Hier können Sie den Ökumenischen Zwischenruf

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Ökumenischer Zwischenruf 2016
Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.
Seit unserem letzten ökumenischen Zwischenruf von Anfang 2015 hat sich unser
Land spürbar verändert.
Kriege, Gewalt und Hunger vertreiben so viele Menschen wie noch nie aus ihrer
Heimat und zwingen sie zur Flucht.
Im vergangenen Jahr sind Hunderttausende unter lebensbedrohlichen
Umständen über das Mittelmeer oder auf dem Landweg nach Europa und zu uns
nach Deutschland gekommen.
Die Folgen der Krisen und Kriege in Syrien und in der Welt wirken sich im
Schicksal dieser Menschen auf Politik und Gesellschaft in Europa aus.
Viele machen sich Gedanken über die damit verbundenen aktuellen und
künftigen Anforderungen und ringen um Lösungen.
Wie diese aussehen müssen, zeigt der Prophet Jesaja auf, der bereits im Alten
Testament mahnt „Bietet Brot den Flüchtigen, denn sie fliehen vor dem Schwert,
… vor dem gespannten Bogen, vor der Gewalt des Kampfes“. Hieraus wird
deutlich: Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen hat
in der Bibel eine lange Tradition und gipfelt im Wort Jesu:
„Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“
In dieser christlichen Tradition steht auch die Bereitschaft, sich für die
ankommenden Flüchtlinge einzusetzen und Hilfen bereitzustellen. Diese
Unterstützung war im vergangenen Jahr und ist auch weiterhin enorm groß. An
ganz vielen Orten und Städten kümmern sich Bürgerinnen und Bürger mit
großem Einsatz und belegen damit auch, welche solidarische und demokratische
Kraft in unseren Gemeinden liegt. Beim Organisieren von Sprachkursen,
Unterstützen in Alltagsfragen, beim Begleiten zu Behörden und Ämtern, im
Eintreten für Rechte von Flüchtlingen und vielen weiteren Diensten engagieren
sich unzählige Einheimische für menschenwürdiges Ankommen und gelingende
Integration.
Dies gilt es zu bewahren und intensiv durch eine kommunale Struktur der
Unterstützung und Koordinierung zu sichern. Hierzu braucht das freiwillige
Engagement verlässlichen Rückhalt. Die Kirchen sehen sich in der Pflicht, auch
hier ihren Beitrag zu leisten.
Unsere Sorge und politische Verantwortung muss aber allen Menschen gelten, die
am Rande der Gesellschaft stehen, die sich als „Entkoppelte vom
gesellschaftlichen Wohlstand“ oder „ohne echte Chancen, zurückgelassen in
einem Leben in Armut“ empfinden.
Der Befürchtung, bei dem Ringen um Aufnahme und Integration der Flüchtlinge
übersehen zu werden oder finanzielle Einschränkungen hinnehmen zu müssen,
gilt es aufmerksam zu begegnen.
Ziel muss eine existenzsichernde und zukunftsfähige Förderung aller Menschen
sein.
Selbst wenn die Aufnahme von so vielen Menschen und ihre Integration in unsere
Gesellschaft nicht völlig ohne Schwierigkeiten verlaufen kann, sind wir
zuversichtlich, dass die mit der Aufnahme der Flüchtlinge verbundenen
Veränderungen so gestaltet werden können, dass vor allem die Chancen genutzt
werden. Dazu bedarf es aber einer konstruktiven und auf gemeinsames Ringen
ausgerichteten Politik.
Die evangelischen und katholischen Christen im Raum Passau fordern daher von
der Politik in Bund, Ländern und Kommunen, auf der Basis des im Grundgesetz
verankerten christlichen Menschenbildes die menschlichen Schicksale der
Geflüchteten zu sehen und den individuellen Bedürfnissen der geflüchteten
Menschen aber auch der Einheimischen gerecht zu werden.
Wir erwarten eine Politik, die über kurzfristiges Wahlkampfdenken hinaus
Impulse setzt für eine auf Solidarität angelegte Gesellschaft und dazu
entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Leitend dafür sind die Vorgaben
unseres Grundgesetzes hinsichtlich „Achtung der Menschenwürde", „Freiheit" und
"Rechtsstaatlichkeit". Gerade in diesem Zusammenhang ist auf einen
verantwortungsvollen Umgang der Politik mit den Massenmedien zu achten.
Wir brauchen eine Politik, die auf gegenseitiges Verstehen und interkulturelles
Verständnis abzielt und Integration und Teilhabe zügig voranbringt.
Denn die persönliche Lebensperspektive und eine gesicherte Existenz sind die
Grundlage für ein Hereinwachsen in unsere Kultur und Gesellschaft.
9. März 2016
Vorstand des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Passau
Dekanatsausschuss des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Passau
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