JAHRBUCH DER GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT

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JAHRBUCH DER GEOLOGISCHEN BUNDESANSTALT
Jb. Geol. B.-A.
ISSN 0016–7800
Band 142
Heft 3
S. 267–334
Wien, November 2000
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im Jahr 1998
Blatt 8 Geras
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Moravikum
auf den Blättern 8 Geras und 9 Retz
G ERHARD F UCHS
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Knapp vor dem Abschluss der Blätter 8 Geras und 9
Retz waren einige ergänzende Begehungen notwendig.
Sie betrafen im Wesentlichen die Westgrenze des ThayaBatholithen im Raume zwischen Untermixnitz und Niederfladnitz. Das Gebiet ist schlecht aufgeschlossen, sodass
man fast durchwegs auf Lesesteinkartierung angewiesen
ist.
Der grobkörnige Granit ist durch feldspatreichen, grusigen Boden zu erkennen.
Die im Westen angrenzende Folge von Glimmerschiefern und Quarziten zeigt verwitterungsbedingt ein Vorherrschen von Quarziten. Sie sind glattflächige, scharfkantige, weiße, graue, manchmal grünliche Gesteine. Die grauen bis grünlichen, phyllitischen Glimmerschiefer finden
sich meist nur als kleinere Stückchen. Granit inmitten der
Glimmerschiefer und Quarzite stammt von Gängen.
Der Granit tritt in Inseln in den Galgenäckern und der
Lüsse auf, weiters nordwestlich von Niederfladnitz.
Westlich der recht ausgedehnten Zone vom Glimmerschiefer und Quarzit (Therasburger Formation nach H ÖCK)
begegnet man bei Pleißing dem Diorit-Granodioritgneisband, welches sich aber nicht auf dem angrenzenden Blatt
8 Geras weiter verfolgen ließ.
Nach geringmächtigen Glimmerschiefern folgt im Westen der Weitersfelder Gneis (Stengelgneis). Zwischen
Merkersdorf und Pleißing ist die Formation vorwiegend
durch auffallend stengelig struierte Quarzite und gelbliche, plattige Arkosegneise mit unbedeutenden Glim-
merschiefern vertreten. Im Merkersdorfer Feld finden sich
bloß drei Inseln dieser Formation.
Ausgezeichnete Aufschlüsse sind bei der Mühle südlich
Pleißing vorhanden. Dort sieht man den primären Wechsel
von Quarzit und Arkosegneis. Entlang des orographisch
rechten Abhanges zum Prutzendorfer Bach ist der Weitersfelder Gneis ins Typusgebiet auf Blatt 8 Geras zu verfolgen. Gegen Weitersfeld schalten sich zu den glimmerarmen, bloß feinen Hellglimmer führenden Arkosegneisen
Zweiglimmeraugengneise ein, die im Kirchenhügel prächtig aufgeschlossen sind. Diese bei vielen Exkursionen gezeigten Gesteine mit ihren mehrere cm großen Kalifeldspateinsprenglingen sind aber in der über viele km zu verfolgenden Weitersfelder-Gneis-Formation eine Ausnahme. Sie sind auf die Typuslokalität beschränkt und verlieren sich bald sowohl gegen Nordosten als auch gegen
Südwesten. Von Prutzendorf bis zur Blattgrenze bei Sallapulka wird die Weitersfelder-Gneis-Formation wieder vorwiegend von fein- bis grobkörnigen, weißen bis gelblichen, plattigen Arkosegneisen aufgebaut. Feldspataugen
sind gelegentlich in den grobkörnigeren Typen zu beobachten. Wegen der häufigen Wechsellagerung der Feldspatgneise mit Quarzit und untergeordnet Glimmerschiefer – dies ist auch am Nordostende des Steinbruchs am
Fuß des Weitersfelder Kirchenhügels zu beobachten – sehe ich im Weitersfelder Gneis eine Metasedimentformation. Der „Augengranitgneis“ könnte aus grobem Grus von
aufgearbeitetem Granit entstanden sein. Unsere Arkosegneise dürften einem Teil der Therasburger Gneise
von H ÖCK entsprechen.
H ÖCKS Amphibol führende Gneise, welche nach diesem
Autor aus Dioriten und Andesiten entstanden sein dürften,
sind sehr wahrscheinlich mit unseren Dioritgneisen zu korrelieren. Diese bilden aber einen selbständigen Gesteinszug im Liegenden der Weitersfelder Gneise.
Blatt 9 Retz
Siehe Bericht zu Blatt 8 Geras von G. F UCHS.
267
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16 Freistadt
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Kristallin
auf Blatt 16 Freistadt
G ERHARD S CHUBERT
Im Zuge der diesjährigen Kartierung wurde das zwischen Reichenthal, Allhut, Süßmühl und Hald liegende
Gebiet neu aufgenommen. Es ergeben sich hier Berührungspunkte mit dem von S CHERMAIER (1995) kartierten
Gebiet (Jb. Geol. B.-A., 138). Aufgrund der schlechten
Aufschlussverhältnisse geht das vorliegende Ergebnis zu
einem erheblichen Teil auf eine Lesesteinkartierung zurück, es konnte jedoch auch immer wieder Anstehendes
angetroffen werden. Laut der im Maßstab 1 : 100.000 erstellten „Übersichtskarte des Kristallins im westlichen
Mühlviertel und im Sauwald, Oberösterreich“ (F RASL et al.,
1965) waren im besagten Gebiet NW–SE-streichende
Körper aus Weinsberger Granit und Grobkorngneis zu erwarten.
Gegenüber der Übersichtskarte ergeben sich nun folgende Neuerkenntnisse: Im Kartierungsgebiet besitzt der
Weinsberger Granit eine etwas geringere Verbreitung, als
in der Übersichtskarte dargestellt. Zum einen musste der
geschlossene Körper aus Weinsberger Granit westlich der
Adammühle revidiert werden. Ebenso war auch östlich
Allhut kein geschlossenes Areal aus Weinsberger Granit
anzutreffen, sondern es finden sich dort auch Grobkorngneis sowie Übergangszonen von Weinsberger Granit in
Grobkorngneis (fließender Übergang und Wechsellagerung) in weiter Verbreitung.
Nördlich Allhut und im Eibensteiner Holz wird der Grobkorngneis etwas feinkörniger und beinahe granitartig un-
geregelt. Im östlichen Steinwald und im Bereich der Waldkapelle konnte eine dunkle Varietät des Grobkorngneises
auskartiert werden. Diese besteht aus einer für einen
Grobkorngneis auffallend feinkörnigen biotitreichen Matrix, in der mittel- bis grobkörnige Feldspatkomponenten
in lagig-schlieriger bis nebulitischer Verteilung enthalten
sind. Aufgrund der Textur und der in den Feldspatkomponenten eingeschlossenen wesentlich gröberen Biotite erhebt sich der Verdacht, dass es sich hier um einen mit
einem dunkleren Magma gemischten Grobkorngneis handelt.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass im östlichen
Steinwald auch reichlich Lesesteine eines feinkörnigen
Diorits anzutreffen waren, welcher möglicherweise mit der
erwähnten dunklen Grobkorngneisvarietät in Zusammenhang stehen könnte.
Der nordwestliche Teil des Buchbergs – dieser besteht
großteils aus Weinsberger Granit – ist von feineren Granitgängen durchschwärmt, was stellenweise einen migmatischen Eindruck erweckt. Im zentralen Bereich des Buchbergs war ein etwa 300 m langer und 50 m breiter SW–
NE-streichender Gang eines feinkörnigen, biotitreichen
Granits (vermutlich zur Gruppe der Migmagranite gehörend) zu verfolgen. Ein ähnlicher Granitgang steht auch
westlich der Holzmühle an.
Westlich der Süßmühle wurde ein 300 mal 500 m großer
Körper aus hellem Zweiglimmergranit auskartiert. Dieser
ist im Norden eher feinkörnig, im Süden mittelkörnigen
ausgebildet. Muskovit tritt gegenüber Biotit zurück. Es
könnte sich hier um einen hellen Abkömmling der Freistädter Granodiorit-Gruppe handeln. Westlich der Holzmühle und nordwestlich des Zollhauses waren zahlreiche
Lesesteine aus Lamprophyr anzutreffen.
23 Hadres
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tertiär und Quartär
auf Blatt 23 Hadres
I VAN C ICHA & J I ŘÍ R UDOLSK Ý
(Auswärtige Mitarbeiter)
Im Jahre 1998 wurde die Kartierung auf Blatt 23 Hadres
im Gebiet zwischen Kleinkadolz, Enzersdorf im Thale und
weiter nach Osten bis zur Blattgrenze (Hochstraße –
Fleischhackerkreuz), nördlich und südlich des Göllersbaches fortgesetzt.
Im kartierten Gebiet sind die miozänen Sedimente
durch zwei unterschiedliche lithologische und stratigraphische Entwicklungen vertreten:
a) Sandige, kalkige Tone – Grund-Formation.
b) Polymikte Schotter, Konglomerate, Sande, Sandsteine, Tone der Hollabrunn-Mistelbach-Formation (Pannonium).
Die sandig-tonigen Grunder Schichten haben im kartierten Gebiet nur sehr begrenzte Verbreitung NE Kleinka268
dolz. Nur in wenigen Proben wurde eine Mikrofauna mit
Bolivina hebes M ACFADYEN, Uvigerina cf. acuminata H OSIUS, Ammonia beccarii (L.), Nonion commune (D’O RB.), Globorotalia bykovae
(A ISENSTAT ), Globigerina cf. bulloides D’O RB., Elphidium rugosum
(D’O RB.) festgestellt.
Im Gebiet des Hungerfeldes, südlich Enzersdorf, bilden
in einer Bohrung am Nordrand der großen Kiesgrube, im
Liegenden der Hollabrunner Schotter, in der Tiefe von
16 m – 17,50 m graugrüne, kalkige Tone den basalen Teil
der durchbohrten Schichtfolge. Aufgrund der bisherigen
Bearbeitung von zwei Proben mit häufigen Cassigerinella
boudecensis P OKORN Ý, Lenticulina sp. und Tetractinellidae ist die
stratigraphische Zugehörigkeit zum älteren Miozän möglich (Eggenburgium bis Karpatium [Laa-Formation]). Lithologisch ähnliche aber fossilfreie, kalkige Tone wurden
im Gebiet NE der Kote 296 – Hauswald festgestellt.
Der überwiegende Teil wird im kartierten Gebiet jedoch
von den obermiozänen Sedimenten der Hollabrunn-Mistelbach-Formation gebildet, so östlich Kleinkadolz (Galgenleiten, Geißberg, Leitenbrunn, Hexenhäusl, Im Streitl,
Dornleiten, Mitterberg, Leiser Wald) und südlich bis süd-
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östlich Enzersdorf (Krackesfeld, Hungerfeld, Obergut,
Krissleiche). Dieser stratigraphisch oberste Teil der miozänen Schichtfolge wird z.B. östlich und südöstlich
Hexenhäusl, östlich Kleinkadolz durch mittelkörnige, bis
4 m mächtige Konglomerate und Sandsteine aufgebaut,
die von Sanden und Schottern überlagert werden. Im ganzen kartierten Gebiet treten Schotterlagen in Wechsellagerung mit tonigen Sanden und Sanden auf. Die größte
aufgeschlossene Mächtigeit wurde in der Kiesgrube südlich Enzersdorf mit ca. 16 m festgestellt. Im ganzen Gebiet konnten außer umgelagerten Foraminiferen und
Schwammnadeln keine weiteren Faunen oder Floren
nachgewiesen werden.
Die Schotter und Konglomerate sind polymikt, Quarze
überwiegen mit bis zu 95 %. Nur an einigen Stellen wurden Kalke bis zu 20 % festgestellt. Kristallingesteine
kommen gewöhnlich in Mengen, die nicht über 5 % hinausreichen, vor. Die Größe der Gerölle reicht von 1 cm bis
5 cm. Bei den Sandsteinen sind eine Gruppe von ArkoseSandsteinen und eine Gruppe von kalkigen Quarzsandsteinen mit Glimmer und selten auch Glaukonit vertreten.
Die Lösse haben im kartierten Gebiet nur beschränkte
Verbreitung NW Kleinkadolz und südlich vom Geißberg
(Kote 351). Sie sind meistens hellbraungelb bis gelblich,
schwach sandig bis tonig, stark kalkig, oft feinglimmerig
und führen Kalkkonkretionen. Die größte beobachtete
Mächtigkeit lag zwischen 3 m bis 4 m.
Braune bis schwarze, deluviofluviatile Sedimente bilden örtliche schmale Säume entlang der Auen. Fluviatile
Ablagerungen im Göllersbachtal sind durch humose, sandige Lehme bis lehmige Sande gekennzeichnet.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tertiär und Quartär
auf Blatt 23 Hadres
P AVEL H AVLÍ ČEK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Jahre 1998 wurden die geologischen Aufnahmen
des grenznahen Gebietes zwischen der Kellergasse nördlich Zwingendorf und der Kellergasse nördlich des Chemiewerkes Pernhofen fortgesetzt.
Miozän
Bei den geologischen Aufnahmen wurden im NE-Teil
des Blattes Hadres als älteste Sedimente hellgelbbraune,
grüngraue, stellenweise bis beigefarbene, fleckige, kalkige, glimmerige Silte und sandige Tone festgestellt. Vereinzelt treten auch Lagen feinkörniger Sande und monomikter Schotter (Kote 206 Schatzberg, Karlhof) auf. Die
vollkommen gerundeten, 1 cm bis 4 cm großen Quarzgerölle sind oft von weißen, kalkigen Krusten überzogen.
Diese Schotter und Sande bilden entweder kleine Anhöhen oder sind häufig im Ackerboden verbreitet. Dank ihrer
Härte sind diese umgelagerten Gerölle als Beimengung
praktisch in allen Quartärsedimenten zu finden.
Die Schwermineralanalysen dieser Sedimente (Z. N OVÁK ) zeigen ein für die Sedimente des Karpatium typisches Überwiegen von Granat (62–85,8 %). Untergeordnet treten daneben Zirkon (2,8–9,7 %), Rutil (1,8–6,9 %),
Staurolit (0,6–3 %), Epidot (0,5–9 %) und Apatit (0–6,4 %)
auf. Auch durch die mikropaläontologischen Analysen
(J. Č TYROKÁ) konnten die beschriebenen Sedimente in
das Karpatium eingestuft werden. Die meisten Proben
können durch die Mikrofauna der Laa-Formation zugeordnet werden; stellenweise gibt es aber auch Übergänge zu Faunen wie im unteren Teil der Grund-Formation (WNW vom Karlhof, NNW vom Maxhof). NE vom Chemiewerk Pernhofen und NW und SW vom Karlhof wurden
in Silten und Tonen für den unteren Teil der Grund-Formation typische Faunenassoziationen gefunden. Da diese
Sedimente aber lithologisch ähnlich sind, können sie
nicht auskartiert werden.
Die Analysen weiterer Proben haben gezeigt, dass es
besonders in dem flachen Gebiet entlang der Staatsgrenze (N und NE von Zwingendorf) zu vereinzelter Resedimentation der tertiären Ablagerungen gekommen ist. Hier
wurden problematische Eluvia? der Silte des Karpatium
gefunden, die den stark sandigen Lössen im östlich anschließenden Gebiet ähnlich sind. Durch die polierte und
bruchstückhafte Mikrofauna und den allmählichen Übergang in die unterlagernden, grüngrauen Silte konnte
nachgewiesen werden, dass der oberflächennahe Teil der
Eluvia örtlich durch Wind umgelagert wurde.
Pleistozän
Da der gesamte untersuchte Bereich ein Denudationsoder Deflationsgebiet ist, sind quartäre Ablagerungen
wenig verbreitet.
Hellbraune, sandigen Lösse (?) kommen nur an der
Staatsgrenze nördlich von Zwingendorf vor.
Nördlich von Wulzeshofen, östlich der Kellergasse vom
Schatzberg sind flächig gering verbreitete fluviatile,
sandige, verlehmte Schotter erhalten geblieben. Es handelt sich um gelbbraune, mittelkörnige, tonig-sandige
Schotter, deren Oberfläche in einer relativen Höhe von 1
bis 2 m über der Talflur der heutigen Thaya liegt. Die Analyse der Schwerminerale (Z. N OVÁK) zeigt eine Dominanz
von Granat (76,3 %), daneben Zirkon (7,1 %), Rutil
(6,8 %) und Epidot (4,4 %).
Pleistozän – Holozän
Deluviale, sandig-tonige Lehme wurden vereinzelt am
Talfuß der flachen Abhänge gefunden.
Holozän
In den periodisch durchflossenen kleinen Tälern wurden humose, tonig-sandige, deluvio-fluviatile, bis 1 m
mächtige Lehme mit Beimengung von Geröllen abgelagert. Diese Sedimente bilden örtlich flache Schwemmkegel, wie z.B. nördlich des Chemiewerkes Pernhofen.
Die Talflur der Thaya wird von schwarzbraunen, humosen, fluviatilen, tonig-sandigen, 2 bis 3 m mächtigen
Überschwemmungslehmen bedeckt. In ihrem Liegenden
finden sich fluviatile, sandige Schotter, die den Grund der
Talflur ausfüllen. Sie sind oberpleistozänen bis holozänen
Alters.
Anthropogene Ablagerungen finden sich nur in den
Schutzdämmen (Staatsgrenze, nördlich von Wulzeshofen).
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tertiär und Quartär
auf Blatt 23 Hadres
O LD ŘICH H OLÁSEK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Jahre 1998 wurden die geologischen Aufnahmen im
Bereich nordöstlich von Mailberg, südlich der Straße Obritz – Zwingendorf fortgesetzt. Mit Ausnahme des Han269
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ges NE Mailberg ist das Gebiet eben und flach nach Norden in Richtung zur Pulkau geneigt. Geologisch wird das
Gebiet von miozänen Sedimenten des Karpatium aufgebaut, quartäre Ablagerungen sind nur in sehr beschränktem Maße erhalten geblieben.
Miozän
Die Sedimente des Karpatium (Laa-Formation) sind hier
vor allem durch hellbraune bis braungelbe, oft grünliche,
kalkige, veränderlich tonige und feinglimmerige Feinsande bis Silte vertreten, die örtlich mit hellbraunen, braungelben, stellenweise grünlichen, ockerfarbig und grau
fleckigen, stark kalkigen, feinglimmerigen Tonen mit
schwankender feinsandiger Beimengung unregelmäßig
wechsellagern. Lokal treten in den sandigen Tonen weiße,
kalkige Flecken oder kleine Konkretionen auf. Die Zugehörigkeit zur Laa-Fomation ist durch die Mikrofauna wie
z.B. Globigerina praebulloides B LOW, Globigerina ottnangiensis
R ÖGL, Bolivina dilatata dilatata R EUSS, Uvigerina graciliformis P APP
& T URN., Ammonia beccarii (L.), Cibicidoides ungerianus (D’O RB.)
nachgewiesen. Örtlich wurden zusammen mit dieser Mikrofauna auch die, die Grund-Formation kennzeichnenden
Arten wie z.B. Globorotalia bykovae A ISENSTAT, Globorotalia div.
sp. und Globigerinoides cf. quadrilobatus (D’O RB.) (det. J. » TYROKÁ ) ermittelt. Bei In-Situ-Vorkommen ist in diesen Fällen wahrscheinlich ein Übergangshorizont zwischen der
Laa-Formation und der Grund-Formation anzunehmen.
An mehreren Stellen kommt im Ackerboden eine Schotterstreu von kantengerundeten, örtlich gerundeten,
0,5–3 cm, vereinzelt 5–7 cm großen Geröllen aus weißen
und honigfarbigen Quarzen vor. Einige Gerölle haben an
ihrer Oberfläche eine weiße, kalkige Kruste. Die größte
Verbreitung haben diese Gerölle unzusammenhängend
etwa in einer Seehöhe von 200 m am Ostrand des kartierten Gebietes, N Höniglüsse.
Pleistozän
Löß reicht nur geringfügig von Westen in das kartierte
Gebiet und zwar am NW-Rand der Gemeinde Mailberg. Er
ist hellgelb bis gelbbraun, tonig bis siltig, stark kalkig,
stellenweise mit weißen, kalkigen Pseudomycelien. Seine
Fortsetzung in das kartierte Gebiet aus der südlichen
Nachbarschaft (östlich von Mailberg; vgl. Kartierung P.
» TYROK›, 1996) konnte nicht bestätigt werden, weil die
hiesigen Hänge allenthalben nur von hellgrüngelben, tonigen, stark kalkigen, feinglimmerigen Feinsanden bis Silten oder von veränderlich sehr feinsandigen Tonen gebildet werden (überprüft mit Bohrstocksonde).
Pleistozän – Holozän
Deluviale Sedimente mit nachgewiesener Mächtigkeit
von 1 m – 1,3 m bilden kleine unzusammenhängende Bedeckungen am Hangfuß, besonders in der NNE-Umgebung von Mailberg. Es handelt sich um dunkelbraune,
humose, tonig-sandige Lehme bis lehmige Feinsande, die
örtlich gut gerundete, 1–3 cm große Quarzgerölle beinhalten.
Holozän
Deluvio-fluviatile, stark humose, überwiegend tonigsandige Lehme bis lehmige, dunkelbraune Sande sind
nach Analogie mit den benachbarten Gebieten 1 m –
1,5 m mächtig. Ganz lokal bilden sie an den Mündungen in
die holozänen, fluviatilen Ablagerungen Schwemmkegel
(NE Mailberg) oder ihre Anhäufung ist an Stelle einer Verminderung des Hanggefälles als Folge des Einsickerns
des Regenwassers in die Sande und Silte des Karpatium
beendet.
270
Fluviatile Sedimente wurden am Nordrand von Mailberg
in Form dunkelbrauner, stark humoser, feinsandiger Lehme bis Tone mit einer Mächtigkeit von mehr als 1 m ermittelt.
Anthropogene Ablagerungen sind nur am kegelförmigen Guglerberg (Kote 197) vertreten, zu dessen Anhäufung wahrscheinlich die umgebenden karpatischen Sedimente verwendet wurden.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tertär und Quartär
auf Blatt 23 Hadres
Z DEN ĚK N OVÁK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Als Bestandteil der alpin-karpatischen Vortiefe liegt
das kartierte Gebiet im südlichen Teil des Kartenblattes
23 Hadres im Raum zwischen den Gemeinden Ringendorf
und Großmugl im Süden und Füllersdorf im Norden. Der
höchstgelegene Punkt des Gebietes ist die Kote Silberberg (351 m ü.M.), seinen niedrigsten Teil stellt die Talaue
nördlich der Gemeinde Großmugl (220 m ü.M.) dar.
Am Aufbau des Gebietes sind die Sedimente des Karpatium und Pannonium sowie quartäre Ablagerungen
beteiligt.
Tertiär
Laa-Formation (Karpatium)
Die karpatischen Sedimente bedecken einen beträchtlichen Teil des kartierten Gebietes, großteils werden sie
jedoch von quartären Ablagerungen oder pannonen Sedimenten überlagert. Es sind vor allem unterschiedlich
schluffige, meist stark kalkige Tone bis tonige Schluffe
und feinkörnige, kalkige, schluffige Sande. In begrenztem
Ausmaß sind auch mittel- bis grobkörnige Sande und sandige Schotter anwesend. Die einzelnen lithologischen Typen wechseln im Profil unregelmäßig, wobei meist ein Typ
lokal an Dominanz gewinnt. Meist sind die Gesteinskörper
von länglich-linsenförmiger Gestalt.
Die Tone sind meist hell- bis weißgrau und hellgrüngrau, seltener beigefarben, nach Anwitterung rostbraun,
gelbbraun und braun gefleckt. Die Karbonatkomponente
ist im Gestein einerseits relativ gleichmäßig verteilt, andererseits in Form von weißen Schlieren, unregelmäßigen
Ausscheidungen oder unterbrochenen, oft welligen Lagen und Linsen ausgefällt. Eine größere Konzentration
der Karbonatkomponente führt zur Weißfärbung des Gesteins. An den Zusammensetzungen der Mikrofaunen beteiligen sich sowohl benthonische als auch planktonische
Foraminiferenarten, auf deren Grundlage die Sedimente
dieses Komplexes der Laa-Formation (bzw. Übergang zur
Grund-Formation) zugereiht wurden. Die Grenzen zwischen den einzelnen lithologischen Typen können im Profil allmählich verlaufen oder scharf gezogen sein.
Mit dem Zunehmen der Schluffkomponente gehen die
schluffigen Tone in Tonschluffe bis Schluffe über. Die
Schlufftone und Schluffe haben meist helle Farben, wobei
die hellgraue, weißgraue und hellbeige Färbung überwiegt. Als wichtige Schluffkomponente tritt heller Glimmer auf. Die Schlufflagen sind häufig von plattigen und
dünnen, feinkörnigen Sandsteinschichten durchsetzt, die
von ihrer Umgebung meist scharf abgetrennt sind.
Die Sande sind meist feinkörnig, mit unterschiedlichem
Schluffanteil, hellglimmerig und stark kalkhältig. Sie bil-
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den langgestreckte Linsen oder unterbrochene Lagen
von unterschiedlicher Mächtigkeit, die im Profil mit feinkörnigerem Gestein wechsellagern. Zwischen den einzelnen lithologischen Typen bestehen größtenteils scharfe
Grenzen. Ähnlich wie die Tone und Schluffe sind auch die
feinkörnigen Sande des Karpatium meist hellfarbig, vor
allem hellbeige, hellgelbgrau oder weißgrau, seltener
grellgelb oder hellgrau. Die hellfarbigen Sande und ebenso die Schlufftone und Schluffe der gleichen Farbe sind
häufig grün getönt.
Die grobkörnigeren Sande sind gewöhnlich dunkler,
zum Großteil hellbraun bis braun, minder kalkhältig, mit
einem deutlich verminderten hellen Glimmeranteil oder
sogar beinahe glimmerfrei. Im Bereich des kartierten Kartenblattes kommen sie nur sporadisch vor. Ihr Sortierungsgrad ist meist niedrig.
Karpatische Sande bilden vor allem im nordöstlichen
Teil des kartierten Kartenblattes mächtigere Lagen, während Pelite im westlichen Teil der vorherrschende Gesteinstyp sind.
Schotter des Karpatium kommen in zweierlei Typenausbildungen vor. Vertreten werden sie sowohl durch
Schotter, deren Gerölle vorwiegend aus Quarz bestehen,
als auch durch petromikte Schotter mit einer bunt zusammengesetzten Geröllkomponente. Die Quarzschotter, die
ihrem Charakter nach monomikte Schotter sind, besitzen
einen relativ gut sortierten Geröllanteil, aber eine schlecht
sortierte, kalkfreie, sandige Grundmasse. Inmitten der
mittel- bis grobkörnigen Sande bilden sie häufig linsenförmige Lagen. Die Gerölle sind im Durchschnitt gut kantengerundet und gerundet; größtenteils sind ihre Durchmesser nicht größer als 2–3 cm. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die auf der Oberfläche verstreuten und die karpatischen Ablagerungen überlagernden
Quarzschotter in einigen Fällen Denudationsrelikte eines
pannonen Schotterkomplexes sind. Im Gegensatz zu den
Quarzschottern bilden die petromikten Schotter Zwischenlagen in feinkörnigen Sedimenten, vor allem in den
schluffigen, kalkigen Tonen. Die Gerölle der petromikten
Schotter, an deren Zusammensetzung neben Quarz vorwiegend auch Karbonate und Sandsteine beteiligt sind,
erreichen häufig Durchmesser von 10–15 cm, vereinzelt
bis zu 25 cm. Charakteristisch für Schotter dieses Typs
sind ausgeprägte, aus weißen Karbonaten bestehende
Überzüge auf der Oberfläche der Gerölle, die auf den
Oberflächen der Quarzschotter-Gerölle nicht ausgebildet
sind.
Charakteristisch für die Vergesellschaftung von durchscheinenden Schwermineralen in den Karpatsedimenten
ist der dominant vertretene Granat. In den untersuchten
Proben schwankt der Anteil dieses Minerals im Bereich
von 56,3–89,3 % und übersteigt dabei in der Mehrzahl der
Fälle 75 % (max. 89,3 %). An der Zusammensetzung der
Vergesellschaftung durchscheinender Schwerminerale
ist in einigen Fällen auch Zirkon mit Anteilen von über
10 % beteiligt, vereinzelt auch Apatit (max. 11,4 %). Der
für die Ablagerungen des Pannonium charakteristische
Epidot übersteigt nur ganz vereinzelt 10 %.
Hollabrunn-Mistelbach-Formation (Pannonium)
Die pannonen Ablagerungen stellen heute lediglich ein
Denudationsrelikt ihrer ursprüglichen Ausdehnung und
Mächtigkeit dar. Sie liegen auf einem relativ stark gegliederten Relief, was die in diesen Komplex gestellten, nord-
östlich von Ringendorf auftretenden Sande beweisen, die
in die karpatischen Sedimente eingetieft sind. Die Sedimente des Pannonium bedecken zum Großteil die höchsten, d.h. die nordwestlichen Teile des kartierten Bereiches. Sie bestehen vorwiegend aus mittel- bis grobkörnigen, meist gänzlich kalkfreien, braunen bist rostbraunen Sanden, schotterführenden Sanden und Schottersanden mit vereinzelten Tonzwischenlagen. Im Einschnitt
des Waldwegs NNW der Kote Silberberg wurde eine über
1 m mächtige, grobkörnige, hellglimmerige Sandsteinlage vorgefunden. Der Geröllanteil der Schotter besteht
vorwiegend aus Quarz, der über 80 % aller Gerölle bildet.
Die für Karpatschotter charakteristischen Karbonatüberzüge der Gerölle sind bei den pannonen Schottern praktisch nicht vorhanden. Die Grundmasse des Gesteins ist
größtenteils grobsandig. Häufig schwankt der Geröllanteil auch innerhalb ein und derselben Lage. Die Sande
sind deutlich diagonal- und kreuzgeschichtet und enthalten stellenweise kleine Bruchstücke graugrüner, schluffiger Tone. Vereinzelt kommen Lagen graugrüner oder
gelbbrauner, kalkfreier, unterschiedlich deutlich parallel-feingeschichteter, schluffiger Tone und Schluffe in
Form von langgestreckten Linsen vor. Diese Sedimente
sind äußerst arm an organischen Substanzen, meist wurden nur spärliche Bruchstücke von umgelagerten
Schwammnadeln gefunden.
Zur Zusammensetzung der Vergesellschaftung durchscheinender Schwerminerale gehört außer dem üblicherweise vorherrschenden Granat auch ein hoher Epidotanteil. Der Epidot ist mit über 20 % vertreten, in vereinzelten
Fällen erreicht er sogar 50 % der Gesamtanzahl der untersuchten Körner. Neben diesen beiden dominanten Mineralen konnte in der Schwermineralfraktion der pannonen
Gesteinsproben in einigen Fällen auch ein erhöhter Zirkongehalt (10,6–17,5 %) nachgewiesen werden. Die übrigen durchscheinenden Schwerminerale sind meist nur
mit einigen wenigen Prozenten vertreten.
Quartär
Die quartären Sedimente sind durch Löß und Lößlehme
(Oberpleistozän), deluviale Lehme (Pleistozän–Holozän),
deluvio-fluviatile Ablagerungen und Flussablagerungen
(Holozän) vertreten.
Löß und Lößlehme sind auf weiten Flächen verbreitet.
Sie bedecken vor allem die Ostabhänge des Mühlbachtales, wobei ihre Ausdehnung und Mächtigkeiten gegen Süden zunehmen. Man kann annehmen, dass sie in den südlichen Teilen des Gebietes Mächtigkeiten von mehreren
Metern erreichen.
Die deluvialen Sedimente sind vor allem durch braune
bis rostbraune, unterschiedlich sandige Lehme vertreten,
die stellenweise die Hangsohlen des Mühlbachtals begrenzen. Dank dem lokal reichlich beigemengten Löß sind
sie häufig kalkhältig.
Die deluvio-fluviatilen Sedimente in periodisch durchflossenen Tälern spiegeln üblicherweise die Gesteinszusammensetzung der unmittelbaren Umgebung wider. In
der Mehrzahl der Fälle sind es unterschiedlich sandige,
häufig kalkhältige Lehme, die in den Gebieten mit pannonen Sedimenten einen beigemengten Geröllanteil enthalten.
Die Flussablagerungen sind meist dunkelbraun bis
dunkelbraungrau. Im Bereich des Kartierungsgebietes
füllen sie nur die Talaue des Mühlbaches aus.
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271
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
24 Mistelbach
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Quartär
auf Blatt 24 Mistelbach
P AVEL H AVLÍ»EK & O LD ŘICH H OLÁSEK
(Auswärtige Mitarbeiter)
Im Jahr 1998 wurde für die geologische Karte von Niederösterreich 1 : 200.000 eine Revision der Quartärsedimente auf Blatt 24 Mistelbach durchgeführt. Der bearbeitete Bereich liegt zwischen Laa a.d. Thaya, Staatz, Hagendorf, Altenmarkt, Unterstinkenbrunn, Hanfthal, Blaustaudenhof und wird im Norden durch die tschechischösterreichische Staatsgrenze begrenzt. Die Kartierung im
Maßstab 1 : 25.000 in diesem flachen, schlecht aufgeschlossenen Gebiet erfolgte mit Hilfe von 220 Bohrstocksonden. Das Quartär ist hier durch fluviatile, deluviale, deluviofluviatile, äolische (angewehte Sande) und anthropogene Ablagerungen meistens holozänen, untergeordnet
auch pleistozänen Alters vertreten.
Die ältesten quartären Ablagerungen sind nach der geologischen Karte von G RILL (1961) die höheren Terrassenschotter an der March (Alt- bis Ältestpleistozän) und
die Quarz-(rest-)schotter auf den Verebnungen im Bereich
des Hollabrunn-Mistelbacher Schotters.
Durch die durchgeführte Revision (NE Unterstinkenbrunn, N Kleinbaumgarten und S bis W Kottingneusiedl)
wird jedoch das unterpleistozäne Alter dieser fluviatilen
Schotter und ihre einheitliche Bezeichnung als Terrassen
in Zweifel gestellt. Das Vorkommen der Schotter in einer
Seehöhe von etwa 200 m ist an den untersuchten Stellen
ausschließlich an den Ackerboden als Schotterbestreuung gebunden, wobei die höchste Anzahl der Gerölle in
seiner basalen Position liegt. Unter dem Ackerboden liegen schon tertiäre, kalkige Tone und Sandtone, die diese
Schotter nicht enthalten. Die Gerölle sind fast ausschließlich aus honigfarbigem und weißem Quarz zusammengesetzt. Nur vereinzelt kann man in einigen Resten Quarzit,
Kalkstein u.a. finden. Weiters entspricht die Aufarbeitung
der Gerölle keiner alten, pleistozänen Terrasse. Die Schotter sind meistens kantig bis kantengerundet, nur vereinzelt
gut gerundet. Dies ist gemeinsam mit einer schlechten
Sortierung ein Hinweis auf einen relativ kurzen Transport.
Einige Gerölle haben an ihrer Oberfläche einen rauen,
weißen, ausgefällten Kalkbelag, der ein stark kalkiges Milieu indizieren könnte, in dem die Gerölle lagen. Ganz örtlich sind Dreikanter gefunden worden (WSW Kottingneusiedl).
Der Charakter dieser Schotter und auch ihre Seehöhe
sind auffällig den tertiären Schottern ähnlich, die auch als
Schotterbestreuung, z.B. im Nordteil des Gebiets des
Blattes 23 Hadres an der Oberfläche miozäner Sedimente
(Laa-Formation, Karpatien) vorkommen. Wenn es jedoch
durch selektive Verwitterung aus tertiären Sedimenten
angehäufte Schotter oder sekundär umgelagerte und als
Residuum einer ausgedehnten Schotterflur eines ehemaligen Flusses erhaltene Schotter wären, könnten sie nicht
aus dem Unterpleistozän, sondern müssten aus dem Tertiär stammen.
Vorkommen ähnlicher Schotter wurden auch an der
Oberfläche tertiärer, flacher Rücken an anderen, tiefer liegenden Lokalitäten gefunden (N Hanfthal, N Altenmarkt).
272
Pleistozän
Angewehte Sande (Oberpleistozän) treten in verhältnismäßig großer Verbreitung SE Laa a.d. Thaya, südlich der
Eisenbahnstrecke auf (vgl. G RILL, 1961). Sie bilden flache
Anhöhen innerhalb einer breiten Talflur, wobei ihre Mächtigkeit 2 m nicht übersteigt. Die Sande sind hellgelbbraun,
feinkörnig und locker.
Fluviatile Sande (wahrscheinlich Oberpleistozän) sind in
einigen Resten entlang der Eisenbahnstrecke östlich von
Laa a.d. Thaya erhalten geblieben. Sie bilden entweder
flache Anhöhen entlang der Alten Pulkau mit der Oberfläche 2–3 m oberhalb der Talflur oder eine ausgeprägtere
Anhöhe in der Talflur in der Umgebung vom Blaustaudenhof. Die Sedimente sind hellgelbbraun bis gelbbraun,
überwiegend feinkörnig, enthalten stellenweise kleine,
2–5 mm große Quarzgerölle und in ihrem oberen Teil (bis in
eine Tiefe von 0,9 m nachgewiesen) 15–20 % Anteil von
angewehten Sanden. An ihrer Oberfläche kommen häufige Bruchstücke urgeschichtlicher Keramik vor (Neolithikum–Bronzezeit).
Pleistozän – Holozän
Deluviale Lehme, Tone, Sande und Schotter bedecken
örtlich in einer Mächtigkeit von mehr als 1 m die Hänge
entlang der lokalen Bäche, so bei Altenmarkt, Kottingneusiedl, Laa a.d.Thaya. Meistens handelt es sich um dunkelbraune bis schwarzbraune, humose, tonig-sandige bis
tonige Lehme, die in der Tiefe in stark humose, schwarzbraune Tone bzw. Sande übergehen. Am Nordosthang
eines flachen Rückens SE von Laa a.d. Thaya wurde in ihrem niederen Teil ein stark verlehmter Sandschotter ermittelt.
Holozän
Deluviofluviatile, tonige Lehme und Tone sind stark
humos, schwarzbraun bis dunkelgraubraun. Ihre Mächtigkeit bewegt sich meistens zwischen 0,5–1 m. Sie enthalten eine veränderlich sandige Beimischung, sind feinglimmerig und führen örtlich eingestreute, 1–3 cm große
Quarzgerölle.
Der verbreitetste Typ quartärer Sedimente sind fluviatile, bis 1 m mächtige Lehme, Tone und Schotter in den
flachen und breiten Talfluren S und SE von Laa a.d. Thaya,
deren flächenhafte Verbreitung jedoch teilweise reduziert
wurde.
Es handelt sich nicht um typische fluviatile Anschwemmungen, sondern um Sedimente, die in ehemaligen Nassböden und Mooren auf den tertiären Tonen und Tonsanden abgelagerte wurden, worauf auch der Name der Stadt
Laa a.d. Thaya hinweist. Es lagerten sich nicht nur Sedimente lokaler Gerinne ab, sondern auch Verwitterungsprodukte, die von den Hängen der umgebenden Rücken
hinuntergetragen und teilweise umgelagert wurden, wie
auch schon G RILL (1961) anführt. Das beweist die bunte
lithologische Zusammensetzung dieser Ablagerungen in
Form dunkelbrauner bis schwarzbrauner, stark humoser
Lehme, Tone, schlieriger Tone und lehmig-sandiger
Schotter. Die Lehme sind überwiegend tonig, stellenweise
sandig-tonig bis tonig-sandig und enthalten häufig in ihren unteren Lagen rostbraune Flecke. Das unregelmäßige Vorkommen der Quarzgerölle (0,5–3 cm, vereinzelt
5 cm groß) in den Lehmen und Tonen, örtlich auch an der
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Oberfläche beweist diese Tatsache. Im Liegenden der
Lehme wurden stellenweise fluviatiler Schotter festgestellt.
In dem flachen, jedoch welligen Gebiet mit holozänen
Sedimenten treten innerhalb der Talfluren vereinzelt auch
Anhöhen bis zu einer Höhe von 1–2 m auf (SW und SE
Hanfthal).
Anthropogene Ablagerungen sind eine Mülldeponie
(Feststoffdeponie) östlich von Laa a.d. Thaya, einige kleinere lokale Deponien mit ökologisch einwandfreiem kommunalem Abfall (z.B. SW von Laa a.d. Thaya und WNW
von Kottingneusiedl) und auch die Eisenbahndämme in
den Talfluren und wahrscheinlich ein Schutzdamm südlich vom Blaustaudenhof.
51 Steyr
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Molassezone
auf den Blättern 51 Steyr, 52 St. Peter in der Au,
53 Amstetten und 54 Melk
H ANS G EORG K RENMAYR
Im Rahmen der Arbeiten für die geologische Karte von
Niederösterreich im Maßstab 1 : 200.000 wurde im Gebiet zwischen Mank-Fluss und Enns eine übersichtsmäßige Abgrenzung zwischen dem Älteren Schlier des Egerium und den jüngeren Schliertypen des Eggenburgium
(„Haller Schlier“) und des Ottnangium („Robulusschlier
s.l.“) vorgenommen. Diese jüngeren Schliertypen sind lithologisch im Gelände nicht voneinander abgrenzbar und
werden daher in Anlehnung an W. F UCHS unter dem Namen „Sandstreifenschlier“ zusammengefasst.
Der oberflächlich betrachtet eintönig wirkende Sandstreifenschlier zeigt im Detail durchaus eine Vielfalt an
Schichtungstypen und Sedimentstrukturen. Die verbreitetste lithologische Ausprägung sind fein laminierte, stark
siltige Tonmergel mit Feinsandbestegen, in die intensiv
verwühlte, Zentimeter- bis Dezimeter-mächtige Sedimentpakete derselben Kornzusammensetzung in wechselnden Anteilen eingeschaltet sind. Die Bioturbation bewirkt dabei häufig eine vollständige Auflösung der primären Sedimentstrukturen. In Verbindung mit diesem
Grundtypus können – auch kleinräumig von Aufschluss zu
Aufschluss unterschiedlich – Sandsteinpakete mit ebener
Lamination und Rippelschichtung auftreten, deren Mächtigkeit 10–15 cm selten übersteigt. In den Aufschlüssen
an der Steilflanke des Ybbsufers S’ und SW’ von Neumarkt/Ybbs konnten diese Sandsteinpakete anhand lehrbuchartig entwickelter Beispiele von Hummocky-Schrägschichtung als Sturmsandlagen erkannt werden. In derselben Aufschlussgruppe treten auch kleindimensionale
Rinnenfüllungen mit chaotischer Internstruktur auf, die
ebenfalls gut in das Bild eines sturmgeprägten Flachmeerbereiches passen.
Die Schüttung der Sandsteine erfolgte offenbar aus
Süden, da in den nördlichsten Verbreitungsgebieten des
Sandstreifenschliers (innerhalb des Aufnahmsgebietes),
nämlich in der näheren Umgebung von Strengberg und
bei Sommerau (SE’ von Wallsee), die Sandsteinpakete
fehlen.
Die bereits im Aufnahmsbericht 1995–96 (K RENMAYR,
1997) von Blatt 55 Obergrafendorf aus Lesesteinen beschriebene Basalfazies des Robulusschliers, mit ockergelb verwitternden Mergellagen und extrem glaukonitreichem Sand(stein), wurde SW’ St. Leonhard am Forst,
250 m NW’ des Gehöfts Kronberg (Blatt 54), in einem
Straßeneinschnitt erstmals im Aufschluss angetroffen.
Der Ältere Schlier des Egerium zeigt über das gesamte
Aufnahmsgebiet seine typische lithologische Ausbildung
in Form dunkelbrauner bis schwarzer, häufig mergeliger
Pelite. Stellenweise sind harte Menilitpakete zwischengelagert und auch die charakteristischen als Septarien ausgebildeten Mergelsteinkonkretionen treten verbreitet
auf.
Der sedimentäre Kontakt zwischen Älterem Schlier und
dem mit einer Schichtlücke folgenden Sandstreifenschlier ist im Anriss eines Wassergrabens NNE’ der Autobahnabfahrt Haag in seltener Weise aufgeschlossen
(BMN: R 544800/ H 344800). Die Oberfläche des Älteren
Schliers zeigt Bohrspuren, die mit dem grauen, sandigen
Material aus dem Hangenden gefüllt sind. An der Basis
des Sandstreifenschliers sind phosphoritische Konkretionen (von wenigen Zentimetern Größe) eingelagert, die
vermutlich ein Aufarbeitungsprodukt aus dem Liegenden
darstellen.
Viel häufiger ist die Grenze Älterer Schlier/Sandstreifenschlier tektonisch überprägt, man findet dann Harnischflächen und/oder tektonische Brekzien oder die Art
der Grenzausbildung ist durch oberflächennahe Rutschungen der Beobachtung entzogen.
Die Rutschanfälligkeit und Stauwirkung des Älteren
Schliers macht sich im Gelände zumeist durch Buckelhänge, Vernässungen und Quellaustritte bemerkbar. In
den Steilflanken der Abrissnischen von größeren Massenbewegungen beißt allerdings in der Regel bereits Sandstreifenschlier (und/oder auflagernde Kieskörper unterschiedlichen Alters) aus, der dann noch weit hangabwärts, in Form umgelagerter Schollen, über dem Älteren
Schlier anzutreffen ist. Ausgesprochene Steilflanken mit
unterhalb anschließenden flachen Hängen können aber
auch innerhalb des Sandstreifenschliers entwickelt sein,
stehen hier aber nicht im Zusammenhang mit Massenbewegungen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der steile, nach
NE orientierte Abfall des Höhenrückens NE’ der Autobahn-Abfahrt Haag (Blatt 52), der im Bereich vom Kroisboden rasch verflacht. Dort befinden sich innerhalb des
Sandstreifenschliers auch mehrere Quellen. Die Grenze
zum Älteren Schlier verläuft erst im Bereich des flachen
Talbodens, wenig SE’ der Gehöftgruppe Loipersberg.
Die Erfassung der Lagerungsverhältnisse im Älteren
Schlier wird durch die Schichtverstellungen infolge der
jungen und häufig noch aktiven Rutschungen sehr erschwert. In diesem Schichtglied gelingt es daher nur ausnahmsweise tektonisch interpretierbare Fallwerte zu
gewinnen. Die Fallwerte im Sandstreifenschlier sind selten steiler als 15° und zumeist in eine südliche Richtung
orientiert, was auch dem generellen Abtauchen der
Grenzfläche zum Älteren Schlier gegen S entspricht. Häufig überraschend, ist eine ungestört-horizontale Lage273
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
rung des Sandstreifenschliers auch im Nahbereich der
Grenze zum Älteren Schlier festzustellen. Dies könnte
darin begründet sein, dass der heutige, nicht-horizontale
Grenzverlauf nicht ausschließlich tektonische Ursachen
hat, sondern der Sandstreifenschlier auf einem präexistenten Relief des Älteren Schliers (und anderer Sedimente des Egerium) zur Ablagerung gelangte, das durch submarine Erosion entstanden war.
Das inselartige Vorkommen von Sandstreifenschlier auf
der Anhöhe von Strengberg liegt dem Älteren Schlier mit
einer etwa 3° nach Norden geneigten Grenzfläche auf und
weicht damit deutlich von den üblichen Lagerungsverhältnissen ab. Dies kann als Ausdruck der im Nahbereich
der Böhmischen Masse sicher bedeutenden Horst- und
Grabentektonik gewertet werden, wie sie sich auch im
Hügelland N’ Amstetten, durch die auf kurze Distanz stark
wechselnde Höhenlage von Melker Sanden und Älterem
Schlier bemerkbar macht. Eine ähnliche tektonische
Komplikation wie bei Strengberg ist auch S’ St. Leonhard
am Forst (Blatt 54) gegeben, wo der Steilhang entlang der
Straße NW’ Geigenberg von Sandstreifenschlier aufgebaut wird, unmittelbar S’ davon aber nocheinmal Sedi-
mente des Egerium auftreten, bevor diese neuerlich unter
den Sandstreifenschlier abtauchen. Auch das inselartige,
kleine Vorkommen von Sandstreifenschlier bei Pellendorf, ESE’ Wieselburg, liegt dem Älteren Schlier mit leicht
nordfallender Grenzfläche auf.
Dass die tektonische Aktivität am Rand der Böhmischen Masse bis ins Quartär hineinreicht, zeigte ein Bauaufschluss im Zuge der Spurverbreiterung der Autobahn,
100 m E’ der Brücke bei Vogelsang (NW’ St. Georgen am
Ybbsfeld, Blatt 53). Hier ist ein etwa 12 m breiter Horst
aus Älterem Schlier an distinkten Bewegungsfugen, mit
mindestens 3 m Sprunghöhe, gegen quartären Lehm
versetzt.
Der von J. S CHADLER (1932) beschriebene, bezüglich
seiner genauen Lage bislang jedoch ungewisse, isolierte
Kristallinaufschluss im Strengberger Hügelland, konnte
SE’ Engelberg (W’ Blattrand, ÖK 52), in dem SW–NE-verlaufenden Graben S’ der Bundesstraße 1 (BMN: R
543800, H 338075) wiedergefunden werden. Der Aufschluss liegt im Niveau der Jüngeren Deckenschotter, deren Auflagefläche über Älterem Schlier im Wasserlauf wenig unterhalb des Kristallinaufschlusses einsehbar ist.
52 St. Peter in der Au
Siehe Bericht zu Blatt 51 Steyr von H.G. K RENMAYR.
53 Amstetten
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
auf Blatt 53 Amstetten
G ERHARD F UCHS
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Berichtsjahr wurde das Gebiet nördlich der Donau
fertig kartiert und damit der Anschluss an das von der
Salzburger Geologengruppe aufgenommene Granitgebiet des nördlichen Strudengau hergestellt.
Die Paragneise von Nöchling setzen gegen SW ins Donautal fort, wo sie dessen Südflanke zwischen Kalkgrub
und Hirschenau aufbauen. Sie fallen steil gegen E bis ESE
unter die Granulitlamelle ein und entsprechen in ihrer tektonischen Stellung der Monotonen Serie.
Westlich der Paragneise folgt Weinsberger Granit, der
vom Eichberg W Nöchling nach Hirschenau zu verfolgen
ist. Der Weinsberger Granit wird im W von einer NE–SWstreichenden sinistralen Störungszone mit Myloniten
begrenzt. An dieser Störung ist ein Zug von Paragneis
(Kalthamet) zwischen den oben genannten Weinsberger
Granitspan und das eigentliche Granitmassiv eingeschaltet. Letzteres bildet den Toberspitz und das Gebiet
von Gloxwald. Es fallen hier unscharf begrenzte, mehrere
Meter mächtige Partien im Weinsberger Granit auf, die frei
von den großen Kalifeldspäten sind. Es scheint sich dabei
um Spätbildungen bei der Weinsberger-Intrusion zu
handeln.
Der Mauthausener Granit von Gloxwald dringt in den
genannten Weinsberger Granit ein, schneidet den Pa274
ragneiszug von Kalthamet im Bereich von Kienberg ab
und zeigt von Kienberg bis Hirschenau magmatischen
Kontakt zum Weinsberger Granitzug vom Eichberg. Im
Donautal baut der Mauthausener Granit die Hänge zwischen Hirschenau und dem Weidenbach auf.
Dadurch, dass der Granit örtlich beträchtliche Mengen
des Nebengesteins einschließt und seine Umgebung intensiv mit Gängen durchschlägt, ist die Grenzziehung
nicht immer leicht. So ist z.B. im Bereich Baumgartenberg
– Kienberg keine eindeutige Grenze zwischen dem Granit
und den Paragneisen zu erkennen.
In dem großen Steinbruch der Fa. Marischovsky ist die
Vermengung des Granits mit Nebengesteinsschollen – in
diesem Fall Weinsberger Granit – gut zu erkennen. Der
östliche Teil der Intrusion besteht aus fein- bis mittelkörnigem, etwas Muskowit führendem Granit, während im
Westteil feinkörniger Granit bis Aplitgranit vorherrscht.
Der Mauthausener Granitkörper erstreckt sich N–S von
Gloxwald nach Hirschenau und schneidet damit den
NNE–SSW-streichenden Bau der Umgebung. Die linksseitige Störung vom Eichberg verursacht auch im Mauthausner Granit östlich des Weidenbach NNE-streichendes und steiles ESE-fallendes Parallelgefüge. Es ist aber
nicht klar, ob dies durch jüngere Reaktivierung der Störung verursacht wurde. Geht man davon aus, dass der Paragneiszug von Kalthamet an der sinistralen Seitenverschiebung zwischen die Weinsberger Granitzüge geraten
ist, so ist zu vermuten, dass der Intrusionskörper auch die
Störung abgeschnitten hat. Es ist daran zu denken, dass
der Granit nach der Seitenverschiebung intrudiert ist,
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
von jüngeren Bewegungen an dieser Störung aber betroffen wurde.
Zuletzt sollten Übersichtsbegehungen im Abschnitt
Teuch – Willersbach über die Fortsetzung der Gesteinszüge südlich der Donau Aufschluss geben. W Teuch findet sich ein Komplex von mächtigen, meist migmatischen
Paragneisen, Metablastiten sowie Linsen und Bänder von
Amphibolit. Diese Serie wird der Gföhler Einheit zugerechnet. W davon baut Rastenberger Granodiorit den
Brandhofkogel auf. Von hier wurde der Gesteinszug bis
Rothberg verfolgt. Der Rastenberger Granodiorit wird im
W von dem Granulitband begrenzt, welches von Willersbach durch die orographisch rechte Flanke des Willersbachtales nach S zieht (steil WNW-fallend).
Wie zu erwarten war, setzen somit die Einheiten südlich der Donau fort. Ihre Auskartierung soll das räumliche
Bild des Baues der südlichen Bömischen Masse erweitern.
✻✻✻
Siehe auch Bericht zu Blatt 51 Steyr von H.G. K RENMAYR.
54 Melk
Siehe Bericht zu Blatt 51 Steyr von H.G. K RENMAYR.
57 Neulengbach
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Flyschzone (Laaber Decke)
des Wienerwaldes
auf Blatt 57 Neulengbach
Z DEN ĚK S TRÁNÍK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Jahre 1998 wurden die geologischen Aufnahmen in
der Laaber Decke aus den Jahren 1994–1997 fortgesetzt
(S TRÁNÍK, 1995, 1996; S CHNABEL, 1997). Der im Berichtszeitraum kartierte Bereich umfasst das Gebiet, welches
im E und NE von Klausen-Leopoldsdorf ausgehend entlang des Lammeraubaches bis Untergrödl, dann weiter
gegen WSW zum Schöpfl (K 893) und von dort gegen S
durch den Mitterschöpfl, St. Corona-Klause, Hirschenstein (K 785), Großer Hollerberg (K 774), Eigerin (K 674),
Lammerauberg (K 648) zurück nach Klausen-Leopoldsdorf begrenzt ist.
Die vorläufige stratigraphische Einstufung der Schichten erfolgte nach den Bestimmungen des Nannoplanktons (det. H. E GGER, Geologische Bundesanstalt) und der
Foraminiferen (det. M. B UBÍK, Tschechisches Geologisches Institut Brno).
Die geologische Kartierung dieses Teiles des Wienerwaldes stützt sich auf die Untersuchungen von G. G ÖTZINGER (1952, 1954), S. P REY (1961–1965), P. F AUPL (1975,
1976), H. S TRADNER (1976) und W. S CHNABEL (1996).
Die Morphologie der Gegend ist von der Gesteinsbeschaffenheit geprägt. Die widerstandsfähigen Gesteine
bilden höhere Berge, die fast 900 m SH erreichen (Schöpfl
K 894). Die Haupttäler, die meist der Streichrichtung der
Schichten (Riesenbach) und Störungszonen (Lammeraubach) folgen, sind vor allem an die Schichten mit vorherrschenden Peliten (Kaumberg-Formation und Agsbach-Schichten) gebunden.
Im untersuchten Gebiet wurden folgende lithostratigraphische Einheiten ausgeschieden: Quarzitserie, Kaumberg- und Laab-Formation. Letztere ist durch die Hoisund Agsbach-Schichten vertreten.
Quarzitserie
Sie ist durch schwarz- und grünlichgraue, harte,
schwach kieselige Tonschiefer und dunkelgraue, dünnbankige, kieselige Siltsteine sowie feinkörnige Quarzsandsteine charakterisiert. Vereinzelt kommen mächtigere Lagen von Quarzsandsteinen vor. Die wenigen Nannoplankton- und Foraminiferenproben daraus waren
fossilleer. Nach Lithologie und Alter ähnelt die Quarzitserie auffällig dem Gaultflysch (S CHNABEL, 1996).
Schlechte Aufschlüsse sind im Oberlauf des Hollerbaches zwischen 550–570 m SH zu sehen. Die Gesteine sind
hier stark gestört. Einige lose Blöcke der Quarzsandsteine sind stark zerbrochen und mit Kalzitadern durchsetzt.
Viel deutlicher ist die Quarzitserie in den Gräben entlang
der Forststraße im Hollerbachtal etwa 450 m SW der Höhe Eigerin (K 674) aufgeschlossen. Vereinzelte schlecht
aufgeschlossene Vorkommen der Quarzitserie auf dem
Bergkamme 300 m SW vom Großen Hollerberg (K 774)
sind an eine bedeutende N–S-streichende Störungszone
gebunden, wie schon von S CHNABEL (1996) vermutet worden war.
Kaumberg-Formation
Die Lithofazies dieser Formation kann im Allgemeinen
als feinrhythmischer Flysch mit vorherrschenden bunten
Tonen und Tonsteinen charakterisiert werden. Es handelt
sich vorwiegend um eine Wechsellagerung von Streifen
und linsenartigen Lagen von rotbraunen, grünen und
grüngrauen Tonen, splittrigen Tonsteinen und zahlreichen Laminae von dünnbankigen (bis 30 cm) blau- und
grüngrauen Siltsteinen und dunkel-laminierten kalkigen
oder quarzitischen feinkörnigen Sandsteinen. Mächtigere
Sandsteinlagen sind nur stellenweise vertreten. Gute Aufschlüsse dieser Formation sind im Lammeraubach am
Nordrand des kartiertes Gebietes östlich von Siedlung
Untergrödl zu beobachten. Fast alle Foraminiferenproben
aus rotbraunen Tonsteinen haben nach M. B UBÍK oberkretazische agglutinierte Foraminiferen der Uvigerinammina jankoi -Zone (Turon–Untercampan) geliefert, deren Charakter
der Flyschbiofazies entspricht. Nur in einer Probe (15/98)
aus massigen rotbraunen Tonsteinen im Talschluss des
275
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Hollerbaches weisen die Foraminiferen dieser Zone eine
andere abyssische Biofazies aus.
Die Kaumberg-Formation ist intensiv gefaltet, bedingt
durch die deutlich pelitische Entwicklung der Formation.
Das Einfallen der Schichten ändert sich sehr rasch und
überkippte Lagerung ist nicht selten. Stark gestörte und
schwer zu erkennende Aufschlüsse im Talschluss des
Hollerbaches sind durch die erwähnte Querstörungzone
verursacht. Den Kontakt der Kaumberg-Formation zur
Laab-Formation am Nordrand des untersuchtes Gebietes
kann man wegen der mehr als dürftigen Aufschlussverhältnisse nicht verlässlich deuten. Im südlichen Seitengraben, der westlich der Siedlung Untergrödl in den Lammeraubach mündet, sind die Schichten in 530 m SH intensiv zerquetscht und deuten auf eine SW–NE-verlaufende Längsstörung. Der Verlauf dieser Störung weiter
nach NE ist nordöstlich der Kote 466 durch eine Querbruchzone deutlich versetzt.
Laab-Formation
Die Untergliederung der Laab-Formation in die Hoisund Agsbachschichten (P REY, 1965) lässt sich im untersuchten Gebiet nachweisen.
Hoisschichten sind im tieferen Anteil durch fein- und
mittelrhythmischen siliziklastischen Flysch charakterisiert, in welchem Siltsteinlaminae und bis 30 cm mächtige
Sandsteinbänke mit gleichmächtigen pelitischen Lagen
wechseln. Die Pelite sind durch graue bis dunkelgraue
blättrige Tonsteine und braun und grünlichgraue, stellenweise dunkelfleckige Tonsteine und Tonmergel vertreten.
Sie sind durch graue und blaugraue kalkige feinkörnige
dunkel-laminierte Sandsteine getrennt. Typisch sind die
spärlichen Einschaltungen (35–65 cm) braungrauer weißlich anwitternder allodapischer Kalkmergel. Nur selten
treten mächtigere Bänke (bis 130 cm) von fein- bis grobkörnigen gradierten Sandsteinen und Lagen (bis 300 cm)
von grauen und braungrauen grobsplittrigen Tonmergeln
auf. Die Tonmergel haben nach H. E GGER seltene schlecht
erhaltene Nannofossilien mit Micula decussata, Quadrum gothicum, Watznaueria barnesae, Prediscosphaera cretacea, Aspidolithus
parcus, Lucianorhabdus maleformis, Thoracosphaera saxea, Cruciplacolithus tenuis, Ericsonia supertusa und Arkhangelskiella cymbiformis
geliefert, die der Zeitspanne Campan–frühes Paleozän
angehören.
In den höheren Hoisschichten wechselt grobrhythmischer Flysch mit Sequenzen von fein- und mittelrhythmischem Flysch, die den tieferen Hoisschichten lithologisch ähnlich sind. Im grobrhythmischen Flysch dominieren dickbankige (bis 6 m) graue und blaugraue fein- bis
grobkörnige kalkig-kieselige Sandsteine mit gradierter
und dunkel-laminierter paralleler und wulstiger Schichtung.
