Fischzuchtbetriebe müssen sich neuen Anforderungen stellen! DLG Ausschuss für Fischzucht und –haltung zu Gast in Bayern Die diesjährige Sitzung führte die Mitglieder und Gäste des DLG Ausschusses für Fischzucht in die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft ins Institut für Fischerei nach Starnberg. Das Sitzungsmotto „Notwendige Anpassungen von Fischzuchtbetrieben an neue Anforderungen und Lösungen zur Sicherung des Erfolges“ beschäftigte die 16 Mitglieder mit den dazu geladenen Gästen und Referenten. Das Institut für Fischerei in Starnberg ist über die Bundesgrenzen hinaus bekannt für fischereiliche Ausbildung und es ist daher nicht verwunderlich, dass das Thema „Ausbildung und Fachkräftesituation in Fischerei und Aquakultur“ oben auf der Agenda der 28. Sitzung stand. Im laufenden Jahr bestanden 12 Absolventen den Meisterkurs zum Fischwirtschaftsmeister. In 2008 konnten in Starnberg 25 von 29 Auszubildende die Abschlussprüfung zum Fischwirt erfolgreich ablegen. Wie kann die Ausbildung verbessert werden, warum wandern viele Fischwirte nach der Ausbildung in andere Berufszweige ab und welche Lehrinhalte sollten zukünftig für eine bessere Fachkräftesituation sorgen? All diese Fragen wurden rege diskutiert. Erfolgreiche landwirtschaftliche Betriebe, so auch die Fischzuchten, setzen zunehmend auf engagierte Mitarbeiter, die gemeinsam mit den Familienmitgliedern den Betrieb gestalten. Ist so ein Mitarbeiter(in) erst gefunden und hat sich in das Unternehmen erfolgreich eingearbeitet, gilt es, diesen(e) über einen möglichst langen Zeitraum, zu beiderlei Zufriedenheit wohlgemerkt, im Betrieb zu halten. Wie man mit „motivierten Mitarbeitern den Betrieb gemeinsam, dauerhaft und nachhaltig führt“ wurde in einem Referat von Stefanie Wetekam vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen vorgestellt. Zeit für Mitarbeitergespräche, Ziele stecken und eine gute Mischung aus Lob und konstruktiver Kritik helfen Motivation zu schaffen und zu halten. Welche Möglichkeiten bestehen, Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen und steuerrechtlich zu empfehlen sind, erfuhr das Gremium ausführlich von Nathalie Quinger vom Bayerischen Bauernverband Beratungsdienst GmbH. Die Anpassungen an neue Anforderungen des Marktes sind in aller Regel mit Modernisierungen und somit mit Investitionen verbunden, die mit den jeweiligen Kreditinstitutionen abzustimmen sind. „Für Banken sind Fischzuchtbetriebe ein klares Nischensegment und gelten als Spezialimmobilie“, führte Dr. Brand-Saßen von der Landwirtschaftlichen Rentenbank aus. Diese Nischen sind oft dadurch gekennzeichnet, dass sie enorme Chancen aufweisen, aber auch Risiken bergen. Den Banken fehlen im Vergleich zu anderen Agrarbetrieben ganz klar die Vergleichszahlen und Branchenkennzahlen, deshalb werden die finanzierenden Banken das erhöhte „Nischenrisiko“ durch entsprechende Zinsaufschläge zu minimieren versuchen. Wie der Fischzüchter sein „Rating“, also die mathematisch ermittelte Ein-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit seines Kredits, bei der finanzierenden Bank verbessern kann, wurde an Beispielen dargestellt. Optimistisch stimmt die, laut Brand-Saßen, hohe Stellung des Agrar- und Nahrungsmittelsektors bei den Kreditinstituten im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen. Die an Fischzuchten gestellten neuen Anforderungen im Bereich