeitpunkten der Transaktion
spezifischer Informationsbedarf des Kunden im Rahmen der Produktnutzung
Herausfiltern eines (vermuteten) Informationsbedarfs aus der Kundendatenbank
Universität Greifswald
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128
Kundenclubs
Arten
VIP-Club
Fan-Club
exklusive
Zusatz- und
Serviceleistungen
emotionale Bindung
an Marke /
Unternehmen
Förderung eines
elitären Kreises
(Wir-Gefühl)
Partnerschaftliches
Denken
Product-InterestClub
gegenseitiger
Erfahrungsaustausch der
Nutzer (Mitglieder)
KundenvorteilsClub
Gewährung von
finanziellen Anreizen
(Wechselbarrieren)
Erhöhung der
Kauffrequenz der
Mitglieder
Commitment
Universität Greifswald
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129
Kontaktmanagement (Hospitality Management):
Maßnahmen im Relationship Marketing, um
Customer Touch Points (Kundenkontakte) ohne
primären Transaktionsbezug mit hohem
Unterhaltungscharakter oder CommitmentCharakter zu schaffen (z.B. Einladung zum
Geschäftsessen, Golfturnier, zu sportlichen oder
kulturellen Ereignissen oder Aufmerksamkeiten zu
persönlichen Anlässen).
Universität Greifswald
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130
Reputation is an
exchange partner‘s
reliability and integrity.
Universität Greifswald
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131
Reputation des Anbieters
schafft Vertrauen beim
Nachfrager.
Universität Greifswald
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132
relationale Verträge
Charakteristik
es lassen sich nicht
alle Eventualitäten
ex-ante vertraglich
festlegen
Vertrag ist immer ein
mehr oder weniger
weiter Mantel bzw.
Rahmen mit Lücken
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
asymmetrischer
Informationsstand über
zukünftige Entwicklung
Gefahr von
opportunistischem
Verhalten
133
Lösungsmöglichkeiten bei relationalen Verträgen
Arrangements
Streben nach
möglichst
vollständigen
Verträgen
Gerichtliche
Lösungen
explizite Nachverhandlungen
implizite
Verträge
Setzen von
Incentives
langfristige Verträge
Selbstverpflichtungen
Reputation /
Commitment
reziproker Altruismus
Universität Greifswald
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134
implizite Verträge:
„Abwarten und Schauen, was eintritt: Wir finden
dann schon eine für beide Seiten
zufriedenstellende Lösung.“
Universität Greifswald
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135
Vertrags- versus Vertrauensmanagement
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Lenin
Kontrolle ist teuer und motivationshemmend,
Vertrauen ist kostengünstiger und
motivationssteigernd.
Institutionenökonomie
Universität Greifswald
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136
Gezielte Auswahl von Transaktionspartnern
Ansatzpunkte
Differenzierungsstrategie
(Selective Selling)
Selektives Relationship Marketing
Kundenspezifische Problemlösungen
Selective Advertising und
Direktmarketing
Selective Pricing
Universität Greifswald
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137
Die zentrale ökonomische Beurteilung des
Relationship Marketing lautet: Wird mit der
Geschäftsbeziehung langfristig ein positiver
Kapitalwert erwirtschaftet (abdiskontierter
Einzahlungsüberschuss)? Lohnen sich damit die
Investitionen in den Aufbau und die Pflege der
Geschäftsbeziehung?
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
138
Selektives Relationship Marketing:
Die Allokation der Marketingressourcen orientiert sich am
Kundenpotential. Je höher das vermutete
Kundenpotential ist, desto höher ist die
Beziehungsintensität ausgeprägt.
Universität Greifswald
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139
Investition in eine Geschäftsbeziehung aus Sicht des Strafrechts
§ 299 StGB: Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr
(1) Wer als Angestellter oder Beauftragter eines geschäftlichen Betriebes im
geschäftlichen Verkehr einen Vorteil für sich oder einen Dritten als
Gegenleistung dafür fordert, sich versprechen läßt oder annimmt, daß er
einen anderen bei dem Bezug von Waren oder gewerblichen Leistungen im
Wettbewerb in unlauterer Weise bevorzuge, wird mit Freiheitsstrafe bis zu
drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
FRXVUSDE
(2) Ebenso wird bestraft, wer im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des
Wettbewerbs einem Angestellten oder Beauftragten eines geschäftlichen
Betriebes einen Vorteil für diesen oder einen Dritten als Gegenleistung
dafür anbietet, verspricht oder gewährt, daß er ihn oder einen anderen bei
dem Bezug von Waren oder gewerblichen Leistungen in unlauterer Weise
bevorzuge.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten auch für Handlungen im ausländischen
Wettbewerb.
Universität Greifswald
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140
2.3. Die Bindung des Kunden als Marketingproblem
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
141
Customer Loyalty
Customer Loyalty: A deeply held
commitment to re-buy or re-patronize a
preferred product or service in the future,
despite situational influences and
marketing efforts having the potential to
cause switching behavior.
Stammkunden
Laufkunden
Kotler et al. (2009)
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Kundenbindungstheorien
Theorieansätze
Soziale
Austauschtheorie
- AnreizBeitragsverhältnis
Interaktionsorientierter Ansatz
- Hervorhebung von
psychologischen/
emotionalen
Bindungen (z.B.
Zufriedenheit;
Commitment)
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Lerntheorie/
Risikotheorie
- Verhaltenswissenschaftliche
Begründungen
(Einstellung;
Risikowahrnehmung)
Transaktionskosten
theorie
- Rationale
Kostenkalküle
143
Höhe der Transaktionskosten in einer Transaktion
Determinanten
Häufigkeit
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Unsicherheit
Spezifität
144
Dimensionen der Kundenbindung
Kundenbindung
Zufriedenheit
Gebundenheit
Verbundenheit
Kundenvertrauen
Commitment
nicht wechseln können
Wechselbarrieren
resignative Loyalität
Pseudoloyalität
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
nicht wechseln wollen
zustimmende Loyalität
145
Kundenbindung als Verbundenheit
Kundenbindung ist ein System von
Aktivitäten des Anbieters zur Verbesserung
des Transaktionsgeschehens (Interaktion und
Atmosphäre) auf der Grundlage positiver
Einstellungen der Kunden und daraus
resultierender Bereitschaft zu Folgekäufen.
Diller (1996)
Universität Greifswald
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146
Freiwillige Wechselbarrieren und akquisitorisches Potential
akquisitorisches Potential (Gutenberg)
Qualität der
Produkte
Image
Gefahr der geringeren
Bruttonutzenstiftung bei
Wechsel des Anbieters
Service
Vertriebsleistungen
Reputation
Nicht rationale
Elemente
commitment
Transaktionskosten
Wechselbarrieren
Universität Greifswald
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147
Wechselkosten
Wechselkosten umfassen alles, was der Käufer
im Hinblick auf den Wechsel eines ‚Elements
der Anbieterseite‘ (z.B. Marke, Hersteller,
Lieferant) als anstrengend, unangenehm,
riskant oder aufwendig empfindet: alle
monetären und nicht-monetären Kosten des
Wechsels.
Universität Greifswald
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148
Das Konzept der Wechselkosten
Arten
Direkte
Kosten
W
A/ N
  U  k
T
t 0
At
Opportunitätskosten
sunk costs
At
  U
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Nt
k
1  i 
t
Nt
k
  I  I
T
A/ N
t 0
Nt
1  i 
t
At
149
augmentierte Bindungsstrategie:
Gebundenheitsstrategien mit
Verbundenheitskomponenten kombinieren.
Universität Greifswald
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150
Hemmnisse der Selbstverstärkung einer Geschäftsbeziehung
Gründe
Wechsel der
Technologie
Wandel der
strukturellen
Rahmenbedingungen
Universität Greifswald
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Wandel der
Kundenbedürfnisse
Leistungsabfall des
Anbieters
Personenwechsel
Auftreten
von Opportunismus
151
2.4. Customer Relationship Management
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152
Customer Relationship Management (CRM)
Customer Relationship Management (CRM)
umfasst sämtliche Managementprozesse, die sich auf
den Aufbau, Ausbau oder der Reaktivierung
von profitablen Kundenbeziehungen
unter Einsatz moderner
Informations- und Kommunikationssysteme beschäftigen.
Bruhn (2001)
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153
Customer Relationship Management
Relationship Marketing
CRM
Einsatz von
Informations- und
Kommunikationstechnologien zur Effizienzsteigerung in der Kundenbeziehung
Universität Greifswald
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Kundenwertmanagement
154
Customer Relationship Management (CRM) [Kundenbeziehungsmanagement]
Charakteristika
systematische Gestaltung der Kundenbeziehungen in allen Phasen des
Kundenlebenszyklus: Relationship Marketing ist nur ein Teilbereich, der sich auf die
Kundenbindung konzentriert.
Unterstützung der operativen Marketingmaßnahmen bezogen auf die
Kundenbeziehungen mit verlässlichen Daten (Customer Intelligence):
Einsatz von CRM-Software: Ziel ist, die Aufmerksamkeit in Beziehungen mit einem
hohen Kundenwert zu konzentrieren (Interessen- und Bindungsmanagement),
Gefährdungsphasen in der Kundenbeziehung zu identifizieren und ein effizientes
Rückgewinnungsmanagement zu betreiben.
Universität Greifswald
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155
Relationship Marketing
Die Kosten, einen Kunden zu gewinnen, sind
fünfmal höher als einen bestehenden Kunden
zum Kauf zu bewegen.
Praxisweisheit
5 % Senkung der Abwanderungsrate bei
Dienstleistungskäufern bringen eine
Gewinnerhöhung von 85 %.
Praxisweisheit
Universität Greifswald
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156
Ziel des Customer Relationship Management ist
nicht die Maximierung des Marktanteils, sondern die
Maximierung des „Share of Wallet“ (anteilige
Kaufkraft des Kunden, die beim Unternehmen
verbleibt): Maximierung der Kundenprofitabilität.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
157
Das Customer Relationship Management will
höhere Gewinne bzw. Kundendeckungsbeiträge
durch Schaffung von Mehrwert beim Kunden
(höhere Kundenzufriedenheit) erreichen.
(Königsweg im Marketing)
Universität Greifswald
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158
Zielprofil Customer Relationship Managements
Zieldimensionen
größere
Verhandlungserfolge
Erhöhung der
Beziehungssicherheit
„MarketingSpielraum“
Obligo als
Marktaustrittsbarriere
geringere
Notwendigkeiten
von Sicherheiten
Markteintrittsbarrieren
Absatzsicherheit
Steigerung der
Interaktionseffektivität
Datengewinnung
über den Kunden
geringere (Marketing-)
Transaktionskosten
durch Lerneffekte
Effizientere Abwicklung
der Transaktionen
Unmittelbare Absatzeffekte
positive WOM
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
159
Der Aufbau eines akquisitorischen Potentials, das
zur Kundenbindung führt, erlaubt dem Anbieter
einen größeren Marketing-Spielraum: Durchsetzen
von Preiserhöhungen (geringere Preissensibilität der
Nachfrager) und/oder größere Kulanz der
Nachfrager bei „Marketingfehlern“, ohne dass es
zum Abbruch der Geschäftsbeziehung kommt.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
160
In einer Geschäftsbeziehung, die durch Offenheit und
Vertrauen gekennzeichnet ist, fordern beide
Transaktionspartner keine so großen „Sicherheiten“:
Deshalb nimmt der Bedarf an Absicherungen für das
„Transaktionsrisiko“ (z.B. explizite Verträge,
Risikoüberwälzung auf Versicherungen,
Preisnachlässe) ab, es reduziert sich die Notwendigkeit
für das Aussenden von Spence-Signalen und es sind
keine großen Selbstbeschränkungen für das
Signalisieren, sich nicht opportunistisch verhalten zu
wollen, erforderlich.
Universität Greifswald
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161
Unmittelbare Absatzeffekte im CRM
Absatzeffekt
Intensivierung der
Kaufmenge
Verkürzung des
Wiederkaufintervalls
Erhöhung der Lieferquote
bei einem Produkt
(Vorzugslieferant)
Universität Greifswald
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Up-Grading
Erwerb qualitativ und
preislich höherwertiger
Produkte
Erwerb von
Zusatzpaketen, die
Leistungspotenzial
erhöhen
Cross-Selling
Erwerb von
(komplementären)
Zusatzleistungen des
Anbieters
(Abdecken der kompletten
Problemlösung)
162
Beziehungsintensität
(z.B. Kundenwert)
Der Kundenbeziehungs-Lebenszyklus
(Degenerationsphase)
Anbahnungsphase
Interessentenmanagement
GeSozialisa- Ge- Wachstumsfährtionsphase fährphase
dungsdungsphase
phase
Reifephase
Kundenbindungsmanagement
Gefährdungsphase
Revitalisierungsphase
Kündigungsphase
Zeit
Abstinenzphase
Rückgewinnungsmanagement
Quelle: Stauss (2000)
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163
Phasenbezogenes Kundenmanagement (Customer Relationship Management)
(CRM)
Managementaufgaben
ZufriedenheitsCommitmentmanagement
Interessenmanagement
Neukundenmanagement
Anbahnung Festigung von
von neuen GB neuen GB
Kündigungspräventionsmanagement
Beschwerdemanagement
Stärkung von
stabilen GB
Stabilisierung
gefährdeter GB
von unzufriedenen
Kunden
Kundenbindungsmanagement
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Revitalisierungsmanagement
Kündigungsmanagement
Verhinderung
von
Kündigungen
Rücknahme
von
Kündigungen
Wiederanbahnung
von GB
Rückgewinnungsmanagement
164
Strategien und Maßnahmen im Kundenbeziehungslebenszyklus
Phasen im Kundenlebenszyklus
Strategien
Instrumente
Kundenakquisition
Überzeugung
- Kommunikation
- Qualitätsgarantien
- Preis als Qualitätsindikator
Stimulierung
- Sonderangebote
- Leistungsproben
Sozialisationsphase
Eingewöhnung
- Markenkonstanz
- Servicenummern
- Kundenschulung
Wachstumsphase
Individualisierung
- Kundenintegration
- Value Added Services
Cross Selling
- Qualitätsorientierung
- Preisorientierung
Aufbau von Wechselbarrieren
- Ökonomische Barriere
- Technisch-funktionale-Barriere
- Vertragliche Barriere
Effizienzsteigerung
- Standardisierung
- Absatzsteigerung
Fehlerkorrektur
- Leistungsnachbesserung
- Ersatzleistung
- Kundenschuldung
- Entschuldigung
- Preisnachlässe
Kunden-bindung
Anabahnungsphase
Reifephase
Kundenrückgewinnung
Gefährdungsphase
Wiedergutmachung
Auflösungsphase
Überzeugung
- Preisnachlässe
- Leistungsindividualisierung
Stimulierung
Bruhn/ Hadwich (2006)
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165
Kennziffern zur Bestimmung der Kundenlebenszeit
Retentionsrate
= % der Kunden am Jahresende, die am
Jahresanfang bereits Kunden waren
Abwanderungsquote
= 1- Retentionsrate
Churn-Quote :
Anzahl aller beendeten Kundenbezi ehungen in t
Gesamtzahl der Kunden am Jahresende
Halbwertszeit
Kundenstamms
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: Länge des Zeitraums, in dem 50% des
ursprünglichen (heutigen)
abgewandert sind
166
Nichts ist so schmerzlich, wie
einen guten Kunden zu verlieren!