Das klastische Material der Sandsteine besteht aus
grauem Quarz, dunklen Schiefern, Karbonaten mit beiger
Färbung und hohem Gehalt an pelitischer Matrix. Die
dickbankigen Sandsteine sind meistens durch dünne Lagen dunkel- und grünlichgrauer blättriger Tonsteine getrennt. Die Pelite der höheren Hoisschichten sind oft fossilleer. Nur in einigen Proben hat H. E GGER relativ häufig
schlecht erhaltene Nannofossilien mit Ericsonia supertusa,
Micula decussata, Discoaster mohleri, Fasciculithus tympaniformis,
Sphenolithus primus, S. anarrhopus und Arkhangelskiella cymbiformis
festgestellt, die den paleozänen Zonen NP 5 bis NP 7 angehören. Den Kontakt der Hoisschichten zu den Agsbachschichten kann man im linken Ast des Baches, der
gegenüber dem Hollerbachtal in den Riesenbach mündet,
in 510 m SH beobachten. Dieser ist hier wie auch östlich
276
der Schöpflklause durch dickbankige Sandsteine markiert, die die höchsten Hoisschichten repräsentieren. Die
Tonsteine dieser Sandsteinlage (Probe 64/98) enthalten
nach M. B UBÍK arme agglutinierende Foraminiferen der
Rzehakina epigona -Zone (Campan–Paleozän). Die Sohlmarken (flute-casts) auf den Sandsteinbänken deuten auf
Strömungsrichtung aus NE (80°).
Agsbachschichten
Im kartierten Gebiet wurden nur die tieferen Agsbachschichten angetroffen. Sie sind im allgemeinen durch typischen mittelrhythmischen siliziklastischen Flysch mit
vorherrschenden Peliten ausgebildet. Die pelitischen Lagen von einigen cm bis 60 cm, fallweise auch 100 cm
Mächtigkeit, sind durch graue, grünlich- und braungraue
splittrige bis konchoidale Tonmergel und dunkel- und
grüngraue Tonsteine repräsentiert. An der Basis der pelitischen Turbidite befinden sich nicht häufige dünne Einschaltungen von hellbraunen siltigen Tonsteinen. Selten
wurden braungraue, stark kalkige weißlich anwitternde
grobsplittrige Tonmergel beobachtet. In den Peliten sind
zahlreiche Laminae, dünne Sansteinbänke (3–60 cm) und
stellenweise auch dickbankige Sandsteine (bis 500 cm)
eingeschaltet. Die dünnbankigen, grauen und blaugrauen
feinkörnigen Sandsteine weisen oft dunkle Lamination
und einen hohen Gehalt von karbonatischem Bindemittel
auf. Die dicken Bänke sind an der Basis durch massige,
grobkörnige, kalkige Sandsteine gekennzeichnet, aus denen im verwitternden Zustand einzelne grobe Quarzkörner heraustreten.
Die biostratigraphische Einstufung der Agsbachschichten im untersuchten Gebiet (spätes Paleozän bis
frühes Untereozän) ist vor allem durch Nannofossilien
belegt. Etliche Proben aus Tonmergeln haben nach H. EGGER die Nannozonen NP 9 ( Discoaster multiradiatus ), NP 10
( Tribrachiatus contortus, T. digitalis ), NP 11 ( Tribrachiatus orthostylus, Sphenolithus radians, Discoaster binodosus ) und NP 12 ( Discoaster lodoensis ) geliefert. Daneben sind häufig die aus der
Oberkreide durchlaufenden Arten vertreten. Planktonische Foraminiferen der oberpaleozänen bis tiefst-untereozänen Zonen (P 4 bis P 7) hat M. B UBÍK nur in einer Probe
(20A/98) festgestellt. Häufige Sohlmarken (flute-casts)
zeigen eine Verteilung der Paläoströmungen aus NE bis
SE (70°–115°) und stimmen mit den bisher bekannten Beobachtungen von W. R INGHOFER (1976 – unveröff. Diss.
Phil. Fak. Univ. Wien), W. S CHNABEL (mündliche Mitteilung) und S TRÁNÍK (1996) aus benachbarten Gebieten
überein.
Gute Aufschlüsse der Agsbachschichten treten im
Lammeraubach, Riesenbach und im unteren Teil des linken Nebenflusses südwestlich der Schöpflklause auf.
Insgesamt zeigen die Hois- und Agsbachschichten gegenüber der stark gefalteten Kaumberg-Formation einen
großräumigen Muldenbau (S CHNABEL, 1996) auf, der
durch SW–NE-streichende Synklinalen ausgeprägt ist.
Neben flach- und steilstehendem Fallen ist auch überkippte Lagerung nicht selten. Diese ist besonders gut im
Nordwestgehänge des Hollerbaches zu sehen. Der Kern
der gegen NW überkippten Synklinale liegt im Riesenbachtal, wo in den Aufschlüssen intensive Störungen zu
beobachten sind. Der Verlauf der Faltenstrukturen ist oft
durch Brüche gestört. Die NW–SE-streichenden Querbrüche der Hollerbach-Störungszone versetzen im Lammeraubach deutlich den Kontakt Kaumberg-Formation/
Agsbachschichten und schneiden NE des Höhenkammes
des Vorderschöpfl die morphologisch ausgeprägten
Sandsteine der Hoisschichten ab.
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Quartärablagerungen
Diese sind vor allem durch die fluviatilen Schotter und
sandigen Lehme vertreten, die die Talauen der Wasserläufe ausfüllen. In Talauen des Lammeraubaches und Riesenbaches lassen sich zwei Niveaus der Terrassenschotter festlegen. An steilen Waldhängen der Höhenrücken
befindet sich stellenweise mächtige verlehmte Schutt-
bedeckung. Häufige Schwemmkegel befinden sich an
den Mündungen der Seitentäler in die Haupttäler. In
Hängen, in denen mächtige Schuttbedeckung und
Schichten mit vorherrschenden Peliten verbreitet sind,
entstehen zahlreiche Rutschungen. Deutliche frische Abrisskanten zeigen, dass die Solifluktionsbewegungen bis
heute andauern.
101 Eisenerz
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
sowie stratigraphische und fazielle
Untersuchungen
im Bereich des Trenchtling und des Pribitz
auf Blatt 101 Eisenerz
H ANS-J ÜRGEN G AWLICK & D IETMAR H ÜBLER
(Auswärtige Mitarbeiter)
Im Jahre 1998 wurden die geologischen Kartierarbeiten
sowie die stratigraphischen und faziellen Untersuchungen im Bereich des Trenchtling auf Blatt 101 Eisenerz
fortgesetzt. Die Kartierarbeiten und stratigraphischen
und faziellen Untersuchungen im Bereich des Pribitz und
des Pribitztörl wurden weitgehend abgeschlossen.
Bereich des Trenchtling
Im Bereich des Trenchtling, der sich zwischen Eisenerz
im Westen und Tragöß/Oberort im Osten erstreckt, wurde
die Kartierung auf der Grundlage der Ergebnisse von 1997
überprüft und ergänzt (Bereich Hiaslegg – Tragöß/Oberort über Roßboden – Tragöß/Oberort – Lamingalm über
Zirbeneben). Darüber hinaus wurden das Gebiet Lamingsattel – Hochturm und die Südostseite kartiert und
die Aufnahmen im Bereich des Rötzgrabens fortgesetzt.
Nur das Gebiet an der Südseite bzw. Südwestseite des
Hochturm Richtung Rötzgraben konnte nur kurzzeitig begangen werden, da es aus jagdtechnischen Gründen
1998 nicht begehbar war. Neben der faziellen und stratigraphischen Kartierung der Kalke und Dolomite der Wettersteinkarbonatplattform und der tektonischen Basis
(Verrucano, Werfener Schichten, Gutensteiner Dolomit),
die die größte Fläche des Trenchtlingzuges bedecken,
wurde besonders die quartäre Bedeckung detailliert kartiert.
An der Nordseite des Trenchtling zwischen der Pfarrerlacke im Westen und dem Lamingsattel im Osten dominieren grobe Schuttfächer. An Komponentenmaterial innerhalb der Schuttfächer treten vor allem die verschiedenen Kalke und Dolomite der Wettersteinkarbonatplattform auf (Riff- und Riffschutt, z.T. dolomitisiert). Daneben
sind aber vereinzelt auch Sand- und Siltsteinkomponenten zu beobachten, die aus ?karnischen Spalten- bzw.
Karstfüllungen innerhalb der Karbonatplattformsedimente stammen. Die Hangneigung der Schuttfächer beträgt
meist 30–40°, diese Schuttfächer sind meist in Bewegung. Im Bereich der Laming sind im Talbereich junge,
fluviatile Schuttfächer ausgebildet (auf Hochwasserereignisse zurückzuführen), die die hier anstehenden Werfener Schichten z.T. in mächtiger Überlagerung bedecken. Randlich dieser fluviatilen Sedimente treten Moränenreste auf. Die Werfener Schichten, die hier im Bereich
der Laming oft zusammen mit Gutensteiner Dolomit auftreten, streichen mit z.T. steilstehender Lagerung bis zum
Lamingsattel und werden tektonisch von den Riffdetritussedimenten der Wettersteinkarbonatplattform tektonisch
überlagert.
Im Süden des Trenchtling, zwischen dem Lamingsattel
im Osten und Hiaslegg im Westen tritt an der Basis Verrucano auf. An verschiedenen Stellen sind in den Verrucano
z.T. mächtige, polymikte Konglomerate eingelagert (vor
allem im Bereich des Sulzenkogels, entlang des Rötzgrabens und zwischen Hiaslegg und Keglangerjagdhütte).
Die Mächtigkeit der Konglomeratlagen ist hier stark
schwankend. Stellenweise sind bis mehrere Zehnermeter
mächtige, polymikte Konglomerate (mit bis zu metergroßen Komponenten, meist gut gerundet) in die Schichtfolge eingelagert (z.B. im Bereich des Sulzenkogels). Richtung Trenchtling werden die Konglomeratlagen zum stratigraphisch Hangenden (Werfener Schichten) immer geringmächtiger und die Komponentengröße wird immer
kleiner. Als Werfener Schichten in diesem schlecht aufgeschlossenen und meist durch mächtigen Hangschutt
bzw. Bergstürze überdeckten Bereich wurden jene Siltund Tonsteine (metamorph überprägt) angesprochen, die
frei von Konglomeratlagen sind. Im Rötzgraben selbst treten zwischen Pflegalm und Lahnhube nur quartäre Sedimente auf, meist Hangrutschmassen bzw. Bergsturzmaterial. Verrucano, Werfener Sand- und Siltsteine und Karbonate der Wettersteinkarbonatplattform dominieren den
Komponentenbestand dieser quartären Lockersedimente, die zum größten Teil hier unverfestigt vorliegen. Nördlich der Pflegalm tritt neben Werfener Schichten ein
massiger, stark metamorph überprägter mitteltriassischer Hallstätter Kalk [(HS 1/97: Feinkörnige, glimmerführende Mikrite. Alter: ?höheres Fassan. Conodonten:
Gondolella sp., Gondolella excelsa (M OSHER 1968), Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER 1972, Gladigondolella tethydis (H UCKRIEDE 1958). Conodont Colour Alteration Index (CAI): >6,0)] auf.
Nordwestlich Hiaslegg Richtung Tragöß/Oberort treten
meist Werfener Schichten auf, die hier von Bergsturzmaterial und subrezenten Schuttfächern meist überdeckt
werden. Westlich des Wassergraf- und Meistergutes
konnten in verschiedenen Höhenlagen bis zu 10 m
mächtige, karbonatisch zementierte, Flussschotter bis in
eine Höhe von 920 m AN kartiert werden.
Die stratigraphische und fazielle Auswertung des
1998er Probenmaterials ist z. Zt. im Gange und wird in
dem Bericht 1999 nachgereicht.
Bereich des Pribitz und des Pribitztörls
Das Gebiet rund um den Pribitz bis zum Pribitztörl umfasst rund 10 km 2. Umrandet wird das Gebiet im Westen
277
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von der nach Norden, Richtung Sonnschienhütte verlaufenden Russenstraße, im Osten von der Klamm und dem
Klammboden, im Norden von der Sonnschienalm und im
Süden vom Grünen See. Die beiden höchsten Punkte
markieren das Pribitztörl mit 1584 m und der weiter südlich liegende Pribitz (1579 m) mit seinen steil zum Grünen
See hin abfallenden Felswänden aus Wettersteinkalk
bzw. -dolomit.
Die Morphologie vom Pribitz bis zum Sonnschienplateau ist sehr unterschiedlich. Im Bereich südlich des Pribitz fallen die Wände fast 600 m senkrecht zum Bereich
Oberm See hin ab. Dieser Bereich Oberm See ist gekennzeichnet von riesigen Schuttfächern, die eine Hangneigung zwischen 35° und 40° aufweisen und fast bis zum
Grünen See reichen. Diese Schuttfächer sind zum größten Teil nicht stabil und noch in Bewegung, wie die fehlende Vegetation zeigt. Ähnlich sieht der Bereich westlich
und östlich des Pribitz aus. Hier dominieren ebenfalls
steile Wandbildungen mit zusätzlicher Graten- und
Türmchenbildung, die ebenfalls ihre Ausläufer in mächtigen Schuttfächern finden. Dieser hohe Schuttanfall ist
das Resultat immerwährender Bergstürze.
Die schroffe Morphologie ändert sich weiter nördlich an
der Grenze zu den Werfener Schichten. Sichtbar wird dies
durch einsetzende Bewaldung, Abnahme der Neigung der
Hänge sowie durch eine sanftere Geländeform, die
schließlich am Sonnschienplateau in eine Almlandschaft
übergeht.
Als geologisch und stratigraphisch älteste Einheit tritt
zwischen Heuschlagmauer und Pfarreralm das permische
Haselgebirge in Form eines kleinen Gipsaufschlusses auf
920 m Seehöhe (Kote: 651875/269175) zu Tage. Der
nordwestliche Teil des Pribitz ist geprägt von Werfener
Schichten (rote, violette, grüne oder graue, braun verwitterte glimmerreiche Tonschiefer und dünn geschichtete
Sandsteine). Weniger häufig ist das Vorkommen von Werfener Schichten im nördlichen Bereich des Klammbodens. Dennoch treten sie auch hier in ihrer vollen Variationsbreite auf. Gutensteiner Schichten sind im Bereich
westlich des Pribitz zu finden. Die Gutensteiner Schichten, die hier sowohl kalkig als auch dolomitisch vorliegen,
keilen Richtung Norden unter der Pribitzalm aus. Im Norden des Pribitz treten einheitlich gebankte, zum Teil leicht
dolomitisierte Serien auf, die mit Hilfe von Conodonten in
den Anis/Ladin-Grenzbereich bzw. in das tiefere Ladin
eingestuft werden konnten, es handelt sich hierbei um
Reiflinger Dolomit. An allen anderen Stellen konnten im
Hangenden der Werfener Schichten bzw. der Gutensteiner Schichten keine unterladinischen Sedimente nachgewiesen werden. Die Werfener Schichten bzw. die Gutensteiner Schichten werden überall im Bereich des Pribitz
von oberladinischen bzw. unterkarnischen Karbonaten
der vom Ober-Ladin an progradierenden Wettersteinkarbonatplattform tektonisch überlagert.
An der morphologischen Basis des Pribitz, dabei besonders im Osten, sind weite Bereiche durch eine Wechsellagerung von pelagisch beeinflussten Karbonaten und
Riffdetritus führenden Lagen gekennzeichnet. Dieser Verzahnungsbereich zwischen dem Schuttfächer der vom
höheren Ladin an progradierenden Wettersteinkalkplattform und den Beckensedimenten der Reiflinger Kalke
wird als Raminger Formation (hier als Kalke und Dolomite)
bezeichnet. Diese Sedimente treten im gesamten Arbeitsgebiet vom Pribitz bis zum Pribitztörl in z.T. großer Mächtigkeit auf. Der Biogeninhalt der Gesteinsserie besteht
vorwiegend aus Crinoiden, Foraminiferen, Fischzähnen,
Gastropoden, Muscheln bzw. Filamenten, Schwämmen
278
und Algenresten. Conodonten sind selten. Die Kalke und
Dolomite der Raminger Formation werden im Hangenden
von den massigen Riffgesteinen und riffnahen Gesteinen
des Wettersteinkalkes und Dolomites im engeren Sinn
überlagert. Stratigraphisch können sie zum größten Teil
dem Unter-Karn zugeordnet werden. Diese Folge nimmt
den größten Flächenanteil im Bereich des Pribitz ein.
Am Südwestrand des Pribitz treten an der Basis der
Karbonate der Wettersteinkarbonatplattform oberkarnische Hallstätter Kalke auf, die tektonisch wahrscheinlich
zwischen den Werfener Schichten und dem Wettersteindolomit liegen. Als weiteres Schichtglied aus dem Hallstätter Salzbergfaziesraum konnten nördlich des Klammbodens Zlambachschichten nachgewiesen werden. Die
Zlambachschichten werden hier tektonisch von ca. 30 m
mächtigen Werfener Schichten überlagert, die ihrerseits
vom Wettersteindolomit tektonisch überlagert werden.
Quartär: ausgedehnte Schutthalden und Schuttkegel
treten vor allem im südlichen Teil des Pribitz in Erscheinung. Speziell im „Oberm-See“-Bereich erreichen sie
eine Länge von bis zu 200 m. Bei diesen Lockerablagerungen handelt es sich sowohl um Kalk- als auch um Dolomitschutt. Im Bereich der Jassing, dem Pribitztal und
entlang der Russenstraße ist die Schuttbildung der darüberliegenden Kalk- bzw. Dolomitwände zum Teil so
groß, dass weite Hangbereiche der Werfener Schiefer
vom Schutt überdeckt sind und diese dadurch im morphologisch höheren Bereichen zum Teil vollkommen
überdeckt werden. Ein sehr ähnliches Bild zeigt sich im
Bereich des Klammbodens. Insgesamt sind zwei verschiedene Typen von Schuttkegeln entwickelt. Zum einen
existieren aktive Schuttkegel, die nicht bewaldet bzw. bewachsen sind. Der zweite Typ tritt in Form von inaktiven
bzw. nur noch bedingt aktiven Schuttkegeln auf. Diese
sind von der Vegetation zum großen Teil verdeckt. Ihre
kriechende Bewegung zeigt sich aber an der Wuchsform
der Bäume. Die Komponentengröße der Schuttkegel ist
sehr unterschiedlich und liegt im cm- bis dm-Bereich. Dabei stellen Kegel mit größeren Komponenten die stabileren Schuttfächer dar und erreichen daher auch größere
Hangneigungswinkel. Am Fuße der steilen Felswände
setzen sich die Schuttfächer je nach Grobheit des Hangschuttes mit Hangneigungen zwischen 20° und 30° fort.
Zum Teil sind diese Fächer in Bewegung, da diese ständig
von herabfallenden Felsbrocken gespeist werden.
Im Bereich des Klammbodens und der Pfarreralm sind
mächtige quartäre Ablagerungen vorhanden. Bei der Untersuchung sind Lockersedimentmächtigkeiten von
180 m und grundwasserführende Schichten von mindestens 150 m Mächtigkeit erbohrt worden (F ABIANI, 1980).
Diese übertiefen Taleinschnitte resultieren aus ehemaligen mächtigen Gletschertätigkeiten, wobei dieses Verformen und Ausräumen der Täler durch große Störungen im
Bereich des Klammbodens und des Jassinggrabens unterstützt wurde. Im Liegenden befinden sich vorwiegend
Blöcke sowie Grob- und Feinkies. Diese Einheit dürfte aus
Bergstürzen oder aber auch aus Zeiten hoher Bewegungsenergien hervorgegangen sein. Zum Hangenden hin werden die Serien zusehends feiner und kommen in Form von
Feinsanden, Schluffen aber auch Kiesen zur Ablagerung.
Probenpunkte und stratigraphische Einstufung
(Conodonten det. L. K RYSTYN)
Alle Proben sind mit Rechtswert und Hochwert angegeben. Das Material wird im Institut für Geowissenschaften: Prospektion und Angewandte Sedimentologie der
Montanuniversität Leoben aufbewahrt.
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PR 6/97
Grober Riffdetrituskalk mit Ladinella porata O TT.
180 m AN (652800/269775).
Alter: Ober-Ladin bis Unter-Karn.
PR 16/97
Kataklastisch zerlegte Dolomitbrekzie mit Lithoklasten, Kalkalgenbruchstücken und Extraklasten mit Gondolella inclinata K OVÁCS
1983.
1390 m AN (653025/271425).
Alter: Langobard–Jul. Conodont Colour Alteration Index (CAI)
Wert: 5,5–6,0.
PR 22/97
Grainstone (allodapisch) mit Riffdetritus und umkrusteten Komponenten mit Gondolella inclinata K OVÁCS 1983, Gladigondolella tethydis
H UCKRIEDE 1958 und dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1385 m (654175/269625).
Alter: Langobard–Jul. Conodont Colour Alteration Index (CAI)
Wert: 5,5–6,0.
PR 24/97
Wechsellagerung von biogenführendem Mikrit und allodapischen
Riffdetrituskalken mit dem Gladigondolella tethydis -Multielement
sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1130 m AN (654325/269275).
Alter: vermutlich Ober-Ladin. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 5,5.
PR 25/97
Grainstone (allodapisch) mit Riffdetritus und umkrusteten Komponenten mit dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1275 m (652675/271475).
Alter: vermutlich Ober-Ladin. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 5,5–6,0.
PR 28/97
Vollkommen rekristallisierter Dolomit mit dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1350 m AN (652850/271575).
Alter: vermutlich Ober-Ladin. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 6,0.
PR 29/97
Dolomitische Mikrobrekzie mit dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1390 m AN (652900/271575).
Alter: vermutlich Ober-Ladin. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 5,5–6,0.
PR 31/97
Feinkörniger kalkiger Dolomit mit Gondolella excelsa (M OSHER 1968),
Gondolella cf. constricta M OSHER & C LARK, Gladigondolella tethydis H UCKRIEDE 1958 und dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1470 m AN (654825/273150).
Alter: Anis/Ladin-Grenzbereich. Conodont Colour Alteration Index (CAI) Wert: 5,5.
PR 32/97
Riffdetritus in Wechsellagerung mit mikritischen Sedimenten, dolomitisiert, mit Gondolella pseudolonga K OVÁCS, K OZUR & M IETTO
1980, Gladigondolella tethydis H UCKRIEDE 1958 und dem Gladigondolella
tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1460 m AN (653175/272975).
Alter: tieferes Fassan. Conodont Colour Alteration Index (CAI)
Wert: 5,5–6,0.
PR 36/97
?Zentrales Riff mit Vesicocaulis cf. alpinus O TT und Cryptocoelia cf. zitteli S TEINMANN.
1100 m AN (654175/271750).
Alter: Unter-Karn.
PR 37/97
Kalkiger Dolomit, völlig rekristallisiert mit Budurovignathus diebeli,
Gondolella polygnathiformis B UDUROV & S TEFANOV 1965, Neocavitella tatrica S UDAR & B UDUROV 1979 und Gondolella inclinata K OVÁCS 1983.
1010 m AN (654800/270350).
Alter: Jul. Conodont Colour Alteration Index (CAI) Wert: 6,0.
PR 38/97
Kalkiger Dolomit, völlig rekristallisiert mit Budurovignathus cf. mungoensis (D IEBEL 1956), Gondolella inclinata K OVÁCS 1983 und dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
980 m AN (654725/270125).
Alter: Langobard 1–3. Conodont Colour Alteration Index (CAI)
Wert: 6,0.
PR 49/97
Kalkiger Dolomit, völlig rekristallisiert mit Gladigondolella tethydis
H UCKRIEDE 1958 und dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972), Gladigondolella cf. malayensis N OGAMI
1968.
970 m AN (654500/269325).
Alter: Langobard 2 bis Jul. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 6,0.
PR 50/97
Kalkiger Dolomit, völlig rekristallisiert mit Gladigondolella tethydis
H UCKRIEDE 1958 und dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972), Gladigondolella cf. malayensis N OGAMI
1968.
960 m AN (654525/269375).
Alter: Langobard 2 bis Jul. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 5,5–6,0.
PR 51/97
Kalkiger Dolomit, völlig rekristallisiert mit dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
950 m AN (654575/269675).
Alter: vermutlich Ober-Ladin.
PR 55/97
Kalkiger Dolomit, völlig rekristallisiert mit dem Gladigondolella tethydis -Multielement sensu K OZUR & M OSTLER (1972).
1080 m AN (654100/271300).
Alter: vermutlich Ober-Ladin. Conodont Colour Alteration Index
(CAI) Wert: 5,5.
PR 56/97
Zlambachschichten im Bereich südlicher Klammboden mit Misikella sp.
1100 m AN (654050/271300).
Alter: Rhät. Conodont Colour Alteration Index (CAI) Wert: 6,0.
PR 61/97
Hallstätter Kalk an der Südseite des Pribitz mit Metapolygnathus sp.
1050 m AN (653025/268375).
Alter: höchstes Karn. Conodont Colour Alteration Index (CAI)
Wert: 5,5–6,0.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 101 Eisenerz
W OLFGANG P AVLIK
Das Gebiet westlich des Bergsturzareales Schafwald –
Siebensee weist wie die östlichen Gebiete einen sehr intensiven Schuppenbau auf, der wiederum von jüngeren,
ungefähr West–Ost-gerichteten Blattverschiebungen
zerschnitten wird.
Im Gegensatz zu den Gebieten östlich dieser Linie sind
obertriadische Schichtglieder, Reingrabener Schichten,
Leckkogelschichten, Dachsteindolomit und Dachsteinkalke aufgeschlossen.
Der Bergsturz nimmt die gesamte Fläche des Schafwaldes ein. Dieses Gebiet wurde von E. S PENGLER & J. S TINY
als „eigenartige Verkarstungserscheinung mit großer Ähnlichkeit mit Bergsturzmassen“ bezeichnet. A. F RITSCH
(1993) erkannte dieses Gebiet als riesiges Bergsturzareal,
das über den Schafwald hinaus in den Kessel des Siebenseegebietes bis in das Salzatal hinausreicht. In diesem
Bergsturz liegen Blöcke von einigen m 3 bis 10.000 m 3.
Verschiedene Großblöcke erreichen einige 100.000 m 3
bis 1.000.000 m 3, die als versackte Massen an der Ober279
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fläche des Bergsturzes mitgeschwommen sind. Westlich
Brennach liegt ein ungefähr SW–NE-gerichteter Zug aus
Wettersteindolomit, der wahrscheinlich ein Teil der Bergsturzmasse ist. Auf der Ostseite des Säusenstein konnten
neben der Salzatalbundesstraße mehrere Aufschlüsse
mit Stauseesedimenten, Schluffen, erfasst werden, die
noch sehr gut erhaltene Blätter und Samen enthielten.
Diese Bildungen belegen, dass der Abfluss der Salza
kurzfristig verlegt war und sich ein Stausee gebildet hat.
Ein Aufschluss führte Pisidien, die ein Beleg für Stillwasserbildungen sind.
Die Böse Wand und der Brunnkogel im Norden des Kartierungsgebietes wird von Wettersteindolomiten und lagunären Dachsteinkalken aufgebaut. Dieses Areal bildet
zusammen mit dem Säusenstein einen eigenständigen
tektonischen Keil zwischen der Göller-Decke im Norden
und der Mürzalpen-Decke im Süden. Genauere Aussagen
über die tektonische und fazielle Stellung dieses Keils
werden erst mit den Aufnahmen des Gebietes westlich
Hinterwildalpen möglich sein.
Im Süden wird dieser Keil von der Salzatalstörung
(„‚SEMP“) begrenzt. Diese Linie ist eine bedeutende
Blattverschiebung in diesem Raum. Entgegen den bisherigen Auffassungen verläuft diese Linie knapp südlich des
Brunnkogelgipfels. Die Gesteine südlich dieser Linie
konnten mit Dasycladaceen, Teutloporella herculea (S TOPPANI ) P IA als Wettersteinkalke und Wettersteindolomite erfasst werden. Entlang der Salzatalstörung sind schmale
Linsen mit Sandsteinen eingeschuppt. Es handelt sich
hierbei höchstwahrscheinlich um Gosaubildungen.
Die Felsen nordwestlich Ahornboden und der Wilde Jäger werden von Dachsteinkalken aufgebaut. Entgegen
bisherigen Kartierungen, die den Dachsteinkalk direkt auf
Wettersteindolomit positionierten, sind auf der Ostseite
im Liegenden der Dachsteinkalke ungefähr 150–200 m
mächtiger Dachsteindolomit, Reingrabener Schichten
und Leckkogel-Schichten usgebildet. Im Graben östlich
Ahornboden ist ein schmaler Keil Werfener Schichten und
?Gutensteiner Schichten eingeschuppt. Östlich Schreyer
sind in den Gräben nordwestlich Wilder Jäger zwei
schmale Späne mit Reingrabener Schichten eingespießt.
Dieses Gebiet südlich Böser Wand gliedert sich in drei
Schuppen, die tektonisch schräg zugeschnitten gegen
Südwesten aufgeschoben wurden. Deswegen sind auf
der Ostseite karnisch–norische Serien aufgeschlossen,
während sie im Westen fehlen. Dies zeigt sich auch sehr
eindrucksvoll in der hydrologischen Situation. Im Osten
sind nahe der karnischen Schichtglieder einige Quellen
und Quellzonen ausgebildet, während auf der Westseite
nur bei den wasserstauenden Gesteinsserien kleine Quellen zu Tage treten.
Westlich Schreyer wird der südliche Brunnkogel von
schmalen ungefähr West–Ost-gerichteten Schuppen und
Spänen aus Wettersteinkalk und Wettersteindolomit
aufgebaut. In diesem Bereich sind vereinzelt sehr reiche
Dasycladaceenfloren mit Teutloporella herculea (S TOPPANI)
P IA aufgeschlossen. Mit der nun festgelegten Position der
Salzatalstörung liegt die Quellfassung Schreyer in der
Mürzalpen-Decke, und nicht wie bisher angenommen in
der Göller-Decke.
Der Kessel von Schreyer wird überwiegend von stark
kataklasierten und mylonitisierten Wettersteindolomiten
eingenommen. Dies spiegelt die intensive Tektonik in diesem Raum wider. Gegen Süden zum Hirschkogel und
Höllkogel hin sind im Liegenden der Dachsteinkalke unterschiedlich mächtige Karnserien und Dachsteindolomite ausgebildet. Auch hier lässt sich eine intensive tektonische Gliederung mit verschiedenen Schuppen, Blattverschiebungen und tektonischen Zuschnitten nachweisen.
Gegen Osten zwischen Siebenbürgerkogel und Kohlermauer sind unterschiedlich mächtige Späne Wettersteinkalk in den Wettersteindolomit eingespießt.
Südlich Spereck wird der Seekogel und der Brandstein
von lagunären Wettersteinkalken aufgebaut. Die bisher
aufgesammelten Proben weisen auch hier auf einen intensiven Schuppenbau hin.
In der Petzbodenleiten und auf der Silbernen Schale
treten Wettersteindolomite an die Oberfläche. Die Felsrippen westlich Schafhalssattel werden von einer dünnen
Haut Wettersteinkalk aufgebaut. Sie sind wie die Schaufelwand ein kleiner Rest des früher hier gelegenen Bergstockes, der nun als Bergsturz den Schafwald bedeckt.
Grundmoränen liegen im Siebenbürgerboden, südöstlich des Höllkogels und auf dem Sattel nördlich des
Grasberges. Hangverkittungen und Hangbreccien treten
westlich der Moräne nördlich Grasberg und im Graben
südöstlich Schreyer auf. Weitere großflächige Areale liegen südöstlich und östlich Ahornboden, östlich Wilder
Jäger und östlich Siebenbürgerboden. Sie bilden hier
bis zu ungefähr zehn Meter mächtige Platten auf den
Hangschultern. Sie reichen von 940–980 m bis auf
1020–1030 m Seehöhe.
102 Aflenz Kurort
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Gebiet Hochanger – Hörsterkogel
auf den Blättern 102 Aflenz und 103 Kindberg
J AN M ELLO
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Das kartierte Gebiet befindet sich N von Turnau und Göriach zwischen den Tälern Seegraben und Brücklergraben am O-Rande des Kartenblattes 102 Aflenz und reicht
teilweise auch an den W-Rand des Blattes 103 Kindberg.
Im Norden reicht es bis zur Göriacher Alm.
Am geologischen Bau beteiligen sich paläozoische,
mesozoische und quartäre Gesteine. Die Hauptaufmerk280
samkeit wurde den mesozoischen, hier ausschließlich
triassischen, Gesteinen gewidmet, welche der Mürzalpendecke angehören.
In der Mittel- und Obertrias im südlichen Teil des kartierten Gebietes (Hörstelkogel, Rötelstein, Weittal, Plotschengraben) überwiegen Becken- und Hangsedimente
(bankige, oftmals Hornsteinkalke, Schiefer, Kalke mit allodapischen Lagen und Rutschkörpern), im nördlichen
Teil (Hochanger, Missitulkogel, Spinnerin) dominieren
Sedimente der Karbonatplattform (helle massive Dolomite und Kalke).
Die Grenze zwischen diesen beiden Gruppen von Fazies verläuft ziemlich unregelmäßig an den Südhängen
des Hochanger-Massivs (K. 1682).
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In der Vergangenheit wurden die Beziehungen beider
Fazies meistens tektonisch gelöst; z.B. sind in der geologischen Karte der Steiermark von F LÜGEL-N EUBAUER
(1984) beide faziellen Gebiete von einem ausgeprägten
Bruch abgetrennt. Die vorläufigen Ergebnisse einer detaillierten Kartierung zeigen, dass neben tektonischen
Kontakten auch laterale Übergänge von Fazies, z.B. fingerartiges Ineinandergreifen von dunklen Kalken und Dolomiten, in der Breite von einigen Hundert Metern gefunden werden können. Über die Nähe beider Fazies zeugt
auch das häufige Vorkommen von Rutschbrekzien, Riffdetritus und allodapischen Lagen in bankigen Kalken und
Schiefern in der zur Karbonatplattform anliegenden Zone.
Im südlichen Teil des Gebietes (in größerer Entfernung
von der Karbonatplatte) sind solche Fazies nicht festgestellt worden, es überwiegen hier monotone Mikrite und
Schiefer.
Generell überwiegt im Gebiete ein monoklinaler Bau mit
mäßigem Abfallen der Schichtfolgen nach NW, lokal, besonders in plastischen Schichtfolgen der Plattenkalke
und Schiefer, sind häufige Faltenstrukturen. Der Bau ist
durch ein System von jungen Brüchen gestört.
Vom lithostratigraphischen Standpunkt wurden im Gebiet die folgenden Formationen und Glieder unterschieden:
Werfener Schichten (Skyth)
Sie treten im S-Teil des Gebietes an den S-Bergfüßen
und Hängen des Hörsterkogels auf. Informal können in ihnen die unteren und oberen Werfener Schichten unterschieden werden. Die unteren bestehen aus bunten,
überwiegend aber rotvioletten, gewöhnlich glimmerigen
Sandsteinen und Schiefern. Die oberen enthalten auch
Kalke und Mergelsteine, die Farbe ist vorwiegend grüngrau und beige. Dicke 200–250 m.
Gutensteiner Dolomit (Unteres Anis)
Bildet die Basis des Karbonatkomplexes an den südlichen Hängen des Hörsterkogels. Es handelt sich um
grauen bis dunkelgrauen, stellenweise rötlichen Dolomit,
bankig aber oftmals auch massiv, ungeschichtet. Sehr oft
ist er tektonisch gestört, zerbröckelt, geadert. Besonders
interessant sind Linsen von bunten roten „knolligen“ Dolomiten mit roten Schiefern, welche an einigen Stellen in
den obersten Partien des Dolomites vorkommen. Sie erinnern an und vielleicht auch signalisieren das Einsetzen
der Sedimentation vom Typ der Nadaska-Kalke.
Steinalmkalk (Oberes Anis)
Tritt nur in sehr beschränktem Umfang in Form von Linsen zwischen dem Gutensteiner Dolomit und grauviolettem Bankalk oder Nadaskakalk auf.
Grauvioletter Bankkalk mit Hornstein
(Unteres Ladin)
Dieser wurde nur an einer Stelle im Einschnitt der neugebauten Waldstraße am SO-Hang des Hörsterkogels in
1450 m Seehöhe festgestellt. Hier bildet er eine 13 m dicke Lage zwischen dem Gutensteiner/Steinalm-Dolomit
und Nadaska-Kalk. Es ist ein heller und rosiger bankiger,
knolliger Kalk mit roten Hornsteinen, mit cm-Lagen von
roten Tonsteinen oder mit roten Tonsteinen, welche Knollen von Kalk umwickeln. Im Falle des Kalkes handelt es
sich um Mikrit mit Querschnitten von dünnwändigen Lamellibranchiatenschalen mit kleinen Bruchstücken von
hellerem und körnigerem Kalk.
Aus der Probe AF-81 aus dieser Lokalität wurden die
Conodonten Neogondolella pseudolonga, Paragondolella trammeri
und Gladigondolella M E gewonnen (bestimmt von G.W.
M ANDL und L. K RYSTYN), auf unteres Fassan hinweisend.
Nadaskakalk (Ladin)
Es handelt sich um einen ausgeprägten und wegen seiner rosa bis roten Farbe leicht unterscheidbaren Streifen
von Kalken, von bis 80 m Dicke, welcher an den südlichen
und östlichen Hängen den Hörsterkogel umsäumt. Die
Kalke bauen auch die von der Ferne sichtbaren Felsklippen des Rotelsteins auf. Aus den Kalken wurden drei Proben für Gewinnung von Conodonten entnommen, alle
positiv. Die Vergesellschaftung weist auf ein Alter Langobard–Jul hin (bestimmt von G.W. M ANDL und L. K RYSTYN ):
AF-48 (Einschnitt der Forststraße, 400 m NW der K.
1446): Gladigondolella tethydis + M E, Metapolygnathus
polygnathiformis (? Jul).
AF-83 (Einschnitt der neugebauten Forststraße, 500 m
südöstlich von Hörsterkogel): Gladigondolella tethydis + M E Paragondolella inclinata ; Langobard (bis
Jul).
AF-233 (Felsklippe oberhalb der Forststraße, 100 m N
der K. 1446): Gladigondolella malayensis malayensis, Paragondolella inclinata ; Langobard (bis Jul).
Grauer Kalk mit Schiefer und Rutschbrekzien (Karn)
Im Hangenden des Nadaskakalkes liegt eine Schichtfolge von grauen bis dunkelgrauen, oftmals hornsteinführenden Bankkalken, mit Lagen von Schiefern, mit Rutschkörpern und allodapischen Kalziturbiditlagen in Kalken.
Zwecks Altersbestimmung wurden neun Proben für Conodontengewinnung entnommen. Fünf Proben waren
steril, eine Probe lieferte unbestimmbare Bruchstücke
und nur drei Proben waren positiv (von G.W. M ANDL und L.
K RYSTYN bestimmt):
AF-18 (Einschnitt der Forststraße, 460 m NW der K.
1446 in dunkelgrauen Platten- bis Bankkalken
mit Einschaltungen von grauem Schiefer): Gondolella foliata ; Langobard 3–Jul.
AF-21 (Einschnitt der Forststraße, 660 m NW der K.
1446 im grauen bankigen hornsteinführenden
Kalk): Gladigondolella tethydis, Metapolygnathus polygnathiformis ; (Jul).
AF-275 (Osteralm; 50 m nördlich von der Hauptgasthütte, Mulde an der Kante der Rutschung, bankige
(2–15 cm), stark hornsteinführende graue Kalke
mit gelben Flecken): Metapolygnathus polygnathiformis , M. n. sp. 2 K RYST.; Tuval 3/I.
Stellenweise sind die Kalke hornsteinführend. In höheren Teilen erscheinen Laminen bis dunkle Schichten
(0,2–2–5 cm) von rosa mikritischen Kalken vom Hallstätter
Typ. Nach der Analogie mit den westlicher liegenden Gebieten (insbesondere die Umgebung der Burgeralm [L OBITZER , 1975]) könnte der höhere Teil dieser Kalke den Aflenzer Kalken angehören. Wegen Mangels an stratigraphischen Angaben bleibt dieser Komplex von vorwiegend
dunkelgrauen bankigen Kalken vorläufig detaillierter ungegliegert, da nur lithologische Kriterien für die Unterscheidung ungenügend sind und auch auf die Superposition kann man sich in gefalteten und gestörten Komplexen im Raume Weißtal – Osteralm nicht verlassen. Auf
Grund der Lithologie wurden besonders nur graue und
helle bankige bis massige Kalke (?Nor) ausgegliedert.
Im kartierten Gebiet ist also diese Frage sehr aktuell: In
welchem stratigraphischen Niveau kommen die Becken281
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
und Hangsedimente mit Sedimenten der Karbonatplattform im Raume S von Hochanger in Berührung (wenn wir
nicht die rein tektonische Beziehung von zwei verschiedenen Blöcken in Betracht ziehen). Dieser Kontakt ist hier
in vertikaler Richtung in einer Dicke von ca. 700 m verzeichnet; falls wir das generelle Fallen der Schichten nach
NW in Betracht ziehen, handelt es sich um ca. 600 m. Falls
im unteren Teil (Plotschengraben) ein Kontakt von karnischen Becken- und Hangsedimenten mit Wettersteindolomiten vorliegt, scheint es wahrscheinlich zu sein, dass
es sich im Sattel S vom Hochanger um die Beziehung der
norischen Aflenzer Kalke mit Hauptdolomit handeln könnte (beim Osteralm ist schon Tuval nachgewiesen worden,
siehe oben).
Wetterstein-Kalk (Ladin–Unterkarn)
Wie schon erwähnt wurde, tritt dieser Kalk im nördlichen Teil des kartierten Gebietes auf, und zwar unregelmäßig inmitten der Wetterstein-Dolomite, welche mehr
verbreitet als die Kalke sind. Es handelt sich um hellen
massiven Kalk. Stellenweise können auf der angewitterten Oberfläche Querschnitte von Fossilien gefunden
werden, auf Grund derer man sagen kann, ob es ein Riffkalk oder lagunärer Kalk ist. Es überwiegen lagunäre
Kalke, nur an einigen Stellen wurden auch Riff-Varietäten
gefunden.
Wetterstein-Dolomit (Ladin–Unterkarn)
Ähnlich wie der Wetterstein-Kalk kommt er nur im nördlichen Teil des Gebietes vor. Er baut die Gebirgsgruppe
des Hochangers auf, von dort reicht er in Richtung nach
Westen über die Spinnerin bis zum Dürrsee, in Richtung
nach NO baut er das Gebiet des Missitulskogels auf. Unter günstigen Begebenheiten können auch im Wetterstein-Dolomit lagunäre und Riff-Varietäten unterschieden
werden, es ist aber seltener als bei den Kalken, da die Dolomitisierung die ursprünglichen Strukturen und organischen Reste verwischte bis vernichtete.
Die Beziehung der Dolomite zu den südlich vorkommenden grauen Bankalken, wie schon gesagt, wird pauschal
als tektonisch interpretiert. Die detaillierte Kartierung
zeigt, dass beide Formationen nicht nebeneinander liegen
aber oftmals fingerartig ineinandergreifen. So sind z.B. im
Gebiet der Osteralm inmitten der dunklen Kalke Lagen von
Dolomiten, im Gebiet der Scheibenmauer bilden die Dolomite das Hangende der dunkelgrauen Bankkalke.
Graue und helle bankige bis massige Kalke (?Nor)
Der graue Kalk mit Schiefer und Rutschkörpern geht in
Richtung zum Hangenden in graue, stellenweise bis helle
Kalke über. Vorwiegend sind sie bankig, bei hellen Varietäten verliert sich die Schichtung. Solche Kalke bilden
den Gipfelteil des Hörsterkogels (K. 1609) und die ausgeprägte Gruppe der Scheibenmäuer-Felsklippen.
Aus drei Proben für Conodonten waren zwei steril und
eine nur mit unbestimmbaren Bruchstücken.
Quartär (Schwemmkegel)
Es sind Kegel, welche durch Ausschwemmung von
Bruchstückmaterial, besonders nach heftigem Regen,
von den Seitentälern und Mulden in Richtung ins Haupttal
entstanden sind. Stellenweise erreichen sie beträchtliche
Ausmaße und Kubaturen, so dass sie auch vom wirtschaftlichen Standpunkt für die Gewinnung von Straßenbaustein und Baustein interessant sind.
Die Kegel sind auch von großer landschaftsbildender
Bedeutung. Beide herrliche Seen im Seegraben – Dürsee
und Grüner See – entstanden durch Abdämmung des
Haupttales durch von den Seitentälern ausgeschwemmtes Material.
Die Zusammensetzung des Bruchstückmaterials widerspiegelt die Vertretung der Gesteine in den Seitentälern, im kartierten Gebiet handelt es sich überwiegend um
Kalke und Dolomite, weniger um Sandsteine, Schiefer
und Mergelsteine.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 102 Aflenz Kurort
W OLFGANG P AVLIK
Im Berichtsjahr wurde der Bereich zwischen Zerbenleiten, Hochgang, Rauchtalsattel, Fleischer Biwak und Wasserböden neu aufgenommen.
Der Nordteil zwischen Zerbenleiten und den Felswänden südlich Wasserböden wird von lagunären Wettersteinkalken und Wettersteindolomiten aufgebaut. Altersmäßig sind diese Gesteine mit Diplopora und Teutloporella in
das Oberfassan bis Langobard 2 zu stellen. Jüngere Anteile mit Poikiloporella konnten im Gelände nicht nachgewiesen werden.
Die Riffschuttkalke zwischen Hochschwabgipfel und
Kellerbrunn führen wenig verwertbare Fossilien. Vereinzelt sind Linsen mit Dasycladaceen, Diplopora und Teutloporella ausgebildet. Der Großteil ist somit dem Ladin bis
?Unterkarn zuzuordnen.
Südlich, zwischen Hochwart und Fleischer Biwak sind
helle Schuttkalke mit pelagischen Einschaltungen entwickelt. Diese Kalke sind Slope-Bildungen mit Einschaltungen von Beckensedimenten.
In vielen Bereichen sind unterschiedlich große Areale
mit zumeist bräunlichen lehmigen Bodenbildungen, Kolluvium-?Augensteinböden, entwickelt.
Nordöstlich Hochwart sind auf den Verkarstungsflächen größere Areale mit verkitteten Schuttmassen erhalten.
Das Gebiet weist einen stark gegliederten tektonischen
Bau auf. Es ist ein sehr intensiver Schuppenbau ausgebildet, der von jüngeren, ungefähr West–Ost-streichenden Blattverschiebungen zerschnitten wird. Dieser Bau
spiegelt sich sehr eindrucksvoll in weit anhaltenden Dolinengassen und großen Dolinenfeldern wider.
103 Kindberg
Siehe Bericht zu Blatt 102 Aflenz Kurort von J. M ELLO.
282
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107 Mattersburg
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Kristallin
auf Blatt 107 Mattersburg
A XEL N OWOTNY
Die im Berichtsjahr duchgeführten Begehungen lagen
im Gebiet südlich des Noplerberges zwischen Stoob im E
und Draßmarkt bis zum südlichen Blattrand und dem
W-Rand des Kartenblattes. Weitere Übersichtsbegehungen wurden N von Karl sowie N von Landsee durchgeführt.
Der Bereich Kuhriegel – Äußerer Wald S und SW des
Noplerberges wird durchwegs von Restschotter bedeckt.
Aufschlüsse des Kristallins sind auf den Bereich des Erlaubtales beschränkt. Es handelt sich dabei durchwegs
um Serizit-Chloritschiefer mit Einschaltungen von Grobgneislagen im m-Bereich. Größere Vorkommen von Grobgneis sind NW der Erlaumühle und im Gebiet des Gfangenbaches am südlichen Blattrand zu beobachten. Begleitet werden die Grobgneisvorkommen meist von mächtigem Quarzmobilisat.
Im Bereich zwischen Karl und dem nördlich gelegenen
Weißen Kreuz sind entlang des Rabnitzbaches Grobgneise massig aufgeschlossen. Gegen E folgt im Liegenden
Hüllschiefer. Diese Serizit-Chlorit-Schiefer zeigen Einschaltungen von Grobgneis und Quarzmobilisat, untergeordnet Amphibolit und Chloritschiefer.
Das Gebiet N von Landsee wird von Wechselschiefer
aufgebaut. Es handelt sich durchwegs um Chlorit-Serizitschiefer mit Einschaltungen von Amphibolit. Im Bereich
E Schwarzenberg treten zum Teil mächtige Einschaltungen von Granitgneis auf. Sie sind im Gegensatz zu den
Grobgneisen deutlich feinkörniger, werden allerdings
auch wie die Grobgneise in der Grobgneisserie von mächtigem Quarzmobilisat begleitet.
Die Zugehörigkeit des Quarzitzuges N von Landsee zur
Grobgneiseinheit oder zur Wechseleinheit wurde im Zuge
der Kartierung überprüft. Aufgrund des Auftretens von
grobklastischen Anteilen an der Basis des Quarzitzuges,
also im Hangenden der Wechselschiefer, wie es auch von
P UTIS , M., K OVACIK, M., K OHUT, M., B EZAK, V. in den Jahren
1991–993 auskartiert wurde, sollten die Permotriassedimente eher der Wechseleinheit zugezählt werden.
114 Holzgau
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 114 Holzgau
J ÖRG B RÜNING
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Gebiet um den Höfats-Süd sind überwiegend Gesteinseinheiten der Allgäuschichten aufgeschlossen. Lediglich das Hauptdolomitareal der Krottenspitzen ist der
Lechtaldecke zuzuordnen. Der Hauptdolomit und der
Plattenkalk bilden die ältesten Formationen im Kartiergebiet. Aus dem Rhät sind ausschließlich die Kössener
Schichten aufgeschlossen, die zwischen 20–150 m
mächtig sind. Die bis zu 1000 m mächtigen Schichtfolgen
der Allgäuformation können im Sinne von J ACOBSHAGEN
(1965) in die Älteren, Mittleren und Jüngeren Abfolgen unterteilt werden. Die Allgäuschichten bilden den Großteil
der Fläche im Kartiergebiet. Die Allgäuschichten weisen
allgemein die typischen Merkmale auf, wie Bioturbationen
(Zoophycos, Planolitis, Chondrites, Ichnofazies). In den
Älteren Allgäuschichten ist ein auffälliger, ca. 10–20 m
mächtiger Stufenkalk zu beobachten, der vom Rauheck
nach Süden bis zu den Krottenspitzen verläuft. Außerdem
findet sich in den Älteren Allgäuschichten ein Aufschluss
auf dem Bettlerrücken bei 2160 m Höhe, mit reichem Fossilgehalt, z.B. Belemniten, Ammoniten, Schill, Muscheln.
Die mittleren Allgäuschichten weisen sich durch die auffällig dunkle Farbe im Gelände aus und durch den bläulichen Schimmer beim Anschlagen, was durch den hohen
Mangangehalt bedingt ist. Eine Besonderheit ist ebenfalls
auf dem Bettlerrücken mehrfach aufgeschlossen, der Epsilonkalk. Dieser zeigt Schillagen sowie die gesamte Ab-
folge von Spurenfossilien wie bereits in den älteren Abfolgen, sowie intraformationelle Aufarbeitung.
In den jüngeren Allgäuschichten treten insbesondere
dickere, eben gebankte Kalke hervor. Insgesamt sind sie
kalkhaltiger und zeigen vereinzelt einen rauheren Habitus
als die älteren.
Der Dogger-Spatkalk wurde als eigene Einheit auskartiert. Er ist zwischen 20 und 50 m mächtig. Er zeigt Hornsteinaggregate, außerdem Bruchstücke von Crinoiden.
Der Radiolarit ist eine sehr markante Gesteinseinheit im
Kartiergebiet. Vereinzelt wird er über 200 m mächtig. Er
tritt als rotes, grünes und schwarzes Gestein auf. Oft findet man Calcitadern, Fossilien konnten im Radiolarit nicht
gefunden werden.
Das jüngste Schichtglied ist der Malm-Aptychenkalk,
die pelagischen Kalkschlämme. Fossilien konnten auch
hier nicht gefunden werden.
Bei der tektonischen Analyse wurde auf ältere Arbeiten
zurückgegriffen. In Bezug auf J ACOBSHAGEN (1965) konnten nur die folgenden Strukturen durch Messungen nachgewiesen werden:
– Dürrenberg-Synklinale
– Gieseler-Antiklinale
– Nördliche Höfats-Synklinale
– Südliche Höfats-Synklinale
– Bettlerrücken-Synklinale
– Sperrbach-Antiklinale
Diese Stukturen lassen sich jedoch nicht durch das gesamte Gebiet verfolgen. Nur in der Linie vom Hüttenkopf
bis zum Rauheck können die Strukturen nachvollzogen
werden mit Hilfe von Messwerten. Nach Süden bis zu den
Krottenspitzen hin können diese nicht mehr verfolgt werden. Vielmehr wird angenommen, dass es eine interne
283
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Verschuppung innerhalb der Allgäuschichten gegeben
hat, da die Abfolge ältere – mittlere – ältere Allgäuschichten anders nicht zu erklären ist.
Westlich der Krottenspitzen finden sich innerhalb der
älteren Allgäuschichten zwei Horizonte des Stufenkalkes,
auch hier zwischen 10–20 m mächtig. Da diese aber nicht
in Verbindung mit dem einen Band vom Rauheck gebracht
werden können, wird zwischen dem Traufbergtal und den
Krottenspitzen eine Störung vermutet. Dafür spricht auch
das erneute Auftreten der mittleren Allgäuschichten auf
dem Fürschießer bei 2100–2200 m Höhe.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 114 Holzgau
B ENJAMIN E MMEL
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Die Gesteinsbeschreibungen im Aufnahmsgebiet „Höfats-Nord“ beziehen sich auf die Kartiereinheiten der
Trias und des Jura.
Im Arbeitsgebiet beginnt die Schichtfolge im Nor mit
der bis zu 1000 m mächtigen Formation des Hauptdolomits. Er bildet in der Lechtaldecke die Gipfel des Kleinen
Wilden, der Hörner Gruppe und des Jochspitz. Der Hauptdolomit der Allgäudecke ist in den Seewänden, im Lugenalpwald und um die Rauhenhalsalpe aufgeschlossen. Der
Hauptdolomit ist meist als dickbankige Abfolgen von spätigen Dolomiten, Dololaminiten und Stromatolithen aufgeschlossen.
Auf dem Hauptdolomit folgt im Obernor die kalkig-dolomitische Wechsellagerung des Plattenkalks. Der Plattenkalk ist westlich des Seealpsees, unter- und oberhalb der
Unteren Lugenalp aufgeschlossen. Seine Mächtigkeit beträgt ca. 90 m.
Nach der lagunären Abfolge des Plattenkalks folgt im
Rhät ein Übergang in die Schelfbeckenfazies der Kössner
Schichten. Diese sind an der Unteren und Oberen Lugenalp aufgeschlossen. Die Mächtigkeiten (mittlere Mächtigkeit 110 m) variieren im Kartiergebiet sehr stark. Ein Feinprofil der Kössner Schichten konnte oberhalb der Rauhenhalsalpe aufgenommen werden.
Eine Entwicklung zu den Rhätolias-Riffkalken konnte im
Arbeitsgebiet nicht verfolgt werden.
Im Lias setzt eine Beckensedimentation ein, wobei eine
bis zu 1200 m mächtige Kalk-Mergel-Wechselfolge abgelagert wurde. Die früher als Fleckenmergel kartierte Einheit wird heute in Ältere, Mittlere und Jüngere Allgäuschichten (J ACOBSHAGEN, 1965) unterteilt. Alle drei Formationen sind südöstlich des Höfats in NE–SW-streichenden Streifen großflächig aufgeschlossen. Auch der
NW-Schenkel des Höfats wird von Allgäu-Schichten
flankiert.
Lokal kann es oberhalb der Jüngeren Allgäuschichten
zur Ausbildung des Doggerspatkalkes kommen. Er ist im
Arbeitsgebiet mit einer Mächtigkeit von 30 m SE des Kitzberges in einer Schlucht unterhalb des Radiolarits aufgeschlossen. Die Mittleren Allgäu-Schichten sind hervorragend an dem Steig von der Wildenfeldhütte Richtung
Eissee aufgeschlossen. Es treten Manganschiefer und
Epsilonkalke auf.
Der Radiolarit des Oxford ist im Gelände sehr gut zu erkennen und kann als Leithorizont genutzt werden. Der faltungsfreudige Radiolarit erlangt im Gebiet eine Mächtigkeit bis zu 80 m. Der Radiolarit ist in seiner ganzen Varie284
tät (schwarz, grün, rot) am Stuibenfall verfaltet aufgeschlossen. Er „umrahmt“ die kalk-pelagischen Ablagerungen des Malm-Aptychenkalks rund um die Höfats. Die
in den Schuppen verfalteten Malm-Aptychenkalke besitzen eine Mächtigkeit von 230 m.
Tektonische Strukturen
Zur Beschreibung der Strukturen wird die Nomenklatur
aus älteren Arbeiten (T OLLMANN, 1976 und J ACOBSHAGEN,
1961) übernommen.
T OLLMANN (1976) schreibt, dass in den freiliegenden
Partien der Allgäudecke im Oytal-Abschnitt bis zum Nebelhorn im Norden eine intensive Verfaltung vorliegt. Er
untergliedert im Bereich der Allgäuer Hauptmulde zehn
zum Teil im Streichen weithin verfolgbare Antiklinalen und
zugehörige Mulden.
Die Strukturen werden von N nach SE im Einzelnen
diskutiert:
Im nördlichsten Teil des Kartiergebietes tritt oberhalb
des Seealpsees eine Muldenstruktur, mit einer Schichtfolge vom Hauptdolomit bis zu den Älteren Allgäu-Schichten auf. Es könnte sich hierbei um die Fortsetzung
der Himmelschrofen-Synklinale handeln. Die Einheiten
fallen steil in SE-Richtung ein. Die Muldenachse verläuft
in WSW–ENE-Richtung.
Südlich des Oytalhauses, in der Umgebung der Unteren
und Oberen Lugenalp konnte eine Verschuppung von
Plattenkalk und Kössner Schichten nachgewiesen werden, wobei der Plattenkalk durch Seitenverschiebungen
versetzt ist und die Kössner Schichten intern sehr stark
gefaltet sind. Es wurden zwei Schuppungen auskartiert,
die von den oben angegebenen Autoren bisher nicht benannt wurden, sie werden nachfolgend als LugenalpSchuppen bezeichnet.
Im Bereich des Oytals beschreibt T OLLMANN (1976)
steilstehende wenig nordüberschlagene Faltungen, die
bereits im Hauptdolomitsockel angeschnitten sind. Er beschreibt vom Hüttenkopf bis zur nördlichen Höfatsmulde
folgende Strukturen:
– Dürrenberg-Synklinale
– Gieseler-Antiklinale
– Rauhenhals-Synklinale
– Laufbach-Antiklinale
– Kluppenkopf-Synklinale
Aufgrund geologischer Gefügedaten, die im Gelände
aufgenommen wurden, konnten nicht alle Strukturen
nachvollzogen werden. Die Dürrenberg-Synklinale, welche im Gebiet E vom Hüttenkopf aufgeschlossen ist, besteht aus den Formationen des Hauptdolomits, Plattenkalks und der Kössner Schichten. Sämtliche Messwerte
zeigen ein steiles SE-Einfallen. Aufgrund der Gefügedaten
kann man auf nur einen aufgeschlossenen SW–NE-streichenden Schenkel der Antiklinale schließen. Die darauf
folgende Gieseler-Antiklinale lässt sich im Hüttenkopfbereich nicht nachweisen; allerdings sprechen Messwerte,
welche im unteren Bereich der Hauptdolomitwand gemessen wurden, für das Vorhandensein der Antiklinale.
Rauhenhals-Synklinale,
Laufbach-Antiklinale
und
Kluppenkopf-Synklinale konnten nicht als getrennte
Strukturen erkannt werden. Die Gefügedaten zeigen ein
monotones steiles Einfallen in SE-Richtung. Nach den
Befunden dieser Kartierung liegt eine normale Abfolge
von Kössner Schichten bis zum Radiolarit vor, die der
Rauhenhals-Schuppe zugeordnet wird.
Bei den weiter SE vorgefundenen Strukturen wird die
Detailgliederung im Sinne von J ACOBSHAGEN (1961)
übernommen. Es sind dies:
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–
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–
–
–
–
–
Nördliche Höfats-Mulde
Traufberg-Sattel
Südliche Höfats-Mulde
Sulzwand-Sattel
Bettlerrücken-Mulde
Sperrbach-Sattel
Fürschießer-Mulde
Die Nördliche Höfats-Mulde schließt die Jüngeren Allgäu-Schichten, Radiolarit und Malm-Aptychenkalk auf.
Die Schichten fallen sehr steil in SE-Richtung ein und
streichen SW–NE. Der Nördliche Muldenschenkel ist stärker ausgeprägt, im südlichen Schenkel fehlen die Jüngeren Allgäu-Schichten. Der Traufberg-Sattel, welcher im
Kartiergebiet „Höfats-Süd“ (B RÜNING, 1998) noch vorhanden ist, ist im Kartiergebiet nicht mehr ausgebildet, weil er
von der Südlichen Höfats-Mulde überschoben ist.
Der Sulzwand-Sattel konnte im Gebiet anhand von geologischen Gefügedaten nicht nachgewiesen werden. Allerdings konnten nur Messwerte in den Älteren AllgäuSchichten am Fuß der Steilwand südlich der Käseralpe
aufgenommen werden. Es könnte sein, dass der Scheitelpunkt innerhalb der unzugänglichen Steilwand liegt und
der Sattel somit NW-vergent ist.
Die Bettlerrücken-Mulde und der Sperrbach-Sattel
konnten im Gebiet nachgewiesen werden. Für die Bettlerrücken-Mulde wurde eine Beta-Achse von 055/01 ermittelt. Westlich unterhalb des Kleinen Wilden scheint die
Bettlerrücken-Mulde, bedingt durch die Überschiebung
der Lechtal-Decke, in NNE-Richtung einzudrehen. Sie ist
dort nur noch zur Hälfte aufgeschlossen. Die Mittleren Allgäuschichten direkt unterhalb des Kleinen Wilden werden
der Fürschießer-Mulde zugerechnet. Der WildenfeldSattel, der dort von J ACOBSHAGEN (1961) postuliert wurde,
konnte nicht nachgewiesen werden. Für den Sperrbach-Sattel, der hervorragend durch glaziale Erosion in
dem Karloch oberhalb des Eissees aufgeschlossen ist,
wurde eine Beta-Achse von 074/03 ermittelt. Er scheint
unter den Kleinen Wilden abzutauchen.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 114 Holzgau
A LI K OÇAK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Das Kartiergebiet liegt in den Allgäuer Alpen und wird
vom Hintersteiner Tal im Westen und von der Staatsgrenze im Osten begrenzt. Die höchsten Erhebungen sind der
B’schießer mit 2000 m und der Ponten mit 2045 m.