Tiergesundheit und Hygiene wurde im Ausschuss ausführlich behandelt. Dr. Helmut Wedekind und Dr. Joachim Nilz, beide Mitglieder im DLG Ausschuss, stellten die Inhalte und Umsetzungen des EU Hygienepaketes und der Fischseuchenverordnung dar. Rege Diskussionen gab es zu den jeweiligen Betriebszuordnungen. Eine Frage, die nicht nur den Ausschuss beschäftigte ist, wann muss welcher Betrieb nach den verschiedenen Verordnungen registriert, genehmigt oder zugelassen werden? Zu den neuen Anforderungen in der Fischwirtschaft gehören, laut Dr. Christian Proske, der Rückgang der Niederschläge durch den Klimawandel und der enorme Preisdruck von Import TK Ware, wie der Pangasius aus Vietnam. Berhard Paulus erläuterte die Marktlage aus Sicht des Handels und unterstrich, dass die Primärerzeugungskosten auch in Asien kaum geringer seien, wohl aber die Verarbeitungskosten auf Grund der geringen Löhne. Gerade im asiatischen Sektor sei eine ausgezeichnete Verarbeitung möglich, die Ausschlachtung ist durch die Handarbeit besser und alles am Fisch findet in irgendeiner Form Verwendung. Er verwies auf die Dringlichkeit, dem erzeugten heimischen Produkt eine besondere Wertigkeit zu attestieren. Dies erfolgt im Biofischbereich und auch bei der Fangware durch das MSC Siegel – Marine Stewardship Council. Er plädierte für ein Nachhaltigkeitssiegel für Aquakulturprodukte aus allen Haltungsformen und hält einen DLG Aquakulturstandard für vielversprechend und marktfördernd. Werner Ruf, Gastgeber der Exkursion der Ausschusssitzung und Regionalvermarkter, unterstrich den Qualitätsaspekt und sieht einen Expansionskurs durch Marketingmaßnahmen, die diese Qualitätsparameter auch zum Kunden transportieren. Dies gilt nicht nur in der Direktvermarkung, sondern ist durch professionelle Präsenz als Regionalanbieter im LEH (Lebensmitteleinzelhandel) zu realisieren. Hier sei die DLG Produktprämierung seiner Ware sehr förderlich. Die Fischzucht Ruf konnte 2008 im Qualitätswettbewerb Fisch & Seafood für wärmgeräuchertes Saiblingsfilet und Lachsforellenfilet jeweils eine DLG Goldprämierungen erreichen. Rege Diskussionen gab es zum Thema Indoor-Fischfarmen, bzw. Kreislaufanlagen. Während einige Stimmen darauf verwiesen, eher die traditionellen Teichwirtschaften und Familienbetriebe im Regionalmarketing zu stärken, unterstrichen andere die Vorteile der standortunabhängigen Erzeugung und wiesen auf die Dringlichkeit hin, den kostbaren Produktionsfaktor Wasser optimal auszunutzen, wie es auch in anderen Nachbarstaaten bereits getan wird. Eine nachhaltigere Nutzung von Wasser muss kommen und wird auch kommen, darin bestand Übereinstimmung. Nach einem langen ersten Sitzungstag durften Mitglieder und Gäste des Ausschusses am zweiten Tag die Einrichtungen des Instituts für Fischerei besichtigen und starteten daraufhin zur Betriebsbesichtigung an verschiedene Standorte der Fischzucht Ruf. Kulinarischen Abschluss fand die Runde zu Gast bei der Familie Ruf in der Fisch-Feinkosträucherei Schießl in Denklingen. Die Exkursion stellte klar heraus, welche guten Möglichkeiten das Institut für Fischerei für eine hochwertige Aus-und Fortbildung in Bayern bietet. Weiterhin konnte das Gremium erkennen, mit wie viel technologischem Weitblick und Marktkenntnis die Familie Ruf sowohl in der Produktion als auch in der Verarbeitung zum bayerischer Vorzeigebetrieb avanciert, der seines Gleichen sucht.