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167
Kundenfluktuation
Kundenfluktuation ist einer
der größten Kostentreiber der
Marktbearbeitung.
Praxisweisheit
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168
Kündigungsmanagement I
Das Kündigungspräventionsmanagement
re-erfindet Managementtechniken von
„Tante Emma“.
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169
Kündigungspräventionsmanagement II
Das Kündigungspräventionsmanagement
beschäftigt sich mit Kunden, deren Beziehung
zum Anbieter nicht mehr stabil ist. Es versucht,
diese Kundenbeziehungen zu identifizieren
und die drohenden Kündigungen zu
verhindern.
Michalski (2006)
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170
Kündigungspräventionsmanagement III
Kündigungspräventionsmanagement: Anforderung an
das Marketingmanagement, typische „Bruchstellen“
einer Geschäftsbeziehung zu identifizieren bzw.
Frühwarnindikatoren hierfür zu finden, um mit gezielten
präventiven Maßnahmen der Kündigung
zuvorzukommen.
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171
Lost-Order-Analyse: Analyse von
Gründen/Ursachen, warum trotz Pre-SalesTouchpoints (Sozialisationsphase) oder bereits
aufgetretenen Transaktionen (Gefährungsphase)
keine Transaktion zustande gekommen ist bzw.
die Geschäftsbeziehung gekündigt wurde.
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172
Analyse von Kündigungsgründen
Abwanderungsgründe
Unternehmensbezogene
Gründe
Wettbewerbsbezogene
Gründe
Kundenbezogene
Gründe
Fehler im
Leistungsangebot
Überlegene
Konkurrenzangebote
Gewandelter Bedarf
Fehler in
Kundeninteratkion (z.B.
Freundlichkeit;
Termintreue;
Beratungskompetenz)
Direkte
Abwerbungsversuche
(Werbedruck)
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Veränderungen in der
Lebenssituation (z.B.
Wohnungswechsel
durch Berufswechsel
173
Switching-Path-Analyse
Switching-Path-Analyse:
Identifizierung/Untersuchung von critical incidents
bzw. Ereignissen, die bei Kundenabwanderungen im
Vorfeld typischerweise (überzufällig häufig)
aufgetreten sind: Was sind die „Stolpersteine“ in der
Kundenbeziehung bzw. dies sind auch
Frühwarnindikatoren.
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174
Kündigungspräventionsstrategien
Ansätze
Anreizstrategie
Gefährdeten
Kunden werden
kleine Anreize zur
Weiterführung
der
Kundenbeziehun
g offeriert (z.B.
Eventeinladung)
Kompensationss
trategie
Ausgleich
finanzieller
Verluste der
Kunden durch
UnternehmensFehler
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Dialogstrategie
Aufbau des
verloren gegangen
Vertrauens durch
direkte Ansprache
des Kunden
(persönliches
Gespräch)
Aufbau von
Austrittsbarrieren
Aufbau von
Gebundenheit
(Problem der
Pseudoloyalität)
175
Anzahl der Kunden die als
abwanderungsgefährdet eingestuft
werden und immer noch Kunde sind.
Erfolg des
Kündigungspräventions =
managments
Anzahl der Kunden, die als
abwanderungsgefährdet eingestuft
werden
= wie viel Prozent der
abwanderungswilligen Kunden konnten
gehalten werden.
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176
Ökonomische Überlegungen zum Kündigungspräventionsmanagement
Aspekte
Das Halten eines abwanderungswilligen Kunden ist oft kostengünstiger als
die Gewinnung eines Neukunden mit gleicher Profibilität
Es ist das Relationspotential eines unzufriedenen (abwanderungswilligen)
Kunden zu beachten
Aber: Lohnen sich die Investitionen in das Halten des Kunden (dauerhafte
oder nur kurzfristige Kundenbindung?)
Eine dauerhafte Kündigungsprävention setzt die (strategische) Beseitigung
der Kündigungsursachen voraus.
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177
Revitalisierungsmanagement
Eine revitalisierte Geschäftsbeziehung kann auf den (positiven)
Erfahrungen im ‚alten‘ Kundenlebenszyklus aufbauen.
Revitalisierung ist unterschiedlich zur Neukundengewinnung.
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178
Der Kundenwert (Customer Equity) gibt an, wie
wertvoll/attraktiv ein Kunde aus Sicht des
Unternehmens ist. Der Kundenwert ist Ergebnis
einer individualisierten Absatzsegmentrechnung.
Monetäre Messung
(Transaktionspotential)
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Nicht-monetäre
Kundeneigenschaften
179
Customer Equity:
Der ökonomische Wert eines Kunden
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180
Im Kundenwertmanagement steht die
Kundenprofitabilität im Vordergrund.
Steigerung der
Kundenprofitabilität
(Erhöhung des
prognostischen Kundenwerts)
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Allokation der Marketingressourcen zur Realisierung
des Kundenwerts
Konzeptionell ist die Kundenprofitabilität
(Kundenwert) eine zukunftsgerichtete Größe.
Kundendeckungsbeitrag in einer
Periode t
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182
Der Kunde ist mehr wert als
der Umsatz, den er tätigt.
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183
Attraktivität eines Kunden
Attraktivität
Transaktionspotential
Relationspotential
Basisvolumen
Referenzpotential
Intensivierungspotential
Informationspotential
Cross-Selling-Potential
Wachstumspotential
Kooperationspotential
Up-Grading-Potential
Zahlungsbereitschaft
Kostensenkungspotential
bei Geschäftsprozessen
Direkte Profitabilität
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Indirekte Profitabilität
184
Lead Users
Charakteristik
- deren aktuellen Bedürfnisse als beispielhaft für die zukünftige
Entwicklung der Gesamtnachfrage auf einem Markt anzusehen
sind,
- die einen wesentlichen Nutzen von der Befriedigung eines
bestimmten Bedarfes erwarten, weshalb sie eher bereit sind,
diesbezüglich Daten zur Verfügung zu stellen,
- häufig bereits eigene Innovationen im Hinblick auf die
Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten für ihre
Problemstellungen durchgeführt haben,
- so stark an einer Problemlösung interessiert sind, dass sie
sogar häufig selbst Prototypen entwickeln.
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185
Kooperation mit Lead User
Intensität der Zusammenarbeit
Lead User als
Prosumer:
gemeinsame
Erarbeitung
einer innovativen
Problemlösung
Lead User dient als
‚Versuchsobjekt‘, um
Produktinnovationen
auf Mängel zu prüfen
und Anregungen des
Anwenders zur
Verbesserung zu
erhalten.
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Lead User hat ein
marktfähiges,
neues Produkt
erstellt: Hersteller
führt ‚nur noch‘ die
mengenmäßige
Produktion durch.
Lead User hat
lediglich
Produktidee
entwickelt:
Hersteller muss
entscheiden, ob
er diese Idee
weiterentwickeln
und in
marktfähiges
Produkt
umwandeln will.
186
Messung des Kundenwerts
Exemplarische Operationalisierung
Kundendeckungsbeitrag
(retrospektiv)
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Customer Lifetime
Value
Scoring- Modelle
187
Der Customer Lifetime gibt die monetäre
Vermögensmehrung für das Unternehmen an,
die durch die Existenz des Kunden bzw. durch
dessen Kontakt mit dem Unternehmen erzielt
wird: investitionstheoretischer Kapitalwert
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188
Scoring-Modelle zur Operationalisierung des Kundenwerts
Schritte
Festlegung von Eigenschaften (Merkmalen), die die Attraktivität eines Kunden
konstituieren (monetäre, nicht-monetäre Eigenschaften)
Festlegung der Wichtigkeit einer Eigenschaft für die Attraktivität
(Gewichtungsfaktor der Eigenschaft)
Bewertung eines Kunden bezogen auf die Eigenschaften anhand von Punktwerten
Aggregation der erzielten Punktwerte und der Gewichtungsfaktoren zum
Kundenwert (z.B. Aufsummierung der gewichteten Punktwerte)
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189
Problem der Allokation von Marketingressourcen
anhand des Kundenwertes: Es liegt eine Umkehrung
des Kausalzusammenhangs vor bzw. ein
Kundenwert kann deshalb so niedrig sein, weil die
kundenspezifischen Marketinginvestitionen zu
gering sind.
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190
Die Kundendatenbank (Database) enthält alle
spezifischen Informationen über einen Kunden, die
im Rahmen der Gestaltung einer
Geschäftsbeziehung von Bedeutung sein können.
Durch die Analyse der Kundendatenbank soll der
Anbieter den Kunden „so gut kennen, wie sich
selbst“.
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191
Struktur einer Kundendatenbank
Informationsfelder
Grunddaten
Anschriften
Ansprechpersonen
(Buying Center) beim
Kunden mit
persönlichen
Daten/Infos
Segmentzugehörigkeit
Infrastrukturdaten
Aktionsdaten
Reaktionsdaten
Produktbedarf/Bedarf
ssituation
Dokumentation der
Kundenkontakte
Position in Kundenklassifizierungen
(z.B. A/B/C-Kunde)
Art und Höhe der
kundenspezifische
n Investitionen
Ökonomischer Umfang
der bisherigen Geschäftsbeziehung (Produkt/Kunden-/Auftragsdeckungsbeiträge
Potentialdaten
Kundenanfragen
Derzeitiger laufender
Bedarf/Bestellungen
Ansprechpersonen
im eigenen
Unternehmen
Reklamationen
(-verhalten)
Zeitpunkt der letzten
Bestellung
Produkte im Fremdbezug
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Lieferquoten
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192
Ein Data-Warehouse ist eine Datenbank, in
der Informationen aus unterschiedlichen
Quellen in einem einheitlichen Datenformat
konsistent zusammengefasst sind und für
operative und analytische Zwecke zur
Verfügung stehen.
Integration von Daten aus verteilten und unterschiedlich
strukturierten Datenbeständen, um übergreifende operative und
analytische Aufgaben zu ermöglichen
Seperation der Daten für spezifische Anwendungen (Zugriffe auf
bestimmte Data-Marts –bestimmte Felder der Datenbank)
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193
IuK-Technologien im CRM
Einsatzfelder
Kommunikationskanal mit dem
Kunden
Automatisierung der
kundenbezogenen
Geschäftsprozesse:
operative Anwendung
der Data Warehouse
Abwicklung von
Transaktionen
Auswahl von Kontakten
im Direct Marketing und
Kundenkontaktprogramm
Sales Force
Automatization Tools
(CAS)
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Analyse
kundebezogener
Informationen
Identifizierung
latenten oder
fremdbedienten
Bedarfs beim
Kunden
Kundenspezifische
Problemlösungen
Sales Cycle
Management
194
3. Vertriebsorganisation des Herstellers
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195
3.1 Vertriebskanäle des Herstellers
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196
Marketingkanal
Marketingkanal: Auf welchem Weg
schaffe ich Kontaktpunkte mit dem
(potenziellen) Käufer?
Kommunikationskanal:
Kontakt wird zur
Vermittlung von
Informationen genutzt
Universität Greifswald
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Vertriebskanal (i. e. S.): Im Kontakt
wird die Möglichkeit zum
Abschluss einer Transaktion
geboten
197
Aufgabe der Marketingkanäle ist es, durch
Kontaktpunkte mit dem (potentiellen) Käufer die
physische und kommunikative
Präsenz/Verfügbarkeit der
Unternehmensleistungen sicherzustellen.
Universität Greifswald
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198
Channel Cycle
Vertriebskanal
Kommunikation
Abschluß von
Transaktionen
Kommunikations
-kanal
Verkaufskanal
Servicekanal
(Customer-Pointsof-Sale-CPS)
(Sustomer-Pointsof-Service-CPS)
(Customer-InformationPoints-CIP)
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Service
199
Kommunikationskanäle sind
kastrierte Vertriebskanäle.
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200
Marketingkanäle dienen der Distribution der
Unternehmensleistung.