Aufgeschlossen sind die Gesteine der oberen Trias und
des Jura:
– Raibler Schichten
– Hauptdolomit
– Plattenkalk
– Kössener Schichten
– Ältere Allgäuschichten
– Jüngere Allgäuschichten
– Radiolarit.
Das Kartiergebiet liegt in den Nördlichen Kalkalpen.
Diese werden dem Oberostalpin zugeordnet. Die aufgeführte Gesteinsabfolge gehört der Allgäu-Decke an. Sie
ist die nördlichste und tiefste tektonische Einheit des fünf
Decken umfassenden Ostalpins und besteht aus mehreren Schuppen, wobei im Gebiet die Iseler-Schuppe auf
die Jochschrofen-Schuppe „flach aufgefahren“ (überschoben) ist.
Die Überschiebung kann man sehr gut im NW des Gebietes, entlang des Gemsbachs, verfolgen: auf Ältere Allgäuschichten der Jochschrofen-Schuppe folgen die
Raibler Schichten der Iseler-Schuppe.
Bei Wildfräuleinstein treten die Raibler Schichten der
Jochschrofen-Schuppe auf. Zusätzlich treten, hier einmalig, die Jüngeren Allgäuschichten und Radiolarit auf.
Hierbei handelt es sich um ein tektonisches Fenster. In
diesem Bereich wurde also die Iseler-Schuppe „wegerodiert“, sodass man nun einen Einblick in tiefere Gesteinseinheiten hat.
Als weitere Großstruktur ist die Zipfelsalm-Mulde
(Schattwalder-Mulde) zu erwähnen. Die b-Achse (Muldenachse) streicht 49° und fällt mit 8° nach NE ein.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 114 Holzgau
S ADAT K OLONIC
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Sommer 1998 wurde im Gebiet Hinterhornbach
(Höllhörner – Kanzberg – Petersberg) eine geologische
Neuaufnahme durchgeführt.
Die Ost–West-verlaufenden Bergketten Großer Wilder –
Vorderer Wilder – Hochvogel, Jochspitze – Kanzberg,
Kreuzegg – Rhauegg – Pleisle sowie Krottenspitze –
Marchspitze – Schöneggerkar und die dazwischen liegenden Täler (Jochbachtal im Norden und Petersbergtal
im Süden des Arbeitsgebietes) bestimmen die Topographie.
Im Arbeitsgebiet sind die Ausschnitte aus der Schichtenfolge der Lechtal-Decke (vom Nor bis Rhät) und der
Allgäu-Decke (Rhät bis Dogger) aufgeschlossen. Der
Hauptdolomit der Lechtal-Decke und die Älteren AllgäuSchichten der Allgäu-Decke sind das meist verbreitete
Hauptgestein. Der zwischen 500 und 800 m mächtige
Hauptdolomit bildet die meisten Gipfel. Er ist der Hauptlieferant für großflächige Hangschuttablagerungen sowie
Hangschuttfächer und Schwemmfächer. Der Dololaminit
und der zuckerkörnige Dolomit bilden die gut gebankten
dm- bis m-mächtigen Schichten der Hauptdolomit-Abfolge. Die typische Kalk-Dolomit Wechsellagerung des
geringmächtigen Plattenkalkes erschwerte die lithologische Grenzziehung zum Hauptdolomit, so wurde sie zur
ersten Kalkbank gestellt. Der Plattenkalk bildet die Basis,
auf der sich die Kössener Schichten gefolgt von den Rhätolias-Kalken abgelagert haben.
Die Kalk-Mergel-Wechselfolge der Kössener Schichten
hat eine Gesamtmächtigkeit von 45 m. Die lithologische
Grenze zum Plattenkalk wurde bei der ersten mächtigeren
Mergelschicht gesetzt. Auffallend in der Kössener Abfolge sind die durch Sturmflut-Ereignisse (Tempestite) abgelagerten Lumachellenbänke. Wegen des hohen Pyritgehaltes verwittern sie dunkelbraun und bilden eine
scharfe Grenze zu den hangenden und liegenden Sedimenten.
Auf den Kössener Schichten wurden die Rhätolias-Kalke abgelagert, die auf verbesserte Lebensbedingungen
im Rhät hinweisen. Sie bilden an den Talflanken des Petersbergtal die steilen Wände. Die grauen 1 bis 3 m mächtigen Plattformkalke sind reich an Makrofossilien, beson285
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
ders auffallend sind hier die großen Megalodonten und
Thecosmilien-Wälder. Sie erreichen eine Gesamtmächtigkeit von 50 m.
Nach dem im Lias durch die Öffnung des Südpenninischen Ozeans die im Rhät konsolidierte Karbonatplattform in eine Vielzahl von Becken und Schwellen zerfiel,
wurden als Schwellenfazies die Adneter Rotkalke abgelagert. Die durch geringe Sedimentationsrate abgelagerten kondensierten Rotkalke der Adneter Fazies sind im
Arbeitsgebiet nur geringmächtig. Ihre Gesamtmächtigkeit beträgt 5 m.
Auf den Rotkalken der Adneter Fazies haben sich die
Älteren Allgäu-Schichten abgelagert. Flächenmäßig nehmen sie die Hälfte des Arbeitsgebietes ein. Sie erreichen
eine Gesamtmächtigkeit im Petersbergtal zwischen 150
und 800 m und im Jochbachtal zwischen 50 und 150 m.
An den Steilhängen des Petersberg und der Salbwiesen
bildet der Stufenkalk eine deutliche Geländestufe. Die
mittleren Allgäu-Schichten, charakterisiert durch die auffallend schwarzen, metallisch glänzenden Manganschiefer, sind nur selten als Restschuppen um den Kanzberg
aufgeschlossen. Gut zugänglich sind die geringmächtigen Mn-Schiefer zwischen der Jochspitze und dem
Kanzberg.
Die Lechtal-Decke und die Allgäu-Decke sind die wichtigsten tektonischen Einheiten im Arbeitsgebiet, dagegen
ist die tektonische Hauptstruktur das Hornbach-Fenster
bzw. Halbfenster (T OLLMANN, 1976). Das Halbfenster ermöglicht einen Einblick in die tieferliegenden Strukturen
der Allgäu-Decke, wobei im Süden des Arbeitsgebietes
die Hornbach-Antiklinale aufgeschlossen ist. Die zentral
gelegene Kanzberg-Deckenscholle bildet eine Synklinale, die nach Osten einfällt, und ist ein Teil der großen Antiklinal-Struktur, deren Schenkel im Süden die Bergkette
Schöneggerkar – Marchspitze und im Norden den Vorderen Wilden Grat bilden.
115 Reutte
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
auf Blatt 115 Reutte
D IETRICH H ELMCKE & M ATHIAS R ÖHRING
(Auswärtige Mitarbeiter)
Auf Blatt 115 Reutte ist fast die gesamte Schichtenfolge
des Oberostalpins der Nördlichen Kalkalpen aufgeschlossen.
Reichenhaller Schichten
Die Reichenhaller Schichten stellen die älteste aufgeschlossene Einheit dar. Angetroffen wurden Teile der Formation im Deckenbereich Allgäudecke-Lechtaldecke im
Norden des Kartenblattes.
Alpiner Muschelkalk
Der Alpine Muschelkalk wurde nicht weiter untergliedert, auch wenn dies zumindest teilweise möglich gewesen wäre (Virgloria-, Steinalm- und Reiflinger Formation).
Die einzelnen Mächtigkeiten wären aber zu gering, um sie
im angestrebten Maßstab 1 : 50.000 konsequent darstellen zu können. Seine Verbreitung hat der Muschelkalk
nördlich der Heiterwand (dort z.T. in die Deckenüberschiebung involviert) und im Becken von Reutte, bzw. am
Hahnenkamm.
Partnachschichten
Die Partnachschichten treten fast immer in Nachbarschaft zu dem Alpinen Muschelkalk auf (insbesondere zu
der Reiflinger-Formation als Beckenrandfazies) und haben daher ähnliche Verbreitungsgebiete. Faziell stellen
sie die Beckenfazies zum Wettersteinkalk dar. Auf Blatt
115 Reutte sind insbesondere in den nördlichen Vorkommen beide Faziesbereiche mit relativ großen Mächtigkeiten vertreten.
Wettersteinkalk
Die Heiterwand ist das wohl markanteste Vorkommen
von Wettersteinkalk auf dem Kartenblatt (dort in der Inntaldecke). Er tritt aber auch in der Lechtaldecke bei Reutte
auf. Insbesondere dort treten auch Partnachschichten
286
auf, die z.T. tektonisch von Wettersteinkalk überschoben
wurden, wodurch der Eindruck einer stratigraphischen
Abfolge entsteht. Es ist aber eher (zumindest teilweise)
ein isochrones fazielles Nebeneinander. Im westlichen
Teil der Heiterwand ist ein Übergang in die Fazies der Arlbergschichten zu beobachten. Arlbergschichten wurden
jedoch nicht gesondert dargestellt.
Raibler Schichten
Die Raibler Schichten stellen neben den Reichenhaller
Schichten einen wichtigen Abscherhorizont dar. Anzutreffen sind sie südlich der Heiterwand in einer relativ ungestörten Lagerung, während sie im Norden in die Deckenüberschiebung der Lechtaldecke auf die Allgäudecke z.T. stark eingeschuppt sind und in den südlichen
Ausläufern der Vilser Deckenzone dominieren. Insbesondere treten dort (bei Reutte, Rieden und Weißenbach) teilweise abbauwürdige Mengen Gipses zutage. Diese großen Vorkommen sind möglicherweise an das seit dem
Anis bestehende Reuttener Becken gebunden.
Kleinere Vorkommen von Raibler Schichten sind an
Rücküberschiebungen in Hauptdolomitbereichen der
Lechtaldecke gebunden.
Hauptdolomit
Der Hauptdolomit vertritt flächenmäßig den größten
Anteil an Festgestein. Der Plattenkalk wird nicht getrennt
vom Hauptdolomit dargestellt. Ausgeschieden wurden
jedoch bituminöse Schichten (Seefelder Fazies).
Kössener Schichten (Rhät)
Die Kössener Schichten treten mit einer Wechselfolge
von Tonmergeln auf, in die eine einige Meter mächtige
Kalkbank („Mittelrippe“) eingeschaltet ist. Innerhalb der
Lechtaldecke treten sie häufig im Zusammenhang mit
Rücküberschiebungen auf und sind somit oft nicht vollständig erhalten.
Rhätoliaskalk
Der Rhätoliaskalk ist nur im Bereich der Allgäudecke
ausgebildet. Entsprechend sind dort die Schattwalder
Schichten als fazielles Beckenäquivalent nicht vorhanden.
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Schattwalder Schichten
Die Schattwalder Schichten stellen die fazielle Vertretung der Rhätolias-Kalke dar. Sie treten in tektonisch beeinflussten Abfolgen häufig in Gesellschaft mit den Kössener Schichten auf.
Allgäuschichten
Die Allgäuschichten sind auf dem Kartenblatt nicht zu
untergliedern. Es wurden dahingehend Versuche unternommen, aber die Ergebnisse sind nicht eindeutig, sodass eine Untergliederung auch in der Karte nicht erfolgt.
Innerhalb der Allgäudecke wäre eine Gliederung erfolgversprechender, wurde aber dort konsequenterweise
ebenfalls nicht durchgeführt, zumal dort die Verbreitung
eine Darstellung im vorgesehenen Maßstab nicht zulässt.
Die Allgäuschichten haben, ähnlich wie alle Einheiten
von Hettang bis Unterkreide, ihre Verbreitung in der Allgäudecke, der Holzgau-Leermoser Synkline und nördlich
der Heiterwand.
Radiolarit
Der Radiolarit tritt mit einer Mächtigkeit von 10–20 m
auf. Häufig wird im Gelände eine größere Mächtigkeit
durch tektonische Verschuppung vorgetäuscht. Vorwiegend treten rotviolette Gesteine auf, daneben untergeordnet grünlichgraue und schwarze. Der Übergang zu
den Aptychenschichten erfolgt allmählich. Insbesondere
in der Allgäudecke wird der Radiolarit zum Hangenden
zunehmend karbonatischer.
Aptychenschichten
Die Aptychenschichten (Ammergau-Formation) und die
Neokom-Aptychenschichten wurden zusammengefasst,
da die geringe Mächtigkeit zweier paralleler Einheiten
nicht im angestrebten Maßstab darstellbar ist. Insbesondere in der Allgäudecke sind die unteren Aptychenschichten „Radiolarit-Rotviolett“.
Lechtaler Kreideschiefer
Lechtaler Kreideschiefer ist auf dem Kartenblatt Reutte
geringmächtig (einige Decameter, möglicherweise tektonisch reduziert) nördlich der Heiterwand aufgeschlossen.
Tannheimer Schichten
Im Bereich der Grenze Allgäudecke-Lechtaldecke treten mit geringer Verbreitung Tannheimer Schichten auf.
Die mergelig-sandigen Gesteine gehen aus den zunehmend mergeligen Neokom-Aptychenschichten der Allgäudecke hervor.
Losensteiner Schichten
Diese Formation wurde mit ähnlicher Verbreitung wie
die vorangegangene vorgefunden. Es handelt sich zumeist um konglomeratische Gesteine.
Die Erhaltung beider Einheiten und höherer Teile der
Aptychenschichten der Allgäudecke ist mäßig, da sie unmittelbar an die Deckenüberschiebung gebunden sind.
Gosau
In den Konglomeraten der Gosau konnten Spurenfossilien nachgewiesen werden (G RÖGER et al., 1998). Es ist
vorgesehen, die von O RTNER (1994) durchgeführte Kartierung der Untereinheiten des Gosaukomplexes zu integrieren (Tieferer Gosaukomplex, Höherer Gosaukomplex
mit 1., 2. und 3. Megazyklus).
Quartär
Auf die Untergliederung quartärer Einheiten wurde
großer Wert gelegt. Dennoch hat in der Kartendarstellung
der Zusammenhang der Festgesteine Vorrang, so dass
das Kartenbild nicht zerfällt. Untergliedert wurden verschiedene Moränentypen, Moränenwälle, Flussterrassen, Vernässungen, Versinterungen, Bergstürze, Blockschutt, Hangschutt, Bergzerreißungen, Dolinen und anthropogene Aufschüttungen.
Das Quartär der großen Täler (z.B. Lechtal, Gurglbachtal) wurde von österreichischen Kollegen bearbeitet und
wird entsprechend eingefügt werden.
Tektonische Einheiten
Die Einheiten auf Blatt Reutte gehören zum Oberostalpin. Das Gebiet gliedert sich von Nord nach Süd in die
Allgäudecke (Tiefbajuvarikum), in die Lechtaldecke
(Hochbajuvarikum) und die Inntaldecke (Tirolikum). Die
Strukturen streichen im Wesentlichen WSW–ENE.
Die Allgäudecke tritt im Nordwesten im Nesselwängler
Halbfenster zutage. Innerhalb der Allgäudecke konnte die
Ausbildung von Duplexen nachgewiesen werden. Zwischen die Allgäudecke und die Lechtaldecke ist die Vilser
Zone eingeschaltet. In dieser Zone finden sich Bruchstücke mesozoischer Gesteine, die dem Vilser Deckenkomplex im Norden zuzuordnen sind. In Bereich dieser Zone
treten vielfach Verschuppungen auf. Die Lagerung ist insbesondere durch eine mächtige Rücküberschiebung beeinflusst, die den gesamten Nordrand des Kartenblattes
einnimmt. Diese Rücküberschiebung verstellt Schichten
der Lechtaldecke teilweise bis in überkippte Lagerung.
Die strukturelle Situation am Hahnenkamm stellt eine
schräg überschobene Rampe dar, die sich wahrscheinlich im Liegenden der Allgäudecke befindet. Die Hahnenkamm-Deckscholle stellt einen Rest der Lechtaldecke
dar, die aufgrund der Rampenaufschiebung verstellt ist.
Die Lechtaldecke nimmt den größten Teil des Kartenblattes ein. Sie ist durch die Holzgau-Leermoser Synkline
in drei Teile gegliedert. Die nördliche Hälfte, die durch die
Schichtenfolge der Trias geprägt ist, ist durch nordgerichtete Über- und Aufschiebungen gekennzeichnet, die
auch das Reuttener Becken erfassen.
Nördlich und südlich dieser Synkline, in der Allgäuschichten dominieren, ist der Hauptdolomit die hauptsächlich verbreitete Formation. Südlich Bichelbach und
bei Namlos treten im Bereich der Synkline Überschiebungen auf, die mit einer sinistralen Rotation der Streichrichtung aufgrund einer Rampensituation in Verbindung gebracht werden können (vgl. unten). Südlich der HolzgauLeermoser Synkline treten im Hauptdolomit zahlreiche
Rücküberschiebungen auf. Einige dieser Rücküberschiebungen sind über die gesamte Breite des Kartenblattes zu
verfolgen (19 km). Bei den Rücküberschiebungen wurde
teilweise die gesamte Abfolge des Hauptdolomites erfasst, wobei Raibler und Kössener Schichten offensichtlich als Gleitbahn wirkten und häufig die Bahn der Rücküberschiebung markieren.
Vor der Überschiebungsbahn der Inntaldecke treten
Schichten des Jura auf. Sie sind nordvergent verfaltet und
verschuppt.
Die Inntaldecke zeigt im Kartenblatt als größte Struktur
die Gosaumulde des Muttekopf. Ansonsten dominiert
auch hier Hauptdolomit mit Rücküberschiebungen, wobei
hier keine Kössener oder Raibler Schichten auftreten.
Die Auswertung von Photolineamenten deckt sich im
wesentlichen mit theoretisch zu erwartenden Daten und
tektonischen Gefügemessungen. Die Hauptrichtungen
287
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
liegen bei 75°, 42°, 6°, 106°, 21°, 126° und 152°. Der Wert
von 75° entspricht dem Streichen der Hauptfaltenrichtung und großer Überschiebungselemente wie z.B. der
Inntaldeckenüberschiebung nördlich der Heiterwand.
Beachtet werden muss v.a. im nördlichen Teil von Blatt
Reutte die Situation einer Rampenaufschiebung, die eine
weiträumige sinistrale Rotation der tektonischen Strukturen induziert (vgl. V IETOR et al., 1994). Diese Tendenz zeigt
sich augenfällig im Bereich der Holzgau-Leermooser
Synkline: Südlich streichen die Täler mit ca. 126°, nördlich der Synkline mit 152°.
Neben dieser deutlich hervortretenden tektonischen
Differenzierung darf die frühe tektonische Beeinflussung
nicht außer Acht gelassen werden, die jedoch auf einer
einfachen geologischen Karte naturgemäß in den Hintergrund tritt. Bereits im oberen Anis kommt es durch tektonischen Einfluss zu einer faziellen Differenzierung in Becken und Schwellen (R ÜFFER & B ECHSTÄDT, 1995).
Daneben gab es im Karn eine weitere externe Beeinflussung (frühkarnische Hebung, Hardegsen-Phase), die z.B.
am Gaichtpaß oder im Lähnwald zur Karstbildung am Top
des Wettersteinkalkes geführt hat.
Die Frühkimmerische Phase im Unteren Lias ist ebenfalls nachgewiesen worden.
121 Neukirchen am Großvenediger
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Nördlichen Grauwackenzone
und im Kalkalpin
auf Blatt 121 Neukirchen am Großvenediger
H ELMUT H EINISCH
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Stand der Arbeiten
Nachdem die Geländeaufnahme für Blatt Kitzbühel abgeschlossen werden konnte, wurde mit Aufnahmen auf
dem Anschlussblatt Neukirchen begonnen. Erste Aktivitäten der Arbeitsgruppe an der Universität Halle dokumentieren drei Diplomarbeiten des Jahres 1996 (vgl. Aufnahmsberichte R. H ILLER, R. J UNG, C. P ANWITZ, [Jb. Geol.
B.-A, 140/3, 1997]). Diese Kartiergebiete und die eigenen
Aufnahmen des Autors wurden am Ostrand von Blatt Neukirchen angeordnet, um einen konsistenten Anschluss zu
Blatt Kitzbühel sicherzustellen. Geographisch umfassen
die Arbeitsgebiete das Spertental mit den Quellzuflüssen
der Aschauer Ache. Gegenstand des vorliegenden Aufnahmeberichts ist der Abschnitt zwischen Aschau und
Kirchberg. Auf der Basis von Vorbegehungen des Jahres
1997 wurde auch der Bereich der Gaisbergtrias in die Bearbeitung einbezogen. Witterungsbedingt konnte keine
vollständige Flächendeckung erreicht werden, weswegen die Manuskriptkarte im Maßstab 1:10.000 mit einer
aufgenommenen Fläche von 22 km 2 einen vorläufigen
Charakter hat.
Paläozoikum der Nördlichen Grauwackenzone
Unter Nutzung der auf den Nachbarblättern Zell am See
und Kitzbühel gewonnenen lithostratigraphischen und
biostratigraphischen Informationen fand die Seriengliederung analog auch auf das westlich anschließende Paläozoikum von Blatt Neukirchen Anwendung. Details hierzu finden sich in zahlreichen Arbeitsberichten des Autors
zu den genannten Kartenblättern und in entsprechenden
Publikationen.
Im Umfeld von Kirchberg am Talausgang des Spertentales sind die wenig widerstandsfähigen Gesteine des alpinen Paläozoikums aufgrund der kräftigen glazialen
Überformung nur schlecht aufgeschlossen. Lediglich in
den Bachrissen sind gelegentlich zusammenhängende
Schichtfolgen anzutreffen. Es überwiegen monotone
Tonschiefer-Sandstein-Wechselfolgen vom Typ der Löhnersbachformation (distale Turbitide).
288
Die Härtingsrippe des „Kirchbergs“ von Kirchberg enthält eine Brekzienlage.
Bei Wötzing schließen unmittelbar größere Vorkommen
von massig ausgebildetem Blasseneck-Porphyroid an.
Diese sauren Metavulkanite sind auch nördlich des
Brixentales anzutreffen und konnten dort, am Rauhen
Kopf nördlich Kirchberg, geochronologisch datiert werden (S ÖLLNER et al., 1991). Es ergibt sich ein Alter von 468
+6 –5 Ma, dies entspricht biostratigraphisch dem mittlerem Ordovizium (Grenzen Llanvin/Landeilo). Spuren von
basaltischem Vulkanismus finden sich nur in Form geringmächtiger Tufflagen bei Pkt. 852 gegenüber Ghf. Zeinlach.
Aufgrund großräumiger Massenbewegungen (s.u.) sind
tektonische Daten aus dem beschriebenen Bereich nur
mit Vorsicht interpretierbar. Generell herrscht ein Südfallen vor, mit Beträgen zwischen 30° und 60°. Das Spertental muss als tektonische Störungszone angesehen werden, da östlich und westlich davon die Streichrichtungen
markant variieren (bevorzugtes NE–SW-Streichen im
Osten, NW–SE-Streichen im Westen).
Der südlich der Gaisbergtrias kartierte Abschnitt von alpinem Paläozoikum zwischen Brechhornhaus, Foissenkaralm, Brügglbach und Kienzigbach stellt den Anschluss
zu den Diplomkartierungen von 1996/97 her. Hier erlauben
die günstigeren Aufschlussverhältnisse eine großräumigere Abdeckung Es dominieren wiederum die Wildschönauer Schiefer, die etwa zu gleichen Teilen aus Löhnersbach- und Schattbergformation bestehen. Ein mächtiges
Porphyroidvorkommen baut den Gipfel 1728 (Kapelle)
östlich des Brechsteinhauses auf. Mit gestörtem Kontakt
stehen direkt am Brechsteinhaus silurische Kieselschiefer
und Schwarzschiefer an. Die tektonischen Werte streuen
im Abschnitt südlich der Gaisbergtrias stark, im Mittel fallen die Serien mittelsteil nach Süden ein.
Gaisbergtrias
Allseits umgeben von Paläozoikum erweist sich der bekannte Triasrest des Gaisbergs bei Kirchberg als tektonisch amputierte Schichtenfolge, die im bisher kartierten
Bereich vom Perm (Grödenformation) bis in das Nor
(Hauptdolomit) reicht.
Grödenformation und Basisbrekzie sind in ihrer Mächtigkeit generell stark reduziert, da sie das unmittelbar
Hangende der Basisüberschiebung bilden. Größere
Mächtigkeiten bis zu 200 m sind am SE-Rand bei Unterstätt und am Nordrand (Äußere Kleinseite) erhalten. In der
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Regel finden sich jedoch nur wenige m mächtige, stark
kataklasierte Rotsedimente, die auch ganz fehlen oder
auf wenige cm rötlichen Ultrakataklasit reduziert sein
können.
Auch die alpine Untertrias ist fast vollständig tektonisch
amputiert, es finden sich Scherspäne von Alpinem Buntsandstein (Unterstätt) von maximal 100 m Mächtigkeit
sowie einzelne Rauhwacken- und Dolomitbänke von
maximal 10 m Mächtigkeit, die vermutlich Äquivalente
von Reichenhaller Schichten und Gutensteiner Dolomit
darstellen.
Im übrigen grenzt Wettersteindolomit tektonisch an
Grödenformation oder liegt unmittelbar über der Deckengrenze zu den paläozoischen Schiefern der Grauwakkenzone. Die stratigraphische Zugehörigkeit der Dolomite konnte durch einzelne Diploporenfunde bestätigt
werden. Die Mächtigkeit des Wettersteindolomits kann
bis zu 600 m betragen.
Raibler Schichten mit Mächtigkeiten im Bereich mehrerer Zehnermeter treten in Form dunkler Kalke und Tonschiefer auf. Sie sind als Leithorizont verwendbar und ermöglichen damit die Entschlüsselung der Interntektonik
des Deckenrests.
Die Gipfelflur des Gaisberges besteht aus Hauptdolomit. Je nach Profilschnitt variiert die Mächtigkeit von
600 m bis über 1000 m. In diesem Fall reicht der Hauptdolomit topographisch bis unter die Almflächen der Leitner
Alm. Ursache für die Variation der Ausstrichbreite auf engem Raum ist vermutlich eine Großgleitung, wodurch eine
höhere scheinbare Mächtigkeit vorgetäuscht wird.
Der Kontakt zum paläozoischen Grundgebirge ist tektonisch, die Deckenbahn ist mehrfach mit mächtigen Kataklasezonen aufgeschlossen. Die Triasfolgen sind nach
Westen angekippt und intern gefaltet, wodurch sich der
mittlere Einfallswert von 70–90° im Gipfelbereich auf 30°
Talbereich ändert. Die Deckenstruktur wird durch spätere
Bruchsysteme zerlegt. Es interferieren zwei Hauptrichtungen, nämlich WNW–ESE und damit parallel zur Südbegrenzung des Vorkommens und annähernd N–S. Als Produkt der mehrphasigen Tektonik ergibt sich somit eine
schräg zugeschnittene Keilform, die halbgrabenartig in
das Grundgebirge eingesunken ist und eine mäßig steil
nach W abtauchende Abscherfläche aufweist. Die tektonische Tiefposition ist der Grund für die Erhaltung des
Triasrests. Der Umstand, dass westlich Ghf. Schirast
Wettersteindolomit bis an die Aschauer Ache heranreicht,
ist jedoch nicht nur auf tektonische Ursachen zurückzuführen.
Wichtig im Hinblick auf die zeitliche Zuordung der Abscherung ist die Beobachtung, dass die Kataklasite keine
Spuren von Rekristallisation zeigen. Dies ist insofern beachtenswert, als das Permoskyth im weiteren Umkreis
eindeutig eine alpine Anchimetamorphose erlebt hat. Der
stark reduzierte Deckenrest lässt sich daher am ehesten
als jungalpidische Rücküberschiebung erklären.
Am Osthang des Spertentals finden sich ebenfalls
Permoskythreste, die im Rettenbach große Flächen bedecken. Hier ist der winkeldiskordante Kontakt zwischen
Basisbrekzie und Grundgebirge in der Regel erhalten.
Diese Permoskythvorkommen stellen die Fortsetzung
des Permoskyths vom Hahnenkamm auf dem Nachbarblatt dar. Auch hier modifiziert junge Bruchtektonik die
Ausbissgeometrie stark. Basisbrekzie samt Grödenformation sind taschenartig in Tiefschollen erhalten, auf
Hochschollen abgetragen. Die Diskordanzfläche fällt
meist hangparallel ein und bewirkt eine relativ großflächige Verbreitung trotz geringer erhaltener Mächtigkeit.
Quartär
Großflächige Fernmoränenbedeckung tritt vor allem im
Bereich des Talausgangs bei Kirchberg und der Talflanke
Richtung Maierl auf. Daneben finden sich nahe dem modernen Erosionsniveau des Spertentales (870 m) vielfältig
Reste von Eisstausedimenten, z.B. zwischen Unterstätt
und Leiten. Reste von Eisstausedimenten mit eingelagerten Bändertonen finden sich auch im Krin-Bach auf
1000 m Seehöhe.
Der gesamte Osthang des Tales von Kirchberg bis
Aschau ist durch Massenbewegungen überformt, deren
Abrissnischen im Bergrücken zwischen Ehrenbachhöhe,
Jufenkamm und Schwarzkogel noch auf Nachbarblatt
Kitzbühel angesiedelt sind. Teilweise gleiten auch isolierte Massen von Basisbrekzie längs der mit dem Hang einfallenden Diskordanzfläche auf dem Schiefer-Untergrund
ab.
Von großem Interesse ist die spät- bis postglaziale Geschichte der Gaisbergflanke. Das von Hauptdolomit aufgebaute Gipfelplateau des Gaisberges ist durch zahlreiche N–S-verlaufende Zerrspalten gegliedert und sackt offensichtlich sowohl in östlicher als auch westlicher
Richtung ab. Auch im Niveau des Wettersteindolomits, in
den Almflächen, häufen sich Bergzerreißungen und Sackungstreppen. Morphologisch ist der Hangfuß übersteilt, während in mittleren Höhen eine deutliche Verebnungsfläche ausgebildet ist. Es liegt daher nahe, den gesamten Bereich vom Gipfel des Gaisbergs bis in die Tallagen des Spertentales als Bestandteil einer großräumigen
Massenbewegung zu interpretieren. Der Umstand, dass
Mitteltrias bis in das Talniveau hinabreicht, ist somit als
Kombination tektonischer Effekte und gravitativer Gleitprozesse zu erklären. Im Fußbereich der Massenbewegung bei Leiten gibt es Hinweise, dass Moränenmaterial
taschenartig in kataklasiertem, aufgelockertem Wettersteindolomit enthalten ist. Eine nähere Untersuchung der
Phänomene zur Festlegung des Zeitpunkts und der Kinematik der Gleitung erfolgt in Zusammenarbeit mit Koll. J.
R EITNER. Auch die genannte Vielfalt von Eisstausedimenten verschiedener Höhenniveaus macht eine detaillierte
quartärgeologische Bearbeitung notwendig.
Akute Gefahren durch Murbrüche drohen aus der Nordflanke des Gaisbergs in Richtung auf das belebte Brixental. Hier schneidet eine frische Erosionsrinne die Deckenbahn zwischen Wildschönauer Schiefern und Basisbrekzie an. Mächtige, durchfeuchtete Kataklasitlagen wurden
erosiv freigelegt und Teile des Bergwaldes gleiten in frischen Rutschungen ab.
✽✽✽
289
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122 Kitzbühel
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Nördlichen Grauwackenzone
auf Blatt 122 Kitzbühel
H ELMUT H EINISCH
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Stand der Arbeiten
Die im Jahr 1981 mit ersten Diplomarbeiten punktförmig
begonnene Aufnahme des alpinen Paläozoikums auf Blatt
Kitzbühel konnte diesen Sommer zum Abschluss gebracht werden. In der Schlussphase der Kompilation von
heterogenen Geländedaten aus 17 Jahren Aufnahmetätigkeit wurden einige Revisionskartierungen notwendig,
insbesondere auch, um die Art der Darstellung zu vereinheitlichen. Als Ergebnis liegt nochmals eine Fläche von 32
km 2 im Maßstab 1 : 10.000 neu kartiert vor. Neben kleineren Revisionen, die sich statistisch auf die Gesamtfläche
verteilen, ergab sich in folgenden Zonen die Notwendigkeit größerer zusammenhängender Kartierungen:
– Steinbergkogel – Ehrenbach – Blaufeldalmen
– Staffkogel – Spieleckkogel im Talschluss Hinterglemm
– Resterhöhe – Plattwald – Mühlberg
– Zaglgraben – Brunnalm – Rapf oberhalb Mittersill
Die Aufnahmen sind im Maßstab 1 : 10.000 archiviert
und graphisch bereits in das Original-Manuskript
1 : 25.000 eingearbeitet. Damit steht Blatt Kitzbühel zur
digitalen Bearbeitung und Drucklegung zur Verfügung.
Bereich Steinbergkogel – Ehrenbach – Blaufeldalmen
Der Bereich zwischen Steinbergkogel und Blaufeldalmen sowie die Waldhänge Richtung Ehrenbach beinhalten ein kleinteiliges Schollenmosaik aus Porphyroid,
Spielbergdolomit, Dolomit-Kieselschieferkomplex und
Löhnersbachformation. Die sedimentär angelegte Olistholith-Struktur wird durch eine intensive alpidische Deckentektonik und spätere Bruchtektonik überformt. Dieser Umstand stellt große Anforderungen an die graphische
Darstellung, selbst im Maßstab 1 : 10.000. Der scheinbar
homogene Block aus Spielbergdolomit, der eine Steilstufe
zwischen Pirchneralm – Malernalm und Ehrenbach bildet,
lässt sich faziell weiter untergliedern in Flaserdolomite,
Dolomit-Sandstein- bzw. Dolomit-Tonschieferwechselfolgen sowie Kalkschiefereinschaltungen. Tektonisch sind
weiterhin Späne aus Kieselschiefern und Porphyroiden
eingeschuppt.
Bereich Staffkogel – Spieleckkogel
im Talschluss Hinterglemm
Das Gebiet enthält zwei große Metabasaltzüge (Sonnspitze – Staffkogel und Reichkendlkopf – Hochalmspitze),
dazwischen erstrecken sich recht homogene Meta-Siliziklastika proximaler und distaler Art. Die proximale
Schattbergformation dominiert vor allem im Bereich
zwischen Spieleckkogel und Kastelstein. In diesem östlicheren Bereich herrscht flache Raumlage vor, die Abfolgen fallen ziemlich genau mit dem Hang ein. Im Talschluss
des Glemmtals, zwischen Spieleckkogel, Henlabjoch und
Lindlingalm setzt eine enge Faltung der Serien um flache,
etwa N–S-streichende Achsen ein. Es entwickelt sich
auch eine weitere, steilstehende Achsenflächenschiefe-
290
rung. Es wurde versucht, diese kleinräumige Faltung stark
generalisiert im Kartenbild wiederzugeben. Im Vergleich
zur bisherigen Darstellung des Bereichs wurde großflächiger abgedeckt.
Großräumige Rutschungen betreffen die gesamte südgeneigte Hangfläche vom Talschluss Hinterglemm biszur Hochalmspitze. Damit liegen Skitrassen und Liftanlagen in den Rutschmassen. Einzelne Almhütten (z.B. Eibing-Grundalm) fallen bereits den Massenbewegungen
zum Opfer. Die Hänge gleiten weitgehend auf der Schichtfläche. Die im Talbereich auskartierten Gesteinskomplexe
sind damit als Rutschmassen zu interpretieren.
Bereich Resterhöhe – Plattwald – Mühlberg
Sehr schlechte Aufschlussverhältnisse, dichter Bewuchs mit Wald, Moos und Heidekraut, selbst bei steiler
Morphologie, sind für den Südabhang der Resterhöhe
Richtung Mühlberg charakteristisch. Obwohl sich kaum
ein Lesestein findet, ist die Schuttbedeckung außerordentlich dünn. Im Interesse der besseren Lesbarkeit wurden daher größere zusammenhängende Bereiche von
monotoner Lithologie abgedeckt. Hierbei handelt es sich
in den tieferen Hanglagen um Innsbrucker Quarzphyllit.
Perlschnurartig treten Dolomithärtlinge an der Grenze
zwischen Innsbrucker Quarzphyllit und Grauwackenzonen-Südrand auf. In Bachrissen zeigt sich im Grenzbereich eine Wechselfolge aus Schwarzphylliten, Grünschiefern, Phylliten und Serizitquarziten, wie sie für den Südrand der Grauwackenzone typisch ist. Der tektonisch vorgegebene, steilstehende, etwa 100° streichende Lagenbau wird durch Hangtektonik verfälscht.
Auf etwa 1250 m Höhe häufen sich Findlinge aus Zentralgneis, möglicherweise Reste einer Seitenmoräne.
Bereich Zaglgraben – Brunnalm – Rapf
oberhalb von Mittersill
Innerhalb der recht monoton aus Schattbergformation
und Löhnersbachformation aufgebauten Serie lassen
sich, vom Burkbach ausgehend, Tufflagen auskartieren.
Diese Leithorizonte helfen, den tektonischen Detailbau
etwas klarer nachzuvollziehen:
Die straff geregelte, ca. 100° streichende, steil stehende
Abfolge wird tektonisch durch eine durchgerissene, großräumige Knickfalte akzentuiert. Derartige Strukturen prägen mehrfach das Kartenbild im Grenzbereich zum Südrand der Grauwackenzone. Die damit einhergehenden
Bruchstukturen führen zu einer stufenförnigen Rückversetzung der höher metamorphen Einheiten (Uttendorfer
Schuppenzone) nach S in Richtung Salzachtal. Nördlich
dieses Bereichs, knapp unterhalb des Gipfelzuges des
Pinzgauer Spaziergangs (Schellbergkogel – Maurerkogel)
rotiert der flache Lagenbau der nördlichen Kerngebiete
der Grauwackenzone in die steilstehenden Serien ein.
Hierbei kommt es teils zur Ausbildung recht wirrer Faltenknäuel. Eine größere, flach nach E abtauchende Sattelstruktur war im Bereich der Brunnalm rekonstruierbar.
Die gesamten südgeneigten Talflanken sind instabil.
Sackungsstaffeln gliedern die Hänge, die Gipfelflur des
Pinzgauer Spaziergangs ist von zahlreichen Bergzerreißungen durchzogen. Im Vergleich zur bisherigen Bearbeitung wurde das Gebiet ebenfalls wesentlich stärker abgedeckt dargestellt.
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125 Bischofshofen
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Grauwackenzone
auf Blatt 125 Bischofshofen
C HRISTOF E XNER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Anschluss an die geologische Manuskriptkarte (E X1995) wurde das Gebiet der Salzachstörung und
Grauwackenzone südlich St. Johann/Pongau im Maßstab
1 : 25.000 kartiert. Die Flüsse Großarlbach und Salzach
bilden die W-Grenze der Kartierung.
Die S a l z a c h s t ö r u n g zeigt hier ihre klassische geologische und geomorphologische Ausbildung mit der
weithin in der Landschaft sichtbaren ENE-streichenden
Furche zwischen N-Ende der Liechtensteinklamm und
Kreistenalm (W. H EISSEL und H. M OSTLER).
Wegen der Vergänglichkeit der Aufschlüsse im schwarzen Störungs-Kluftletten seien meine Geländebeobachtungen im September 1998 kurz festgehalten. Ein guter
Aufschluss befindet sich im Felsbachbett und linken
Uferstreifen des Nebenbaches nördlich der Liechtensteinklamm bei Brücke P. 617. Es handelt sich um den Nebenbach, der die genannte morphologische Furche entwässert und in den Großarlbach mündet. Besonders gut sieht
man hier die N-Grenze der Störung zum anschließenden
Schwarzphyllit der Grauwackenzone. Dieser erleidet mit
Annäherung an die Störung unter der Brücke Umschieferung zu steilem ENE-Streichen mit intensiver Deformation
und bereits Wechellagerung mit schwarzem Kluftletten. In
der eigentlichen, ca. 100 m breiten Lettenzone befinden
sich die Ausbisse dieses Gesteines südlich der Brücke
und in den Bachrinnen 150 m östlich P. 617 sowie am linken Ufer des Großarlbaches beim Steg 200 m SW P. 617.
Der von E XNER im Jahre 1991 beobachtete Kluftletten im
Wasserabzugsgraben der Skipiste unter Kreistenalm ist
nicht mehr einsehbar.
Dafür fand ich heuer eine Unter- bis Mitteltriasscholle
innerhalb des schmalen Bergsturzsaumes zwischen Störungs-Kluftletten im N und Klammkalk-Steilwand im S.
Die Schichtfolge der subanstehenden, teilweise in Blöcke
aufgelösten Scholle besteht aus: Lantschfeldquarzit (2 m
mächtig), Reichenhaller Rauhwacke (3 m), Anis-Bänderkalkmarmor (1 m) und hellgrauem Dolomit (5 m). Die
Scholle ist längs des ENE-Streichens 100 m lang und befindet sich in SH. 1100 m, 300 m S Wachtelbergalm. Sie
setzt die in den Vorjahren kartierten Triasschollen bei der
Kreistenalm in westlicher Richtung zu denen bei Lend im
Salzachtal fort.
Die G r a u w a c k e n z o n e im Gebiet zwischen Kreistenalm-Störungsfurche und Ortschaft St. Johann/Pongau
besteht aus vorwiegend mittelsteil bis sehr steil SW-fallendem Schwarzphyllit mit flach nach E geneigter Lineation.
Die bekannte Diskordanz zu den Klammkalkzügen des
Tauernfensters mit ihren flach W-geneigten Lineationen
konnte auch hier durch zahlreiche Messungen wiederum
bestätigt werden. Der Schwarzphyllit im vorliegenden Bereich der Grauwackenzone enthält recht kompakte sandige
Partien (grauer Sandstein und Siltstein mit winzigem klastischem Hellglimmer), die an den Güterwegen W und SW
Mühleben unscharf begrenzt mit jenem wechsellagern und
in 2 Steinbrüchen für den Wegebau gebrochen wurden.
NER ,
Mehrere NW- bis E–W-streichende Gesteinszüge aus
Kalkmarmor, Kieselschiefer und Eisendolomit wahrscheinlich silurischen bis devonischen Alters von der Art,
wie sie im Dientental vorkommen, sind dem Schwarzphyllit eingelagert und treten als Härtlings-Felsrippen aus dem
aufschlussarmen Moränenplateau zwischen Alpendörfl
und Zederberg-Bauernhof hervor.
Der nördlichste dieser Züge besteht aus bis 5 m mächtigem Kieselschiefer mit limonitischen Schieferlagen reich
an fossilverdächtiger organogener Substanz (in verrutschter subhorizontaler Lagerung, gut aufgeschlossen an beiden Güterwegen in SH. 870 bis 900 m, SW und S Holzlehen). Mit diesem Kieselschiefer sind Bänderkalkmarmor
(30 m mächtig) und stellenweise vererzter Eisendolomit
als Schichtfolge verbunden. Das Anstehende dieses
Bergsturzvorkommens befindet sich südlich davon auf
der Kuppe SH. 1020 m (W Glöckleralm). Der Gesteinszug
hat seine Fortsetzungen auf der Felsrippe des Funkturmes
N Sedlhof und in der Felswand hinter einem Privathaus an
der Großarlstraße südlich Grub. Die Streichrichtung weist
zum Klingelberg jenseits der Salzach (Kuppe P. 746) mit
dem altbekannten großen Dolomit- und BänderkalkSteinbruch.
Die anderen Karbonatgesteinsschollen sind isolierte
Vorkommen teils zwischen Moräne, teils zwischen verrutschtem Schwarzphyllit und zwar von N nach S die folgenden: Eine 10 m mächtige E–W-streichende Kalkmarmorlinse mit verlassenem Steinbruch im Alpendörfl
(400 m SW Sedlhof). Ferner 3 WNW- bis NW-streichende
Züge aus Kalkmarmor und Eisendolomit zwischen
Schwarzphyllit NE und S Sternhof.
Ansonsten fand ich im Schwarzphyllit eine 4 m mächtige Chloritphyllitlage (bei Glockleralm) und einen 15 m
mächtigen Metabasit (an der Wagrainerstraße SSE Kapelle 661 in St. Johann).
Die i n t e r g l a z i a l e n T e r r a s s e n s e d i m e n t e am
rechten Ufer der Salzach wurden längs der 4 km langen
Strecke zwischen der Mündung des Großarlbaches und
dem Nordrand des Siedlungskernes von St. Johann geologisch kartiert. Die Sedimente sind ebenflächig geschichtet und ihre Schichtung neigt sich mit 5° nach W zur
Salzach. Ihre oberflächig einsehbare Mächtigkeit beträgt
100 m. Die maximale Breite senkrecht zur mäandrierenden Salzach erreichen sie längs der Mündung des Wagrainbaches in St. Johann (1,1 km Breite) und in Plankenau (900 m Breite). Sie transgredieren am östlichen Bergfuß auf Schwarzphyllit der Grauwackenzone. Sie grenzen
in den Steilhängen E Plankenau, S Grub und unter Kapelle
P. 661 in St. Johann unmittelbar an steil SW-fallenden
Schwarzphyllit und erreichen an diesen Lokalitäten maximal 640 m Seehöhe. S Grub ist diese Grenze auch zusätzlich durch einen Quellenhorizont markiert. Außerhalb der
Steilhänge werden die Terrassensedimente annähernd in
gleicher Seehöhe von der jüngeren Moräne überlagert. Eine ältere Moräne unter dem Terrassensediment ist nicht
sichtbar.
Das Terrassensediment besteht aus einer Wechselfolge
m-mächtigen, meist konglomerierten Grobschotters mit
dünnen, oft nur cm-messenden Sandlagen. Der Schotter
ist kein abgeflachtes Flussgeschiebe, sondern ein wohlgerundetes, oft kugelförmiges glazial transportiertes
Blockwerk. Der Schotter stammt wahrscheinlich aus ero291
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
diertem Geschiebemergel und wurde ohne langen Flusstransport in einem ruhigen Stausee abgelagert.
Das senkrechte Kliff unmittelbar an der Salzach, 200 m
NW Kapelle P. 604 Plankenau, lässt die Beobachtung der
Blöcke im Konglomerat sehr einfach zu: Aus der Nähe
stammende Blöcke (Kalk bis 0,6 m [ und Phyllit) zeigen
geringeren Rundungsgrad, hingegen Ferngerölle beinahe
Kugelform (leukokrater mittelkörniger Gneis und Augengranitgneis 0,4 m [; Prasinit und monomikter Gangquarz). Andere, gut aufgeschlossene steile Felswände
des Grobschotter-Konglomerates befinden sich am linken Ufer des Großarlbaches bei seiner Mündung, ferner
bei der Brücke P. 579 der neuen südlichen Umfahrungsstraße der Ortschaft St. Johann, ferner am Wagrainbach
(Färberbrücke und 10 m tiefer Mündungscanyon) sowie
im Waldpark längs der „Adelsberger Promenade“.
Postglazial von der Salzach erodierte Terrassen in diesem harten, konglomeratischen, mindestens 100 m
mächtigen, interglazial gebildeten Gesteinskörper sind in
der Landschaft sehr deutlich und durch solche steile Felswände und Abhänge von einander geschieden. Soweit
kenntlich, habe ich die Kanten dieser Terrassen kartiert.
Über der rezenten Salzach-Au sind folgende Felsterrassen aus Konglomerat vorhanden:
1) Ca. 5 bis 15 m über Salzach-Flussspiegel eine Niederterrasse, auf der die vielen neuen Siedlungshäuser
stehen und in welcher der Wagrainbach sein Mündungscanyon und die Salzach ihr Kliff bei Plankenau
eingeschnitten haben.
2) Darüber in SH. ca. 600 m die Terrasse des alten Marktes in St. Johann und der Kapelle P. 604 in Plankenau.
3) Darüber nur in St. Johann vorhanden, die Top-Terrasse, also der flache obere Grenzrand des gesamten
Konglomeratkörpers. Es ist die Ebenheit in SH. 640 m,
auf welcher sich der Friedhof, Tennisplätze und das
Schwimmbad (Waldbad) befinden. Der Berghang über
dieser Terrasse wird von Schwarzphyllit und Moräne
aufgebaut.
In den Steilhängen des Wagraintales bis zum Großarlbach fehlt diese Ebenheit. Doch lässt sich die Obergrenze
des Konglomerates auch hier stellenweise durch Felsausbisse, Lesesteine und den eingangs genannten Quellenhorizont in SH. 640 m bestimmen.
126 Radstadt
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Grauwackenzone
auf Blatt 126 Radstadt
C HRISTOF E XNER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Mit dem Aufnahmsbericht für das Jahr 1995 hatte ich
dem Archiv der Geologischen Bundesanstalt eine geologische Manuskriptkarte 1 : 25.000 der an die Wagrainer
Längstalfurche nördlich anschließenden Serien der Grauwackenzone samt Legende und Beschreibung der Gesteine und Tektonik im genannten Bericht übergeben. Dabei blieben im östlichen Teil dieser Manuskriptkarte noch
unbearbeitete Regionen als weiße Flecken übrig, und
zwar beiderseits der Kartenblattgrenze ÖK 125/126 (Bereich des Schwaighoftales) sowie auf Blatt 126 (Bereiche
Mayrdörfltal, Autal und orographisch linker Rand des
Ennstales bei Reitdorf).
Die weißen Flecken wurden in einigen Kartierungstagen
des Herbstes 1998 aufgefüllt. Die neu gewonnenen feldgeologischen Beobachtungen möchte ich im Folgenden
kurz mitteilen.
Das Profil Schwaighoftal bis Faistalkopf
Am besten sind die Aufschlüsse im Schwaighoftal und
dessen Nordbegrenzung (Faistalkopf am wasserscheidenden Kamm gegen den Einzugsbereich des Fritztales).
Die Gesteine der Grauwackenzone streichen WNW bis
NW, fallen sehr steil nach S und nehmen örtlich seigere
Stellung an. Die dem Streichen der s-Flächen konforme
Lineation pendelt nur um wenige Grade um die Horizontale. Von S nach N, also vom Hangenden zum Liegenden
fortschreitend, beobachtet man folgende kartierte
Schichtserien:
Von der Ortschaft Schwaighof am Rande der breiten,
tektonisch bedingten und moränenerfüllten Wagrainer
292
Längstalfurche befindet man sich flussaufwärts des
Schwaighofbaches bis zur Güterwegbrücke in SH.
1020 m in der breiten Schwarzschieferzone mit Eisendolomitschollen an beiden Talseiten und mit vererztem
Gangquarz.
Dann durchfließt der Schwaighofbach in enger Felsschlucht einen 500 m breiten Metavulkanit-Hauptzug. Er
besteht aus drei insgesamt 200 m mächtigen Metavulkanitlagen mit zwischengeschalteten Schwarzschiefer- und
Serizitphyllitlagen. Dieser Metavulkanit-Hauptzug endet
im Westen südlich des Ginausattels und im Osten am
Mayrdörflbach.
Der M e t a v u l k a n i t ist ein hartes, makroskopisch
meist grünes, extrem feinkörniges Gestein mit einer unter
dem petrographischen Arbeitsmikroskop kaum optisch
auflösbaren Matrix (anscheinend recht quarzreich). Dazu
gesellen sich stellenweise mm-große Chloritaggregate
sowie Quarz- und Plagioklas-Phänokristen. Wegen des
Reichtums an Quarz dürfte es sich um einen metamorphen rhyolithischen bis quarz-andesitischen Tuff oder
Pyroklastit handeln.
Der Metavulkanit enthält seltene, 0,5 bis 1 m dicke Linsen aus mittelkörnigem M e t a b a s i t vom altbekannten
makroskopischen Typus des „Diabases“ der Grauwackenzone. Sie dürften aus zwei Gründen im vorliegenden
Arbeitsgebiet so selten sein, weil sich die Verwitterung
durch Atmosphärilien dieses mittelkörnigen basischen
Gesteines so auswirkt, daß man es als Lesestein im Gelände praktisch nicht findet, im Gegensatz zu dem reichlich vorhandenen Gehängeschutt des sehr kleinkörnigen
harten Metavulkanits oben genannter Art. Und zweitens
wäre es denkbar, dass das natürliche Vorkommen des
Metabasites auf die kleinen, bisher von mir beobachteten,
anstehenden Schollen im kleinkörnigen Metavulkanit des
Arbeitsgebietes beschränkt ist. Es könnte sich um aus der
Tiefe mitgerissene basische Schollen in einem azidischen
bis intermediären vulkanischen Tuff handeln. lch fand
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
nämlich den Metabasit in meinem Arbeitsgebiet bisher nur
an frisch ausgeschobenen Güterwegen als kleine Schollen in besagtem Metavulkanit und an einer Stelle ebenso
nur als kleines Vorkommen in solchem Metavulkanit der
Schwaighofbach-Felsschlucht auf.
Hier stellt sich eine Probe des M e t a b a s i t e s aus dem
Felsbachbett, knapp nördlich des Güterwegendes, 850 m
NNW Kapelle Schwaighof, unter dem Mikroskop folgendermaßen dar:
5 mm große U r a l i t -Phänokristen bilden Formrelikte
mit prismatischem Längsschnitt und sechsseitigem
Querschnitt und anscheinend noch spurenweise erhaltenem Diopsid. Diese Pseudomorphosen sind ausgefüllt
von homoachsial eingelagerten Aktinolithaggregaten und
ebenfalls geordnet eingelagertem Chlorit. Als Phänokristen kommen auch P l a g i o k l a s (bis 0,6 mm [; alte gefüllte polysynthetisch verzwillingte Plagioklas-Kerne, umhüllt von ungefülltem und unverzwillingtem Plag neu),
A k t i n o l i t h -Einkristalle (0,4 mm lang) und T i t a n i t Aggregate (0,25 mm [) mit opakem Kern vor.
In der Matrix erkennt man außerdem: E p i d o t , K l i n o z o i s i t , C h l o r i t , O p a z i t , R u t i l und T i t a n i t . Als
Neubildungen sind C a l c i t und Q u a r z vorhanden.
In sehr dünnen diskordanten Spalten kommen als Neubildungen einige Chlorit-Varietäten und nicht genau bestimmter, sondern nur vermuteter Helminth, Prehnit und
fragliche Zeolithe vor.
Nördlich des Metavulkanit-Hauptzuges folgt im
Schwaighoftal im Talkessel zwischen den Bauernhöfen
Schwarzeneck und Oberseiten der 200 m mächtige,
wahrscheinlich permische Quarzit, den ich G i n a u - M e t a s a n d s t e i n nenne und der durch klastischen Hellglimmer, Breccien und eingelagerten Serizitschiefern mit
reichlicher Chloritoid-Blastese ausgezeichnet ist. Er ist
hier nur 100 bis 200 m mächtig, keilt nach E aus und wird
aber nach WNW bis ca. 500 m mächtig. Dort baut er mit
prächtiger Filzmoosbreccie und mit Chloritoidschiefern
den Bergkamm Tiefentalkögerl – Aschegg auf und ist an
den Güterwegen der Hochgründeck-S-Flanke (Gebiet um
Hahnbalz-Jagdhütte) mit denselben Begleitgesteinen gut
aufgeschlossen.
Der genannte Talkessel im Schwaighoftal endet nach N
mit anstehenden Serizitphylliten mit 5 parallelen, jeweils
bis zu 3 m mächtigen Lagerquarzgängen und dann mit
Schwarzschiefer, der endgültig von Bergsturzblockwerk
überrollt wird.
Die Fortsetzung des Profiles ist längs des Güterweges S
Faistalkopf gut aufgeschlossen. In einer Wechselfolge von
Serizitphyllit mit erzführendem Lagerquarz, Schwarzschiefer und gebändertem Quarzit im Allgemeinen (ohne
die charakteristischen Begleitgesteine des Ginau-Metasandsteines) tritt ein im Streichen 2 km lang zu verfolgender, bloß 15 m mächtiger Metavulkanitzug mit am Güterweg erkennbaren, jedoch stark angewitterten Metabasitschollen auf.
Tektonisch interessant am Schwaighoftal-Faistalkopf-Profil ist das unvermittelte W-Ende des sehr mächtigen Metavulkanit-Hauptzuges S Ginausattel. Hier dürfte
eine meridionale junge Störung durchziehen. Auffallend
sind auch im behandelten Teilgebiet die zahlreichen, sehr
breiten, konform zum Streichen der Nebengesteine verlaufenden Bänder farblosen Serizitphyllits mit Lagerquarz-Mobilisaten. Ich habe sie systematisch kartiert. Sie
dürften in diesem Abschnitt der Grauwackenzone GleitTeppiche mit alpidischem Stoffumsatz gewesen sein.
Mayrdörfl-, Au- und Ennstal
Die eingangs genannte S c h w a r z s c h i e f e r z o n e
m i t E i s e n d o l o m i t bei der Ortschaft Schwaighof
streicht bis in das Ennstal. An ihren steil S-fallenden Hängen gibt es Hangrutschzonen und modellförmige, staffelförmig abgestufte Bergzerreißungsklüfte, besonders in
den Gebieten N Schwaighof, N Kitzstein und N Schloß
Höch.
Östlich des S–N-verlaufenden Mayrdörflbaches springt
die N-Grenze der Schwarzschieferzone mit Eisendolomit
bis zur Linie Zollweg – Reitdorf nach N vor. Die Schwarzschieferzone nimmt somit den 1,5 km breiten Streifen
nördlich der Wagrainer Längstalfurche ein. Und es fehlen
in diesem Raum bis zum Ennstal Fortsetzungen der Liegendserien des Schwaighoftal-Faistalkopf-Profiles (Metavulkanit-Hauptzug, Ginau-Metasandstein und Schichtfolge der Faistalkopf-S-Flanke). Ich fand keine Felsaufschlüsse unter der Quartär-Bedeckung des mittleren
Mayrdörfltales, sondern nur Bergsturz, Hangschutt und
Moräne. So bleibt die Frage offen, ob eine steile Störung,
oder ob achsiales E-Abtauchen der Liegendserien dieses
nördliche Vorspringen der Schwarzschiefer an der E-Seite des mittleren MayrdörfItales bedingt. Weil aber im
Quellbereich dieses Tales S Blümeck die Gesteine der
N-Flanke des Faistalkopfes ungestört zum Ennstal weiterstreichen, dürfte keine Störung, sondern achsiales
E-Abtauchen vorliegen.
Auch die Schlucht des Autales ist im mittleren Abschnitt
von Bergsturz und Hangschutt bedeckt. Die E-Seite des
Gebietes wird vom Moränenplateau Gasteg – Schloß
Höch – Reitecksee eingenommen.
Außer monotonen Schwarzschieferaufschlüssen lässt
sich nur Folgendes über den prä-quartären Felsuntergrund des Gebietes zwischen Mayrdörfltal und Ennstal
aussagen:
Den N–W-streichenden und S-fallenden Schwarzschiefern bei Schütt und Kitzstein sind Serizitphyllite mit wenig
Quarzit eingelagert. Den Wasserfall des Aubaches (SH.
960 m) bedingt eine 15 m mächtige, konforme Einschaltung aus Bänderkalk und Eisendolomit. Eine solche gibt es
auch in der Steilstufe des Höch-Plateaus zur Alluvialebene
der Enns (250 m NW Elektrischem Umspannwerk Feuersang). Hier ist eine streichende Fortsetzung zu analogen
Gesteinen des verlassenen Eisenbergbaues Thurnhof am
orographisch rechten Rand des Ennstales wahrscheinlich. Ferner gibt es vererzten Schwarzphyllit am neuen Güterweg 300 m NNW des genannten Umspannwerkes. Außerdem ragt am Plateau ein vererzter Quarzit-Härtlingszug 500 m E Schloß Höch aus der Moräne hervor.
Im Quellgebiet des Aubaches schließen WNW-streichender Quarzit und Metavulkanit in Fortsetzung der Gesteinszüge des Faistalkopf-Blümeck-Kammes das monotone Schwarzschiefer-Areal gegen N ab.
Es sei noch erwähnt, dass das Areal der Schwarzschiefer im Umkreis des Höch-Plateaus häufig auch N-fallende
s-Flächen aufweist. Es ist daher denkbar, dass die weite
Höch-Plateaufläche nicht allein durch Talerosion, sondern auch durch eine tektonische Mulde im verhältnismäßig weichen Felsuntergrund (Schwarzschiefer) mitbedingt ist.
Die auf dem Höch-Plateau auflagernde M o r ä n e weist
über 4 m mächtigen Geschiebelehm und 2 markante,
NE-streichende Wälle auf. Zwischen diesen befindet sich
ein sumpfiges Tälchen mit dem Reitecksee.
Der Aufbau des südöstlichen Walles ist in steilen Bachanrissen gut sichtbar. Der Wall wird von glazial gerunde293
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
tem Blockwerk mit bis 2 m [ aus hauptsächlich Dolomit
und anderen Gesteinen der Radstädter Tauern gebildet.
Es dürfte sich um einen spätglazialen Endmoränenwall
des Pleißlinggletschers (etwa: Gschnitz-Stadium) handeln.
Der parallel verlaufende, höhere nordwestliche Wall ist
von S Schloß Höch bis zur Enns bei Ransburg 2,2 km lang,
aber leider durchwegs von Vegetation bedeckt. Bei
Schloß Höch befinden sich auf ihm erratische Blöcke von
3 m x. Mangels derzeitiger Aufschlüsse kann vorläufig
keine Aussage über die Innenstruktur dieses Walles gemacht werden.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Grauwackenzone
auf Blatt 126 Radstadt
W ALTER K URZ
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Das kartierte Gebiet liegt im Westteil des Kartenblattes
126 Radstadt, zwischen Hüttau im Westen und Eben im
Pongau und dem Framingbach im Osten sowie zwischen
dem Blümeck im Süden und dem Naßberg, Österreichberg und Vorderkogel im Norden. Geologisch befindet
man sich im Südteil des Gebietes innerhalb der östlichen
Grauwackenzone, im Nordteil innerhalb der Werfener
Schichten.
Innerhalb der Grauwackenzone konnten folgende kartierbare Einheiten in wechselnder Abfolge unterschieden
werden:
1) Hellgraue Serizitquarzite und Serizitschiefer. Diese
sind sehr feinkörnig und treten innerhalb von dunklen
Glimmerschiefern in dünnen Lagen auf. Sie sind durch
einen wechselnden Anteil an Quarz und Albit charakterisiert.
2) Dunkle (Biotit-)Quarzite unterscheiden sich von den
Serizitschiefern durch höhere Gehalte an sehr feinkörnigem Biotit und durch ihre braune bis dunkelgrauschwarze Färbung. Auch sie können lokal Albit führen.
3) Kalkschiefer sind von nur untergeordneter Bedeutung,
ebenso wie
4) Grünschiefer, die einzelne geringmächtige Leithorizonte bilden. Sie bestehen im Wesentlichen aus Chlorit, mit geringen Anteilen an Albit, Quarz und Muskowit.
5) Albit-Seritschiefer (Arkoseschiefer) sind fast immer
mit Grünschiefern assoziiert, treten aber nur untergeordnet auf. Sie bestehen fast ausschließlich aus
1–2 mm großen Albiten und aus Muskowit-Serizit. Die
Protolithe bilden wahrscheinlich (saure) Tuffe.
6) Biotitschiefer und Biotitphyllite bzw. Schwarzschiefer
bestehen in ihrer Hauptmasse fast ausschließlich aus
Biotit, untergeordnet aus Chlorit und Quarz; der
Quarzanteil der Biotitschiefer ist höher, Schwarzschiefer führen Graphit. Auch Kiesvererzungen sind
häufig. Nördlich von Girlach wurde in zwei Versuchsstollen die Abbauwürdigkeit erkundet. Biotitschiefer
und Biotitphyllite bauen den Großteil dieses Abschnittes der Grauwackenzone auf.
7) Im Hangendteil der Grauwackenzone kommen innerhalb der Biotitschiefer und Biotitphyllite Geröllschiefer vor. Weiße, rötliche oder violette Quarzgerölle
schwimmen dabei in einer Matrix aus Biotit, untergeordnet aus Chlorit und Quarz.
294
8) Im Übergangsbereich zu den Werfener Schichten findet man häufig dunkelgraue bis schwarze Tonphyllite.
Innerhalb der Werfener Schichten können Sandsteine,
Ton- und Siltsteine sowie Tonschiefer unterschieden
werden. Vor allem die Sandsteine sind in einzelnen Horizonten gut verfolgbar und wurden somit gesondert ausgeschieden. An der Basis der Werfener Schichten findet
man vereinzelt Brekzienlagen- und Linsen. Im kartierten
Gebiet erreichen die Komponenten dieser meist matrixgestützten Brekzien maximal 3 cm. Eine weitere detailliertere Unterscheidung einzelner Lithologien innerhalb
der Werfener Schichten war aufgrund der Aufschlussverhältnisse und Geländegegebenheiten nicht möglich. Weiters bestehen kontinuierliche Übergänge zwischen Ton-,
Silt- und Sandsteinen. Sämtliche Varietäten der Werfener
Schichten zeigen unterschiedlichste Färbung (hellgrau-weiß, rot-violett, grün), wobei i.A. grün dominiert.
Eine Unterscheidung mit Tonphylliten der Grauwackenzone ist im Übergangsbereich zu den Werfener Schichten
oft schwierig, da die Ton- und Siltsteine an der Basis der
Werfener Schichten stärker verschiefert sind. Ob zwischen Grauwackenzone ein primärer oder tektonischer
Kontakt besteht, konnte nicht restlos geklärt werden. Wenige Einzelaufschlüsse im Langbruckwald lassen eher auf
einen primären Kontakt schließen. Vereinzelt sind Sedimentstrukturen, wie Rippel und Kreuzschichtungen, gut
erkennbar. Die Werfener Schichten werden lokal von
Rauhwacken überlagert, die bereits an ihrer ockergelben
Färbung und ihrer zelligen Verwitterung erkennbar sind.
Vor allem im Bereich der Harmlalm treten Rauhwacken
mächtiger auf. Darüber folgen geringmächtige Mergel,
massige, teilweise gebänderte, mittelgraue, feinkörnige
Kalke und dunkelgraue Massendolomite, die wahrscheinlich dem Anis zuzuordnen sind. Diese Dolomite treten vor
allem im Bereich des Palfen mächtiger auf.
Innerhalb der Grauwackenzone zeigen alle lithologischen Einheiten eine penetrative Schieferung, die E–W
bis ENE–WSW streicht und mittelsteil bis steil mit 50 bis
89° nach N einfällt. Ein dazugehöriges Streckungslinear
liegt subhorizontal und ist ca. E–W- bis NW–SE-orientiert.
Das Einfallen wird nach N generell steiler. Im Nordostteil
des bearbeiten Gebietes biegt das Streichen weiters auf
NE–SW um. Charakteristisch ist ein N- bis NE-vergenter
Faltenbau, wobei die Lithologien um subhorizontale,
E–W- bis NW–SE-streichende Faltenachsen offen bis geschlossen verfaltet werden.
Die Schichtung innerhalb der Werfener Schichten liegt
parallel zur penetrativen Schieferung in der Grauwackenzone. Auch die Werfener Schichten wurden von einer
Verfaltung um E–W- bis NW–SE-streichende Faltenachsen betroffen.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Quartär
auf Blatt 126 Radstadt
M ECHTHILD S UTTERLÜTTI
(Auswärtige Mitarbeiterin)
Im Rahmen der diesjährigen Kartierung wurden die
quartären Ablagerungen und Phänomene an den Talflanken und im Talbereich aufgenommen. In die beim Amt des
Landes Salzburg aufliegenden Bohrungen wurde Einblick
genommen und mit den Geländedaten verglichen.
Das Kartierungsgebiet wird im Süden durch den Litzlingbach begrenzt und zieht sich dann von Feuersang ent-
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lang der westlichen und östlichen Talflanken bis ca.
1000 Hm in Richtung Norden, über Eben bis zum Fritzbachtal. Im Osten reicht es bis zur Brücke der Bundesstraße nach Filzmoos über den Fritzbach. Als westliche
Begrenzung wurde die Ansiedlung Hub genommen.
Festgestein
Es wird aus den Gesteinen der Grauwackenzone (GWZ)
aufgebaut, die überwiegend aus dunklen Phylliten (Pinzgauer Phyllite) bestehen. Es wurden aber auch Karbonate, Talk- und Grünphyllite sowie massigere Schiefer gefunden.
Im Norden des Gebietes, im Pichlgraben, liegt sie bei
940 Hm direkt auf den Terrassenschottern, wobei sie etwa 5 m mächtig und sehr gut konsolidiert ist. Sie enthält
viele polierte und gekritzte Gerölle (Kalke auch aus
den NKA). Ansonsten dominiert wieder das lokale Spektrum.
Von hier konnte die Grundmoräne nach Westen bis zur
Arbeitsgebietsgrenze verfolgt werden, wobei sie deutlich
stärker umgelagert ist.
Glaziale Ablagerungen
Ältere Terrasse
Im nördlichen Arbeitsgebiet wurde westlich von Gasthof (Nördlich Autobahnbrücke Fritzbach) und nördlich der
Autobahn ein ca. 80 m mächtiger Terrassenkörper kartiert, der im Pichlgraben östlich Pichl aufgeschlossen ist.
Im unteren Bereich bis ca. 880 Hm ist das Material stark
umgelagert und die gesamte Morphologie ist kuppig und
unregelmäßig, wodurch sich die jüngere angelagerte Eisrandterrasse nicht leicht abgrenzen lässt. Bergseitig ist
im Pichlgraben bei 920 Hm das unterlagernde Festgestein und bei 940 Hm die überlagernde Grundmoräne
aufgeschlossen.
Die Terrasse wird aus einer Wechsellagerung von Kiesen, Sanden und Schluffen aufgebaut. Das Geröllspektrum wird von GWZ-Komponenten dominiert, wobei mehr
kristalline und karbonatische Gerölle als in der tieferliegenden Eisrandterrasse vertreten sind. In den feinklastischen, schluffigen Sanden und Schluffen, die bis zu 15 m
mächtig aufgeschlossen sind, konnten Rippel-Horizontalschichtung und auch Dropstones gefunden werden.
Die wechsellagernden Sand- und Kieslagen haben unterschiedliche Sortierung, wobei diese in den obersten Metern deutlich schlechter ist und Gerölle bis 30 cm zu finden sind. In diesem Bereich, der fast nur kantengerundete
Gerölle aus dem unmittelbaren Nahbereich enthält, konnten auch gekritzte Gerölle gefunden werden, die ebenfalls, wie die Dropstones, auf die eisnahe kaltzeitliche Bildung hinweisen. Lagenweise können die Sande und Kiese
konglomeriert sein, vor allem, wenn sie auf einer besser
stauenden Schlufflage aufliegen. Die Kiese und Sande
weisen Schräg- und Horizontalschichtung auf und fallen
oft steil ein.
Genetisch dürfte dieser Terrassenkörper kurz vor der
Eisüberdeckung geschüttet worden sein, wobei dies auch
in einer Schwankungsphase während der Eiszeit möglich
gewesen ist. Sedimentologisch kann man die Abfolge in
den distalen Deltabereich stellen, da die feinklastischen
Sedimente größere Mächtigkeiten erreichen. Die Schüttungsrichtung im Bereich des beschriebenen Grabens ist
im oberen Bereich überwiegend aus Norden (sehr frische
und lokale Gerölle). Im unteren Bereich weist die bessere
Rundung und das größere Spektrum auf ein größeres Einzugsgebiet hin.
Eisrandterrasse
Entlang des Fritzbachtales, aber auch bis Eben hinein,
lässt sich ein großer Terrassenkörper ausscheiden, in
dem auch die Erkundungsbohrungen für den Autobahnbau abgeteuft wurden. Die maximale Mächtigkeit ist
schwer abzuschätzen, da in keiner Bohrung das Festgestein erreicht wurde.
In einer Bohrung, die 1993 unterhalb der Autobahnbrücke neben dem Fritzbach abgeteuft wurde, konnte bis zur
Endteufe bei 40 m kein Festgestein nachgewiesen werden.
Aufgeschlossen sowie auch in den „Autobahnbohrungen“ beschrieben ist eine Abfolge von schlecht sortierten
Schottern sowie eine feinklastische Abfolge von schluffigen Sanden und sandigen Schluffen, die bei Kte 826 im
Fritzbachtal über 10 m mächtig sind. Dropstones, rasch
wechselnde Schüttungsrichtungen (auch aus SW), verkippte Sedimentblöcke und umgelagerte Schluffflatschen (was nur im gefrorenen Zustand möglich ist), Wickelschichtung (weist auf rasche Sedimentation hin)
sedimentologische Strukturen, die für eine Eisrandterrasse sprechen.
Auch westlich der Autobahnbrücke über den Fritzbach
werden die feinklastischen Ablagerungen in Anrissen
sichtbar und in den Bohrungen dokumentiert (z.B. Bohrung für die Strassergrabenbrücke: Mächtigkeit von
11 m). Sie können mit schlecht sortierten Kiesen wechsellagern.
Südseitig des Fritzbaches sind unmittelbar unter der
Autobahnbrücke und westlich davon schlecht sortierte,
überwiegend konglomerierte Schotterlagen mit bis zu
m-großen Blöcken aufgeschlossen. Sie sind gut gerundet, teils imbrikiert und enthalten besser sortierte
Schrägschichtungskörper. Das Spektrum weist GWZMaterial, aber auch Gneis-, Amphibolit-, Quarzitgerölle
auf.
Nach dem Rückzug des Gletschers wurde der Talboden
rasch verfüllt, wobei sich ein See gebildet hat. Die Verfüllung des Sees dürfte nicht nur von Westen und aus den
unmittelbaren Seitenbächen erfolgt sein, sondern auch
vom Süden her (vgl. Aufschlüsse Autobahnbrücke Fritzbach ), womit die heutige Wasserscheide bei Eben damals
nicht gegeben war.
Ein möglicher höherer Eisrandterrassenrest findet sich
westlich von Eben und im Süden des Gebietes im Litzlingtal nördlich des Scharfettgutes.
Grundmoräne
Im südlichen Teil des Gebietes konnte auf dem Festgesteinsrücken südwestlich von Reitdorf umgelagertes Moränenmaterial gefunden werden (gekritzte Gerölle, erratische Kristallingerölle in hellbrauner Martix).
Im Graben südlich von Fischer (Autobahnabfahrt Radstadt) ist bei 950 Hm eine gut konsolidierte, graue, überwiegend aus lokalen Geröllen bestehende Moräne aufgeschlossen, die auch gut bis sehr gut gerundete Kristallingerölle (Quarzite, Amphibolite) und gekritzte Karbonatgerölle enthält.
Postglaziale Talentwicklung
Massenbewegungen
– Instabile Hangbereiche: Die dem Festgestein aufliegende Verwitterungsschwarte bei entsprechendem Gefälle zu Bodenkriechen, Sackungen und Kleinrutschungen. Dies kann auch in den Terrassenkörpern, vor allem
am Übergang zu stauenden Schichten, die sich durch
Wasseraustritte und Quellhorizonte bemerkbar machen, vorkommen.
– Rutschungen: Durch die Erosion entlang der Bäche ist
der Hangfuß oft übersteilt und als Ausgleichsbewegung
295
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kommt es zu Rutschungen. Verstärkt wird dies noch in
den schattigen Nordlagen (vgl. Fritzbachtal, Pichlgraben,
aber auch im Festgestein wie Mayrdörflgraben oder
Höllberggraben).
Schwemmfächer
Am Ausgang vieler Seitentäler wurden Schwemmfächer
geschüttet, die aufgrund des leicht erodierbaren Festgesteins großräumig sind und aufgrund der geringen Vernässung als Erstes besiedelt wurden (vgl. Eben, Reitdorf).
Heutiges Talniveau
Entlang des Litzlingbaches und der Enns entwickelten
sich weite Schwemmebenen, die oft feucht und versumpft sind und überwiegend landwirtschaftlich genutzt
werden. Bei einer 10-m-Bohrung bei der Autobahnabfahrt
Feuersang wurden sandig-schluffige Kiese und kiesige
Schluffe erbohrt.
Entlang des Fritzbaches, der tief eingeschnitten ist,
konnte sich nur eine schmale Austufe entwickeln.
135 Birkfeld
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im paläozoischen Anteil
auf den Blättern 135 Birkfeld und 165 Weiz
H ELMUT W. F LÜGEL
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Blatt 135 Birkfeld
In Weiterführung der Aufnahmen 1997 wurde die Aufnahme der mittelsteil SW-verflächenden Kalke der Hochschlag-Formation westlich der Brandlucke bei Heilbrunn
fertiggestellt. Sie trennen hier die Heilbrunner-PhyllitFormation im Liegenden von der mit Metavulkaniten und
wenigen geringmächtigen Kalklinsen verknüpften Passailer-Phyllit-Formation im Hangenden. Derzeit ungeklärt
sind die Gegebenheiten südlich des Pommersberg. Hier
unterlagern SO „Schönes Kreuz“ die Passailer-PhyllitFormation mit SW-Streichen Schwarzschiefer des Rauchenberg-Members. Zwischen Greith und dem Kohlgraben trennt sie eine schmale Schöckelkalkrippe von
Schwarzschiefern und plattigen Kalken, die dem Kreuzwirt-Member zuzuordnen sind. Bei mittelsteilem NW-Fallen schaltet sich in sie im Gehänge gegen den Patschaberg südlich des Kohlgrabens eine weitere Schöckelkalkrippe ein. SE einer Linie, die von Pkt. 1022 gegen die
Quellmulde des Poniglgraben zieht, bauen den Patschaberg Schöckelkalke als Basis der Hirschkogelmulde auf.
Die beschriebene Schuppenzone des Patscha-N-Hanges wird östlich von Gschaid durch eine NW-Störung von
ihrer östlichen gegen Eibisberg-Oberegg ziehenden und
gegen NW-versetzten Fortsetzung getrennt. Die Umbiegung der konstant NE-streichenden SchöckelkalkSchönberg-Folge in die konstant SW-ziehende Folge östlich des Poniglgraben erfolgt südlich des Eibisberger sehr
abrupt, jedoch ist hier die Aufnahme noch nicht abgeschlossen. Innerhalb dieser Schöckelkalke treten Züge
plattiger dunkelblauer Kalke auf, die jedoch zufolge der
starken Schuttbildung nur an den Forststraßen des ZetzWesthanges eine Abgrenzung erlauben.
Die früher genannten Schwarzschiefer des Rauchenberg-Members zwischen Pommersberg und Eibisberg
können gegen SE bis in den Quellbereich des Pöstelbaches als Liegendes des Schöckelkalkzuges des Zetz verfolgt werden. Sie werden unterlagert von der Passailer
Phyllit-Formation bzw. den unter diesen folgenden Kalken der Hochschlag-Formation respektive den Gesteinen
der Heilbrunn-Phyllit-Formation als südöstliche Fortsetzung des Profiles der Brandlucke.
Südwestlich des Harlbertl folgt über der konstant SWfallenden Passailer-Phyllit-Formation ein weiter Kalkzug,
296
der sich bis über den Holzerbauer verfolgen lässt und in
die Marmore des Steinbruches westlich Ruine Waxenegg
übergehen könnten. Das Hangende dieses Zuges bilden
die weißen bis hellgrauen Dolomite des Egg-Members der
Raasberg-Formation. Sie grenzen störungsbedingt zwischen Hohe Zetz und Gehöft Krones im Poniglgraben an
die Schöckelkalke des Zetz. Zwischen Heuberger und
Wittgruber bzw. südlich davon im Raum Angerer Zeil –
Gschnaidt kommt ihre metamorphe Unterlage zutage.
Erst knapp nördlich des Raasberggipfels treten erneut
Schöckelkalke als Hangendes der Dolomite auf.
Der Nordschenkel der Hirschkogelmulde besteht im
Hangenden der Schöckelkalke des Patschaberg aus Kalken und Schwarzschiefern des Kreuzwirt-Members verschuppt mit Gesteinen des Stroß-Karbonat-Members.
Nur örtlich lassen sich hier die Dolomite des Egg-Members kartenmäßig abtrennen. Das Hangende dieser Folge
beiderseits des Gössental bilden die Gesteine der
Hirschkogel-Phyllit-Formation. Der SO-Schenkel der Mulde über den Schöckelkalken in Fortsetzung der Zetzwand
bilden SW-streichend die Dolomite des Egg-Members sowie in deren Liegendem vorwiegend graue Kalke, die als
Teil des Stroß-Karbonat-Members gedeutet werden.
Blatt 165 Weiz
Die von Blatt Birkfeld gegen SW ziehende Folge von
Schöckelkalk-Stroß-Karbonat-Member und Egg-Member baut, von Störungen in einzelne Blöcke zerlegt, zwischen Naasbach und Oberdorf den Landschakogel auf.
Die südöstlich folgenden Kalke und Dolomite der StroßKarbonat-Member um Landscha dürften durch die Störung von der genannten Abfolge getrennt werden, die
südlich der Zetzwand das Egg-Member von den Schöckelkalken des Hohen Zetz trennt.
Der Südhang des Raasberges besteht vom Liegenden
ins Hangende aus roten, gelben und grauen Kalken und
Rauhwacken (= Stroß-Karbonat-Member), hellgrauen bis
weißen Dolomiten (= Egg-Member) und Schöckelkalk.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Grobgneiskomplex
und im Strallegg-Komplex
auf Blatt 135 Birkfeld
A LOIS M ATURA
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Berichtsjahr wurde die Kartierung in der Osthälfte
des Blattgebietes gegen Süden bis etwa zur Linie Grub –
Wildwiesen ausgedehnt und damit aus dem Grobgneis-
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komplex in das Verbreitungsgebiet des „Strallegger
Gneises“ vorgedrungen. Die bisher geltenden Vorstellungen über den geologischen Bau dieses Bereiches bzw.
dessen kartenmäßige Konfiguration in den bisherigen
Darstellungen (R. S CHWINNER, 1935; H. W IESENEDER, 1981;
H. R EINDL, 1990) konnten in groben Zügen bestätigt werden. Doch ergibt die neue Kartierung im Einzelnen nicht
nur beträchtliche Abweichungen in der kartenmäßigen
Abgrenzung, sondern auch Klarstellungen bezüglich der
Gruppierung bzw. Zusammengehörigkeit verschiedener
Gesteinsarten.
Über der Permotrias-Hülle der Wechsel-Einheit folgen
im Joglland p h y l l i t i s c h e b i s p h y l l o n i t i s c h e G r a n a t g l i m m e r s c h i e f e r vom Typus „Tommerschiefer“
(siehe Bericht 1997) und P h y l l i t e . Die „Tommerschiefer“ lassen sich nun weder von den Phylliten scharf abgrenzen, noch sind die vom nahe gelegenen Typusgebiet
bekannten Merkmale der „Tommerschiefer“, jene ausgewalzten, 5–10 mm großen Hellglimmer-Aggregate
(fragliche Pseudomorphosen nach Staurolith oder Andalusit), besonders kennzeichnend oder auffällig im Blattgebiet verbreitet; außerdem ist schon R. S CHWINNER, der
1932 (Sitzber. 141, S. 336) erstmals den Begriff „Tommerschiefer“ eingeführt hat, eine überzeugende Begründung
für die besondere Eigenständigkeit dieser Formationschuldig geblieben, sodass die weitere Verwendung
des Begriffes „Tommerschiefer“ im Blattgebiet zumindest umständlich und verwirrend, möglicherweise auch
missverständlich und irreführend (siehe weiter unten) wäre und daher von mir für die betreffenden Serien der direkten petrographischen Bezeichnung der Vorzug gegeben
wird. Im entsprechenden tektonischen Niveau am Ostrand des Fischbacher Fensters sind den phyllitischen
Granatglimmerschiefern und Phylliten („Quarzphylliten“)
auch einzelne Amphibolitzüge eingeschaltet.
Darüber lagert mit intrusivem, aber tektonisch meist
deutlich überformtem Kontakt der G r o b g n e i s , im
Osten bei Wenigzell geschlossen und mehrere hundert
Meter mächtig, im Bereich des Feistritztales örtlich in Zonen aus Linsen und Lagen aufgelöst. Leukophyllitbildung
ist nicht nur auf die Liegend- oder Hangendgrenze beschränkt; im Grenzbereich (Fraunbachgraben) ist auch
massiger Amphibolit anzutreffen.
Die durch den Geländeanschnitt überzeugend untermauerte höchste Position in diesem Bereich nimmt ein
Komplex von Migmatitgneisen und Glimmerschiefern ein.
Für die Migmatitgneise hat R. S CHWINNER (1932) den Begriff „Strallegger Gneis“ eingeführt. Die Migmatitgneise
sind kompakte Gesteine, im Gelände häufig steile Schultern oder Kuppen bildend (dort gewöhnlich blockig zerglitten), verbreitet rostig verwitternd. Das stromatitische
Migmatitgefüge ist örtlich erhalten. Die ursprünglichen
Komponenten wie Granat, Biotit, Sillimanit, Disthen, ?Andalusit und Feldspat liegen meist weitgehend in einen Filz
aus Hellglimmer, Chlorit, Chloritoid umgewandelt vor,
nebst Quarz und Ilmenit. Der Unterschied zu den Glimmerschiefern und ihren retrograden Entsprechungen ist
gering, die scharfe gegenseitige Abgrenzung im Gelände
schwierig und an der Grenze wissenschaftlicher Seriosität. Migmatitgneise und Glimmerschiefer bilden also eine
Einheit, eine tektonische Einheit, denn die Untergrenze,
meist markiert durch Phyllonitisierung, liegt diskordant
zum Unterbau, grenzt teils direkt an Grobgneis an, teils
sind Phyllite oder Glimmerschiefer zwischengeschaltet.
Diese Einheit, S t r a l l e g g - E i n h e i t oder S t r a l l e g g K o m p l e x , ist zunächst besonders gekennzeichnet
durch das Fehlen von Grobgneis. Die Nordgrenze liegt
weiter nördlich als bisher angenommen und ist etwa
800 m S der Kapelle 982 im Sattelbereich des Ebenviertels anzunehmen. Auch die Verteilung der kompakten
„Strallegger Gneise“ ist anders als bisher angegeben,
z.B. E Pacher, im Zwieselgraben, am Grauen Stein und W
davon. Dem Geländeanschnitt entsprechend reicht die
Untergrenze der Strallegg-Einheit im Fraunbach-Zwieselbachgraben-Bereich (Ödbauer) und in der Strallegger
Senke (Hochegger) weit nach Osten. Zu den bisherigen
Darstellungen ergeben sich nun folgende k r i t i s c h e
A n m e r k u n g e n : Bei R. S CHWINNER (1935) (der Blattschnitt reicht nur bis Fischbach im Norden und Wenigzell
im Osten) ist die kartenmäßige Konfiguration dieser Einheit – in kräftigem Rotbraun deutlich herausgestellt – im
Allgemeinen zu bestätigen. Aber, den GlimmerschieferAnteil den „Tommerschiefern“ zuzuordnen, ist abzulehnen. Gleiches gilt auch für die grundsätzlich entsprechende Darstellung bei H. W IESENEDER (1981); dazu kommt
noch, dass W IESENEDER für den Bereich an der östlichen
Blattgrenze, wo die Gesteinsserien aus dem nahen
Tommergebiet ungestört herüberstreichen, die neutrale
Bezeichnung „phyllitische Glimmerschiefer“ wählt und
eben nicht „Tommerschiefer“, was hier zutreffend wäre.
Die in der Steiermarkkarte von F LÜGEL & N EUBAUER erfolgte Zusammenlegung von „Strallegger Gneis“ und „Tommerschiefer“ unter derselben Signatur steht im Lichte der
neuen Ergebnisse dem Verstehen des geologischen Baues entgegen; außerdem ist auch das Bild einer Einheit aus
Migmatitgneisen und Glimmerschiefern im Raum Strallegg, von W IESENEDER und S CHWINNER richtig erkannt und
dargestellt, in der Steiermarkkarte unberücksichtigt geblieben. H. R EINDL (1990) bringt einen Gebietsausschnitt
(Raum Strallegg-Miesenbach); dem begleitenden Kartierungsbericht ist ebenfalls zu entnehmen, dass Glimmerschiefer und Migmatitgneise als oberstes Stockwerk zusammenzufassen sind und aufgrund des weitgehend
ähnlichen Mineralbestandes die Entstehung der Glimmerschiefer aus den Migmatitgneisen durch Diaphthoresedenkbar sei.
Neben dem Fehlen von Grobgneis ist das Auftreten von
D i s t h e n q u a r z i t besonders kennzeichnend für die
Strallegg-Einheit. Der typische Disthenquarzit ist ein unauffällig lichtgraues, mitunter undeutlich gesprenkeltes,
schwach geschiefertes Gestein aus Quarz, Disthen (z.T.
Blasten mit Einschlusszügen) und Sheridanit (Al-reicher
Klinochlor) – R EINDL erwähnt auch K-Feldspat, der in meinen bisherigen Proben aber nicht aufgetreten ist –, akzessorisch Rutil, Brookit. Hellglimmer kann den Disthen teilweise bis gänzlich ersetzen. Disthenquarzit bildet dm- bis
mehrere m mächtige Einschaltungen in Migmatitgneisen
oder Glimmerschiefern. Diese Vorkommen lassen sich
nur vage zu geschlossenen Zügen zusammenfügen. Sie
belegen jedenfalls die Zugehörigkeit der umgebenden
Gesteine zur Strallegg-Einheit. Von den neu gefundenen
Vorkommen seien hier nur jene am Höhhansl und E Ob.
Wurzwaller als nördlichste und jenes 600 m W Grauer
Stein als das vorerst westlichste angeführt. Auf der bewaldeten Kuppe S Wenigzell (N Weiler „In Reith“) sind den
Migmatitgneisen G r a p h i t q u a r z i t e eingeschaltet.
Kleine Vorkommen von Leukogranitgneis liegen „Auf der
Halt“ (W Höhhansl) und NE Krauserschöckl.
Jungtertiäre Blockschichten und geröllführ e n d e A b l a g e r u n g e n begleiten das Lafnitztal linksseitig aufwärts bis Zinsenhöf. Von der Mündung des
Kraxenbachgrabens reicht ein unregelmäßiger Blockschichtenkörper den Kaisergraben querend bis an Wenigzell heran nach Westen. Auffällige Verebnungsflächen in
297
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800 m bis 950 m Höhe im Ebenviertel, S St. Jakob, zwischen Höhhansl und Steinberg und SSW Lafnitzegg lassen
sich zu einer weitgespannten beckenartigen Flur verbinden, die vermutlich ebenfalls jungtertiären Alters ist und
dem Wenigzeller Gebiet den besonderen landschaftlichen
Reiz verleiht. E „Im Winkl“ und E „In Zinsenhöf“ befinden
sich innerhalb dieser Verebnungsflächen je ein nur wenige
ha großes Hochmoor; ersteres, das „Sommersguter Moor“
ist seit 1983 Naturschutzgebiet. Ein anderer, vermutlich
jungtertiärer Körper von geröllführenden Ablagerungen
reicht von Strallegg nach WSW bis in das Feistritztal hinunter. Eine flach nach NW geneigte Verebnungsfläche in
etwa 900 m Höhe SE Strallegg zwischen den Gehöften
Hofstätter, Lechner und Remmelhofer ist möglicherweise
auch mit jenen oben erwähnten zu korrelieren.
An den Flanken des beherrschenden Bergrückens setzen im Abschnitt zwischen Krauserschöckel und Toter
Mann wenige Meterzehner unterhalb der Firstlinie auffallende ausgedehnte Blockmeere mit bis zu mehrere m 3
großen Komponenten an. Sie reichen gegen NE bis an Wenigzell heran, gegen WSW bis in den Arbesbachgraben N
Hofstätter. Die Alterseinstufung ist unsicher.
Im Ostfuß des Feistritztales wurde WNW Strallegg, im
Bereich des Gehöftes Popp eine vermutlich alte Rutschmasse von 400 m bis 600 m Breite lokalisiert. Die steilen
Abrissfugen in etwa 850 m Höhe sind etwas gestaffelt;
Blockwerk mit mächtigen Komponenten reicht bis zur
Sohle des Feistritztales in 650 m Höhe hinunter.
143 St. Anton am Arlberg
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in den Nördlichen Kalkalpen
(Lechtaler Alpen)
auf Blatt 143 St. Anton am Arlberg
K LAUS H EPPE
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Rahmen der geologischen Landesaufnahme der ÖK
143 St. Anton am Arlberg erfolgte in den Sommermonaten
1998 eine Neukartierung am nordwestlichen Rand des
Kartenblattes im Maßstab 1 : 10.000. Das bearbeitete
Gebiet wird im Westen durch den Lech und im Osten
durch das Bockbachtal begrenzt. Die südliche Abgrenzung stellt eine gedachte Linie zwischen Krabachspitze,
Rüfispitze, Rüfikopf und der Ortschaft Lech dar. Die nördliche Kartiergrenze ist durch den Kartenrand gegeben.
Die Ausführung der Kartierung verlief aufgrund der guten
Aufschlussverhältnisse und der stabilen Wetterlage zügig. Die Geländeaufnahmen werden im Bereich östlich
des Höhenzuges Wösterhorn – Höllenspitze 1999 ergänzt
und abgeschlossen.
Stratigraphie
A l p i n e r M u s c h e l k a l k tritt im Kartiergebiet als stratigraphisch älteste Gesteinseinheit am westlichen Fuß
des Rüfikopfes im Walkerbach und Lech auf. Der durch
unregelmäßige Schichtflächen auffallende, grobe, teilweise verkieselte und helle Kalkstein zeigt in Aufschlüssen am Walkerbach einen flaserigen Charakter. Die Einschaltung eines schmalen, grünen Tuffbandes (Pietra
verde) deutet auf Oberen Muschelkalk hin.
Die im Hangenden anschließenden P a r t n a c h s c h i c h t e n sind am Ortsausgang von Lech in Richtung
Zürs und an der NE-Flanke des Rüfikopfes am Walkerbach aufgeschlossen. Die hier anstehende Partnach-Fazies besteht aus scharf zerbrechenden Schwarzschiefern
und Mergeln mit eingeschalteten, gelb-anwitternden,
dm-großen Karbonatlinsen.
Die Partnachschichten verzahnen sich mit den mächtigen A r l b e r g s c h i c h t e n , die aus grauen, gebankten,
teilweise laminierten Kalken bestehen, in denen vereinzelt
eingeschaltet Mergel und Dolomite zu verzeichnen sind.
Das häufige Auftreten von Stylolithen ist neben einer oftmals sequenziert erscheinenden Anordnung der einzelnen Schichtglieder ein gutes Kriterium, um den ähnlichen
298
Hauptdolomit abzugrenzen. Arlbergschichten treten östlich von Lech am Fuße des Rüfikopfes und am Wösterhorn
auf. Als Besonderheit in diesem Raum tritt ein von A MPFERER (1930) erstmals beschriebener grünlich-brauner Tuff
des Ladin auf, der mit einer Mächtigkeit von 70 m, mehrmals absetzend, an der lechseitigen Steilkante des Rüfikopfes auskeilt.
Der in die Literatur als L e c h t a l e r V u l k a n i t eingegangene Tuff ist besonders gut in den Tobeln auf halber Höhe
zur Schäflialpe aufgeschlossen. Er zeigt eine deutliche
Gradierung mit einer basalen Anreicherung an Lapilli.
Die sich stratigraphisch anschließenden R a i b l e r s c h i c h t e n stellen im Idealfall eine dreifach sequenzierte Abfolge von Klastika (Sandsteine, Schiefer), Karbonaten (Kalke, Mergel) und Evaporiten (Rauhwacken, Gipse)
dar. Ein vollständiges Profil kann nicht nachgewiesen
werden. Im Bereich der Schafalpe ist zumindest ein Zyklus vorhanden, da neben Klastika und Rauwacken das
Auftreten von zahlreichen Dolinen indirekt auf Evaporite
schließen lässt. Gips (als Lesesteine) findet sich neben
anstehenden Rauhwacken westlich der N und S Wösterspitze und an der SE-Flanke des Wösterhorn. Morphologisch bilden die Raiblerschichten, von den verwitterungresistenteren Abfolgen des Hauptdolomit und der
Arlbergschichten begrenzt, deutliche Verebnungen, Senken und flache Wiesenhänge.
Der H a u p t d o l o m i t bildet zahlreiche Gipfel im Untersuchungsgebiet. Der rhythmisch gebankte, graue, teilweise laminierte Dolomit ist oftmals gut geklüftet und verwittert in großen Trockenschuttfächern, die deutlich den
Gipfelcharakter von Rüfikopf, Rüfispitze, Gümplespitze,
N Wösterspitze, Mittagspitze und Höllenspitze prägen.
Aus dem Hauptdolomit entwickelt sich sehr unregelmäßig
und als fazieller Vertreter im Obernor der P l a t t e n k a l k .
Letztlich durch seinen kalkigen Charakter, die fast weiße
Farbe und die Einschaltung von einem gelblich anwitternden Zwischenmittel kann die Abfolge am Rüfikopf vom
Hauptdolomit abgetrennt werden. Im restlichen Kartiergebiet wurde Plattenkalk und Hauptdolomit gemeinsam
auskartiert.
Der Übergang zwischen Plattenkalk und K ö s s e n e r
S c h i c h t e n ist gleichmäßig und durch Abnahme des kalkigen und Zunahme des mergelig bis tonig-schiefrigen
Charakters gekennzeichnet. Besonders auffällig ist diese
Entwicklung am Rüfikopf, wo die kalkigen Bänke sukzes-
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sive an Mächtigkeit verlieren und sich mehr und mehr fossilreiche Mergel- und Schwarzschieferbänke einschalten.
Besonders ausgeprägt ist ein mehrere Meter mächtiges,
kalkiges Zwischenmittel im schieferreichen Abschnitt der
Abfolge. Der Profilanschnitt zeigt eine intensive Spezialfaltung am Rüfikopf. Kössener Schichten treten weiterhin
zwischen Mittlerer und Nördlicher Wösterspitze sowie
zwischen Mittagspitze und Rappenspitze auf.
Der sich im Hangenden anschließende R h ä t o l i a s k a l k ist ein massiges, blaugraues, schrattig verwitterndes
Karbonat. Östlich der Seilbahnstation am Rüfikopf ist er
aufgrund seiner geringen Verwitterungsanfälligkeit als
Gipfelbildner vertreten. Angeschnitten durch den Lech bildet er nördlich von Stubenbach schroffe, steil abfallende
Steilkanten. Rhätoliaskalk zeigt aufgrund seines massigen und harten Charakters einen typisch bruchhaften Deformationsstil. Das kompetente Verhalten führt in Gebieten geringer tektonischer Beanspruchung zu einem weitspannigen Falten- und Muldenbau. Aufschlüsse von Rhätoliaskalk stehen westlich der Tristeller Alpe, am Flussanschnitt des Lech zwischen Bodenalpe und Schwabwannentobel und im Bereich der Mittagspitze an.
Bevor die Ausbildung der anschließenden Formationen
vorgestellt wird, sei auf eine fazielle Zweiteilung in der
Ausbildung des Jura und der Unterkreide im Untersuchungsgebiet hingewiesen. Es tritt, deutlich und in extremster Form, eine Fazies fehlender oder verminderter
Sedimentation (Schwellenfazies) neben einer für weite
Areale der Nördlichen Kalkalpen typischen und mächtigen Abfolge (Beckenfazies) des Jura-UnterkreideSchichtstapels auf.
Beckenfazies
In weiten Teilen des Gebietes tritt im Hangenden des
Rhätoliaskalkes ein flaseriger, partiell knolliger und fossilreicher u n t e r l i a s s i s c h e r R o t k a l k auf. Die Entwicklung aus dem Rhätoliaskalk ist graduell, wobei die Kalke
langsam rotstichiger und flaseriger werden. Neben zahlreichen Belemniten konnten Nautiliden und Ammoniten
gefunden werden. Aufschlüsse sind an der Rappenspitze
und am Monzabonsee zu verzeichnen. Westlich des Höhenzuges zwischen Wösterhorn und Mittagspitze scheinen die Rotkalke zu fehlen. Hier wurden Allgäuschichten
direkt über Rhätoliaskalken kartiert.
Die anschließenden mittel- bis dunkelbraunen, leicht
mit Mergeln abwechselnden Karbonate werden stratigraphisch zu den A l l g ä u s c h i c h t e n gezählt. Innerhalb der
mächtigen Allgäuschichten konnten in manchen Aufschlüssen am Schwabwannentobel und nördlich von Stubenbach die auffälligen schokoladenbraunen, deutlich
tonigeren Manganschiefer abgetrennt werden. Besonders westlich des Grates zwischen Wösterhorn und Mittagspitze bilden die Allgäuschichten langgeschwungene,
weiche Hänge mit vereinzelt auftretenden Steilkanten von
härteren Schichtgliedern.
Schroffe Grate und Steilkanten bilden vorzugsweise
auch die im Hangenden der Allgäuschichten anzutreffenden mehrere Meter mächtigen R a d i o l a r i t e . Die häufig
als Gleitbahnen benutzte kieselige Abfolge ist in vielen
Bereichen (Wösterhorn, Schäferspitze, Rappenspitze)
stark zerschert und auf Überschiebungsbahnen in die
darauffolgenden Aptychenschichten eingeschuppt. Im
Kartiergebiet treten neben roten auch die älteren grünen
Radiolarite am Top des Wösterhorn auf. Durch den häufigen Bewuchs mit einer knallgelben, kieselsäureliebenden
Flechte ( Rhizocarpon geographicum ) konnten Radiolarite
schon auf einige Entfernung von eher kalkigen Gesteinen
mit weißen Flechten ( Rhizocarpon umbilicatum ) unterschieden
werden.
Die Radiolarite leiten in die Abfolge der oftmals stark
tektonisierten, hellen und cremefarbenen A p t y c h e n s c h i c h t e n über, in denen mikritische Kalke mit tonigen
Zwischenlagen abwechseln. Eine Angabe über die Mächtigkeit der Abfolge kann aufgrund ihres stark verschuppten Charakters nur schwer erfolgen.
Schwellenfazies
Als Beispiel für eine typische Schwellenfazies soll die
Situation am Monzabongrat östlich des Rüfikopfes beschrieben werden, die mit leichten Änderungen auf andere Aufschlüsse übertragen werden kann. Die Schwellenfazies beginnt mit einem fossilreichen, in der Mächtigkeit
stark schwankenden, meist flaserigen und kondensierten
Rotkalk (Unterlias Rotkalk) mit deutlichen Lösungssuturen. Die anschließenden geringmächtigen, hellen, pelagischen Kalke erinnern aufgrund ihres cremefarbenen, mikritischen Charakters an Aptychenschichten des Malm.
Eine eindeutige Zuordnung steht noch an. Die Schichtoberfläche der hellen Kalke ist mit Fe/Mn-Oxyhydroxyden
von teilweise glaskopf- bis blumenkohlartiger Ausbildung
bedeckt. Die harten, nur wenige cm mächtigen Inkrustationen greifen taschenförmig und dm-tief in die hellen Kalke ein. Der Übergang zu den auflagernden Lechtaler Kreideschiefern ist im Bereich des Monzabongrates kontinuierlich. Diese teilweise wenige Meter mächtige, kondensierte Schichtfolge zwischen Rhätoliaskalk und Lechtaler
Kreideschiefern wurde als J u r a - U n t e r k r e i d e i n
S c h w e l l e n f a z i e s zusammengefasst und kartiert. Neben dem Monzabongrat tritt eine deutliche Schwellenfazies nördlich des Ochsengümple in Richtung Wösterspitze und direkt unterhalb der Südlichen Wösterspitze auf.
An der Südlichen Wösterspitze sind die schon deutlich
abtrennbaren, kalkigen Allgäuschichten leicht violettstichig und beinhalten zahlreiche Hornsteinkonkretionen. In
Richtung Kälbergümple wird die Abfolge mächtiger. Insbesondere an der Ost-Flanke des Bockbachtals lassen
sich Allgäuschichten, Radiolarite und Aptychenschichten
unterscheiden.
Die L e c h t a l e r K r e i d e s c h i e f e r stellen die jüngste
mesozoische Einheit des Kartiergebietes dar. Es handelt
sich um dunkle, mitunter schwarze Mergel und Tonschiefer mit einer oftmals griffeligen Ausbildung. Besonders in
den unteren Partien sind mittelkörnige, wenige Zentimeter
mächtige Quarzsandsteine eingeschaltet. Die Lechtaler
Kreideschiefer gehen konkordant aus den hellen, mikritischen Kalken der Schwellenfazies hervor. Besonders eindrucksvoll ist diese Situation in Bereichen der Schwellenfazies am Monzabongrat und nördlich des Ochsengümple
in Richtung Südliche Wösterspitze aufgeschlossen.
Q u a r t ä r e A b l a g e r u n g e n sind vorherrschend
durch die großen Hangschuttfächer des Hauptdolomits
und der Arlbergschichten vertreten. Terrassenschotter
des Lechs durchziehen das ganze Tal bis nach Warth. Eine ausgeprägte Terrassierung ist zwischen Lech und Stubenbach zu verzeichnen. An den Talflanken des Wöstertäli, im südlichen Teil des Bockbachtals und an den Hängen von Lech bis zum Schwabwannentobel befinden
sich mächtige Moränenablagerungen. Seetone befinden
sich im Ochsengümple, auf der Schafalpe und südlich
der Südlichen Wösterspitze oberhalb des FriedrichMayer-Weges.
Tektonik
Das Kartiergebiet kann durch eine für die Nördlichen
Kalkalpen typische, nordgerichtete Überschiebungstek299
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
tonik gekennzeichnet werden. Als tektonische Einheiten
können Allgäu-, Lechtal- und Inntaldecke abgegrenzt
werden. Die übergeordnete, tektonische Struktur stellt
möglicherweise einen erodierten Duplex dar, in dem die
Basisüberschiebung (floor thrust) die Grenze zwischen
Lechtaldecke im Hangenden und Allgäudecke im Liegenden bildet (Aufschlüsse: Schwabwannentobel, östlich
Tristelleralpe: Rhätoliaskalk auf Allgäuschichten; Top
Höllenspitze: Hauptdolomit auf Allgäuschichten). Die
Dachüberschiebung (roof thrust) trennt Hauptdolomit der
Inntaldecke im Hangenden und Kreideschiefer der Lechtaldecke im Liegenden (Rüfispitze, Gümplespitze, Krabachspitze). Überschiebungen und Schuppenbildung
(horsetail structures) innerhalb der Lechtaldecke reflektieren die Zerscherung der Lechtaldecke während der
Kollision mit der nach Süden abtauchenden Allgäudeckenrampe (Aufschlüsse: Wöstersattel: Hauptdolomit,
bzw. Raibler auf Lechtaler Kreideschiefer). Die tektonische Situation am Wösterhorn und die abtauchende Allgäudecke in Richtung Süden vermitteln den Eindruck
einer schrägen Rampenüberschiebung der Lechtaldecke
über die Allgäudecke. Unterstützt wird diese Aussage
durch den anschließenden Übergang in einen einfachen
Sattel- und Muldenbau (Lechtaler Sattelstruktur).
Die Grenzziehung zwischen Allgäudecke und Lechtaldecke ist im bearbeiteten Kartiergebiet heftig umstritten.
Die hier dargestellte Möglichkeit zur tektonischen Gliederung stellt die momentane Arbeitshypothese dar und soll
im nächsten Jahr verifiziert oder verändert werden.
148 Brenner
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Raum Mislkopf
auf Blatt 148 Brenner
B ERND K OLENPRAT
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Der im Geländesommer 1998 aufgenommene Bereich
am Kartenblatt Brenner 148 umfasst das Tarntaler Mesozoikum im Bereich des Mislkopfs (2623 m) sowie jene Anteile der südlichen Innsbrucker Quarzphyllitzone, die diesen Bereich einschließen.
Ziel dieser Aufnahme war es, die komplexe polyphase
tektonomorphe Entwicklung sowie die Geometrie dieses
kristischen Bereiches durch eine Detailkartierung und
eine detaillierte Strukturbearbeitung zu klären.
Das Tarntaler Mesozoikum im Bereich des Mislkopfs
stellt eine der westlichen Fortsetzungen der Mesozoika
der Tarntaler Berge dar. Im Gegensatz zu den Tarntaler
Bergen zeigt sich eine nur unvollständig erhalten gebliebene Schichtfolge, welche aufgrund der starken sprödtektonischen Beeinflussung noch weiter verkompliziert
wird. Dennoch kann eine Differenzierung, vergleichbar
mit dem eigentlichen Tarntaler Mesozoikum, in zwei Decken durchgeführt werden: Hippold Decke: Dolomite,
Kalke, Rauwacken und Permoskythsedimente; Reckner
Decke: Serpentinit, Ophikalzite, Sandsteine, Kieselkalke,
Radiolarite, Kalkphyllite, Tonschiefer und Dolomitbrekzien.
Die Deformationsentwicklung bzw. die Geometrie dieses Bereiches kann nur im Zusammenhang mit der Strukturentwicklung der südlichen Innsbrucker Quarzphyllitzone (IQP-Zone) und der Penninischen Nordrahmenzone
des Tauernfensters verstanden werden. Typisch für diesen südlichen Anteil der IQP-Zone und der Penninischen
Nordrahmenzone sind Imbrikationsstrukturen, welche
sich während der Subduktion der Penninischen Einheiten
ausbilden. Einerseits zeigt sich eine interne Imbrikation
des Unterostalpins und andererseits führt dies zur Imbrikation von Unterostalpin mit der Penninischen Nordrahmenzone.
Diese Imbrikationsstrukturen werden nachfolgend
während der beginnenden Exhumation des Tauernfensters durch eine transpressive Phase überprägt. Im Fall der
IQP-Zone führt dies zur Überprägung der eoalpinen
300
mylonitischen Foliation durch eine SW–NE- und W–Eorientierte Faltung mit einer Achsenebenenschieferung
bzw. auch zur vollständigen Crenulation dieser älteren
Foliation und der Ausbildung einer penetrativen tertiären
Foliation. Im Gegensatz zu der mittelsteil nach NW einfallenden eoalpinen mylonitischen Foliation (mit WSWorientierter Streckungslineation, Schersinn top to WSW)
zeigt die tertiäre Foliation ein steil nach N gerichtetes Einfallen (Streckungslineation W–E-streichend).
Im Tarntaler Mesozoikum des Mislkopfs führt dieses
Event zur Ausbildung einer großen W–E-streichenden
asymmetrischen Synform, deren Achsenebene mittelsteil
gegen N einfällt. Im Vergleich mit der IQP-Zone wird im
Tarntaler Mesozoikum die präexistierende Foliation
(Streckungslineation SE–NW-streichend) nicht vollständig überprägt, sondern es führt nur zur Ausbildung einer
meist schwachen Achsenebenenschieferung. Diese fällt
im Südschenkel (Bereiche südlich des Mislkopfs) mittelsteil nach N, im Nordschenkel (Rauher Kamm – Kreuzjöchl) steil nach N ein. Bemerkenswert ist, dass der IQP,
welcher direkt nördlich und südlich an das Tarntaler Mesozoikum anschließt, eine penetrative tertiäre Foliation
aufweist, wohingegen der IQP im Liegenden des Mesozoikums nur eine geringere Überprägung mit enger W–Eorientierter Faltung zeigt. Entsprechend der Strukturprägung in den anderen tektonischen Einheiten, zeigt die
Nordrahmenzone des Tauernfensters eine transpressive
tertiäre Foliation (parallel zur der tertiären Foliation der
IQP-Zone), welche ebenso eine präexistente Schieferung
überprägt. Die progressive Exhumation des Tauernfensters führt in der Nordrahmenzone zu der Ausbildung
eines Scherbandgefüges bzw. einer neuen mylonitischen
Foliation. Dieses Gefüge ist generell steiler als die transpressive Foliation orientiert und zeigt im Westen des Tauernfensters ein flacheres Westeinfallen (Schersinn top to
W) und an der Nordgrenze ein steiles Einfallen nach N
(Schersinn top to N).
Gegenüber diesen duktilen Strukturen im Tauernfenster führt diese Deformationsphase im Unterostalpin zur
Ausbildung von spröden Abschiebungs- und Blattverschiebungsstruktruen. Dies sind einerseits die im Zusammenhang mit der Brenner Abschiebung stehenden,
W-gerichteten Abschiebungsflächen und andererseits
die im Norden den Tauernfensters auftretenden, N-gerichteten Abschiebungsflächen. Blattverschiebungen
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spiegeln sich an Schrägabschiebungen an den N-einfallenden Abschiebungsflächen und an großen senkrechtstehenden W–E-streichenden Störungen wider. Die die
Geometrie des Tarntaler Mesozoikums des Mislkopfs bestimmenden sprödtektonischen Elemente sind vor allem
die nach S einfallenden antithetisch zur Tauernabschiebung gebildeten listrischen Abschiebungen bzw. senkrechte W–E-streichende Seitenverschiebungen, die dieses ältere System überprägen.
Die Geometrie des Tarntaler Mesozoikums des Mislkopfs kann somit als asymmetrische W–E-streichende
Synform charakterisiert werden, welche während eines
transpressiven tertiären Events gebildet wurde und welche durch antithetische S-gerichtete listrische Abschiebungsflächen bzw. darauf folgende W–E-Seitenverschiebungen segmentiert wurde. Das Tarntaler Mesozoikum
des Mislkopfs lässt sich somit in mindestens vier große
Segmente unterteilen (Hirschenstein, Mislkopf und anschließende südliche Bereiche, Winterstallgrat, Rauher
Kamm – Kreuzjöchl). Eine Abschätzung der Abschiebungskomponente zeigt sich im Vergleich mit dem Hirschenstein (Pkt. 2281, südlich des Mislkopfs), indem hier
eine Vertikalkomponente von mindestens 200 Höhenmetern bestimmt werden kann.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Quartär
auf Blatt 148 Brenner
J ANUSZ M AGIERA
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Jahre 1998 wurden die Untersuchungen im oberen
Teil des Navistals, im Waldrastertal, im Voldertal und im
Obernbergtal durchgeführt.
Navistal
Die Kartierung im Navistal war die Fortsetzung der dort
im Jahre 1997 begonnenen Arbeiten und umfasste den
um Navis gelegen Teil des Tals. Die unteren Teile der Talabhänge sind mit ausgedehnten und mächtigen Eisrandsedimenten (Kamesterrassenablagerungen) bedeckt. Die
Terrassenkante ist nordöstlich von Navis besonders
deutlich zu sehen – auf der Höhe von 60–80 m über der
Talboden. Die Kamesterrasse besteht aus Schutt und
größeren Felsblöcken. Dieser Schutt ist in Aufschlüssen
am linken Talabhang unterhalb von Navis sichtbar. Die
Kamesterrasse entstand in der Zeit des intensiven
Schmelzens des Gletschers, der den tiefer gelegenen Teil
des Tals ausfüllte, wahrscheinlich während des Steinachoder Gschnitzstadiums.
Spätglaziale Endmoränen sind in den Seitentälern des
Navistales zu finden. Ein ausgeschwemmter Wall einer
Endmoräne befindet sich im Grünbachtal, in der Nähe der
Schneideralm, auf der Höhe von etwa 1720–1740 m. Darunter ist dieses Tal mit fluvioglazialen Ablagerungen bedeckt. Der viel längere Grünbergalmgletscher hinterließ
eine Moräne, die bis auf eine Höhe von etwa 1500 m (unterhalb des Gasthofs „Peeralm“), zu verfolgen ist. Dort
fehlt jedoch der Endmoränenwall. Die Moränen der Gletscher, die von den nördlichen Abhängen der Schafseitenspitze (2602 m) in Richtung Navistal herabflossen, erstrecken sich hangabwärts bis zu einer Höhe von etwa
1700–1800 m.
Die jüngsten spätglazialen Stadien, durch kurze Kargletscher gekennzeichnet, hinterließen gut erhaltene
Endmoränenwälle: auf den Mislböden (ca. 2260–2340 m),
auf der Grünbergalm (2160–2260 m) und an den nördlichen Abhängen der Schafseitenspitze (Schafalm-Hochleger: 2100–2180 m, Stippleralm: 2080–2300 m, Blasigleralm-Hochleger: 2050–2200 m). Die Verteilung dieser
Moränen weist auf zwei bis drei Rückzugsphasen der
Gletscher hin. Die ausgedehnten Blockfelder unter dem
Naviser Jöchl und der Grafmarteralm, in einer Höhe zwischen 1900 und 2150 m, stammen vermutlich auch aus
dieser Periode.
In der postglazialen Periode, nach dem Schwinden des
Dauerfrostes kam es auch zur Entstehung der ausgedehnten Blockwerkfelder und der Bergstürze auf der
Grünbergalm, in der Nähe der Tischleralm, unter der Naviserhütte und unter dem Gallenschrofen.
Waldrastertal
Der untere Teil des Waldrastertals, unterhalb der Ochsenalm, ist mit Moräne bedeckt, die wahrscheinlich dem
Steinach-Stadium zuzuordnen ist. Die Endmoräne dieses
Gletschers hat sich beim Ausgang des Tals, in der Nähe
von Mötzens, erhalten. Sie bildet dort zwei parallele Wälle. Direkt unterhalb der Endmoräne schließen Eisstauseetone an. Sie entstanden wahrscheinlich vor dem Steinach-Stadium in einem durch den Wipptalgletscher aufgestauten See.
Von der Ochsenalm aufwärts sind die Abhänge und der
Talboden des Waldrastertals mit ausgedehnten und
mächtigen Murablagerungen bedeckt. Sie bestehen aus
scharfkantigem Schutt, der in der Schottergrube, dicht
vor der Ochsenalm, am besten aufgeschlossen ist. Die
Muren gingen hauptsächlich von den steilen und ausgedehnten Abhängen der Serlesmassivs (2717 m) ab. Später wurden sie durch die Bäche im Tal teilweise erodiert.
Im unteren Teil der Ochsenalm sind diese älteren Sedimente in Form einiger Hügel erhalten. Diese Murenablagerungen sind gute Wasserspeicher und es entspringen
aus ihnen große Quellen (Siebenbrunnen).
Moränen sind im Langen Tal, wo sich Seitenmoränen
zwischen der Höhe von etwa 1550 und 1720 m erstrecken, und im Waldrastertal (Matreier Grube) erhalten.
Wälle von Endmoränen sind dort in einer Höhe zwischen
ca. 1950 und 2200 m sichtbar.
Voldertal
Das Voldertal ist asymmetrisch: der linke Abhang (orographisch) ist steil und felsig, mit wenigen Quartärablagerungen. Der rechte Abhang ist sanfter und die Quartärablagerungen sind ausgedehnt und mächtig.
An beiden Abhängen des unteren Teiles des Tales, in
der Nähe der Stiftsalm, hat sich auf der Höhe von etwa
20–70 m über dem Talboden eine Kamesterrasse erhalten. Diese Terrasse besteht aus Sand und Schutt, horizontal- und schräg geschichtet und in der Terrassenkante
auf der linken Teilseite sichtbar. Die Terrasse entstand infolge der glazilimnischen Sedimentation im Bereich zwischen der Front des Voldertalgletschers und dem Inntalgletscher. Im Talboden, unterhalb der Kamesablagerungen, kommt Moräne vor. Unklar ist die Stellung und das
Alter eines Seitenmoränenwalles, der die Terrasse westlich umrahmt.
Die ausgedehnte Verflachung des rechten Talabhanges
in der Nähe der Galtalm (auf der Höhe von etwa
1800–2100 m) ist wahrscheinlich mit Eisrandsedimenten
(Kamesterrasseablagerungen) bedeckt. Sie entstanden
in der Zeit, als das Tal mit dem Gletscher bis zur Höhe von
mindestens 2100 m ausgefüllt war.
301
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Die jüngsten Rückzugsstadien sind duch eine Anhäufung von Moränen und Moränenresten – bei der Mündung
des Gamsbaches in 1280 m, bei der Vorbergalm (etwa
1540 m), bei der Steinkasernalm (etwa 2000 m), in Melkboden (etwa 2220 m) und unter dem Eisenkar (etwa
2340 m) belegt.
Moränen kommen außerdem am rechten (d.h. nach
Westen gerichteten) Talabhang vor. Es sind hauptsächlich Reste von Blockgletschern, die in die ausgedehnten
Hangdepressionen herabflossen: in der Nähe der Markissalm (auf eine Höhe von etwa 1700 m herunterreichend), der Haneburgeralm (auf etwa 1680 m) und der
Malgrubleralm (auf etwa 1800 m). Undeutliche Wälle der
rezessiven Endmoränen dieser Gletscher haben sich auf
der Höhe von etwa 2080–2250 m und 2200–2250 m erhalten. Zwei weitere, nach Süden gehende, Depressionen, unter dem Sunntiger (2667 m) und unter der Seekarspitze (2646 m), waren mit „typischen“ Eisgletschern
ausgefüllt. Sie hinterließen deutliche Endmoränenwälle
auf der Höhe von etwa 2010 m und etwa 2300 m.
Der untere Teil des linken (nach Osten gerichteten) Voldertalabhangs ist mit sehr ausgedehntem Hangschutt
und Blockwerk bedeckt, der postglazial bis rezent entstand. Die größten Blöcke erreichen Durchmesser bis
über zehn Meter (z.B. zwischen Klausboden und
Schwarzbrunn).
Den Talboden bildet eine schmale alluviale Ebene in der
Nähe von Klausboden, Schwarzbrunn und Dörfl. Fast der
ganze Talboden ist mit Felsblöcken aus den ausgewaschenen Moränen bedeckt.
Obernbergtal
Es wurde der mittlere Teil des Tals, zwischen Obernberg und Hinterenns, kartiert. Das Tal bildet eine landschaftlich herrliche Gegend und ist auch in didaktischer
Hinsicht sehr interessant. Unter den alluvialen Ablagerungen ragen zahlreiche und gut ausgebildete Kameshügel
hervor. Alluviale Ablagerungen haben die Form der flachen Schwemmkegel, die sich vom Hinterennstal und von
Seitentälern her aufbauen. Die Kames sind bis über 10 m
hoch, bis etwa 200 m lang und bis etwa 100 m breit. Sie
entstanden infolge der oberflächigen (arealen) Entgletscherung des Tals. Im mittleren Teil des untersuchten Talabschnitts, bei Eben, haben die Kames stark gelängte
Formen und liegen schräg zur Talachse. Die deutlichsten
Formen nahmen sie in den schrägen Gletscherspalten an.
Im oberen Teil, beim Waldbauer, bildeten sich die Kames
meistens im System der Längsspalten des Gletschers. Im
unteren Teil, in der Nähe von Obernberg, überwiegen die
Kegelkames, die in kreisförmigen und ovalen Schmelzwannen entstanden. Eisrandsedimente bilden auch eine
Kamesterrasse von etwa 60 m Höhe, die am rechten Talabhang zwischen Eben und Obernberg erhalten ist, und
einen Kamesschwemmfächer von ähnlicher Höhe, der
beim Ausgang des Fradertals sichtbar ist.
Die Moränen aus dem selben Stadium, aus dem die Kames stammen, haben sich fragmentarisch an folgenden
Stellen erhalten: im Talboden in der Nähe von Obernberg
und Eben und am linken Abhang zwischen Gereit und
Waldbauer. An dieser letzten Stelle ist deutlich ein Wall
der Seitenmoräne zu sehen. Ein ausgedehnter Moränenstreifen ist auch beim Ausgang des Seetales sichtbar.
Postglazialer Hangschutt und postglaziales Blockwerk
bedecken die Abhänge und füllen den ganzen Talboden
oberhalb von Hinterenns aus. Das größte Blockwerk, mit
Felsblöcken vom Durchmesser bis zu 10 m, kommt beim
Ausgang des Seetals vor. Das sind die Ausläufer eines
302
ausgedehnten Bergsturzes, der das ganze Seetal abdämmte und die Entstehung eines natürlichen Stausees
verursachte. Er liegt aber schon außerhalb des Blattes
Brenner.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
auf Blatt 148 Brenner
A XEL N OWOTNY
Die durchgeführten Geländebegehungen im Berichtsjahr 1998 lagen einerseits im NE-Bereich des Kartenblattes im Voldertal, andererseits wurden Kartierungslücken
im Gebiet des Sattelbergs bis Gries am Brenner und im
östlichen Schmirntal geschlossen.