Akquisitorische Distribution:
Kommunikative Prozesse am
CIP und Auslösen von
Transaktionen am CPS
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Physische Distribution:
Gestaltungsentscheidungen,
die sich auf den physischen
Weg des Produkts vom
Unternehmen zum
Nachfrager beziehen
(physischer Warenfluss)
201
Unter dem Begriff „Vertrieb“ (Vertriebspolitik)
versteht man die akquisitorische Distribution mit
dem Fokus des Auslösens von Transaktionen
(Vertriebskanal) und die physische Distribution
(Vertriebslogistik).
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202
Kontaktprinzipien im Vertrieb (I)
Arten
Residenzprinzip:
Domizilprinzip:
Treffprinzip:
Distanzprinzip:
Kunde trifft den
Anbieter an seinem
Geschäftssitz (Filiale)
Anbieter besucht den
Kunden an dessen
Wohnort/Geschäftssitz
Anbieter und
Kunde treffen sich
außerhalb von
Geschäftssitz und
Wohnort
Anbieter und Kunde
treffen physisch
überhaupt nicht
aufeinander
Stationärer Handel
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Außendienst
Ambulanter Handel; Versandhandel/
Messestand
E-Commerce
203
Kontaktprinzipien im Vertrieb (II)
Arten
Bring-Prinzip:
Das Unternehmen ist aktiv
(Anbieterinitiative) und nimmt
den Kontakt zum Kunden auf
(outbound-Aktivität)
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Holprinzip:
Das Unternehmen ist passiv
(Nachfragerinitiative) und der
Kunde sucht den Kontakt mit
dem Unternehmen/Produkt
(inbound-Aktivität)
204
Paradigma der Transaktionskostentheorie:
Es wird sich in einer Branche bezogen auf die
Spezifika eines Produkt und bezogen auf die
Spezifika des „Kanalobjekts“ (z.B. Information;
physisches Produkt) dasjenige Prinzip durchsetzen,
das die geringsten Transaktionskosten aufweist.
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205
Bring- und Holprinzip müssen bezogen auf das
Channel-Cycle nicht homogen ausgeprägt sein:
Aufgrund einer Fernsehwerbung (Bring-Prinzip)
kauft ein Nachfrager in einer Filiale die
beworbene Marke (Hol-Prinzip).
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206
Vertriebskanalalternativen
Ausgestaltung der Kontaktaufnahme
Initiative des Anbieters
Holprinzip
Stationäre
Absatzkanäle
(Residenzprinzip)
Beziehungsbasierte
Absatzkanäle
I II
IV III
Bringprinzip
Ausgestaltung
des logistischen Prozesses
Initiative des Kunden
Home
Shopping
Absatzkanäle
(Distanzprinzip)
Door-to-Door
Absatzkanäle
(Domizilprinzip)
Quelle: Tomczak/Schögel 2000/01, S.58
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207
Absatzalternativen in der Lebensmittelbranche
Beziehungsbasierende
Absatzkanäle
Stationäre
Absatzkanäle
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Apotheken
Bäckereien
Bahnhöfe
Discounter
Do-It-YourselfMärkte
Drogerien
Nachbarschaftsläden
Tabakläden
Tankstellen
Flughäfen
Automaten
Imbissstände
Kioske
Supermärkte
Verbrauchermärkte
•
•
•
•
•
•
•
Butterfahrten
Events
Kaffeefahrten
Kundenclubs
Partyverkauf
Strukturvertrieb
Verkaufsveranstaltungen
Door-to-Door
Absatzkanäle
•
•
•
•
•
Abholstellen
Hausbesuche
Heimzustelldienste
Mobile Verkaufsstellen
Persönlicher verkauf
Home-Shopping
Absatzkanäle
•
•
•
•
•
Bestellkarten
Bestellkataloge
Internet
Teleshopping
Apps
Quelle: Schögel 2012
Universität Greifswald
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208
Community-basierte Verkaufskanäle:
Leistungen des Unternehmens werden dem Kunden
in seinem sozialen Umfeld angeboten, wobei die
sozialen Interaktionen der Kunden für die
Vermarktung genutzt werden.
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209
Herstellereigene Vertriebsaktivitäten
Beweggründe
Vertikales
Marketing
Handel/
Endverbraucher/
Weiterverarbeiter
Keine
Absatzmittlerfunktion des
Handels
Weiterverarbeiter/
Endverbraucher
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Höhere Gewinne
durch
Direktvertrieb
Endverbraucher
Konflikte
zwischen
Hersteller und
Handel
Endverbraucher
210
Vertriebsaktivitäten des Herstellers
Ansatzpunkte
Direktvertrieb gegenüber
dem Nachfrager
Disintermediation
Technischer Vertrieb
Einschaltung des Handels
als Absatzmittler
Intermediation mit einer
Notwendigkeit den
Absatzmittler als
Abnehmer zu gewinnen
Handelsorientiertes
Marketing (vertikales
Marketing
Universität Greifswald
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211
Direktvertrieb des Herstellers: (Disintermediation) tritt
auf, weil die Produktivität des Handels als
Absatzmittler fehlt und/oder der Hersteller eine höhere
Produzentenrente erwartet und/oder die Beziehung
zwischen Hersteller und Handel zu konfliktträchtig ist
(Konfliktvermeidungsstrategie).
Universität Greifswald
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212
Technischer Vertrieb: Vermarktung technologisch
geprägter Produkte mit hoher Spezifität:
Ingenieure mit Marketingkenntnissen als
Vertriebsmitarbeiter.
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213
Höhere Gewinne (Produzentenrente) für den
Hersteller bei Direktvertrieb (Disintermediation) ist
denkbar, wenn der Hersteller ein besseres
Marketing für sein Produkt als der Handel machen
kann, weil der Handel seine Funktionen bezogen
auf das Produkt nur unzureichend ausübt und der
Hersteller die notwendigen Handelsfunktionen
selbst oder mit Kooperationspartnern für einzelne
Handelsfunktionen (z.B. Logistik, Inkasso) zu
vertretbaren Kosten übernehmen kann.
Universität Greifswald
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214
Disintermediation
Disintermediation:Ausschaltung
des institutionellen Handels
(Einzelhandel) als Absatzmittler:
Direktvertrieb von Hersteller und
Großhändler.
Universität Greifswald
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215
Intermediation und Disintermediation als entgegengesetzte
Tendenzen im e-commerce
Intermediation
Disintermediation
Wertschöpfungsketten
fallen auseinander
Ausschaltung von Zwischenstufen in der Wertschöpfung
Konzentration der Anbieter
auf einzelne wertschöpfende
Aktivitäten
Koordination verschiedener
wertschöpfender Aktivitäten
Aufbau weniger, aber hoch
spezialisierter Fähigkeiten im Rahmen
einer wertschöpfenden Aktivität
Zusammenarbeit
vieler Partner
Aufbau von Fähigkeiten
über die gesamte
distributive Wertkette
Zusammenarbeit mit
wenigen Partnern
Quelle: Tomczak et al (1999)
Universität Greifswald
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216
Wortspiele:
Eine integrierte Wertschöpfungsorganisation führt
zur Disintermediation,
eine modulare Wertschöpfungsorganisation zu
Intermediation.
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217
Führt der Hersteller einen Direktvertrieb durch
ausschalten des bisherigen Absatzmittler durch, liegt
einen Disintermediation durch Vorwärtsintegration
vor.
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218
Paradigma des Marketings: Es wird sich innerhalb
einer (potentiellen) Wertschöpfungsorganisation
diejenige Ausgestaltungsform durchsetzen, die die
höchste Wertschöpfungsrente liefert.
Universität Greifswald
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219
Direkter Vertrieb: Unmittelbarer Kontakt zwischen
dem Hersteller und dem Endnachfrager: Vertrieb auf
eigene Kosten und Verantwortung.
Indirekter Vertrieb: Rechtlich und/oder wirtschaftlich
selbständige Akteure sind in den Vertriebskanal
(Distribution) zwischen Hersteller und Endnachfrager
eingebunden und übernehmen Kernfunktionen der
(akquisitorischen und/oder physischen) Distribution.
Universität Greifswald
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220
Mehrstufiger Vertrieb bedeutet, dass mehrere
Handelsstufen eingeschaltet sind: z.B.
Großhandel - Einzelhandel.
Der Großhandel vermarktet dann die
Herstellerprodukte an den Einzelhandel, der
Einzelhandel an die Endverbraucher.
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Vertriebswege
Vertriebswege
des Herstellers
Direkter
Vertrieb
Indirekter
Vertrieb
- Geschäftsführung
- Reisender/ Außendienst
- Vertriebsinnendienst
Werksgebundener
Vertrieb
Absatzmittler
- Handelsvertreter
- Vertragshändler
- Großhandel
- Kommissionär
- Franchisnehmer
- Einzelhandel
Absatzhelfer
- Niederlassung
- Fabrikverkauf
- Verkaufsveranstaltungen
- Internet (E-Commerce)
- Sonderformen
- Makler
- Strukturvertriebe
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222
Charakterisierung der Vertriebswege des Herstellers
Vertriebswege
Charakterisierung
Unternehmenseigene
Vertriebsorgane
Rechtlich und wirtschaftlich unselbstständig,
Hersteller trägt Absatz- bzw. Preisrisiko der
Produkte, aber erfolgsabhängige Entlohnung
der Vertriebsmitarbeiter.
Absatzhelfer
Rechtlich selbstständig, wirtschaftlich vom
Hersteller abhängig, kein Absatz- und
Preisrisiko.
Unternehmensgebundener
Vertrieb (Vertriebssystem)
Rechtlich selbstständig, wirtschaftlich vom
Hersteller abhängig, Absatz- und Preisrisiko.
Absatzmittler (Handel)
Rechtlich und wirtschaftlich selbstständig,
Absatz- und Preisrisiko.
Universität Greifswald
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223
Absatzrisiko: Finanzieller Verlust, der entsteht, weil
die produzierten und für den Verkauf geplanten bzw.
im Besitz der Verkaufsakteure befindlichen
Warenmengen nicht abgesetzt werden können.
Preisrisiko: Finanzieller Verlust, weil in Transaktionen
vom geplanten Preis (Listenpreis) „nach unten“
abgewichen wird.
Universität Greifswald
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Direkter Vertrieb und die Varianten des
indirekten Vertriebs sind spezifische
Ausprägungen eines Vertriebskanals
(Vertriebskanaldesign) bezogen auf das Absatzund Preisrisiko.
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Zum Außendienst gehören diejenigen
Vertriebsmitarbeiter, die Kundenkontakte im Domizilbzw. Bringprinzip schaffen bzw. betreuen. Die
organisatorische Durchführung basiert häufig auf
einem „Homeoffice“. Aus juristischer Sicht liegen
sog. „Reisende“ (§59 HGB) vor.
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226
Der administrative Vertriebsinnendienst übernimmt vor
allem den Auftragsabschluss und die
Auftragsabwicklung (Koordination des
Kundenauftrags) und fungiert damit als
Unterstützungsorgan für den Außendienst (Backoffice;
Backoffice Support).
Der akquisitorische Vertriebsinnendienst konzentriert
sich hingegen auf aktive Verkaufstätigkeiten über
Kommunikationsmedien (z.B. Katalogverkauf,
Telefonmarketing; Internet).
Universität Greifswald
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227
Verkaufsveranstaltungen sind ein zeitlich befristet
„geöffneter“ Vertriebskanal nach dem Treffprinzip mit
hohem Eventcharakter: z.B. Messen
Vermittlung von Informationen/Präsentation
des Angebots/Einführung von Innovationen
Abschluss von Transaktionen oder
zumindest deren Vorbereitung
(Ordermessen)
Pflege von Geschäftskontakten
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228
Messemarketing: Einsatz des Verkaufskanals
„Messe“ als Vertriebsweg und optimale
Ausgestaltung der Messepräsenz im Sinne der
Unternehmensziele.
Auswahl der Messestandorte
Gestaltung des Messestandes
Exponatwahl
Personaleinsatz
Hospitality-Maßnahmen/Rahmenprogramm
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229
Großhandel (wholesaling):
Im Gegensatz zum Einzelhandel (retailing) werden
Waren nicht an Endverbraucher, sondern an
gewerbliche Wiederverkäufer (z.B. Einzelhändler),
Weiterverarbeiter
oder gewerbliche Verwender(z.B.
Behörden) vermarktet.
Universität Greifswald
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230
Kooperationen im Handel
Kooperationsbereiche
Beschaffungskooperation
zentrale Lager- und
Versandzentren werden
gemeinsam genutzt
Lagerkooperation
Absatzkooperation
Händler arbeiten
auf dem Gebiet
des
Warentransports
zusammen
Zusammenarbeit im
Bereich der Werbung,
Handelsmarken
Datenverarbeitungskooperation
gemeinsames,
branchenspezifisches
Warenwirtschaftssystem
Bildung von Einkaufsverbänden (Einkaufskontore)
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231
Unterscheidungsmerkmale für Betriebsformen im stationären Einzelhandel
Unterscheidungsmerkmale
Marktgebiet
Verkaufsfläche
Sortimentsstruktur
Service
Preisniveau
regional
überregional
Sortimentsdimension
Produktarten
breit / schmal
convenience goods
tief / flach
shopping goods
speciality goods
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232
Betriebsformen im stationären Einzelhandel
Einzelhandel
convenience goods
shopping/
speciality Goods
Onkel-Mohammed-Laden
Boutiquen
Supermarkt
Fachmarkt
Verbrauchermarkt
Fachgeschäft
Discounter
Drogeriemarkt
Fachgeschäft für
Lebensmittel (Metzgerei)
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Sonderformen
Fabrikladen / FactoryOutlet Center
Shop-in-the-Shop /
Concession Shop
Off-price-Stores
SB-Warenhaus
Tankstellen
Pop-Up-Stores
233
Neue Betriebsformen im stationären Einzelhandel I
• Fabrikläden (Factory Outlet, FO)
- herstellereigene Verkaufsniederlassungen (Laden), di sich auf dem Fabrikgelände oder in dessen
Nähe befinden (v.a. Bekleidung; hochwertige Gebrauchsartikel, z.B. Geschirr).