Die Kartierung des östlichen Voldertals zwischen dem
nördlichen Blattrand und dem Eisenkar im Süden zeigt
einen nahezu identen Gesteinsaufbau wie der Bereich
zwischen Glungezer und Grünbergspitze im W des Voldertales. N des Eisenkares treten Porphyroide auf, welche gegen NW in Richtung Steinkaseralm streichen. Diese sind entlang E–W-verlaufenden meist steil stehenden
Störungszonen versetzt. N der Seekarspitze finden sich
mehrere m mächtige Grünschieferbänke. Die Grünschiefer sind reich an Karbonat. Gegen N folgt eine Zone, welche makroskopisch einen gegenüber dem Phyllit deutlich
höher metamorphen Habitus zeigt. Es sind vor allem
Glimmerscherschiefer mit teilweise gneisigen Partien, auf
deren Schichtflächen mitunter Granat beobachtet werden kann. Meist erreicht der Granat eine Größe von unter
1 mm. Der Sunntiger 2667 m wird von stark vergrüntem
Glimmerschiefer aufgebaut. Der N gelegene Malgrübler
zeigt wiederum einförmigen Quarzphyllit. Die Grenze zwischen dem vergrünten Glimmerschiefer des Sunntigers
und dem Quarzphyllit des Malgrüblers ist tektonisch. Im N
der Haneburgeralm gegen das Malgrüblerkar folgt wiederum Glimmerschiefer, tw. auch Schiefergneis mit feinem Granat. Am Malgrüblerkar selbst konnte kein Granat
gefunden werden. Darüber hinaus sind die Gesteine in
diesem Bereich stark mylonitisiert. Diese starke Mylonitisierung lässt sich bis zum Komplex des Haneburgers verfolgen. N des Haneburgers tritt innerhalb von Quarzphyllit
eine bis zu 10 m mächtige Porphyroidlage auf. Die Ausbildung innerhalb dieses Schichtpakets variiert von weißem
teiweise grünlichem Quarzit über graue typische Porphyroide zu gröberen Gneisen mit Augen bis zu 2 cm. Die weitere Kartierung des Kammes, welcher sich ab der Haneburger Alm gänzlich auf dem östlich gelegenen Kartenblatt 149 Lannersbach befindet, gegen N, wird von typischem Quarzphyllit mit Einschaltungen von Grünschiefer
gebildet. Diese Grünschiefer sowohl am Roßkopf als auch
am Largoz aufgeschlossen, zeichnen sich durch einen
geringeren Karbonatanteil gegenüber den N der Seekarspitze angetroffenen Grünschiefer aus.
Weiße bis grau gebänderte Kalkmarmore konnten am
Klausbach aufgefunden werden. Diese Serie mit Kalkmarmoren und Grünschiefer stellt die Fortsetzung der Gesteine des Lanser Berges und des W-Abhanges des Voldertales dar. Bis auf die Kammregion ist das östliche Voldertal
mächtig von junger Überlagerung bedeckt. Neben der
Bergzerreißung und den daraus resultierenden Blockhalden, welche bis in etwa 1900 m Seehöhe reichen, ist
vor allem mächtige Moränenbedeckung zwischen Klausboden im S und dem Klausbach im N zu beobachten. In
der Talregion finden sich Stauseesedimente im Bereich
Klausboden und zwischen Schwarzbrunn und W der
Vorbergalm.
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Ausgehend von den Arbeiten F RISCH (1976–1983) wurde der Bereich des Sattelberges zwischen Sill und Griebenbachtal und das Gebiet N von Innerschmirn und Toldern begangen.
Die Abhänge zur Sill zwischen Silltal und der Sattelbergalm werden von Schwarzphyllit mit Einschaltungen
von Kalkglimmerschiefer und untergeordnet Dolomit
aufgebaut. Als hangendstes Schichtglied sind mächtige
Grünschiefer aufgeschlossen. Dieser Gesteinszug kann
vom Ausgang des Obernbergtales bis zur Staatsgrenze
verfolgt werden. Zwischen Gries am Brenner und der Sattelbergalm treten, innerhalb der Bündnerschiefer, Gesteine der Matreier Schuppenzone auf. Es handelt sich dabei
um die Fortsetzung der am Padauner Kogel aufgefundenen Gesteine. Weiße Dolomite und Quarzite, aber auch
Kalkmarmore, sind zu beobachten. Untergeordnet treten
bunte Phyllite N St. Sigismund und im Bereich der Sattelbergalm auf. Die Grenze zwischen den Gesteinen der
Bündner Schiefer beziehungsweise Matreier Schuppenzone und den Gesteinen der Steinacher Decke befindet
sich im Grabenbeich W der Sill zwischen Sattelbergalm
und Sattelberg. Der Grenzbereich ist stark tektonisiert.
Der Sattelberg selbst ist im Wesentlichen aus Quarzphyllit
aufgebaut. Es finden sich allerdings mehrere Einschaltungen von Eisendolomit. Das größte Vorkommen von Karbonaten ist am Fußweg auf den Sattelberg N der Sattelbergalm. Es treten in diesem Bereich Fe-Dolomite, dunkle
Kalkschiefer und Dolomitmarmore mit Einschaltungen
von hellem Phyllit auf. Wie in weiten Bereichen im S des
Obernberger Tales finden sich auch hier mächtige weiße
Quarzite, daneben Grünschiefer und Graphitschiefereinschaltungen innerhalb des Quarzphyllits.
Der äußerste E-Teil des Kartenblattes N von Innerschmirn – Toldern wird von Bündner-Schiefer aufgebaut.
Die tieferen Anteile des Tolderer Schrofens werden von
kalkreichem, tw. auch quarzitischem Schiefer, darüber in
Höhe der Mader Ochsenalpen von dunklen kalkarmen
Phylliten aufgebaut. Innerhalb letzterer finden sich mehrere Einschaltungen kalkfreier Phyllite, teilweise ebenflächig und graphithältig, daneben aber auch mit welligflächigem Gefüge. Im Hangenden dieser dunklen Schiefer
treten massig ausgebildete helle sandige Schiefer auf.
Wie im Gebiet des Reißenschuhes ist auch im Gebiet der
Scheibenspitze ein Abgleiten großer Blöcke der massigen
hellen Schiefer auf den dunklen Schiefern und Phylliten
zu beobachten.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Zentralgneis
auf Blatt 148 Brenner
M ATHIAS O EHLKE
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Die Aufnahmen 1998 befassten sich vor allem mit dem
Zentralgneisareal im SE-Eck des Blattes Brenner. Der
nach Westen abtauchende Zentralgneis des Tuxer Kerns
ist hier letztmalig im Venntal (E Hst. Brennersee) und im
Silltal (Grießbergalm, SE Brennerpaß) aufgeschlossen. In
beiden Tälern befinden sich in mittlerer Höhe (um 1600 m
SH) Steinbrüche mit guten Aufschlüssen.
Venntal
Im Talschluss des Venntals hinter den Vennhöfen erschließt ein seit 1984 aufgelassener Steinbruch (ab
1560 m SH) auf der Nordseite eines ebenen Talbodens die
Serien über dem Zentralgneis. Hier wurden besonders ein
plattiger, feinkörniger Gneis (10–20 m mächtig) mit kleinen porphyrischen K-Feldspateinsprenglingen und die
darüberliegenden basalen Einheiten des Hochstegenmarmors, die ebenfalls sehr plattig spalten, als Baustein
gewonnen. Unter dem Gneis sind noch einige m einer
(Granat-)Gneis/Amphibolit-Wechsellagerung des Altkristallins aufgeschlossen.
Der ebene Talboden wird vom Oberen Karboden durch
einen 150 m hohen, hufeisenförmigen Felsriegel, der nahezu das ganze Tal umschließt, abgetrennt. Im nördlichen
Teil des vornehmlich aus zwei Glimmer führendem Zentralgneis bestehenden Riegels ist in der Wand unter der
Venner Alm eine 10 m mächtige, sehr leukokrate Gneisvarietät aufgeschlossen, die durch deutliche Erzführung
und rostrote Verwitterungsfarben auffällt. Der frische
Gneis ist feinkörnig, milchigweiß und zeigt u.d. Lupe porphyrische Quarzkörner von 2–3 mm. In den Plattenschüssen des Bachbettes am Fuß dieser Wand schwimmt ein
intermediärer, grüngesprenkelter Biotitgneis in kantigen,
dm-großen Bruchstücken zwischen Adern eines aplitischen Gneises. Weiter südlich im Felsriegel nimmt der
Anteil an biotitreichen Gneisen zu und lokal ist eine große
amphibolitische Scholle zu beobachten.
Am Wanderweg zur Landshuter Hütte, der diese Wand
südlich umgeht, quert man noch vor der Antonienquelle
am Weg einen feinkörnigen, plattigen Gneis mit bis zu
5mm großen, porphyrischen K-Feldspäten. Dieser Typus
tritt auch im Bereich des höheren Karbodens häufiger auf
und ist dort mit grobkörnigem, porphyrischem Zentralgneis vergesellschaftet. Im Areal um den kleinen Karsee
am Pkt. 2417 kommt dazu noch ein mittelkörniger Biotitgneis.
Im kleinen Tälchen südlich vom Sumpfschartl treten im
hellen Granitgneis mehrere m lange gestreckte basische
Xenolithe auf, während noch etwas weiter südwestlich
größere Granitgneisschollen im Biotitgneis schwimmen.
Mehrere parallele Moränenwälle sind vor allem im südlichen Talboden ausgebildet, die bis zur Talkante hinab
reichen. Die Antonienquelle entspringt am Fuß eines solchen Schuttkörpers, allerdings weiter östlich, als auf den
meisten Karten dargestellt. Das Kar westlich des Kraxentragers füllt nahezu vollständig ein mächtiger Blockgletscher aus, der im vorderen Bereich vom „Geistbeckweg“
gequert wird.
Der Felsriegel im Tal zwischen 2400 m und 2500 m SH,
der das kleine Seitental an der Landshuter Europahütte
mit dem Eissee abschnürt, wird im Wesentlichen vom
Porphyrgneis gebildet. Die Gletscherschliffe auf dem Top
des Riegels zeigen hingegen einen grobkörnigen, nichtporphyrischen und nur geringdeformierten Granitgneis.
In dem kleinen Kar nordwestlich über der Hütte befindet
sich eine schmale Linse eines Hornblendegarben führenden dunkelgrünen Gneises, während daneben an der
Scharte nördlich der Hütte und am Gratweg zum Kraxentrager ein sehr heller, mittelkörniger Aplitgranitgneis auftritt. Höher am Grat ist ein Biotitgneis aufgeschlossen, der
noch etwas höher wiederum als Schollen im Granitgneis
auftritt.
Silltal
Im Silltal wird die am westlichsten vorspringende Nase
des Zentralgneiskerns in einem noch im Abbau befindlichen Steinbruch ab 1650 m SH gewonnen. Es steht hier
ein grauer, grobkörniger und großporphyrischer Granitgneis an. Er zeigt kaum eine Schieferung und wirkt nur
gering deformiert. Die K-Feldspäte sind bis zu 6 cm lang.
303
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Auf der oberen Strosse des Bruchs sind lokal mehrere
dm-große basische Einlagerungen zu erkennen.
Die Grenze dieses Porphyrgneises zum auflagernden
Hochstegenmarmor ist nördlich einer kleinen Holzbrücke
über den Sillbach in 1640 m SH angeschnitten. Zwischengelagert sind noch wenige cm eines schiefrigen Quarzits.
Die Schieferung des Gneises fällt mittelsteil (um 35°) nach
NW ein und wird von der steileren Foliation im Marmor
abgeschnitten. Die Grießbergalm steht auf einem Felsvorsprung des Porphyrgneises an der markanten Talkante, die in beiden Tälern etwa bei 1950 m SH verläuft. Die
Schieferung verflacht nach Osten und beträgt hier nur
noch um 20°. Gneislineationen fallen nach W wie auch
nach WSW mit etwa 20° ein.
Am nördlichen Seitenhang unter der Alm quert der Weg
Reste eines stark überwachsenen Moränenwalls, der sich
östlich über der Alm in größerer Mächtigkeit weiterzieht.
An diesem Hang, nur 50 Höhenmeter über der Alm, ist er-
neut die scharfe Grenze des Gneises zum Marmor aufgeschlossen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der granitische Porphyrgneis offensichtlich eine nach NE schmaler werdende Lamelle von etwa 150–200 m Mächtigkeit
darstellt, die sich aus dem Silltal über die Grießbergalm,
die Südwände des oberen Venntals und den Talschluss
bis zum Grat westlich des Kraxentragers verfolgen lässt.
Im Kern dieser aufgewölbten Lamelle treten im mittleren Venntal granitische Gneise zusammen mit intermediären und untergeordnet basischen Gesteinen auf, deren
Genese durch eine unvollständige Mischung verschieden
zusammengesetzter Teilschmelzen bedingt sein kann.
Feinkörnige Porphyrgneise stellen an Scherhorizonten
mylonitisierte Äquivalente des höheren, grobkörnigen
Porphyrgneises dar. Die flacheren Lagerungsbeziehungen im Zentralgneiskern werden von den nach Westen
steiler einfallenden, auflagernden Serien abgeschnitten.
149 Lanersbach
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Quartär der Tarntaler Berge
auf Blatt 149 Lanersbach
C HRISTIAN D INGELDEY
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Das aufgenommene Gebiet liegt großteils innerhalb des
Bundesheer-Truppenübungsplatzes „Wattener Lizum“ in
den Tuxer Voralpen. Da bereits eine geologische Karte,
verfasst im Rahmen der Dissertation von Frau M. E NZENBERG -P RÄHAUSER (1976), existiert, handelte es sich bei der
diesjährigen Arbeit um eine Neuaufnahme der Tarntaler
Berge. Diese wurde in der zweiten August- und der zweiten Septemberhälfte 1998 durchgeführt.
Neben der Überprüfung besagter Karte auf ihre inhaltliche Richtigkeit lag der Schwerpunkt auf der detaillierten
Aufnahme der Quartärformationen, da diese mit Ausnahme der größeren Moränenwälle von Frau E NZENBERG-P RÄHAUSER nicht weiter untergliedert worden waren.
Der nicht-quartäre Anteil der geologischen Karte von
Frau E NZENBERG-P RÄHAUSER wurde anhand von mehreren
Profilbegehungen überprüft. Die wichtigsten davon sind
die Profile Lizum – Klammjoch – Roßböden, Klammjoch –
Knappenkuchl, Lizum – Tarntalscharte – unteres/oberes
Tarntal – Reckner, Lizum – Pluderling – Geier, Außerlann –
Hippold – Eiskarspitze, Torjoch – Graue Wand – Torspitze
und eine Umrundung von Kalk- und Torwand. Dabei wurde festgestellt, dass die Aufnahme von Frau E NZENBERGP RÄHAUSER sehr genau und detailliert erfolgt war, sodass
nur geringfügige Änderungen meinerseits vorgenommen
wurden:
1) Im Bereich Tarntaler Köpfe – Klammsee sind die oberjurassischen Kieselschiefer ohne Unterbrechung bis
auf Höhe des Klammjochs hinab zu verfolgen. Erst ca.
100 m S des Klammjochs werden sie von Moränenbzw. Bergsturzmaterial überdeckt.
2) Der Grenzbereich Mesozoikum/Quarzphyllit zwischen
dem Klammjoch und dem westlichsten Punkt der Militärstraße oberhalb der Roßböden stellt sich etwas anders dar als auf der Karte von Frau E NZENBERG-P RÄ304
3)
4)
5)
6)
HAUSER . Der laut Frau E NZENBERG -P RÄHAUSER durchgehende und stellenweise bis 200 m breite Permoskythquarzit wurde in dieser Form nicht angetroffen. In meinen Augen stellt er sich als wesentlich schmälerer
Streifen dar, der wiederholt unterbrochen ist und entlang von ungefähr N–S-verlaufenden nahezu senkrechten Störungen mit Aniskarbonaten, Quarzphyllit
und Jura-Kieselschiefern verschuppt ist.
Der nördlich anschließende mächtige Quarzphyllit
(Mölser Schober – Mölser Berg) wurde von Frau ENZENBERG -P RÄHAUSER ohne Berücksichtigung der lokalen
Quartärbedeckung durchgezeichnet.
Direkt südlich des Geier, genau an der Grenze zu den
Bündner Schiefern des Penninikums wurde ein kleiner
Bereich mit stark kataklasiertem Serpentinit angetroffen. Es erscheint mir allerdings nicht sicher, dass es
sich hierbei um anstehendes Gestein handelt (es wäre
dann zwischen Penninikum und der Basis der Hippolddecke (!) eingeklemmt – bekanntlich finden sich in der
Hippolddecke nirgendwo Serpentinite). Ein ähnlicher
schmaler Streifen von Serpentinit(geröll) fand sich im
Talschluss der Lizum an der westlichen Talseite auf ca.
2280 m am unteren Ende der vom Lizumer Sonnenspitz herunterziehenden Schuttkegel – hier handelt es
sich möglicherweise um einen eingeschuppten Gleitspan an der Basis der Recknerdecke.
Im Grenzbereich Quarzphyllit – Mesozoikum auf der
Torspitze bzw. westlich davon wurden mehrere Linsen
bzw. Schuppen aus Permoskythquarzit gefunden, die
auf der Karte von Frau E NZENBERG-P RÄHAUSER nicht
verzeichnet sind. In allen Fällen zeigen diese Quarzite
eine kühle Deformation an und es fanden sich keine
Anhaltspunkte für eine transgressive Auflagerung auf
dem Quarzphyllit.
Die nach S bzw. SE abfallenden steilen Grashänge
oberhalb der Junsalm (Seitental des Tuxer Tales) lassen eine eindeutige Quartärabgrenzung schwer zu. Die
dort auftretenden monotonen Bündner Schiefer bilden
durch In-situ-Verwitterung oft kleine Rutschungen,
andererseits rutscht oft auch nur der Oberboden über
dem anstehenden Gestein ab. Lediglich der riesige
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Bergsturz von Tor- und Kalkwand (mit Blöcken bis
rund 50 m Länge!) lässt sich bis zum Talboden hin abgrenzen.
7) Eine Untergliederung des Serpentinits vom Reckner
und Geier in Serpentinit, Ophikarbonate und Blauschiefer wurde deshalb nicht vorgenommen, weil diese Randgesteine des Serpentinits nur sehr geringmächtig sind und meist in Form kleiner Linsen und
Schuppen auftreten.
Da der Gebirgsstock Kalkwand–Torwand und die Eiskarspitze wegen der Steilheit des Geländes nicht begehbar ist, wurde auf eine detaillierte Untergliederung der
Tarntaler Breccie wie in der Karte von Frau ENZENBERGP RÄHAUSER verzichtet. Statt dessen wurde eine grobe Unterteilung in schiefer-, quarzitschollenbreccien- und karbonatbrecciendominiert vorgenommen.
Im Hauptstock der Tarntaler Berge (Reckner – Lizumer
Sonnenspitz – Tarntaler Köpfe) hat sich die Karte von Frau
E NZENBERG-P RÄHAUSER als nahezu fehlerlos herausgestellt.
Bei der K a r t i e r u n g d e s Q u a r t ä r s wurde getrachtet, die Schuttfächer und Blockschuttströme bzw. Bergstürze genau abzugrenzen und dem zumeist nur im Bereich der Talböden bzw. an flacheren Hängen erhalten gebliebenen Moränenschutt zu unterscheiden. Eine Trennung zwischen „grobem“ Hangschutt (d.h. mit Blöcken
von .1 m 3) und Bergsturzmaterial erschien mir zu willkürlich, deshalb habe ich diesen Phänomenen eine einheitliche Signatur zugewiesen. Eindeutig als Bergsturz zu
klassifizieren sind die Schuttströme auf beiden Seiten der
Kalkwand; sie sind möglicherweise das Ergebnis der
„Zerschießung“ des Reuterturmes durch die deutsche
Wehrmacht in den 40er Jahren.
In Gebieten mit homogener Lithologie (Quarzphyllit,
Bündner Schiefer) ergaben sich häufig Schwierigkeiten
bei der Abgrenzung von auflagerndem Lockermaterial.
Beispielsweise befindet sich beiderseits der Militärstraße
östlich des Mölser Berges ein großes von Vegetation
überwuchertes Blockfeld, das aber augenscheinlich nicht
von einem Bergsturz herrührt und dessen Baumbewuchs
keine Bewegung innerhalb der letzten ca. 200 Jahre erkennen lässt. Vermutlich handelt es sich hier um In-situBlockverwitterung des Untergrundes.
Moränenwälle treten morphologisch meist deutlich
hervor, besonders im hinteren Lizumtal und im Bereich
Hippold – Kalkwand. Bei den gewaltigen Blockschuttmassen, welche die beiden Recknergipfel umrahmen,
dürfte es sich um ehemalige Blockgletscher handeln –
Toteisreste sind stellenweise noch zu finden.
Bergzerreißungen wurden vor allem in mächtigen, mehr
oder minder waagrecht gelagerten Schieferhorizonten
bzw. fein gebankten Kalken mit Schieferzwischenlagen
beobachtet. So z.B. auf der Eiskarspitze (Kalkbreccie mit
Kalkschiefern der Tarntaler Breccie), den Tarntaler Köpfen, dem Lizumer Sonnenspitz (Kieselschiefer) sowie den
Kalkschiefern an der WSW-Flanke unterhalb des Naviser
Reckner. Erhebliches Gefahrenpotential scheint mir am
Lizumer Sonnenspitz vorhanden zu sein – mehr als einen
Meter breite offene Klüfte unterhalb des Gipfels sind zu
sehen. Von dort abbrechende Felsmassen würden nahezu ungebremst in Richtung der ca. 800 m tiefer gelegenen
Lizumer Hütte und die dortigen Almhütten stürzen und
vielleicht auch das Militärlager gefährden. Die Bergzerreißung auf der Eiskarspitze könnte eine gewisse Gefahr für
die westlich unterhalb liegende Innerlannalm und Zirmachalm bedeuten. Allerdings befindet sich oberhalb die-
ser Almen noch lockerer Schutzwald. Die Junsalm SE der
Kalkwand ist vermutlich kaum gefährdet, weil das dortige
riesige Bergsturzfeld mit seinen großen Blöcken herunterfallende Felsmassen eher aufhalten würde als die steilen Grashänge daneben.
Zur T e k t o n i k : Kompassmessungen ergaben im Wesentlichen Lineationsrichtungen, die um die W–E-Achse
pendeln. Nur vereinzelt wurden (ältere?) Richtungen in
SW–NE bis ungefähr N–S gemessen, z.B. auf der Grauen
Wand, am Geier (Regelung der Alkaliamphibole in den
Blauschiefern) und in der Tarntalscharte.
Abschließend sollte noch angemerkt werden, dass aufgrund der militärischen Tätigkeit in diesem Gebiet abseits
der markierten Wege (die ohne Sondergenehmigung auch
nicht verlassen werden dürfen) immer wieder unversehrte
– und damit potentiell scharfe – Blindgänger gefunden
wurden. Besondere Vorsicht ist daher anzuraten!
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tauernfenster
auf Blatt 149 Lanersbach
B ERND L AMMERER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Berichtsjahr 98 wurde im Westen des Blattes in der
Region zwischen Tuxer Joch und Hoher Riffler kartiert
und Reconnaissance-Begehungen in Richtung Lizumer
Hütte durchgeführt. Dort treten in der Glocknerdecke in
mehreren Horizonten Schürflinge von mutmaßlichen
Triasgesteinen (graue und gelbliche Dolomite, Rauhwacken, Chloritoidschiefer, Quarzite) auf, welche eine
tektonische Feingliederung des Glocknerdecken-Duplexes ermöglichen werden. Breite Mylonitzonen, besonders in den Karbonatgesteinen, markieren die Grenze gegen die „coloured melange“ des Tarntaler Mesozoikums.
Im Tuxer Jochgebiet dominieren die Basalgesteine der
Glocknerdecke in großer Mächtigkeit (1,25 km unkorrigiert nach Kleinfalten). Ihnen werden alle mutmaßlich
triassischen (Kaserer Serie, vermutlich Skyth; Anis-Karbonate der Schöberspitzen, des Tettensgrates und der
Weißen Wand; Wustkogelserie, vermutlich Keuper) sowie
die permischen Porphyrmaterialschiefer zugeordnet,
welche direkt auf Hochstegenkalk überschoben sind. Der
Hochstegenkalk lagert immer auf einer nur wenige Meter,
allenfalls zehn Meter mächtigen Schicht bräunlicher (?)
Doggerkalke, denen lokal (Höllscharte, Rötschneide)
auch noch graphitische Quarzite und Disthenschiefer
(Lias?) unterlagern, ansonsten folgt Tuxer Gneis, eine Orthogneis-Einheit aus meist porphyrischen, aber auch granitischem Zentralgneis, der stark zerschert ist. Er liegt
unter der Lärmstange als allochthone Lamelle von
400–500 m Mächtigkeit vor, die nach Norden ausdünnt.
Der Hochstegenkalk ist an der Höllscharte kaum 30 m
mächtig, erreicht aber innerhalt kürzester Distanz an der
Lärmstange ca. 200 m Mächtigkeit. Tektonische Gleitflächen zeigen, dass hier ein anderer Hochstegenkalk südvergent mehrfach gestapelt ist. Auch der sehr an Hochstegenmarmor erinnernde Kalkspan, der an der Frauenwand mitten in Kaserer (?)Trias-Klastika liegt, könnte ein
isolierter Überschiebungsspan sein.
Eine wirklich überzeugende kinematische Lösung der
tektonischen Struktur dieses komplexen Gebietes stand
trotz langjähriger Versuche mehrerer Mitarbeiter immer
noch aus. Strukturell am plausibelsten erscheint eine
305
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eine Rücküberschiebung infolge des Eindringens der
Tuxer Gneislamelle schichtparallel in den autochthonen
Hochstegenkalk des Ahornkernes und Bildung einer „crocodile structure“.
Im Liegenden der Tuxer Gneislamelle steht wiederum
Hochstegenkalk samt Basalbildungen an, der hier aber
auf prolat und oblat deformierten Metakonglomeraten
oder auch Quarziten liegt. Auch diesen sind – ähnlich wie
den Kaserer Klastika – lokal gelbliche Karbonatbänder
zwischengelagert wie z.B. westlich unterhalb des
Schwarzbrunner Keeses. Auch hier besteht der Verdacht
auf Klastika der Trias oder der Permotrias, allerdings in
einer proximaleren Fazies als in der Kaserer Serie. Ihre
Mächtigkeit beträgt zwischen 570 m (Nordschenkel) und
750 m (Südschenkel), allerdings sind das Mächtigkeiten
ohne Strain-Korrektur. Die Originalmächtigkeiten waren
mindestens doppelt so groß. Im Beileitungstollen Kunerbach steht im Bereich unter der Unteren Schwarzen Platte
auf einer Ausstrichbreite von 750 Metern noch Ahorngranit an, der nicht an der Oberfläche ausstreicht. Im Verein
mit den westlichsten Obertageaufschlüssen südlich der
Napfspitze/Realspitze lässt sich daraus das Abtauchen
des Sattelscheitels auf 13 Grad in Richtung 247 Grad bestimmen. Extrapoliert streicht der Ahorngranit unter dem
Spannaglhaus in Höhe von 1750 m, also knapp 800 m unter der Oberfläche durch.
Als kleine Besonderheit kann noch vermeldet werden,
dass 1998 bei Straßenbauarbeiten in 2120 m Höhe ein
20 cm dicker Baumstamm aus der Moräne von 1850 unterhalb der Lärmstange geborgen wurde.
155 Bad Hofgastein
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Matreier Zone
auf Blatt 155 Bad Hofgastein
C HRISTOF E XNER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Um die Matreier Zone gegen die südlich anschließende
Zone des Fuscher Phyllits und gegen die hier auskeilende
Trias der Radstädter Tauern (Schneibensteine) abzugrenzen, wurde ein Teil der NE-Ecke des Kartenblattes 155
neu aufgenommen. Es handelt sich um das Gebiet zwischen dem Dorf Großarl und dem Jägersee im Kleinarltal.
Inbegriffen sind der Einzugsbereich des Ellmaubaches,
der N–S-verlaufende Kamm zwischen den beiden Arltälern
(Gründeck bis Nebeleck) und das gewaltige Bergsturzgebiet zwischen Schüttriegel, Maureck und Jägersee.
Die Gesteine streichen vorwiegend WNW und fallen
nach NNE. Die ursprünglich flache Überschiebung der
Ostalpinen Decke der Radstädter Tauern erlitt eine spätere Einengung um eine N–S-streichende Faltenachse
(Querfalte) im Bereich Loosbichlalm – Schneibensteine –
Buchbachtal.
Phyllit und Metabasit (Gründeck-Komplex, paläozoisches Alter mit ursprünglich mesometamorphem Amphibolit) bauen etwa 300 m mächtig, vorwiegend die
Kammregionen auf: In W–E-Richtung den 4,5 km langen
Bergkamm Karriedel bis Schüttriegel und in N–S-Richtung den wasserscheidenden Kamm der beiden Arltäler
sowie den stratigraphischen Sockel der Ostalpinen Trias
der Schneibensteine und des Maurecks.
Darunter taucht nach E die Matreier Zone ein. Wir haben
es hier mit deren südlichem Teil zu tun, den man Großarler
(Meta)-Sandstein-Breccien-Komplex nennen kann, wobei der Einfachheit halber der Vorsatz „Meta“ gewohnheitsmäßig auch weggelassen wird.
Die tiefste tektonische Einheit bildet der jedenfalls als
penninisch zu bezeichnende, eher monotone, mindestens 1.000 m mächtige Fuscher-Komplex (Oberer
Schwarzphyllit der Tauern-Schieferhülle).
Die folgende Beschreibung der Kartierungsergebnisse
wird im Rahmen von 4 morphotektonischen Arealen vorgenommen:
306
Gebiet südlich des Ellmaubaches
(Ellmau-Schattseite)
Das Gebiet südlich des Ellmaubaches zwischen Großarltal und Buchbachtal gehört hauptsächlich dem penninischen Fuscher Phyllit an. Dieser kalkarme Schwarzschiefer streicht WNW und fällt mittelsteil nach NNE. Die
Lineation und zugleich Faltenachse des Gesteines hat
das selbe Streichen und liegt horizontal bis flach nach W
geneigt. Der Schwarzschiefer ist intensiv gefaltet. Er führt
dünne sedimentogene Lagen aus Serizitphyllit, feinschichtigem Serizitquarzit und graphitischem Quarzit.
Sehr häufig sind bis 1 m dicke monomikte Quarzlagen
(SiO 2 -Mobilisate mit Quergriffen). Auch Pyrit-Vererzung
kommt vor.
Die Ellmautal-Schattseite entspricht einem nach N abflachenden Isoklinalhang des Fuscher Phyllits. Gute kontinuierliche Felsaufschlüsse bietet der 700 m hohe rechte
Steilhang des Großarltales (Laireitingkapelle bis zu den
Almwiesen der Bichlalm) und die Mündungsschlucht des
Ellmaubaches vom Bauernhof Großellmau bis in das
Dorf Großarl. Hingegen ist der Isoklinalhang der Schattseite weithin von gravitativen Gleitschollen und Bergsturzblockfeldern unter der Abrissnische in SH. 1740 m
(N-Hang des Kammes Bichlkopf – Remsteinkogel) bedeckt.
Kartiert wurden die für das regionale geologische Verständnis wichtigen konformen Einlagerungen im Fuscher
Phyllit: Im SW-Teil des Arbeitsgebietes sind es bis jeweils 25 m mächtige Kalkschieferlagen und nur bis 3 m
dicke penninische Prasinitlagen zwischen Hinterlaireiting und Bichlalm. Sie stellen die streichende Fortsetzung der Kalk- und dünnen Prasinitzüge Bernkogel –
Kreuzkogel dar.
Der vor 45 Jahren gefundene Serpentinit 400 m E Bichlkopf bildet eine, dem Fuscher Phyllit konform eingelagerte, 175 m lange und 75 m breite Gesteinslinse. Sie
setzt fort in einem neu gefundenen, unter der Abrissnische beinahe subanstehenden Serpentinit-Blockstrom
900 m NNW Bichlkopf.
Die Matreier Zone beginnt mit der Fortsetzung der Reicheschbreccie (Hafnergruppe). Sie streicht vom S-Rand
des Weißecks (Blatt Muhr) über das Filzmooshörndl in das
vorliegende Arbeitsgebiet, wo sie Gipfel und nördliche
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Rückfallkuppe des Remsteinkogels und teils anstehende,
teils verrutschte Schollenzüge im Thalgau südlich des Ellmaubaches bei Großarl bildet.
Gebiet nördlich des Ellmaubaches
(Ellmau-Sonnseite)
Das Gebiet nördlich des Ellmaubaches besteht aus
mehreren Schwarzschieferlagen mit zahlreichen Felszügen des Großarler Sandstein-Breccien-Komplexes und
darüber aus dem Quarzschiefer und Metabasit des
Gründeck-Komplexes. Da der Ellmaubach in E–W-Richtung verläuft und die Gesteinslagen WNW streichen und
NNE fallen, ziehen die Felszüge regelmäßig von beträchtlicher Seehöhe im W (N Großarl) bis hinunter zum Talgrund im E (Grundalm etc.) oder enden in BergsturzArealen. Die einzelnen Felszüge des Großarler Komplexes
bestehen hauptsächlich aus Triasdolomit und posttriadischen polymikten Dolomitbreccien und Quarziten. Es
dürfte sich um tektonische Wiederholungen (Liegendfalten) handeln. Eine solche wurde in SH. 1760 m der Karriedel-S-Flanke kartiert. Der tektonisch höhere Teil des
Großarler Komplexes gehört der Saukarkopf-Synform an
(siehe vorjähriger Bericht !). Der tiefere Teil setzt nach W in
Richtung zum Schuhflicker (Arlspitze) fort.
Im vorliegenden Berichtsjahr habe ich doch auch hier
wieder die typischen namensgebenden Metasandsteine
gefunden, die sich durch klastische Hellglimmer und
dunkle Tonschieferknoten in Schwarzschiefer-Matrix
auszeichnen. Sie markieren stratigraphische Übergänge
zum Schwarzschiefer besonders am Rande der Breccienzüge. Fundorte: N und NE Hinter-Stadluck; bei Kreuz
N „Weißbauer“; bei Brücke des Güterweges 150 m NW
Kapelle Kasbichl und am Karrenweg S Sonnseitwald.
Lithologisch charakteristische Unter- bis Mitteltriasfolgen sind erhalten. Triasdolomit erreicht einige Deka-m
Mächtigkeit und geht seitlich in grobkörnige polymikte
Dolomitbreccie über. Kalkschiefer und dunkelgrauer Kalk
gehören eventuell dem Lias und Dogger an. Der weit verbreitete, bis 30 m mächtige, karbonatfreie, feinschichtige
bis kompakte Quarzit könnte vielleicht wie in den Radstädter Tauern ein Doggerquarzit sein.
Ohne vorläufig eine stratigraphische und tektonische
Zuteilung vorzunehmen, wurden innerhalb des Großarler
Komplexes auch noch folgende Schichtglieder kartiert:
Kalkphyllit mit Kalkmarmor; Bänderkalkmarmor und dunkelgrauer Kalkmarmor; Serizit-Chloritphyllit mit Quarzschiefer sowie ein Metabasitzug (10 m mächtig und
800 m lang, südlich Reschenbergalm).
Geomorphologisch sind die tieferen Hänge der Ellmautal-Sonnseite sehr steil und reich an Bergsturzarealen.
Geotechnische Risken bezüglich der zunehmenden Siedlungsbautätigkeit am Talgrund stellen klüftige Dolomitfelswände über Blocksturzfeldern des selben Gesteinsmateriales dar, die zungenförmig bis zur Talsohle reichen.
Sie beweisen ältere Bergsturzereignisse. So musste man
im Jahre 1995 eine kostspielige Großsprengung einer
überhängenden Wand im Dolomitzug in SH. 1520 bis
1570 m, 500 m NE Kapelle Kasbichl vornehmen.
Ein sekulär risikoreicher Dolomit-Felsklotz dieser Art
befindet sich in SH. 1080 bis 1140 m, NE Bad in Großarl.
Auf Grund meiner Begehung dieser Lokalität möchte ich
nicht versäumen, auf die Gefahr eines Bergsturzes hinzuweisen. Die über dem „Richtersteig“ angebrachten
Drahtnetze fangen derzeit nur kopfgroße Dolomitbrocken
ab. Sekulär ist jedenfalls ein Bergsturz hier vorauszusehen.
Gründeck–Nebeleck-Kamm und Buchbachtal
Die kristalline Deckscholle (Phyllit und Metabasit) des
vorjährigen Berichtes wird nun nach ihrem höchsten Berg
kurz Gründeck-Komplex genannt, obwohl ich lange zögerte, weil es in der Grauwackenzone bei Bischofshofen 3
Berge beinahe gleichen Namens gibt (Hoch-, Mitter- und
Obergründeck). Ich wollte auch den Namen SeekopfKomplex vorschlagen nach dem Seekopf des Ennskraxen-NE-Kammes (Seekopflamelle, die ja eine Fortsetzung unserer kristallinen Deckscholle ist). Dagegen
spricht der ähnlich klingende Namen der ein höheres tektonisches Kristallinniveau charakterisierenden Seekarspitze N Obertauern.
Abgesehen von solchen nomenklatorischen Schwierigkeiten hat sich im vorliegenden Berichtsjahr die nur teilweise fertiggestellte Kartierung des Gründeck-Komplexes bis weit nach S (Buchbachtal und Filzmooshörndl)
als geologisch interessant erwiesen. Schon S TARK hat zu
Anfang des 20. Jahrhunderts hier Grünschiefer beobachtet und deren Petrographie 3 Jahrzehnte später publiziert
und ihre Vorkommen in einer Kartenskizze mitgeteilt (M.
S TARK, 1939). Diese Grünschiefer stellen die Metabasite
des Gründeck-Komplexes in dessen südlichem Teile dar,
worüber von N nach S fortschreitend, im Folgenden kurz
berichtet wird:
Am Kamm Gründeck – Nebeleck stellt die Scharte ENE
Weißalm eine wichtige Strukturgrenze dar. Nördlich der
Scharte herrscht WNW-Streichen und N-Fallen. Im Bereich
der Scharte zieht eine 50 m mächtige gefaltete Schuppenzone aus Metabasit, Serizit-Chlorit-Quarz-Schiefer,
gebändertem Kalkmarmor mit Spuren von Rauhwacke,
mehrere m Eisendolomit und reiner Serizitquarzit durch
(Roßfeldalm bis Bergsturzgebiet N Weißalm).
Im Süden der Scharte wird die W-Flanke des Kammes N
Loosbichlalm zwischen SH. 1700 und 1900 m von 20 m
mächtigen, jedoch größtenteils hangparallel verrutschten, recht massigen und epidotreichen Metabasitzügen in
Begleitung von Quarzschiefer gebildet. Sie liegen schräg
W-geneigt dem unterlagernden Schwarzschiefer auf und
streichen NNW. Hier beginnt die Querstruktur mit meridionaler Faltenachse rund um die Schneibensteine.
Die Fortsetzung fand ich im rechten Steilhang des Filzmoostales von den Schuttfächern des Talgrundes bis
1700 m SH. gut aufgeschlossen und von einigen Bergstürzen durchsetzt. Bisher habe ich hier den GründeckKomplex bis zur Achtalm kartiert und gesehen, dass er
noch weiter nach S fortstreicht. Er besteht auch hier aus
mehreren mächtigen und epidotreichen Metabasitzügen
in Begleitung von Quarzschiefern und verdächtigen
diaphthoritischen Paragneisen. Sie streichen N–S und
fallen nach W.
Darüber lagern W-fallende isolierte Erosionsreste der
Unter- und Mitteltrias der Schneibensteine (E-Schenkel
der N–S-streichenden Schneibenstein-Quermulde). Diese isolierten Reste findet man von N nach S geordnet und
durch Moräne und Gehängeschutt voneinander getrennt:
a) In der Bachschlucht, welche die weiten Moränenfelder
der Loosbichlalm entwässert: Lantschfeldquarzit anstehend in der Schlucht unter dieser Alm, darüber
Aniskalk (subanstehende Scholle am linken Ufer in SH.
1590 m), darüber der altbekannte, mehrere Deka-m
mächtige anstehende graue bis farblose Trias-Dolomit-Felsbuckel SH. 1475 m (SE Grundalm).
b) Ein auf Grund des Bergsturz-Blockwerkes gut rekonstruierbares Profil von unten nach oben: Lantschfeld307
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quarzit, Reichenhaller Rauhwacke, Anis-Bänderkalkmarmor, Dolomit (Lokalität: Karrenweg NW Achtalm in SH. 1510 m).
c) Rückfallkuppe anstehend in 1560 m SH., bestehend
aus Triasdolomit mit einer dünnen Kappe aus schwarzem Kalk, knapp westlich des soeben genannten Karrenweges. Dieser Dolomit hängt im Felsbett des Filzmoosbaches unmittelbar mit Dolomitfelswänden des
Kleinen Schneibensteines zusammen und wird östlich
von Metabasit-führendem Schutt des nahe anstehenden Gründeck-Komplexes geschieden.
Im S–N-verlaufenden Buchbachtal (= „Buchbachkargraben“ der topographischen Karte) befindet sich der
W-Schenkel der Schneibenstein-Quermulde: Flach N-fallender Fuscher Phyllit der wilden Mündungsschlucht
(Klaus-Kapelle P. 1196 bis SH. 1400 m) des Buchbachkarbaches (derzeit intensive Wildbachverbauung in Tätigkeit) bildet die penninische Unterlage. Unmittelbar darüber liegt mindestens 300 m mächtig der GründeckKomplex: Quarzschiefer, Chlorit-Serizit-Schiefer und
epidotreicher Metabasit mit Calcit-Quarz-Mobilisat. Er
baut sowohl die W-Seite des Tales bis zur Linie Remsteinkogel – Jagdhütte P. 1474 (Reicheschbreccie) als auch
die E-Seite als Sockel der Schneibensteine auf. Anstehende Metabasitzüge werden vom Güterweg in der steilen NW- und N-Flanke des Kleinen Schneibensteins gequert. Chloritreiche Phyllonite stehen am Güterweg und
im Bereich von Karrenwegen S und E P. 1474 an.
Gut ist die S-Seite des Großen Schneibensteines im Bereich des Buchbachkares aufgeschlossen. Über Fuscher
Phyllit (Großer Himmel) wird der Gipfelfels des Filzmooshörndls P. 2189 von flach N-fallendem, 50 m mächtigem
Kalkschiefer mit Breccienlagen gebildet. Dieser Kalkschieferzug nimmt nach N steiles NE-Fallen an, beinhaltet
die Reicheschbreccie und wird im Hangenden von wenig
Schwarzschiefer mit Serizit-Phyllit und darüber über
100 m mächtigem Metabasit und chloritreichem Schiefer
(Gründeck-Komplex) bis zur Scharte SH. 2010 m, 600 m
S Großer Schneibenstein, überlagert. Die Begehung der
Hänge zum Buchbachtal ergaben, dass der GründeckKomplex vom S- zum W-Hang des Schneibensteins
durchstreicht.
Im Filzmooshörndl-NW-Hang steht die Reicheschbreccie 50 m mächtig, in SH. 1950 m, 700 m E Buchbachkaralm, an. Es handelt sich um polymikte grobkörnige Dolomitbreccie mit kalkreicher Matrix, assoziiert mit Kalkschiefer und Fuscher Phyllit. Die großen Komponenten
sind dunkelgrauer Dolomit mit 0,3 m Länge und 0,1 m
Breite, ferner Kalkmarmor als Blöcke mit 1,0 m Durchmesser und auch als dünne lamellenförmige Scheibchen,
ferner
Chlorit-Serizit-Schiefer,
Serizitquarzit
und
Schwarzschiefer. Die Matrix setzt sich aus Kalkschiefer,
Serizitphyllit und grauem Kalkmarmor mit farblosem Calcit-Mobilisat zusammen.
Bergsturzgebiet im Kleinarltal westlich Jägersee
Der Nordrand des Maureckgebirges besteht aus mittelsteil nach E fallenden Schichten. Unten lagern die wasserstauenden penninischen Schwarzschiefer (Schluchten des Maureck- und Roßfeldbaches in 1200 bis 1400 m
SH.), darüber die Quarzschiefer und Metabasite des
Gründeck-Komplexes (oberhalb der Maureck- und Roßfeldalm) und im stehen gebliebenen Maureck und seiner
durch Analyse des Bergsturzmateriales rekonstruierbaren N-Fortsetzung die Triasschichtfolge im Hangenden
des Gründeck-Komplexes. Dieser vor dem Bergsturz vorhandene Berg dürfte ähnlich ausgesehen haben wie die
308
derzeitige Ennskraxen. Nur ist er durch interglaziale erosive Unterschneidung auf den E-geneigten gleitfähigen
Schwarzschiefern abgerutscht und in sich selbst zusammengesunken. Sein Bergsturzareal ist an der linken
Seite des Kleinarltales in S–N-Richtung 3,5 km lang und in
W–E-Richtung bis 3 km breit.
Das Bergsturzmaterial ist nicht nur ganz wild durcheinander gewürfelt, sondern es lassen sich stellenweise
auch monomikte Teilareale kartieren und mit solcher Analyse der Aufbau vor dem Bergsturz annähernd rekonstruktieren. Ich kartierte Teilareale, die nur aus dem Gesteinsmaterial des Gründeck-Komplexes bestehen (E
Schüttriegel, NE Maureckalm und ein Güterwegabschnitt
1 km W Hofwand) und solche, die nur aus Trias-Karbonatgesteinen (hauptsächlich Dolomit) zusammengesetzt
sind (NNE Maureckalm, Dürnwaldplateau und 2 Blockströme im soeben genannten Güterweggebiet). Am interessantesten sind die Parzellen, welche trotz Zerrüttung
durch den Bergsturz noch die aufrechte Schichtfolge der
Unter- und Mitteltrias erkennen lassen. Zu der schon im
Bericht für das Jahr 1995 erwähnten habe ich nun in deren
Nähe einen zweiten und größeren derartigen Felsschollen- und Blockbereich SW Stöckl gefunden.
Der Bergsturz erfolgte jedenfalls vor Ablagerung des
ungestört auflagernden Moränenwalles (Würm) der Maureckalm. Gerundete Schotter 100 m über dem Wasserspiegel des Jägersees dürften einem älteren großen Seebecken angehören: Terrasse S und SW Jägersee. Aufschluss in der Böschung des Maureckwald-Güterweges
der Bundesforste.
Der jüngere heutige Jägersee wurde vom Schuttkegel
aus der E-Seite des Kleinarltales (Gebiet Jägerbach auf
Blatt Muhr) aufgestaut. Der Seeausfluss (Kleinarlbach)
durchbricht diesen Schuttkegel in 20 m tiefer Erosionsschlucht. Hingegen fällt das weite Talbecken NNW des
Jägersees flach zum Kleinarlbach ab. Heute wird die natürliche Erosion des Jägersees durch ein etwa 2 m hohes
künstliches Abflusswehr in Verbindung mit einem kleinen
E-Werk verhindert.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tauernfenster
auf Blatt 155 Bad Hofgastein
W OLFGANG H EIDINGER & F RANZ W EICHBERGER
(Auswärtige Mitarbeiter)
In der diesjährigen Geländesaison 1998 erweiterten wir
die in den voherigen Jahren bearbeiteten Abschnitte um
die höher gelegenen Bereiche. So konzentrierten wir uns
auf den Bereich zwischen dem Celler Weg im Süden und
dem Alpenhauptkamm im Norden von der Celler Spitzen
im Westen bis zur Hochalmspitze im Osten. Weiters bearbeiteten wir den Lassacher Winkel, der den Talschluss
des Seebachtals darstellt, sowie den Bereich zwischen
Mernigleiten und der Schwussnerhütte an der nördlichen
Talflanke des Seebachs. Die Gesteine fallen generell mittelsteil (35–55°) nach Westen ein.
Am Detmolder Grat, nördlich der Lassacher Winkelscharte, steht ein massiger, meist wenig deformierter Metagranit (Hochalmporphyrgranit sensu H OLUB & M ARSCHALLINGER , [1989]) an. Dieser ist durch zahlreiche porphyrische Feldspäte, die Größen bis zu einigen Zentimetern erreichen können, gekennzeichnet. Es findet sich sowohl Biotit als auch Hellglimmer in diesem Gestein. Das
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Gebiet der Hochalmspitze sowie die das Winkelkees umrahmenden Felswände bestehen aus dem gleichen Metagranit. Weiter in Richtung Westen, den Grat entlang, findet sich dieser Gesteinstyp an der Jochspitze vorbei bis
östlich vom Kärle.
In den umrahmenden Felswänden des Kärle bis knapp
östlich des Mojsisovicsspitz ist ein weiterer Metagranit
aufgeschlossen. Dieser Typ von Gneis ist stets geflasert
und zeigt stärkere Deformation (Großelendflasergranit
sensu H OLUB & M ARSCHALLINGER, 1989). Charakteristisch
sind weiters eine deutlich getrennte Anordnung der hellen
und dunklen Bestandteile sowie die Konzentration von
einzelnen Quarzkristallen in Form länglicher Leisten und
Linsen. Hellglimmer findet sich, wenn überhaupt, dann
nur sehr untergeordnet, dafür tritt Granat in Teilbereichen auf.
Im östlichen Bereich des Kärle befinden sich weiters
zwei etwa 50 Meter mächtige Einschaltungen von porhyrischem Metagranit.
Westlich des Mojsisovicsspitz bis östlich der Celler
Spitzen (im Hinteren Kar), mit der Ausnahme einer kleinen
Linse von Metatonalit, ist porphyrischer Metagranit aufgeschlossen.
Von der Mernigleiten im Seebachtal, östlich des Gartenbodens nach Nordosten verlaufend, bis östlich der
Celler Spitzen hinauf, wird der porphyrische Metagranit
von einem dunklen Band im Hangenden überlagert. Dieses circa 20 m mächtige Band wird von einem Amphibolit
gebildet. An den Steilwänden, südlich unterhalb der Celler Spitzen, findet sich auch im Hangenden des Amphibolitbandes ein Bereich mit porphyrischem Metagranit, der
seinerseits von einem weiteren Amphibolitband ähnlicher
Mächtigkeit überlagert wird.
Am Celler Weg werden diese beiden Amphibolitbänder
durch einen feinkörnigen, hellen Gneis separiert, der weiter westlich im Seebachtal oftmals mit dunklen Bändern
von Amphiboliten und Biotitschiefern in Wechsellagerung
tritt. Dieser Gneis findet sich weiters am Törlriegel, auf der
Höhe des Celler Weges sowie zwischen der Mernigleiten
und westlich der Schwussnerhütte im Talbereich, nur unterbrochen von schmalen Zonen dunkler Bänder und
Linsen, die teilweise Amphibolitlagen beziehungsweise
Biotitschiefervorkommen darstellen.
Im Hangenden, das westlichere Amphibolitband überlagernd, ist entlang des Celler Weges bis östlich des Törlriegels ein mittelkörniger Metatonalit aufgeschlossen, der
auch im Bereich des Talschlusses des Seebachtals, an
den Felswänden südlich der Lassacher Winkelscharte zu
finden ist. Kennzeichen dieser Gesteine sind die meist geringe Verschieferung und die schwarz-weiß-gemusterte
Farbe im Handstück sowie die leicht grünlich wirkenden,
bis zu 1 cm großen Plagioklase. Im Aufschlussmaßstab
sind die Schlierigkeit und die Einschaltung diffuser heller
Bänder besonders charakteristisch. Ein weiteres Auftreten des Metatonalits befindet sich am Weg entlang vom
Pleschischggraben zur Tromhütte.
Der Pleschischggraben zeichnet eine ausgeprägte tektonische Störungslinie nach. Im Bereich des Talschlusses
des Seebachtals lässt sich eine großräumige Verfaltung
erkennen.
Der hintere Lassacher Winkel ist bedeckt von Moränenmaterial, wobei sich drei ausgeprägte Moranenwälle
erkennen lassen. Weitere schöne Beispiele für Moränen
befinden sich westlich des Winkelkees und in den Karen
nordwestlich und nordöstlich der Celler Hütte sowie im
Schafkar und der Pleschischg.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tauernfenster
und im Quartär
auf Blatt 155 Bad Hofgastein
P AUL H ERBST
(auswärtiger Mitarbeiter)
Das 1998 kartierte Gebiet schließt die Umgebung der
Mindener Hütte bis zum Korntauern nach E und zum
Woisgengraben nach W ein. Auch die SW-Flanke des Anlauftales wurde im Überblick kartiert.
Die SW-Flanke des Anlauftales zeigt entlang des Wanderweges 16 im morphologisch tiefsten Bereich grobblockigen Hangschutt, von Hochwald und Unterbewuchs
bestens bewachsen.
An kleineren Felsstufen ist immer wieder der von E XNER
beschriebene Forellengneis aufgeschlossen, welcher ab
ca. 1610 m vom Granitgneis mit Vormacht des Kalifeldspates abgelöst wird. Dieser Gneis zeigt große Kalifeldspäte bis 2 cm mit deutlicher Längung (4 : 1) sowie Muskovit, Quarz und Chlorit. Die schwach ausgeprägte Schieferung zeigt s-Flächenwerte von 166/34. Die Größe der
Kalifeldspäte zeigt eine deutliche lokale Variation mit Längen bis 5 cm unterhalb der Romatewand, wobei diese
Größenzunahme oft mit einer deutlich schlechteren Regelung des Gesteins einhergeht.
Dieser Gneis ist durchgehend bis zur Mindenerhütte
großflächig verfolgbar, immer wieder zeigen sich einzelne
helle Lagen im cm–dm-Bereich mit einer deutlichen
Feldspatanreicherung, oft gesäumt von geringmächtigen
Lagen gehäufter dunkler Minerale. Ebenso finden sich immer wieder geringmächtige Lagen eines Zweiglimmerschiefers (mit Vormacht des Muskovits).
Von E nach W ist eine Änderung des Einfallens des
Gneises (und somit der eingebundenen Schiefer) von SSE
am Korntauern nach WSW nördlich der Mindenerhütte
beobachtbar.
Nördlich der Mindenerhütte zeigt der Gneis eine deutliche Klüftung mit k: 090/88 bei s: 258/20, was also einer
mehr oder weniger senkrecht auf die Schieferung stehenden Klüftung entspricht. Diese Klüftung hat auf die Morphologie des Gebietes großen Einfluss, bildet sie doch
zahlreiche Tälchen und Stufen in gleicher Orientierung
und grobblockiges Schuttmaterial. Der Kalifeldspatgehalt des Gneises zeigt auch in diesem Gebiet eine breite
Variation. Bis zu 2 m mächtige aplitische Gänge sowie bis
5 m mächtige, konkordante Gänge eines dunklen Gneises
(makroskopisch dem Romategneis ähnlich) durchziehen
ihn.
Das Anlauftal zeigt klassische Formen der Glazialerosion mit übersteilten Talflanken und einer Trogschulter in
ca. 2100 m Seehöhe. Bei 2200 m am Wanderweg Nr. 16
findet sich eine auffallende Verflachung mit Vernässungszonen, welche wohl einem mittlerweile versandeten
Karsee entspricht. Die umliegenden Flächen sind von gut
glazial geschliffenen Rundhöckern eingenommen, welche durch die seitliche postglaziale Entlastung eine Gefügeauflockerung zeigen.
Südlich des Hauptkammes sind weite Bereiche von
grobem Felsschutt (Gneis) eingenommen, welche gänzlich unbewachsen sind und durch die bedeutenden Mengen von lockerst gelagertem Material in den Kammregionen als hochrezent zu bezeichnen sind. Bewachsen sind
lediglich schmale Rücken, die Kargrenzen bilden (z.B.
vom Seespitz nach S).
309
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Das Woisgenkees ist de facto nicht mehr existent, einige Firnfelder sind die letzten Überreste, welche jedoch
keine Dynamik im glaziologischen Sinne erwarten lassen.
Das Gebiet nördlich der Mindener Hütte zeigt nun zur
Gänze sehr kleinräumige morphologische Formen mit
einem Wechsel von oben beschriebenen Tälchen, kleinen
Wasseransammlungen, Felsstufen bis 15 m Höhe und
glazialen Sedimenten.
157 Tamsweg
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
auf Blatt 157 Tamsweg
E WALD H EJL
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Die Geländebegehungen im September und Oktober
1998 waren zwei Problemkreisen gewidmet: Einerseits
fanden Revisionsbegehungen im Jungtertiär des Tamsweger Beckens und seiner kristallinen Umrahmung statt,
da sich seit der letzten flächenhaften Aufnahme von M.
H EINRICH (1972–1975) die Aufschlussverhältnisse zum
Teil erheblich geändert haben.
Andererseits wurde eine Neu- bzw. Erstkartierung im
Schladminger Kristallin des Göriachtales durchgeführt.
Insgesamt wurde eine geschlossene und aktualisierte
geologische Karte der Nordostecke von Blatt Tamsweg
angestrebt. Dieses Gebiet, das eine Fläche von ungefähr
100 km 2 umfasst, erstreckt sich von der Linie Mitterberg –
Tamsweg im S bis zur Blattgrenze im N und von der Linie
Mariapfarr – Lignitz – Gensgitsch – Hocheck im W bis zur
Blattgrenze im E.
Das Tamsweger Tertiär und sein Rahmen
Gegenüber der Kartierung von H EINRICH ergaben sich
folgende Änderungen bzw. Ergänzungen:
1) D r e i n e u e T e r t i ä r a u f s c h l ü s s e b e i P ö l l i t z
200 m NW’ von Kote 1127: Im Straßengraben an der
Nordseite des befahrbaren Weges wurde durch abfließendes Wasser eine Rinne bis ins anstehende Tertiär
eingeschnitten. Unter einem 30 cm mächtigen, polymikten Konglomerat (Mittel- bis Grobkies) liegt ein
glimmerreicher, plattiger Sandstein. Die Lagerung ist
fast horizontal.
500 m NNE’ von Kote 1127: Glimmerreicher, plattiger
Sandstein an einer Kurve des Forstweges. Flache Lagerung.
500 m SSE’ Lerchpoint; 250 m SSW’ von Kote 1156;
an der Straße zum Prebersee in 1130 m Seehöhe: An
der W’ Straßenböschung ist ein neogenes Grundkonglomerat aufgeschlossen. Es besteht aus Mittel- bis
Grobkies in glimmerreicher, sandiger Matrix. Unter
den Komponenten der Kiesfraktion überwiegen Quarz
und Phyllit.
2) B e g e h u n g e n
im Raum Lerchpoint – Kempfer
Grundmoräne bzw. Moränenstreu nehmen anscheinend größere Flächen ein als auf der Karte von H EINRICH (1977). Das Tertiär ist nicht so gut aufgeschlossen, wie es die geologische Karte vermuten lässt.
3) V e r ä n d e r t e A u f s c h l u s s s i t u a t i o n
N’ von Haiden und am Vorderwöltingberg
Das bei H EINRICH (1977) verzeichnete Basiskonglomerat NE’ Flattner wurde nicht angetroffen. Das gegenwärtige Wiesengelände ist ohne Aufschlüsse. Der Weg
310
WNW’ von Kote 1261 wurde offenbar mit Fremdschottern verfüllt.
Durch neue Forststraßen hat sich die Aufschlusssituation am Vorderwöltingberg wesentlich verbessert.
400 m N’ Kote 1261 wurde in 1390 m Seehöhe am Ende eines Forstweges (Sackgasse) ein undeutlich gebankter, mittelkörniger, weißer Marmor angeschnitten. Er hat eine aufgeschlossene Mächtigkeit von ungefähr 5 m, fällt flach nach ESE ein (s = 115/25°), wird
von Phyllit unterlagert und ist möglicherweise ein Ausläufer des Marmors vom Ofnerkopf.
4) D r e i n e u e T e r t i ä r a u f s c h l ü s s e i m U m k r e i s
von Lasa und der Schoberhütte
200 m NW’ Hinterlasa, am Wegrand in 1205 m Seehöhe: Neogenes Grundkonglomerat (Grobkies) bestehend aus Phyllit- und Quarzkomponenten in sandiger
Matrix.
500 m E’ vom Peterbauer, an einem Forstweg in
1230 m Seehöhe: Fast monomiktes Grundkonglomerat aus Phyllitkomponenten und etwas Geröllquarz in
sandiger Matrix.
250 m N’ der Schoberhütte, in einem Hohlweg in
1390 m Seehöhe: Grundkonglomerat (Mittel- bis
Grobkies), das vorwiegend aus Phyllitkomponenten
besteht. Trotz seiner geringen Größe von nur wenigen
Metern ist dieser neu entdeckte Aufschluss ein wichtiger Beleg zur Abgrenzung des Tamsweger Neogens
gegenüber seinem kristallinen Rahmen: Im Vergleich
zur Karte H EINRICH (1977) liegt die tatsächliche Grenze
der Tertiärbasis mindestens 600 m weiter im N.
5) M u t m a ß l i c h e r t e r t i ä r e r P a l ä o b o d e n
im Liegenden des Tamsweger Neogens
Am Güterweg von Vordergöriach zur Schoberhütte befindet sich S’ von Kote 1350 ein Hanganriss (Kollovium) mit auffallend roter Erdfärbung. Die Farbe erinnert an jene von Backsteinen und unterscheidet sich
deutlich von den Brauntönen des Bv-Horizontes der
üblichen Braunerden. Da sich diese Stelle in unmittelbarer Nähe der Tertiärbasis befindet, wird die Vermutung geäußert, dass es sich um einen in Hanglage umgelagerten subtropischen Paläoboden mit hohem Hämatitgehalt handeln könnte.
Das Schladminger Kristallin im Göriachtal
Die gesamte Westflanke des Göriachtales zwischen der
Eseihütte und der nördlichen Blattgrenze besteht aus monotonen migmatischen Gneisen. Es handelt sich um die
Riesacheinheit des Schladminger Kristallins. Sie besteht
aus Biotitplagioklasgneisen, Glimmerquarziten, Augenplagioklasgneisen, Diateiten, Schlierenmigmatiten und
Pegmatoiden. Kleinräumiger lithologischer Wechsel mit
meistens fließenden Übergängen und großräumige Monotonie kennzeichnen die ganze Serie. Metabasite treten nur
untergeordnet auf. Auf weiten Strecken fehlen sie gänzlich. In einem Murkegel NW’ der Vorderen Urbanalm fand
ich einen 30 cm großen Serpentinblock (SH 1400 m).
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
Quartär
Entlang des Taurachtales zwischen Mariapfarr und
Tamsweg wurden vier D r u m l i n s auf der Karte ausgeschieden. Zwei davon liegen E’ bzw. SE’ von Althofen.
Beide streichen W–E; der nördliche Drumlin ist ca. 700 m
lang, der südliche (Kote 1110) ca. 550 m. Entlang von Wegen und an Feldrändern treten mäßig bis gut gerundete
Gneis- und Metabasitblöcke mit Durchmessern bis maximal 50 cm auf. Größere Erratika wurde hier nicht angetroffen. Ein weiterer Drumlin liegt 500 m E’ von Lintsching,
unmittelbar S’ der Straße von Lintsching nach St. Andrä.
Er verläuft W–E und hat eine Länge von 300 m. Der vierte
Drumlin befindet sich NE’ von Proding bzw. WSW’ von
Pöllitz. Er ist 350 m lang und verläuft wie die anderen von
W nach E.
200 m E’ des zuletzt genannten Drumlins bzw. 250 m
SW’ von Kote 1127 ist schluffiger Feinsand in einer kleinen Sandgrube aufgeschlossen. Da das Material unverfestigt ist, besteht keine Verwechslungsmöglichkeit mit
tertiären Sedimenten. Es muss sich um ein f l u v i o g l a z i a l e s E i s r a n d s e d i m e n t handeln. Ein holozänes Alter ist schon auf Grund der Topographie auszuschließen.
Der Aufschluss liegt nämlich genau auf einer Kuppe.
B e s o n d e r s g r o ß e E r r a t i c a liegen auf einem Waldrücken 300 m N’ von Hinterlasa. Die Gneisblöcke der Moräne erreichen hier einen Durchmesser von mehreren
Metern.
Holozäne Verlandungssedimente und Moor e wurden in der Talsohle des hinteren Göriachtales bzw.
in Mulden der Grundmoränenlandschaft angetroffen.
Hervorheben möchte ich nur die zwei Moore in Haiden (S’
und NW’ Flattner) und das Moor „In der Halt“.
Letzteres liegt 500 m E’ bis ENE’ von Kote 1209 und
bedeckt eine Fläche von ungefähr 25.000 m 2. Dieses
Übergangsmoor hat abschnittweise gut entwickelte Torfkörper aus Sphagnum-Moosen, in denen kleinwüchsige
Birken und verkümmerte Fichten wachsen.
166 Fürstenfeld
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Tertiär und Quartär
auf Blatt 166 Fürstenfeld
P AUL H ERRMANN
Nach früheren Aufnahmen erschien es möglich, dass
das Sarmat von Hartberg von Norden oder das Sarmat
von Gleisdorf von Westen bis auf Blatt Fürstenfeld reicht.
Mangels natürlicher oder künstlicher Aufschlüsse wurden
einige Flachbohrungen abgeteuft, um Schlämmproben zu
gewinnen.
Es wurden folgende Sedimente erbohrt:
Bohrung Blaindorf (Koordinaten 714360/226510)
0,5 –5,10: Verwitterter Schluff.
5,10–6,60: Bläulicher Schluff.
6,60–6,70: Schotter.
6,70–8,40: Grünlicher Schluff.
Bohrung Untertiefenbach (Koordinaten 71550/213370)
0 – 1,5 : Grünroter glimmriger Sand mit eckigen
Komponenten bis 1 cm, meist Quarz und
Quarzit, aber auch Kristallin.
1,50– 3,00: Grauer schluffiger Sand mit Kleingeröllen.
3,00– 5,00: Grauer, toniger Schluff.
5,00– 9,00: Grauer Schluff.
9,00–11,00: Grauer, feinsandiger Schluff.
Bohrung Dienersdorf (Koordinaten 717460/233620)
0,30– 1,60: Brauner verwitterter Schluff.
1,60– 2,80: Glimmriger brauner Schluff.
2,80– 3,00: Olivfarbener toniger Schluff.
3,00– 8,00: Brauner Schluff.
8,00–10,00: Bläulicher Schluff.
Bohrung Kopfing (Koordinaten 719220; 233000)
0 – 1,60: Sandiger brauner Schluff mit Geröllen bis
über 1 cm.
1,60– 3,00: Brauner Schluff.
3,00– 4,00: Grünlicher Feinsand.
4,00–10,00: Bräunlicher feinsandiger Schluff.
10,00–11,20: Bläulicher Schluff.
Bohrung Siebenbrunn (Koordinaten 720760/234320)
1,50–2,70: Schwach sandiger Schluff.
2,70–3,90: Grauer, etwas glimmriger Schluff.
3,90–5,10: Brauner, schwach sandiger Schluff.
5,10–7,50: Grauer, schwach feinsandiger Schluff.
7,50–8,70: Grauer Schluff.
Bohrung St. Stefan (Koordinaten 716120/233990)
0,40– 3,40: Olivgrüner toniger Schluff.
3,40– 4,00: Olivgrüner sandiger Schluff mit kantengerundeten Quarz-Quarzitkomponenten bis
1 cm.
4,00–10,00: Brauner, schwach sandiger Schluff.
Bohrung Edlberg (Koordinaten 715810/232850)
0,80–2,80: Olivgrüner, etwas sandiger Schluff, mit Geröllen bis etwa 1 cm.
2,80–3,40: Brauner Feinsand.
3,40–5,00: Gelbbrauner sandiger Schluff.
5,00–6,00: Grauer sandiger Schluff.
6,00–6,40: Quarzkies, mäßig gerundet, Komponenten
bis 1 cm.
6,40–7,00: Graugrüner Schluff mit Quarzgeröllen bis
1 cm.
7,00–7,40; Brauner Sand mit Quarzgeröllen bis 1 cm.
Bohrung Obertiefenbach (Koordinaten 714380/231860)
0,5 – 2,1 : Gelbbrauner Lehm mit kohliger Substanz
und mm-großen Quarzsplittern.
2,10– 3,30: Gelbbrauner, glimmerreicher Schluff.
3,30– 5,10: Gelbbrauner Schluff.
5,10–12,30: Grauer Schluff.
Bohrung Kaindorf (Koordinaten 716880/231440)
0,90– 2,50: Gelber Feinsand mit rotbraunen Lagen.
2,50– 2,70: sandig-glimmriger Schluff.
2,70– 4,50: Gelber Feinsand mit schluffigen Lagen.
4,50– 6,00: Schluffig-glimmriger Feinsand.
6,00– 6,30: Brauner Feinsand.
6,30– 6,50: Feinsandiger Schluff.
6,50– 6,70: Grauer Schluff.
6,70– 7,50: Brauner Feinsand.
311
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
7,50– 8,70: Wechsellagerung von grauem, tonigem
Schluff und braunem Sand.
8,80–13,00: Feinsandiger gelbgrauer Schluff.
13,00–13,50: Graubrauner Feinsand.
Bohrung Hopfau (Koordinaten 724190/234150)
0,80– 4,80: Brauner Schluff.
4,80– 5,80: Brauner Schluff mit kantengerundeten
Quarzkomponenten bis 1 cm.
5,80– 6,40: Sandiger Schluff mit kantengerundeten
Quarzkomponenten bis 1 cm.
6,40– 7,60: Grauer toniger Schluff.
7,60– 8,40: Ziegelroter toniger Schluff.
8,40–12,40: Graubrauner toniger Schluff.
Bohrung Wenireith (Koordinaten 724190/234150)
0,50– 7,50: Gelbbrauner toniger Schluff.
7,50– 9,90: Braungrauer toniger Schluff.
9,90–11,10: Brauner toniger Schluff mit gutgerundeten
Quarz- und Quarzitgeröllen bis etwa 1 cm.
11,10–12,30: Braungrauer toniger Schluff.
Aus dem Bohrgut wurden 54 Proben entnommen, die
Frau E IBINGER dankenswerterweise schlämmte. Es fand
sich kein Fossilsplitter darin. Der einzige stratigraphische
Hinweis, der aus diesen Bohrungen gewonnen werden
konnte, besteht darin, dass Frau D RAXLER kohliges Sediment aus der Bohrung Obertiefenbach, gewonnen aus
2 m Teufe, palynologisch bearbeitete; die Flora, die sie
fand, deutet auf Oberpannon.
178 Hopfgarten in Defereggen
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Gebiet südlich von St. Veit
im Defereggental
auf Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen
T ILL H EINRICHS, S IEGFRIED S IEGESMUND, J ANINA K UBERSKY,
C LAUDIA H ETTWER, N IKOLAUS G USSONE, A NDREAS K OCH,
O LIVER D AHMEN, A STRID K LOSE, P IET N ORDHOFF,
A NDREAS T ISCHER & D ANIEL S TROMEYER
(Auswärtige Mitarbeiter)
Die im Jahre 1995 von der Arbeitsgruppe des Institutes
für Geologie und Dynamik der Lithosphäre der Universität
Göttingen begonnenen geologischen Aufnahmen auf
Blatt Hopfgarten in Defereggen wurden fortgesetzt. Die
beiden erstgenannten Berichterstatter betreuten hierbei
neun Diplomkartierungen zwischen dem Schwarzachund dem Pustertal. Die endgültige Ausarbeitung der Kartierungen ist noch nicht abgeschlossen. In allen neun
Kartiergebieten stehen außer dem Quartär die Gesteinsabfolgen des ostalpinen Altkristallins der Deferegger Alpen südlich des Tauernfensters an (Zone der Alten Gneise). Das Altkristallin wird durch die steilstehende, spätalpidische Defereggen-Antholz-Vals-Linie (DAV) in einen
N-Block und einen S-Block unterteilt, wobei nur drei
Kartiergebiete Süd- und Nordblockgesteine aufweisen
und noch Teile des oligozänen Rieserferner-Tonalits erfassen. Die einzelnen Gebiete sind durch folgende Ortsangaben abgrenzbar:
1) Schwarzach – Gsaritzer Almbach – BMN-Gitternetzlinie R382175 – Grat Kleinitzer Törl – Gsaritzer Törl (J.
K UBERSKY).
2) BMN Gitternetzlinie R384000 – BMN-Gitternetzlinie
R382175 – Grat Hochwand – Hochalmspitze – Röte (C.
H ETTWER).
3) Schwarzach – Gitternetzlinie R38400 – R38600 –
H19460 (N. G USSONE).
4) S’ des Defereggentals und NE’ des Winkeltals begrenzt durch Gitternetzlinien des Bundesmeldeamtes:
19460, 19060, 38420 und 38600; ein von WNW nach
ESE über das Villgratener Joch (2583 m) bis zum Regenstein als höchste Erhebung (2891 m) verlaufender
Grat teilt das Gebiet in einen N- und einen S-Teil (A.
K OCH).
312
5) Grat Kleinitzer Törl und Röte – BMN-Gitternetzlinie
R383120 – R384400 – BMN-Gitternetzlinie H191400
(O. D AHMEN).
6) Nördliches Winkeltal – Grat Wagenstein – Gsaritzer
Törl – Wilde Platte – Wagenstein – Degenhorn – Kugelwand – Hochgrabe (A. K LOSE).
7) N und S des Winkeltals zwischen Gsaritzer Törl und
Kleinitzer Törl im N und Lackenkammeralm – Grabenstein – Sauspitze – Hochgrabe – Wilde Platte im S (P.
N ORDHOFF).
8) N’ und E’ des Winkeltals – Grat vom Grabenstein über
die Althausscharte bis zum Gipfel „Hohes Haus“ –
Moosbach entlang der Brandalm bis zur Mooshofalm
(A. T ISCHER).
9) Winkeltalbach – Grat der Arnhörner – Gitternetzlinien
188600 im N – 186500 im S (D. S TROHMEYER).
Gebiet nördlich Kleinitzer Törl und Gsaritzer Törl
(J. K UBERSKY)
Prä-Quartäre Kartiereinheiten
Im N des Arbeitsgebietes ist die Biotitgneis-Serie des
südlichsten Teils des ostalpinen altkristallinen Nordblocks anstehend. Innerhalb dieser Serie sind die im Arbeitsgebiet aufgeschlossenen, meist engständig foliierten und verfalteten, feinkörnigen (Korndurchmesser
0,2 mm) Biotitgneise/Schiefer, Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer, quarzitischen Gneise und Muskovitblasten-Gneise zusammengefasst. Die Gneise/Schiefer weisen deutliche Schwankungen in den Gehalten an Glimmermineralen, Plagioklas und Quarz auf. Der Materialwechsel erfolgt im dm- bis m-Bereich und lässt sich nicht
genau auskartieren. Lediglich die Muskovitblasten-Gneise werden gesondert in der Karte dargestelllt. Sie fallen
durch ihre bis zu 2 cm großen, nicht foliationsparallelen
Muskovitblasten auf. Quarzreichere Lagen dieses Gneises sind eher plattig, glimmerreiche Lagen durch ein
Scherbandgefüge wellig ausgebildet. Eingelagert in die
gesamte Biotitgneis-Serie sind viele richtungslos körnige, z.T. auch foliierte Pegmatite mit Mächtigkeiten im cmbis m-Bereich. Die Gesteine des N-Blocks sind nur an wenigen Stellen aufgeschlossen, da sie wegen der steilen
Hanglage überwiegend von Hang- und Blockschutt überrollt sind.
An der W-Grenze des Kartiergebietes wird der Hang
zwischen Gsaritzer Alm und dem Deferegger Talboden
bei Zotten von Tonalit geprägt. Morphologisch hebt sich
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
der Rieserferner Tonalit von den Gneisen und Schiefern
deutlich ab. Während er hier mit einer Ausstrichsbreite
von ca. 1000 m noch relativ mächtig ist, keilt er nach E hin
aus und streicht am östlichen Kartiergebietsrand nur
noch ca. 350 m breit aus.
Die Hauptbestandteile des Tonalits sind Plagioklas,
Quarz, Biotit und Hornblende, wobei Biotit und Hornblende meist in Chlorit umgewandelt worden sind. Eine E–Wstreichende Foliation, abgebildet durch die Einregelung
der Biotite ist nur gelegentlich zu beobachten. Am nördlichen Kontakt des Tonalits zu den Gneisen des N-Blocks
wird ein grauer, grobkörniger Quarzit beobachtet. Im Süden wird der Tonalitkörper durch die DAV begrenzt. Kontaktmetamorph überprägte Gneise wurden im Arbeitsgebiet nicht aufgefunden. 100 m westlich des Gipfels der
Plöß befindet sich eine 40 m lange, E–W-streichende und
20 m breite Linse eines foliierten reinen Quarzits, der in
den Tonalit eingeschaltet ist bzw. am südlichen Rand des
Tonalitkörpers liegt. Der Quarzit ist grobkörnig und weiß,
auf den Foliationsflächen befindet sich Muskovit.
Bei der DAV, eine E–W-streichende jungalpidische
steilstehende sinistrale Blattverschiebung, wird aus einer
ca. 30 m breiten Zone mylonitischer und kataklastischer
Gesteine aufgebaut. Diese werden im östlichen Kartiergebiet anstehend bzw. als Bachgerölle gefunden. Im W ist
die Zone der DAV von quartärem Hangschutt bedeckt. Die
Mylonite sind engständig verfaltet und häufig von kleinen
karbonatgefüllten Mikrobrüchen durchzogen. Die Kataklasite sind durch Kaltdeformation überprägte, zerbrochene und zerscherte Gneise. In einer feinkörnigen Matrix
aus Quarz und Plagioklas befinden sich mittel bis grobkörnige Mineralbruchstücke und Gesteinsfragmente.
Südöstlich des Gipfels der Plöß treten in der Zone der
DAV vier parallel streichende Störungen auf, die sich morphologisch als langgestreckte Versumpfungsgebiete
darstellen. Es ist davon auszugehen, dass diese vier Parallelstörungen in unmittelbarem Zusammenhang mit der
DAV stehen, bzw. dass sich die DAV hier „auffächert“.
Südlich der Mylonite und Kataklasite streichen Phyllonite in einem schmalen Bereich aus. Diese sind ehemalige
Biotitgneise/Schiefer, die im Zuge der Bewegungen an
der DAV retrograd überprägt und mylonitisiert wurden.
Biotit wurde vollständig in Chlorit umgewandelt. Südlich
der Phyllonite folgen feinfoliierte Biotitgneise, in denen
Biotit häufig retrograd in Chlorit umgewandelt wurde. Erst
mit zunehmender Entfernung von der DAV wird die Diaphthorese schwächer und das Gestein ist als typischer
dunkler, feinkörniger und feinfoliierter Biotitgneis zu erkennen. Makroskopisch sind als Hauptbestandteile Biotit,
Plagioklas, Quarz, und Chlorit zu erkennen. Untergeordnet tritt auch Muskovit auf. Quarzreiche Varietäten des
Biotitgneises haben ein plattiges Gefüge, während plagioklasreichere Lagen meist welliger ausgebildet sind. Reine
Quarzbänder sind in die Biotitgneise eingeschaltet.
Innerhalb der Biotitgneise wird in einer bis zu 100 m
breiten Zone auf dem Gipfel der Beilspitze (2587 m) und
am Wanderweg in westlicher Richtung unterhalb des Gipfels eine besonders grobkörnig und flaserig ausgebildete
Varietät beobachtet. Insbesondere die Plagioklas-Körner
erreichen eine Größe bis zu 2 mm, um die sich der Biotit
und – untergeordnet – auch die Hellglimmer in Flasern
herumlegen. Quarz tritt nur als Nebengemengteil auf.
Südlich der Zone der Biotitgneise schließt sich eine
Wechsellagerung von feinkörnigen und feinfoliierten Biotitgneisen und Zwei-Glimmer-Gneisen an, die sich bis
zum Grat zwischen Kleinitzer und Gsaritzer Törl am
S-Rand des Kartiergebietes zieht. Bei den Zweiglimmer-
Gneisen wird wechselnd eine Biotit- oder Muskovitvormacht beobachtet, es sind jedoch auch Lagen von Biotitgneis eingeschaltet, in denen fast kein Muskovit auftritt.
Makroskopisch wird neben Biotit und/oder Muskovit Plagioklas und Quarz beobachtet. Mikroskopisch kann auch
Sillimanit festgestellt werden. Quarzreichere Lagen fallen
durch ein weniger engständig foliiertes Gefüge auf. Akzessorisch befinden sich in diesen Gneisen Granat,
Hornblende, Staurolith und Turmalin. Verstärkte Granatund Turmalinführung wurde besonders oben auf dem
Grat beobachtet. Die Granate können hier Korndurchmesser bis zu 5 mm, die Turmaline, Staurolithe und
Hornblenden Längen bis zu 2 cm erreichen. Meist treten
sie in kleineren Assoziationen auf. Im gesamten nördlichen Teil des Arbeitsgebietes treten diese Mineralassoziationen in den Gneisen nicht oder nur untergeordnet
auf, Turmalin wird vor allem im Kontaktbereich von Pegmatiten beobachtet. An kleineren Störungszonen tritt
meist eine Umwandlung von Biotit nach Chlorit und Plagioklas nach Serizit auf und die Foliationsflächen bekommen einen grünen seidenglänzenden Belag. Es sind auch
immer wieder Lagen von Quarzitgneis oder reine Quarzbänder in dieser Zone eingeschaltet.
Auf dem Grat zwischen Hochwand und Gsaritzer Törl
stehen mehrere Amphibolite mit Mächtigkeiten zwischen
2 m und 10 m an. Diese erscheinen als grünlich dunkle,
massige bis lagig angeordnete Gesteine. Sie setzen sich
aus Hornblende, Plagioklas und Quarz zusammen und
zeigen eine feine, helle quarz- und plagioklasreiche Bänderung. Häufig ist eine isoklinale Verfaltung der Bänder zu
beobachten.
Durch alle lithologischen Einheiten zieht sich eine Schar
von Pegmatitgängen mit einem generellen SW–NEStreichen, also parallel zum Streichen der Hauptfoliation.
Sie lassen sich häufig jedoch nur über einige Zehnermeter
durchverfolgen. Die Mächtigkeiten reichen von einigen
dm bis zu mehreren Metern. Die Pegmatite bestehen aus
Plagioklas, Quarz, Muskovit und Turmalin. Sie sind unfoliiert, das Gefüge ist richtungslos körnig. Die Quarz- und
Feldspatkörner sind bis zu 1 cm groß, die Muskovite und
die Turmaline häufig bis zu mehreren cm groß.
Beobachtungen zur Tektonik
Im gesamten Arbeitsgebiet treten mehrere E–W-streichende Störungssysteme auf. Im Bereich der Biotit- und
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise sind an die Störungen
häufig Marmorlagen gebunden. In einer feinkörnigen
grauen karbonatischen Matrix befinden sich bis zu 3 cm
große Bruchstücke der umliegend anstehenden Gneise
und Schiefer. Daneben treten auch karbonatische Bänke
ohne Gneisklasten auf. Die Marmorlagen erreichen Mächtigkeiten zwischen einigen cm und 0,5 m. Eine gößere
Störung mit einem 1 m mächtigen Marmorband befindet
sich nordöstlich der Beilspitze und zieht sich bis zum
„Laschker Boden“ (lokale Bezeichnung für ein großes Geröllfeld am Gsaritzer Almbach bei Höhe 1950 m). Die Störung ist morphologisch als eine tiefe Rinne sichtbar, in der
sehr viele große Schuttblöcke vom W-Hang der Beilspitze
ins Gsaritzer Tal gerutscht sind. An den Störungszonen
lassen sich außerdem häufig Kataklasite beobachten,
teilweise mit Pseudotachylitbildung oder einer retrograden Umwandlung von Biotit zu Chlorit. Die Foliationsflächen der Gneise und Schiefer werden dadurch meist dunkelgrün gefärbt und erhalten einen seidenen Glanz.
Die im Südblock vorherrschende SE–NW-streichende
Foliation, nach S CHULZ (1988) die S 2 , wurde während der
Deformationsphase D 2 angelegt. Das durchschnittliche
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Einfallen der Foliationsflächen beträgt ca. 45°. In glimmerreichen Gesteinen wurde die Hauptfoliation häufig
durch Crenulation und Scherbandfoliation überprägt, sodass die Gesteine einen ausgesprochen welligen Habitus
erhalten. Die vorherrschende Einfallsrichtung der Crenulationslineare ist SSE. Knickbänder treten in den Gneisen
aller lithologischen Einheiten auf, ihre Achsen fallen
durchschnittlich flach nach NW ein. Im N-Block des ostalpinen Altkristallins wurden diese früh angelegten voralpidischen Gefügemerkmale von einer weiteren jungalpidischen Deformation teilweise oder ganz überprägt. Die
Hauptfoliation hat hier ein generelles E–W-Streichen.
Quartär
Das Gsaritzer Almbachtal wurde ebenso wie das Defereggental durch würmeiszeitliche Gletscher morphologisch geprägt. Im Arbeitsgebiet befinden sich mehrere
Moränen, so z.B. unterhalb des Ochsenlegers. Periglazial
entstandene Blockgletscher haben westlich des Gipfels
der Beilspitze moränenartige, sichelförmige Wälle angelegt. An der NW-Seite der Beilspitze fallen in 2300 m Höhe
zwei Firngleitwälle durch ihre halbkreisförmige Morphologie auf, mit der sie hinter ihnen liegende karähnliche Felder abschließen. Im gesamten Arbeitsgebiet sind die
Hänge durch Hang- und Blockschuttfelder geprägt. Ein
besonders auffälliges Beispiel großer Blockschuttfelder
ist der Laschker Boden, in dem sich Pegmatit- und Gneisblöcke von mehreren Metern Durchmesser befinden.
Nördlich der DAV ist der Hang des Deferegger Tals bis
zum Talboden mit Hangschutt bedeckt und bewaldet. Besonders unterhalb der steilen Hänge des Tonalits östlich
von Zotten ist auch Blockschutt in das Defereggental gerutscht.
Am E-Hang des Kleinitzer Almbaches unterhalb des
Grats zwischen Plöß und Beilspitze ist es zu einer Hangrutschung gekommen, bei der ein Teil des Hanges auf
einer wasserstauenden Schicht ins Tal abgerutscht ist.
Dabei entstanden sichelförmige steile Abrisskanten mit
darunter befindlichen Vernässungsflächen. Die eigentlichen Rutschmassen, in denen noch Aufschlüsse von Biotitgneis zu finden sind, liegen weiter unten im Tal, außerhalb des Kartiergebietes. Auf dem Grat befinden sich
mehrere N–S-gestreckte kleine Senken, bei denen davon
auszugehen ist, dass sich hier an Zerrspalten der Gesteinsverband zu lösen beginnt und hangabwärts gleiten
kann. Der Talboden des Defereggentals ist ebenso wie
das Bachbett des Gsaritzer Almbaches mit holozänen
Schottersedimenten verfüllt.
Gebiet nördlich des Grates
Hochwand – Hochalmspitze – Röte
(C. H ETTWER)
Prä-quartäre Einheiten
Auch in diesem Arbeitsgebiet ist sowohl der altkristalline Nordblock mit einem Ausläufer des Rieserfernertonalits als auch der altkristalline Südblock, getrennt durch die
jungalpidische DAV (Defereggen-Antholz-Vals-Linie),
aufgeschlossen. Südlich der Schwarzach treten die stark
verfalteten Gesteine einer Biotit-Paragneis-Serie (Biotitgneise, Biotitschiefer, Zweiglimmergneise und Schiefer, quarzitische Gneise, Muskovitblasten-Gneise) auf.
Ein deutlicher Materialwechsel parallel zur Foliation erfolgt im Meter- und Dekameterbereich. Häufig finden sich
Pegmatite eingeschaltet. Innerhalb der Serie wurde lediglich der Muskovitblasten-Gneis gesondert auskartiert.
Die Gesteine der Biotit-Paragneis-Serie sind engständig foliiert und verfaltet. Im Gegensatz zu den plattigen
quarzitischen Varietäten sind glimmerreiche Serien eher
314
flaserig und gelegentlich mylonitisch. Makroskopisch
zeigt sich feinkörniger Plagioklas, Quarz, Biotit und
Muskovit, z.T. treten auch 2–3 mm große Granate auf.
Insbesondere Muskovit und Biotit sind in wechselnden
Anteilen vorhanden. Im Dünnschliff konnten in einem
Zweiglimmer-Gneis als Nebengemengteile noch Chlorit
und Zoisit/Epidot beobachtet werden. Desweiteren sind
isoklinal verfaltete Quarzbänder im cm- und dm-Bereich
eingeschaltet.
Die Muskovitblasten-Gneise, fein- bis mittelkörnige, oft
scherbandfoliierte Gesteine enthalten hauptsächlich
Quarz, Plagioklas, Biotit, Chlorit und bis zu 2 cm große
Muskovitblasten. Je nach Biotitgehalt gibt es hell- und
dunkelgraue Varitäten; teilweise ist Biotit in Chlorit umgewandelt und bildet dunkelgrüne Beläge auf den Foliationsflächen. Auch innerhalb der kartierten Einheit der
Muskovitblasten-Gneise treten stark foliierte, plattigere
quarzitische Gneise auf. Östlich des Kleinitzer Almbaches
ist ein 2 m mächtiger „Körnelgneis“ aufgeschlossen.
Hierbei handelt es sich um einen feinkörnigen Biotitgneis,
in dessen feinkörniger Matrix aus Quarz und Plagioklas
kleine, rundliche Feldspatblasten (x 2 mm) „schwimmen“.
Foliationsparallele, z.T. linsige Pegmatite sind oft nur
wenige Meter mächtig. Folgende Ausbildungen lassen
sich unterscheiden:
1) Im Kontaktbereich des Tonalit wurden mittelkörnige,
stark foliierte bis leicht mylonitische Pegmatite beobachtet. Mikroskopisch wurde neben den Hauptgemengteilen Quarz, Feldspat und Muskovit auch Hämatit bestimmt, welcher dem Gestein eine rote Verwitterungsfarbe verleiht;
2) Südlich der Kleinitzalm bilden helle pegmatitische Mobilisate aus Quarz, Kalifeldspat und Muskovit eine
Wechsellagerung mit biotit- und chloritreicheren,
dunklen Partien;
3) Im gesamten Nordblock treten massige oder nur
schwach foliierte, grobkörnige Pegmatite auf.
Der Riesenfernertonalit zieht sich mit einer Mächtigkeit
von 150–350 m durch das Kartiergebiet. Der Tonalit fällt
durch seine helle Farbe und morphologisch durch sein
Verwitterungsverhalten auf. Er bildet die schroffen Abrisskanten der Plöß (2229 m) und ihrer östlichen Verlängerung. Makroskopisch sind mittelkörnige Quarze, Plagioklase, Biotite und Hornblenden in schwankendem Gehalt zu erkennen. Nachgezeichnet durch die Formregelung der Biotite, konnte teilweise eine Foliation mit einem
WNW–ESE-Streichen beobachtet werden. Unter dem
Mikroskop zeigte sich, dass Biotit und Hornblende fast
vollständig zu Chlorit umgewandelt wurden. Desweiteren
konnten Epidot und Orthit als akzessorische Gemengteile
festgestellt werden. W der Plöß-Spitze tritt im Tonalit ein
foliierter Quarzit mit kleinen Muskoviten auf den Foliationsflächen auf. Die nördliche Kontaktzone zur Biotitgneis-Serie wird durch einen maximal 30 m mächtigen
Bereich aus grauem Quarzit und mehreren straff foliierten
Pegmatiten gebildet. Allerdings ist sie meist durch Hangschutt überdeckt. Südlich des Tonalits verläuft die DAV
(Defereggen-Antholz-Vals-Linie), wodurch der Tonalit in
seinem Randbereich gestört ist.
Die DAV lässt sich morphologisch an einer von W nach E
streichenden markanten Geländefurche gut verfolgen.
Westlich des Kleinitzer Almbaches ist ein knapp 20 m
mächtiger Protokataklasit aufgeschlossen. In einer Matrix aus sehr feinkörnigem Quarz und Plagioklas schwimmen mittelkörnige Klasten von Feldspäten und Biotiten,
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die eine deutliche Verwandtschaft zum Tonalit aufweisen.
Nach S folgen mylonitische Kataklasite und im Übergang
zu den Biotitgneisen Phyllonite. Die grün-braunen phyllonitischen Gneise und Schiefer sind deutlich retrograd,
wobei nach S der Chloritgehalt abnimmt.
Östlich des Almbaches fehlt im Profil der DAV der beschriebene Protokataklasit. An den Tonalit schließt sich
zunächst ein ca. 4 m mächtiger, extrem feinstreifiger, hellgrauer Mylonit an. Mikroskopisch sind kleine Muskovitblasten in einer Matrix aus stark rekristallisiertem Quarz
und Plagioklas zu beobachten. Südlich davon ist ein karbonatischer Mylonit mit gerundeten Ouarzklasten aufgeschlossen, der durch das bei der Verwitterung des dolomitischen Anteils freigesetzte Eisen dunkelbraun gefärbt
ist. Es folgt ein 3 m mächtiger, grauer (limonitisch verwitternder) Marmor. Darauf folgt eine etwa 80 m breite Zone
inhomogener kataklastischer Gesteine. Mehrere metermächtige Pegmatite und Marmormylonite sowie ein gefalteter Mylonit sind in die Kataklase-Zone eingeschaltet.
Die Faltenachsen an der DAV fallen flach nach W ein.
Eine NW–SE-streichende, leicht N-vergente Faltenstruktur mit einer Mulde und einem Sattel prägt den tektonischen Baustil des Kartiergebietes südlich der DAV, dem
sog. Südblock. Der Muldenkern befindet sich SW der
Laschkitzenalm. An der von einer Pegmatitschar durchsetzten Spitze der Höhe 2571 m verläuft die Faltenachse
der Antiklinalstruktur, dessen N–Schenkel durch Kleinfalten geprägt ist. Das Einfallen der Hauptfoliation S 2 wechselt hier von NE nach SW. Südlich davon herrscht ein relativ gleichmäßiges Einfallen der Foliation mit durchschnittlich 40° nach SSW und SW. Die meist sehr feinkörnigen
Bioitgneise sind häufig plattig ausgebildet. Biotit ist gegenüber Muskovit das dominierende Glimmermineral.
Nach S zunehmend sind Granate und auch Nester fibrolithischen Silimanits auf der Foliationsfläche zu beobachten. Akzessorisch tritt Turmalin auf. Häufig sind helle
Quarzbänder und -linsen parallel zur Foliation eingeschaltet. Im Bereich der Sattelstruktur sind die Biotitgneise
stark chloritisiert, was zu einer speckigen, grünen Ausbildung der Foliationsflächen führt. Das Gefüge ist leicht mylonitisch, häufig auch scherbandfoliiert und crenuliert.
Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass in einer feinkörnigen, rekristallisierten Matrix aus Quarz und Plagioklas
lang ausgewalzte Glimmerblättchen mit schlierig-opakem Graphit wechseln.
Im Talschluss nördlich des Kleinitzer Törls ist stellenweise eine starke Kornvergröberung der Biotitgneise zu
beobachten: Quarz und Plagioklas sind mit einem Durchmesser bis zu mehreren Zentimetern zu Flasern ausgebildet und werden von den Glimmermineralen umflossen
(flaseriger Biotitgneis). In diesem Bereich tritt auch eine
größere, E–W-verlaufende Störung auf, die durch einen
2–3 m mächtigen Calcit-Marmor gekennzeichnet ist. In
der blau-grauen, calcitischen Matrix schwimmen hellbraune, karbonatische „Knödel“, sowie im E auch kleinere
Pegmatitlinsen. Nördlich der Störung treten dunkelgraue
Quarzite und harte, quarzitische Gneise auf, deren Gefüge und Mineralinhalt, sowohl durch chloritische Überzüge
als auch durch die kataklastische Überprägung kleinerer
NW–SE-verlaufender Störungen makroskopisch nur
schwer zu erkennen ist. Desweiteren sind hier phyllitische
Gneise mit hellgrauen, weichen Graphitbelägen auf der
Foliationsfläche aufgeschlossen.
Im Bereich der tektonischen Mulde und auf dem Grat
von der Hochwand zur Röte sind die Biotitgneise mit stärker muskovitführenden Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen
wechsellagernd.
Durch den höheren Anteil von Muskovit wird ein eher
welliges, crenuliertes Gefüge hervorgerufen. Vereinzelt
treten auch 2–4 m mächtige, straff foliierte MuskovitQuarzit-Gneise/Schiefer auf, die sich durch ihre helle Farbe und die limonitische Verwitterung hervorheben. Auf
dem Grat von der Röte zum Kleinitzer Törl und am Gipfel
der „Bohl“ (lokale Bezeichnung des Berges mit der Höhe
2571 m) fällt eine verstärkte Mineralführung auf.
Bis zu 2 cm lange Turmaline, Hornblende und Staurolith
sind in kleinen Assoziationen angehäuft. Granate mit
einem Durchmesser bis zu 5 mm sind im Gestein verteilt.
Eine Umwandlung hat stellenweise zur Ausbildung von
„Biotit-Nestern“ auf den Foliationsflächen geführt.
Innerhalb der südlichen Wechsellagerung sind mehrere
bis 25 m mächtige Amphibolite aufgeschlossen. Die
durch Hornblende grün gefärbten Gesteine sind durch
helle plagioklas- und quarzreiche Lagen feingebändert.
Der 5–10 m mächtige Amphibolit im Muldenkern südwestlich der Laschkitzenalm sowie der auf der Bohl zeigen nur vereinzelt diese Bänderung.
Im gesamten Südblock treten häufig 2–50 m mächtige
Pegmatite mit NW–SE-Streichen, vereinzelt auch quer
dazu auf. Die an sich unfoliierten Intrusiva können im
Randbereich foliiert sein. In Faltenscharnieren konnten
auch kleinere durchgehend foliierte Pegmatite beobachtet werden. Die randlichen Gesteine sind bei der Intrusion
verstellt worden. In dem hellen Ganggestein sind neben
grobkörnigem Quarz und Plagioklas bis zu 5 cm große
Muskovite und Turmaline auskristallisiert. Im Kontakt
sind auch die Gneise häufig turmalinführend.
Neben dem oben erwähnten Faltenbau wurde während
der Deformation D 3 eine Crenulation angelegt, welche in
glimmerreichen Gesteinen ein Crenulationslinear (flach
nach SE fallend) auf der Hauptfoliation S 2 erzeugt. Quarzlagen als Relikte der ersten Deformation sind nur selten
erhalten. Innerhalb der quarzitischen Gneise treten engständige D 2 -Isoklinalfalten auf. Das zum Teil wellige Gefüge, ebenfalls besonders glimmerreicher Gneise, wird
durch eine Scherbandfoliation (S 4 ) hervorgerufen. D 5 Knickfaltenachsen und -bänder treten in allen Gesteinsformationen des Kartiergebietes auf. Die Knickbandachsen fallen zumeist mit 10–20° nach WNW ein.
Im alpidisch überprägten Nordblock sind innerhalb der
Biotitgneis-Serie stellenweise noch die oben beschriebenen Strukturen erhalten. Die mittelsteil einfallenden Foliationsflächen und die Crenulationslineare streichen E–W.
Besonders in Nähe der DAV sind spitzwinklig zur Foliation verlaufende Scherbandflächen (S A4 ) mit meist sinistralem Schersinn ausgebildet. Innerhalb der Biotit- und
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise sind kleine Knickbänder
zu beobachten.
Quartär
Das Quartär ist vor allem durch das Würm-Glazial und
dessen spätglazialen Gletscherrückzug geprägt worden.
Das Kleinitzer Almbachtal bildet ein breites Trogtal mit
einer Abflussrichtung der schmelzenden Eismassen in
Richtung der Schwarzach/Defereggental. Bei 2200 m ist
eine Stufe zum Trogschluss ausgebildet. Zwischen 2200
und 2400 m fallen an den sonnenabgewandten N-Hängen
Firngleitwälle auf. Sie treten morphologisch durch ihre Sichelform hervor und sind nur spärlich mit Flechten bewachsen. Auch heute sind hier während der Sommermonate noch kleine Resteisfelder ausgebildet.
Am Hang SW der Höhe 2571 m konnte als Periglazialbildung ein Blockgletscher beobachtet werden.
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Die Hanglagen oberhalb von 2000 m werden von großen Hang- und Blockschuttfeldern gebildet; zum Teil sind
sie von einem geringmächtigen Bodenhorizont überdeckt.
Östlich des Kleinitzer Almbaches ist es zu einer eindrucksvollen Bergzerreißung gekommen. Unterhalb einer
halbmondförmigen Abrissnische auf 2360–80 m prägen
bogenförmige Muschelbrüche das Bild des Hanges. Die
gesamte W-Seite der Bohl ist durchsetzt von hangparallelen Abrisskanten; auf dem Kamm hat sich das Gestein an
senkrechten, N–S-streichenden Zerrspalten bereits um
mehrere Meter abgesenkt. Es ist davon auszugehen, dass
es in diesem Bereich zu weiteren Bergstürzen bzw. einer
voranschreitenden Abgleitung des instabilen Hanges
kommen wird. Westlich des Almbaches konnte eine
Hangrutschung beobachtet werden. Auf konkaven Gleitbahnen sind mehrere Gesteinsschollen um etwa 100 m
den Hang hinabgeglitten und bilden oberhalb von 2100 m
wülstige Schuttzungen.
Der Kleinitzer Almbach und seine Seitenbäche haben
sich an Geländekanten rückschreitend erodierend in das
Tal eingeschnitten. In Bereichen geringerer Hangneigung
ist der Talboden des Kleinitzer Almbaches sowie der der
Schwarzach im Defereggental mit holozänen Schottern
verfüllt.
Auf den glazial geprägten, leicht geneigten und hügeligen Ebenen nördlich der Tonalitintrusion befinden sich
ausgedehnte Almwiesen mit quartärer Bodenbedeckung,
die teilweise durch Wasserstau versumpft sind. Nach
Norden schließt sich von 1800 m bis zur Schwarzach ein
steiler fast durchgehend bewaldeter Hang aus Blockschutt und ehemaligem Moränenmaterial an. Reliefbildend wirkte wahrscheinlich der würmzeitliche Gletscher
im Defereggental. Der Großteil dieses Waldgebietes ist
nicht zugänglich.
Gebiet zwischen Schwarzachtal
und Gagenhöhe (2463 m)
(N. G USSONE)
Prä-Quartär
Die Gesteine des Südblocks lassen sich in zwei lithologische Einheiten unterteilen. Der Biotitgneis ist die tektonisch untere Einheit des Südblocks. Sie grenzt südlich an
die DAV. In dieser Einheit dominiert ein Biotitgneis, der zu
ungefähr 20 % aus Biotit und zu jeweils 30–50 % Quarz
und Plagioklas besteht und wenig bis kein Muskovit enthält. Der Biotit erreicht bis 1 mm Größe. Quarz ist in 1 mm
dicken Bändern angereichert. Davon unterscheidet sich
ein heller massiver Biotitgneis. Er setzt sich aus ca.
0,2 mm großem Biotit, der 10 % des Gesteins bildet, und
feinkörnigem Plagioklas und Quarz zusammen. Der Biotit
ist in Störungsbereichen oft teilweise in Chlorit umgewandelt. Stellenweise tritt auch ein flaseriger, crenulierter
Biotitgneis mit 2–3 mm großen Plagioklas-Augen auf. Der
0,5–2 mm große Biotit hat einen Anteil von ca. 20–30 %
am Gestein. Auf Foliationsflächen treten bis cm-große
Aggregate fibrolithischen Sillimanits auf. Biotit ist in crenulierten Bereichen konzentriert. Die Mächtigkeiten der
grobkörnigen flaserigen Bereiche schwanken zwischen
10 cm und einigen Metern. Es treten alle möglichen Übergänge zwischen diesen Gesteinstypen auf. In den Biotitgneisen treten oft bis 50 cm mächtige quarzitische
Gneise und Schiefer sowie bis dm-mächtige feinkörnige
Muskovit-Schiefer und Quarzit-Muskovit-Gneise auf.
Die tektonisch höhere Einheit, die Zweiglimmergneis-Biotitgneis-Wechsellagerung, ist im Inneren der
Synklinale auf dem Zeigerle und dem Grat südlich des
316
Penzenkopfs aufgeschlossen. Zwischen den Graten wird
die Ausbissfläche mit der Tiefe geringer. In der Wechsellagerung treten zusätzlich zu den oben beschriebenen
Gesteinen die dominierenden Zweiglimmergneise auf. Sie
enthalten Biotit und Muskovit bis 1 mm, Quarz und Plagioklas von 0,2–0,5 mm. Der Glimmergehalt liegt bei
10–15 %, davon 30–40 % Muskovit. z.T. ist Graphit auf
Foliationsflächen anzutreffen. Quarzmobilisatlagen sind
1–15 cm mächtig, Quarz-Linsen bis 1 cm.
In dem mineralführenden Zweiglimmergneis treten neben Quarz, Plagioklas, Biotit und Muskovit in der obenbeschriebenen Form auch Staurolit, Turmalin (5 mm),
Hornblenden und Granat, der meist retrograd in Biotitnester umgewandelt ist, auf.
In beiden Einheiten liegen mehrere gebänderte dm- bis
m-mächtige
Amphibolite.
Größere
Mächtigkeiten
(10–15 m) erreichen sie am Penzenkopf (südlich der DAV),
im Kern der Synklinale, die südlich der Laschkitzalm zwischen 2260 und 2280 m ü NN und weniger deutlich am
Zeigerle aufgeschlossen ist, und im Bereich der Antiklinale, zwischen Gagenhöhe und Röte. Die bis 2 mm großen Mineralkörner sind im Wesentlichen Hornblende,
Quarz und Feldspat. Sulfide treten ebenfalls als Beimengungen auf. Der Randbereich ist z.T. quarzitisch.
In Störungszonen und in Nachbarschaft zu Amphiboliten treten 0,5–1,5 m mächtige starkfoliierte Marmore auf.
Sie sind sehr feinkörnig und enthalten einzelne Quarzund Feldspat-Körner. In den Bereichen der Störungszonen (DAV und südliche Antiklinale) tritt ebenfalls Marmor
auf.
Der Südblock wird von NW–SE-streichenden Pegmatiten mit wechselnden Einfallswerten durchzogen, die, im
Gegensatz zu denen des Nordteiles, in der Regel unfoliiert
sind, und nicht immer foliationsparallel liegen. Sie enthalten hypidiomorphe Feldspäte bis zu 7 cm Größe, idiomorphe Muskovite mit Durchmessern bis 6 cm, Turmalin
(Schörl) bis 10 cm und Quarz. Die Pegmatite sind oft auch
weniger grobkörnig ausgeprägt.
Die in der Literatur als Relikte einer ersten Deformationsphase beschriebenen Quarzlagen (S 1 ) besitzen stellenweise abgescherte Scharniere von Isoklinalfalten. Die
Unterschiede bezüglich des Einfallens zwischen den
Quarzlagen und der Hauptfoliation treten im Kartiergebiet
nicht signifikant in Erscheinung. Die Hauptfoliation S 2 ist
in eine nordvergente Großfalte (l ca. 1 km) gelegt, deren
B-Achse flach nach WNW einfällt. Die Foliation S 2 wurde
als Achsenflächenschieferung während der Deformationsphase D 2 angelegt. Faltenachsen, die mit Winkeln
bis maximal 60° nach Süden bzw. Osten und Westen einfallen, und teilweise gebogen sind, entstanden vor D 3 . Die
während der Faltung (D 3 ) angelegten B 3 -Achsen verlaufen, genau wie die Crenulationslineare und Kornlängungslineare im Wesentlichen flach SE–NW-parallel zur
B-Achse der Großfalte. Die Scherbandfoliation (S 4 ) wurde
in glimmerreichen Gesteinen in der vierten Deformationsphase erzeugt. Sie zeigt nur ein undeutliches Maximum in der Einfallrichtung nach SW.
Kataklastische Sörungen streichen um W–E bis
WNW–ESE. Im Südwesten des Kartiergebietes sind im
Kern einer Antiklinale stark deformierte Quarzite, Mylonite und Kataklasite mit Karbonat-Linsen und -Kluftfüllungen aufgeschlossen.
Die Gesteine des Nordblocks werden in die Biotitgneisserie, in der die Muskovitblasten-Gneise einzeln
ausgehalten werden, und den Tonalit unterteilt. Die nördlichste Einheit im bearbeiteten Gebiet ist die Biotitgneisserie, die aus Mischungsgliedern der Reihe Biotitgneis –
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Zweiglimmergneis sowie von Glimmerschiefern und
-quarziten, Amphiboliten und foliationsparallelen, foliierten Pegmatiten aufgebaut wird. Die Mächtigkeit der einzelnen Bänke variiert zwischen einigen cm und wenigen
Metern. Der Biotitgneis besteht aus den Mineralen Biotit,
Quarz und Plagioklas, mit Korngrößen bis zu 0,5 mm.
Muskovit ist oft auch, aber deutlich weniger als Biotit,
vorhanden. Bei Glimmergehalten von 10–15 % sind in der
Regel keine Scherbandgefüge ausgebildet, dadurch erscheinen sie im Aufschluss bankig bis massig. Stellenweise treten Biotitgneise mit einem Lagenbau auf, der
sich in helleren wenige cm mächtigen plagioklasreichen
Bändern äußert. Diese Bereiche sind schwach foliiert und
haben Korngrößen von 0,1–0,2 mm. Dort, wo Biotite Größen bis 0,4 mm erreichen, ist auch die Foliation stärker
ausgebildet.
Das andere Endglied der Mischungsreihe ist ein Zweiglimmergneis, der zu etwa gleichen Teilen Muskovit und
Biotit enthält. Der Gesamtglimmergehalt liegt in der Regel
bei 10–15 %. Granat tritt häufig als Nebengemengteil mit
einem Anteil von weniger als 1 % auf. Hornblenden bis
3 mm Größe kommen hauptsächlich an Pegmatitkontakten vor. Quarz und Plagioklas liegen in bis 0,5 mm großen
Körnern vor. Ihre Anteile schwanken zwischen 30 und
50 %. Das Erscheinungsbild dieses Gesteins ist ebenfalls
von der Scherbandfoliation geprägt, welche vom Glimmergehalt kontrolliert wird.
In den Quarzitgneisen bilden Muskovit und Biotit ca.
5–10 % des Gesteins. Quarz liegt sehr feinkörnig vor. Die
schwache Foliation wird von den bis zu 0,2 mm großen
eingeregelten Glimmern erzeugt.
Vereinzelt können auch Muskovite bis 1 mm auf den Foliationsflächen auftreten. Plagioklas ist deutlich weniger
als Quarz vorhanden. Aufgrund des hohen Quarz- und geringen Glimmergehaltes sind diese Quarzite nicht scherbandfoliiert. Am häufigsten treten muskovitdominierte
Varietäten auf. Es existieren aber auch Zweiglimmer und
biotitbetonte Quarzite. Stellenweise sind die Gesteine retrograd überprägt, so dass jetzt chloritführende Gneise
vorliegen.
Innerhalb der Biotitgneisserie können Bereiche ausgehalten werden, in denen es durch die Platznahme des Rieserferner Plutons zur Muskovitblastese kam. Das Verbreitungsgebiet der Muskovitblasten-Gneise liegt in einem
Streifen nördlich des Tonalits, entlang des Forstwegs, sowie in nicht zusammenhängenden Bereichen weiter nördlich im Bichleralmbach zwischen 1400 und 1500 m ü NN.
Die Muskovit-Blastengneise sind eine Mischungsreihe
von Biotit- und Zweiglimmer-Gneisen und -Schiefern, die
sich von denen der Biotitgneisserie durch die nicht foliationsparallel gesprossten Muskovit-Blasten unterscheiden.
Die Lagen der Gesteine sind z.T. nur wenige cm mächtig. Mit dem zwischen 5 % auf 15 % variierenden Glimmergehalt wechselt in der Regel auch die Korngröße der
Biotite, die in den glimmerreichen Lagen bis 0,6 mm statt
0,2 mm erreichen können. Plagioklas und Quarz sind jeweils mit 40–50 % vertreten. Plagioklas erreicht Korngrößen von 1 mm, Quarz bildet auch 1 mm mächtige Lamellen. Muskovit liegt foliationsparallel als 0,3 mm bis 1 cm
große Blasten vor. In den Muskovitblasten-Gneisen tritt
ein ca. 10 m mächtiger Augengneis auf. Er hat ca. 1–2 mm
große Feldspat-Quarz-Augen, in denen Einzelkörner bis
1 mm liegen. Er enthält ca. 55 % Feldspat, 30 % Quarz,
15 % Glimmer, hauptsächlich Biotit, der in unterschiedlichem Maße zu Chlorit umgewandelt wurde. Die Biotite
mit Korndurchmessern um 0,5 mm sind größer als die ca.
0,1–0,3 mm großen Muskovite.
Im Nordblock treten vereinzelt Amphibolite mit Mächtigkeiten von bis zu 2–3 Metern in Erscheinung. Sie bestehen aus bis 1 mm langen kurzstengeligen Hornblenden,
Quarz und Plagioklas sowie akzessorischen Sulfidmineralen.
Sowohl die Gesteine der Biotitgneisserie als auch die
der Muskovitblastengneise werden von foliierten, foliationsparallelen Pegmatiten durchzogen. Neben Quarz,
Feldspat und den größtenteils eingeregelten oder zerbrochenen Muskoviten können sie auch Turmalin (Schörl)
enthalten. Ihre Korngrößen sind relativ gering, außer die
bis zu 2 cm großen Muskovite, und mm-große, oft foliationsparalle Turmaline, die von 0,05–0,2 mm großen
Quarzen und Feldspäten umgeben sind. Oft sind sie von
dunklen biotitreichen Gneisen umgeben.
Im Laschkitzenalmbach ist der nördliche Kontakt des
Tonalits in folgendem Profil aufgeschlossen: Südlich an
die Muskovitblastengneise schließt sich ein Bereich quarzitischer Mylonite an. In ihnen wechseln sich Phyllonite
und mylonitische Quarzite ab. Die Gesteine sind durch
vollständige Chloritisierung unterschiedlich intensiv grün
gefärbt und haben auf Foliationsflächen oft Spiegelharnische. Die einzelnen Zonen sind jeweils ca.10 m mächtig. Ihre straff foliierten Gesteine sind außer durch starke
Verfaltung auch von zahlreichen Scherbahnen durchzogen. Die hierin auftretenden Quarzmobilisate erreichen
Mächtigkeiten von ca. 5 cm. Zwischen den Scherzonen
sind in weniger stark deformierten Bereichen dunkle bläuliche Quarzite mit Biotit und wenig Muskovit erhalten, die
durch teilweise Chloritisierung vergrünt sind und z.T.
einen Fettglanz aufweisen. Diese Quarzite treten in ca.
10 cm Bänken auf. Die Muskovite werden auf Foliationsflächen bis 2 mm groß. In diesem Bereich steckt auch ein
Stück des alterierten Tonalitrandbereichs mit einer Größe
von wenigen dm. Dort treten ebenfalls weiße MuskovitQuarzit(-Gneis)e mit deutlicher Foliation auf. Manche dieser hellen Quarzite sind durch Turmaline als vergneiste
Pegmatite zu erkennen.
Darauf folgt der Biotitkontaktgneis, ein zwei Meter
mächtiger, massiver aber deutlich foliierter, dunkler,
schwerer Gneis. Quarz- und Feldspat-Körner erreichen
Durchmesser von 1–2 mm. Die 0,2 mm großen Biotite bilden oft 1–2 mm große lagige Aggregate, die ca 15 % des
Gesteins ausmachen und teilweise chloritisiert sind.
Quarz ist mit 40 % und Fsp mit 45 % vertreten. Unter dem
Mikroskop sind feinkörnige idiomorphe Andalusite zu erkennen. Den direkten Kontakt zum Tonalit bildet eine ca.
20 Meter mächtige Folge weiß bis schwach grünlicher
(durch wenig Chlorit) Quarzite, die neben Quarz ca. 5 %
Muskovit enthalten.
Im Kartiergebiet ist der Ausläufer der Rieserferner-Intrusion an seiner breitesten Stelle wenig mehr als 100 m
mächtig. Er baut, etwa E–W-streichend, den unteren Penzenkopf auf. Im Osten ist er nicht durchgängig durch Aufschlüsse belegt und liegt vermutlich in Form einzelner getrennter Tonalitkörper vor. Er ist durch Kontaktphänomene und Bewegungen an der DAV stark geprägt. Das Gestein wirkt trotz seiner unregelmäßigen Foliation massig,
da es nicht nach der Foliation sondern nach den zahlreichen Klüften bricht. Quarz und Feldspäte bilden Körner
mit Durchmessern bis zu 4 mm. Zum Rand hin ist er stärker alteriert, chloritisiert und zerschert. Er ist in weiten Bereichen von karbonatischen Kluftfüllungen und fastdurchgängig von limonitischen Kluftbelägen durchzogen.
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Die ca. 5–10 % Biotit sind zumindest teilweise, in manchen Bereichen, z.B. am Kontakt, vollständig zu Chlorit
umgewandelt.
Zur Tektonik
Die ersten drei Deformationsstadien (?prävariszisch
und variszisch) verliefen in Nord- und Südblock ähnlich,
wobei die Strukturen im Nordblock größtenteils überprägt
wurden.
Nach D 3 wurden Pegmatite generiert und in der ersten
Alpidischen Deformation (D a1 ) foliiert. Während Isoklinalfaltung in D a2 entstand die Hauptfoliation des Nordblocks
S a2 . Aus dieser Phase sind 1–3 mm mächtige z.T. isoklinal
verfaltete Quarzmobilisatlagen erhalten, von denen oft
nur noch die abgescherten Faltenscharniere übrig sind.
Die Streichwerte von S A2 liegen um E–W. Es herrscht ein
nordvergenter Faltenbau, bei dem die Foliationsflächen
meist nach Süden einfallen. Die B-Achsen der Großfalten
haben einen Einfallswert von ca. 095/10. Sie wurden in Da3
angelegt. Neben den B-Achsen, die parallel zu den B a3
-Achsen liegen (flach nach E–ESE) bzw. W–WNW, gibt es
noch ein Maximum für Fallwerte von 50–60° nach W bzw.
SE.
Die Kornlängungslineare verlaufen im Allgemeinen parallel zur B a3 -Achse, die Crenulationslineare zeigen ein
zusätzliches Maximum bei flach nach S–SW-fallenden
Werten. Die Scherbandfoliation S a4 ist sehr uneinheitlich
ausgebildet und hat ein Maximum bei Einfallsrichtung
nach W. Nach D a4 wurde der N-Block noch einmal verfaltet. Knickachsen fallen gehäuft flach nach E–ESE oder
W–WNW und mit 60–70° nach W ein. Die Scherbänder in
der mylonitischen Scherzone nördlich des Tonalits variieren in Einfallen und Schersinn, wobei die Streichwerte um
NW–SE mit steilem Einfallswinkel und um NE–SW mit flacheren Winkeln schwanken. An dem Forstweg ostlich der
Bichleralm ist ein feinkörniges, hellgrünes, NW–SE-streichendes Störungsgestein aufgeschlossen, das neben
Quarz, Albit und Serizit auch Dolomit und Ankerit enthält.
Im westlichen Teil des Gebiet ist die DAV wegen ihres
hangparallelen Verlaufs relativ schlecht aufgeschlossen,
und nur an ihrem Schutt zu erkennen. Südlich des Tonalites schließt sich eine wenige Meter mächtige Folge
schwarzer und brauner Scherben (kataklastisch überprägter Mylonite), ein quarzitischer Bereich und Marmore
an. Südöstlich der Bichleralm stehen stark verfaltete,
feinblättrig zerfallenden Mylonite an. Oft ist Karbonat auf
Kluftflächen vorhanden.
Quartär
Das Defereggental wurde durch Eisströme des Würmglazials angelegt und erhielt dabei durch Gletschererosion seine steilen Talflanken. Sie werden von Hangschutt,
auf dem sich ein gering mächtiger Boden entwickelt hat,
bedeckt. Darauf wächst bis zu einer Höhe von ca. 1950 m
ein Nadelwald. Die Schulter des Trogtales mit ihrer Geländeverflachung liegt zwischen 1900 und 1950 m. Oberhalb
1950 m befinden sich Moränen, die an Geländekanten
von Schutt überdeckt werden. In flacheren Bereichen treten z.T. Staunässe und Versumpfung auf. Oberhalb von
2300 Metern herrschen Fels, Blockschutt, Moränenwälle,
Kare und Karseen vor. Bei nicht bewachsenen Wällen
handelt es sich um Firngleitwälle aus jüngerer Zeit. Die
bewachsenen sichelförmigen Wälle könnten vermutlich
würmzeitliche Moränenreste sein. Talbodenalluvium im
Bett der Schwarzach wird da, wo die Bäche einmünden,
von Schwemmfächern überdeckt.
318
Besonders der Grat zwischen Zeigerle und Gagenhöhe
ist von Bergzerreißung und Hangabrutschungen betroffen. Die Hangbewegungen finden bevorzugt auf den
durch ac-Klüftung der B 3 -Faltenachse vorgezeichneten
Flächen statt. Die Bereiche über den Abgleitflächen zeigen oft Staunässe und von der Umgebung abweichende
Vegetation. Auf den Graten sind aktive offene Brüche mit
Öffnungsweiten von über einem Meter anzutreffen.
Gebiet südlich und nördlich Villgrater Joch
(A. K OCH)
Einheiten des Altkristallins
Das gesamte Arbeitsgebiet setzt sich mit Ausnahme
von Pegmatiten im NW aus einer heterogenen Folge von
Paragneisen zusammen. Im N dominieren Biotit-Gneise,
nach S hin findet bei zunehmendem Muskovitanteil ein
sukzessiver Übergang zu Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen bzw. -Schiefern statt, wobei in einem breiten Übergangsbereich beide Gneistypen ineinandergreifen und
nicht getrennt voneinander ausgehalten werden können.
Darüber hinaus treten wechsellagernd, zwischengeschaltet oder fließende Übergänge bildend, Quarzit-Gneise,
Marmore, Kalksilikat-Gneise, Amphibolite und Kalksilikate auf.
Materialwechsel findet parallel zur überall deutlich ausgeprägten Hauptfoliation S 2 (s.u.) statt, die etwa von
WNW nach ESE streicht. Mineralzusammensetzung und
Gefüge des Gesteins können innerhalb kleiner Bereiche,
sogar innerhalb eines Dünnschliffes stark variieren.
Biotit-Gneise dominieren die nördliche Paragneisabfolge. Sie sind feinkörnig, verwittern überwiegend braun
bis dunkelbraun, haben glatte bis leicht gewellte S-Flächen, die von Glimmern nachgezeichnet werden und bei
höherem Glimmergehalt auch crenuliert sind. Sie haben
im frischen Anschlag eine graue bis dunkelgraue Farbe
und setzen sich aus Quarz, Plagioklas, Biotit, Muskovit,
Chlorit und Granat zusammen. Plagioklas hat einen geschätzten Anteil von etwa 20 bis 30 % und etwa wie Quarz
(.50 %) eine Korngröße von ca. 0,3 bis max. 1–2 mm.
Biotit ([ max. 3 mm) bildet häufig geschlossene Lagen.