- Hersteller vermarkten ihre Produkte selbst.
- wenig aufwendige Geschäftsausstattung: Verkauf von „normaler“ Markenware mit erheblich
niedrigerem Preisniveau als im Einzelhandel; ebenso saisonversetzte Waren, zweite Qualität,
Auslaufmodelle, etc.
• Factory Outlet Center (FOC)
- räumlich integrierte Zusammenfassung verschiedener Fabrikläden zu einem Einkaufszentrum.
- an verkehrsgünstigen Standorten „auf der grünen Wiese“ gelegen.
• Shop-in-the-Shop („Store in the Store“)
-Präsentationsfläche in einem Warenhaus wird an einen externen Anbieter (Hersteller; Großhändler)
vermietet, der in einem „Laden im Laden“ bzw. einen „Mini-Laden“ innerhalb einer Abteilung des
Warenhauses seine Produkte auf Rechnung und im eigenen Namen verkauft.
- Kunden nehmen die unterschiedlichen rechtlichen Besitzerverhältnisse kaum wahr: Warenhaus wird
als „ganzheitlich“ erlebt“.
- Für die Überlassung der Fläche und die Übernahme des Inkassos (Kassiervorgang) erhält der
Handelsbetrieb einen festen Betrag und/oder eine Umsatzprovision.
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234
Neue Betriebsformen im stationären Einzelhandel II
• Pop-Up-Stores (Guerilla-Stores)
- temporär existierende Modeläden in einem oft abgelegenen, heruntergekommenen Gebäude, in denen
avantgardistische Modellabels verkauft werden.
- improvisiert erscheinende Einrichtungen sollen so den Charakter des „Schnäppchenkaufs“ verstärken.
- das Image der Verkaufsstätte soll das Markenimage /avantgardistisch; gegen den Trend, spontan etc.)
verstärken.
- Kommunikation der Existenz eines Pop-Up-Stores durch word-of-mouth und im Internet.
- Zielgruppe sind Marken-Insider (Marken-Fans).
• Off-Price-Stores
- Auslauf und Überschussware von aktuellen Markenartikeln mittlerer und hoher Qualität (z.B. Oberbekleidung;
Schuhe) sowie Markenartikel 2. Wahl werden an verkehrs- und kostengünstigen Standorten außerhalb der
traditionellen Einkaufszonen mit dauerhaft hohen Preisabschlägen verkauft („ständiger Schlussverkauf“).
-Partievermarktung mit ständig wechselndem Sortiment von Markenartikeln.
• Concession-Shop
- Im Foyer oder anderen Flächen von Filialen eines Anbieters (z.B. Bank) werden Verkaufsflächen für einen
anderen Anbieter eingerichtet.
- Nutzung von „toter“ Filialfläche und Steigerung der Attraktivität der Filiale.
- Es handelt sich meist um Partnerunternehmen, die komplementäre Produkte anbieten.
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235
Multi-Channel-Systeme I
gleichzeitiger Einsatz mehrerer (mindestens zwei)
Vertriebswege in einem Geschäftsfeld
direkter und indirekter Vertrieb
mehrere direkte Vertriebswege: z.B. Außendienst und Absatzhelfer
Hybrid Commerce: Kombination des Internets mit Offline-Vertriebswegen
Clicks & Mortar: Internet + stationäres Geschäft
Clicks & Sheets: Internet + traditioneller Versandhandel
Clicks, Bricks & Sheets: Internet + stationäres Geschäft + traditioneller
Versandhandel
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236
Multi-Channel-Systeme II
Z1
Hersteller
Z2
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237
Multi-Channel-System von Tchibo
Struktur
indirekter Vertrieb von
Kaffee über 30.000
Einzelhandelsfilialen
(ubiquitärer Vertrieb)
Coffee Service:
Tchibo-Shops: 1200
Heißgetränkelösungen für
Filialen mit
Großverbraucher (Hotels; Kaffeeverkauf und dem
Restaurants; Bäckereien,
Schwerpunkt
Büros): Kaffeeprodukte,
Partievermarktung
Kaffeemaschinen,
(Off-Price-Shop)
Geschirr;
InneneinrichtungKopplungsgeschäfte
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Online-Shop: Kaffee,
Kaffeemaschinen,
Restware aus den
Tchiboshops
238
Vor- und Nachteile Multi-Channel-Systeme
Argumentationsbilanz
Vorteile
Nachteile
Erhöhung der Marktabdeckung
Koordination der Kanäle
Risikoausgleich
Erhöhung der
Marketingkomplexität / -kosten
Halten der Multi-Channel-Switcher
größere Zahl von Kundenkontakten
Cross Selling-Potenziale
Synergien der Vertriebskanäle
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Gefahr eines negativen
Erfahrungstransfers
Kanalsubstitution
Einschränkung der
Preisdifferenzierung
239
Multi-Channel-Systeme sind
notwendig, wenn keine große
Markenpräferenz bzw. Markentreue besteht.
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240
Koordination eines Multi-Channel-Systems
Ansätze
isoliert
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Dominanz/Ergänzungsmodell
integriert
241
Ein Multi-Channel-System setzt
Vertriebskanalkompetenz in den
jeweiligen Vertriebskanälen
voraus.
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242
3.2 Gestaltungsprobleme eines
herstellereigenen Vertriebs
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243
Gestaltungsprobleme eines herstellereigenen Vertriebs
Dimensionen
geographisch/
organisatorischer
Aufbau
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Entlohnung und Motivation
der Mitarbeiter
im Vertrieb
Entscheidungskompetenz
der Mitarbeiter
im Vertrieb
244
Prinzipal-Agentenbeziehung zwischen Management und Vertrieb
Charakteristika
hidden information
exogene Unsicherheit
spezifische Investitionen
endogene Unsicherheit
(shirking; fringe benefits)
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245
Lösungen des Gestaltungsproblems
Ansätze
Sanktionssysteme
Motivationssysteme
anreizkompatible
Entlohnung
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246
Anreizkompatible Entlohnung: Eine hohe
Anstrengung des Agenten zur Erreichung der
Ziele des Prinzipals wird mit einer höheren
Entlohnung ‘belohnt‘.
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247
Ziel der anreizkompatiblen Entlohnung ist der
Interessenausgleich von Prinzipal und Agent:
Reduzierung der Erfüllung der
Eigeninteressen des Agenten.
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248
Anreizkompatible Entlohnung
Elemente
Fixentlohnung
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leistungsabhängige,
variable Entlohnung
249
Ein Problem der anreizkompatiblen
Entlohnung ist die Aufteilung des
exogenen Risikos.
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250
Letting the sales forces
set prices is about
the same as hiring a fox
to guard the hen house
Kern (1989)
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251
Preiskompetenz des Außendienstes
Argumente
pro
höhere Motivation durch aufgewertete Stellung
(größere Kompetenz)
Verkäufer kann die individuelle
Preisbereitschaft des Kunden
einschätzen
zügiges Verkaufsgespräch
(flexible Reaktion)
Produkt- und Preisfragen sind oft
interdependente Probleme
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contra
zu große Nachgiebigkeit in
Preisverhandlungen
Entlastung des Verkäufers
durch geringere Entscheidungslast
Vermeidung von preislichen
Inkonsistenzen zwischen
Kunden/Segmenten
gewinnoptimale Preisentscheidung
ist das Ergebnis simultaner
Markt-, Kosten-, Kapazitätsanalysen
252
Preiskompetenz des Außendienstes
Lösungsansätze
volle Preiskompetenz
eingeschränkte
Preiskompetenz
keine Preiskompetenz
Preisspielraum /
Preisuntergrenze
Preisdurchsetzungsprämien
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253
3.3. Ausgewählte Vertriebskonzepte
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254
3.3.1 Handelsvertreter
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255
Der Handelsvertreter ist im Namen und für
Rechnung eines anderen Unternehmers
Tätig und von diesem damit betraut,
Geschäfte zu vermitteln oder abzuschließen.
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256
Handelsvertreter (I)
Stellung gegenüber dem Prinzipal
selbständiger Absatzmittler
(§84 Abs. 1 HGB)
Kaufmann i.S. §1 HGB
abhängig beschäftigter
Handelsvertreter (§84 Abs. 2 HGB)
‘Reisender‘
Angestellter des Unternehmens
(Außendienstmitarbeiter)
Scheinselbstständige
Handelsvertreter
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257
Handelsvertreter (II)
Charakteristika
Hauptpflicht: Bemühen um Vermittlung oder Abschluss von Geschäften für den Prinzipal
Nebenpflicht(en): Handelsvertreter hat alles zu unterlassen, was den Interessen des Unternehmens
zuwiderläuft (Interessenwahrungspflicht): Konkurrenzverbot; Geheimhaltungspflicht
Berichtspflichten (Informationen über geschäftliche Verhältnisse der Kunden an Unternehmer
weitergeben; Rechenschaftsabgabe über die Tätigkeit)
ambivalente Stellung zum Unternehmen
Provisionszahlungen für erfolgreiche Vermittlungstätigkeit bei nur geringem (keinem) Fixum
Ausgleichsanspruch bei Beendigung der Vertragsbeziehung
nur geringe Kapitalbindung (Investitionsbedarf); kein Absatz- und Preisrisiko, aber Provisionsrisiko
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258
Handelsvertreter (III)
Kompetenzen im Außenverhältnis
Vermittlungsvertreter
Vertreter ohne Vertretungsmacht
keine Willenserklärung für Unternehmer
(Prinzipal) wird abgegeben
Abgabe von Angeboten auf Kundenanfragen an den Markt
eigenständige Kontaktierung von Kunden
Abschlussvertreter
Abgabe einer rechtsgültigen
Willenserklärung des
Unternehmers (Prinzipal)
kein Verhandlungsrecht mit
dem Kunden
Recht, unter Verlust der Provision diese Kundenanfragen
abzulehnen bzw. bestimmte Kunden nicht zu besuchen
nachträgliche Genehmigung eines Vertragsabschlusses möglich
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259
Bezirksvertreter: Der Vertretungsauftrag wird auf ein
bestimmtes Verkaufsgebiet beschränkt (z.B.
Verpachtung des Vertriebsgebiets). Gemäß
§87
Abs. 2 HGB erhält der Vertreter dann auch für
solche in seinem Bezirk getätigten Geschäfte, an
deren Zustandekommen er nicht mitgewirkt hat,
seine Provision.
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260
Umgehung der gesetzlichen Provisionspflicht im B2B:
Handelsvertreter akquiriert Neukunden. Die Folgetransaktionen, die Produkte/Leistungen beinhalten, die nicht im
Vertrag mit dem Handelsvertreter stehen, werden zwischen
Unternehmen (Prinzipal) und Kunden direkt ausgehandelt
(keine Provisionszahlungen). Handelsvertreter ist ein Instrument
der Neukundengewinnung, nicht aber der
Geschäftsbeziehungspflege oder für Serviceleistungen.
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261
Vor- und Nachteile des Einsatzes von Reisenden bzw. Handelsvertreter
Reisende
Vorteile
Nachteile
- Strikte Weisungsgebundenheit und
dementsprechend umfangreiche Kontrollrechte
des Herstellers
- Gute Rückkopplung durch regelmäßige Berichte
- Hoher Grad der Identifikation mit Produkt und
Unternehmen
- Gute Kenntnisse bezüglich des eigenen
Produkts/ der eigenen Produkte
- Geringer Kostenanstieg mit steigenden
Umsätzen
- Kundenkontakte sind auf das Sortiment des Herstellers
beschränkt  geringes akquisitorisches Potenzial bei
Neueinführungen
- Begrenzte Besuchshäufigkeit (da weniger stark auf
Provision angewiesen)
- Einsatzbereitschaft und Motivation ggf. problematisch
- Geringe Marktkenntnis (konzentriert auf das Sortiment
eines Unternehmens
- Hohes Fixum
Handelsvertreter
Vorteile
- Vielseitige Kontakte durch ein breites Sortiment
mehrer Firmen
- Keine Fixkosten
- Hohe persönliche Einsatzbereitschaft, Motivation
- Vermittlung von Markt- und Brancheninformationen
- Gute und langfristige Beziehungen zu Kunden
(hohes akquisitorisches Potenzial bei
Neueinführungen)
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Nachteile
- Qualität und Intensität der Kundenberatung tendenziell
eher gering
- Bei steigenden Umsätzen starker Kostenanstieg
- Hohe Abfindung
- Unternehmen hat keinen direkten Kontakt zu Kunden
- Vertritt zumeist mehrere Firmen  geringe
Identifikation mit Produkt und Unternehmen
Quelle: Esch et al. (2006)
262
Kostenvergleich Reisender - Handelsvertreter (grafisch)
Kosten
Kosten
Handelsvertreter
Kosten
Reisender
Provision
Provision
Fixum
Fixum
1
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kritische
Verkaufsmenge
Verkaufsmenge
263
Kostenvergleich: Reisender - Handelsvertreter (analytisch)
Fall a) gleiche Verkaufsmenge
K R  FR  qR  x
K H  FH  qH  x
x
FR  FH
qH  qR
Fall b) unterschiedliche Verkaufsmengen
DR  px  F  q x  K  dx
R
R
R
R
f
DH  px  F  q x  K  dx
H
H
H
H
f
R
H
DR>DH: Einsatz des Reisenden ist vorteilhaft
DR<DH: Einsatz des Handelsvertreters ist vorteilhaft
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264
3.3.2 Franchising
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265
Definition des Franchising
Franchising ist ein vertikal-kooperativ organisiertes Absatzsystem rechtlich
selbstständiger Unternehmen auf der Basis eines vertraglichen
Dauerschuldverhältnisses. Das System tritt am Markt einheitlich auf und wird
geprägt durch das arbeitsteilige Leistungsprogramm der Systempartner sowie
durch ein Weisungs- und Kontrollsystem zur Sicherung eines
systemkonformen Verhaltens.