In der Nähe von kataklastischen Störungen sind Knickfalten überdurchschnittlich häufig, v.a. im NW des Arbeitsgebietes. In solchen Bereichen ist Biotit diaphthoritisch zu Chlorit umgewandelt worden, was zu einer grünlichen Färbung des Gesteins führte. Es kann ein deutlicher
Muskovitanteil vorhanden sein, der in jedem Fall aber
niedriger als der des Biotits mit etwa 15–25 % ist. Granat
ist fast immer als Nebengemengteil vorhanden (max. 5 %;
[ ,0,5 mm), als solches aber kaum makroskopisch, sondern nur im Dünnschliff identifizierbar. Neben anderen akzessorischen Mineralen wie z.B. Zirkon ist das Auftreten
von fibrolithischem Sillimanit erwähnenswert. Auch Turmalin tritt gelegentlich in der Nähe von Pegmatiten auf
S-Flächen des Biotit-Gneises auf. Er ist parallel zur Foliation aufgewachsen und hat einen langprismatischen,
idiomorphen Habitus.
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise bzw. -Schiefer werden nach S hin immer häufiger, bilden aber keine scharfe
lithologische Grenze zu den Biotit-Gneisen. Der Übergangsbereich wird daher in der Karte als Wechsellagerung ausgehalten. Es handelt sich dabei um eine Gesteinsserie, in der mehrere Varietäten unterschieden werden können. Diese treten wechsellagernd auf, bilden fließende Übergänge und werden bei deutlicher Dominanz
ggf. auch mit Übersignaturen in der Karte ausgehalten.
Feinkörnige Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise sind den
Biotitgneisen ähnlich. Sie brechen plattig, haben straffe
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bis unregelmäßig gewellte, leicht buckelige S-Flächen,
die von Glimmern nachgezeichnet werden, welche aber
meist keine geschlossene Lagen bilden. I. d. R. sind Kornregelungslineare (Quarz, Feldspat) auf den Foliationsflächen einmeßbar. Quarz ([ 0,3 bis max. 1 mm) hat einen
höheren Anteil als Plagioklas (ca. 20 bis 30 %). Muskovit
und Biotit ([ < 2 mm) sind in etwa gleichen Anteilen vorhanden, zusammen mit etwa 20 bis 35 %. Nebengemengteile sind fast immer Granat ([ ,0,5 mm) und Chlorit.
Grobkörnige Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise/-Schiefer dominieren am W-Grat des Regensteins und S’ davon.
Sie haben einen hohen Glimmeranteil von ca. 40 bis 60 %
und enthalten meist auch mehr Granat (10 %). Glimmer
bilden geschlossene Lagen und verlaufen wellig um die
etwa 1 bis 2 mm großen Quarz- und Feldspatkörner, was
oftmals zu einem flaserigen Habitus führt. U.d.M. erscheint das Gestein bezüglich Mineralzusammensetzung
und Korngröße sehr inhomogen. Es konnten synkristallin
rotierte Granate mit gebogenen Interngefügen beobachtet werden. Im Nordteil konnte eine mineralführende Varietät dieses Gneistyps angetroffen werden, die Staurolith-Blasten ([ bis 3 mm) mit poikiloblastischen Einschlüssen von Quarz, Granat und Serizit enthalten.
Quarzit-Gneise treten im gesamten Kartiergebiet als
häufige, unterschiedlich mächtige Einschaltungen im dmbis m-Bereich mit fließendem Übergang zum Nebengestein auf. Sie sind plattig bis dickplattig und bankig und
haben sehr glatte, straff foliierte S-Flächen. Sie sind je
nach Art des dominierenden Glimmers von hell- oder dunkelgrauer Farbe, gelegentlich auch von Chlorit grünlich
gefärbt und oft extrem feinkörnig ([ etwa 0,3 mm und
kleiner). Quarz bildet Pflastergefüge, sein Anteil liegt
meist deutlich über 50 %. Der Plagioklasgehalt erreicht
selten mehr als 20 %. Glimmer ([ ,1 mm) sind mit max.
20 % vertreten. Granat liegt nur noch akzessorisch und
nahezu atollartig vor. Quarzit-Gneise wechsellagern gehäuft im Bereich des Grates mit feinkörnigen Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen. Am W-Grat des Regensteins
und weiter S’ sind sie zusammen mit den o.g. glimmerreichen Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen/-Schiefern das
dominierende Gestein. Dort sind Quarzit-Gneise meist
stark verfaltet und in cm-große, offene bis enge Falten
gelegt, die besonders im Blockschutt im Bereich der
Bergzerreißung mit m-langen, scharfen Sattelscharnieren
in Erscheinung treten.
Am N-Hang des Grates sind zwischen 2200 und 2400 m
in den Quarzit-Gneisen bunte Bänder von weißlicher,
grünlicher und rötlicher Farbe von mm- bis cm-Dicke foliationsparallel zwischengeschaltet.
Es handelt sich dabei um Kalksilikate, in denen Klinozoisit, Hornblende und/oder Granat mit Gehalten zwischen 10 und 20 % nachgewiesen werden konnten. Desweiteren wurden starke Anhäufungen von Zirkon beobachtet.
Am Wanderweg N’ des Villgratener Jochs bei 2380 m
wurde ein splittrig brechender, sehr feinkörniger, harter,
dunkelgrauer bis schwärzlicher, schecht bis gar nicht foliierter Quarzit mit feinen Pyritkristallen in einem dm-mächtigen Horizont angetroffen. Nach S CHULZ (1988) führt Graphit mit einem Anteil von 5 bis 10 % in dispers verteilten
Aggregaten vorliegend, zur Schwarzfärbung dieses
Graphit-Quarzits.
In allen o.g. Paragneisen treten reine Quarzlagen, -linsen oder gelängte Quarzzungen auf. Quarzlagen sind
mm- bis cm-mächtig und parallel zur Foliation zwischengeschaltet. Quarz bildet Pflastergefüge und ist
grobkörniger als im Paragneis.
Quarzlinsen können Mächtigkeiten von mehreren dm
erreichen und laufen spitzwinklig parallel zur Foliation
aus. Quarzzungen sind in der Foliationsebene meist in
einem Verhältnis von etwa 1 : 3 bis 1 : 6 geplättet und in
Richtung der Kornregelungslineation um ein Mehrfaches
der Breite gestreckt.
Marmor – angetroffen S’ des Goritzwaldes und E’ des
Regensteins am Wanderweg – ist engständig in cm-dicken Lagen mit dem umgebenden Gneis wechselgelagert. Dieser ist stark verfaltet und „schwimmt“, teilweise
zu Boudins gelängt, in den weniger kompetenten, duktil
verformten, grauen Marmorlagen, die auch Kalksilikate
wie Hornblende ([ max. 0,5 mm) enthalten können. Die
Marmore lassen sich im Gelände nur über wenige m verfolgen. Im Dünnschliff treten sowohl Domänen mit sehr
feinkörnigem Karbonat-Filz auf als auch Bereiche, in denen Calcit (ca. 90 %; [ ,0,6 mm) Pflastergefüge mit geraden Korngrenzen bildet. Quarz mit ca. 10 % ist im Gegensatz zu jenem in Paragneisen hier kaum undulös auslöschend. An der Nordgrenze des Arbeitsgebietes konnte
in einer kataklasischen Bewegungsbahn im Bereich der
Pegmatit-Schar (s.u.) ein weiß-grau laminierter mylonitischer Marmor gefunden werden. Er besteht ausschließlich aus feinstkörnigem Calcit mit Korndurchmessern von
max. 0,3 mm.
Etwa 200 m N’ des Regensteins ist unterhalb der Grates
ein etwa 10 m mächtiger Kalksilikatgneis-Körper aufgeschlossen. Das Gestein ist dunkelgrün bis dunkelgrau
und enthält mm- bis cm-mächtige Quarzlagen, die stark
verfaltet sind. Es setzt sich vorwiegend aus Tremolit, Zoisit und Epidot zusammen. Calcit in geringem Anteil beschränkt sich auf Kornzwickel.
Kataklasite schneiden die Foliation meist diskordant;
auf dem Grat sind auch einige S-Flächen-parallele kataklastische Störungen aufgeschlossen. Sie sind i.d.R.
schwärzlich, unfoliiert, zerrüttet, bröcklig, z.T. mit Graphit
belegt und häufig von hellbraunen, eisenhydroxidhaltigen
Lösungen durchzogen.
Mächtigkeiten von dm bis m werden erreicht. In einer
Störungsbahn konnte Pseudotachylit beobachtet werden. Störungen sind häufig, oftmals aber nur über wenige
m verfolgbar. Einige erreichen Längen von mehreren
10er m und werden in der Karte ausgehalten.
Im NW streicht eine Schar von Pegmatitgängen diskordant zur Foliation in das Arbeitsgebiet hinein. Eine mehrere 100 m lange Klippe setzt sich fast ausschließlich aus
Pegmatit zusammen.
Ansonsten durchschlägt das Ganggestein fast bis hinunter zum Gagenalmbach immer wieder den Biotit-Gneis.
Die Pegmatite sind richtungslos körnig und setzen sich
aus Feldspat, idiomorphem Muskovit, Quarz und Turmalin (Schörl) zusammen. Die cm-großen Minerale sind als
riesenkörnig zu bezeichnen. Quarz hat verzahnte Korngrenzen. Plagioklas weist unter dem Mikroskop Deformationslamellen auf. Pegmatitgänge überprägten das Nachbargestein in einem cm-tiefen Saum und bildeten dort
nicht selten Schleppfalten aus.
Amphibolite treten ausschließlich im Nordbereich in
Form von cm- bis dm-mächtigen, foliationsparallelen Lagen auf. Sie sind von dunkelgrüner bis dunkelgrauer Farbe, gelegentlich auch schwaz-weiß gebändert, und bestehen zu etwa 50 bis 60 % aus (hyp-)idiomorphem, kurzprismatischem Amphibol ([ max. 1–2 mm), der von einer
feinkörnigeren Matrix aus Serizit, Plagioklas und kaum
undulös auslöschendem Quarz umgeben ist. S-Flächen
sind meist mit Biotit belegt. Im Dünnschliff ist ein erhöhter
Anteil an opaken Mineralen sichtbar. Amphibolite laufen
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meist nach wenigen Metern aus, und lassen sich selten
wie am Osthang der Hochalmspitze über weite Strecken
verfolgen.
Tektonik
In Anlehnung an S CHULZ (1988) können im Altkristallin
S’ der DAV mehrere Deformationsphasen (D 1 –D 5 ) unterschieden werden.
Quarzlagen sind demnach einer während der ersten Deformation entstandenen Schieferung S 1 zuzuordnen. Diese sind zusammen mit glimmerarmen Gesteinslagen wie
Quarzit-Gneisen während der darauffolgenden Deformation D 2 isoklinal verfaltet worden. Faltenachsen solcher
Isoklinalfalten (B 2 ) konnten eingemessen werden und ergaben ein mittelsteiles Einfallen nach S.
In Paragneisen wurde während D 2 die Hauptfoliation S 2
angelegt.
S 2 -Flächen fallen im gesamten Arbeitsgebiet mit Ausnahme von verstellten Bereichen mittelsteil nach SSW
ein. Für den Nordteil konnte ein S 2 -Flächenpol-Maximum
von 210/40 ermittelt werden; im Südteil liegt das Maximum bei 214/59 knapp 20° steiler. Es wird somit ein Großfaltenbau angedeutet, Die Großfaltenachse liegt horizontal SE–NW. Die Anlage dieses Faltenbaus muß zu einem
späteren Zeitpunkt als D 3 erfolgt sein, da B 3 -Faltenachsen von offenen bis engen Falten im cm- bis m-Bereich
(Faltenklasse „1C“ und „2“ nach R AMSAY [1967]) mit einem
ebenfalls mittelsteilen Einfallen nach S die gleiche Raumlage wie B 2 -Faltenachsen haben und sich das Spannungsfeld erst nachfolgend geändert haben kann. B 3 -Falten überprägten B 2 -Isoklinalfalten und bilden aufgrund
der gleichen Raumlage ihrer Faltenachsen Interferenzmuster (Typ „3“ nach R AMSAY, 1967). Solche konnten an
mehreren Stellen im Südteil angetroffen werden.
In D 3 wurden des Weiteren Kornstreckungslineare (L 3 )
und in glimmerreichen Lagen Crenulationslineare (L 3 )
angelegt, beide jeweils auf S 2 -Flächen einmessbar. Bezüglich ihrer Raumlage besteht kein Unterschied zwischen ihnen, ihr Einfallen ist mit dem der B 3 -Faltenachsen
identisch. S 4 -Scherbänder sind bestenfalls nur angedeutet, konnten aber nicht explizit beobachtet werden. Im
Übergang zur Kaltdeformation sind während D 5 Knickfalten und kataklastische Störungen entstanden. Beide korrelieren miteinander: In der Nähe von Kataklasiten kommen Knickfalten überdurchschnittlich häufig vor, insbesondere im NW. Sie erzeugten auf S 2 -Flächen ein Knicklinear L5, welches im Arbeitsgebiet relativ flach nach W
einfällt. Störungsflächen wurden in der Mehrzahl mit
einem mittelsteilen Einfallen in N’ Richtung gemessen.
Mit W–E-Streichen beider in D 5 angelegter Gefügeelemente deutet sich ein Spannungsfeld an, in welchem
N–S-Einengung geherrscht haben dürfte.
Quartär
Das Arbeitsgebiet ist in weiten Teilen von quartärem
Lockermaterial bedeckt. Mehrere Blockschuttfächer verlaufen von den Flanken der Grate hangabwärts. Kare sind
NNW’, SW’ und E’ der Kugelspitze sowie W’ des Regensteins und S’ des Villgratener Jochs anzutreffen. S’ des
Westgrates stellen Verebnungsflächen Karschwellen mit
kleinen, z.T. verlandeten Karseen zwischen 2300 und
2400 m dar. Der Pumpersee ist ein Karsee; seine Karschwelle besteht hier aus massivem Fels. Zwischen W’
Regensteinkar und SW’ Kugelspitzkar verläuft ein 30 m
hoher Wall einer würmeiszeitlichen Seitenmoräne hangabwärts bis auf 2300 m ü.NN. Drei Wallstrukturen direkt
im Anschluss daran scheinen ebenfalls Moränen, bestehend aus unsortiertem Material, zu sein.
320
Gletscherschliffe an zwei Stellen am Nordhang des
Grates, E’ des Pumpersees und der Kugelspitze und am
Osthang der Hochalmspsitze mit jeweils hangabwärtsgerichteten Gletscherschrammen zeugen von einer würmeiszeitlichen Vereisung, vor allem im Nordteil des Arbeitsgebietes. S’ des Villgrater Jochs und insbesondere
S’ des Westgrates (Doppelgrat) des Regensteins sind Dekameter große Felsschollen aus dem Gesteinsverbund
gelöst und offensichtlich verstellt worden. Die Klippen mit
z.T. stark abweichenden Raumlagen der S 2 -Foliation bilden Stufen im Hang. Dazwischen wechseln Bereiche mit
Blockschutt und Almmatten einander ab.
Weiterhin konnte an der Ostgrenze zwischen Goritzwald und Pumpersee eine Instabilität des Gesteinsverbundes registriert werden. Unterhalb davon markiert eine
Steilkante eine Abrissfläche aus jüngerer Zeit.
Mit Wald bedeckt sind die SW-Ecke (Mittererberg) und
der Hang S’ der Bloshütte (Goritzwald). Die Waldgrenze
liegt bei etwa 2200 m.
Der gesamte Hang NW’ des Gagenalmbaches, die
quartäre Bedeckung im Gagenalmtal und im Bereich zwischen Schuttkegel und Waldgrenze im Südteil sind Almwiesen. Der Talboden in Ufernähe im flachen Bereich des
Gagenalmbaches ist mit Talsohlen-Ablagerungen angefüllt. Ein gut ausgebildeter Schwemmschuttkegel befindet sich am unteren Ende eines ausgetrockneten Bachbetts NW’ des Goritzwaldes.
Gebiet südlich Kleinitzer Törl und Röte
(O. D AHMEN)
Altkristallin
Der N-Teil des Kartiergebietes wird durch eine Wechsellagerung von Biotit-Gneisen und Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen aufgebaut.
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise treten als eine eigenständige Kartiereinheit in dem Bereich Hoferalm auf. Im N
des Kartiergebietes ist der Zweiglimmer-PlagioklasGneis wechsellagernd mit Biotitgneis. Die Mächtigkeiten
von Biotitgneis- und Zweiglimmer-Plagioklas-Gneislagen
sind schwankend, die Übergange von Biotitgneis zu
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis sind häufig fließend und
können im Gelände selten verfolgt werden. Da die einzelnen Gesteinseinheiten Mächtigkeiten von dm bis m haben, ist eine differenzierte Ausscheidung der einzelnen
Gesteinslagen nicht möglich. Aus diesem Grund wurde
eine Wechsellagerung kartiert. Die im S des Kartiergebietes anstehenden Zweiglimmer-Schiefer unterscheiden
sich von den Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen im wesentlichen durch einen höheren Quarz- und Glimmergehalt, wie auch durch das Vorhandensein einer penetrativen Scherbandfoliation. Der Übergang zwischen den beiden Kartiereinheiten Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis und
Zweiglimmer-Schiefer ist aufgrund des beidseitig stark
schwankenden Mineralgehalts fließend. Innerhalb der
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise, Biotit-Gneise und welligen Zweiglimmer-Schiefer wurde häufig eine Einschaltung von quarzitischen Biotit-Gneisen beobachtet. Einschaltungen von weißen Quarziten bis 10 cm Mächtigkeit
sind nicht ungewöhnlich, wobei ihre Häufung im N des
Kartiergebietes beobachtet wurde. Die Quarzite sind
i.d.R. lateral nicht weit verfolgbar (von 1 m bis 10 m).
Biotit-Gneis tritt in dm- bis m-mächtigen Lagen in Wechsellagerung mit den Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen
auf. Am Grat Marcheggenspitze – Spitze beim Kreuz und
N’ der Leisacher Alm wurde ein weiträumiger Bereich Biotitgneis ausgehalten. Die Foliationsflächen sind mit Biotit
belegt und sehr straff ausgebildet. Im Bruch erscheinen
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1 bis 2 mm starke, auskeilende Lagen von Plagioklas, gesäumt von Biotit und Quarz. Selten sind schwach ausgeprägte Scherbandgefüge zu beobachten. Im Gebiet N’
der Leisacher Alm treten vereinzelt plagioklasbetonte
Biotitgneise auf, die bis 0,5 cm starke Plagioklasbänder
im Wechsel mit Biotit führen. Innerhalb der Biotit-Gneise
sind Einschaltungen von foliationsparallelen Quarzbändchen bis 4 mm Stärke und 1 m Länge zu beobachten.
In der Wechsellagerung treten E’ des Grates Marcheggenspitze – Hochalmspitze Amphibol führende Paragneise auf. U.d.M wurde eine starke retrograde Umwandlung
der Amphibole in Chlorit beobachtet, die bis zur vollständigen Pseudomorphose reicht. Die Gesteinseinheit hat
einen deutlichen Übergang zu den Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen und setzt sich durch die Amphibolführung
ab.
Der S-Teil des Kartiergebietes wird von welligen Zweiglimmer-Schiefern aufgebaut. Er ist geprägt durch eine
penetrative Scherbandfoliation. Der Plagioklasgehalt ist
relativ gering und liegt deutlich unter 20 Vol.-%. Die
Scherbandfoliation verleiht dem Gestein einen charakteristischen welligen Habitus. In den welligen Zweiglimmer-Schiefern sind im unteren Bereich des N-Hangs des
Grabensteins quarzitische Biotit-Gneise foliationsparallel eingelagert. Diese erreichen nur geringe Mächtigkeiten
(dm bis m). Im NW-Grenzeck des Kartiergebietes führt
der wellige Zweiglimmer-Schiefer Granate bis 0,5 cm
Korndurchmesser. Der Übergang zwischen welligem
Zweiglimmer-Schiefer und Zweiglimmer-PlagioklasGneis ist nicht scharf ausgebildet, vielmehr ist ein sukzessiver Übergang zu beobachten.
Im gesamten Kartiergebiet sind quarzitische Gneise in
die Paragneise eingeschaltet. Eine besondere Häufung ist
im Bereich E’ des Grates Hochalmspitze – Marcheggenspitze und im unteren N-Hang des Grabensteins zu beobachten. Die Einschaltungen erreichen dm- bis m-Mächtigkeit und setzen sich scharf vom Nebengestein ab.
Die quarzitischen Paragneise führen vornehmlich Biotit, Muskovit tritt deutlich zurück. Einzelne quarzitische
Zonen lassen sich über mehrere 100er m verfolgen. Vereinzelt wurde u.d.M. akzessorischer Klinozoisit gefunden. Der Mineralgehalt der quarzitischen Biotit-Gneise ist
schwankend, so dass fließende Übergänge von quarzitischen Biotit-Gneisen zu Biotit-Quarziten vorhanden
sind.
Im N des Kartiergebietes sind vermehrt Amphibolitzüge
in die Paragneise eingeschaltet. Sie liegen parallel zur
Hauptfoliation und haben eine Mächtigkeit bis 30 m. Oft
wurden auch Einschaltungen von dünnen AmphibolitBändchen im cm-Bereich beobachtet. Die Amphibolite
sind schwach foliiert. Plagioklas bildet manchmal bis cmmächtige Bänder aus, die innerhalb des Amphibolitzuges
auskeilen. Vereinzelt sind auf Foliationsflächen bis 1 cm
große Hornblendegarben vorhanden, die ein Kornregelungslinear ausbilden. Der Mineralbestand umfasst etwa
60–70 % Hornblende und 30–40 % Plagioklas. Erze kommen akzessorisch vor. Teilweise ist Hornblende in Chlorit
umgewandelt, Plagioklas ist zu geringen Teilen sericitisiert.
Die Amphibolite am Grat Kleinitzer Törl – Hochalmspitze – Röte sind nicht Granat führend, wohingegen Granat
führende Amphibolite in der Biotit-Gneis-Zone N’ der
Leisacher Alm zu beobachten sind.
Ein bis 100 m mächtiger Klinozoisit-Orthogneis-Zug
erstreckt sich am S-Hang des Winkeltals zwischen Lackenkammeralm und Gasseralm. Nach E streicht der Orthogneis innerhalb des Kartiergebietes aus, nach W zieht
er aus dem Kartiergebiet hinaus. Die Übergänge zum Nebengestein sind scharf ausgebildet.
Innerhalb des Orthogneises werden linsige Einschaltungen von Zweiglimmer-Schiefern beobachtet, die eine
Mächtigkeit bis 1 m erreichen. Der Klinozoisit-Orthogneis
zeigt eine sehr schwach ausgebildete Scherbandfoliation, die im umgebenden welligen Zweiglimmer-Schiefer
wesentlich deutlicher ausgeprägt ist. Die Kontaktfläche
zum Nebengestein ist foliationsparallel. Der Orthogneis
hat eine steile Raumlage und fällt steil ein.
Innerhalb des Orthogneises sind auffällig feinkörnige
Zonen zu beobachten, die nicht an die Randlagen gebunden sind.
Im N des Kartiergebietes sind in die Wechsellagerung
von Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis und Biotit-Gneis Pegmatitgänge eingeschaltet. Die Gänge, die eine Mächtigkeit von 5 m (Grat Kleinitzer Törl – Hochalmspitze) und
etwa 100 m (Grat Röte – Gagenhöhe) haben, durchschlagen die Foliation diskordant und streichen NW–SE. Die
Gänge stehen steil und haben einen scharfen Kontakt zum
durchschlagenen Nebengestein. Die Pegmatite sind nicht
foliiert. Ideomorphe Muskovitkristalle erreichen Kd bis
2 cm, Plagioklas und Quarz haben Kd bis 4 cm.
SW’ der Hochalmspitze durchschlägt ein 50 cm mächtiger Blauquarzitgang die Wechsellagerung diskordant.
Der Gang ist fein lamelliert und zeigt einen Wechsel von
weißem und blauem Quarz. Die Lamellierung ist parallel
zur Kontaktfläche zum Nebengestein.
Etwa 400 m E der Röte streift ein 100 m mächtiger Pegmatitgang (2550 m) das Kartiergebiet. Dieser verläuft
nicht foliationsparallel, steht saiger und streicht NW–SE.
Die Hauptgemengeteile des Pegmatits sind grobkörniger
Quarz und Plagioklas mit Kd bis 4 cm. Eingelagert sind
teilweise idiomorphe Muskovitkristalle mit bis zu 2 cm Kd.
Akzessorisch treten Erze auf. Am Grat Kleinitzer Törl
durchschlägt ein etwa 5 m mächtiger Pegmatitgang die
Hauptfoliation diskordant. Die Pegmatitgänge sind makroskopisch nicht foliiert.
Tektonik
Die Gesteine des ostalpinen Altkristallins wurden durch
3 Metamorphosen und 6 Deformationen geprägt (S CHULZ,
1988).
Die aus der ersten Deformation D 1 hervorgegangene
Foliation S 1 ist im Kartiergebiet reliktisch erhalten. Sie
wird durch Quarzlagen, die parallel bis spitzwinklig zur
Hauptfoliation S 2 verlaufen, angedeutet. Diese Quarzlagen kommen vermehrt in den Glimmergneisen im N des
Gebietes vor.
Durch D 2 bildete sich S 2 , die in glimmerreichen Gesteinen penetrativ ist. Die S 2 -Hauptfoliation streicht im gesamten Gebiet WNW–ESE. Die glimmerarmen Gesteinslagen wurden teilweise isoklinal verfaltet. Dies ist besonders in quarzitischen Gneisen im S des Kartiergebietes zu
beobachten.
D 3 faltete S 2 und erzeugte den nordvergenten Faltenbau, dessen Faltenachsen im Kartiergebiet einen Abstand von etwa 1,5 km haben. Im Gebiet befindet sich
eine Sattel- und Muldenstruktur, deren Faltenachsen B 3
haben eine Richtung von 125/05. Die auf den Foliationsflächen S 2 ausgebildeten Kornregelungslineare haben in
der Regel eine Einfallsrichtung von 035 bzw. 215 und stehen somit rechtwinkelig zu den Faltenachsen B 3 . D 4 verursachte eine Scherbandfoliation, die in den welligen
Zweiglimmer-Schiefern im S vorkommt. Die Scherbandfoliationen fallen flach nach N bzw. S ein. Sie sind durch
Glimmer mit einem Sigmoidalgefüge ausgebildet. Die
321
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durch D 5 entstandenen Knickbänder treten nur vereinzelt
auf. Ihre Faltenachsen B 5 haben ein Einfallen von etwa
280/10.
Es lassen sich grundsätzlich zwei Typen von Störungen
unterscheiden: bruchhafte mit Bildung von Kataklasiten
sowie Pseudotachylitische. Die Störungen verlaufen
hauptsächlich NE–SW und NW–SE. Oftmals verlaufen
Bachläufe parallel zu den Störungen.
Im Bereich Winkeltal wurden Pseudotachylite 50 m
oberhalb der Gasseralm beobachtet, die parallel zum Tal
verlaufen. Rekristallisierte, matt braunschwarze und teils
glasige schwarze Pseudotachylitbändchen von cm- bis
dm-Stärke durchschlagen den Klinozoisit-Orthogneis. In
einzelnen Zonen wurden neben den Pseudotachyliten
auch kataklastische Störungsbereiche beobachtet.
Eine weitere Störung, die zur ausgeprägten Talanlage
geführt hat, wird im Winkeltal vermutet. Sie verläuft vermutlich parallel zu der pseudotachylitischen Störungsbahn. Das Bachbett an der Leisacher Alm ist ebenfalls an
eine kataklastische Störung gebunden. Hier sind stark alterierte Paragneise mit Bildungen von Eisenoxiden zu
beobachten. Im Störungsbereich sind oft Foliationen verschleppt und einzelne Blöcke abgeschert worden. Innerhalb der kataklastischen Störung sind auf 2450 m Pseudotachylite zu beobachten, die an jüngeren Kataklasebahnen versetzt sind. Hier konnte ein sinistraler Schersinn ermittelt werden.
Quartär
Das Talbodenalluvium im Winkeltal wird durch holozäne Schotterablagerungen des Winkeltalbaches gebildet.
Die Talbodenbreite beträgt zwischen Lackenkammeralm
und Gasseralm etwa 50 m, im Bereich der Almen steigt sie
auf bis zu 200 m an.
Schwemmschuttfächer befinden sich ausschließlich
am S-Hang des Winkeltals. Am N-Hang grenzen Hangschuttmassen des Grabensteins auf der gesamten Breite
des Kartiergebietes direkt an das Talbodenalluvium. Diese zeigen verstärkte Murenbildung, die während der Dauer der Landesaufnahme oftmals zur Verschüttung des
Fahrweges im Winkeltal geführt hat. Die Hangschuttflächen unterhalb 2500 m haben meistens eine Bodenbildung. Im Gebiet der Grate Kleinitzer Törl bis Röte und
Hochalmspitze bis Spitze beim Kreuz tritt vermehrt Hangschutt ohne Bedeckung auf.
In den Höhenlagen über 2500 m wurden vereinzelt
Firngleitwälle beobachtet. Seitenmoränen des Spätglazials lagern am S-Hang des Winkeltals und bedecken
einen großen Teil des Hanges bis etwa 2400 m. Verebnungsflächen des Hochglazials sind S’ der Marcheggenspitze zwischen 2400 m und 2500 m ausgebildet. Weite
Zonen unterhalb der Grate sind mit Schuttfächern und
Hangschuttmaterial bedeckt. S’ des Kleinitzer Törls ist
auf 2600 m ein Bereich mit Grobblockwerk zu beobachten. Am Wanderweg Leisacher Alm – Kleinitzer Törl wurde
auf 2450 m eine Rutschmasse mit E–W-verlaufender Abrisskante beobachtet. Eine fortdauernde akute Bewegung wurde nicht beobachtet. Im NW des Kartiergebietes
sind im Steilhang S’ des Grabensteins Zerrspalten vorhanden, die bei fortschreitender Bewegung zum Abriss
führen können.
Gebiet Wilde Platte nördliches Winkeltal
(A. K LOSE)
Altkristallin
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise bilden die bedeutendste Kartiereinheit. Der Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis als
Hauptkomponente der Paragesteine kann in verschiede322
nen Formen auftreten. Phänomenologisch lassen sich
drei Gefügetypen unterscheiden: flaserig, plattig und
mineralführend. Eine rostrote bis bräunliche Verwitterungsfarbe ist charakteristich. Hauptgemengteile sind
Plagioklas, Quarz und – mit variierender Vormacht – Muskovit und Biotit. Idiomorph ausgebildete Granatkörner
treten in unterschiedlichen Größen durchgehend, opake
Minerale (Pyrit oder Magnetit) und Chlorit meistens als
Nebengemengteile auf. Im flaserigen Typ ist der Glimmeranteil am höchsten, wobei der Muskovitgehalt meistens deutlich über dem von Biotit liegt. Als weiteres Nebengemengteil kann Schörl auftreten.
Crenulationsfaltung und/oder Scherbandfoliation im
mm- bis cm-Bereich ist oftmals vorhanden. Der plattige
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis erscheint makroskopisch
dichter und tritt im Aufschluss als feinkörnig plattiges Gestein – die einzelnen Lagen erreichen cm- bis dm-Mächtigkeit – mit deutlich erkennbarer Foliation auf.
Plagioklas und Quarz mit Korngrößen ,0,3 mm sind
dominierende Hauptgemengteile, neben Biotit, Muskovit
und Chlorit. Auf der Foliationsfläche ist oftmals ein Linear
ausgebildet. Auch hier kann – allerdings undeutlicher –
stellenweise Scherbandfoliation und/oder Crenulationsfaltung festgestellt werden. Flaseriger und plattiger
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneise treten meistens wechsellagernd nebeneinander auf, nur in wenigen Fällen
überwiegt der plattige Typ. Die Hauptfoliationsrichtung
verläuft parallel zum Materialwechsel.
Vereinzelt wird ein mineralführender Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis beobachtet, der sich durch besonders
große (makroskopisch deutlich sichtbare), meist idiomorph ausgebildete Minerale auszeichnet.
Granate mit Durchmessern bis 0,8 cm enthalten poikiloblastische Einschlüsse verschiedener Fremdminerale,
v.a. Quarz. Stengeliger bzw. säuliger Turmalin (Schörl) erreicht Längen im cm-Bereich und zeigt meistens typische
Querbrüche. Staurolith besitzt Korngrößen bis zu mehreren mm. Bemerkenswert sind Vorkommen östlich der
Einatlenke, der östlichen Wilde Platte und der Hang NW
des Falkommsees.
Quarzitische Gneise zeichnen sich durch einen deutlich
geringeren Glimmer- und hohen Quarzgehalt aus. Diese
Einheit kann als feinkörniges, sehr hartes, dichtes Gestein
mit makroskopisch oft schlecht erkennbarer Foliation und
stellenweise auftretender isoklinaler Faltung (cm- bis
dm-Bereich) beschrieben werden. Als bankige Zwischenlagen mit Gesamtmächtigkeiten von einigen cm bis wenigen m kommt dieser Gesteinstyp in fast allen Teilen des
Kartiergebiets vor, hebt sich aber durch seinen scharfkantig-polygonalen Bruch deutlich vom Verwitterungsbild des umgebenden Gesteins ab. Häufig kommen auch
reine Quarzlagen vor, die ebenfalls isoklinal verfaltet sein
können.
Eine weitere zwischengelagert auftretende Gesteinsart
ist der feinkörnige, harte Biotitgneis mit einem dunklen,
plattigen, straff foliierten Aussehen. Streng parallel zur
Foliation eingeregelte, große Biotitblättchen bilden keine
zusammenhängenden Lagen und verleihen dem Gestein
die auffällig straffe Textur. Weitere Bestandteile sind feinkörniger Quarz und Plagioklas, Granat, Muskovit und
Chlorit. Besonders häufig ist der Biotitgneis in Wechsellagerung mit Orthogneisen anzutreffen (z.B. im Ostteil der
Wilden Platte oder NW des Falkommsees).
Stellenweise kommen – über das gesamte Kartiergebiet
verteilt – sehr dünne, lediglich cm-mächtige Lagen eines
amphibolführenden Gneises in den plattigen Partien des
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneises vor. Schon makrosko-
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pisch deutlich differenzierbar sind ein heller Mittelstreifen
eingerahmt von zwei grünlichen, amphibolführenden
Randstreifen; die Ausrichtungen sind foliationsparallel.
Im hellen Bereich ist Klinozoisit/Epidot dominierendes
Mineral neben Hornblende, Quarz und wenig Feldspat. Im
dunkleren Randbereich kommt kein Klinozoisit/Epidot
mehr vor, Hornblende dafür verstärkt neben Quarz, Feldspat und wenigen Granatkörnern.
Im gesamten Kartiergebiet treten räumlich voneinander
getrennt mehrere m-mächtige, meist linsig auskeilende,
foliationsparallele Orthogneise auf. Dabei lässt sich zwischen mehreren Haupttypen unterschieden, denen allen –
im Gegensatz zu den Paragesteinen – das Fehlen von
Granat gemein ist.
Vom Biotitgneis gibt es grob- bis feinkörnige Varietäten, wodurch sehr unterschiedliche Gefügeausbildungen
entstehen.
Im SE der Wilden Platte kommt ein Typ vor, der auf
Grund der großen Feldspat-Blasten (bis mehrere mm) und
linsig darumgelegten durchgehenden Biotitlagen als
„Augengneis“ bezeichnet werden kann. Weiterer Hauptgemengteil ist Quarz, Muskovit ist nur akzessorisch zu
finden.
Eher im SW der Wilden Platte stehen Gneiskörper an,
die ebenfalls große Feldspatblasten aufweisen, welche
aber nicht von Biotitlagen umhüllt werden. Insgesamt ist
der Biotitgehalt geringer, Muskovit kommt hinzu, was
dem Gestein zudem eine deutlich hellere Farbe verleiht.
Eine weitere Biotit-Orthogneis-Varität ist am steilen
NE-Hang der Wilden Platte sowie als mehrere hundert
Meter lange, N–S-streichende Linse am Goldtrögele
aufgeschlossen. Hierbei handelt es sich um ein feinkörniges, eher straff gebändertes Gestein mit insgesamt
niedrigerem Glimmergehalt (Muskovit nur als Akzessorium). Neben Serizitisierung und perthitischer Entmischung kommen Verwachsungen von Feldspat und Quarz
vor. Auch hier können Feldspat-Blasten beobachtet
werden, die allerdings nur wenig größer sind als die vorherrschende Korngröße von 0,2 bis 0,5 mm. Klinozoisit
kann akzessorisch auftreten.
Im Bereich der Karnase befindet sich ein besonders
harter, Klinozoisit führender Gneis. Sowohl das makroskopische Erscheinungsbild als auch das Gefüge ist vergleichbar mit dem feinkörnigeren Biotit-Orthogneis; allerdings ist Klinozoisit ein weiteres Hauptgementeil. Mikroskopisch lässt sich außerdem Karbonat v.a. als Verfüllung
von Spaltrissen feststellen, deren Auftreten vermutlich
mit der nach W angrenzenden, breiten Störungszone zusammenhängt. In seinem Auftreten auf wenige Stellen beschränkt ist ein sehr auffälliger feinkörniger, weißer Muskovit-Gneis. Geringmächtige Bänke (ca. 5–10 cm) mit
einer Gesamtstärke von nur ca. 0,5 m sind z.B. im S der
Wilden Platte, westlich des Falkommsees oder südlich
des Schrentebachs zu finden. Biotit fehlt völlig, Klinozoisit ist Nebengemengteil.
Periadriatisches Intrusivgestein
Ein steilstehendes, ca. 2–3 m mächtiges NW–SE-streichendes junges Ganggestein erstreckt sich über die Wilde Platte bis zur Hochgrabe. Einzelne, nur über wenige m
verfolgbare Intrusivkörper gleichen Aussehens finden
sich außerdem NW der Heinkaralm und W der Karnase.
Hierbei handelt es sich um ein auffällig grünes, massig
erscheinendes Gestein, zusammengesetzt aus einer feinkörnigen bis dichten Grundmasse und bis zu 3 mm großen Einsprenglingen.
Die Matrix besteht hauptsächlich aus Feldspäten und
Serizit mit Korngrößen ,0,1 mm, Quarz kann als Nebengemengteil vorkommen.
Die Einsprenglinge tragen deutliche Anzeichen einer
Autometasomatose, vermutlich unter hydrothermalen
Bedingungen. Mikroskopisch zu erkennen ist v.a. ein sekundärer Mineralbestand aus Chloritpseudomorphosen
und Epidot/Klinozoisit. Stellenweise sind primäre Pyroxen-Reste sowie Spuren von ehemaligen Amphibolen und
Feldspäten zu finden, wobei die starke retrograde Überprägung kaum genauere Rückschlüsse auf primäre Bildungen zulässt. Ein idiomorph ausgebildetes opakes Mineral mit quadratischem Grundriß (Pyrit oder Magnetit)
tritt als Nebengemengteil auf. Vereinzelt lässt sich ein geringer Karbonatgehalt feststellen. Die mineralischen Bestandteile zeigen keine sichtbar bevorzugte Orientierung.
Ein ausgeprägtes Kluftsystem durchzieht den Intrusivkörper.
Beobachtungen zur Tektonik
Im gesamten Kartiergebiet lassen sich überwiegend
NW–SE-streichende Störungssysteme beobachten, die
makroskopisch durch retrograd gebildeten Chlorit auffallen. Eine größere kataklastische Störungszone befindet
sich direkt westlich unterhalb der Karnase.
Dieser ebenfalls NW–SE-streichende, mehrere Meter
mächtige Bereich erscheint im Aufschluss als schwarzes,
stark beanspruchtes, leicht schotterndes Gestein. In
einer feinkörnigen Matrix lassen sich unterschiedlich
große Mineral- und Gesteinsklasten (,0,2 mm bis mehrere mm) erkennen. Wegen der großen Schuttfelder sowohl
nordwestlich als auch südöstlich unterhalb der Karnase
lässt sich die Störung nicht durchgehend verfolgen. Es ist
aber aufgrund unabhängiger Beobachtungen in den nach
N und E anschließenden Arbeitsgebieten davon auszugehen, dass sie sich in beide Richtungen fortsetzt.
Die in einer frühen Deformationsphase angelegte Foliation streicht in diesem Kartiergebiet durchgehend in
NW–SE-Richtung. Großangelegte Faltenstrukturen lassen sich nicht erkennen. Vor allem glimmerreiche Gesteine sind häufig durch später angelegte Scherbandfoliation
und/oder Crenulationsfältelung überprägt. Isoklinale Faltung – beschränkt auf quarzreichere Lagen – und Verfaltung von Quarzmobilisaten kommen stellenweise vor.
Quartär
Das verhältnismäßig hoch gelegene Kartiergebiet (Höhenlagen von 2000 bis 2800 m) ist spätglazial, d.h. durch
den stufenweisen Rückzug würmeiszeitlicher Eismassen
geprägt.
Morphologische Relikte aus dieser Zeit sind z.B. die Kare südlich zwischen Rotegg und Karnase und südöstlich
des Wagenstein. Auch der Falkommsee kann als Felsbeckensee dieser Entstehungsphase zugeordnet werden.
Besonders anschaulich sind die Kartreppen, die sich östlich des Degenhorns ausgebildet haben. Hierbei handelt
es sich um N–S-gestreckte, in Richtung Winkeltal tiefer
liegende „Ebenen“, die durch steile Hänge verknüpft sind
und dadurch ein treppenartiges Bild ergeben. In den Ebenen findet verstärkt Bodenbildung statt; des Weiteren
entstehen dort Wasserflächen und Versumpfungszonen
(Feuchtwiesen) auf einer Art Talbodenalluvium aus holozänem Schottersediment. Hangschutt prägt weite Teile
des Arbeitsgegietes – v.a. die steileren Hänge – und wurde durch eine Übersignatur gekennzeichnet.
Moränen sind nur am NW-Rand der Wilden Platte nach
der Kleinmorphologie zu vermuten und können ebenfalls
dem Spätglazial zugeordnet werden.
323
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Gebiet N und S des Winkeltals
zwischen Gsaritzer und Kleinitzer Törl im N und
Lackenkammeralm – Sauspitze – Wilde Platte im S
(P. N ORDHOFF)
Altkristallin
Der Großteil des Kartiergebietes wird aus deutlich foliierten Zweiglimmer-Gneisen aufgebaut und bildet eine
recht monotone Serie.
Quarz und Plagioklas haben einen Durchmesser von bis
zu 1 mm und erreichen vereinzelt in grobkörnigen Varietäten bis zu 2,5 mm.
Die Hauptfoliationsflächen (S 2 ) werden durch Biotit und
Muskovit mit lagenweise schwankenden Mengenverhältnissen ausgebildet.
Granate sind mehr oder weniger in allen ZweiglimmerGneisen vertreten und zeigen einen durchschnittlichen
Durchmesser von 0,2–0,5 mm. Ausnahmen bilden dabei
die mit einer Übersignatur versehenen Sektionen am Eund N-Hang der Wilden Platte in Höhenlagen oberhalb
2300 m. Die an S-Flächen gebundenen Granate haben
hier einen maximalen Durchmesser von 1–1,5 cm mit teilweise deutlich chloritisierten Kontaktsäumen. Die ebenfalls durch eine Übersignatur gekennzeichneten quarzitischen Zweiglimmer-Gneise heben sich deutlich durch ihren scharfkantig-polygonalen Bruch vom Verwitterungsbild quarzitärmerer Varietäten ab. So wird beispielsweise
am E-Hang der Wilden Platte auf 2085 m eine etwa 4 m
hohe und 10 m breite Nase gebildet.
Crenulierte Zweiglimmer-Gneise finden sich am gesamten E-Hang der Wilden Platte, westlich der Walderalm
und z.T. nördlich der Lackenkammeralm am W-Hang des
Winkeltals. Crenulationen entstanden in Folge der Verfaltung der S 2 -Hauptfoliation und lassen sich innerhalb der
Zweiglimmer-Gneise gut an foliationsparallel eingeregelten Glimmerblättchen beobachten. Quarzmobilisate liegen im mm- bis cm-mächtigen foliationsparallelen, z.T.
isoklinal verfalteten Lagen vor. Erzminerale treten akzessorisch auf. Turmalinführende Partien traten lediglich domänenhaft am NE-exponierten Hang der Wilden Platte
(2480 m) auf. Hier sind Turmaline mit maximal 3 cm Länge
auf den Foliationsflächen eingeregelt.
In den Bachaufschlüssen nördlich der Volkzeiner Hütte
bis in die obersten Gratregionen hinauf wurde bis auf einige Ausnahmen eine Zweiglimmer-Gneis/BiotitgneisWechsellagerung beobachtet. In Abgrenzung zu den
Zweiglimmer-Gneisen tritt der dunklere Biotitgneis in
bankig-plattigen Varietäten auf, was zum einen durch seine deutliche Quarzdominanz (ca. 40 %) unter den Hauptgemengeteilen und zum anderen durch dm-mächtige
Quarzithorizonte zu erklären ist. Er ist feinkörniger und
verfügt mit 25–30 % über deutlich mehr Biotit (Kd.
0,3 mm) als Muskovit (ca. 10–15 %) auf seinen S-Flächen.
Plagioklas ist stark sericitisiert und zeigt lediglich vereinzelt Verzwillingungen nach dem Albitgesetz.
Wellige Zweiglimmer-Schiefer finden sich an der südlichsten Kartierblattgrenze westlich vom Moschwald bis
zum Serlbachtal. Sie zeigen im Hauptbruch eine wellige
Ausformung der Foliationsflächen und z.T. deutliches
Scherbandgefüge (S 4 ). Das Gestein ist bis auf quarzitreichere Einschaltungen von geringerer Härte und führt lokal
verstärkt Granat (Kd. bis 1 cm). Auf angeschnittenen
Kluftflächen bilden Quarzmobilisate liegende, isoklinal
angelegte Fließfalten im Meterbereich, sowie bis zu 20 cm
mächtige Sigmaklasten mit sinistralem Schersinn aus.
Am morphologischen Rücken östlich des Serlbachs
treten oberhalb 1900 m verstärkt lamellierte Quarzite in
324
Wechsellagerung mit welligen Zweiglimmer-PlagioklasSchiefern auf. Zum einen heben sie sich durch ihre dunkleren Verwitterungsfarben von dem umgebenden Gestein
ab, zum anderen durch ihr massig-dichtes Gefüge und
polygonale Abbruchkanten. Am nordexponierten Hang im
südöstlichen Serlbachtal (2185 m) sind sie bis zu 10 m
mächtig und foliationsparallel eingeschaltet. Verursacht
werden die Laminae durch feine, nichtdurchgängige Biotitlagen. Im Faltenbau finden sie sich stets im Faltenkern
wieder.
Zwei Amphibolitgänge durchziehen den Grat im N zwischen Hochwand und Kleinitzer Törl und sind an die Höhenlagen um 2700 m bzw. 2600 m gebunden. Sie haben
eine Mächtigkeit von 5–30 m, liegen parallel zur Hauptfoliation S 2 und bauen einzelne Klippen auf. Sie sind feinkörnig schwach foliiert und lassen sich anhand ihrer
strahlend schwarzen Farbe bereits über weite Distanzen
im Gelände erkennen. Ihr Gefüge ist dicht und rangiert
von dünnplattig im cm-Bereich bis massig. Stellenweise
sind auf den S-Flächen nadelige Hornblenden regellos
angeordnet. Neben Plagioklas als zweitem Hauptgemengeteil sind als Akzessorien nur noch Quarz und wenig
Granat vertreten. Besonders die Übergangsbereiche zum
umgebenden Gestein sind stärker quarzführend.
Ein bis zu 70 m mächtiger Klinozoisit-Orthogneis-Zug
läuft am W-Hang des Winkeltals zwischen Lackenkammeralm und Volkzeiner Hütte gegen den Winkelbach aus.
Nach SE zieht er in das Kartiergebiet von D AHMEN (freundl.
mündl. Mitteilung, 1998) hinein. Sie schließen im Meterbereich linsenförmige Zweiglimmer-Schieferkörper ein.
Die Übergänge zum Nebengestein sind scharf.
Der im Dünnschliff Pflastergefüge zeigende Quarz (Kd.
0,5 mm) ist oft in S 2 -parallelen Bändern angeordnet, Plagioklas (Kd. 1,5 mm) weist starke Sericitisierung und nur
vereinzelt Zwillingslamellen nach dem Albitgesetz auf.
Klinozoisit ist am Gesteinsaufbau mit ca. 15–20 % (Kd.
1–2 mm) beteiligt und umwächst Plagioklas bzw. Quarz.
Biotite (Kd. bis 2 mm) sind parallel zur Hauptfoliation
eingeregelt.
Tektonik
Das auffälligste, übergeordnete Strukturmerkmal ist die
im gesamten Gebiet NW–SE angelegte Hauptfoliation S 2 .
Sie fällt im allgemeinen gegen die Hänge ein und stellt
sich v. a. in der nördlichen Gratregion finnenartig steil auf.
Zwischen Volkzeiner Hütte und der nördlichen Kartenblattgrenze streicht eine Großmulde mit durchschnittlich
310°. NW’ des Walderalmbaches und unterhalb der Karnase wurde sie nicht mehr angetroffen (freundl. mündl.
Mitteilung K LOSE, 1998), so dass sie vermutlich durch die
mehr oder weniger NNW–S-verlaufende Störung überprägt wurde.
Störungen ziehen in der Regel N–S oder E–W. Sie sind
bis auf eine Ausnahme an Bachläufe gekoppelt. Am
E-Hang der Wilden Platte (2075 m) wurden auf Höhe der
Lackenkammeralm ca. 20 m mächtige, graugrün verfärbte, richtungslose Kataklasite beobachtet. Sie bestehenaus 40–50 % mittelkörnigem, verbandslosem Quarz,
der von stark sericitisierten Plagioklasen eingeschlossen
ist. Muskovit ist regellos angeordnet. Kataklasite westlich
der Walderalm (2310 m) lassen demgegenüber noch die
Hauptfoliation durch vollständig zu Chlorit umgewandelten Biotit erkennen.
Quartär
Das holozäne Talbodenalluvium im Winkelbachtal
schwankt in seiner Breite zwischen 50 m im Bereich der
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Lackenkammeralm und ca. 200 m in Höhe der Volkzeiner
Hütte.
Schwemmschuttfächer tragen vor allem westlich der
Lackenkammeralm und im Bereich der Volkzeiner Hütte
zur Ausbildung sanft geschwungener Hänge bei. Gerade
im NW’ Abschnitt des Winkelbachtals kommt es durch die
Dichte der Bachzuflüsse zu gegenseitigen Überlagerungen und Über-Schneidungen der Schwemmschuttfächer,
auf denen u.a. die Volkzeiner Hütte gegründet ist. Als
Zeugnis extremer Nieder-Schlagsereignisse bzw. annueller Schmelzwässer lassen sich z.B. beim Bach unterhalb der Walderalm über die eigentlichen Schwemmfächeroberfläche hinaus erhabene Blockschuttmassen
beobachten. Die Morphologie der Almwiesenlandschaft
nördlich der Volkzeiner Hütte ist auf würmeiszeitliche Vereisungen zurückzuführen. In dem Höhenstufenintervall
von 2300–2500 m wurden z.T. über mehrere hundert Meter höhenlinienparallel verlaufende Wälle (NE’ Walderalm)
mit vergleichsweise talwärts (Richtung Süden) flacher
auslaufenden Hängen beobachtet. Zwischen den Wällen
sind vereinzelt Feuchtwiesen und Vernässungsstellen
angelegt. Die Wälle wurden offenbar sekundär durch Murenbahnen überprägt und hinterließen rezent beobachtbare reliktische Buckel und in Fallinie angelegte Sporne
mit mehreren Zehner-Metern Durchmesser. Die dadurch
entstandene recht unruhige Morphologie des Geländes
könnte primär durch würmeiszeitliche Stauchendmoränen angelegt worden sein. Da im Gelände jedoch weder
gekritzte Geschiebe angetroffen wurden, noch auf Bohrkernauswertungen/Bodenprofile zurückgegriffen werden
konnte, ist diese Aussage hypothetisch und lässt Raum
für weitere quartärgeologische Explorationen. In den
Hochlagen unterhalb der Grate wird das Quartär durch
Hang- und Blockschutt gebildet. Gratzerreißen findet
sich an der E-Kante der Wilden Platte und an der Kante
westlich des Moschwaldes/Anfahrt zur Volkzeiner Hütte.
Der Grat in südlicher Verlängerung der Sauspitze oberhalb des Moschwaldes zeigt unmittelbar parallel zur Kante weitere Abrutschungsriefen auf und weist auf latente
Steinschlaggefahr hin, die durch frisch angelegte Lawinenstriche im Moschwald bestätigt wird.
Gebiet südliches und westliches Winkeltal
im steilabfallenden Osthang vom Grat
Grabenstein – Althausscharte – „Hohes Haus“
bis zum Winkeltalbach im E, Moosbach, Brandalm
bis Mooshofalm im S
(A. T ISCHER)
Altkristallin
Der Zweiglimmer-Gneis ist die tektonisch unterste
Einheit. Er bildet den Nordbereich des Kartiergebietes
und ist dort in Abbruchkanten aufgeschlossen. Es handelt
sich um ein foliiertes, stellenweise im cm-Bereich verfaltetes Gestein mit leichter Krenulation. Die Glimmerminerale Muskovit und Biotit, mit Korngrößen von
0,05–0,08 mm in der Breite und bis zu 1 mm in der Länge,
sind zu etwa 20 % und zu gleichen Anteilen im Gneis enthalten. Weitere Hauptgemengteile sind Quarz, Plagioklas, Granat und Chlorit. Die Korngrößen liegen von
0,02–1 mm beim Quarz und Plagioklas, von 0,01–1 mm
beim Granat und von 0,05–1 mm beim Chlorit.
Die tektonisch höhere Einheit wird vom ZweiglimmerSchiefer gebildet. Jener hat die gleiche mineralische Zusammensetzung wie der Zweiglimmer-Gneis, ist aber
stärker krenuliert und geschiefert und daher nicht so
massig. Er ist stellenweise im m-Bereich verfaltet. Auf den
Foliationsflächen können die Glimmerminerale bis zu
mehrere cm große Blättchen bilden. Das Gestein dieser
Einheit ist am Grat, in Bachläufen sowie an vereinzelten
Klippen im Süden nahe dem Moosbach anstehend. Im
Zweiglimmer-Schiefer treten die Glimmerminerale ebenfalls zu gleichen Teile auf und mit einem Gesamtanteil von
etwa 25 %.
Weitere Hauptbestandteile sind Quarz, Granat, Chlorit
und Plagioklas. Die Korngrößen sind genauso wie im
Zweiglimmer-Gneis, stellenweise wenig größer. Der
Zweiglimmer-Schiefer schließt im Norden an den Zweiglimmer-Gneis an. Eine genaue Grenze ist nicht festzulegen, da der Übergang vom Zweiglimmer-Gneis zum
Zweiglimmer-Schiefer fließen ist. Der ZweiglimmerSchiefer bildet den größten Teil des Kartiergebietes.
Im Zweiglimmer-Gneis und im Zweiglimmer-Schiefer
sind parallel zur Hauptfoliation bänder-, fischchen- (einige cm) oder linsenartig (1–3 cm) Quarzreiche Gesteine
eingeschaltet. Diese sind isoklinal verfaltet mit stellenweise abgescherten Scharnieren. Sie stammen aus der
ersten Deformationsphase (S 1 ). Der Mineralbestand setzt
sich aus Feldspat, dunklen Phyllosilikaten und hauptsächlich Quarz zusammen. Die Korndurchmesser liegen
bei 0,02–1 mm. Er ist feinkörniger und enthält mehr Plagioklas als der Zweiglimmer-Schiefer und -Gneis.
Weiterhin sind bankige helle massive Biotitgneislagen
in beiden Einheiten parallel zur Hauptfoliation zwischengelagert. Dieser setzt sich aus ca. 0,2–0,5 mm großen
Biotit, der 10 % des Gesteins bildet, und feinkörnigem
Plagioklas und Quarz zusammen. Im Biotitgneis besteht
parallel zur Hauptfoliation eine Lineation.
Eine Wechselfolge Biotitgneis/Zweiglimmer-Schiefer
ist etwa 50 m westlich der Niederbrugger Alm anzutreffen. Dort ist die Parallelität der Biotitgneislagen zur Foliation vom Zweiglimmer-Schiefer zu sehen. Im Zweiglimmer-Gneis nimmt in Richtung Norden die Wechsellagerung ab.
Die Spitze des Grabensteins im Nordwesten des Kartiergebietes steht eine weitere Einheit, der sehr helle Klinozoisit-Orthogneis, an. Dieser besitzt ebenfalls eine foliationsparallele Lineation.
Die bis zu mm großen Mineralkörner sind im Wesentlichen Quarz, Feldspat, Klinozoisit und Biotit. Anteile der
Minerale und Korngrößen sind noch nicht bestimmt.
In diesem Gneis kommen keine Einschlüsse vor, und er
zeigt außer foliationsparalleler Lineation keine weitere
Strukturen.
Zur Tektonik des Altkristallins
Die Hauptfoliation hat im Zweiglimmer-Schiefer und
-Gneis etwa ein W–SW-Einfallen. Die Hauptfoliation s 2
wurde als Achsenflächenschieferung während der Deformationsphase D 2 angelegt, zu der auch isoklinal verfaltete, spitzwinklig zu s 2 verlaufende Quarzbänder aus D 1 sowie gebogene b-Achsen bis hin zu Futteralfalten gehören.
Die Faltung während D 3 führt zur Krenulation und größeren offenen Faltenstrukturen im m-Bereich. Die Krenulationsfaltenachse fällt hauptsächlich nach SW ein, und die
Faltenachse der offenen Falten in der Regel ebenfalls
nach SW.
Die vierte Deformationsphase bewirkte im Zweiglimmer-Schiefer eine Scherbandfoliation S 4 . Diese kam vereinzelt im Süden des Kartiergebietes vor. Sie ist sehr uneinheitlich ausgebildet und hat ein Maximum bei Einfallsrichtung nach NE. Klüfte sind eingemessen worden, aber
ein Trend oder ein Kluftsystem kann nicht erkannt werden. Feine Risse im Gestein werden nach B. S CHULZ einer
Deformation D 6 zugeordnet. Die ersten drei Deformationsstadien sind prävariszisch und variszisch.
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Im Süden am Hohen Haus wurde die einzige Störung
beobachtet. Sie zeigt eine Streichrichtung von Ost nach
West und hat die oben genannten Schersinnindikatoren.
Weitere vermutete Störungen müssen erst im nächstem
Jahr untersucht werden.
Periadriatische Gangintrusionen
Im Südteil des Gebietes können kleine Bereiche im
Zweiglimmer-Schiefer ausgehalten werden, in denen
Ganggesteine aufgeschlossen sind. Weder eine Strukturierung noch eine Schichtung ist zu erkennen. Es durchschlägt den Zweiglimmer-Schiefer willkürlich. Das Gestein ist sehr massiv und setzt sich zu 50 % aus sehr hellen und zu 50 % aus dunklen Mineralen zusammen. Bestandteile noch unbekannt.
Quartär
In Ufernähe des Winkelbaches ist die quartäre Bedeckung als Talbodenalluvium ausgebildet. Der Osthang
des Kartiergebietes ist bis zur Höhe von etwa 2000 m mit
dichtem Wald bedeckt. Das steile Hangrelief bildete sich
im Würm-Glazial durch Gletschererosion, wobei auch
Moränen und Kare im Süden des Gebietes entstanden
sind. Die Trogtalschulter, welche sich von Norden etwa
50 m östlich der Niederbrugger Alm bis 100 m östlich der
Mooshofalm erstreckt, geht bis zu einer Höhe von 1950 m
über NN. An die Baumgrenze schließen sich Sträucher
und Gras bewachsene Almwiesen an. Ab einer Höhe von
etwa 2200–2400 m setzen Bodenbildungsprozesse aus,
so dass Moränen und Blockschuttfelder vorherrschen.
Ob es sich bei den Wallformen in höheren Lagen nahe des
Grates im Südosten des Gebietes um teilweise in der Kältephase um 1850 umgebildete Moränenwälle oder um
Firngleitwälle oder Blockgletscher handelt, ist noch unklar. An manchen Stellen nahe des Grates ist der Hang im
Holozän zum Teil aufgerissen und abgerutscht. Eine Begehung der Schuttfächer war nur bedingt möglich.
Gebiet zwischen Winkeltal
und dem Grat der Arnhörner
(D. S TROHMEYER)
Morphologie und Quartär
Im Norden, von der Einmündung des Arnbaches in den
Winkeltalbach Richtung E steigt das Gelände steil an und
geht oberhalb der Baumgrenze, bei 2100 m ü. NN in eine
sanft ansteigende Ebene über, die einen nach W offenen
Kessel bildet, der durch einen E–W-streichenden Grat
westlich des 2. Arnhörner in einen Nord- und einen Südabschnitt getrennt wird. Entlang des Riedlbaches nach E
steigt das Gelände bis zum Rappler durchwegs steil an.
Eine Besonderheit stellt hier die Platte WNW des Rappler
dar, wo der Hang bis zum Grat zwischen Bürgler und
Rappler etwa mit der Hauptfoliation steil nach SW einfällt.
Sie wird im Weiteren als „Rappler-Platte“ bezeichnet.
Es handelt sich um einen Westhang, der wohl während
der würmeiszeitlichen Vergletscherung angelegt wurde.
Postglazial haben sich der Arnbach im Norden und der
Riedlbach im Süden, die beide von E nach W entwässern,
besonders unterhalb der Waldgrenze tief in den Hang
eingeschnitten. An ihren Mündungen in das Winkeltal sind
asymmetrische Schwemmfächer ausgebildet. Der Kessel
westlich der Arnhörner kann als Großkar eines Gletschers
interpretiert werden, welcher sich mit einem vom Regenstein kommenden Gletscher vereint hat und Richtung W
ins heutige Winkeltal geflossen ist. Durch die Gletschereinwirkung sind die Wände der Arnhörner sowie die Wand
des Grates zwischen Bürgler und Rappler übersteilt und
produzieren ausgedehnte Hangschuttfächer. Das ehe326
malige Kar ist teilweise mit Hangschutt verfüllt. Die
Grundmoräne des Gletschers, durch fluviatile Erosion in
Wallformen zerlegt, bildet den Grund der Ebene westlich
der Arnhörner und der bewaldeten Gebiete. Westlich des
Rappler, durch den südlichen Grat zum Rappler und die
Rappler-Platte begrenzt, lag ein weiterer Gletscher. Aus
dessen Grundmoräne besteht die quartäre Bedeckung
südlich des Bürgler. Die Entstehung der Rappler-Platte
selbst wirft noch Fragen auf.