Das Leistungsprogramm des Franchise-Gebers ist das Franchise-Paket; es
besteht aus einem Beschaffungs-, Absatz- und Organisationskonzept, der
Gewährung Schutzrechten, der Ausbildung des Franchise-Nehmers und der
Verpflichtung des Franchise-Gebers, den Franchise-Nehmer aktiv und
laufend zu unterstützen und das Konzept ständig weiterzuentwickeln.
Der Franchise-Nehmer ist im eigenen Namen und für eigene Rechnung tätig;
er hat das Recht und die Pflicht, das Franchise-Paket gegen Entgelt zu
nutzen. Als Leistungsbeitrag liefert er Arbeit, Kapital und Informationen.
Quelle: Deutscher Franchise Verband
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266
Franchising-System
Exklusivvertrag
Beschaffungsmarkt
direkte
Leistungen
an den FG
Warenbezug
Beschaffungskonzept
FranchiseGeber
Franchisingvertrag
Systemwerbung
direkte
Leistungen
an den FN
FranchiseNehmer
Organisationskonzept
Absatzmarkt
Warenlieferung
Regionalwerbung
Absatzkonzept
FG=Franchise-Geber, FN=Franchise-Nehmer
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267
Franchising: Der Überlassung eines Beschaffungs-,
Marketing- und Organisationskonzepts steht die
Verpflichtung des Franchisenehmers gegenüber,
diese Konzepte gemäß den Vorgaben anzuwenden.
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Franchising ist die Multiplikation von Know-how des
Franchisegebers durch die Franchisenehmer.
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Franchisenehmer ist im eigenen Namen und auf
eigene Rechnung tätig, aber wirtschaftlich vom
Franchisegeber abhängig. Die rechtliche
Selbständigkeit “verschwindet“ aber hinter der
“Fassade“ eines einheitlichen Auftritts des
Systems am Markt.
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270
Franchisesysteme
Leistungen und Pflichten
Franchisegeber
Franchisenehmer
Überlassung von Nutzungsrechten
(Marke; Know How; Warenzeichen)
Gebühren für die übertragene
Systemleistung (Einstandsgebühr;
laufende Lizenzgebühren)
Unterstützung bei Planung, Aufbau
und Einrichtung des Franchise-Betriebs
unternehmerisches Engagement und
Einsatz für das System
Betriebswirtschaftliche Dienstleistungen/
laufende Beratung, Aus-/Weiterbildung
Einhaltung des Systemstandards
zentrale Werbung, Verkaufsförderung
Akzeptierung der Informations- und
Kontrollregeln sowie Weisungsrechten
des Franchisegebers
Gewährung von Gebietsschutzrechten
zentraler Einkauf
Erhalt und Weiterentwicklung des Systems
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Führung des Geschäfts nach vorgegebenen Richtlinien
ausschließlicher Bezug beim FG oder
bei den vorgegebenen Quellen
271
Die größten Franchisesysteme in Deutschland nach
Anzahl der Franchisenehmer
Rang
Franchisesystem
Baranche
Betriebe in Deutschland
1
TUI/First
Reisebüros
1.420
2
Foto Quelle
Fotohandel
1.311
3
McDonald‘s
Fast Food
1.262
4
Studienkreis
Nachhilfe
1.010
5
Kamps Bakeries
Bäckereien
963
6
Schülerhilfe
Nachhilfe
932
7
Ihr Platz
Drogerie-Einzelhandel
824
8
Ad-Auto Dienst
Autoreparatur
620
9
Fressnapf
Tiernahrungs-Einzelhandel
546
10
Musikschule Fröhlich
Musikpädagogik
541
11
SUNPOINT
Sonnenstudios
353
12
Datac
Buchhaltung
510
13
Holiday Land
Reisebüros
440
14
Burger King
Fast Food
432
15
Apollo-Optik
Augenoptik-Einzelhandel
400
16
Quick-Schuh
Schuh-Einzelhandel
356
17
Avis Rent a Car
Autovermietung
350
18
OBI
Baumärkte
341
19
Mister Mint
Schuh- und Schlüsseldienst
313
20
Clean-Park
Auto-Waschanlagen
305
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Quelle: Meffert et al. (2008)
272
Grundtypen des Franchising
Franchisetypen
ProduktFranchising
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VertriebsFranchising
DienstleistungsFranchising
273
Ausprägungsformen des Franchising
Marktstufen
- Hersteller - Hersteller:
Produktfranchise, z.B. Coca Cola
- Hersteller - Großhändler:
Vertriebsfranchise
- Hersteller - Einzelhändler:
Vertriebsfranchise, z.B. Benetton, Marc O‘Polo
- Großhändler - Einzelhändler:
Vertriebsfranchise, z.B. Quick-Schuh, Obi
- Service-Franchisegeber -- Service-Franchisenehmer: Produkt- und
Vertriebsfranchise, z.B. McDonalds
- Franchisenehmer - Unter-Franchisenehmer
- Master-Franchisegeber - Master-Franchisenehmer (internationales Marketing)
Universität Greifswald
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274
Franchisingsysteme
Hierarchische Struktur
Subordinations-Franchising
Universität Greifswald
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Partnerschafts-Franchising
275
Subordinations-Franchsing: Einseitige ‘Indienst‘Stellung des Franchisenehmers durch den
Franchisegeber, der den ‘Systemkopf‘ bildet.
Franchisenehmer sind dessen ‘verlängerter Arm‘, da
sie ihre Betriebe ganz nach den Weisungen und
Vorgaben unter der Kontrolle des Franchisegebers
führen müssen.
Martinek/Semler/Habermeier (2003)
Universität Greifswald
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276
Franchisenehmer sind die
Exekutivorgane der Systemzentrale
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
277
Auslandsfranchising: Der inländische Franchisegeber
(Hersteller oder Dienstleister) überträgt gegen
Franchisegebühren ausländischen
Franchisenehmern Rechte zur Nutzung eines
Marketingkonzeptes, das meist durch ein
Beschaffungs- und Organisationskonzept ergänzt ist
(Franchisepaket).
Universität Greifswald
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278
Franchisevertrag
Elemente und Inhalte
Präambel
Pflichten und
Leistungen des
Franchisegebers
Ziele der
Partnerschaft
Übertragung der
Marken- und
Kennzeichnungsrechte
Skizzierung
des
Leistungspakets des
Franchisegebers
Übertragung des
System-Know-Hows
Gebietsschutz
Beratungsdienstleistungen
Pflichten des
Franchisenehmers
Vergütung der
Systemleistung
Sonstige
Bestimmungen
Vertragsdauer
VerlängerungsVerpflichtung zur An-/ möglichkeiten
Weiterbildung
Kündigung des
Duldung von
Vertrags
Kontrollen
Franchise
Handbuch
Details zur
Ausgestaltung der
Partnerschaft und
Maßnahmen zur
Einhaltung des
Systemstandards
Werbe- und
Verkaufsfördermaßnahmen
Bezugspflichten
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
279
Franchise-Handbuch (Manual):
Diese „Organisationsanleitungen“ und
„Verfahrensrichtlinien“ haben die Aufgabe, dem
Franchisenehmer die für die systemkonforme
Führung des Franchisebetriebes notwendigen
Instruktionen zu vermitteln. Sie sind als
Konkretisierung der Weisungsbefugnis des
Franchisegebers anzusehen.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
280
Bewertung von Franchisesystemen
Franchise-Geber / Hersteller
Vorteile
Nachteile
- gute Realisierbarkeit der eigenen
Marketingkonzeption
- schnelle Expansionsmöglichkeiten
- hoher Distributionsgrad
- geringes Marktrisiko durch fixe
Einnahmen
- hohe Motivation der Franchisenehmer
- niedrige Distributionskosten
- geringere Kapitalbindung als bei
eigener Filialisierung
- starke Marktstellung erforderlich
um System zu etablieren
- hohe Managementqualifikation der
Führung nötig
- Mitbestimmung der Franchisenehmer
- aufwendige Kontrolle
- geringe Flexibilität
Franchise-Nehmer / Händler
Vorteile
- Risikoabsicherung durch Übernahme
eines attraktiven Betriebskonzeptes
- Wettbewerbsvorteile durch
wirkungsvolle Marketingkonzeption
- günstige Bezugsquellen
- laufende Managementberatung
- Finanzierungshilfen
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Nachteile
- weitgehende Aufgabe der
Dispositionsfreiheit
- Tragen des Absatzrisikos
- keine situative Anpassungsmöglichkeit
- Zwang zur Standardisierung
- hohe Arbeitsbelastung
3.3.3 Strukturvertrieb
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
282
Strukturvertrieb
Orientierung
Verkaufsdimension
Mitarbeiteranwerbungsdimension
hierarchische Ketten
(Verkäuferpyramide)
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
283
3.3.4 Key Account Management
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
284
Wichtigkeit eines Kunden
Ein Kunde mit hoher Bedeutung ist ein
solcher, dessen Abwanderung einen
vergleichsweise hohe Schaden beim Anbieter
verursacht, weil seine Ressourcenbeiträge
nicht ohne weiteres anderweitig beschafft
werden können.
Plinke (1997)
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
285
Key-Account-Management: Zielsetzungen
Zielsetzungen
Rationalisierung
der Geschäftsbeziehung
Erhöhung der
Verhandlungsmacht des
Herstellers
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Verhinderung
der
Konkurrenz
verschiedener
Vertriebseinheiten
Cross
Selling
Möglichkeiten
Personalisierung der
Geschäftsbeziehung
286
Key-Account-Management: Aufgaben
Aufgaben
Sammlung/
Aufbereitung
kundenspezifischer
Informationen
Gestaltung der
Geschäftsbeziehung
Diplomatenfunktion
Kundendatenbank
Absatzstatistiken
(Umsatzpotential,
Deckungsbeiträge,
Lieferanteile)
Strategische
Zielplanung
der Geschäftsbeziehung
und Verkaufsverhandlungen
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Planung,
Durchführung,
Kontrolle
von MarketingAktivitäten im
vertikalen
Marketing
Pflege des
Geschäftskontaktes
Weitergabe der
Kundenwünsche
an das
Unternehmen
Durchführung
und Koordination der
Vereinbarungen
mit dem
Kunden
„nach innen“
287
4. Das Internet als neues Marktmodell ?
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
288
4.1. Begriffsabgrenzungen
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
289
Begriffsabgrenzungen
Neue Informations- und Kommunikationstechnologien
(digitale Revolution)
E-Business
mobil
stationär
E-Commerce
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
290
Digitale Revolution
Technologien zur Verarbeitung,
Speicherung und Austausch von
Informationen (IuK-Technologien technischer Wandel)
Neue Geschäftsfelder
(Produktfelder,
Branchen)
Produktions(prozess-)
-technologien
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Produkt mit zentralen
„Digitalkomponenten“
E-(M-)Business/
E-(M-)Commerce
291
Geschäftsmodelle der New Economy beinhalten nicht
nur innovative neue Bedarfslösungen (latenter Bedarf),
sondern lösen auch traditionelle Offline- bzw.
analogbasierte Geschäftsmodelle (Branchen) ab.
Musikindustrie:
Musikdownloads
Statt Tonträger
Telekommunikation:
Kostenlose Telefonie über das Internet
(Skype) statt Analogkommunikation;
Internetbasierter Instant-MessagingDienst statt SMS oder MMS
(WhatsApp)
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Verlagsgewerbe:
E-Books und
Online-Zeitungen
statt Printausgaben
292
Automobilelektronik
Beispiele elektronischer
Anwendungen im Fahrzeug
Kombiinstrument Motorsteuerung Fahrsicherheits(Anzeige der
systeme
Daten im Auto)
(z.B. ABS-;
FahrdynamikRegler; Airbag)
Body Control Fahrassistenz- ConvenienceUnit
Systeme
Systeme
(„Karosserie- (Umfeldsensorik) (z.B. InternetzuSteuergerät)
griff; Multimediageräte)
Selbst steuerndes Fahrzeug
Universität Greifswald
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293
E-Business: Einsatz der Informations- und
Kommunikationstechnologien zur Gestaltung und
Durchführung von Geschäftsprozessen: Digitalisierung der
Geschäftsprozesse.
E-Commerce: digitale Anbahnung, Aushandlung und/oder
Abwicklung von Transaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten
unter Einsatz von Informations- und
Kommunikationstechnologien (Online-Medien)
Universität Greifswald
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294
E-Commerce
Merkmale
Informationen über
Transaktionsobjekte
und Transaktionsbedingungen werden
über elektronische
Kommunikationsmedien bereit gestellt
Anbahnung
Aushandlung der
Transaktionsbedingungen bzw.
Abgabe von Willenserklärungen über
elektronische
Kommunikationsmedien
Aushandlung
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Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Lieferung der
Produkte über
elektronische
Kommunikationsm
edien (digitale
Produkte)
Begleichung der
Gegenleistung
über elektronische
Kommuniaktionsmedien
Abwicklung
295
Mobile Commerce (Mobile Business)
Mobile Commerce (Mobile Business):
Durchführung des E-Commerce (E-Business) mit mobilen
Endgeräten (Mobile Devices): Ortsunabhängiger (“kabelloser“)
Zugriff auf die elektronischen Informations- und
Kommunikationsmedien durch den Nachfrager und
ortsunabhängige Ansprache des Nachfragers durch den
Anbieter in diesen Medien.
Universität Greifswald
Lehrstuhl für BWL; insb. Marketing
Online-Marketing: Einsatz der
informations- und
Kommunikationstechnologien für
Marketingaufgaben, insbesondere der
Kommunikation und Distribution.
Universität Greifswald
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297
E-Commerce als Vertriebsweg:
Aus einem Kommunikationskanal wird ein
Vertriebskanal.
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298
M-Commerce als VertriebswegFörderung des Impulskaufverhaltens (z.B. QLTechnologie):
Spontan durch die Möglichkeit, sofort
Transaktionen abzuschließen, bzw. LeerzeitenSituationen mit Online-Shopping zu überbrücken.
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299
Fehlende Eignung von Produkten für den Vertrieb über das Internet
Kriterien
touch-and-feel-Produkte
Produkte, die noch einer physischen Bearbeitung durch
den Anbieter bedürfen
Produkte, die unter starker Erlebnisorientierung gekauft
werden (Einkaufsatmosphäre)
schnelle Verfügbarkeit der Produkte
bearbeitungsintensive/ komplexe Produkte
Produkte, bei denen eine Unsicherheitsreduzierung
durch den persönlichen Kontakt mit dem Anbieter erfolgt
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300
Das „Zalando“-Prinzip umgeht das Problem der
touch-and-feel-Produkte bei Mode dadurch,
dass sich der Nachfrager mehrere Alternativen
zusenden lässt und die nicht gefallenden
Objekte (bislang kostenlos) zurückschickt.
Allerdings müssen die anfallenden Retouren
hinsichtlich der Kosten bewältigbar bzw. in den
Verkaufspreisen einkalkuliert sein.
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301
Die logistische Abwicklung (Home Order
Delivery) von nicht-digitalisierten Gütern ist der
kostenintensivste Teil des e-commerce im B2C:
„Das Problem der letzten Meter“
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302
Problemfall der Versorgungsgüter (Customer Direct Service)
Charakteristik
schnelle Verfügbarkeit (kurze Zugriffszeit) erwünscht
kleine Wertdimension bei einem Artikel
es werden meist mehrere Produkte gleichzeitig bestellt, die heterogen sind
und aus großen Sortimenten stammen (Kommissionierung der Ware)
besondere Anforderungen in der Logistik (z.B. Kühlung)
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303
Bei Versorgungsgütern ist es aus logistischer Sicht
vorteilhaft, dass die Produkte zunächst in großen
Transportlosgrößen in Verbrauchernähe gebracht
werden und dann dort vom Konsumenten abgeholt
werden. Dann erübrigt sich eine Internetbestellung.
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304
Vor- und Nachteile des Online-Shopping aus Nachfragersicht
Vorteile
Nachteile
• niedrigere Transaktionskosten
• Touch-and-Feel-Produkte
• bessere Information
• kein reales Einkaufserlebnis
• günstigere Produkte
• ambigue Kaufsituationen
• bessere Produkte
• Datenschutz
• Mehrwert-Dienstleistungen
• Online-Shopping-spezifische
Kosten
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305
Gegenüberstellung von Vorteilen des Online-Shopping und des
stationären Handels
Vorteile des Online-Shopping
Vorteile des stationären Handels
• Bequemlichkeit/ Convenience (beinhaltet
Schnelligkeit/ Zeitersparnis, Einfachheit
und Irrelevanz von Ladenschlusszeiten)
• Informationsgebot
• Unterhaltung/ Erlebnis (webmosphere)
• Geringere Transaktionskosten
• Personalisierung von Angeboten
• Kombinierbarkeit mit anderen Aktivitäten
• Angebotsbreite und –tiefe
• Leichte Suche von Alternativen
• Niedrige PReise
•
•
•
•
•
•
•
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Überprüfung der Produkte vor dem Kauf
Lieferzeit
Einkaufsvergnügen/ Erlebniswert
Schutz der Privatsphäre/ Datenschutz
Soziale Interaktion
Persönliche Beratung
Großes Angebot an Serviceleistungen
und physische Anpassung der Produkte
an den Kunden
306
Beispiele für ein M-Commerce-spezifischesProdukt:
Durch mobile Endgeräte ist eine Person
präzise geographisch zu orten und zugleich mit
Informationen „ansprechbar“.
Location-Based-Services sind spezifische
Produkt-/ Informationsangebote, die sich auf
die Örtlichkeit beziehen, an der sich der
Nachfrager gerade aufhält (Such-Situation,
Not-Situation).
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307
Selective Pricing im E-Commerce:
Wird aufgrund des bisherigen Bestellverhaltens
im Netz festgestellt, dass ein Kunde bislang
schon häufiger (noch nie) eine bestimmte
Flugverbindung gebucht hat, geht man davon
aus, dass er beruflich (privat) diese
Flugverbindung nutzen will und deshalb eine
geringere (höhere) Preiselastizität (dem
Betrage nach) besitzt:
Dieser Kunde erhält kein (erhält ein)
preisgünstiges Flugangebot präsentiert.
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Behavioral Targeting
Charakteristik
Personifizierung von Online-Werbung in Echtzeit durch Analyse und Nutzung des
bisherigen Suchverhaltens im Internet
Plattform für die Werbung sind große Portale (Web 2.0 wie Myvideo, Studivz,
Photobucket, Myspace, Youtube oder Spiele (second life)) und ‘Suchmaschinen‘
(Erfassung des Informationssuchverhaltens und Medium für Webpräsentationen z.B.
Bannerwerbung)
genauere Werbeerfolgsmessungen möglich (Messung der Anzahl der Klicks)
zielgruppenspezifische (individuelle) Bewerbung des Produktangebots
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Eines der wesentlichen Merkmale der digitalen Revolution
ist, dass sich räumlich divergente Akteure vernetzen und
miteinander kooperieren (aggregieren) können, um
gemeinsame Ziele zu verfolgen („demokratischer
Charakter der digitalen Revolution“).
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310
Crowdsourcing beinhaltet die webbasierte (web 2.0)
Auslagerung von Unternehmenstätigkeiten mittels eines
offenen Aufrufs an eine Masse anonymer Akteure.
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311
Wisdom of the Crowd (kollektive
Intelligenz): Zugriff und Nutzung der
Fähigkeits- und Wissenspotentiale
heterogener Personen (hohe
Diversifikation), wobei in der Crowd jeder
das macht, das er besonders gut kann.
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312
Paradigma des Crowdsourcing: Lieber eine
gute Idee mit der Welt teilen, als sie gar
nicht erst zu kennen
Gassmann et al. (2013)
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313
Ein Einsatzgebiet des Crowdsourcings ist der
Innovationsprozess eines Unternehmens
(open innovation). (v.a. Produktinnovationen)
Ideengenerierung
Ideenbewertung
Ideenrealisierung
Konzept-/Prototypenentwicklung
Produkttests
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314
Effizientere Innovationsprozesse durch Crowdsourcing
Dimensionen der Effizienz
Cost-to-market
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Time-to-market
Better/never to market
315
Effizientere Innovationsprozesse durch Crowdsourcing
Dimensionen der Effizienz
Cost-to-market
Time-to-market
Better/never to market
Wisdom of the crowd
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316
Einer empirischen Studie zufolge werden
etwa ein Drittel aller an einer Crowd
“ausgerufenen“ Probleme gelöst.
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317
Organisation eines Crowdsourcing Prozesses
Handlungsfelder
Spezifizierung
des Problems
Modernisierung
der Beiträge
Sichtung und
Auswahl der Ideen
Setzen von
Zeitlimits
Crowd muss
verstehen, um was
es geht
Integration der Crowd
in den eigenen
Innovationsbereich
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318
Portal für Crowdsourcing (Tchibo ideas)
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319
Crowdsourcing-Initiativen im Bereich Open Innovation
Unternehmenseigene Initiative
Intermediäre Plattform
Tschibo ideas
Tchibo fordert seine Community aus 11.000 Mitgliedern auf,
Alltagspro-bleme zu schildern und passende Problemlösungen zu
finden. Dazu werden Ideenwettbewerbe und Um-fragen
durchgeführt. Auch Produkt-tester werden gesucht um die Markttauglichkeit der Produkte sicherzu-stellen.
InnoCentive
InnoCentive erlaubt den Unter-nehmen, Probleme aus FuE
einer Community aus 300.000 Solvern aus fast 200 Ländern
vorzustellen, die dann im Rahmen von Innovationswettbewerben Lösungen ein-reichen.
IdeaStorm
Dell fordert seine Community auf, Ver-besserungsvorschläge zu
seinen Pro-dukten einzureichen.
Atizo
Die Unternehmen können auf der internationalen BrainstormingPlattform Atizo zu aktuellen Heraus-forderungen Fragen online
stellen und die Atizo-Community bestehend aus 15.000 Köpfen
Ideen einrei-chen, bewerten und kommentieren lassen.
Threadless
Threadless ist eine Design-Plattform, die T-Shirts anbietet, die von
der Crowd designet und ausgewählt wuerden.
HYVE
HYVE berät die Unternehmen bei Crowdsourcing-Projekten und
verfügt über eigene Community, die zur Ideengenerierung und –
bewer-tung rund um alle Herausforderung-en im
Innovationsprozess einge-setzt werden.
Quelle: Mankart (2013)
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320
Mitglieder der Crowd favorisieren ihre eigenen
Ideen und sind möglicherweise nicht bereit,
Ideen anderer Crowd-Mitglieder zu akzeptieren
oder an der Weiterentwicklung mitzuarbeiten.
Die Crowd repräsentiert nicht den Gesamtmarkt
(Nischenlösung für Spezialisten).
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321
Die Crowd wird möglicherweise durch
“aggressive“ Minderheiten (Trolls) gestört,
die wenig sinnhafte Ideen produzieren
neuer Geschmack für RitterSport Schokolade – Vorschlagssieger
waren: Dönergeschmack und Zwiebelmett
neues Design für Priel-Geschirrspülflasche – Vorschlagssieger
waren: Monstergesicht, Bratwurst und Nasenbrille
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322
Crowdsourcing-Argumentationsbilanz
Aspekt
Vorteile
Probleme
Effizientere Innovationsprozesse
Organisation des Prozesses
Höhere Flexibilität (anytime &
anywhere)
Mangelnde Geheimhaltung des Innovationsprozesses
Widerstand der eigenen Mitarbeiter
Positive Imageeffekte (Kundenvalue;
Transparenz; Demokratie)
Mögliche Mitarbeiterakquise
Eigeninteresse und fehlende Repräsentativität der Crowd
Verdacht der „Ausbeutung“ der Crowd bzw. Notwendigkeit
der Abtretung der Rechte an Ideen
Nicht realisierbare (Kosten)Lösungen werden
vorgeschlagen
Umgang mit den Mitgliedern der Crowd ([potentielle]
Kunden), wenn Lösungsvorschlag von Unternehmen
verworfen wird
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323
Powerseller: Verkäufer, die regelmäßig eine
große Auswahl an Produkten auf
Internetplattformen (offene Marktplätze) zur
Auktion anbieten.
Häufig handelt es sich um Makler, die im
Auftrag ihrer Kunden (Unternehmen) die Waren
anbieten und bei erfolgreichen Verkauf eine
Provision vom eigentlichen Verkäufer erhalten.
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324
Power-Shopping (Co-Shopping) sind virtuelle
Einkaufsgemeinschaften, in denen sich Käufer
zusammenschließen, um durch den
Gemeinschaftskauf Mengenrabatte bei den
Anbietern zu erzielen. Power-ShoppingMöglichkeiten finden sich zu meist auf
Community-Einkaufsplattformen, die externe
Betreiber organisieren, auf ShoppingCommunities oder werden von Unternehmen
als Instrument der Rabattgewährung betrieben.
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Shopping-Communities (Shopping Club) sind
Online-Communities mit spezieller
Sortimentsausrichtung, auf der der Betreiber
überwiegend Restposten, Überschuss- oder
Retourmengen zu günstigen Preisen verkauft.
Das Konzept entspricht dem stationären
Fabrikverkauf. Mitglieder müssen sich
registrieren lassen, die Anwerbung neuer
Mitglieder wird meist incentiviert (z.B.
Bonuspunkte).
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Netzwerke
Netzwerk
Nutzer
Nutzen
Facebook
35- bis 55-Jährige, aber
auch jüngere
Alterschichten
Auf Facebook kann man aktuelle Freundschaften pflegen,
alte Bekanntschaften wieder auffrischen, verschollen
Geglaubte wiederfinden.
Xing
Medien-, Werbung-,
Finanz-, IT-Branche,
Juristen, Studenten,
Freiberufler
Kontaktpflege, Austausch von Branchenews. Für
Freiberufler eine gute Auftrags- und PR-Börse.
Lokalisten.de
Schüler und Studenten
Kontakt zu alten Freunden, Schulkameraden und
Arbeitskollegen. Kontakt zu „Freundes-Freunden“
StudiVZ
Studenten
Recherche nach alten Klassenkameraden, Versenden
von Nachrichten, Veröffentlichen von Fotos,
Meinungsaustausch in Foren.
Wer-kennt-wen.de
Alle Altersgruppen
Wiederfinden von Freunden und Bekannten auch
unterschiedlichen Alters. Nachteil: Bisher nur in
einzelnen Regionen bekannt.
MySpace
Musiker, Bands,
Musikfans, Plattenfirmen
Verbreitung von Musik abseits des Mainstreams,
Publicity für unbekannte Musiker
Twitter
Journalisten, kritische Leser,
PR-Agenten, Autoren, Blogger
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Kommentare zu Alltagserlebnissen und aktuellen
Themen. Begrenzte Länge der Mitteilungen
Quelle: AZ vom 28.7.09, S.6
Edelgruppe bei StudiVZ:
Ein Unternehmen “sponsort“ einen Themenraum
und nutzt ihn für eigene kommunikative Aktionen
(z.B. Videos, Bilder, Verlinkungen, Gewinnspiele,
Vorstellung von Angeboten, Diskussion mit
Nachfragern).