Kartiereinheiten des Altkristallins
Lithologisch können sechs Gesteinsserien unterschieden werden. Der Biotit-Paragneis zeigt sich im Gelände
massiv mit deutlich hervortretender Klüftung und weist
ein L-S-Gefüge auf. Das Lineargefüge wird durch eine
deutlich gerichtete Kornstreckung, das S-Gefüge hauptsächlich durch eine Scherbandfoliation gebildet, welche
hier die Hauptfoliation dominiert und sie in spitzem Winkel
durchschneidet. Das Gestein besteht aus Feldspat,
Quarz, Biotit und Muscovit (in geringen Mengen). Das
Quarz/Feldspat-Verhältnis variiert deutlich. Korrelierend
mit einer Zunahme dieses Verhältnisses nimmt der Biotitgehalt ab.
Die Glimmer sind plättchenförmig und im Blick senkrecht 001 hypidiomorph bis xenomorph ausgebildet. Die
001-Flächen sind parallel zum fabric attractor eingeregelt. Feldspäte wie Quarze zeigen deutlich gelängte Körner mit einer leicht ovalen Form im Kopfschnitt. Die Korngrößen variieren im Bereich von 0,5–2 mm.
Immer wieder eingeschaltet sind stark quarzitische Bereiche mit Mächtigkeiten zwischen 1 und 10 m. Der Übergang zum Biotit-Paragneis ist fließend und foliationsparallel. Außerdem sind bis 10 m mächtige Bänke von
Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis (Beschreibung siehe unten) zwischengeschaltet.
Der Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis verwittert in weichen Formen ohne glatte Kluftflächen. Das Eisen des Biotits bildet braune Eisenoxide und Eisenhydroxide auf den
Foliationsflächen.
In den Zweiglimmer-Plagioklas-Gneisen dominiert das
S-Gefüge gegenüber dem L-Gefüge. Das Kornstreckungslinear zeigt sich auf den Flächen der Hauptfoliation. Kornstreckung ist bei Feldspäten und bei Quarz
ausgeprägt. Die Foliation ist meist gewellt bzw. krenuliert.
Tritt außerdem eine Scherbandfoliation auf, so entsteht
auf der Foliationsfläche der Hauptfoliation ein buckeliges
Interferenzmuster. Das Gestein besteht aus Quarz, Feldspat, Biotit, Muscovit und Granat. Turmalin und Chlorit
kommen gelegentlich vor. Die Glimmer haben die Form
von dünnen Plättchen mit polygonalen Umrissen und sind
parallel zum fabric attractor eingeregelt. Die Granate sind
idiomorph bzw. hypidiomorph ausgebildet. Die Turmaline
haben einen langprismatischen Habitus und sind meist
auf den Hauptfoliationsflächen aufgewachsen. Der Chlorit ist im Gelände häufig als Sprossung auf den Flächen
der Hauptfoliation zu finden. Das Mengenverhältnis der
beiden Glimmer sowie Menge und Korngröße von Granat
und Turmalin sind variabel. Charakteristisch sind ein hoher Glimmeranteil und ein Feldspatanteil von mindestens
20 %. Die Korndurchmesser liegen zwischen 2 und 5 mm.
Es kommen zonierte, kalksilikathaltige Linsen (bis 1 m
Durchmesser) und Quarzite (bis 2 m Mächtigkeit) vor.
Zudem ist das Gestein von foliationsparallelen Quarzbändchen (bis 1 cm Mächtigkeit), die isoklinal verfaltet
sind, durchzogen. Andere Quarzmobilisate können, besonders im Störungsbereich, bis zu 1 m Mächtigkeit erreichen.
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Der Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer zeigt keine glatten Kluftflächen. Die Hauptfoliation ist gewellt bzw. krenuliert.
Häufig tritt auch Scherbandfoliation auf und damit ein
buckliges Interferenzmuster auf den Foliationsflächen.
Das Kornstreckungslinear kann dort andeutungsweise
ebenfalls beobachtet werden. In manchen Gebieten weist
das Gestein Knickfaltung auf. Der Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer besteht aus Feldspat, Quarz, Biotit, Muscovit und Granat. Die Glimmer sind als Plättchen ausgebildet und parallel zum „fabric attractor“ eingeregelt. Von
der Verwitterungsfarbe her lassen sich zwei Typen unterscheiden: Ein silbrig-grau-schwarzer mit viel Muscovit
und häufig Granaten bis 5 mm Durchmesser und ein
bräunlicher, bei dem Biotit den Hauptbestandteil der
Glimmer ausmacht. Eisenoxide und Eisenhydroxide geben die bräunliche Färbung. Im Gegensatz zum Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis ist der Feldspatgehalt deutlich unter 20 % und der Quarzanteil wesentlich höher. Das Muscovit/Biotit-Verhältnis ist variabel. Die Korngröße liegt
zwischen 2 und 5 mm. Es sind gneisige Partien mit höherem Feldspatanteil (Mächtigkeit bis 10 m) und gebänderte
Quarzite, die noch genauer untersucht werden (Mächtigkeit bis 3 m), eingeschaltet. Der Übergang zu den gneisigen Partien ist fließend, wohingegen zu den gebänderten
Quarziten ein diskreter Übergang besteht.
Der Biotit-Orthogneis ist massiv und sehr hart. Die Klüftung tritt deutlich hervor, in etwas quarzreicheren Partien
ist sie mit sehr glatten Kluftflächen das dominierende Gefügeelement.
Das Gefüge ist durch das Kornstreckungslinear geprägt. Eine kleinräumige Wellung (im mm-Bereich) lässt
das Gefüge flaserig erscheinen. Die Hauptfoliation lässt
sich anhand einer gelegentlich auftretenden Verwitterungsanisotropie erahnen. Im Weiteren sind häufig Knickbänder zu sehen. Das Gestein besteht in der Hauptsache
aus Biotit, Feldspat und Quarz. Die Feldspatkörner sind
deutlich gelängt, der Biotit plättchenförmig und hypidiomorph bis xenomorph ausgebildet. Die 001-Flächen des
Biotits sind parallel zur Hauptfoliation eingeregelt. Das
Verhältnis der Hauptgemengteile ist über weite Bereiche
etwa konstant. In seltenen Fällen treten jedoch helle Variationen mit höherem Feldspatgehalt auf. Der Übergang
zum normalen Biotit-Orthogneis ist foliationsparallel und
fließend.
Die Korngröße liegt zwischen 0,2 und 2 mm. Das Gestein ist fast überall mit foliationsparallelen, isoklinal verfalteten Quarzbändchen (bis 1 cm Mächtigkeit) durchzogen. Andere Quarzmobilisate (Mächtigkeit bis 2 cm)
durchschneiden die Foliation und weisen zum Teil eine
offene Faltung auf. In der Umgebung von Störungen sind
auch Quarzbänke bis 1 m Mächtigkeit anzutreffen, häufig
als Blauquarz ausgebildet.
Der Muscovit-Plagioklas-Gneis ist massiv, hell und
weist eine deutlich Klüftung mit glatten Kluftflächen auf.
Ein durch das Kornstreckungslinear gebildetes L-Gefüge
ist dominant. Die Hauptfoliation kann man anhand einer
leicht ovalen Form der gelängten Mineralkörner im Kopfschnitt erkennen. Das Gestein ist gelegentlich auch als
Augengneis ausgebildet und immer grobkörnig (Durchmesser .3 mm). Der Muscovit-Plagioklas-Gneis setzt
sich aus Feldspat, Quarz und Muscovit zusammen. Das
Verhältnis der Komponenten ist etwa konstant.
Der Biotit-Orthogneis ist im Kartiergebiet am weitesten
verbreitet. Er bildet sowohl den Gipfel des Rappler als
auch die Gipfel der Arnhörner. In den Scharten stehen
Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer mit eingeschalteten,
gneisigen Partien und z.T. 5 mm großen Granaten an. Diese Schiefer bilden auch die foliationsparallele „Rapplerplatte“ (ca. 500 m nordöstlich der Straßalm). Von W laufen
zwei Grate auf den Rappler zu. Am südlichen, mit Ausgangspunkt 80 m oberhalb der Straßalm, streichen zu Beginn Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer aus, welche dann
Richtung E foliationsparallel in den Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis und danach in Biotit-Orthogneis übergehen.
Der nördliche Grat zeigt Biotit-Paragneis mit eingeschaltetem Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis, der nach E von
Biotit-Orthogneis abgelöst wird. Die Gesteine beider Grate werden diskordant von etwa N–S-streichenden Lamprophyren durchschlagen. Der südlich Grat zeigt zudem
eine ca. 15 m mächtige und in lateraler Ausdehnung 60 m
lange Bank aus Muscovit-Plagioklas-Gneis. Der E–Wstreichende, westlich des zweiten Arnhörner anschließende Grat besteht unten aus Biotit-Paragneis, wohingegen oben Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer eine 20–30 m
mächtige Deckschicht bildet. Eine ca. 100 m hohe markante Klippe am nordöstlichen Rand des Kartiergebietes
besteht aus Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis mit teilweise
großen Feldspataugen.
Jungalpine Gänge
Das wohl zu den periadriatischen Intrusiva gehörende
Gestein ist grünlich-dunkel, feinkörnig-dicht, makroskopisch unfoliiert und bildet Gänge bis zu einer Mächtigkeit
von 5 m, die größtenteils Richtung 140–170 streichen.
Das Gestein besteht aus Feldspat, Quarz und Pyroxen.
Die Pyroxene liegen als Einsprenglinge mit einer Korngröße ,0,5 mm vor. Der Mineralbestand bedarf einer genaueren Untersuchung.
Beobachtungen zur Tektonik
Alle Gesteine bilden im Bereich bruchhafter Störungen
Kataklasitbahnen. Der Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefer
und der Zweiglimmer-Plagioklas-Gneis zeigen außerdem
eine Verschleppung der Foliation, die durch die Scherung
an der Störungsfläche verursacht wurde und deren
Schersinn anzeigt. Zudem sind alle Gesteine bereichsweise mehr oder minder stark chloritisiert. Dieses Phänomen lässt sich in der Nähe direkt beobachtbarer Störungen verfolgen, so dass Rückschlüsse von der Chloritisierung auf Störungen, die nicht im Gelände sichtbar sind,
möglich erscheinen. In anderen Gebieten zeigt der Chlorit
eine retrograde Metamorphose an. Die Grenze zwischen
den Para- und Orthogneisen ist foliationsparallel, was auf
große Verformungsbeträge hinweist, falls es sich um primär diskordante Intrusivkörper handelte.
Die Geländebeobachtungen zum kleintektonischen
Strukturinventar im Kartiergebiet stimmen großteils mit
den Beobachtungen von Bernhard S CHULZ (1988) aus
westlich angrenzendem Gebiet überein. Die verschiedenen Gesteine wiesen offensichtlich unterschiedliche
rheologische Eigenschaften auf und haben daher während einzelner Deformationsphasen bestimmte gesteinstypische Gefüge ausgebildet. So sind bei den Orthogneisen Lineare im Gefüge dominant, wohingegen die Paragesteine ein deutliches Planargefüge zeigen. Die Orthogesteine zeigen Knickbänder, aber keine Knickfalten. Scherbänder sind nur in den Paragesteinen und dort besonders
in den Zweiglimmer-Plagioklas-Schiefern verbreitet.
Die Hauptfoliation S 2 fällt über das gesamte Kartiergebiet Richtung SW ein. In Ausnahmefällen treten auch Werte um 270 bzw. 160 auf. Am nördöstlichen Rand befindet
sich eine Felsklippe, deren Foliation teilweise Richtung
040 einfällt, wobei nicht sicher ist, ob sie ansteht oder verstellt ist.
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Von N nach S ändert sich die Hauptstreichrichtung geringfügig von ca. 120° auf 130°. S 2 fällt im Norden mit
10–20° flach und Richtung Süden mit 35–45° deutlich
steiler ein. Die Haupfoliation S 2 bildet im untersuchten
Gebiet den nördlichen Schenkel einer offenen Synklinale.
Die Auswertung der Schichtdaten ergibt eine Großfaltenachse B x 309/03. Im Arbeitsgebiet lassen sich die Krenulation F 3 und die Großfaltung F x nicht eindeutig der gleichen Deformationsphase D 3 (S CHULZ, 1988) zuordnen,
weil B 3 meist senkrecht auf B x steht. Die Hauptfoliation ist
neben der Isoklinalfaltung F 2 und nach den dünnen
Quarzlagen S 1 das älteste, makroskopische Gefügeelement und weist Krenulation und Faltung F 3 und Knickfaltung/Knickbänder F 5 auf und wird zudem von der Scherbandfoliation S 4 in spitzem Winkel durchschnitten. S 2
zeigt außerdem eine leichte Wellung im 10-m-Bereich,
deren Faltenachse flach Richtung NW einfällt.
Das Maximum der Kornstreckungslineare Lkr 3 liegt bei
225/25°. Im Norden fallen sie teilweise flach Richtung 020
bis 040 ein. Alle Falten F 3 weisen Faltenachsen B 3 mit
Einfallsrichtungen von 190° bis 230° und Einfallswinkel
von 10–35 Grad auf.
Die Knickfaltenachsen B 5 fallen mit 10–25° Richtung W
ein. Die Einfallsrichtung der Scherbandfoliation S 4 pendelt um 230°, das Hangende ist fast immer nach NE aufgeschoben (top to NE). Die Einfallswinkel sind in der Regel etwas größer als die der Hauptfoliation S 2 .
Die Achsen B 2 der Isoklinalfalten F 2 weisen stark streuende Einfallsrichtungen zwischen 170° und 250° auf. Die
Einfallswinkel variieren im Bereich von 10–30°. Die Falten
F 2 sind durch F 3 überprägt, die Faltenachsen B 2 und B 3
etwa parallel.
Es existieren zwei dominante Kluftscharen. Die eine,
mit Streichrichtungen von 140°–170° und Einfallswinkeln
von 70–90°, scheint etwa senkrecht zum Kornstreckungslinear Lkr 3 zu stehen. Die andere streicht in Richtungen
zwischen 040–080 und steht etwa parallel zum Kornstreckungslinear Lkr 3 sowie senkrecht zur Großfaltenachse
B x . Es handelt sich hier wahrscheinlich um AC-Klüfte.
Das Kartiergebiet ist bezüglich der Gefügemerkmale
recht homogen. Ausnahme bleiben die Zunahme der Einfallswinkel von S 2 Richtung S und die einzelne Klippe am
nordöstlichen Rand, wo auch nordöstliche Einfallsrichtungen vorkommen.
Im gesamten Gebiet sind kataklastische Störungen zu
finden, die bezüglich Ihres Schersinns einer näheren Untersuchung bedürfen. Eine größere Störung verläuft südlich des Rappler und streicht etwa E–W. Die Störungsfläche fällt mit 80° ein. Der Verschiebungssinn ist sinistral,
eine Aufschiebungskomponente kann ebenso wie der
Versatzbetrag nicht bestimmt werden.
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Ostalpinen Altkristallin
nordwestlich von Hopfgarten
auf Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen
O LIVER J AGOUTZ
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Das kartierte Gebiet befindet sich bei Hopfgarten, im
östlichen Ausläufer der Laslörling-Gruppe in den nördlichen Deferegger Alpen zwischen Lienz und Matrei in Osttirol, Österreich. Es umfasst – ohne Berücksichtigung der
topographischen Höhenverhältnisse – eine Fläche von
328
ca. 14 km 2. Die südliche Grenze erstreckt sich von Trin im
Osten entlang der Schwarzach bis auf die Höhe von Hof
im Westen. Die nördliche Grenze verläuft auf der Höhe
Arnitzsee – Feglitzbach – Feld. Das Iseltal und die Linie
Stanzling – Hof bilden die östliche bzw. westliche Grenze.
Topographie
Das Gebiet hat einen hochalpinen Charakter mit extremen topographischen Höhenunterschieden. Beispielsweise befindet sich die Schwarzach auf ca. 1000 m üNN
und der Gipfel des Deferegger Riegels auf ca. 2720 m
üNN.
Neben einem größeren Zufluss bei Hopfgarten wird die
Schwarzach auf der gesamten Strecke von einer Vielzahl
kleinerer namenloser Zuflüsse gespeist. Bei Huben mündet die Schwarzach in die Isel. Die Isel hat abgesehen von
der Schwarzach mit dem Feglitzbach im Norden noch
einen weiteren bedeutenden Zufluss. Topographisch dominierend ist der West–Ost-verlaufende Grat zwischen
Stanzling (2715 m) – Deferegger Riegel (2720 m) – Mele
(2658 m) – Roten Kögele (2570 m). Im Norden folgt das
parallel zum Grat verlaufende Lackach-Moldaber Hochkar, das wiederum im Norden durch den Großen und den
Kleinen Zunig begrenzt wird.
Das Gebiet hat aufgrund großflächiger Bedeckung
durch quartäre Moränensedimente einen fruchtbaren
Boden. Geeignete weniger steile Gebiete sind meist landwirtschaftlich genutzt. Die schroffen Gipfel werden durch
den resistenteren Biotitgneis gebildet, während die Amphibolit-Marmor-Serie meist eine etwas sanftere Topographie bildet. Biotitgneise sind meist nur von Flechten
bewachsen, während Amphibolite auch durch Gras bewachsen sind.
Die Aufschlussverhältnisse sind im Verhältnis zu der
starken Deformation teilweise sehr schlecht. Detaillierte
strukturelle Arbeit ist unter diesen Bedingungen extrem
schwierig. Trotzdem wurde eine relative Abfolge der
Strukturen erstellt (s. unten). Gute Aufschlüsse findet man
im Allgemeinen in den höheren Regionen oberhalb der
Baumgrenze. Entlang der neu angelegten Straße von Döllach nach Ratzell befinden sich sehr gute Aufschlüsse innerhalb der Biotitgneisserie.
Gesteinsbeschreibung
Die Gesteine werden in zwei Serien untergliedert: die
Biotitgneisserie und die Amphibolit-Marmor-Serie.
Die Biotitgneisserie hat einen sedimentären Charakter
und besteht hauptsächlich aus Biotitgneis, Quarziten und
Graphiten, während die Amphibolit-Marmor-Serie einen
vulkanosedimentären Charakter zeigt. Die dominanten
Lithologien sind Amphibolite, Marmor, Kalksilikat-Marmor und gelegentlich Biotitgneise. Da in beiden Serien
Biotitgneise vorkommen, kann es bei kleineren Aufschlüssen schwierig sein die Serien zu unterscheiden.
Allgemein auffallend ist, dass die Biotitgneisserie nach
Osten hin mächtiger wird, während die Amphibolit-Marmor-Serie nach Westen hin an Mächtigkeit zunimmt.
Die Biotitgneisserie bildet die oberen hundert Meter
des Grates Stanzling – Deferegger Riegel – Mele – Rotes
Kögele. Unterhalb davon folgt eine tektonostratigraphische Wechselfolge, in der drei Einheiten der AmphibolitMarmor-Serie in die Biotitgneisserie eingeschaltet sind.
Die oberste Einheit ist ca. 100 m mächtig, verläuft flach
West–Ost und keilt im Osten auf einer Höhe von 2200 m
am Roten-Kögele-Grat aus. Im Hangenden folgt eine ca.
300 m mächtige Biotitgneisserie-Einheit. Das Streichen
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dreht auf Nordwest–Südost und die Schieferung fällt steiler nach Nordost. Im Westen wird die Einheit begrenzt
durch eine Abschiebung, im Osten wird sie immer mächtiger. Im Hangenden folgt eine weitere Amphibolit-Marmor-Serie-Einheit, ca. 200 m mächtig. Weiter im Hangenden eine ca. 300 m mächtige Biotitgneiseinheit. Die stratigraphisch unterste Einheit ist wieder Amphibolit-Marmor-Serie. Der Verlauf der letzten beiden beschriebenen
Einheiten ist nicht eindeutig. Da die Topographie am Bretterkoffel sehr steil wird, wird das Kartieren erheblich erschwert. Östlich vom Bretterkoffel ist fast nur noch Biotitgneisserie aufgeschlossen. Westlich der Abschiebung
sind die Einheiten unterhalb ca. 1900 m üNN durch quartäre Moränensedimente bedeckt.
Biotitgneisserie
B i o t i t g n e i s e haben einen Mineralbestand aus
Quarz, Biotit, Muskowit, Chlorit, Plagioklas und Granat.
Glimmerreiche Biotitgneise zeigen eine starke Foliation,
im mm-Bereich definiert durch die Orientierung von Biotit,
Muskowit und Chlorit. Glimmerarme Biotitgneise haben
einen massigen Habitus und einen Lagenbau im cmMaßstab. Definiert wird dieser Lagenbau mesoskopisch
durch die Orientierung von Quarzlinsen, die wenige Zentimeter dick werden können und manchmal bis zu 10 cm
ausgelängt sind. Zu finden sind auch ca. 1 dm große
Quarz-Feldspat-Gneise, die eher einen aplitischen Chemismus haben und wahrscheinlich Relikte ehemaliger,
jetzt stark duktil deformierter Aplite oder Pegmatite
sind.
Q u a r z i t e haben eine bräunliche Verwitterungsfarbe.
Sie sind im Anschlag meist sehr frisch und zeigen eine
gelblich-weiße Farbe. Der Quarz ist grobkristallin und
scheint rekristallisiert zu sein. Das Gestein bricht scharfkantig, wenn es sehr rein ist. Der Übergang zu einem
Glimmergneis ist graduell. Wenn Biotit und Muskowit vorhanden sind, definieren sie eine Foliation.
Graphitführende Gneise; Graphitschiefer
u n d G r a p h i t q u a r z i t e : Graphite haben eine rötlichschwarze Verwitterungsfarbe. Im Anschlag sind sie oft
stark verwittert. Frische Stücke zeigen abhängig vom
Graphitgehalt eine dunkle schwarze bis graue Farbe. Frische Stücke von reinem Graphit haben beim Anschlagen
typischerweise einen hellen Klang. Oftmals sind sie vorgegebene Schwächezonen. Störungen laufen entlang
von graphitreichen Lagen. Der Graphitgehalt schwankt
sehr stark und Übergänge zu Graphitquarzit oder Graphitbiotitgneis sind sehr häufig. Die Vorkommen sind oftmals
sehr klein, nur selten trifft man auf auskartierbare Einheiten. Dennoch ist der graphitische Gneis relativ häufig im
kartierten Gebiet.
L e u c o k r a t e M e t a p s a m m i t e : Die Metapsammite
haben eine weißliche Verwitterungsfarbe. Sie sind grobkörnig und haben im Anschlag eine gräuliche Farbe. Sie
sind im mm- bis cm-Bereich durch Wechsellagerung von
graphitreichen und quarzreichen Lagen gebändert. Der
Mineralbestand ist Quarz, Muskowit, Biotit, Granat, Graphit.
Amphibolit-Marmor-Serie
A m p h i b o l i t e haben eine weißlich-graue bis schwarze Verwitterungsfarbe. Im Anschlag sind sie grünlich bis
schwarz, abhängig vom Biotit-Gehalt. Der Mineralbestand ist Quarz, Amphibole, Biotit, Granat und Muskowit.
Sie sind im cm-Bereich gebändert. Der Amphibol ist meist
vorzugsorientiert und definiert eine Minerallineation.
Der M a r m o r hat eine gelblich-braune Verwitterungsfarbe. Im Anschlag ist er meist unverwittert. Das Gestein
ist grobkörnig (rekristallisiert??) mit mm-großen Kristallen und oftmals sehr rein. Das Gestein hat eine milchig
weißlich-gelbe Farbe, selten ist es durch Kohlenstoff grau
gefärbt. Die Einheit kommt in meterdicken Bändern vor,
die zum Teil bei sehr guten Aufschlussverhältnissen über
mehrere Meter verfolgt werden können. Meist ist der Marmor lokalisiert mit den Amphiboliten, aber an Lokation
11.1 und 30.12 kommt er auch innerhalb der Biotitgneisserie vor.
Die K a l k s i l i k a t - M a r m o r e sind immer assoziiert
mit den Amphiboliten und kommen als kleine (cm- bis
dm-Maßstab) boudinierte Linsen vor. Sie haben eine
braun-gelbliche Farbe und verwittern stärker als die Amphibolite; insofern zeichnen sie sich auch stark von diesen ab. Auffallend ist eine gute Spaltbarkeit, die für einen
relativ hohen karbonatischen Anteil spricht.
An Lokation 12.19 und 5.13 sieht man, dass immer wieder Lagen von Amphiboliten in der Biotitgneisserie zwischengeschaltet sind. Ob diese zur Amphibolit-MarmorSerie gehören und nur tektonisch zwischengeschaltet
sind, oder ob dies genetisch unterschiedliche Amphibolite sind, konnte im Gelände nicht entschieden werden.
Ganggesteine
P e g m a t i t e / A p l i t e : Pegmatite kommen sowohl in
der Amphibolit-Marmor- als auch in der Biotitgneisserie
vor. Als Mineralbestand zeigen sie Feldspat, Quarz,
Muskowit, Biotit und Turmalin.
Das Fluid, verantwortlich für diese magmatische Phase,
muss sehr borreich gewesen sein. An Lokation 5.6 sieht
man, dass borreiche Phasen (Turmalin) das Umgebungsgestein eines Pegmatites beeinträchtigen.
Quartär
M o r ä n e n sind glaziale Sedimente bestehend aus
Blöcken, sandigem und tonigem Material. Trotz der
schlechten Sortierung sind die Klasten und Körner meist
gut gerundet. Durch den großen Anteil an lehmigem Material ist dieses Sediment sehr fruchtbar und extrem wichtig
für die Landwirtschaft in diesem Gebiet. Fast alle bewirtschafteten Flächen liegen auf Moränen. Verschiedene
Rückzugsstadien werden meist durch Moränenwälle angezeigt. In höheren Lagen sind die Moränenablagerungen
durch den starken Hangrutsch überprägt worden, eine
genaue Zuordnung ist nicht immer möglich.
Rezente Erosionsvorgänge sind häufig zu beobachten.
So findet man überall eine Vielzahl von Hangrutschungen
und Blockschutt. Oftmals sind bei frischen Anbrüchen
noch die Abrisskanten zu sehen. Hangabsetzungen sind
meist mit der Ausbildung von Nackentälchen verbunden.
An den Mündungen der größeren namenlosen Nebenbäche der Schwarzach haben sich oftmals Schwemmfächer gebildet. So liegt z.B. der Ort Hopfgarten auf solch
einem Fächer. Bei geringem Gefälle sedimentiert die
Schwarzach Alluvium. Das Alluvium ist meist schlecht
sortiert und hat ein weit gestreutes Korngrößenspektrum.
Die Klasten und Körner sind schlecht bis gut gerundet.
Strukturen und Deformation
Schieferung und Falten
Die Metamorphite sind extrem stark deformiert. Man erkennt Lagenbau bzw. Schieferung. Foliationsparallele
Quarzlinsen gelten nach der V OLLschen Regel als Relikte
einer ersten penetrativen Schieferung, die bei der ersten
Deformation entstand. An Lokation 2.12 sieht man Isoklinalfalten (D 2 ) in diesen Quarzlinsen. Folglich ist der gemessene und in der Karte eingetragene Lagenbau (S L )
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mindestens die zweite Schieferung/Lagenbau. Die Schieferung ist definiert durch die Orientierung von Biotit und
Muskowit. Der Lagenbau wird definiert durch Orientierung von Lagen verschiedenen Mineralbestands. Rigidere Lithologien werden boudiniert, und in den Amphiboliten sieht man Foliationsboudinage. Der Kontakt zwischen
der Amphibolit-Marmor-Serie und der Biotitgneisserie ist
brekziös und scheint tektonischer Natur zu sein.
Der Haupttrend der Schieferung (S L ) ist im Westen flach
nach Norden einfallend; nach Osten hin fällt die Schieferung steiler nach Nordost und das Streichen dreht von
Ost–West nach Nordwest–Südost.
In den Amphiboliten kann es schwierig sein, den Lagenbau über mehrere Meter zu verfolgen, weil mesoskopische (<1 m) enge Chevron-Falten oftmals den Lagenbau
verfalten. Die Faltenachsenebenen dieser Falten spiegeln
den lokalen Trend der Schieferung wider (z.B. an Lokation
18.14). In der Biotitgneisserie hingegen wurden diese Falten seltener beobachtet.
Man kann aus der Karte interpretieren, dass dieser Lagenbau durch großmaßstäbliche (mehrere zehn bis mehrere hundert Meter) enge bis isoklinale, liegende Falten
(F 3 ) verfaltet wurde (D 3 ). Diese Falten sieht man selten im
Gelände (z.B. an Lokation 36.615, 27.9, und 4.10). Die
Falten betreffen wahrscheinlich Biotitgneisserie und
Amphibolit-Marmor-Serie gleichermaßen, aber in der
Amphibolit-Marmor-Serie wurden solche Falten nur an
Lokation 27.9 gefunden und dort ist der Aufschluss nicht
eindeutig.
Die großmaßstäblichen Strukturen sind extrem schwer
zu erkennen, aufgrund schlechter Aufschlüsse (im Verhältnis zum Deformationsgrad) und durch die Vielzahl an
späten kataklastischen Störungen.
Penetrativ ist eine Crenulation im cm- bis mm-Maßstab
entstanden, die den Lagenbau verfaltet. Sie ist am besten
in glimmerreichen Partien zu beobachten. Die Faltenachse dieser Kleinfältelung, die als LR in die Karte eingetragen ist, fällt zusammen mit der Faltenachse F 3 . Die Crenulation wird außerdem durch F 3 -Falten verfaltet (z.B. Lokation 3.5); daraus kann man die Crenulation als cogenetisch mit den F 3 -Falten interpretieren. Durch diese großen
Falten sind spätvariscische Pegmatite, die aber an Lokation 29.3 den Lagenbau durchschlagen, mitverfaltet.
Der Lagenbau wird weiterhin durch Kofferfalten mit
steilen Faltenachsen verfaltet. Diese Falten sind besonders gut an Lokation 1.1 aufgeschlossen.
Die letzte Generation sind großräumige (bis zu mehreren hundert Meter), offene, langweilige, aufrechte Falten
(D 4 ). Sie haben eine flach Ost–West-verlaufende Faltenachse, beispielsweise ist das Lackach-Moldaber-Hochkar eine Antiklinalstruktur dieser späten Falten. Mit diesen großräumigen Falten könnten offene Falten an Lokation 11.10 assoziiert sein.
Aufgrund der mitverformten Pegmatite können die liegenden lsoklinalfalten und die aufrechten offenen Falten
als alpidische Deformation angesehen werden, während
der Lagenbau und die Quarzlinsen aufgrund der Pegmatite präalpidisch sind.
Störungen
Kataklastische Störungen kommen häufig vor. Sie verlaufen oftmals in Tälern. Entlang der größeren Störungen
sieht man Versätze im Bereich von mehreren zehn Metern.
Das Streichen und Einfallen konnte nur bei der großen
Abschiebung, die über den Roten-Kögele-Mele-Grat verläuft, und bei der Nordwest–Südost-streichenden dextralen Seitverschiebung am östlichen Ende des Lackach330
Moldaber-Hochkars bestimmt werden. Bei der Seitverschiebung hat sich im Umgebungsgestein eine Harnischfläche entwickelt, die einer neuen Foliation entspricht. Bei
den anderen Störungen ist sowohl das Streichen und Fallen als auch die Bewegung unbestimmt. Duktile Störungen wurden nur einmal gefunden (Lokation 16.12).
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Ostalpinen Altkristallin
und im Thurntaler Komplex
auf Blatt 178 Hopfgarten in Defereggen
B ERNHARD S CHULZ
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Von einer Arbeitsgruppe des Instituts für Geologie der
TU Bergakademie Freiberg/Sachsen und des Instituts für
Geologie und Mineralogie der Universität Erlangen wurden die geologischen Aufnahmen auf Blatt Hopfgarten in
Defereggen fortgeführt. Sechs Diplomkandidaten begannen mit ihren Kartierungen im Südostteil des Blattes 178;
weitere Teile dieses Areals wurden vom Berichterstatter
begangen. Die Gebiete sind mit folgenden Ortsangaben
abgegrenzt:
1) Altkristallin des hinteren Kristeinertals zwischen Gölbner – Gumriaul – Reisachspitze – Schönkostalm (K.
L EUSCHNER, Freiberg)
2) Altkristallin des hinteren Kristeinertals zwischen Gölbner – Rappler – Paterskopf – Zarspitzen (A. TORN,
Freiberg)
3) Altkristallin des hinteren Kristeinertals zwischen den
Ahrnhörnern – Greinspitze – Gr. Ohrenspitze (K. W OLF,
Freiberg)
4) Thurntaler Komplex östlich des Villgratentals zwischen Heinfels – Außervillgraten – Tessenberger Alm
(D. Z ERNA, Freiberg)
5) Thurntaler Komplex und Altkristallin nördlich von
Strassen (B. S CHULZ, Freiberg)
6) Altkristallin östlich des Winkeltals zwischen Rautbach
– Abfalterer Alm – Tilliachbach (O. N IKLAS, Erlangen)
7) Altkristallin östlich des Winkeltals zwischen Tilliachbach – Gölbner – Moosbach (M. L ISCHIK, Erlangen).
In allen Kartiergebieten stehen außer dem Quartär die
metamorphen Gesteinsfolgen des ostalpinen Basements
an. Die Festgesteinsserien lassen sich dem vermutlich
altpaläozoisch abgelagerten Thurntaler Komplex und den
prä-oberordovizischen bis vermutlich spätpräkambrischen Psammopelit-Serien des Altkristallins s. str. zuordnen. Die variskische Hauptmetamorphose erreichte
im Thurntaler Komplex die Epidot-Amphibolitfazies. Das
Altkristallin nördlich des Thurntaler Komplexes ist variskisch amphibolitfaziell metamorph. Der ENE-streichende
Thurntaler Komplex wird im N und S von Altkristallin eingerahmt. Südlich des Thurntaler Komplexes besteht das
Altkristallin aus plattigen muscovitbetonten phyllitischen
Glimmerschiefern und quarzitischen Paragneisen. Biotit
und Granat treten auf. Ein wenige Meter mächtiger Biotit-Muscovit-Gneis mit Feldspat-Augen, wahrscheinlich
ein Orthogneis, lässt sich von Planitzen über Abfaltersbach und Geselhaus bis St. Jakob nördlich von Strassen
in einzelnen Aufschlüssen verfolgen. Die Südgrenze des
Thurntaler Komplexes mit chloritführenden bis chloritbetonten Phylliten sowie Amphibolschiefern kann man
durch den lithologischen Kontrast zu den im cm- bis dmBereich wechsellagernden phyllitischen Glimmerschie-
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fern und quarzitischen Paragneisen mit Biotit des Altkristallins gut fassen. In Straßenanschnitten westlich von Anras überprägen von starker Knickfaltung begleitete Aufschiebungen mit südgerichteter Bewegung der Hangendscholle den Kontakt beider Einheiten. Von Anras über
Kollreid streicht die Grenze zwischen Thurntaler Komplex
und südlichem Altkristallin etwa nach NW und ist im Bichler Wald bis zu einer Höhe von 1770 m anzutreffen. Das
Einfallen ist halbsteil nach NE. Im Bereich des Thurnbachs ist ein scharfes und wahrscheinlich störungsbedingtes Umschwenken der Grenze in eine nord–südliche
Richtung bei Einfallen nach E festzustellen. Altkristallin
tritt noch bei der Kapelle St. Jakob nördlich von Strassen
und in den Hängen südlich von Tessenberg auf. Bei der
Einmündung des Tessenberger Bachs reicht aber der
Thurntaler Komplex nach S bis an die Schotterebene des
Drautals.
Im Thurntaler Komplex zwischen Erlbach und Thurnbach dominieren Muscovit-Chlorit-Phyllite und ChloritPhyllite, in denen fallweise Granate auftreten. Es sind im
Südteil Amphibolschiefer eingelagert. Porphyroide sind
am Bichl anzutreffen. Mehrere nordfallende auffällige Horizonte von Porphyroiden mit großen Feldspat-Augen waren vom Bichl über das hintere Thurnbachtal bis zur Fronstadlalm zu verfolgen. Im hinteren Thurnbachtal wurde
ein Horizont mit 1 m Mächtigkeit und etwa 30 % Modalbestand an Pyrit und Chalkopyrit aufgefunden. Wahrscheinlich bildet dieses Lager eine streichende Fortsetzung der aufgelassenen Sulfid-Lagerstätte des Gampen
nördlich von Tessenberg. Zwischen Heinfels und Außervillgraten bilden die Serien des Thurntaler Komplexes
eine weitgespannte Muldenstruktur mit halbsteil nach E,
N und S fallenden Flanken. Im Bereich der Fronstadlalm
und Tessenberger Alm steht die von E herüberstreichende hangende Serie der Porphyroide mit großen FeldspatAugen an. Die mächtigen Amphibolit-Vorkommen von
Heinfels und Außervillgraten, feinkörnige quarzitartige
Porphyroide und Chlorit-Muscovit-Phyllite sowie vermehrt Muscovit-Phyllite gehören zu einer liegenden Serie, welche die Hänge östlich des Villgratenbachs aufbaut.
Die Nordgrenze des Thurntaler Komplexes verläuft entlang des Rautbachs und wird dort von einer steilstehenden kataklastischen Störung überprägt. Wahrscheinlich
bildet die Rautbach-Störung eine östliche Fortsetzung
der Kalkstein-Vallarga-Linie. Lithologisch kann man die
Grenze mit einem Übergang von Muscovit-Chlorit-Phylliten, graphitischen Phylliten und Muscovit-Phylliten des
Thurntaler Komplexes zu biotitführenden phyllitischen
Glimmerschiefern mit vereinzelten cm-dicken Lagen von
Paragneis, quarzitischem Paragneis und Kalksilikatgneis
des Altkristallins fassen. Im Bereich von Grüneben ist die
Grenze durch Großhangbewegungen verlegt und lässt
sich erst wieder nördlich des Ascher Kaser als steilstehende schmale Übergangszone erkennen.
Zwischen Winkeltal im W und Kristeinertal im E schließt
sich eine breite Zone mit phyllitischen Glimmerschiefern
des Altkristallins nach N an den Thurntaler Komplex an. In
dieser monotonen Paragesteinsfolge mit bereichsweise
Granat führenden Glimmerschiefern und lediglich cm- bis
dm-mächtigen Paragneis-Lagen fallen nur ein Amphibolitband nördlich des Gerichts und ein weniger als 10 m
mächtiger heller Orthogneis zwischen Schupferalm und
Rautalm auf. Bei wechselndem Einfallen streicht diese
Serie in Richtung ENE. Das fazieskritische Mineral Staurolith wurde dort in den Metapeliten bisher noch nicht gefunden. Eine nördliche Begrenzung dieser Serie kann man
zwischen Moosbach, Gumriaul und Viehkaserwald im
Kristeinertal nur unscharf festlegen. Im Gipfelbereich des
Gölbner, in der Celaralm und um die Reisachspitze streichen Glimmerschiefer mit Muscovit, Biotit und Granat
aus, die mit m-mächtigen quarzitischen Paragneisen
wechsellagern. Am NE-Grat des Gölbner und im Gölbnerboden gibt es Glimmerschiefer und Paragneise mit bis
4 cm großen Granaten. Ein verfalteter schwarzer Graphitquarzit fiel bei 2300 m in der hinteren Celaralm auf. Amphibolite und Amphibolgneise treten in weniger als 2 m
mächtigen Lagen im Ostgrat des Gumriaul und südlich
des Zarschartl auf. Einen besonderen Fund stellt ein Serpentinit am Forstweg zur Villfurtalm dar. Bisher wurde ein
derartiges Gestein aus dem Altkristallin südlich der Defereggen-Antholz-Vals-Linie noch nicht beschrieben.
Mehrere südfallende Bänder mit feinkörnigen Biotit-Orthogneisen streichen von den Ahrnhörnern und dem
Rappler über das Seealpl und den Paintnerknoten ins
Kristeinertal hinunter und sind dann weiter nach E in den
Hängen beiderseits des Ringelbachs bis in die Zare zu
verfolgen. Paterskopf und Zarspitzen sind dann allerdings aus den hangenden Glimmerschiefern aufgebaut.
Der Orthogneis streicht unter den Glimmerschiefern hindurch und ist dann wieder nordöstlich dieser Gipfel anzutreffen. Das nördlichste Vorkommen der Orthogneisbänder baut den Gipfelbereich des markanten Bocksteins
auf. Glimmerschiefer und kompakte Biotit-Paragneise
trennen die Orthogneisbänder voneinander. Südöstlich
des Paterskopfes gibt es bei 2600 m ein Vorkommen von
Marmor inmitten der Biotit-Orthogneise. Die Paragesteine im N und Liegenden der Orthogneisbänder unterscheiden sich etwas von den hangenden Glimmerschiefern.
Auffällig sind hier Glimmerschiefer mit bis cm-großen Plagioklas-Blasten und ein leukokrater Muscovit-QuarzFeldspat-Orthogneis. Letzterer tritt am Hochstein, in der
Bocksteinscharte, südwestlich der Gr. Ohrenspitze und
am Bocksteinsee als bis 10 m mächtige Einschaltung
auf.
Das Altkristallin wird von zwei Gangscharen durchzogen. Eine Gangschar mit bis 15 m mächtigen Tonalit-Porphyriten zeigt oft eine Zonierung mit feinkörnigen Rändern und mittleren Korngrößen im Zentrum. Das Streichen ist etwa NW–SE bei steilem aber auch flachem Einfallen. Diese Gangschar kann vom Gölbnerboden über
den Gölbner-NW-Grat hin in den SE-Grat des Gumriaul
und weiter bis in die obere Ascher Alm verfolgt werden.
Feinkörnige und maximal 2 m mächtige Lamprophyre bilden eine NE–SW-streichende Gangschar. Nordöstlich
des Gölbner, aber auch an etlichen anderen Stellen streichen diese steilstehenden Gänge aus. Größere und auch
morphologisch auffällige Störungslinien streichen W–E,
NW–SE und untergeordnet auch NE–SW. Aufzuführen
sind hierzu eine W–E-Störung nördlich des Ochsensees
und NW–SE-Störungen zwischen Mondsee und Bocksteinsee sowie zwischen Zarschartl und dem Südwesthang des Paterskopfes.
Rückzugsstadien mit kleineren Moränenwällen sind in
allen Karen und ehemaligen Firnmulden zu finden. Ein
auffallend langer (1,3 km) Moränenwall verläuft in der Königswiese im Anstieg zum Sichelsee. Als besondere
quartäre Bildung ist ein Blockstrom oder Blockgletscher
im Kar oberhalb der Celaralm und südöstlich des Gölbner
zu erwähnen. Das obere Ende des Blockgletschers befindet sich bei 2600 m, das zungenförmig ausgebildete untere Ende liegt bei 2300 m. Die Breite beträgt etwa 200 m.
Die durchschnittliche Größe der Gesteinsblöcke beträgt
1 m 3. Bisher wurde noch kein vergleichbar typischer
331
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Blockgletscher in den Deferegger und Villgrater Alpen
aufgefunden. Weitere auffällige quartäre Bildungen sind
großflächige Hangrutsche und Talzuschübe. Vor allem
beiderseits des Thurnbachs sind große Bereiche der Hänge abgesetzt. Kleinere aber noch gut erkennbare Anbrü-
che über der Waldgrenze liegen oberhalb der Rautalm, in
der Abfalterer Alm und bei Grüneben. Auffällige Nackentälchen im Bereich der Villfurtalm im Kristeinertal lassen
erkennen, dass hier mehrere hundert Meter breite Hangabsetzungen vorhanden sind.
179 Lienz
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
in der Schobergruppe
auf Blatt 179 Lienz
M ANFRED L INNER
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Im Debanttal der Schobergruppe wurde die Revision
und Ergänzung der Diplomkartierungen der Arbeitsgruppe S PAETH (RWTH Aachen) fortgesetzt. Das Kristallin wurde dabei einheitlich dargestellt, die Bedeckung als geologischer Körper abgegrenzt und neu gegliedert. Die bei
den Diplomkartierungen generell nicht berücksichtigten
Massenbewegungen wurden ergänzt. Die Ergebnisse
sind in einer Manuskriptkarte im Maßstab 1:25.000 zusammengefasst.
Das bearbeitete Gebiet umfasst das mittlere und innere
Debanttal vom Talboden bis in die Kammregion. Schleinitz, Hochschober, Südliche Talleitenspitze und Törlkopf
NW der Seichenköpfe bilden die Eckpunkte. Für dieses
Gebiet liegen die Diplomkartierungen von F. VAN B ETTERAEY , P. F EESER , M. K NAAK , M. L ÜRKENS , R.-D. L UX und C.
M ESSERSCHMID vor. Weiters konnte die geomorphologische Kartierung von H.W. B UCHENAUER (1990) in die quartärgeologische Gliederung einbezogen werden.
Lithologie
Das Schoberkristallin besteht in der Hauptmasse aus in
sich variierenden Paragneisen und Glimmerschiefern. Orthogneise und Metabasite treten in unterschiedlichen
Mächtigkeiten und oft gemeinsam auf. Hinzu kommen
Pegmatitgneise und Quarzite, selten Marmore. Vereinzelt
finden sich tonalitische Ganggesteine.
Bei den Metabasiten lassen sich reine Amphibolitkörper von Amphibolitkörpern mit Eklogitamphiboliten unterscheiden. In der regionalen Verteilung zeigt diese Unterscheidung eine Zone mit Eklogitamphiboliten im südlichen Bereich des bearbeiteten Gebietes. Als Grenze zwischen den Bereichen mit und ohne Hochdruckgesteine ist
etwa eine Linie zwischen Kl. Mirnitzspitze – Gaimberger
Alm – S Mitteregg zu ziehen.
Südlich dieser Linie sind zahlreiche Eklogitamphibolitkörper aufgeschlossen. Vom NW-Grat der Großen Mirnitzspitze ziehen Eklogitamphibolite bis in den Wandfuß
der Alkuser Rotspitzen. Gegen ESE finden sich kleinere
Körper im Schulterbachkar und der Umgebung der Trelebitschalm. Westlich der Rohracheralm und im Geißlitzgraben markieren Eklogitamphibolite die Fortsetzung der
Hochdruckgesteine in die NE-Talseite des Debanttales.
Weiter südlich ist in den Nordwänden von Schleinitz und
Sattelköpfen eine ausgedehnte Eklogitamphibolitzone
aufgeschlossen.
Die Eklogitamphibolite sind lithologisch vielfältig, oft
sind sie fein- bis mittelkörnig und gebändert. Hornblendereiche Typen zeigen Omphazitsprossung und führen mit332
unter Biotit. Charakteristisch ist die Wechsellagerung mit
ebenfalls in sich variierenden Amphiboliten, Glimmerschiefern, Para- und Orthogneisen. Diese Vergesellschaftung tritt auch in kleinen Metabasitvorkommen, wie W der
Rohracheralm oder bei der Trelebitschalm, auf. Die Eklogitamphibolite dieser kleineren Metabasitvorkommen erscheinen stärker retrograd überprägt. Sie zeigen jedoch,
dass Metabasite unabhängig von ihrer Mächtigkeit Kristallinbereiche mit Hochdruckmetamorphose markieren
können.
Im inneren Debanttal finden sich zumeist nur geringmächtige Amphibolitlagen und -linsen. Ein mächtiger Amphibolitkörper baut die Glödis auf und streicht gegen ESE
ins Weißenkar. Ein zweiter größerer Amphibolitkörper im
Perschitzkopf reicht von E her ins Arbeitsgebiet. Beide
sind mit Orthogneiszügen verknüpft und besonders randlich sind Wechselfolgen mit Paragesteinen ausgebildet.
Die Amphibolite sind durch Amphibol- bzw. Plagioklasvormacht meist gebändert. Biotit belegt oft die Schieferungsflächen, während Granat eher selten vorkommt. Nur
melanokrate Granat-Hornblende-Gneise und Hornblende-Garbengneise führen Granat. Generell sind in den Metabasitkörpern im inneren Debanttal keine Eklogitamphibolite zu finden und damit ist kein Hinweis auf Hochdruckmetamorphose gegeben.
Die Orthogneise treten wie erwähnt oft gemeinsam mit
Eklogitamphiboliten oder Amphiboliten auf. Orthogneise
ohne Metabasite sind in der Umrahmung von Grünleitenkar und Geißlitzkar, sowie im Bereich der Seescharten
aufgeschlossen. Allgemein sind sie lithologisch vielfältig,
wobei grobkörnige Zweiglimmeraugengneise, feinkörnigmassige Orthogneise und leukokrate Hellglimmer-Orthogneise typisch sind.
Pegmatitgneise finden sich gehäuft von der Alkuser
Rotspitze bis zum Trelebitschkopf als konkordante, verfaltete Lagen. Sie erscheinen recht inhomogen mit grobblättrigen Muskovitaggregaten und variierender Turmalin- und Granatführung.
Bei den Paragesteinen wechsellagern meist auf engem
Raum Paragneise und Glimmerschiefer und zeigen durch
schwankende Modalbestände alle Übergänge. Daher erscheint es sinnvoll die Paragesteine mit einheitlicher Signatur darzustellen. Mitunter können bestimmte Lithologien über größere Bereiche dominieren. Als Beispiele sind
Quarzglimmerschiefer, welche die breiten Rücken S von
Glödis und Debantgrat aufbauen, oder feinkörnige, violettbraune Paragneise im Bereich Gößnitzkopf – Talleitenspitze zu nennen.
Quarzitische Paragneise und Glimmerquarzite gehen
über in weiße bis graue Quarzite. Quarzitische Gesteine
sind im Bereich Steinkar – Perschitzkar – Schwalbenwänd
gehäuft anzutreffen. Graue Quarzite sind mit graphitischen Paragneisen und Glimmerschiefern vergesellschaftet. Teilweise graphitisch pigmentiert sind auch die
Kalkmarmore in der Ostflanke des Hochschober. Letz-
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tere sind durch Glimmer und Quarz führende Lagen fein
gebändert und weisen mit Kalksilikatlagen Übergänge zu
den Metapeliten auf.
Tonalitische Ganggesteine beschränken sich auf eine
E–W-streichende Zone vom Debantgrat über den Rücken
S der Glödis bis zum Gößnitzbach. Es handelt sich um
melanokrate, fein- bis mittelkörnige, massige Gesteine,
die teilweise leicht verschiefert erscheinen.
Strukturen
Das Schoberkristallin weist eine mehrphasige Deformationsgeschichte auf. Im vorliegenden Bericht wird die
regionale Lagerung und der Verlauf markanter Störungszonen kurz diskutiert.
Nördlich der Linie Gartlsee – Zusammenfluss Debantbach-Gößnitzbach – Nd. Gradenscharte streichen die
Gesteine in W–E-Richtung und fallen steil in nördliche
oder südliche Richtung. Südlich der genannten Linie ist
der geologische Bau des Schoberkristallins durch mittelsteil bis flaches Fallen schwankend um die SE-Richtung
charakterisiert. Im Perschitzkar ist der Übergang von der
steilstehenden W–E-Streichrichtung in die NW–SEStreichrichtung mit flacherem Einfallen zu beobachten.
Steilstehende Störungen streichen vorwiegend in
NW–SE- und E–W-Richtung. Die NW–SE-verlaufende Debanttal-Linie (T ROLL et al., 1976) verläuft parallel zur dextralen Iseltal-Störung. Eine auf den Talboden des Debanttales beschränkte Störungszone scheint indes nicht gegeben zu sein. Vielmehr zeigt sich eine Schar von Störungen, die in der SW-Talseite in den Kammbereichen von
Törlkopf (S Gartlsee), Tscharnakt und Grünleitenköpfen
gut aufgeschlossen sind. Im Kammbereich zum Lesachtal
häufen sich zwischen Debantgrat und Südlicher Talleitenspitze E–W-streichende Störungen, deren Versatz gering
erscheint.
Quartäre Bedeckung
Im Debanttal ist die spät- und postglaziale Gletscherund Blockgletschergeschichte beispielhaft für den zentralalpinen Bereich S der Hohen Tauern dokumentiert. Die
Gliederung folgt weitgehend der geomorphologischen
Kartierung von B UCHENAUER (1990).
Der spätglaziale Haupttalgletscher hat im Talboden
Endmoränenwälle bei der Gaimberger Alm, Hofalm und
Lienzer Hütte hinterlassen. Zeitlich sind das Gaimberger-Alm- und Hofalm-Stadium mit Daun und der LienzerHütte-Stand mit dem Egesen-Maximalstand zu parallelisieren. Ausgedehnte Ablagerungen vom Lienzer-HütteStand bedecken den Talboden innerhalb der Lienzer
Hütte, den Mirnitzboden und das Schulterbachkar. Ältere
Moränenwälle (Senders, Gschnitz) sind im Perschitzkar,
Gaimberger Feld, Geißlitzkar, Grünleitenkar und Trele-
bitschkar erhalten. Jüngere egesenzeitliche Stände nach
Auflösung des Haupttalgletschers sind im innersten Debanttal, Gößnitzbachtal, Anstieg zum Kalser Törl und
Gartl erhalten.
Die postglaziale Vergletscherung im Debanttal ist aufgrund der Südexposition schwach entwickelt. Vom Maximalstand der Gletscher um 1850 sind Wälle vom Viehkofelkees (E Debantgrat) und dem Gletscher in der Hochschobersüdostflanke erhalten. Kleinere Wallreste weisen
auf postglaziale Vergletscherung im Kar W Gößnitzkopf
und an der Nordflanke der Alkuser Rotspitze.
Das zentralalpine Klima der Schobergruppe und die damit verbundene relative Trockenheit bedingt, dass die
Schneegrenze deutlich höher liegt als die Permafrostgrenze. Daher sind Blockgletscher weit verbreitet. Das
Material für die Blockgletscher liefern meist Schutthalden, teilweise auch Moränen (z.B. Grünleitenkar, Kar W
Gößnitzkopf). Alle Zustände von fossilen Blockgletschern
über inaktive bis hin zu aktiven Blockgletschern sind
vorhanden. Eindrucksvoll erscheint ein riesiger fossiler
Blockgletscher im Steinkar. Auch unterhalb der heutigen
Waldgrenze finden sich fossile Blockgletscher (E Trelebitschalm). Mitunter lässt sich eine Abfolge von Blockgletschern erkennen, wobei die jüngeren den älteren auflagern und aktiver sind. So hat sich beispielsweise im Kar
W vom Keeskopf eine sehr mächtige Schuttanhäufung
durch Blockgletscher entwickelt.
Massenbewegungen
Talauswärts nimmt der Umfang an Massenbewegungen zu. Dies kann auf den zunehmend eingetieften Talboden zurückzuführen sein. Auf der SW-Talseite sind alle
Rücken, die quer ins Debanttal hineinragen, an der Stirn
aufgelockert. Das Gaimberger Feld auf der NE-Talseite ist
ebenfalls von größeren Massenbewegungen erfasst.
Im inneren Debanttal finden sich kleinere Rutschungen
am Ostfuß der Mirnitzschneid. Östlich vom Tscharnakt ist
im nächsten Rücken talauswärts bereits eine großflächige Rutschmasse entwickelt. Durch eine weitere großflächige, aber weniger tiefgreifende Rutschung ist der Rücken NW der Trelebitschalm aufgelockert. Den Hang zwischen Trelebitschalm und Nußdorfer Alm zerlegt eine
schön entwickelte, tiefgreifende Massenbewegung.
Treppenförmige Morphologie mit Nackentälchen zeigt
eine Schar von Trennflächen und lässt Toppling (Kippung)
als Mechanismus erkennen.
Das Gaimberger Feld ist durch zwei großflächige Sackungen aufgelockert. Die Trennflächen weisen nur geringe Versetzungsbeträge auf. Stirnseitig sind keine größeren Auflockerungen zu erkennen. Wahrscheinlich haben diese beiden Sackungen nur ein initiales Stadium
entwickelt.
204 Völkermarkt
Bericht 1998
über geologische Aufnahmen
im Quartär
auf Blatt 204 Völkermarkt
F RIEDRICH H ANS U CIK
(Auswärtiger Mitarbeiter)
Geologische Begehungen wurden im Berichtsjahr ausschießlich im Bereich des Jauntales durchgeführt, wobei
es vor allem um die Schließung der flächenmäßig oft sehr
ausgedehnten Kartierungslücken im Bereich der eiszeitlichen, späteiszeitlichen bis rezenten Schotterflächen
ging. Die Begehungen zeigten freilich (wie schon 1997),
dass
1) die flächenhafte Kartierung der einzelnen Terrassen
wegen der oft km-weiten Ausdehnung und der verbreiteten Bewaldung derselben (z.B. Dobrowa) sowie wegen der teilweise nur relativ geringen Niveauunter333
©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at
schiede zwischen den Terrassen (häufig unter 3–4 m)
im Gelände sehr schwierig, wenn überhaupt exakt
möglich ist;
2) die großräumigen Zusammenhänge vom Boden aus
häufig nicht mit Sicherheit erkannt werden können.
In beiden Fällen wird erst die stereoskopische Auswertung der Luftbilder wesentliche Fortschritte bringen. In
den verschiedenen, meist ausgedehnten und mächtigen
Sand-Kies-Terrassen wurden zahlreiche Abbaue angelegt, von welchen heute freilich schon viele verlassen und
daher mehr oder weniger verrutscht und verwachsen, ja
teilweise wiederaufgefüllt und eingeebnet sind und daher
keinen Einblick mehr in den Untergrund ermöglichen. Einige wenige, meist in Abbau stehende und dadurch bereits ausgedehnte und tiefreichende Gruben bieten aber
interessante Aufschlüsse; in der großen, aktiven Grube
ca. 900 m E Kohldorf bzw. in der in Abbau stehenden Grube ca. 1 km W von Mittlern sind stellenweise zwischen
hangenden und liegenden Kies-Sand-Schichten bis über
5 m mächtige Feinkornablagerungen („Lehm“) aufgeschlossen, die auf das zeitweilige Vorhandensein von lokalen Seen während der Späteiszeit hinweisen. In einer
kleinen Grube wenige hundert Meter NW von Kohldorf
sind geschichtete Stillwassersedimente im Hangenden
von s-ki-Schichten deutlich geneigt – vielleicht Ablagerungen eines Sees über Toteis, nach dessen Abschmelzen die Schichten kippten.
Bei Peratschitzen haben die aus der mächtigen späteiszeitlichen Schotterterrasse von Wasserhofen – Kühnsdorf
austretenden reichlichen Quellwässer mächtige Kalktuffschichten abgesetzt. Diese Tuffe lieferten jahrhundertelang einen beliebten Baustein; der letzte Abbau wurde
erst nach dem 2. Weltkrieg eingestellt und ist nun schon
weitgehend verschüttet und verwachsen. Eine Wiederaufnahme der Tuffsteingewinnung ist wohl auszuschließen, da auf einem großen Teil des Vorkommens zahlreiche neue Siedlungshäuser erbaut wurden.
In einer großen Schottergrube beim GH Pirouc S von
Lanzendorf (heute Betonwerk Fa. Wutte) ist eine schöne,
etwa gegen NE bis N gerichtete Deltaschüttung in das
ehemalige Seebecken Sablatnig-Moor – Turnersee hinein
zu erkennen. Über s+ki steht hier wahrscheinlich Grundmoräne an (ein neuer Eisvorstoß?).
Bei den Detailkartierungen konnten auch einige auf der
Karte von B OBEK nicht eingetragenen Moränenwälle neu
334
aufgefunden bzw. die auf der Karte eingezeichneten Wälle aufgegliedert werden (z.B. Umgebung des Seerain =
Kote 432 E des Slabatnig-Moores, N des Kotschubabaches westlich Eberndorf, NE Kohldorf, N St. Steran, Bei
Proboj NW von Sittersdorf u.a.m.).
Auch bei der Untersuchung der wenigen, bisher noch
nicht aufgenommenen Festgesteinsaufschlüsse im Jauntal (mit Ausnahme der Felsaufschlüsse unmittelbar entlang der Stauseeufer, die nur von einem Boot aus zugänglich sind) konnten einige bemerkenswerte Ergänzungen
bzw. Berichtigungen gegenüber den bisherigen Kartenunterlagen vorgenommen werden:
1) Die Triasscholle von Humtschach am rechten Stauseeufer (unmittelbar flußabwärts des KW Edling) besteht nicht nur aus Wetterstein(?)kalken, sondern auch
aus allenfalls nur schwach kalkigem Dolomit.
2) Felsaufschlüsse unmittelbar W von Brenndorf (WNW
Peratschitzen) werden nicht von Tonschiefer-Phylliten
gebildet, wie es die Bezirksübersichtskarte von
B ECK-M ANNAGETTA zeigt, sondern von den ebenplattigen, feinstkörnigen, altpaläozoischen Wackensandsteinen, wie sie im Jauntal und Raum Völkermarkt
weitverbreitet auftreten.
3) Der Höhenrücken unmittelbar N des Klopeiner Sees
wird – wie Aufschlüsse an seinem Südrand entlang der
Straße zeigen – von mäßig fest verkitteten, horizontal
lagernden Kiesen aufgebaut, und nicht von (losen)
Vorwürmschottern, wie auf der Übersichtskarte Völkermarkt eingetragen; auf Grund der nur mäßigen Verkittung dürfte es sich um eine interglaziale Nagelfluh
(etwa wie die Hollenburger Nagelfluh) handeln und
nicht um Sattnitzkonglomerat, das die Berge südlich
des Sees aufbaut (Gratzarza). Die auf der „Karte der
Umgebung von Klagenfurt“ im Bereich des Höhenrükkens verzeichnete Grundmoräne überzieht lediglich
diese Nagelfluh.
Mit Ausnahme der Kartierung der Felsaufschlüsse unmittelbar entlang der steilen Stauseeufer und einiger kleiner Kontrollbegehungen, die sich nach der Luftbildauswertung ergeben, ist nun die Geländearbeit auf Blatt 204
zwischen der Saualpe im Norden und dem Bereich der
Karte der östlichen Karawanken im Süden grundsätzlich
abgeschlossen.
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