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Database-Marketing ist ein auf den einzelnen
Kunden ausgerichtetes Marketing auf der Basis
individueller, in einer Kundendatenbank
gespeicherter Kundendaten
Link et al. (2003)
Databased Online Marketing: Database-Marketing
im Internet
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Marketing im Web 2.0
Ansätze
Informationsdiffusion
Zusatzleistungen
(Mehrwert)
im Web 1.0
Relationship
Marketing
Förderung
des Dialogs
mit Kunden
Commitment
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Viralmarketing
Informationsgewinnung
(Monitoring,
Netnographie)
Behavioral
Targeting
eGame - Advertising
Arten
Around Game
Advertsinig
Ad Games
associated
illistradive
demonstrative
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In-Game
Advertsing
Mobile Commerce (Mobile Business)
Mobile Commerce (Mobile Business):
Durchführung des E-Commerce (E-Business) mit mobilen
Endgeräten (Mobile Devices): Ortsunabhängiger (“kabelloser“)
Zugriff auf die elektronischen Informations- und
Kommunikationsmedien (z.B. Internet, e-mail) durch den
Nachfrager und ortsunabhängige Ansprache des Nachfragers
durch den Anbieter in diesen Medien.
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332
4.1.2 Elektronische Märkte
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333
Elektronischer Marktplatz:
Where buyers and suppliers meet to
exchange information about prices
and product and service offerings,
and to negotiate and carry out
business transactions.
Archer / Gebauer (1999)
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Elektronische Märkte: Merkmale
Merkmale
Informationen über
Transaktionsobjekte
und Transaktionsbedingungen
werden über
elektronische
Kommunikationsmedien bereit gestellt
Anbahnung
Aushandlung der
Transaktionsbedingungen
bzw. Abgabe von
Willenserklärungen über
elektronische
Kommunikationsmedien
Aushandlung
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Lieferung der
Produkte
über
elektronische
Kommunikationsmedien
(digitale Produkte)
Begleichung der
Gegenleistung
über
elektronische
Kommunikationsmedien
Abwicklung
Merkmale elektronischer Märkte
Online-Präsenz der Transaktionspartner
Informationen über Transaktionsobjekte und
Rahmenbedingungen der Transaktion fließen über
elektronische Kommunikationsmedien (d)
zeitliche unbegrenzte Erreichbarkeit der
Transaktionspartner, unabhängig von deren
Wohnort ( anytime & anywhere)
schnelles Screening potentieller Transaktionspartner
schnelle Reproduzierbarkeit und Aktualisierung von
Informationen zu sehr niedrigen Kosten
individualisierte Anonymität der Transaktionspartner
Abgabe von Willenserklärungen über elektronische
Kommunikationsmedien (o)
Einsatz von Software-Agenten (Shop-Bots) als Intermediäre (o)
Distribution der Produkte über elektronische Kommunikationsmedien
(digitale Produkte) (o)
Begleichung der Gegenleistung über elektronische Kommunikationsmedien (o)
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Lehrstuhl
für BWL; insb. Marketing
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Databased Site: Eine bezogen auf den potentiellen
Kunden personalisierte individualisierte Website
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Database Site: Arten von Informationen
Arten
on stockInformationen
hat Unternehmen in
hoher Zahl zur
Verfügung und spielt
sie bei Bedarf ein (z.B.
Produktinformationen)
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on deliveryInformationen
Informationen, die in
spezifischen Aktionen
bereit gestellt werden
(z.B. Newsletter)
on demandInformationen
Nutzer wählt
Informationen aktiv aus
Preisgabe der Anonymität
Incentives
preisliche Vorteile
Kundenkartensysteme
zusätzlicher Nutzen
(Mehrwert)
Individuellere Sortimente
Schnelleres Navigieren
Mehrwert durch proprietare
services
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Cybermediäre sind Intermediäre auf
elektronischen Märkten.
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Cybermediäre
Arten
Marktfunktionsbegründende
Intermediäre
Marktfunktionssichernde
Intermediäre
Bereitstellung der
(informations-) technischen
Infrastruktur
Reduzierung der
Marktunvollkommenheiten
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341
Drei-Schichten-Modell elektronischer Märkte
elektronische Marktunterstützungssysteme
Portale
Malls
Bidding Agent
E-Cash-
Foren
Suchmaschinen
Preisagenturen
Trust Center
Firmen
Virtuelle
Communities
Information
Angebot
Vereinbarung
Abwicklung
After-Sales
Elektronische Austauschsysteme
posted prices
Auktionen
Ausschreibungen
Börsen
(1;1)
(1;n)
(n;1)
(n;n)
Informations- und Kommunikationsinfrastruktur
Quelle: Bieberbach/ Hermann (1999)
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342
Sparen im Netz
Rabatte
Webseite
Einkaufsklub für Mitglieder
soziales Netzwerk
Preissuchmaschinen
geeignet für
Voraussetzungen
groupon.de
Gastronomie, Hotel, Freizeit,
Wellness
Anmeldung,
auf etwa 50 Städte beschränkt
dailydeal.de
Gastronomie, Fitness, Autowäsche,
Freizeit
Anmeldung,
auf etwa 50 Städte beschränkt
brands4friends.de
Markenkleidung und
Lifestyleprodukte
Anmeldung
vente-privee.com
Mode- und Dekorationsartikel
Anmeldung
limango.de
Kindermode, Umstandskleidung,
Spielzeug
Anmeldung
zalando-lounge.de
Markenschuhe
Anmeldung
facebook.de
Restaurants, Kinos, Modeketten,
Fußballvereine
Anmeldung,
Smartphone
idealo.de
Heimelektronik, Flüge, Gebrauchtwagen, Mode, Apothekenbedarf
keine
opodo.de
Flüge, Hotels, Ferienhäuser, LastMinute.Angebote
keine
Quelle: SZ vom 08.03.2011, S. 22
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343
Cybermediäre
Arten
Marktfunktionsbegründende
Intermediäre
Marktfunktionssichernde
Intermediäre
Bereitstellung der
(informations-) technischen
Infrastruktur
Reduzierung der
Marktunvollkommenheiten
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344
Sparen im Netz
Rabatte
Webseite
Einkaufsklub für Mitglieder
soziales Netzwerk
Preissuchmaschinen
geeignet für
Voraussetzungen
groupon.de
Gastronomie, Hotel, Freizeit,
Wellness
Anmeldung,
auf etwa 50 Städte beschränkt
dailydeal.de
Gastronomie, Fitness, Autowäsche,
Freizeit
Anmeldung,
auf etwa 50 Städte beschränkt
brands4friends.de
Markenkleidung und
Lifestyleprodukte
Anmeldung
vente-privee.com
Mode- und Dekorationsartikel
Anmeldung
limango.de
Kindermode, Umstandskleidung,
Spielzeug
Anmeldung
zalando-lounge.de
Markenschuhe
Anmeldung
facebook.de
Restaurants, Kinos, Modeketten,
Fußballvereine
Anmeldung,
Smartphone
idealo.de
Heimelektronik, Flüge, Gebrauchtwagen, Mode, Apothekenbedarf
keine
opodo.de
Flüge, Hotels, Ferienhäuser, LastMinute.Angebote
keine
Quelle: SZ vom 08.03.2011, S. 22
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345
Arten des E-Business
Überbetrieblicher
Marktplatz
Betrieblicher Marktplatz
Cooperative
Operation
A A A A
A
A A A
A
N N N N
N N N N
N
N
sell-side-solution
buy-side-solution
E- Commerce
= elektronischer Marktplatz
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346
Auch soziale Netzwerke (Web 2.0) können
inzwischen als überbetriebliche Marktplätze
angesehen werden, da sie Unternehmen/
Marken Präsentationsraum einräumen bzw.
Unternehmen/Marken als Akteure im sozialen
Netzwerk auftreten.
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347
Überbetrieblicher Marktplatz
Merkmale
Betreiber stellt
Infrastruktur zur
Verfügung
Angebot von
Marktunterstützungsleistungen
Angebot von
Koordinationsmechanismen
selbst kein Anbieter
von Waren/
Dienstleistungen
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348
Online-Portale im Gebrauchtwagenmarkt
Kategorie / Anbieter
mobile.de
AutoScout24
Ebay-Motors
Pkw.de
Aotobid.de
Fahrzeugangebote
1,5 Mio.
1,9 Mio.
0,017 Mio.
0,5 Mio.
0,001 Mio.
Besucher pro Monat
47 Mio.
4,6 Mio.
4,17 Mio.
n.a.
0,135 Mio.
registrierte Händler
32.000
37.000
n.a.
4.000
250
Kundenkreis
B2C, B2B, C2C
B2C, B2B, C2C
B2C, C2C
B2C
B2B
Format
Anzeigenformat
Anzeigenformat
Auktion
Anzeigenformat
Auktion
Vertragsschluss
offline
offline
online
offline
online
max. Bilder
12
15
n.a.
12
45
Anzahl der Attribute
40
42
49
<40
<40
Anzahl der Sprachen
8
18
n.a.
1
7
Länder
n.a.
13
39
1
1
Gebühren (netto)
ab 41,99 EUR
ab 99,00 EUR
ab 43,48 EUR
gebührenfrei
ab 185,00 EUR
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349
Sell-Side-Solution
elektronische
Verkaufsmedien
Telefon
(Call Center)
Verkaufsautomaten
Digitale
OfflineMedien
(CD;DVD)
Fernseher
Mobile
Commerce
OnlineMedien
(Internet)
passiv
interaktiv
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350
Elektronische Marktplätze für Beschaffung (B2B)
Ausschreibungsinhalt:
Einkäufer beschreibt das Produkt (Material, Stückzahl,
Liefertermin), legt Auktionstermin und mögliche
Lieferantenkriterien fest. Einkäufer legt den Startpreis
fest.
Marktplatzbetreiber lädt alle in Frage kommenden, zum Marktplatz zugelassenen
Lieferanten zur Teilnahme an der Auktion ein.
Zum vereinbarten Auktionstermin loggen sich die interessierten Lieferanten in den
Marktplatz ein.
Organisatorischer Ablauf:
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Dauer der Auktion: 1 Std. - 2 Std., Lieferanten
unterbieten sich im Preis (es ist jeweils nur das beste
Angebot bekannt); Lieferanten bleiben anonym; Auktion
endet, wenn der `best price` erreicht ist bzw.
Auktionsfrist abgelaufen ist;
Transaktonskosten zahlt der Einkäufer; Zuschlag muß
nicht immer das geringste Angebot erhalten
351
Business - Web - Typologie
selbstorganisierend
Agora
Alliance
Distributive
Network
Organisationsprinzip
Aggregation
Value Chain
hierarchisch
niedrig
Wertschöpfungsintegration
hoch
Quelle: Tapscott et al (2000)
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352
Business Web-Type: Alliance
Die Kosten für unternehmen in der Zusammenarbeit mit externen Mitarbeitern gehen drastisch zurück, Ein Betrieb in Ingolstadt kann heute leicht
mit dem Entwickler in Indonesien zusammenarbeiten – der Preis für die Übermittlung der nötigen Informationen ist nahe null, Verständigung
geschieht ohne Zeitverlust, Entfernung spielt immer weniger eine Rolle. Deses Umfeld bildet die Grundlage für neue Arbeitsweisen: „Was früher
hinter Mauern eines Unternehmens stattfinden musste, kann heute in allen möglichen Peering. Geschäftsmodellen ablaufen“, sagt Don Tapscott,
ein US-Management-Denker. „Künftig kann das Unternehmen mit fast jeder beliebigen wertschöpfenden Einheit, die von außen kommt eine
Verbindung auf Zeit eingehen – egal, wo diese sich befindet. Es entstehen neue Formen kollektiver Intelligenz [...]
50 Prozent der Innovationen sollen von außen kommen, so lautet eine neue Vorgabe beim Markenartikel Procter & Gamble. „Auf OnlineMarktplätzen selbstständiger Forscher, wo 90.000 Chemiker ihre Dienste anbieten, ist die Chance größer, den richtigen für das Thema zu finden.
In China gibt es keinen Hersteller, der ein Motorrad komplett fertigt. Dennoch hat sich die größte Motorrad-Industrie der Welt herausgebildet mit
einer Jahresproduktion von 18 Millionen Stück, weil es für jedes Teil einen spezialisierten Hersteller gibt. Per Kollaboration wird das Endprodukt
geschaffen, jeder Produzent ist mit den anderen durch Internet und persönliche Kontakte verknüpft. Weil Transaktionskosten so niedrig sind, ist
es gar nicht nötig, ein ganzes Motorrad in einer Fabrik zu bauen“, weiß Gloger.
Wikonomics heißt die neue Vorgehensweise, die eine Wertschöpfung beschreibt, die keine Unterschiede mehr zwischen internen und externen
Mitwirkenden macht. „Wichtig ist das Verständnis der Grundbausteine – ähnlich wie bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia werden wesentliche
Teile der Wertschaffung von Außenstehenden erledigt“, erklärt Gloger. Bei der freiwilligen Zusammenarbeit gebe es keine dauerhaften,
hierarchischen Abhängigkeiten mehr. „Machen der extern Mitwirkenden bekommt der Unternehmer nie zu Gesicht. Man findet per Internet zu
einem Projekt zueinander, verabredet gemeinsame Leistung – und trennt sich nach Ende der Aufgabe wieder“, so Gloger. Der WikinomicsAnwender behält nicht mehr all sein Wissen für sich. Vielmehr legt der Unternehmer offen, was er schon weiß –und er lädt Dritte von Außen zum
Verbessern ein. Beispiel: Der Minenbetrieb Goldcorp stellte sein Wissen ins Netz und beschrieb sein Problem. 1.000 Geologen und
Hobbyforscher sandten Ideen ein, mit denen der Betrieb in die Gewinnzone zurückgeführt werden konnte. „Die Reichweite des Netzes ist dabei
sehr hilfreich. Auch Ideengeber, die auf einem anderen Kontinente wirken, sind willkommen.“ [...]
„Die Einsicht ist eigentlich banal: Es gibt immer jemand der besser ist als ich, der mehr weiß als ich; erst das Internet versetzt mich aber in die
Lage, mit solchen Partner zusammenzuarbeiten“, sagt Michael Sander, Geschäftsführer der Lindauer Unternehmensberatung Terra Consulting
Partners (TCP).
Die damit verbundene Anforderungen an das Führungs- und Kommunikationsverhalten seien allerdings alles andere als trivial. „Unternehmen
müssen sich öffnen, statt abzuschotten, um davon zu profitieren. Unternehmen müssen Vertrauen in ihre Partner vorschießen, statt
100prozentige Kontrolle zu haben, um die besten Köpfe an sich zu ziehen. [...]
Dafür bedarf es nach Ansicht der US-Wissenschaftler Thomas W. Malone und Robert E. Laubacher vom amerikanischen MIT Massachusets
Institute of Technology (MIT) strukturelle Veränderungen der Unternehmensorganisationen. Auch sie sehen die viel versprechende Möglichkeit in
einem Netzwerk kleiner Firmen und Teams „die sich nur für die Zeit von gemeinsamen Projekten zusammenschließen“. [...]
Am Ende stehe ein großes Ziel: das Beste zweier Welten zu vereinen, nämlich die Synergievorteile großer Organisationen und die kreative
Freiheit, Flexibilität und hohe Motivation der Mitarbeiter in kleinsten Unternehmen. Hierarchische Unternehmensformen fände man dann nur noch
in Geschichtsbüchern.
Wirtschafts Bild 19/07 S.14-15
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353
Elektronische Marktplätze
Voraussetzungen für den Erfolg
Netzeffekt
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Back-endAnbindung
Betriebssicherheit
354
4.2. Auswirkungen des E-Commerce
auf das Marktmodell
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355
Electronic Commerce und Marktmodell
Auswirkungen
Neue Organisationsformen
Virtuelle
Marktplätze
Business Web
Auction-Web/
Powerseller
Auftritt neuer
Akteure
Disintermediation
Branchenfremde Anbieter mit
Querschnittstechnologien
Verstärktes
Outsourcing
Stärkung der
Nachfrager
Veränderung
der
Marktbeziehungen
Veränderung der
Bedeutung der
Handelsfunktionen
Steigerung der
Markttransparenz
Erhöhung des
Preiswettbewerbs
Auftreten von
Spezialisten
Entstehen von
Communities
(Web 2.0)
Individualisierung der
Marktbeziehungen
Reintermediation
(second-order-Effekt)
„Kundenkartelle“
(Power Shopping)
(Intermediation)
Abnehmende
Bedeutung der
Betriebsgröße
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356
Selective Selling:
Aufgrund kundenindividueller Informationen kann ein
individuell auf die Bedürfnisse des Nachfragers
zugeschnittenes Angebot, einschließlich der
Preissetzung (Selective Pricing: Preisdifferenzierung
ersten Grades) zusammengestellt und kommuniziert
werden.
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357
Selective Selling I
Mischen possible
„Es gibt Nussfans und Rossinengegner, Nussallergiker, Rosinenfreunde, rosinenliebende
Nussanhänger, Rosinen-Nuss-Hasser und Trockenfruchtfanatiker. Dazu kommen die
Schokoverrückten. Jede Gruppe hat Untergruppen, zudem gehört niemand nur einer Gruppe an.
Müslimischungen gibt es denn auch zuhauf , wunschlos glücklich machten sie die Käufer jedoch nie.
Drei Studenten aus Passau aber haben bewiesen, dass Müsli so individuell schmecken kann, wie
jeder Einzelne es am liebsten mag: In Ihrem Internetshop www.mymuesli.com können sich Kunden
per Mausklick zusammenmixen, was morgens in die Schüssel kommt. Die Idee ist nicht neu. Schon
vor acht Jahren eröffnete ein amerikanischer Lebensmittelkonzern einen Internetladen mit
Frühstücksflocken im Baukastensystem. Doch das Projekt kam über die Testphase nicht hinaus. Der
Absatz war wohl auch deshalb schleppend, weil die Müslis doppelt so teuer waren wie
handelsübliche. Zudem war das Einkaufen im Netz noch nicht so verbreitet wie heute. Als Hubertus
Bessau[28], Philipp Krais[28] und Max Wittrock[26] im April 2007 mit „Mymuesli“ starteten, ist die Zeit
reif. Das Internet hat sich ausgebreitet, der Onlinehandel blüht.
Bei „Mymuesli“ stehen dafür 70 Zutaten zur Wahl. Getreideflocken, Nüsse und Trockenfrüchte, dazu
Extras wie Gummibärchen oder Espressobohnen in Schokohülle. Alle Zutaten seien aus
biologischem Anbau, versichern die Unternehmer. Damit die Auswahl für die Kunden nicht zur Qual
wird, sind Basismischungen im Angebot, die sich je nach Geschmack und Geldbeutel aufpeppen
lassen. Exakt 575 Gramm passen in eine Dose, die einfachste Version kostet 3,90 Euro. Plus einer
Hand voll Zutaten steigt der Preis auf gut zehn Euro, dazu kommt noch die Versandgebühr.
Die Passauer gelten zwar als Pioniere auf dem Markt der individualisierten Lebensmittel, doch die
Konkurrenz schläft nicht. Mittlerweile tummeln sich ähnliche Anbieter im Internet, www.cereal-club.de
und www.sonntagmorgen.com zum Beispiel, und auch ein Branchenriese wie Mars, der seine M&M‘s
zum Selbstdesignen anbietet [www.mymms.de].
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Selective Selling II
In Bayern bastelt man derzeit an einer neuen Abfüllanlage. Sie soll schon bald erledigen, was
Mitarbeiter heute noch per Hand mischen. Die Automatisierung gilt als Vorteil der Massenproduktion
– kombiniert mit maßgeschneiderten Waren entsteht daraus ein Konzept namens individualisierte
Massenfertigung.
Anfangs testeten Bessau, Kraiss und Wittrock die Müslizutaten in ihrer WG-Küche. Heute mischen
und verpacken im Passauer Gewerbegebiet 55 Voll- und Teilzeitmitarbeiter. Bestellungen kommen
inzwischen auch aus Österreich und England, der Schweizer Markt wird von einem eigenen Standort
beliefert. Damit es den Kunden nicht langweilig wird, wächst das Sortiment ständig. Vor Ostern gibt
es Möhrenstücke fürs Müsli, im Advent einen zimt-lastigen Weihnachtsmix, dazu kommen
Mischungen für Sportler, Figurbewusste und Kinder. Jeder bestellte Mix wird gespeichert. Damit
lässt sich die persönliche Mischung immer wieder neu ordern, bald soll es auch ein Abosystem
geben. Doch nicht nur den Inhalt einer jeden Dose produziert das Unternehmen nach Wunsch, den
Namen seiner Kreation kann der Kunde ebenfalls selbst bestimmen. Der Eigen-Faktor grenzt ab
gegen Einheitsbrei, den alle essen, und signalisiert Ernährungsbewusstsein.
Das mehrfach ausgezeichnete Geschäftsmodell kommt vor allem bei jungen Verbrauchern an. Auf
einen neuen Eintrag im Onlinetagebuch der Firma reagiert die Fangemeinde prompt, man
kommentiert Neues im Sortiment, schlägt Änderungen bei der Verpackung vor und mailt
Müslirezepte und Zutatenwünsche. Der enge Kontakt nutzt beiden Seiten: Das Unternehmen spart
viel Geld für Marktforschung, Produktentwicklung und Werbung, un die Käufer fühlen sich in den
Herstellungsprozess aktiv einbezogen. Das freut Rosinenhassser. Und Nussgegner. Fruchtfeinde
freut es natürlich auch.“
Quelle: Zeitschrift „Mobil“, 07/09, S.54-55
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Intermediation im E-Commerce:
Entbündelung der traditionellen
Handelsfunktionen und Übernahme dieser
Handelsfunktionen durch Spezialisten.
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Intermediation im E-Commerce
Ansatzpunkte
räumliche
Überbrückungsfunktion
Inkassofunktion
Informationsfunktion
Home Delivery-Spezialisten
Infomediäre
Digitalisierung
Shop Bots
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Sortimentsgestaltungsfunktion
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4.3. Veränderungen im Marketing
durch E-Commerce
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362
E-Commerce im B2C aus Anbietersicht
Potentiale des Internets
Neuer
Kommunikationsweg
Neuer Vertriebsweg
Neue Geschäftfelder
(New Economy)
Weitere
Marketinginstrumente
Beschleunigung der
Produktentwicklung
Neue Arten des Kundenkontakts
und der Kundenbewertung
Selective selling und
Selective pricing
Gewinnung von
Kundendaten
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Kommunikationspolitik im Internet
Werbeumfeld / Werbeformate
Internet-basiertes
Fernsehen
Web 1.0
Web 2.0
Websites (Homepages)
Social Media
E-Games
Bannerwerbung
Affiliate - Marketing Streben
SuchmaschinenMarketing
nach
Links
Social
Communities
Online-Foren
Weblogs
Wikis
Podcasts
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Verhaltensforschung (I)
Google späht Internet-Spieler zu Werbezwecken intensiv aus
Irgendwo in den USA, im Jahr 2009: Die Programmierer haben ihn wieder einmal gut versteckt, den Weg
zur nächsten Spielstufe. Stunden um Stunden lenkt der junge Mann am PC seine virtuelle Figur auf immer
neue Pfade, tauscht übers Internet Kurzbotschaften mit anderen Spielern aus. Da leuchtet am Weg
plötzlich eine Tafel auf: Werbung für einen Pizzalieferdienst in seiner Stadt. Zufall?
Keineswegs. Das Szenario entstammt dem Patent mit der Kennziffer WO2007041371, das die
Suchmaschinen-Firma Google im April hat registrieren lassen. Es beschreibt eine Methode, wie das
Verhalten von Computerspielern künftig dazu benutzt werden könnte, die in Spielen geschaltete Werbung
zielgenauer zu adressieren als bisher möglich.
Spiele zu entwickeln ist wegen der gestiegenen Erwartung der weltweiten Computer-Zocker sehr teuer
geworden. Für die Erfolgstitel des Genres fallen schnell zehn Millionen Dollar und mehr an. Schon lange
sind die Hersteller deshalb dazu übergegangen, etwa Bandenwerbung in Fußball-Simulationen oder
Autorennspielen an Firmen aus dem richtigen Leben zu verkaufen.
Doch Anzeigen wie diese sind statisch und damit für jeden Benutzer des Spieles gleich. Googles Idee geht
erheblich weiter. Um dem Spieler zielgenaue Anzeigen direkt ins Spiel hinein zu liefern, soll aufgezeichnet
werden, wie lange er spielt und was genau er dabei tut.
"Benutzer, die viel Zeit damit verbringen sich zu unterhalten anstatt zu kämpfen (...) legen nahe, dass sie
gerne schwatzen, das System könnte ihnen daher Anzeigen für Handys zeigen", heißt es in der
Patentschrift. Spieler, die lieber Gegenstände einhandelten als zu stehlen, oder die eher impulsiv als
überlegt handelten, zeigten damit ein bestimmtes psychologisches Profil, auf das mit geeigneten Anzeigen
reagiert werden könnte.
Schon jetzt sammeln Google, aber auch andere Unternehmen, im großen Stil Daten ihrer Benutzer. Um
etwa Anwendern des E-Mail-Dienstes Google Mail zielgruppengenaue Werbung auf den Bildschirm zu
bringen, werden die Texte der Mails nach Stichworten durchkämmt.
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Verhaltensforschung (II)
Der Hobbyfischer, der sich mit seinen Freunden per E-Mail über seine Passion austauscht, bekommt dann
Werbung für Anglerzubehör eingeblendet.
Zwar heißt es bei Google, das Patent sei nur eines von vielen, die man jeden Monat registrieren lasse.
Aber vor kurzem hat die Internetfirma ein Unternehmen namens AdScape gekauft, das sein Geld mit
Anzeigen in Spielen verdient. Der Markt für Spiele ist riesig, allein in den USA wurden nach Angaben eines
US-Branchenverbandes im ersten Quartal 2007 mit Spielecomputern und der passenden Software 3,3
Milliarden Dollar umgesetzt.
Den weltweiten Markt für Anzeigen in Spielen schätzen Experten auf 500 Millionen Dollar pro Jahr, Tendenz
steigend. Und immer mehr dieser Spiele kann man übers Internet auch mit Partnern zusammen spielen wenn nicht das Spielprinzip ohnehin den Online-Zugang zwingend voraussetzt, wie etwa bei der
Lebenssimulation Second Life.
Von Datenschutz ist in der sehr ausführlichen Patentschrift an keiner Stelle die Rede. Kritik an der
Sammelwut der milliardenschweren Firma aber gibt es längst.
"Zu viele Informationen über uns alle gelangen in die Hände eines einzigen Unternehmens - nämlich die
von Google", sagte kürzlich Jeff Chester, Leiter der amerikanischen Datenschutzorganisation Center for
Digital Democracy. Da kannte er Googles neueste Idee noch gar nicht.
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 15.05.2007
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366
4.4. Beurteilung des Online Shoppings
aus Marketingsicht
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E-Commerce aus Nachfragersicht
Problemfelder
Chaotische
Struktur des
Internet
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E-Confusion
Sicherheit
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